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Mein Bruder, der Drachenbezwinger

Eine Geschichte aus Raivis' heiler Welt
von

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Mein Bruder

Mein Bruder Toris öffnet die Tür und kommt in unser Zimmer. Es ist ein regnerischer Nachmittag und die Regentropfen schlagen an das Fenster, was ich sehr gemütlich finde. Ich bin gerade dabei, das Feuer im Kamin zu schüren, damit es schön hell und warm brennt. Aber Toris hat weder Augen für den Regen noch für das Feuer. Sowieso ist sein eines Auge unter seinen Haaren versteckt und er bewegt sich langsam, ganz vorsichtig. Vielleicht will er nicht, dass ich ihn bemerke.

„Hallo, Toris“, sage ich.

Er hebt den Kopf und ein Lächeln zieht über sein blasses Gesicht. „Oh, Raivis. Was machst du denn hier?“

Ich stehe vom Kaminvorleger auf. Eigentlich sollte Toris sehen, dass ich das Feuer anfache, aber er ist nun einmal nicht so klug wie Eduard.

„Ich mache mehr Feuer.“

„Ah, verstehe. Dann werden wir es ja schön warm haben... wo ist Eduard?“

Gerade will ich sagen, dass ich es nicht weiß, als die Tür erneut aufgeht und Eduard herein kommt. Er sieht Toris an, hält kurz inne und runzelt besorgt die Stirn.

„Toris? Ist alles in Ordnung?“

Toris sieht ihn an, lächelt und zupft an seinem dünnen Hemd. „N-nun... ich...“

„Zieh das aus“, sagt Eduard knapp, doch Toris wirft mir einen zweifelnden Blick zu. Eduard folgt seinem Blick, sieht mich an und lächelt. „Raivis? Wärst du so freundlich, Toris einen Tee zu kochen?“

Ich nicke, denn ich tue immer gerne etwas für Toris. Er ist lieb zu mir und zu Eduard. Er ist überhaupt immer lieb, auch wenn er sich oft so vorsichtig bewegt oder ein Bein nachzieht. Und er stolpert erstaunlich oft und stößt sich. Das finde ich seltsam. So viele Ecken gibt es hier nämlich gar nicht, an denen man sich stoßen könnte.

Manchmal, wenn Toris zurückkommt oder gerade geht oder arbeitet, singt er ein Lied. Ich kenne es von niemand anderem als von ihm, aber er scheint es schon seit langer Zeit zu kennen. Zumindest klingt es so.

O meine müden Füße, ihr müsst tanzen

In bunten Schuhen,

Und möchtet lieber tief, tief

Im Boden ruhen.

Aus irgendeinem Grund summe ich dieses Lied vor mich hin, als ich das Zimmer verlasse.
 

„Sieh mal, Raivis“, sagt mein Bruder Eduard, während er das Geschirr spült und ich abtrockne. „Du solltest Toris in nächster Zeit ein bisschen in Ruhe lassen.“

„Ist er krank?“, frage ich und trockne einen Teller ab.

„Nein... nicht so richtig“, antwortet Eduard. „Aber er hat es nicht gern, wenn du ständig fragst, woher er sein blaues Auge hat.“

„Er sagt es mir ja nicht!“, verteidige ich mich. „Er will es mir nicht sagen. Und so oft kann er sich ja gar nicht stoßen. So ungeschickt ist Toris doch gar nicht.“

„Wenn er dir nicht sagen will, was passiert ist, solltest du das akzeptieren, Raivis.“

„Aber ich mache mir doch Sorgen um ihn“, sage ich und greife nach einer Tasse. „Er tut sich dauernd weh. Und er hat ganz seltsame blaue und rote Flecke auf seinem Rücken, über dem Popo.“

„Ach ja?“, fragt Eduard überrascht. „Woher weißt du das?“

„Ich habe es gesehen, als sein Hemd nach oben gerutscht ist.“

Eduard sieht mich aus den Augenwinkeln an und zieht den Stöpsel aus dem Spülbecken. „Raivis“, sagt er dann leise. „Toris will eigentlich nicht, dass ich es dir erzähle... aber du wirst ja sonst keine Ruhe geben, nicht wahr?“

„Du weißt, was passiert ist?“, frage ich und kann es kaum glauben. Andererseits ist Eduard ja schlau. Er weiß so gut wie alles.

