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Deep in the cold winter

Wenn ich in der Kälte gefangen bin, holst du mich dann und rettest mich?
von

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Wenn der Schleier sich legt ...

Draußen beginnt der Schnee sich vom Wind tragen zu lassen. Sich wild hin und her schubsen zu lassen.

Die Böe zieht auch das Weiß des Asphaltes mit sich.

Die Atmosphäre ist umgeben von Kälte und Weiß.

Für eine Weile verharren die beiden Mädchen in ihrer Position.

Bis Youmu realisiert, was geschieht.

Sie wird geküsst ... von Marisa ...

Marisa küsst sie.

Die Blonde ist vollkommen versunken. Nimmt nur noch den süßen Geschmack von Youmus weichen Lippen wahr.

Genießt diesen Augenblick.

Im Kopf der Silberhaarigen wird Alarm geschlagen.

Sie erinnert sich.

Ihre Vergangenheit sucht sie wieder heim.

Sie bekommt Panik.

Sofort verhärtet Youmu ihre Lippen und reißt sich aus Marisas Griff los.

Diese erwacht aus ihrer Trance.

Sie sieht ihre Retterin vor ihr stehen. Mit verschreckten Augen, roten Wangen ...

Ab da begreift sie, was sie gerade getan hat.

"... You ... mu ..."

Die Angesprochene ist von stiller Panik übermahnt.

Sie macht einen Schritt rückwärts.

"You-"

Ein weiterer Schritt.

"-mu ..."

Immer mehr Schritte.

"... bitte, warte ..."

Aber Marisas Worte treffen auf taube Ohren.

Youmu wartet nicht.

Sondern sie dreht sich um ... und rennt aus dem Haus.

Läuft in den Schneesturm.

... und flieht vor dem blonden Mädchen.

Marisa bleibt entsetzt stehen. Sieht, wie ihre Retterin in die Kälte rausläuft.

In ihrem Kopf arbeitet es auf Hochtouren.

Ihr wird bewusst, was sie angerichtet hat.

Ihr wird schlecht bei dem Gedanken, wie sehr sie Youmu mit dem Kuss überrumpelt und verletzt haben muss.

Sie weiß selber nicht, was sie dazu gebracht hat, die Silberhaarige zu küssen.

...

Doch jetzt ist etwas anderes wichtiger ...

Bei dem Schneesturm könnte sich das Mädchen verlaufen oder sich etwas antun.

Marisas Ziel ist klar.

Sie zieht sich etwas Warmes über sich und läuft ebenfalls in den Sturm.
 

Der Schnee verbunden mit dem Wind lässt die Sicht vollkommen weiß erscheinen.

Alles verschwindet in im Weiß.

Lässt keinen Weg sichtbar werden.

"Youmu!"

Marisa läuft durch den Sturm.

Sie hat ihre Orientierung vollkommen verloren. Weiß nicht, wohin sie geht.

"Youmu! Antworte!"

Trotzdem geht sie weiter.

Ruft weiter den Namen der Silberhaarigen, in der Hoffnung, sie würde antworten.

Aber ... sie antwortet nicht ...

Vom Sturm und vom Schreien geschwächt bleibt Marisa kurz stehen.

Die Blonde ist völlig ratlos.

Wo könnte Youmu sein?

Wie soll sie sie finden?

Marisa verharrt für Sekunden in dieser Position ...

...

...

...

Sie marschiert weiter.

"Youmu!"
 

~~
 

Der Sturm tobt weiter.

Lässt keine Sicht zu. Nagt zudem noch an den Kräften jener, die sich in ihm befinden.

Bringt Kälte mit sich.

Youmu hat sich an einer Mauer nieder gelassen.

Sie ist erschöpft vom Laufen und vom Sturm.

Sie weiß nicht, wo sie ist.

Die Kälte macht sich bei ihr bemerkbar. Sie zittert am ganzen Körper.

Sie muss die ganze Zeit an den Kuss denken ...

... und damit auch an ihre Vergangenheit ...

Die Silberhaarige kann die Bilder einfach nicht aus ihrem Gedächtnis verbahnen.

Sie hat Angst ... vor längst Vergangerem ...

Die Angst hat sie blind gemacht.

... Ob Marisa sie wohl sucht ...

... Ganz bestimmt.

Nur ... ist Youmu bereit, über das Geschehene hinweg zu sehen?

Kann sie Marisa einfach so wieder in die Augen schauen, als wäre nie was passiert?

... Oder sucht die Blonde sie vielleicht gar nicht ...

So viele Fragen, die im Kopf der Silberhaarigen spucken.

...

"... mu!"

