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Verdammte Anziehungskraft!

...nur fliegen ist schöner
von

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Ich bin nur einfach nicht nett!

Mein Wecker klingelte. Mühsam, müde zog ich meine Hand

unter der warmen Decke hervor und ließ sie auf diesem nervigen

kleinen Ding nieder. Dann öffnete ich die Augen und schaute

verschlafen auf die Anzeige. Sieben Uhr morgens zeigte er mir an.

Verdammtes Scheißteil! Meiner Meinung nach verging die Nacht

ja immer viel zu schnell. Mit den schönen Dingen des Lebens war

das leider immer so und...

Ich musste feststellen, das, dass Wochenende einfach viel zu

schnell vergangen war. Ich hatte es genutzt, um mich mal ausgibig

auszuschlafen und zu faulenzen. Die letzte Woche war ohnehin

ziemlich stressig gewesen, besonders der gestrige Tag. Den sollte

ich mir mal ganz schnell aus dem Gedächtnis streichen.

Diese dumme Murmel!
 

Ganz langsam quälte ich mich gähnend aus dem Bett und schlich

förmlich zu meinem Schrank. Dort suchte ich mir eine Boxer und

den Rest der Klamotten herraus, unter anderem die Hose von Freitag,

die ich da einfach in eine Ecke des Schrankes katapulktiert hatte und

verschwand anschließend im Bad um der täglichen Morgenrotine

nachzugehen.

Unten hörte ich schon, wie meine Mutter in der Küche rumhantierte.

Sicher war sie schon gegen sechs aufgestanden, um meinem Vater

Frühstück zu machen und wenn sie einmal wach war, konnte sie

auch nicht mehr einschlafen. Selbst an ihren freien Tagen. Ich

könnte das nicht und würde sofort wieder ins Bett fallen wie ein

Toter. Ich hatte nämlich einen gesegneten Schlaf, aus dem mich fast

nichts weckte. Nicht mal Danny schaffte das. Aber mein Wecker, der

hatte wirklich den eklichsten Ton der Welt wie ich fand.
 

Als ich die Treppe mehr herunterschlich, als ging, steckte meine

Mutter tatsächlich ihren Kopf aus der Küche.

"Da bist du ja...bist du gestern wieder so spät ins Bett gegangen? Du

siehst ziemlich geschlaucht aus.", bemerkte sie mit einem besorgten

Blick.

"Geht.", ich kratzte mich gähnend am Kopf und stellte meine Tasche

im Eingang ab. Dann setzte ich mich auf den Boden und zog mir

meine Chucks an. Meine Mutter hielt mir meine Brotdose direkt vor die

Nase. Sie war rot. Rot war meine Lieblingsfarbe. Man könnte meinen

das es einem 17-jährigen peinlich sein könnte, wenn die eigene Mutter

ihm noch sein Pausenbrot machte.Mir aber, war das ganz recht. Es

ersparte mir extra früher aufzustehen. Dazu war ich morgens einfach

zu müde.

Hin und wieder, wenn meine Mutter früh los musste, machte ich mir

mein Pausenbrot auch selbst, aber wenn es sich anbot, das sie es

machte, lehnte ich es bestimmt nicht ab. Ich nahm ihr die Dose ab

und stopfte sie in meine Tasche, dabei rutschte ein Block mit lauter

Zetteln herraus.

"Ohje, du hast das ja immer noch nicht sortiert. Wieso legst du für

deinen ganzen Zettelwust nicht mal Ordner an, damit nicht mehr

alles durcheinander fliegt?", sie schüttelte genervt den Kopf. Ich

war eben nicht der ordentlichste Mensch. Ich persönlich, kam mehr

mit meiner Unordnung zurecht. Wenn mein Zimmer, oder meine

Tasche mal aufgeräumt waren, fand ich noch viel weniger wieder.

Meine Lehrer beschwerten sich auch schon immer darüber. Der

Einzige, der sich davon nicht stören lies war Danny. Doch im

Gegensatzt zu mir war bei ihm immer alles sauber und präzise

sortiert. Auch wie er das schaffte war mir ein Rätzel. Zumindest

würde das keiner vermuten, der ihn nicht richtig kannte.

"Tja, ich komm halt so besser klar.", meinte ich noch unschuldig

und stand dann auf. "Ich werd dann mal, bis nachher."

"Bis nachher."
 

