Drei Stunden ohne Zigarette!
Nun saß ich also mit meinem besten Freund in diesem
kleinen, völlig überfüllten Restaurant und Danny aß,
mitlerweile wieder Seelenruhig,und überglücklich seine
Nudeln mit Bambos und Sojasoße.
"Hier, willst du auch mal probieren?", fragte er mit einem
breiten Grinsen im Gesicht, und hielt mir seine Stäbchen
mit einigen Nudeln vor die Nase. Er amüsierte sich immer
noch wegen der Sache. Blödmann!
Ich schüttelte den Kopf und schob meine Schüssel beiseite.
"Dann eben nicht, bleibt mehr für mich.", schmatzte er.
Das, das Schmatzen und Schlürfen hier Keinen störte, nutzte
er voll und ganz aus. Ich lehnte mich schmollig in meinem
Stuhl zurück und wartete darauf, bis er dann mal fertig
gegessen hatte. Nicht das ich immer so ungeduldig war,
wenn es ums Essen ging, aber die Luft hier drin war einfach
unerträglich und ich hatte seid bald zwei Stunden keine
mehr Kippe mehr inhalliert. Das brachte meine Nerven
ein wenig auf den Tiefpunkt. Danny wusste das, aber
ignorierte es....wie eigendlich immer. Der musste sich
nicht um so was kümmern. Er war ja seid einiger Zeit
Nichtraucher. Wie er das angestellt hatte wusste ich nicht.
Seid er vor einem halben Jahr seine Freundin kennengelernte,
hatte er ihr zuliebe von dem einen auf den anderen Tag
aufgehört und seiddem nie wieder einen Zigarette angefasst.
Ich hingegen steckte den Entzug nicht so einfach weg.
Langsam wurde ich leicht nervös.
Einfach aufstehen konnte ich aber auch nicht, weil ich
wusste, das Danny dann ziemlich beleidigt wäre. Verdammte
Murmel,verdammte Erdanziehungskraft!
Von meinem Stuhl aus, schaute ich genervt zu Danny rüber,
wie er immer noch gemächlich seine Nudeln in sich
reinschaufelte.
Langweilig.
Fassen wir mal zusammen, ich saß bei schlechter Luft in
diesem überfüllten Restaurant, verzichtete zuvorkommend
wie ich war, auf meine heißgeliebte Salamipizza, und
hatte obendrein, das dringende Bedürftis eine zu rauchen.
Zu allem Überfluss langweilte ich mich gerade zu Tode.
Bis, ja bis...ich in meine Hosentasche fasste und die Murmel,
dieses gemeine Mistding herausholen wollte. Aus irgendeinem
Grund hatte ich sie doch eingesteckt. Aber auch jetzt machte
sie mir nur Ärger.
Ich hätte es wissen müssen.
Just in diesem Moment, als ich sie ans Tageslicht holte,
flutschte sie mir aus den Fingern und rollte auf den Boden.
Danny schaute ihr hinterher, und grinste.
"Sag bloß, du hast das Ding eingesteckt? Hast dich doch noch
so deswegen aufgeregt?", grinste er, wärend er sich noch
die nächste Portion in den Mund schaufelte.
Dann ging Alles ganz schnell.
Wir hörten nur noch ein dumpfes Geräusch. Ich spürte etwas
Warmes an meinem Bein, das, wie sich rausstellte eine der
zwei Portionen Nudeln war, die aus einer Schale geradewegs
in meine Richtung geflogen war und direkt vor mir, wo bis
eben noch die Murmel, dieses verflixte Ding, lag, nun ein
Junge mit schwarzen Haaren den Boden knutschte. Ja, die
Anziehungskraf der Erde konnte in Mitwirkung von Murmeln
schon sehr grausam sein. Das trug dazu bei, das ich mich dazu
entschied Murmeln von nun an nicht ausstehen zu können.