Youmu hört eine Stimme aus der Ferne. Inmitten des Schneesturms.

"Youmu!"

Die Stimme wird immer lauter und klarer.

"Youmu, wo bist du?!"

Es ist Marisa.

Also sucht die Blonde sie doch.

Nur ... was wird Youmu machen, wenn sie sie findet?

Kann sie Marisa noch als Freundin ansehen?

Was soll sie tun?
 

"Youmu! Antworte mir! Wo bist du?!"

Marisas Stimme wird immer heiser vom Schreien.

Ihr Blick ist verschwommen und unklar.

Nur Weiß und Schnee.

Sie weiß nicht, wo sie lang geht. Sie ist orientierungslos.

Aber sie sucht weiter nach ihrer Retterin. Sie ist besessen von dem Ziel, Youmu wieder nach Hause zu bringen.

Ein unangenehmes Kratzen im Hals macht sich bei Marisa bemerkbar.

Sie hustet stark.

Das Kratzen will aber nicht vergehen ...

Ihre Beine sind schwer von der Erschöpfung und Belastung.

Die Blonde stolpert.

Sie verliert ihr Gleichgewicht und findet sich im Schnee wieder.

Zitternd liegt Marisa auf dem Schnee, auf dem sie noch gegangen ist. Wie ein kleines Häufchen Elend.

Wie damals, als sie an der Seitengasse saß, kurz nachdem sie ihr Gedächtnis verloren hat.

Kalt, einsam ... ohne Ausweg aus dem Trauma ...

Dann bemerkt sie etwas ...

Etwas, was unmittelbar vor ihren Augen steht.

Ein Stein ...

... ein Grabstein ...

Ist das ein Zeichen?

Ist sie zum Sterben verurteilt? Oder ... ist sie schon längst tot?

Mit ihrer verbleibenden Kraft versucht Marisa ihren Arm zu bewegen.

Sie berührt zitternd und sanft den Grabstein.

Er fühlt sich kalt an ...

... ohne ein Fünkchen Leben ...

Marisas Sicht wird etwas klarer ...

Der Sturm ist nicht mehr so stark wie vorher ...

Aber er lässt den Schnee weiter in der Atmosphäre tanzen und wiegen.

Die Blonde erkennt Buchstaben auf dem Stein.

Ein Name.

Sie liest den Namen der toten Person unter der Erde laut vor:

" ... Mo ... na ... Kiri ... same ..."

In Marisas Kopf schlägt ein Blitz ein.

Dieser Name ... sie hat ihn schonmal gehört ...

Mona Kirisame.

Woher kennt sie diese Person ... wer ist sie?

Marisas Kopf wird wieder von unerträglichen Schmerzen heimgesucht.

Sie fasst sich am Kopf ... will die Pein unterdrücken ...

Es gelingt ihr nicht ...

Sie schreit auf.

... Bilder ...

Viele unsortierte, unverständliche Bilder geistern durch den Kopf des blonden Mädchens.

Sind das Szenarien ... aus ihrer Vergangenheit?

Sie sieht ...

... ein kleines Mädchen mit blonden Haaren, die sich im Spiegel betrachtet. Sie trägt ein wunderschön geschmücktes Kleid.

... in unmittelbarer Nähe steht eine Frau. Ihre Haare sind ebenfalls blond, kurzgeschnitten. Sie ist ... mehr als nur schön ... sie sieht aus wie ... ein Engel. Sie lächelt. Ein verständnisvolles, warmes Lächeln. Vorallem ... mütterlich ...

... In einem anderen Bild liegt die engelsgleiche Frau auf dem schneebedeckten Boden. Sie liegt in einer Blutlache. Zu ihr gekniet hockt das kleine Mädchen ... zerrt verzweifelt an der Jacke der Frau ... weint bitterlich ... ruft immer wieder: "Mama ... Mama, steh auf ... Mama ..."

Aber ... die Frau regt sich nicht ... gibt keine Antwort ...

... In wieder einem anderen Bild sitzen fein und elegant gekleidete Männer in einem Kreis. Trinken Sake, unterhalten sich, rauchen Zigarren. Im Hintergrund des Geschehen ... das kleine Mädchen, die inzwischen etwas älter ist. Gekleidet in einer Dienstmädchenuniform, hält ein Tablett in ihren Armen ... Ihr Gesichtsausdruck ... monoton, leblos und ohne jegliche Form von Freude ...

