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Civil War

Teil 1: Blackstar
von

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Küstenbekanntschaft

Nach ein paar Tagen war Phil das erste Mal aufgestanden. Es fiel ihm zwar am Anfang schwer, aber irgendwie würde es schon gehen. Immerhin hatte er ja auch den nötigen Ehrgeiz, so schnell wie möglich wieder fit zu sein.

Sofie kam wie versprochen jeden Tag vorbei und blieb ein paar Stunden. Die beiden verstanden sich wirklich gut und hatten sich in den ersten paar Tagen schon angefreundet, auch wenn Phil noch immer kein einziges Wort darüber verloren hatte, weswegen er tatsächlich verwundet worden war. Dass es etwas mit dem Angriff der Rebellen zu tun hatte, hatte er inzwischen wohl oder übel zugeben müssen, denn es war nicht nur für Sofie offensichtlich gewesen, dass er genau zum passenden Zeitpunkt bei ihnen aufgetaucht war.

Sofie glitt sofort ein Lächeln über die Lippen, als Phil das erste mal vor ihr stand. Es war irgendwie ein ganz anderes Gefühl, hatte sie ihn doch bis jetzt immer nur liegend und unter der Decke gesehen. Dass er sie jetzt um gut zehn Zentimeter überragte mochte sich seltsam anfühlen, aber es änderte nichts an ihrer immer besser werdenden Beziehung zueinander.

Es war ebenso klar, dass sich Phil jetzt so viel bewegen wollte, wie nur möglich. Die Ärztin musste ihn immer wieder ausbremsen, aber sie einigten sich schließlich darauf, dass er sich auf dem Anwesen frei bewegen durfte, solange er sich nicht überanstrengte.

So kam es, dass die beiden fast jeden Tag einen ausgewogenen Spaziergang durch den Garten machten, sofern es das Wetter zuließ. Und das schien es wirklich gut mit ihnen zu meinen, denn die meisten Tage waren klar und warm, nur ab und an bedeckten kleine, harmlose Wolken den blauen Himmel.

Auch Sofies Vater lernte Phil schnell kennen. Auch wenn man das nicht wirklich als Kennenlernen bezeichnen konnte, denn der inzwischen ergraute Mann war so gut wie nie da. Geschäftstermine, erklärte Sofie es ihm, ihr Vater würde fast jeden Tag in die Stadt fahren und erst abends spät wieder zurück kommen. Aber sie hätte damit kein Problem, ab und an würde sie sogar mitfahren und einkaufen gehen. Aber jetzt, wo Phil da war, wollte sie lieber hier bleiben.
 

Es war der dritte Sonnentag in Folge, Phil und Sofie saßen mal wieder zusammen in dem kleinen, rosenbewachsenen Pavillon auf dem Anwesen. Sofie strich gedankenverloren das gestrichene Holz einer Seitenstrebe entlang. „ich bin mir sicher, das Meer ist heute wunderschön. Wenn die Sonne so darauf scheint. Ich war einfach viel zu lange schon nicht mehr da.“

„Lange?“, grinste Phil zu ihr herüber, „ich war schon seit über zehn Jahren nicht mehr dort.“

Erstaunt sah sie jetzt zu ihm herüber und ihre Blicke begegneten sich. „So lange?“

„Ja, so lange“, bestätigte Phil ihre Frage, „Immerhin ist Katara ein ganzes Stück vom Meer entfernt.“

„Ja, das ist es...“ Aber Sofies Lächeln sagte mehr, als ihre Worte es taten. Als Phil sie jetzt fragend musterte, rückte sie mit ihrer Idee heraus: „Meinst du... wir sollten mal zusammen dorthin? Vater will nicht, dass ich in so gefährlichen Zeiten alleine unterwegs bin. Aber ich bin mir sicher, wenn du dabei bist, wird er ein Auge zudrücken.“

„Na solange meine persönliche Ärztin nichts dagegen hat.“ Mit Sofie zusammen am Meer. Die Vorstellung alleine war schon atemberaubend, nur ihr Vater und die Ärztin waren ein wirkliches Problem. Es würde sie beide sicher einige Überredungsarbeit kosten, sie davon zu überzeugen.