Bis zu meiner Schule waren es nur so circa zehn Minuten Fußweg

und ich hatte noch fünfzehn Minuten Zeit. Als wir damals

hierherzogen, hatten meine Eltern großen Wert darauf gelegt

möglichst nahe der Schule zu wohnen. Hier gab es nämlich Grund,

-Gesamtschule und ein Gymnasium. Das war ziemlich praktisch.

Danny und ich gingen auf die Gesamtschule. Wir kannten uns schon

seid dem Kindergarten und hatten seid jeher immer das Glück in

einer Klasse zu sein. Besonders gut war es für mich. Immer, wenn ich

meine Hausaufgaben nicht hatte, konnte ich diese problemlos

von meinem besten Freund abschreiben. Ich war zwar nicht dumm,

aber leider ziemlich faul. Schämen tat ich mich dafür nicht. Die, die

sich darüber aufregten waren meine Lehrer und gelegentlich meine

Mutter. Mein Vater schüttelte darüber nur den Kopf.

Am Eingang hockte schon Danny mit seiner Freundin auf der Mauer.

Sie war eine Klasse unter uns. Seid sie sich mal zufällig beim

Sportunterricht kennengelernten, waren sie unzertrennlich. Zu der

Zeit war ein Lehrer kurzfristig ausgefallen und so wurden die Stunden

zusammengelgt. Manchmal klebten sie schon fast wie altes Kaugummi

aneinander. Fast jede Pause schlief mein vermeindlich bester

Freund mich mit sich, um sich mit ihr zu treffen. Wir saßen meist

in einer der hinteren Ecken des Pausenhofes. Und jedes mal durfte ich

ihnen beim Turteln zusehen. Wunderbar. Manchmal ging mir das

dermaßen auf den Keks, das ich mich in die Raucherecke verzog.

"Hey du Schlafmütze, da bist du ja...", rief mein bester Freund mir zu,

wärend er fröhlich, munter einen Lolly lutschte. Für mich persönlich

war das am frühen Morgen ja viel zu süß.

"N' morgen.", murmelte ich müde vor mich hin.

Danny sprang von der Mauer und half Kati herunter. Dann umarmte

er mich einmal zur Begrüßung und ich erwiederte verschlafen, dann

war Kati dran.

"Morgen Alex. Hast du nicht Lust auf nen Lolly? Vielleicht belebt etwas

Zucker ja deinen Geist.", bot sie mir an. Kati liebte Lollys,denn sie

hatte immer welche dabei. So ziemlich zu jeder Tages und Nachtzeit.

So hatte es mir Danny mal nebenbei erzählt. Wissen wollte ich das

ja nicht, aber danach wurde ich ja nicht gefragt. Ich war manchmal

wirklich arm dran.

"Ne lass mal. Brauch keinen Zuckerschock am Morgen.", gab ich von

mir, wärend Danny mich Richtung Schule schob.

"Ich glaub ja, das dir das ganz gut tuen könnte. Jetzt beweg mal deine

Beine mal, sonst kommen wir nie an der Klasse an.", Kati kicherte

amüsiert. Was war denn jetzt so lustig?

"Na, ich werd dann mal losgehen, wir sehen uns dann in der großen

Pause.", verabschiedete sie sich und gab Danny noch einen Kuss. Wieso

war sie sich so sicher, das WIR, ich war der Annahme, das sie Danny und

mich meinte, uns in der großen Pause sehen würden? Wurde ich

eigendlich auch mal gefragt, was ich wollte? Achja...ne wurde ich nicht.

"Jab, bis nachher.", dann wante er sich wieder mir zu. Er zog eine

Augenbraue hoch und zog ne lange Schnute.

"Alex, wir kommen zu spät."

"Dann trag mich und beschwer dich nicht.", gab ich in einem lieblichen

Ton von mir.

"Faule Socke.", gespielt empört verzerrte sich sein Gesicht. Das war

so lustig, das ich anfangen musste zu Lachen. Danny schlug sich die

Hand an die Stirn und grinste einmal breit. Auweia. Nicht gut.

Mit einem Mal spürte ich, wie er mich in die Seite pixte.

"Hihi, aahh, neee das ist unfair.", ich hatte schon Tränen in den

Augen.