... Dann ... im nächsten Bild ... versteckt sich das Mädchen hinter einer Mauer ... und beobachtet ... wie einer der Männer aus dem Kreis eine Pistole zieht. Und mit dieser Handfeuerwaffe erschießt er den Mann vor ihm ... Kopfschuss. Entsetzt schreit das Mädchen auf, womit sie die Aufmerksamkeit des Mörders auf sich zieht. Er schreitet zu ihr, brüllt sie an: "Was hast du hier zu suchen? Ich hab dir doch gesagt, du sollst im Haus bleiben!"

Er packt sie an die Schultern, um sie dann an die Wand zu stoßen. Sie verletzt sich dabei am Kopf ...

... Der Rest ist Schwarz ...
 

Noch einmal schreit Marisa vor Schmerzen.

Dann wird ihr bewusst ... was das für Bilder waren ...

Die Kopfschmerzen lösen sich ...

Der Blizzard um sie herum legt sich ...

Jegliches Weiß, dass die Atmosphäre wie Nebel bedeckte, löst sich. Trägt den Schleier der Verschwommenheit fort.

... und mit ihm der Schleier, der Marisas Kopf bedeckte ...

Sie kommt wieder zu Kräften ...

Langsam steht die Blonde auf.
 

Youmu schaut auf ihre Umgebung ...

Jetzt, wo der Sturm sich gelegt hat, erkennt sie den Ort, an dem sie sich aufhält.

Der Friedhof.

Sie hat sich an dem Gartenhaus des städtischen Friedhofs niedergelassen.

Die Silberhaarige schaut auf die Umgebung hinter sich, während sie sich an der Mauer versteckt hält.

Sie sieht Marisa, einige Meter von ihr entfernt, vor einem Grabstein stehen.

Youmu richtet ihren Blick wieder geradeaus.

Marisa ist zwar heiser, nimmt aber ihre letzten Kräfte ihrer Stimme, um zu rufen:

"Youmu! Ich weiß nicht, ob du hier bist oder du mich hören kannst.

Ich wollte dir aber noch etwas sagen. Danke für alles, was du für mich gemacht hast. Und es tut mir Leid, was ich dir im Gegenzug angetan habe. Ich habe keine Ahnung, warum ich dich geküsst habe. Ich kann es mir selber nicht erklären. Jedenfalls brauchst du dir keine Gedanken mehr um mich zu machen. Ich habe meine Erinnerungen wieder. Also gibt es keinen Grund mehr für mich, hier zu bleiben. Du hast ja anscheinend schon genug von mir. Vielleicht sehen wir uns wieder ..."

Youmu hört genau, was Marisa ihr zuruft.

Sie hat ihre Erinnerungen wieder ...

Die Silberhaarige würde sich für die Blonde freuen ... wenn da nicht diese andere Aussage wären ...

... Sie will gehen ...

... Einfach gehen ...

In Youmu macht sich viele Gefühle breit ...

Traurigkeit ... dass Marisa gehen will und sie wieder allein sein wird ...

Angst ... dass sie Marisa nie wieder sehen wird ...

Selbst wenn Marisa sie überrumpelt hat ... kann und will sie nicht, dass sie wieder aus ihrem Leben verschwindet ...

Nicht nur, um nicht mehr die Einsamkeit spüren zu müssen ...

... Da ist etwas anderes ... etwas, was Youmu nicht weiß ... nicht versteht ... nicht begreift ...

Dieses etwas ... will, dass Marisa da bleibt und nicht wieder geht.

"Youmu ... Leb wohl ..."

Nach diesen Worten dreht sich Marisa zum Friedhofstor und geht.

... sie geht ...

Nein, das darf sie nicht!

Sofort steht Youmu auf und läuft zu der Blonden.

"Marisa!"

Sofort bleibt Marisa stehen. Nicht nur wegen dem Ruf ...

Das silberhaarige Mädchen hat sich von hinten an sie geklammert. Lehnt ihre Stirn an den Rücken der Blonden.

"Bitte ... Marisa ...", gibt Youmu von sich zu hören.

"Bitte, geh nicht. Bleib hier ... Lass mich nicht allein ..."

Marisa ist völlig überrascht.

Die Trauer und die Angst, die sie in Youmus Flehen heraus gehört hat ...

Jetzt wird es ihr klar ...

Nicht nur im Leben der Blonden haben sich schlimme Ereignisse ergeben, sondern auch im Leben ihrer Retterin ...

Beide Mädchen ... die unterschiedlicher nicht sein können ... aber doch eines gemeinsam haben ...

Beide Mädchen ... wurden auf grausame Weise in die Einsamkeit gedrängt. Und vom Leben bestohlen ...

Marisa legt ihre Hände auf die von Youmu, die sie immer noch festhält.

Sie flüstert.

"Youmu ... ich bleibe ... bei dir."



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