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Just To Save Him For You

von

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Begegnung im Mondschein

Dick in ihre Decken eingemummelt saß Mikoto in ihrem Zimmer auf dem Bett und trank Tee. Ihr Zimmer war ziemlich spartanisch eingerichtet: Sie hatte ein Bett, einen Schrank und einen Tisch. In einem Regal standen noch einige verwaiste Bücher, doch sie hatte schon lange nicht mehr darin gelesen. Die Wände wiesen helle Stellen auf, an denen früher einmal Bilder gehangen hatten. Fotos von sich und ihrer Familie. Aber nach Narutos Tod hatte sie sie alle abgenommen, sie hatte den Anblick einfach nicht mehr ertragen. Doch heute Abend hatte sie eines der alten Fotos hervor geholt und betrachtete es traurig. Es zeigte sie und ihre Eltern. Sie war damals noch ganz klein gewesen nicht älter als drei oder vier Jahre. Ihre Mutter hielt sie auf dem Arm, und ihr Vater hatte stolz einen Arm um Hinatas Schultern gelegt. Alle lächelten sie glücklich in die Kamera – die perfekte, glückliche Familie. Mikoto versuchte sich an die Zeit zu erinnern, als ihre Mutter noch gelebt hatte, doch es war zu lange her, als dass sie es noch konnte. Aber sie wusste, dass sie eine fantastische Frau gewesen war: Eine fähige Kunochi, liebevoll und schön, aber auch schüchtern. Sie war ruhig und besonnen gewesen, anders als ihr Vater, der scheinbar nie hatte stillsitzen können. Obwohl Mikoto ihrer Mutter furchtbar ähnlich sah, mit ihren langen schwarzen Haaren, war sie doch eher wie ihr Vater. Auch wenn sie äußerlich nur seine blauen Augen geerbt hatte, war sie genau ungestüm wie er, und gab nie auf. Sie hielt an ihren Versprechen fest, und es brach ihr das Herz, dass sie das wichtigste nicht hatte halten können. Sie würde ihr Leben geben, um das alles zu ändern: Den Tod ihrer Eltern, die Verzweiflung ihres Vaters, ja sogar den Tod Sasukes.

Sie hatte sie geliebt. Sie alle geliebt. Es hatte sogar eine Zeit gegeben, da hatte sie Sasuke geliebt, wie einen Onkel, einen Freund, den sie schon ihr Leben lang kannte aber nie getroffen hatte. Sie hatte an die Worte ihres Vaters geglaubt: Dass Sasuke nicht böse sei sondern nur verwirrt; verletzt weil seine Familie gestorben war. Sie hatte sogar Mitleid mit ihm gehabt. Sie hatte ihre Mutter verloren, und kannte diesen Schmerz. Doch er hatte auf einen Schlag sogar seinen ganzen Clan verloren: Sie hatte sich einen so großen Schmerz nicht mal vorstellen können. Und deswegen hatte er ihr Leid getan, sie dachte er könne nichts dafür. Sie hatte nicht verstanden, dass er am Tod ihrer Mutter schuld gewesen war. Egal was er getan hat, er war für sie immer unschuldig geblieben und das nur wegen dem schmerzlichen Verlust, der seine Seele zerrissen haben musste. Auch die Meinung ihres Vaters hatte dazu beigetragen: Wie konnte man jemanden hassen, an jemandem zweifeln, der seinem Vater so viel bedeutet, der so in Schutz genommen wurde? Die Antwort war einfach: Als Kind gar nicht, als Erwachsener schon. Sie dachte schon lange nicht mehr so über Sasuke. Heute hatte er ihrer Meinung nach nicht mehr einen Funken gutes in sich gehabt. Den Tod, den er erlitten hatte, hatte er bitter verdient. Und doch wünschte sie sich ihn gerettet zu haben. Obwohl sie gleichzeitig bereute ihn nicht selbst umgebracht zu haben. Es war verrückt. Aber das waren Gefühle wohl einfach manchmal, nicht wahr?