"Tja, das kommt davon, wenn man so faul ist. Los, auf auf, Morgenstund

hat Gold im Mund.", sagte der König der Langschläfer. Darin war er

eigendlich noch besser als ich. Es war immer so herrlich gewesen mit

ihm. Bevor er Kati kennenlernte, war das nämlich Tagesordnung an

den Wochenenden. Immer, wenn wir beieinander übernachteten und

Abends erst spät von einer Party zurückkehrten, wurde den morgen

darauf erstmal ordenlich ausgeschlafen. Kein Generve, kein Gequängel

oder so. Doch das ging jetzt natürlich nicht mehr so oft. Klar, die Beiden

waren richtig vernarrt ineinander und waren auch oft zusammen. Ich

verübelte es ihnen nicht. Kati war ein echt sympatisches Mädchen.

Danny gehörte nämlich zu den Menschen, die sich so ziemlich jeder

Situartion irgendwie anpassen konnten, weshalb er auch innerhalb der

Klasse und den anderen Jahrgängen sehr gut ankam. Er war fröhlich,

verteilte immer gute Laune und war dabei trotzdem immer er selbst.

Das mochte ich schon immer an ihm. Ich war zwar auch nicht

unbedingt ein stummer Fisch, jedoch teilte ich mich nicht ganz so

offen mit wie er. Naja jeder is ja anders.

Wärend ich so in meine Gedanken vertieft war, bemerkte ich nicht,

das Danny es doch tatsächlich geschafft hatte, das sich meine Füße

in Bewegung setzten und wir mitlerweile an der Klasse angekommen

waren. Der Schulgong hatte mich wieder so halb wachgerüttelt.

"Mensch gerade noch rechtzeitig. Alex? Pennst du schon wieder im

Gehen?", er wedelte mir mit der Hand vor der Nase herum. Müde

schlug ich sie zurück. Er kicherte. Gemeinheit. Seinen armen, müden

besten Freund auszulachen.

"Du bist wirklich eine Schlafmütze."

Ach ne.

"Tze...", machte ich und schmollte. Wieder lachte Danny.

Kaum das wir richtig auf unseren Plätzen saßen, wurden wir von

einigen unserer Mitschüler begrüßt und dann kam auch schon der

Lehrer herein. Schnell wurde es stillt.

Englisch...Oh scheiße und ich hatte ganz vergessen Danny nach den

Hausaufgaben zu fragen. Das würde wieder Mecker geben. Das fing

ja gut an. Ich hasste Stress. Ich wusste schon gar nicht mehr wie viele

Lehrer mir versuchten zu erklären, das es auch mein eigener Verdienst

war, wenn ich Stress bekam und solle einfach mal meine Hausaufgaben

machen und vor allem nicht kneifen und treten. Aber...ich war halt

chronisch faul und wenn mich jemand dumm anmachte, oder sich

unbedingt mit mir prügeln wollte, würde ich bestimmt nicht nur dumm

dastehen und warten bis mich die Faust ins Gesicht traf. Ich war keiner

der unbedingt auf Streit aus war, aber wer austeilte, so hatte es mir

meine Mutter in der Grundschule beigebracht, musste auch einstecken

können. Scheinbar waren die Lehrer dieser Weißheit nicht mächtig.

Zumindest kam es so rüber.
 

Zurückzum Thema.

Der Lehrer quatschte noch irgendwas von guten Morgen und kündigte

dann an, das er die Hausaufgaben nachschauen wollte. Verdammt.

Immer wenn ich sie hatte, schaute er sie nicht nach. So war das doch

so ziemlich immer. Heimtükich war das. Das machte er sicher extra, nur

um mich zu ärgern. Vielleicht hatte der Lehrer ja hellseherische Kräfte

oder sowas und kam von einem anderen Planeten. Zumindest machte er

manchmal den Eindruck. Er war dürr und hatte eine riesige Brille auf der

Nase und mit den spitzen Wangenknöcheln sah er ziemlich

angsteinflößend aus. Also im Dunklen wollte ich ihm nicht begegnen.

Kurz schüttelte es mich und ich verzog ein wenig das Gesicht. Und just

in diesem Moment, stand er vor mir. Ich bemerkte wie es sich über mir

verdunkelte. Die Köpfe drehten sich in meine Richtung. Ja, alle aus der

Klasse wussten, das es jetzt spannend wurde.

Er stand direkt vor mir und hatte eine Augenbraue hoch gezogen. Ich

erschrack kurz.

"Wahh!"

"Alexander!", sprach er in einem unheilsamen Ton, "Wo bist du nur

wieder mit deinen Gedanken?"

"Öh....weiß nicht.", alle starrten uns an. Ich konnte spüren wie Danny

sich ein fettes Grinsen verkniff.