„Ich sage es dir. Aber nur, wenn du versprichst, Toris nie mehr darauf anzusprechen und ihn ab jetzt in Ruhe zu lassen. In Ordnung?“

„Also gut“, sage ich und beuge mich vor. Ein Geheimnis. Geheimnisse sind aufregend.

„Es ist nämlich so“, beginnt Eduard mit gedämpfter Stimme, „dass Toris manchmal gegen einen Drachen kämpfen muss.“

„Gegen einen Drachen?“, wiederhole ich verwirrt.

„Ja. Der Drache entführt von Zeit zu Zeit eine Jungfrau, und Toris muss sie retten.“

„Wieso kann das nicht jemand anders machen?“, fragte ich misstrauisch. „Sollen doch die Jungfrauen ihre eigenen Brüder mitbringen.“

Eduard lächelt mich an und zuckt die Schultern. „Du weißt doch, wie Toris ist. Er muss immer allen helfen.“

Ich nicke zustimmend. „Toris ist lieb, nicht wahr?“

„Oh ja, das ist er. Er nimmt es freiwillig auf sich, dass der Drache ihn verletzt.“

„Und deswegen ist er so blau und rot auf dem Rücken?“

Eduard nickt. „Es war der Drache, Raivis. Toris kämpft gegen ihn und besiegt ihn auch jedes Mal, aber er spricht nicht gern darüber... du weißt, wie bescheiden er ist. Also sprich ihn besser nicht darauf an, in Ordnung?“

„Also gut“, sage ich, obwohl ich Toris gerne viele Dinge fragen würde. Wie so ein Drache genau aussieht und ob es schwierig ist, gegen ihn zu kämpfen. Ich bin stolz darauf, dass Toris so etwas tut.

Am Abend liege ich im Bett neben meinem Bruder, dem Drachenbezwinger, und träume von geretteten Jungfrauen.
 

Mein Bruder Toris setzt sich auf die Bettkante. Seine Kleider sind in Unordnung, sein Hemd ist bis zu seiner Brust offen. Es ist ein seltsamer Geruch an ihm, der im Stoff seiner Kleider hängt und in seinen Haaren klebt. Der Geruch weht zu mir herüber, doch ich kann ihn nicht einordnen. Es ist etwas Süßliches, Drückendes, aber auf eine Art, die ich nicht kenne und mit nichts, was ich kenne, vergleichen kann.

Eduard schläft schon, ich kann sein ruhiges Atmen hinter mir hören. Durch die Dunkelheit sieht Toris sich nach uns beiden um, aber ich glaube, er erkennt nicht, dass ich noch wach bin. Er wendet sich ab, knöpft das Hemd vollständig auf, streift es ab, steht auf, steigt aus seiner Hose, wirft die Kleider über einen Stuhl, nimmt das alte T-shirt vom Fußende, das er immer zum Schlafen trägt, und zieht es über seinen Kopf. Seine Haare sind noch wirrer, als sie es sowieso schon waren. So leise wie möglich hebt er die Decke an und schiebt sich darunter. Ich kann ihn fast neben mir spüren, so nah ist er. Auch der Geruch ist noch da. Er kitzelt in meiner Nase und ich glaube, dass ich niesen muss, aber dann muss ich es doch nicht.

Toris rutscht ein wenig hin und her und ich spüre, wie er an der Decke zupft. Dann liegt er einen Moment lang still und atmet ein und aus, bevor er in dieser feinen Melodie zu singen beginnt. Es ist eine andere Strophe als die, die er sonst singt, fällt mir auf.

O meine heißen Wangen, ihr müsst glühen

Im wilden Kosen,

Und möchtet lieber blühen

Zwei weiße Rosen.

Ich glaube, ich wusste vor langer Zeit einmal, was Kosen bedeutet, aber ich habe es vergessen. Ich werde Toris danach fragen, oder Eduard. Aber nicht jetzt, ich bin so müde. Nicht jetzt.

Deswegen schlafe ich ein und vergesse, wonach ich fragen wollte.
 