„Dann reden wir mit ihr. Und mit Vater. Er sagt bestimmt ja!“

Manchmal wünschte Phil sich ein bisschen was von Sofies Optimismus. Sie sah in so vielen Sachen kein Problem, in denen er gewaltige Schwierigkeiten sah.

„Also!“, rief sie plötzlich, stand auf und stellte sich mit hinterm Rücken verschränkten Armen genau vor ihn. Ihre Lippen zeigten ein unwiderrufliches und ehrliches Lächeln, sie beugte sich leicht zu ihm vor und grinste jetzt breit. „Oder hast du Angst?“

„Ich und Angst?“, grinste Phil zurück und beugte sich auch ein Stück zu ihr nach vorne. Es waren nur noch ein paar Zentimeter zwischen ihnen und er sah ihr direkt in die Augen. Wen die Zeit jetzt einfach nur stillstehen würde. Aber wie immer schaffte Sofie es, ihn so dermaßen zu überraschen, dass er einen Moment sprachlos war. Denn sie löste die Situation so schnell, wie sie entstanden war, indem sie einen kurzen Sprung zurück machte und dann in Richtung Haus weiter lief.

„Fang mich doch! Sonst musst du Vater überreden!“

Phil stand langsam auf. Noch immer spürte er bei fast jeder Bewegung, dass seine Seite nicht völlig in Ordnung war, aber zumindest die Schmerzen bleiben ihm inzwischen erspart. Die Wunde war schon gut verheilt, konnte aber jederzeit wieder aufbrechen, wenn er es übertrieb. Das hatte zumindest die Ärztin gesagt und Phil war der festen Überzeugung, dass sie auch ein kleines bisschen übertrieb. Langsam, aber mit großen Schritten setzte er Sofie nach, die wie ein kleines Mädchen hin und her über die Wiese in Richtung Haus lief und immer wieder zu ihm zurück blickte.

„Na so kriegst du mich bestimmt nicht!“

„Nein, du bist einfach zu schnell, Sofie. Dann muss ich wohl oder übel doch mit deinem Vater sprechen.“

Manchmal fragte er sich wirklich wie eine junge Frau mit 19 noch so kindlich sein konnte. Aber es war auch irgendwie das, was sie ausmachte und was Sofie so unverwechselbar machte.
 

Phil folgte ihr zum Zimmer ihres Vaters. Sofie lachte immer noch, den ganzen Weg über und sah immer wieder lächelnd zu ihm.

„Ich bin mir sicher, dass er ja sagt!“ Sie wirkte wirklich glücklich, als sie dann auch schon anklopfte und langsam die Tür zum Arbeitszimmer ihres Vaters öffnete.

Der Mann saß hinter einen großen Schreibtisch vor dem Fenster, vor ihm ausgebreitet einige Papiere, auf denen er las und schrieb. Jetzt hatten sie ihn auch noch bei der Arbeit gestört.

„Vater?“, fragte Sofie mit ihrer glockenklaren Stimme und der Grauhaarige sah zu ihr.

„Sofie, meine Liebe, was gibt es?“ Ihr Vater hatte sogleich die Sachen beiseite gelegt und sah nun freundlich lächelnd zu seiner Tochter herüber, Phil schien er gar nicht zu beachten, selbst als er hinter sich selber die Tür schloss und nur knapp hinter Sofie stehen blieb.

„Ich wollte dich etwas fragen.“ Sofie fiel wirklich fast mit der Tür ins Haus. „Ich würde gerne an die Küste heute. Und Phil würde mich begleiten. Du hast doch bestimmt nichts dagegen, oder?“

Der Gesichtsausdruck von Sofies Vater wurde ein klein bisschen ernster, als seine Tochter die Küste ansprach. „Du weißt, dass ich kein Risiko eingehen will, dass dir etwas passiert, Sofie.“

„Ja deswegen kommt Phil ja mit!“ Sofie konnte stur sein wie ein kleines Mädchen, wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, schien man sie nicht mehr davon abbringen zu können. Sie ging noch ein paar Schritte auf ihren Vater zu. „Und ich war so lange nicht mehr dort. Bitte. Wenn er dabei ist, passiert auch bestimmt nichts.“

Erst jetzt wandte der Grauhaarige den Blick zu Phil und musterte ihn genau. Ein kurzes „Hmm“ folgte, ehe er sich wieder seiner Tochter zu wandte, nur um gleich wieder einen prüfenden Blick auf Phil zu werfen.