Sie hatte sich teilweise sogar gefragt, wie es gewesen wäre hätte ihr Vater Sasuke retten können. Er wäre bestimmt oft zum Essen da gewesen, hätte ihr Jutsus beigebracht und vielleicht auch selbst eine Familie gegründet. Er wäre bestimmt glücklich gewesen, genauso wie ihr Vater. Und sie? Sie auch, denn sie hätte nie ihre Mutter verloren, und auch ihren Vater nicht. Das Land wäre nicht so lange in Kriegsunruhen gewesen, wäre es auch jetzt nicht mehr. Insgesamt wäre das Leben besser gewesen. Irgendwann hatte sie mal so gedacht, aber nun: Das Leben besser mit einem Uchiha? War sowas überhaupt möglich? Eigentlich doch eher nicht. Nein, er hätte auf eine andere Art und Weise alles zerstört. Er war böse, was auch immer sie einst geglaubt hatte, er war abgrundtief böse und daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Sie hatte es in seinen Augen gesehen, in seiner Stimme gehört und auch seine Taten sprachen eine eindeutige Sprache. Es hatte nichts Gutes in ihm gesteckt, hatte es bestimmt nie, zumindest nicht nach dem Tod seines Clanes. Er hätte also sterben müssen, und zwar besser früher als später. Ihr Vater hätte es bestimmt verkraftet, mit der Zeit. Er hätte einfach drüber hinwegkommen müssen. Aber sie würde wohl nie herausfinden, ob er es geschafft hätte.

Sie legte das Bild weg, was hatte es für einen Sinn über die Vergangenheit nachzudenken. Sie war vorbei, und würde nie wieder sein. Sie sollte an das hier und jetzt denken, die Gegenwart, die Zeit in der sie lebte. Aber da war nichts. Es gab keinen Sinn mehr für sie zu leben. Sie war allein, und das würde sich auch in Zukunft nicht ändern. Es würde nie mehr so werden wie früher, das wusste sie schon lange, aber nun konnte sie es nicht mehr verdrängen. Sie würde nie wieder von dem Geruch frischen Frühstücks geweckt werden oder den Geschichten ihres Vaters zuhören. Auch würden nie wieder Schritte durch das Haus hallen, abgesehen von ihren eigenen. Es würde bestimmt auf ewig still bleiben, so wie es auch jetzt schon still war.

Tap tap...

Niemand war mehr da, der die Treppe hinauf zu ihr Zimmer kommen konnte.

Tap tap...tap

Dessen Schritte ruhelos durch das Arbeitszimmer wandern konnten,....

Tap tap...

... oder einen anderen Teil des Hauses.

Traurig saß sie auf ihrem Bett und hielt die, inzwischen leere, Teetasse fest umklammert, tief in ihren Gedanken versunken.

Tap tap tap...

Zum ersten mal horchte Mikoto auf. Da waren Schritte – oder hatte sie sie sich nur eingebildet? Ganz still saß sie da und lauschte.

Tap...tap tap tap

Da! Wieder. Das waren eindeutig Schritte. Aber wie war das möglich? So leise wie möglich stand sie auf, stellte die Tasse weg und schlich zu ihrer Zimmertür. Langsam öffnete sie diese, und lauschte hinaus in den Rest des Hauses, wobei ihr Blick auf ihre Waffen fiel, die sie nach dem letzten Training einfach in die Ecke geschmissen hatte.

Tap tap tap

Die Schritte schienen von unten zu kommen, möglicherweise aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters. Konnte es sein, dass sich ein feindlicher Spion eingeschlichen hat? Ihr Vater hatte einige Schriftrollen zu Hause aufbewahrt, und ein paar waren noch immer hier. Sie schnappte sich ihre Waffen und legte sie um. Dann schlich sie sich die Treppe hinunter zu dem Zimmer, aus dem die Schritte kamen. Es war tatsächlich das alte Arbeitszimmer ihres Vaters. Tief atmete Mikoto noch einmal durch, sie war seit Jahren nicht mehr in diesem Zimmer gewesen.

Tap tap tap...

Sie legte die Hand auf die Klinke und öffnete die Tür. Im selben Moment erstarben die Schritte und es herrschte wieder absolute Stille. Sie betrat den Raum und machte das Licht an. Es war Niemand da. Das Zimmer lag so verlassen vor ihr, wie es schon seit Jahren war. Sie aktivierte ihr Byakugan, und suchte nach Anzeichen von Leben. Aber es hatte sich nur hier und da eine Spinne in den fast leeren Regalen eingenistet, doch kein Mensch. Sie schaute sich auch im Rest des Hauses um, aber auch da keine Spur von einem Eindringling. Die nächsten Menschen waren ihre Nachbarn in den angrenzenden Häusern. Verwirrt deaktivierte ihr Byakugan wieder und lauschte noch einmal. Aber es blieb still. Also war es doch nur Einbildung gewesen. Sie wollte den Raum direkt wieder verlassen, die Tür hinter sich schließen und ihn nie wieder betreten. Stattdessen wanderte sie durch das Zimmer und sah sich um.