„Hör mal, Raivis“, sagt mein Bruder Eduard und schlägt sein Buch zu, wobei er allerdings einen Finger zwischen die Seiten klemmt, damit er gleich wieder die richtige Stelle zum Weiterlesen findet. Eduard ist schon ziemlich schlau.

„Was denn?“, frage ich.

„Ich denke nicht, dass Toris Honig in seinen Tee braucht.“

Überrascht sehe ich das Honigglas in meinen Händen an. „Aber er ist doch krank, oder?“, frage ich.

„Ja, schon. Aber...“

„Und wenn man krank ist, muss man Tee mit Honig trinken, oder?“

„Ja, schon“, sagt Eduard und schiebt mit der freien Hand seine Brille zurecht. „Aber Toris hat nicht so eine Art von Krankheit, Raivis. Verstehst du, was ich meine?“

Ich überlege. „Er hustet nicht und seine Nase läuft nicht und Fieber hat er auch nicht.“

„Genau.“

„Aber er liegt den ganzen Tag lang im Bett und ist so müde.“

„Er wird bald wieder aufstehen“, sagt Eduard beruhigend und ich weiß, dass es so sein wird, weil das, was Eduard sagt, immer stimmt. „Er muss sich nur noch ein bisschen ausruhen.“

„Wovon den?“, frage ich. „Was hat ihn so müde gemacht?“

Eduard blinzelt einmal, und ich weiß, dass er das tut, wenn er nachdenkt.

„Hat es etwas damit zu tun, dass er erst so spät in der Nacht zurück kommt und seine Kleider ganz verrutscht sind und er komisch riecht?“

„Findest du, er riecht komisch?“

„Ja. Irgendwie süß, aber irgendwie auch nicht. Ich weiß nicht. Wieso riecht er so, Eduard?“

„Weil...“, beginnt Eduard, doch dann muss er noch einmal kurz überlegen. „Weil er immer abends loszieht, um den Wichteln zu helfen.“

„Wichtel?“, wiederhole ich verblüfft. „Wo wohnen die?“

„In einer ganz besonderen Art von Blume, die einen schweren, süßen Geruch hat.“

„Danach riecht Toris immer, wenn er zurück kommt!“, sage ich, weil mir plötzlich ein Licht aufgegangen ist.

„Ganz genau. Außerdem musst du wissen, dass Wichtel sehr lebhaft sind... sie hüpfen um ihn herum und ziehen an seinen Kleidern. Es ist ziemlich anstrengend mit ihnen.“

Ich nicke bedächtig. „Aber wieso geht er dann immer hin, wenn es so anstrengend ist?“

„Weil die Wichtel ihn rufen“, antwortet Eduard. „Sie brauchen von Zeit zu Zeit ein bisschen Zuneigung... und Toris kann ihnen ihre Bitte nicht abschlagen.“

„Er ist zu lieb dafür, nicht wahr?“

„Ganz genau.“

Nachdenklich kaue ich auf meiner Lippe herum. Ich wusste gar nicht, dass Toris so ein Held ist.

„Ich möchte ihn fragen, ob er mir beim nächsten Mal einen Wichtel mitbringen kann“, sage ich eifrig.

„Lieber nicht, Raivis“, erwidert Eduard schnell. „Du weißt doch, Toris spricht nicht gern über das, was er tut. Es würde ihn sehr verlegen machen, wenn du ihn darauf ansprechen würdest.“

„Schade“, sage ich enttäuscht. Ich hätte gern einmal einen Wichtel gesehen.
 

Mein Bruder Toris stößt die Tür auf. Sicher kommt er gerade von den Wichteln, denn sein Hemd ist schon wieder aufgeknöpft bis zum Bauchnabel. Und sein Kuhstall steht offen.

„Eine Kuh, zwei Kühe“, sage ich.

Toris sieht Eduard und mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Versteckt euch“, keucht er und presst eine Hand an seine Seite, als sei er sehr weit gelaufen. „Schnell!“

„Was ist passiert?“, fragt Eduard alarmiert und schlägt sein Buch zu, ohne die Seite zu markieren.

„Vier Kühe, fünf Kühe“, sage ich.