"Hast du deine Hausaufgaben?", fragte er. Mist, eine passende Ausrede.

In den Trockner...ne das war letzte Woche,...

"Hat ein Hund gefressen. Einer von diesen Hackenbeißern."

"Wieso sollte ein Hund deine Hausaufgaben fressen?"

"Weiß nicht...vielleicht mochte er das weiße Papier so gerne, oder

er mochte mich einfach nicht.", ich zuckte mit den Schultern. In der

Klasse ging ein amüsiertes Tuscheln umher. Jeder hier wusste,das der

Lehrer bei mir Hopfen und Mals verloren sah. Er legte Zeigefinger und

Daumen zum Ansatz der Nasenwurzel und zwischen die Augen, und

massierte diese Stelle und sah ziemlich verzweifelt aus.

"Es ist doch immer das Selbe mit dir. Was soll ich nur mit dir machen?"

Mich in Ruhe schlafen lassen, ersparrte Stress für uns Beide. Doch der

Lehrer sah das offentsichtlich nicht so wie ich.

"Okay, du wirst das zu morgen nachholen und noch eine Strafarbeit

machen. Das ist jetzt schon das vierte Mal in diesem Monat."

Ne oder?

"Aber...was kann ich dafür, wenn dieser Köter meine Hausaufgaben

frisst?", legte ich noch Wiederspruch ein.

"Kommt nicht in Frage!", er wirkte schon leicht gereizt. Fand ich

witzig. Okay...das war jetzt nicht besonders liebenswert an mir, aber

es war ja bekanntlich kein Mensch perfekt...stimmt doch...
 

Als die Stunde vorbei war konnte ich wieder aufatmen. Bestimmt eine

halbe Stunde hatte er noch über Moral und Respekt geredet. Da sollte

mal einer sagen, ich machte zu viel Stress...von wegen, das war eine

Gemeinheit! Jawohl!

Wie sich dann zum Schluss herrausstellte, denn er kontrollierte

die Hausaufgaben doch noch, hatte Danny den Kram gemacht, wie

meistens, das er die mal vergas war selten. Oder nein, ich hatte es ja

nicht vergessen, ich war nur chronisch faul.

Würde man so gar nicht vermuten, wenn ich daran dachte, wie viel er

mit seiner Freundin beschäftigt war. Dabei stellte ich fest, das ich noch

nie ne Beziehung hatte, die länger als drei Monate hielt, danach hatte

ich meistens keine Lust mehr. Meist war es auch mehr Sex, als Liebe.

Liebe war für mich so ein weiter Begriff, er konnte in die verschiedensten

Kathegorien aufgeteilt werden.
 

Nach den ersten drei Stunden saßen wir dann auf unserem Stammplatz

in der hinteren Ecke des Pausenhofes. Danny hatte Kati gerade von

meinem Auftritt in Englisch erzählt und lachte sich ins Fäustchen.

Auch Katie, die schon wieder einen Lolly im Mund hatte, amüsierte sich

köstlich. Sie hatte schon Tränen in den Augen und es roch so schrecklich

süß nach Erdbeere.

"Hihi... Alex, du bist einfach unglaublich. Der Hund wars also ja?"

"Klar...was kann ich denn dafür, wenn der Lehrer so dumme Fragen

stellt? Fragt mich, ob ich die Hausaufgaben habe...", nörgelte ich und

verzog das Gesicht.

"Du wirst immer besser. Geil wars letzte Woche, wo er die Geschichte mit

dem Trockner erzählte.", lenkte Danny ein, Kati wischte sich die Tränen

aus den Augen.

"Ja stimmt, das wusste der ganze Jahrgang und alle haben sich totgelacht

über den Lehrer.Aber... Gemein ist es ja schon."

Tja, das Leben war nun mal nicht fair und das würde es nie sein. Das

Schlimmste aber war, das er mich "Alexander" nannte. Wah, wie ich das

hasste so genannt zu werden!

"Stimmt. Sei doch mal etwas netter, der Arme wird wegen dir noch mal

nen Herzinfakt erleiden.", stellte Danny fest. Natürlich wünschte ich

niemandem Tod. Ich war halt nur einfach nicht nett, wenn ich es nicht

wollte. Manchmal war ich es, und manchmal eben nicht. Meistens

war das nicht mal Absicht, nur irgendwie meine Art... oder so. Mein Gott

es ist halt niemand perfekt.