Alles im Zimmer war von einer dicken Staubschicht überzogen, und sie hinterließ Fußspuren auf dem Parkett. Die Regale, die einst vor Büchern und Schriften überquollen warum nun fast leer. Auf dem großen Schreibtisch vor dem Fenster lagen jedoch noch haufenweise Papiere und einige Stifte, der Stuhl war leicht zurück gezogen, so als würde ihr Vater gleich wiederkommen um weiter zu arbeiten. Ihr Blick wanderte weiter durch den einst so warmen und belebten, nun jedoch verlassenen Raum, und blieb an dem alten Lesesessel an er hinteren Wand hängen. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als sie zu dem alten Stück hinüber ging und sich auf den Boden daneben setzte, so wie sie es früher immer getan hatte. Sie dachte an die Geschichten zurück, die sie immer am liebsten gehört hat: Wie er mit Sasuke gegen Haku gekämpft hatte, die Chunin Auswahlprüfung und vor allem die Geschichten über ihre Mutter, zum Beispiel wie er sich in sie verliebt hatte. Mikoto wünschte, wie so oft, sie könne die Zeit zurück drehen und die Geschichten nochmal hören, immer und immer wieder, auch wenn sie sie schon so oft gehört hatte. Zumindest noch einmal wollte sie sie hören. Wieder rannen ihr stille Tränen über die Wangen.

"Ich wünschte ich könnte ihn noch ein letztes Mal sehen..." murmelte sie leise zu sich selbst. Als sie sich an den Stuhl gelehnt zusammenkauerte und ihre Arme fest um ihre angewinkelten Knie schlang.

"Ihr Menschen seit wirklich bemerkenswert einfältig." Die Worte hallten belustigt durch das Zimmer. Mikoto wirbelte herum und traute ihren Augen nicht. Da saß ein Mann in dem Sessel ihres Vaters. Oder nein, das war kein Mann, es war nicht mal ein Mensch. Geschockt betrachtete sie das Wesen vor sich, es war groß, und von menschlicher Gestalt, hatte jedoch zwei lange schwarze Hörner auf der Stirn. Seine weißen Haare wallten ihm in langen Locken über die Schultern bis auf den Boden. Ein schwerer schwarzer Umhang hing um seine Schultern, unter dem er einen feinen, ebenso schwarzen Anzug trug. Seine Beine hatte er lässig überschlagen und sein Kopf ruhte auf einer seiner Hände, an dessen Gelenk er unzählige Uhren trug, von der jede eine andere Zeit angab. Bei einigen war Mikoto sich nicht mal sicher was sie überhaupt angaben. Ein leises Ticken ging von ihm aus. Bestimmt noch mehr Uhren. Er sah gelangweilt auf sie hinunter. "Immer dieses: Könnte ich ihn noch einmal sehen, wenn auch nur für eine Sekunde. Ist doch total bescheuert, ich meine, dann hat man eine Sekunde, und was bringt einem das? Nach der Sekunde ist man doch eh wieder alleine, nicht wahr?"

"Wer bist du?! Was bist du?!" Verdattert und verängstigt sah sie zu dem Wesen auf. Dieses Seufzte enttäuscht.

"Also wirklich, ich hatte etwas mehr von dir erwartet, Mikoto. Aber du bist wohl doch genauso wie die anderen langweiligen Menschen. Nun ja... lassen wir das. Um deine Fragen zu beantworten: Ich bin Shi, der Dämon der Zeit."

Dieser Dämon kannte ihren Namen. War er etwa allwissend? Nein, es konnte nichts und niemanden geben, der allwissend war, dafür gab es einfach zu viel Wissen.

"Wie lange beobachtest du mich schon?"

"Ah, also doch nicht ganz so einfältig. Ich beobachte dich schon lange, und warte darauf, dass du bereit bist meine Dienste in Anspruch zu nehmen."

