Zum Inhalt der Seite

Haunting you

Inception - Arthur/Eames
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Somewhere in time, I will find you and haunt you again.

Eigentlich hatte Arthur immer geglaubt, er würde nichts mehr hassen als Unordentlichkeit. Chaos und Unordentlichkeit. Doch da schien er sich getäuscht zu haben.

Als er sich mit vor Abscheu verzerrtem Gesicht einen Weg durch die am Boden herum liegende Kleidung, die leeren Coladosen und halb ausgetrunkenen Mineralwasserflaschen bahnte, wurde ihm klar, dass er eines noch mehr verachtete, als all diese Weltuntergangsstimmung in Mr. „Ich bin der fantasiereichste Fälscher der Welt“ Eames‘ Hotelzimmer.

Er hasste es, wenn jemand versuchte, sich unbemerkt in sein Unterbewusstsein zu stehlen.
 

„Hier verkriechst du dich also.“ Seine Stimme zitterte unkontrollierbar vor Wut, die sich auch in einem von draußen vernehmbaren, lauten Knall manifestierte. Er würde nicht mehr viel Zeit haben, Eames selbst zur Schnecke zu machen, bevor ihm seine randalierenden Projektionen die Arbeit liebend gerne abnehmen würden. Aber nein….das wollte Arthur sich nicht nehmen lassen. Zugegeben, der Fälscher hätte eigentlich Respekt verdient dafür, wie schnell er sich hierher geflüchtet und sich hinter einer geschlossenen Hotelzimmertür hatte verbarrikadieren wollen, bis die primäre Raserei ein wenig abgeklungen war; doch er hatte die Rechnung ohne Arthurs Listigkeit gemacht.

Sollte ihm noch einmal einer vorenthalten, er wäre nicht kreativ.

Wie sonst, außer durch den reinen und unverfälschten Kuss der Muse war ihm so viel Fantasie zuteil geworden, dass er auf die Idee gekommen war, diesem Hotel in seinem Traum in seinem verfluchten Unterbewusstsein Luftschächte hinzuzufügen. Eine teuflische Stimme in seinem Inneren meldete sich höhnisch zu Wort und erinnerte ihn daran, dass Ariadne ihm darin schon um Monate voraus war – doch mittlerweile lag der Fischer Job so lange zurück, dass Arthur diesen klitzekleinen Einwand in seinem Inneren mit einer imaginären Handbewegung beiseite wischte. Fakt war, dass er irgendetwas hatte tun müssen, um Eames daran zu hindern, sich weiter nach Gutdünken in seinem gottverdammten Unterbewusstsein auszutoben!
 

„Luftschächte, aha. Respekt, Darling.“ Der Sarkasmus sprang Eames regelrecht aus den Augen. „So viel Erinnerungsvermögen hätte ich dir fast nicht zugetraut.“
 

„Dir wird das Scherzen schon noch vergehen, wenn ich dich denen da draußen überlasse,“ schnaubte Arthur mit einem Schwenk seines Kopfes in Richtung Fenster. Nach kurzem Überlegen schien Eames der Richtung folgen zu wollen und platzierte das Gesicht am Glas. Selbst in dieser Situation verkörperte er einfach Lässigkeit pur, als seine Augenbrauen nach oben wanderten und er sich mit zwei Fingern über das unrasierte, stoppelige Kinn strich.
 

„Aber, aber,“ drang die Stimme des Fälschers säuselnd an das Ohr seines Gegenübers. „Drohungen sind doch unter deinem Niveau.“
 

Herablassend beäugte Arthur den Eindringling, der nach wie vor leger an das Badezimmerfenster angelehnt dastand und ihn nonchalant angrinste. Der kurz davor war, sein wallendes und brodelndes Blut zum Überkochen zu bringen.

„Um sich mit dir auseinanderzusetzen, muss man sich eben auf dein Niveau herablassen,“ konterte er kühl, wobei es ihm alle Mühe kostete, seine Stimme ruhig zu halten. Mit seinen Händen gelang ihm das nicht so ganz – unablässig bebten seine zu Fäusten geballten Finger, während der Point Man sich vorstellte, wie es wohl wäre, jetzt einfach seine treue und zuverlässige Glock 17 zu ziehen und dem unverschämten Arschloch vor ihm den Schädel damit wegzuballern.

Wäre Arthur ein etwas besserer Architekt, der nicht auf seine Emotionen, sondern lediglich auf seinen kreativen Verstand angewiesen war, der Raum hätte sich schon längst unter Biegen und Brechen in eine mittelalterliche Folterkammer verwandelt, wo er all seinen gegenwärtigen Jähzorn an Eames hätte auslassen können. So viel dazu, dass er keine Fantasie hatte….
 