Kaum das ich diesen Gedankenfluss beendete, fing das Gekuschel

wieder an. Danny hier, Kati da...und in Hamburg fällt ein Baum um... Ich

war hier überflüssig. Da viel mir ein...ich hatte heute noch keine geraucht.

"Mach ma fünf Minutentherine.", Danny schaute zu mir rüber und

lächelte.

"Okay. Wir sehen uns dann nacher. Lass dich nicht erwischen.", ich nickte.

Wann hatten sie mich das letzte mal erwischt... war schon etwas her.

Wer hatte schon Lust auf Strafarbeiten und Pausenhofdiest...das war

langweilig ... dann nahm ich meinen Rucksack und verdünnisierte mich

über den Schulhof in einen der Büsche. Dabei musste ich mich erst an

einem der Lehrer vorbeischleichen, der hier Aufsicht hatte. Sich nicht

erwischen zu lassen war das A und O. Nur wer das beherrschte konnte

straffrei und vor Allem stressfrei eine rauchen.

Ohne das lässtige Nachsitzen war die Welt doch viel angenehmer.

Die drei Mal hatten mir gereicht. Wenn man da so dumm rumsaß,

konnte eine Minute schon eine kleine Ewigkeit sein und die ganze

Zeit wurde man vom Lehrer angestarrt, das man auch ja die

Strafarbeit verrichtete, war wie im Knast. Einmal da hatte ich mich

aus dem Fenster verdünnisiert, das Zimmer lag ja zum Gück im

Erdgeschoss, als der Lehrer kurz raus war. Ich weiß noch wie

der Typ mir hinterherschrie wie ein Irrer, als er es bemerkte. Das da

niemand bleiben wollte, konnte man doch verstehen.
 

Ich war dann also in der Raucherecke angekommen, sah mich noch

um und als Niemand zu sehen war, zündete ich mir eine Zigarette an.

Heute war mal niemand da, außer ich. Auch gut.

Herrlich...Entspannung stellte sich ein. Ich steckte eine Hand in

meine Hosentasche und bemerkte plötzlich etwas Rundes, kleines.

Dieses verdammte Mistding!

Ich holte die kleine Murmel aus meiner Hosentasche und betrachtete

sie zum ersten Mal richtig. Sie war pink und hatte diesen kitschigen

Perlglanz, der bersonders bei kleinen Mädchen sehr beliebt war.

Ich hasste pink. Das passte so gar nicht zu rot. Das biss sich doch.

Ja genau, das war eindeutig ein weiterer Grund sie nicht zu mögen.

Außerdem machte sie nur Stress und zu viel Stress war ja bekanntlich

nicht gut fürs Herz.

Aus irgendeinem Grund steckte ich sie dann aber doch wieder ein.

Ich musste verrückt geworden sein!
 

Als die Schule aus war trennte sich mein Weg von dem,von Danny

und Kati. Danny ging heut mit zu Kati und die wohnte in der anderen

Richtung. Wir verabschiedeten uns und jeder ging seines Weges.

Auf halben Wege holte ich meine Schachtel Zigaretten hervor und

dieses verdammte Mistding fiel dabei herraus. Ich hörte nur noch wie

sie auf den Weg direkt vor meine Füße knallte und ich darauf trat,

ausrutschte und dabei noch jemanden mitriss. Meine

Zigarettenschachtel flog einmal im hohen Bogen weg. Ich hatte gar

keine Zeit ihr hinterherzutrauern denn...

Plums, landeten wir auf einer Wiese, direkt am Wegesrand.

Komischer Flug. Verdammte Anziehungskraft!

Beim Fallen hatte ich die Augen vor Schreck verschlossen. Als ich

den Boden unter meinen Händen und diesen Körper unter mir fühlte

öffnete ich sie ganz langsam wieder. Das Erste was ich sah war diese

kleine pinke Murmel, die lustig vor sich hinkugelte.

"Fuck! Verdammtes Mistding!", schrie ich die Murmel an.

"Schrei nicht so!", hörte ich eine Stimme unter mir.

Und...Oh schreck. Ich sah diese schwarzen Haare und dieses Gesicht,

das ich mir aus welchem Grund auch immer eingeprägt hatte.

Wie hieß er noch gleich...denk nach Alex...ach dein

Namensgedächtnis...wie ein Toastbrot.

"Fynn!", ja genau...es war mein kleiner stummer Fisch.

Nun öffnete auch er die Augen und sah mich wieder so verwirrt an. So

wie letzte Woche Freitag. Dann verzogen sich seine Züge.