"Deine Dienste?" Etwas in ihr sagte ihr, dass sie am besten direkt das weite suchen sollte und sich gar nicht erst weiter auf diesen Dämon ein lassen sollte. Doch etwas anderes hielt sie genau davon zurück: Neugier und der verzweifelte Gedanke, dass er ihr helfen konnte.

"Natürlich meine Dienste, was sollte ich sonst hier wollen?"

"Nichts."

"Eben. Und ich denke, es ist klar, von was für Diensten ich rede, oder?" Er lehnte sich in dem Sessel zurück und sah noch immer auf sie hinunter. Seine Augen leuchteten auf eine seltsame Art und Weise, so als führe er etwas im Schilde. Aber Mikoto ignorierte es.

"Du bist ein Zeitdämon, also schätze ich, dass du für mich die Zeit zurück drehen könntest."

"Pah, ich kann viel mehr als nur das!!" Er sprang auf und begann umher zu wandern. "Ich kann dich an jeden Ort, zu jeder Zeit bringen, egal ob Vergangenheit, Zukunft oder Gegenwart. Natürlich kann ich dir die Sachen auch nur zeigen, aber das wäre doch öde, wenn man auch wirklich dabei sein kann. Ich kann dir auch Menschen herholen, aus allein Zeiten und von überall. Zum Beispiel deinen Vater oder deine Mutter, aber sie müssten nach einer gewissen Zeit wieder verschwinden. Einer wirklich kurzen Zeit. Ich -"

"Dann hol sie her! Ich will sie wieder sehen! Wenn du es kannst worauf wartest du noch?!" Auch Mikoto war aufgestanden und folgte dem Dämon ungläubig mit dem Blick. Ihr waren die Konsequenzen egal, und so kurz es auch sein mochte, sie wollte ihre Eltern wieder sehen, zumindest ein letztes Mal. Dann würde sie mit der Vergangenheit abschließen, dann musste sie es wirklich.

"Sag mal, hast du mir gerade nicht zugehört?" Er hatte eine seiner feinen Brauen nach oben gezogen und sah von oben auf sie hinab, als hätte sie eben etwas furchtbar dummes gesagt.

"Doch. Also, was willst du dafür haben?" Sie wollte sie nur noch sehen, und sie war so kurz davor. So unglaublich kurz, und würde schon mit ihnen sprechen können, würde sich dieser dumme Dämon nicht so anstellen. "Nein, du hast mir nicht zugehört.... Und damit wären wir dann wieder am Anfang des Gesprächs." Er schien leicht genervt und ließ sich wieder in den Sessel sinken. "Es ist echt immer dasselbe mit euch Menschen."

"Und was soll das nun bedeuten?" Sie wollte einfach nur ihre Eltern sehen, was interessierten sie da andere Menschen.

"Ganz einfach, mal angenommen, ich erfülle deinen Wunsch jetzt, was ist dann?"

"Na ich sehe meine Eltern wieder." Sie verstand nicht, was die dumme Fragerei sollte.

"Genau, und dann verschwinden sie wieder, und dann?" Er sah sie ernst an, und nun verstand sie: Dann würde alles wieder beim alten sein. Er hatte recht, das würde nicht viel bringen, aber was sollte sie sonst tun? Einfach in die Vergangenheit reisen mit dem wissen wann und wie ihre Eltern starben ohne sie retten zu können? Das würde sie nicht aushalten.

"Du hast also verstanden, worauf ich hinaus wollte?"

Sie nickte leicht. "Ja das habe ich. Aber was soll ich sonst tun?"

"Du hast mir wirklich nicht zugehört was?"

Wenn sie ehrlich war hatte sie das wirklich nicht, sie war zu abgelenkt von der Vorstellung gewesen ihre Eltern wieder zu sehen.

"Ich kann dich in jede Zeit zu jedem Ort schicken, damit müsstest du doch was anfangen können." Er klang genervt, so als würde sie seine Zeit verschwenden.

"Jede Zeit? Auch wenn sie vor meiner Geburt liegt?" Mikoto stand dem eher skeptisch gegenüber. Sie zu einer Zeit zurückzuschicken, in der sie schon existierte, das konnte sie sich noch vorstellen. Aber in eine Zeit zu reisen, in der sie nicht Existierte das war doch absurd.