Danny und ich sahen perplex auf den Boden. Beinahe hätte der
Schwarzhaarige noch einige anderen Leute mitgerissen, die
nun leicht erschrocken zur Seite gewichen waren. Um den
Jungen herum hatten sich einige Leute aus der Schlange
gequetscht und starrten nun auf ihn herunter. Zugegeben, es
sah schon irgendwie seltsam aus, wie er da lag.
Ich beugte mich von Stuhl runter und tippte ihn an.
"Hey, alles klar soweit?", fragte ich. Keine Antwort. War er
bewusstlos?
Danny stellte seine Schüssel beiseite.
"Alex, der hat sich gerade voll langgelegt und du fragst ihn ob
alles klar ist?"
Ich zuckte mit den Schultern, stand auf und hockte mich
zu ihm runter. Dabei rutschten die Nudeln von meinem
Bein. So konnte essen auch wieder eine ganz neue
Bedeutung kriegen.
"Hey,steht nicht so doof in der Gegend rumm, hier gibt es
nichts zu sehen.", äußerte Danny sich der Menge und hockte
sich auch zu ihm runter. Einige der Passanten gingen einige
Schritte zurück. Aus dem Hintergrund waren noch Dinge zu
hören wie: Hoffendlich ist nichts passiert. Wie teilnahmslos
die Menschheit doch ist.
"Hey du da...wenn du noch lebst, sag was.", plötzlich, regte
sich was. Der Junge setzte sich auf und fasste sich gegen
die Stirn, er sah leicht benebelt aus. Kein Wunder bei dem
Flug. Er nickte. Und plötzlich, da hörte ich eine weibliche
Stimme aus der Menge. Der Junge, Danny, die Menge und
ich machten eine Kopfbewegung in die Richtung, aus der
er mehr oder weniger elegant angeflogen kam und schon
schlängelte sich ein Mädchen mit schwarzen, langen
Haaren und einem roten Kleid durch die Menge.
"Fynn! Oh Gott, nicht schon wieder!", rief sie und hockte
sich schnell zu ihm herrunter. Dabei schubste sie mich
leicht zur Seite und warf mir einen versucht bösen Blick zu.
Was sollte das eben bitte darstellen? Der Aussage von eben
zufolge, flog er wohl öffters mal auf die Nase.
"Hey...", murrte ich. Danny verkniff sich ein Grinsen. Jetzt
ein solches aufzusetzten war wohl selbst für ihn zu viel.
Fynn schaute das Mädchen an und lächelte verlegen.
"Alles okay, bin nur gestolpert, aber die Nudeln...", er fasste
sich an den Hinterkopf und ließ sich dann von dem Mädchen
hochziehen. Naja, mehr oder weniger.
"Mensch Fynn, ich hab dir doch gesagt,das es hier so eng ist.
Die Nudeln sind doch jetzt egal, hauptsache dir geht es gut."
"Ja,...", er schaute sich verwirrt um, bis sein Gesicht bei
meinem angekommen war, doch schnell drehte er es wieder
zu dem Mädchen. Das Mädchen stemmte die Fäuste in die
Seite.
"Und ihr! Was hockt ihr hier nur so doof rum, warum habt
ihr ihm nicht geholfen?", meckerte sie los.
"Wir haben ihm doch geholfen.", murrte ich genervt. Das
Mädchen regte mich gerade voll auf und ich stand
auf. Dabei ließ ich die Murmel wieder in die Hosentasche
verschwinden. Danny folgte mir und packte seine Hand auf
meinen Hinterkopf so das ich den Kopf nach vorne senkte.
"Tut mir leid, das er gerade so drauf ist. Er ist noch genervt,
weil er heute keine Salamipizza gekriegt hat."
"Salamipizza?", sie legte den Kopf schief, "Was hat denn
Salamipizza damit zu tun?", fragte sie und zog eine
Augenbraue hoch.