"Ja Fynn, wärst du wohl so freundlich von mir runter zu gehen? Du

bist schwer.", äußerte er sich todesmutig. Schwer? Von wegen! Mein

kleiner stummer Fisch war ja gar nicht mehr so stumm und

schüchtern wie ich dachte. Da wurde mir mal wieder klar, das der

erste Eindruck manchmal auch ein falscher sein konnte.

Ich rückte von ihm. Kurz streifte sich mein Blick mit seinem und ich

klebte für eine winzige Sekunde an seinen blaugrauen Augen.Mensch,

jetzt wusste ich schon welche Augenfarbe er hatte. Von dieser winzigen

Zeitspanne mal abgesehen, konnte ich mich jetzt wohl als Weltmeister

in Sachen Augenfarben erkennen betrachten. Jetzt war ich aber Stolz.

Ich reichte ihm meine Hand und zog ihn hoch. Dann sah ich ihn zum

ersten Mal so richtig an. Er war gar nicht mal so winzig, wie es mir erst

in den Sinn kam. Er wirkte durch seine Erscheinung doch etwas

kleiner. Er war ziemlich schmal und zierlich genaut und er war

auch recht leicht beim hochziehen. Kein Wunder, das ich ihn erst

für kleiner hielt. Doch am Freitag war ich wohl einfach zu genervt um

das zu bemerken.

Allerdings stellte ich mir jetzt die Frage, warum um alles in der Welt

wir uns nur jedes Mal so über den Weg "fallen" mussten? Wenn das

noch ein drittes Mal passierten sollte, müsste ich mir vielleicht mal

ernste Gedanken über den Sinn des Ganzen machen.

"Hey, alles klar soweit?". fragte ich ihn ohne eine besondere Emotion

in meiner Stimme. Er nickte.

"Ja.", seine Augen richteten sich auf den Boden und sahen diesem

kleinen, rollenden Ding hinterher, das auch schon letztes Mal für

seinen Sturz verantwortlich war. Er ging wenige Schritte und hockte

sich zu ihr herunter um sie aufzuheben. Er schaute sie mit

Begeisterung an. Seine Augen fingen an zu leuchten. Das blendete

ja fast. Diese Begeisterung konnte ich irgendwie nicht teilen.

"Was macht denn diese pinke Murmel hier?", rief er mir zu und ich

fragte mich, wieso das Ding nicht einfach in irgendeinem Gullydeckel

verschwunden war.

"Ist mir aus der Tasche gefallen.", meine Augen suchten nach meiner

geliebten Zigarettenschachtel. Schemenhaft sah ich die weiße

Plastikschachtel im Gras liegen. Ja Plastik! Ich drehte selber, das war

günstiger. Nachdem mein bester Freund damit aufhörte, schenkte er

mir das Ding.

"Achso, dann bist du darüber gestolpert und hast mich mitgerissen?",

kombinierte er scharf. Ich überlegte einfach nein zu sagen.

"Ja.", sagte ich nickend. Auf einmal mutierte ich zum "Ja-Sager".

Scheiße, was war nur mit mir los?

"Um genau zu sein bist du am Freitag auch darüber gestolpert. Da ist

sie mir auch aus der Tasche gefallen war.", erklärte ich.

Nun standen wir uns beide gegenüber und er schaute auf seine Hand

in der immer noch die Murmel lag.

"Ja, das stimmt.", wow, drei Worte. "Das hatte Danny ja erzählt."

Das hatte ich nun fast wieder vergessen. Ich nickte und er schaute mich

wieder an.

"Du...Alex, kann es sein, das du heute irgendwie besser drauf bist als

letztes Mal?", fragte er heldenghaft und so absolut gar nicht schüchtern.

Ich legte den Kopf schief. Das plättete mich jetzt. Kein Stottern, keine

viel zu leise, kaum hörbare Stimme, kein Zittern, nichts! Dabei kannte

er mich nicht mal richtig. Die Meisten, die mich gleich beim ersten

Mal auf dem falschen Fuß erwischten verhielten sich da eher anders.

Dazu fiel mir noch diese kurze Situartion ein, wo er dieses Mädchen...

wie hieß es noch gleich...ach egal...mit diesem Lächeln beglückte, das

auch auf eine andere Persönlichkeit hinwies, als die, die er an jenem

Freitag an den Tag legte. Hatte ich etwa doch recht gehabt und er war

gar nicht so ein stummer Fisch und ich hatte nicht halluziniert?