„Vater...“, bettelte Sofie jetzt schon fast, als ihr Vater dann endlich nachzugeben schien.

„Na gut, aber wirklich nur heute. Ich möchte, dass du wieder hier bist, bevor es dunkel wird. Du weißt, dass gefährliche Zeiten herrschen und ich will einfach nicht, dass dir etwas passiert. Du bist doch mein Ein und Alles. Und du...“ jetzt sah er wieder zu Phil und er meinte, dass der Blick von Sofies Vater noch ein klein wenig ernster geworden war, „Ich bitte dich, gut auf meine Sofie Acht zu geben, ja?“

„Natürlich. Ich werde mein Bestes geben“, antwortete Phil leicht grinsend. Und das würde er auch, immerhin könnte auch er es nicht verantworten, wenn Sofie etwas zustoßen würde.

Mit einem überschwänglichen „Danke!“, umarmte Sofie kurz ihren Vater, ehe sie mit Phil wieder den Raum verließ.

„Ich hab doch gesagt, dass er es erlaubt“, setzte sie noch einmal nach, als sie sich auf den Weg zum Zimmer der Ärztin machten.

„Ja, hast du. Aber ob sie ja sagt, wissen wir noch nicht.“

„Sie muss!“, protestierte Sofie. „Sonst überrede ich sie so lange, bis sie ja sagen muss!“
 

Und eigentlich hatte Phil es sich wirklich schwieriger vorgestellt. Die Ärztin lies ihn nämlich ohne jede größere Diskussion diesen Ausflug mit Sofie unternehmen, er solle sich nur schonen und es nicht übertreiben und die ganze Leier, die sie ihm fast jeden Tag vorhielt, wiederholte sich ein weiteres Mal.

Gleich darauf machten die beiden sich auf den Weg. Es war eine knappe Meile zu laufen. Und wenn sie vor Sonnenuntergang wieder zurück sein wollten, mussten sie sich langsam sputen.

Den Weg über schwiegen sie beide, aber als der Strand in Sicht kam, merkte man sofort, wie sehr Sofie sich doch gefreut hatte, endlich wieder am Meer zu sein. „Kannst du das Wasser schon sehen? Da! Da oben ist sogar eine Möwe!“

„Ja“, grinste Phil, die Hände in den Hosentaschen. Er trug in letzter Zeit nur noch Sachen, die Sofie und ihr Vater ihm ausgeliehen hatten. Seine eigenen Sachen waren kaputt und voller Blut und sonst hatte er nichts weiter dabei gehabt. Er hatte wirklich Glück gehabt, genau vor dem Anwesen einer so netten und großzügigen Familie zusammengebrochen zu sein. Und vor Allem war er ein absoluter Glückspilz, Sofie kennen gelernt zu haben.

Sofie schlüpfte aus ihren Schuhen und rannte die letzten Meter über den Sand barfuß, bis ihre Füße von der Brandung umspült wurden.

„Hui, ist das kalt!“ Der Wind, der von der See aus wehte, lies ihre langen Haare kreuz und quer durch die Luft wirbeln, als sie, den Saum ihres Rockes in beiden Händen, noch ein paar Schritte weiter ins Wasser ging. „Aber toll! So toll!“

Als sie sich wieder umdrehte und zu Phil sah, war dieser auch schon ein paar Meter über den Sand in Richtung Meer gelaufen. Salz lag in der Luft und auf dem blauen Himmel reihten sich ein paar Möwen mit einzelnen Wölkchen.

„Ich sehe es“, gab Phil mit einem Lächeln zurück. Er sah Sofie eine Weile einfach nur zu, wie sie mit ihren nackten Füßen durchs Wasser lief und in fast tanzenden Bewegungen den Strand entlang. Sie hatten wirklich Spaß, die Freude war ihr anzusehen. Er lief neben ihr her im trockenen Sand. Auch er war beeindruckt, ja geradezu begeistert vom Anblick, der sich ihm bot. Er war einfach viel zu lange nicht mehr an der Küste gewesen. An das letzte Mal konnte er sich kaum noch erinnern.