"Ist ne lange Gesichte...jedenfalls tut es ihm schrecklich leid.",
entschuldigte sich Danny. Von wegen, das war die Schuld der
Murmel und der Erdanziehungskraft. Was konnte ich bitte
dafür, das dieser Mensch zu doof zum Laufen war? Ich
bewegte meinen Ellenbogen nicht unbedingt sanft in seine
Seitengegend.
"Hey, ist doch wahr!", jammerte Danny.
Das Mädchen schüttelte den Kopf und als hätte ich heute
nicht schon genug Unglück gehabt, kam einer der Verkäufer
durch die Menge. Der sah zwischen uns hin und her.
Mit seinem leichten Akzent in der Stimme, fragte er, was
hier los sei, Danny schilderte die Situartion und
ich entschuldigte mich für die Umstände, wenn auch etwas
genervt. Fynn schaute nur verpeilt zwischen uns hin und
her. Der wusste ganz offentsichtlich nicht, was er sagen,
oder tun sollte.
Noch besser war aber,dass ich jetzt noch einen Fleck von
der blöden Sojasouße in meiner Hose hatte.
Wenig später saßen wir bei einem Eis in der Eisdiele.
Danny hatte Mia, so hieß das Mädchen, mit einem Eis
bestochen, auf meine Kosten natürlich und ihr anschließend
brühwarm von der Gesichte erzählt. Fynn saß schüchtern
zwischen ihr und mir. Zu meinem Glück hatte er auf ein
Eis verzichtet. Ganz im Gegensatz zu meinem vermeintlich
besten Freund. Fynn schien die ganze Sache ziemlich peinlich
zu sein. Kein Wunder. Wäre es mir auch, wenn ich an seiner
Stelle wäre.
"Mensch, was eine Murmel nicht alles anrichten kann.
Schon faszenierent. Aber auch lustig.", meinte Mia und
kicherte. Noch jemand, der sich auf meine Kosten amüsierte.
Der Einzige der das offentsichtlich nicht zum Brüllen komisch
fand, war Fynn. Der gab die ganze Zeit über keinen Mucks von
sich. Es war fast so, als sei er stumm wie ein Fisch. Das ich ihn
vorhin noch hatte reden hören, war vielleicht doch eine
Halluzination.
"Sag mal, sagt Fynn immer so wenig?", fragte Danny frech.
Mia drehte ihren Kopf zu ihm und schüttelte diesen.
"Nein, für gewöhnlich nicht. Hihi, er ist zwar schüchtern,aber
heute ist es wirklich extrem. Das ist schon komisch.", sie
musterte Fynn sehr gründlich.
Plötzlich, da bewegte sich etwas in seinem Gesicht. Es verzog
sich. Sollte das vielleicht eine Art Definition von "Ich spiele
jetzt die beleidigte Leberwurst." sein? Also Angst konnte er
damit bestimmt niemandem einjagen. Ich seufzte unmerklich.
Wo war ich da nur wieder reingeraten?
"Es...ist doch wohl meine Sache wie viel ich sage und wie viel
nicht!? Ich hab eben gerade keine große Lust.", sagte er
gerade herraus und verschrenkte die Arme vor der Brust.
Glückwunsch. Er war also doch nicht stumm wie ein Fisch.
"Sicher, aber du bist doch sonst nicht so still.", Danny kicherte.
Fynn,den ich bis eben noch mit einem kleinen stummen Fisch
assoziierte, setzte doch tatsächlich ein böses Gesicht auf und
strafte Danny damit. Nur doof, dass Danny sich nicht um sowas
kümmerte. Der ignorierte das gekonnt, so wie er das auch bei
mir immer machte und widmete sich wieder Mia.
"Ach lass mal Mia. Wäre ich Fynn, würde ich auch nichts sagen.
Alex ist ja manchmal auch zum Fürchten. Du solltest ihn mal
am frühen Morgen sehen.", grinste er.
"Hihi, so grusellig? Dann ist er also ein Morgenmuffel."