„Versteckt euch“, wiederholt Toris atemlos. „Ich habe... ich h-habe... wenn er mich findet... wenn er euch findet...“

„Alles klar“, sagt Eduard, obwohl zumindest mir gar nichts klar ist. Er steht auf und nimmt meine Hand. „Komm mit, Raivis. Hier rein.“

Er öffnet den Kleiderschrank und schiebt mich hinein. Ich quetsche mich in die hinterste Ecke zwischen die Wintermäntel. „Was ist denn los, Eduard?“, frage ich verwirrt.

Eduard legt nur den Finger an die Lippen. „Sei still, Raivis“, zischt er und ich sehe, dass Toris schon wieder weg ist. „Du darfst keinen Mucks machen, okay? Gar keinen. Sei ganz still.“

„Läuft Toris vor dem Drachen oder den Wichteln weg?“, frage ich noch, aber da schließt Eduard die Holztür vor meiner Nase. Ich höre, wie seine Schritte den Raum verlassen.

Wieso erklärt mir niemand, was los ist?, frage ich mich und beginne aus Trotz, weiter zu zählen. „Sieben Kühe, acht Kühe, neun Kühe, zehn...“

Ich höre etwas und halte inne. Eduard hat doch gesagt, ich solle still sein, nicht wahr? Also halte ich mir den Mund zu und lausche.

Jemand betritt das Zimmer. Er hat schwere Schritte, nicht so leichte wie ein Wichtel, deswegen muss es der Drache sein. Der Drache scheint in unserem Zimmer nach etwas zu suchen, denn ich höre die Decken rascheln und Bücher zu Boden fallen. Eduard wird nicht froh darüber sein. Er sorgt gut für seine Bücher.

Die Mäntel um mich herum riechen nach Mottenkugeln. Ich mag nicht hier drin sitzen, wo es so eng und dunkel ist. Da draußen ist ein Drache, ein richtiger Drache. Zwar sind Drachen gefährlich, aber falls es gefährlich wird, wird Toris kommen und mich beschützen und ihn besiegen, nicht wahr? Außerdem will ich für mein Leben gern einen echten Drachen sehen. Nur ein ganz kleiner Blick durch den Türspalt, mehr nicht. Danach werde ich mich wieder verstecken und mucksmäuschenstill sein, wie Eduard es mir gesagt hat. Der Drache wird mich überhaupt nicht bemerken.

Ich lege eine Hand an die Tür und drücke sie auf.
 

„Sag mal, Raivis“, sagt mein Bruder Eduard leise und streicht über meinen Kopf. „Wieso bist du nicht in deinem Versteck geblieben?“

„Ich wollte den Drachen sehen“, antworte ich, oder zumindest hoffe ich, dass er das verstehen kann. Meine Stimme ist seltsam piepsig. Vielleicht muss ich wieder weinen, weil es so wehtut.

„Oh, Raivis“, sagt Eduard auf diese „Oh, Raivis“-Art, aber diesmal klingt er viel lieber und sanfter als sonst. Er greift nach einem Stück von einem weißen Stoff. Das Zeug kenne ich. Er hat es immer benutzt, um die Wunden zu versorgen, die Toris nach seinem Kampf mit dem Drachen hatte. Diesmal hat der Drache mich erwischt und in seine Höhle verschleppt. Vielleicht hätte ich gegen ihn kämpfen sollen, aber ich bin kein Kämpfer. Ich bin nicht so tapfer wie Toris. Diesmal hat der Drache mich verletzt. Eduard zieht den Stoff zurück und es sind rote Flecken darauf. Das kenne ich. Es ist Toris' Blut. Ach nein, diesmal ist es ja mein Blut.

„Armer Raivis“, sagt Toris und klingt dabei so erstickt, als müsste er gleich weinen. Ich hebe den Kopf und sehe ihn an, weil mir plötzlich etwas einfällt.

„Der Drache hat gesagt, er will dich sehen. Heute Abend noch.“

Toris wird sehr blass und sieht mich an. „H-heute Abend?“, bringt er hervor.

„Ja“, antworte ich, „das hat er gesagt. Das ist doch gut, oder? Dann kannst du ihn besiegen.“

Langsam senkt Toris den Blick. Er sieht etwas verwirrt aus, aber vor allem anderen ängstlich. Eduard legt eine Hand auf meine Schulter, obwohl das ein bisschen weh tut. „Du sollst doch nicht mit ihm über den Drachen reden“, zischt er mir zu. Ich blinzele, als es mir einfällt. Natürlich, das soll ich nicht.