Als Sofie auf einmal stehen blieb, war die Sonne schon weit nach unten gewandert und lies das Meer in einem sanften Lachston erstrahlen. Sie hatten beide völlig die Zeit vergessen und würden es nur sehr knapp schaffen, wieder zu Hause zu sein, bevor es stockdunkel wurde.

„Ich glaube, wir müssen zurück“, meinte sie ein wenig wehmütig und ging aus dem seichten Wasser auf Phil zu. „Aber es war ein toller Tag. Danke, dass du mitgekommen bist.“

Phil lächelte. „Kein Problem. Außerdem war der Tag ja für mich mindestens genauso schön.“

„Na dann...“ Sofie war bis auf ein paar Meter an ihn heran gekommen und war dann wieder los gelaufen, bis sie einige Meter Abstand von ihm hatte. Ihre Haare flatterten noch immer im Wind und ihre Schuhe trug sie in der Hand. „Wir können ja sehen, wer als Erstes wieder an der Straße ist!“

„Du bestimmt“, sagte Phil, lief ihr dann aber hinterher, „aber ich werde es dir sicher nicht allzu einfach machen. Du musst schon rennen!“

Sofie hielt sich vor Lachen eine Hand vor den Mund und lief weiter. „ich glaube wirklich kaum, dass du mich fängst!“

Sie tollten ein ganzes Stück des Weges entlang, bis Sofie langsam langsamer wurde und Phil aufholen lies.

„Schon genug?“, grinste er, als er zu ihr aufgeschlossen hatte.

„Ich glaube...“sagte sie ein wenig außer Atem und sah zu Phil herüber. „Außerdem schaffen wir es sowieso nicht mehr, bevor es dunkel ist,selbst wenn wir rennen. Wir können uns also auch ein bisschen mehr Zeit lassen.“

Tatsächlich war die Sonne schon fast völlig hinterm Horizont verschwunden und die ersten Sterne spickten den Abendhimmel. Inzwischen waren selbst die wenigen Wolken verschwunden und der Mond schien hell in seiner Sichelform auf die Erde herab.

„Und du meinst, dein Vater wird auch bestimmt nicht böse?“

„Ein bisschen vielleicht. Aber mach dir keine Sorgen, ich erkläre es ihm eben.“

Phil grinste immer noch, „Was willst du ihm denn erklären?“

„Na... dass wir die Zeit vergessen haben.. weil der Strand so schön war.“ Die Ernsthaftigkeit, die in Sofies Stimme lag, war wirklich erstaunlich. Der Strand war so schön. Tolles Argument. Aber wenn ihr Vater das glaubte, wollte Phil es darauf beruhen lassen. Er lächelte zur Antwort einfach leicht.
 

Sie schwiegen sich einen Moment einfach nur an. Immer mehr Sterne blitzen am Abendhimmel auf und langsam wehte kühle Luft vom Meer her auf das Land zu.

Sofie öffnete gerade ihren Mund ein Stück, um etwas zu sagen, als Phil aufhorchte. Als Zeichen, dass sie schweigen sollte, legte er einen Finger auf seine Lippen und lauschte weiter. Es war still. Zu still eigentlich. Von Fern hörte man noch das Rauschen der Wellen, aber es war nicht eine einzige Möwe zu hören die noch schrie. Es war fast totenstill.

Dann durchbrach das Knacken eines Astes ganz in ihrer Nähe die Ruhe. Phil zuckte abermals leicht und sah sofort in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

Kurz darauf hörte man eine Männerstimme lachen, zwei weitere Stimmen stimmten ein. Und aus dem Schatten hinter einer kleinen Hütte traten drei Silhouetten, genau auf Phil und Sofie zu.

„So spät noch so alleine unterwegs?“, scherzte einer der Männer, er ging ein Stück vor den anderen beiden, anscheinend war er ihr Anführer oder etwas Ähnliches. Noch immer konnte man nicht viel erkennen, aber er hatte irgendetwas Langes, dünnes in der Hand, die anderen beiden ebenso. „Das ist aber unvorsichtig. Man weiß nie, wem man zu so später Stunde noch begegnen könnte...“

Phil stellte sich automatisch zwischen Sofie und die Männer. „Und wem könnte man begegnen?“ Verwunderlicher Weise lag kaum ein Zögern in seiner Stimme, eher sogar etwas Scherzhaftes. Seine Stimme wurde zu einem Flüstern, als er ein paar Worte an Sofie richtete: „Du verschwindest sofort von hier, wenn's gefährlich wird. Ich komm dann nach, aber du versuchst, so schnell wie Möglich nach Hause zu kommen, verstanden?“