Irgendwie strapazierten die Beiden gerade gewalltig meine
Nerven.Ich meine...Hallo? Die taten gerade so, als sei ich Luft.
"Nein noch um Einiges schlimmer.", er machte eine Grimmasse.
Mia lachte.
"Was? Da gibt es ne Steigerung?", sie schaute verblüfft. Die
Beiden verstanden sich ja prächtig.
"Ja,glaubs ruhig."
Nervös tippte ich mit den Fingern auf den Tisch. Verdammt
nochmal, wenn ich nicht gleich meine Zigarette bekam, würde
ich noch durchdrehen. Anders war das hier wohl nicht mehr zu
ertragen. Fynn schaute mich an wie ein Auto. Die anderen
unterhielten sich munter weiter. Auf meine Kosten natürlich.
"Was?",fragte ich Fynn mehr als genervt.
"Äh...nichts...du wirkst nur so...nervös und genervt.", meinte
der kleine Blitzmerker.
"Ach ne...", und plötzlich piepte ein Handy.
"Oh...das ist Kati.Sie will sich treffen."
"Klasse, viel Spaß.", brummte ich. Meine Güte...das wurde ja
immer schlimmer mit meiner Laune.
Grauenvoll.
"Sie fragt, ob du Lust mit ins Kino zu gehen?", fragte er grinsend.
"Nicht wirklich."
"Ach komm schon, sei doch nicht so. Sie möchte den neuen
Avatarfilm schauen.", meinte er mit einer lang gezogenen
Schnute. Normalerweise kriegte er mich mich mit dieser
Schnute immer. Aber heute war eindeutig kein Tag wie jeder
andere.
"Nein!"
"Okay, dann nicht.", schnell tippte er die Antwort und schickte
sie ab. Langsam erhob sich auch Mia.
"Also ich müsste dann auch mal los. Hab noch eine
Verabredung.", meinte sie.
"Warte Mia, gibst du mir deine Handynummer?"
"Klar...gib mir dein Handy.", er nickte und sie tauschten die
Handys um jeweils die Nummer des Anderen einzutippen.
Ich verschrängte die Arme vor der Brust.
"Okay...danke noch mal für das Eis Alex. Tschüs Danny. Fynn,
bringst du mich noch zur Bushaltestelle?", Fynn nickte
brav und stand auf.
"Klar.", lächelte er...moment...ja er lächelte. Aber dieses Lächeln
hatte irgendwie so gar nichts mit seinem "Stumm wie ein Fisch"-
Verhalten zu tun. Vorhin noch wirkte er ganz anders. Aber warum?
Das war ja schon seltsam.
"Tschüß Alex.", wurde ich plötzlich aus meinen Gedanken
geholt.
"Äh...Ja...Tschüß.", und schon war er mit Mia verschwunden.
"Alex? Bist du noch da? Alex...huhu..."
Danny wedelte mir mit seiner Hand vor der Nase rum.
"Ja, alles klar. Wolltest du nicht zu deiner Freundin?"
"Ja, aber weißt du was?"
"Hm?"
"Du hast es ganze drei Stunden ohne eine Zigarette ausgehalten."
Jetzt wo er es sagte.
"Hast recht...", mein Blick wanderte zu ihm rüber. In seinem
Gesicht sah ich ein breites Grinsen. "Das war doch pure Ansicht."
"Ne, wie kommste denn darauf? ", er machte ein beton
unschuldiges Gesicht
"Ach nur so.", brummte ich. Mit ihm darüber zu diskutieren
brachte jetzt eh nichts.
"Hmm, okay...also ich werd dann mal los. Kati wartet bestimmt
schon.", ich nickte.
"Dann bis Montag.", er umarmte mich noch zur Verabschiedung
und ging dann los.
Ich steckte mir vor dem Laden erstmal ne Zigarette an und
machte mich auf den Weg nach Hause.