„Es tut mir Leid, Toris“, sage ich.

„Nein“, murmelt Toris und schüttelt den Kopf. „Nein. Mir tut es Leid, Raivis. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass so etwas passiert.“

„Es war nicht deine Schuld, Toris“, sagt Eduard und wendet sich ihm zu.

„Natürlich war es das.“ Toris' Stimme zittert so sehr, dass ich ihn gern trösten würde, aber ich weiß nicht, womit. „Wenn ich ihm einfach gehorcht hätte... wenn ich ihn einfach gelassen hätte...“

„Es war nicht deine Schuld“, wiederholt Eduard, doch er wirkt selbst nicht ganz überzeugt.

Toris wischt sich über die Augen und steht auf. Seine Knie zittern. „Ich gehe dann mal“, sagt er leise, dreht sich um und geht zur Tür. Kurz bevor er den Raum verlässt, fällt mir noch ein, womit ich ihn trösten kann.

„Toris?“

Er sieht sich um. Seine Augen glänzen, als wären sie nass.

„Ich habe dich trotzdem lieb.“

Sein Gesicht verzerrt sich auf eine seltsame Art. Wahrscheinlich soll es ein Lächeln sein. Dann ist er verschwunden.

Eduard hinter mir seufzt tief und greift noch einmal nach dem weißen Stoff. „Also gut, Raivis. Halt still, du blutest wieder.“

Ich beiße mir auf die Lippe und liege still da, während Eduard das Blut abwischt. Es brennt. Ich frage mich, ob er wütend auf mich ist.

„Eduard? Habe ich etwas falsch gemacht?“

Er schweigt einen Moment lang. Dann legt er den Stoff beiseite und streicht durch meine Haare. „Es ist nicht wichtig, ob du etwas falsch gemacht hast oder nicht“, murmelt er. „Du wolltest Toris nicht schaden.“

„Nein“, sage ich. Wie käme ich denn dazu?

„Und egal, was du getan oder nicht getan hättest... früher oder später wäre es ja doch so gekommen. Früher oder später hätte Toris doch...“

Ich will noch fragen, was Toris früher oder später hätte, aber dann bin ich zu müde dazu. Ich habe viel geweint, das ermüdet. Eduard lächelt, als ich gähne.

„Schlaf ruhig, Raivis. Ich passe auf.“

Er wirkt angespannt und erschöpft, aber er lächelt trotzdem. Langsam schließe ich die Augen und kuschle den Kopf in das Kissen. Ich bin müde, aber die Schmerzen hindern mich daran, mich zu entspannen. Und plötzlich ist mir, als würde ich Toris' Stimme in meinem Kopf hören. Ganz leise und ganz weit entfernt. Ich höre ihm zu. Er singt wieder einmal sein Lied.

O meine armen Augen, ihr müsst blitzen

Im Strahl der Kerzen,

Und lieber schlieft ihr aus im Dunkeln

Von euren Schmerzen.
 

(Nochmal für die, die den Disclaimer nicht gelesen haben: Das Lied stammt aus "Leonce und Lena" von Georg Büchner. Gehört mir nicht.)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2011-10-03T17:32:48+00:00 03.10.2011 19:32
Die FF ist genial geschrieben, allerdings ich sie nicht ganz verstanden xD (ich bin dumm :P) ...
Von:  Gokiburi
2011-03-08T20:53:47+00:00 08.03.2011 21:53
Ganz ehrlich ?
Als ich die FF gerade gelesen habe,sind mir Tränen über die Wangen gelaufen.

Diese kindliche naivität von Raivis ist so süß und traurig und die Erklärungen von Eduard sind einfach nur zum schmunzeln xD

Am Ende ist sogar so eine Art Wut in mir aufgestiegen, weil Raivis einfach nicht im Schrank geblieben ist und nur wegen der neugier so leiden musste...

Ins gesamt ist das ein wundervolles Werk!
Die Beschreibungen,die Handlung usw. - perfekt.

Aber ich frage mich, wie Raivis jetzt mit dem 'Drachen' umgehen wird ?



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