Sofie stutzte. Meinte er das jetzt tatsächlich Ernst? Natürlich, die Kerle kamen ihr auch nicht sympathisch vor, aber sie würde sicher nicht einfach weg laufen, erst recht nicht ohne Phil. „Ich will aber dass du mitkommst“, protestierte sie ebenfalls flüsternd und trat einen Schritt hinter ihm hervor, um die drei Fremden besser sehen zu können.

„Fremde, die es mögen, mit kleinen, hübschen Mädchen und ihren Bewachern zu spielen!“ Der Anführer der Männer trat noch ein paar Schritte nach vorne, er hatte kurz geschorene Haare und das, was er in der Hand hielt, sah nun aus wie eine einfache Eisenstange.

„Verschwinde, Sofie! Ich bitte dich!“, sagte Phil jetzt schon etwas lauter, anscheinend zu laut, denn der Anführer hatte es gehört.

„Ach, bleib doch, Sofie... Ohne dich wäre es langweilig. Meint ihr nicht auch?“ Die Geste war an seine beiden Kollegen gerichtet, die nun in simples Gelächter verfielen. „Schließlich bist du doch die Hauptdarstellerin, Prinzesschen!“

„Lass die Finger von ihr!“, schnauzte Phil den Fremden an, der doch etwas überrascht über diese so heftige Reaktion schien.

„Hast du Angst, dass wir deiner Kleinen was antun? Ich bin mir sicher, wir werden sie gut behandeln!“

Wieder folgte Gelächter der beiden anderen. Und Sofie blieb stur hinter Phil stehen.

„Jetzt hau schon ab!“, zischte Phil nochmals in ihre Richtung, „Ich hab's deinem Vater schließlich versprochen, dass dir nichts passiert. Also verschwinde!“

„Und wenn mir auf dem Weg was passiert? Ich will nicht alleine gehen. Basta!“

Dass dieses Mädchen auch so stur sein musste. Was konnte Phil denn noch tun, dass sie ihm endlich glaubte und sich so schnell wie möglich aus dem Staub machte? Aber die Kerle ließen ihm nicht viel Zeit, nachzudenken, denn ihr Anführer pfiff nur einmal kurz, worauf die beiden Kerle, die hinter ihm standen, mit ihren Eisenstangen auf Phil los stürmten.

Phil stieß Sofie ein Stück zurück und duckte sich unter dem ersten Angriff weg. „Jetzt hau endlich ab!“; rief er noch einmal Sofie entgegen, aber sie machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen.Auch, weil sie gerade so gebannt von dem war, was dort passierte.

Die beiden Kerle, die Phil attackierten, waren nicht sehr präzise. Vielleicht lag es auch an der Dunkelheit, oder aber daran, dass sie nicht halb so viel Hirn wie Muskeln zu haben schienen. Phil schaffte es nämlich tatsächlich, den ersten paar Angriffen ohne Probleme auszuweichen, auch wenn er sich dadurch immer mehr von Sofie weg drängen ließ.

Zu spät erst merkte er, dass das alles eine bestimmte Taktik verfolgte. Denn der Anführer der Truppe machte sich wenig später langsamen Schrittes zu Sofie auf.

„Na, Süße?“, grinste er, noch immer die Eisenstange in der Hand, „Du hast ja gerade gar nichts zu tun... Und so alleine in so einer dunklen Nacht...“

„Lass sie in Ruhe, oder du bereust es!“, rief Phil ihm zu. Aber diesen Moment der Unaufmerksamkeit musste er teuer bezahlen, denn einer der beiden Kerle hatte ihn getroffen. Zum Glück nur leicht, aber Phil merkte den Schlag und taumelte ein paar Schritte zur Seite. Ehe er sich wieder gefangen hatte, kam auch schon die nächste Attacke, der er nur mit Mühe ausweichen konnte.

Verdammt, dachte er. So hatte er gegen die beiden keine Chance. Aber er musste etwas unternehmen, ihr Anführer war bei Sofie und das, was er vorhatte, war offensichtlich.