Unglaublich. Was war ich wieder stolz auf mich. Gut gemacht Alex.

"Jab. Woran hast du das gemerkt?", fragte ich wärend ich nickte.

"Wie soll ich sagen,...du bist heute irgendwie gesprächiger. Freitag

wirktest du sehr gepesstet und hast nur vor dich hin gegrummelt.",

erkärte er wahrheitegemäß.

"Hm...du hast aber auch nicht viel gesagt. Ich dachte erst, das du

einer von diesen stummen Fischen bist.", merkte ich an, wärend ich

mir eine Zigarette aus der Plastikschachtel entnahm. Überrascht

schaute er mich an, dann grinste er. Ebenfalls nicht schüchtern.

Dann aber kratzte er sich ein wenig verlegen am Hinterkopf.

"Was soll man schon groß sagen, wenn man so überrumpelt wird?

Immerhin warst du so schlecht drauf und dann besticht dein Freund

meine Freundin mit einem Eis, die natürlich darauf eingeht, weil

sie Eis liebt. Und so wie Mia ist, schleift sie mich dann einfach mit,

ob ich will oder nicht. Dazu kam noch, das sie sich die ganze Zeit

amüsierten und ich war praktisch allein mit einem ziemlich schlecht

gelaunten Typen, den ich nicht kannte. Ich wollte dich nicht nerven.

Außerdem...bin ich schüchtern und die Sache mit den Nudeln war

mir mehr als peinlich.",erklärte er. Ich musste zugeben, für einen

stummen Fisch, war das ein ziemlich langer Text gewesen. Am Ende

konnte ich an seiner Stimme erkennen, wie er etwas peinlich berühert

war. Kein Wunder. Mir würde das auch peinlich sein und mir schien,

das er die Situartion im Eisladen auch alles andere als witzig fand,

so wie ich es schon vermutete. Langsam mutierte ich zum

Gedankenleser.

Ich nickte dazu, steckte mir die Zigarette in den Mund und zündete

sie an. Ich zog einmal kräftig an meiner Zigarette und bließ den

Qualm aus. Fynn verzog angewiedert das Gesicht.

"Was ist? Stört es dich?", fragte ich erheitert.

"Ja, es ist einfach nur eklig!", meinte er. Dabei wedelte er mit seiner

Hand den Rauch weg.

"Find ich nicht, es entspannt. Wenn du nicht willst, das ich wieder so

schlecht drauf bin, dann nimmst du das besser in Kauf.", erklärte ich

ihm. Und nein, ich schämte mich nicht für diese Erklärung, oder meine

Ausdrucksweise. Immerhin entsprach es der Wahrheit.

"Dann war das der Grund, warum du so eklig drauf warst?", fragte er.

Hatte ich das nicht eben erst erklärt?

"Auch."

"Dann solltest du es dir vielleicht abgewöhnen. Dann müsstest du dir

um sowas keine Gedanken mehr machen.", entgegnete er selbstbewusst

und frech...ja irgendwie war das ziemlich frech. So direkt und ohne ein

Blatt vor den Mund zu nehmen. Zugegeben, das gefiel mir schon um

einiges besser als das, was er mir am Freitag zeigte. Trotzdem würde ich

das Rauchen nicht aufgeben. Ja, ich war abhängig und ich wusste um die

Risiken bescheit, aber Gedanken ums Aufhören hatte ich mir noch nie

wirklich gemacht. Noch einmal zog ich genussvoll an dem Stengel und

bließ den Qualm aus, allerdings in eine andere Richtung und möglichst

nicht in Fynns.

"Vergiss es.", meinte ich dann, nahm ihm die Murmel aus der Hand und

machte auf dem Absatz kehrt. Schnell steckte ich die Murmel wieder in

meine Hosentasche. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren machte

ich mich auf den Weg nach Hause. Ich ließ ihn einfach stehen. Doch

plötzlich hörte ich, wie er mir hinterherrannte.

"Alex! Bleib sofort stehen!", rief er in einem wütenden Ton. Was war

denn jetzt los? Ich blieb stehen und drehte mich um. Er kam auf mich

zu gerannt.

"Was denn noch?", fragte ich genervt und amüsiert zu gleich. Er blieb

direkt hinter mir stehen.