Shi lächelte. "Jetzt hast du es verstanden, gratuliere. Also, was ist dein plan?" Er lehnte sich leicht vor, sah sie gespannt an. Genau dazu hatte er sie bringen wollen. Nur warum? Mikoto verscheuchte den Gedanken schnell, das warum hatte sie nicht zu interessieren. Und es war ihr egal, sollte der Dämon doch bekommen, was er wollte, solange auch sie das bekam, was sie wollte.

Sie überlegte noch eine Weile. Zu welchem Zeitpunkt hätte sie die besten Chancen ihre Familie zu retten? Und wie würde sie es anstellen müssen? Das zweite war schnell beantwortet: Sie würde einfach Sasuke umbringen, wenn der Mörder starb, würden seine Opfer doch überleben. Aber das erste war schwieriger. Bevor oder nachdem er Konoha verließ? Sollte er seine Rache an seinem Bruder noch bekommen oder nicht? Sie überlegte hin und her, bis sie sich schließlich entschieden hatte.

"Gut, ich will, dass du mich in die Vergangenheit schickst. Und war zu der Zeit, zu der Sasuke bei Orochimaru war. Das ist auch der Ort, zu dem ich will."

"Ok, da kann ich dich hinbringen.... Aber interessiert dich der Preis gar nicht, oder dachtest du ich mache das umsonst?" ein fieses Grinsen umspielte seine Lippen, aber Mikoto ignorierte es.

"Nein, ich erwarte nicht, dass du es um sonst machst. Aber ich bin zu jeder Gegenleistung bereit. Also, was verlangst du?" Selbst wenn ihr Leben fordern würde konnte es ihr egal sein. Wenn sie ihre Eltern retten konnte, dann würde es ihr ganzes Leben verändern. Sie würde also vieleicht gar nicht in die Vergangenheit reisen. Oder so. Sie wusste auch nicht so genau: Die Zeit war nun mal Paradox.

Das Grinsen auf dem Gesicht des Dämons wurde breiter: "Sehr schön. Also ich gebe dir Zeit und dafür will ich Zeit. Ich biete dir ein Leben, und dafür verlange ich auch eins. Klar soweit?"

Sie ließ es sich kurz durch den Kopf gehen. Es klang ganz logisch, Zeit gegen Zeit und Leben gegen Leben. "Ich denke, das ist fair."

"Sehr schön. Dann haben wir also eine Abmachung?" Er stand auf und hielt ihr die Hand hin. Bei so einer Abmachung war kein schriftlicher Vertrag nötig. Ein Handschlag, ein einfaches Wort war ebenso binden wie eine Unterschrift. Sie beide wären gebunden, an das Versprechen, was in der Abmachung lag. Aber nur daran, und an nichts mehr.

"Abgemacht!" Sie schlug sein. Und im selben Moment trat ein gefährliches Leuchten in die Augen des Dämons. Sein Griff um ihre Hand war unnachgiebig. Immer mehr und mehr verschwamm der Raum um sie herum, sie verließen das Arbeitszimmer und wurden an einen Ort gezogen, der sich weder hier noch dort befand. Es war ein unwirklicher Ort, der sich fern von Zeit und Raum befand. Er ließ sie los und deutete vage in die Runde. "Jetzt sind wir überall und nirgends, so wie immer und nie. Hier können wir unseren Deal genauer besprechen."

"Du meinst wie viel Zeit und welche Leben?" Sie sah sich um. Aber im Grunde gab es nichts zu sehen. Und doch war ihr als könne sie schattenhafte Schemen ausmachen. Personen und Ereignisse, die sie kannte. Aber auch Dinge, die sie nie gesehen hatte und nie sehen würde.

"Ganz recht. Also ich denke fürs erste gebe ich dir zwei Jahre. Entsprechen nehme ich mir die auch. Weißt du, was das bedeutet?" Er warf ihr einen forschenden Blick zu.

"Ich werde zwei Jahre vor dem Durchschnitt sterben?" Tippte sie, noch immer gleichermaßen fasziniert und beängstigt von dem Ort an dem sie waren.

"Nicht ganz, du wirst irgendwann um diese Jahre altern. Wann entscheide ich." Erklärte er ihr.