„Warum tut ihr sowas? Was haben wir euch getan?“, fragte Sofie, als der Mann ihr immer näher kam. Sie trat einige Schritte zurück, aber er folgte ihr auf Schritt und Tritt. „Was wollt ihr von uns?“

„Unseren Spaß!“, antwortete der Mann und lachte. „Unseren Spaß und nichts Anderes!“

Sofie wich weiter zurück. „Verschwindet einfach! Wir haben euch nichts getan!“

„Süße, du willst uns doch wohl nicht den Spaß verderben, oder?“

Ängstlich war Sofies Blick auf das Gesicht des Mannes gerichtet, sie war sich sicher, dass sie dieses Gesicht nicht wieder vergessen könnte. Jetzt schon leicht zitternd wich sie weiter nach hinten, als sie plötzlich eine Wand in ihrem Rücken spürte.

„Direkt in eine Sackgasse, das ist aber schade, oder etwa Nicht?“

„Lass mich in Ruhe“, murmelte sie mit zittriger Stimme, als sie dann dem Mann direkt in die Augen sah, lief es ihr regelrecht kalt den Rücken runter. „Phil...“, murmelte sie weiter, tastete die Wanf in ihrem Rücken ab. Die Rückseite einer kleinen Hütte, keine Chance also, ui entkommen. Irgendwas musste doch passieren. Sie hatte Angst. Ziemliche Angst. Und das alles passierte nur, weil sie einen Tag am Strand verbringen wollte.
 

Phil war mit den beiden Männern zu beschäftigt, um darauf zu achten, was bei Sofie passierte. Aber langsam bekam er die Lage wieder in den Griff, die beiden waren zu unkoordiniert und arbeiteten zu wenig zusammen, um eine richtige Gefahr darzustellen. „So wird das nichts, Jungs“, provozierte er sie ein wenig, immerhin hatte er eine gute Idee und er war sich recht sicher, dass sein Plan bei den beiden aufgehen würde.

Er duckte sich unter dem Schlag des einen weg, wich relativ leichtfüßig einige Schritte zurück und redete weiter: „Ein kleiner Tipp, damit es interessanter wird. Ihr solltet zusammen angreifen. Und mir den Fluchtweg versperren oder etwas Ähnliches, wäre das einen Versuch Wert?“

Der eine sah den anderen fragend an, dieser nickte nur. Idioten, dachte sich Phil, ihm war wirklich selten jemand begegnet, der so naiv war.

„Kommt schon, kommt schon! Oder habt ihr die Hose voll?“ Auch wenn Phil wusste, dass sein Plan ein gewisses Risiko barg, die Chancen, dass es klappte, standen gut, wenn er seine volle Konzentration in die Auseinandersetzung legte.

Und schließlich geschah genau das, was Phil sich erhofft hatte. Die beiden Kerle sprachen sich ohne große Worte ab und gingen gleichzeitig auf ihn los. Einer von links und einer von rechts.

Super, dachte sich Phil, besser konnten sie gar nicht mitspielen.

Er wartete den Angriff ab, die beiden Männer, die versuchten, mit den Eisenstangen auf ihn einzuschlagen, waren wahrscheinlich so dämlich, dass ihnen das, was folgte, nicht einmal groß was ausmachen würde. Denn kurz bevor sie ihn treffen konnten, duckte Phil sich weg und rollte sich über den Boden ab, sodass der Schlag den jeweils anderen traf.

„Tut mir Leid, Jungs. Aber keine Sorge, wo nichts ist, kann man auch kein Gehirn erschüttern.“

Die beiden waren KO. Aber wo steckte ihr Anführer? Und – vor Allem – wo steckte Sofie?

Phil richtete sich wieder auf und sah sich um. Es war inzwischen zu dunkel, um mehr als zehn Meter zu sehen. Immerhin waren sie hier irgendwo im Nirgendwo nahe der Küste. Nicht einmal Laternen gab es, geschweige denn irgendwelche Häuser oder Menschen, die man um Hilfe bitten konnte.

„Verdammt, was hat er mit ihr gemacht?“, fluchte Phil leise vor sich hin und lauschte in die Nacht. Es dauerte eine Weile, bis er das leise Lachen des Mannes hörte und sogleich rannte er in die betreffende Richtung.



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