"Wieso haust du einfach ab? Hab ich dir irgendwas getan oder was?",

fragte er und...er zog eine dicke Schmollschnute. Meine Fresse...was

um alles in der Welt sollte das jetzt werden? Er schien doch tatsächlich

eingeschnappt zu sein. Warum? War ich etwa so liebenswert, das er

eingeschappt sein musste? Ich zog irritiert die Augenbrauen hoch. Das

war eigendlich nicht die Reaktion, die ich erwartete. Immerhin, war ich

ja nicht unbedingt freundlich zu ihm.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Na ich will nach Hause, was sonst?", antwortete ich schlicht, kratzte

mich mit dem Zeigefinger an der Wange.

"Na dann könntest du dich ja zumindest verabschieden.", er

verschrenkte die Arme vor der Brust. Er war noch immer angesäuert.

Wie oft denn noch, ich war halt einfach nicht nett.

"Okay. Tschüss. Wars das jetzt?"

Seine Gesichtszüge wurden wieder weicher, und er nickte.

"Schon besser.", murmelte er mehr, als er sagte, nickte und wirkte

plötzlich wieder anders, als noch bis eben. Ich nickte nur dazu. Er

irritierte mich.

"Hm.", brummte ich und machte mich dann auf den Weg nach Hause.

Das Ganze wurde wirklich immer eigenartiger.

Wärend ich noch einmal zog, schaute in die weiße Platikschachtel.

"Scheiße, keine Kippen mehr!!!!", brüllte ich.

Denn es herrschte gähnende Leere...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
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Von:  Jeschi
2011-01-24T15:40:21+00:00 24.01.2011 16:40
Hallöle.
So, ich hab hier mal reingelsen und finds wirklich interessant.
Der Gute ist zwar ein wenig unfreudlich, aber genau deshalb mag ich ihn! ^^"
Und ich find das mit der Murmel so cool! XD
Ich freu mich aufs nächste Kapitel! ^^
lg
Von:  Maldoran
2011-01-17T20:16:15+00:00 17.01.2011 21:16
Hallo Night!

Hu- ein laaaanges Kapitel! Oh- ich hab den Titel Deiner Story SO noch gar nicht betrachtet.. ja, stimmt! Hier scheint nun eine ganz andere "Art von Anziehungskraft" auf die beiden einzuwirken... mehr die ...äh... horizontale, nicht so sehr die vertikale, also, die nach Unten... *hust* Himmel, was red ich denn da? *Kopf schüttelt*

Na, jedenfalls war da nun ja schon wesentlich mehr Unterhaltung zwischen Alex und Fynn, auch wenn noch ein klein wenig... ruppig und Alex könnte sich wirklich mal am Riemen reissen und freundlicher sein! Mensch! Davon ist noch keinem schlecht geworden... *kicher* Naja, ihm vll. schon...?

Guuuuut, schon wieder war die Murmel Schuld! Tja, was wird da noch alles ins Rollen kommen?
Freu mich schon aufs nächste! Hey- es war witzig und das mit den Hausaufgaben im Trockner... hab ich auch noch nie gehört! Super Idee!

Schnell weiter, ja?

GLG
Vala
Von:  Inan
2011-01-17T16:19:58+00:00 17.01.2011 17:19
Ein bisschen unfreundlich ist er schon, aber hey, es hat was :D
Tolliges Chap~
Von: abgemeldet
2011-01-17T08:23:41+00:00 17.01.2011 09:23
Meine Güte, ich bin ja auch Raucher aber ich fang nicht gleich an zu schreien wenn ich keine Zigaretten mehr hab. Ich glaube, für ihn wäre es wirklich besser, er hört auf.
Und er ist wirklich unfreundlich. Wenigstens Tschüß sagen kann man, ohne das man dazu aufgefprdert werden muss. Man erwartet ja keine großen Sachen dabei, aber ein kleines Wort der Verabschiedung sollte wirklich drin sein^^

Ja und jetzt hat der Titel dann gleich auch noch seine zweite Bedeutung bekommen. Erst war es die Anziehungskraft zum Boden, jetzt ist es die zwischen Fynn und Alex. Wobei ich echt schmunzeln musste, wo Alex wieder Opfer eines Attentats wurde und dann gleich noch Fynn mitgerissen hat ;) Allerdings habe ich mich gefragt wie nahe Fynn schon an Alex dran war, dass es ihn ebenfalls von den Füßen gerissen hat. Und wieso hat Alex das dann nicht schon vorher gemerkt? Aber ok, der ist ja so in seine Welt und Gedanken vertieft, da kann man seine Umgebung schon mal ausblenden^^


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