„Ts, ts, ts,“ holte es ihn stichelnd wie ein Hornissenschwarm zurück in den gegenwärtigen Traum. Eames lachte? Er lachte! Belustigt schmunzelte er in sich hinein, den Blick nach wie vor aus dem Fenster gerichtet, während er aus dem Augenwinkel heraus die Reaktionen des Pointers beobachtete. Für ihn schien es kein herrlicheres Schauspiel zu geben, als Arthur aufziehen zu können. Und wenn es bedeutete, dass er sich ganz hinterrücks und heimtückisch in dessen Traum eingeschlichen hatte, nur um seine unersättliche Neugierde darüber, was der leicht reizbare Point Man so alles in seinem Kopfkino erlebte und anstellte, stillen zu können.

„Jetzt wirst du auch noch zickig, Artie. Wie unartig von dir.“
 

Das reichte. Das reichte.

Der Knall der Pistole war zu hören, noch ehe Arthur vollkommen realisiert hatte, wie diese in seine Hand gekommen war.
 

Das Toben und Lärmen vor dem schäbigen Hotel, welches Eames sich als Refugium in der unsteten Traumwelt des Point Mans auserkoren hatte, ebbte schlagartig ab. Der Eindringling war weg. Einzig der Träumer blieb zurück; sein vor Wut pochendes Herz beruhigte sich allmählich, während er gedankenverloren den vor seinen Beinen zusammengesackten Leichnam beäugte und die Glock dabei bedächtig in der Hand kreisen ließ. Also hatte er Eames umgebracht.

Nicht im Traum habe ich daran gedacht, einmal so eine Möglichkeit zu bekommen… Lächelnd ob seines kleinen makaberen Wortwitzes hielt er in seinen wirbelnden Bewegungen inne, hob die Waffe und setzte sie an seine eigene Schläfe.
 

„Sag mal, spinnst du? Du absoluter Volldepp von einem Pointer; du einfallsloses, banales Arschloch, du kannst mich nicht einfach so umknallen!“

Dank seiner geglückten Aktion wieder ganz die Ruhe in Person, zog Arthur sich die Injektionsnadel, mit deren Hilfe er sich eigentlich angenehme Träume erhofft hatte, aus dem Handgelenk und richtete sich in der Gartenliege auf. Warme Sonnenstrahlen begrüßten seine soeben aus dem Traum heimgekehrte Gestalt, als er sich theatralisch mit den Fingern über die Schläfen rieb und sich gehörig Zeit ließ, den aufgebrachten Fälscher anzusehen.
 

„Huh? Was sollte das eben? Da kommt man dich mal besuchen, die Türen stehen alle offen und du liegst tiefschlafend im Garten und kriegst absolut nichts von der Realität mit, und dann wird man so begrüßt!“ Es war dem Hauch von Pikiertheit in Eames‘ Stimme zu verdanken, dass Arthur ein unterdrücktes Glucksen entwich. Ja, nun fiel es ihm leicht, sich beruhigt und behaglich zurückzulehnen und es dem Fälscher zu überlassen, aufgebracht die Luft anzuhalten.
 

„Willst du mir jetzt etwa weismachen, das wäre eine gute Tat von dir gewesen?“

Schlagartig zuckten Eames‘ Mundwinkel auf diese Frage hin; seine Augenbrauen schnellten provokant nach oben.

„Wolltest mich also nur holen kommen, damit ich meine offene Haustür absperre und anschließend wieder in Frieden weiterträumen kann?“

Nicken. Der Hauch eines Grinsens.

„Hmmm…Eames? Vergiss es. Es geht dich absolut nichts an.“

Enttäuscht stöhnte der Fälscher auf und verdrehte die Augen, doch seine Stimme hatte nichts an Hartnäckigkeit verloren. „Glaub mir, irgendwann krieg ich noch raus, was du dort unten versteckt hältst.“ Es war nicht mehr als ein Raunen, doch es reichte aus, um Arthurs Nackenhaare kribbelnd zu Berge stehen zu lassen. Das hatte mehr nach einer Drohung als nach einem schlichten Vorhaben geklungen.
 

„Mach dir nicht die Mühe.“

Regungslos beobachtete er Eames dabei, wie er sich seine Tweedjacke vom Gartentisch schnappte und seine Hand kurz in deren Innentasche verschwand; Arthurs Gesichtsmuskeln zuckten. Ohne Zweifel verwahrte er sein Totem dort drin: einen mitgenommenen, vor lauter Reiben schon fast bleichen Pokerchip. Der Pointer hatte ihn nur einmal für einen winzig kleinen Augenblick zu Gesicht bekommen, und das auch nur per Zufall, doch der Anblick hatte sich so sehr in sein Gedächtnis gebrannt, dass….
 