"Ok, ich wach also einfach morgens auf, und bin zwei Jahre älter? Oder eben noch mehr, wenn ich mehr brauchen sollte, oder weniger. Je nach dem."

"Kluges Mädchen. Ja, du kannst dir auch mehr holen, oder wieder was zurück geben. Dafür geb ich dir diese Uhr." Er zog eine kleine, einfach Armbanduhr aus der Innentasche seines Umhangs hervor und gab sie Mikoto. Sie drehte die Uhr in ihrer Hand und betrachtete sie. Es war keine gewöhnliche Uhr sie zeigte ihr ganz genau, wie viele Tage, Stunden und Minuten, ja sogar wie viele Sekunden sie hatte. An der Seite befanden sich Zwei feine Rädchen, Shi erklärte ihr, dass sie mit dem oberen die Monate, mit dem unteren die Stunden einstellen könne. Es war eigentlich ganz einfach.

"Ok, das ist soweit klar. Das einzige, was ich jetzt noch nicht verstehe: Wenn ich altern muss, damit du deine Zeit bekommst, funktioniert das dann noch, wenn ich sterben muss, damit du dein Leben bekommst? Ich dachte ja zuerst, das wäre dasselbe, aber nun-"

"Oh, es geht nicht darum, dass du sterben sollst."

"Geht es nicht?" Sie sah ihn verwirrt an. Bis ihr ein anderer Gedanke kam, ein schrecklicher und beunruhigender Gedanke. "Ich werde keinen anderen für mich sterben lassen!"

"Es soll auch niemand anderes sterben."

Das haute sie wirklich um. Wie sollte er ein Leben bekommen, wenn niemand starb?

"Aber wie funktioniert das dann?"

"Du wirst ein Leben für mich retten." Er war vollkommen ernst, und es schien ihr, dass das der eigentliche Grund war aus dem er zu ihr gekommen war. Dieses eine Leben, das sie bewahren sollte. Gab es etwa noch jemanden zu retten, außer ihren Eltern? "Und wessen Leben soll ich retten?"

"Du denkst vielleicht der einzige Weg deine Eltern zu retten sei Sasuke zu töten. Aber da irrst du dich, denn-"

"Du kannst nicht von mir verlangen Sasuke zu verschonen!" Rief sie empört aus. Das konnte nicht sein Ernst sein, das durfte nicht sein Ernst sein.

"Doch genau das kann ich."

"Nein!! Ich rette jeden, aber keinen Uchiha!"

"Aber genau das wirst du tun." Er blieb vollkommen ruhig, wusste einfach, dass er am Ende gewinnen musste. Aber Mikoto wollte nicht aufgeben, so unsinnig es auch war, sie würde versuchen es zu ändern, sie konnte den zukünftigen Mörder ihrer Eltern doch nicht davon kommen lassen.

"Und wenn nicht?"

"Dann ist unsere Abmachung hinfällig, dein Zäher läuft auf null und du kehrst ohne Umschweife zurück in die Gegenwart. Dort wirst du dann mit allen Konsequenzen deines Handelns allein zurechtkommen müssen." erklärte er ihr. Noch immer vollkommen ruhig, als wisse er, dass sie ihm nicht zuwider handeln würde.

"Nun, vielleicht kann ich ja mit den Konsequenzen leben."

"Das musst du entscheiden, ob du das kannst. Aber du solltest wirklich gut überlegen, ob du das wirklich kannst." Es war keine Drohung, auch wenn es genauso beunruhigend war; es war nur eine Warnung. Vielleicht war sie sogar gut gemeint.

"Gut, dann denke ich, werde ich damit klar kommen." Trotz der Warnung war Mikoto überzeugt, dass sie Sasuke nicht so einfach am Leben lassen konnte. Aber vielleicht sollte sie sich die Warnung schon zu Herzen nehmen.

"Glaubst du wirklich?" Er musterte sie eine Weile ganz genau. Und Mikoto hatte das Gefühl, dass er bis tief in ihr inneres schauen konnte. Aber dann seufzte er einfach.

"Warum ist es dir so wichtig, dass ich Sasuke verschone?" Es ergab doch einfach keinen Sinn, dass der Dämon sich für ihn interessierte. Sie hatte zuerst gedacht, er wolle sie nur ärgern, aber nun... es schien ihm einfach wichtig zu sein.

"Nun, vor einigen Jahren habe ich es als Auftrag bekommen, und ich habe noch nie bei einem Auftrag versagt!" Mehr steckte also nicht dahinter? Nur der Ehrgeiz eines scheinbar perfektionistischen Dämons weiterhin Fehlerlos zu sein. Das war schon beinahe enttäuschend.

"Außer bei diesem."

"Noch habe ich nicht versagt! Ich bin der festen Überzeugung, dass du ihn retten kannst. Deswegen bin ich auch gekommen um dir zu helfen." Es schien ihn echt zu wurmen, seine perfekte Statistik aufgeben zu müssen. Aber da hatte er wohl Pech: Sie würde Sasuke nicht retten, nicht einmal wenn sie es könnte. "Da irrst du dich, niemand kann ihn retten. Und ich will ihn gar nicht retten!"

"Nun, wenn das dein letztes Wort ist, vielleicht sollte ich dich dann einfach nicht in die Vergangenheit sondern zurück in dein einsames, sinnloses und tristes Leben schicken." Er lächelte gehässig. "Wie fändest du das?"

"Das wagst du nicht! Das wäre nur noch ein unerfüllter Auftrag."

"Einer mehr oder weniger, was macht das schon?" Er zuckte lässig mit den Schultern, sah sie noch immer mit diesem Lächeln an.

"Nein, du könntest dir deinen Fehler nicht eingestehen."

"Welchen Fehler?"

"Mich falsch eingeschätzt zu haben." Sie hätte erwartet, dass er sich aufregte, dass er ihr wiedersprach oder irgendwas in der Richtung, jedoch nie, dass er begann zu lachen.

"Du bist echt lustig. Ich freu mich schon darauf zu sehen, wie du deinen Fehler eingestehen wirst."

Sie sah ihn Perplex an. "Welchen Fehler?"

"Den an meiner Einschätzung zu zweifeln." Er grinste sie breit an. "Und nun wird es wohl Zeit für uns zu gehen. Wir werden uns bestimmt bald wieder sehen, Mikoto." Mit diesen Worten verschwand er einfach im Nichts und ließ sie allein zurück.

"Hey warte! Und was ist mit mi-" Ohne Vorwarnung begann sie plötzlich zu fallen. Es riss ihre einfach den Boden unter den Füßen weg. Alles um sie herum war schwarz, sie versuchte zu schreien, aber gab keinen Laut von sich. Sie fiel noch eine Weile durch die Schwärze, bis sie schließlich, genau so plötzlich wie sie gefallen war, hart auf dem Boden aufprallte. Alle Glieder taten ihr weh, und sie würde morgen bestimmt voller blauer Flecken sein. Vorsichtig richtete sie sich auf, spürte feuchtes Gras unter ihren Fingern. Sie sah sich um, es war dunkel, aber nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten konnte sie erkennen, dass sie sich auf einer Wiese befand, die von einem Wald umgeben wurde, sowie fast jede andere Wiese auch. Aber, was viel wichtiger war: Sie war nicht allein.

Ihr gegenüber, nicht mal einen Meter entfernt stand eine Gestalt. Sie war groß und schlank, in ihrer Hand blitzte ein Schwert. Das Mondlicht wurde von den rabenschwarzen Haaren reflektiert und die blutroten Augen leuchteten Unheil voll. Mikoto hatte es wohl nur ihrem überaschenden Sturz vom Himmel zu verdanken, dass Sasuke sie noch nicht umgebracht hatte. Nun noch nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  fahnm
2010-11-16T00:02:22+00:00 16.11.2010 01:02
Hammer Kapi!^^
Ich hoffe das Mikoto erfolg haben wird.
Freue michs chon aufs nächste kapi^^
Von:  mfans18
2010-11-15T22:09:51+00:00 15.11.2010 23:09
Was soll ich sagen, außer das dieses Kapitel genau so gut war wie das erste Kapitel?
Freue mich schon auf das nächste Kapitel!
mfg
mfans18
Von: abgemeldet
2010-11-15T20:04:02+00:00 15.11.2010 21:04
oke...
Das ist interessant und mal was ganz anderes.
Ich mag aber deinen Schreibstil sehr.
Bin gespannt, wie du das weiterführen willst.
Liebe Grüße


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