„Dir auch noch einen schönen Tag, Darling,“ zischte Eames und rauschte von dannen, woraufhin er einen grübelnden und leicht zerstreuten Arthur zurückließ. Es war einer jener seltenen Momente, in denen man den sonst so beherrschten und gleichmütigen Fälscher wütend erlebte. Allein das zeugte schon davon, wie wichtig ihm dieser Entschluss geworden war, den er gefasst hatte, nachdem Arthur sich bei einem Auftrag für den Bruchteil einer Sekunde hatte ablenken lassen.

Als ihm die Leitfäden seines Traumes gedroht hatten, aus den Händen zu gleiten.

Als alles um sie herum geruckelt und gebebt hatte, als hätte man die Welt auf den Kopf gestellt.

Als sich der Vergnügungspark, in welchem sie ihren Job hätten erledigen sollen, plötzlich in einen schlichten Raum mit schwarz gefliesten Wänden verwandelt hatte.

Als Eames‘ Augenmerk auf den mittig im Raum platzierten Tresor gefallen war.

Als Arthur sich panisch wieder unter Kontrolle gebracht und den Traum in die richtige Richtung gelenkt hatte.
 

Seufzend strich der Point Man sich durch die Haare, fixierte einen Punkt weiter hinter dem Horizont, während er seinen Gedanken nachhing.

Seit jenem Malheur war Eames regelrecht besessen von dem Gedanken, den Safe in Arthurs Unterbewusstsein ausfindig zu machen und dessen Geheimnis zu lüften. Dabei gab es auf der ganzen Welt, sei es in der realen oder in der der Träume, keinen besser behüteten Schatz als diesen. Nein, der Point Man durfte einfach nicht riskieren, dass irgendjemand – dass Eames! – ihn fand.

Eames.

Er am allerwenigsten sollte Arthurs originalgetreue Projektion seines eigenen Pokerchips finden, die dieser unergründlich tief in den Kammern seines empfindlichsten Innersten versteckt hatte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Zoeyloo
2011-03-11T21:37:45+00:00 11.03.2011 22:37
Ahhhhh ~ ♥

Wieder einmal einer deiner wunderbar kreativen Anfälle, die bei dir glaube ich von Dauer sind. :D Ich liiiieeeeebe es!

Genau SO habe ich mir das zwischen den beiden vorgestellt. Und das mit den Luftschächten ~ natürlich hat er sich das vom lieben Eames abgeschaut. True Love! :D Herrlich auch, dass er ihn erschossen hat - das passt einfach so zu den beiden.

Ab zu meinen Favoriten damit!
Allein schon, weil ich nun (etwas verspätet) auch total auf der Inception-Welle unterwegs bin. ♥.♥
Von:  Wolkenfee
2010-10-23T18:26:12+00:00 23.10.2010 20:26
Hallo!
Hach, ich liebe den Film <3
Du hast die beiden super getroffen, ich mag es, wie Arthur versucht, ruhig zu bleiben und Eames dann so sauer ist, dass er ihn erschossen hat.
Das Ende gefällt mir auch sehr.
LG, Fee
Von:  _Natsumi_Ann_
2010-09-04T18:48:56+00:00 04.09.2010 20:48
uiui ~
wie gessagt die zweite story lese ich auch noch :D
also es war nicht anspruchsvolles, aber es hat einen ein klein wenig faziniert. ich mag wie du eames beschreibst, er muss alles wissen , lässt nicht locker.

aber warum will arthur es so sehr verheimliches ? ^_~
schreibst du nochmal was zu den beiden?
oder allgemein zu insception?
fände ich super cool.

mach weiter so, dein schreibstil hat was.
<3

Von:  Jiayi
2010-08-16T12:22:32+00:00 16.08.2010 14:22
Ayayayay~~ ♥
Was soll ich dazu sagen?

Es ist so geworden, wie ich mir eine FF von dir vorgestellt hatte - schlicht, nicht kitschig, ein klarer Leitfaden und eine deutliche und tief bedeutsame Aussage am Schluss. Ich muss sagen - solche Geschichten lese ich am liebsten.
Eamsy-Schatzi ist auch genauso wie ich ihn mag, man kann sich ihn einfach sehr gut vorstellen. Und unseren lieben Pointer auch, der so muehselig versucht, sich nicht das Ruder von ihm aus der Hand nehmen zu lassen, aww.
Dass er sich die Idee mit den Luftschaechten abgeguckt hat, finde ich auch sehr aussagekraeftig, wo es ja damals auch Eames Idee gewesen war. Hach ja, das muss Liebe sein.
Artie hat trotzdem keine Fantasie :D 'tschuldigung... aber ich bin zu sehr Eames, als das jetzt nicht sagen zu koennen.
Ok, bevor ich hier gleich seltsame Sachen schreibe, schliesse ich meinen Kommentar ab mit dem Fazit, dass diese FF aeusserst wundervoll ist.

Dass sie auch noch mir gewidmet ist.... <3 aww~ (>//w//<) vielen Dank, Darling ♥


Zurück