Zum Inhalt der Seite

Shadowwalkers II

Kampf und Flucht
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Keine Wahl

Anmerkung: Dieses Kapitel ist ein Rückblick - deshalb in kursiv.
 

Es war bereits dunkel und in der Luft hing der Geruch von aufkommenden Regen. Bereits seit dem späten Nachmittag war Lily auf der Suche nach Ashley durch die ganze Stadt geeilt. Es war ihr schon komisch vorgekommen, dass sie nach der Schule nichts von ihrer Freundin gehört hatte, aber erst nachdem Ashleys Mutter sie ziemlich aufgelöst angerufen hatte, war Lily so richtig besorgt.

Sie hatte ihr erzählt, dass Ashley nach der Schule nicht nach Hause gekommen war und niemand etwas von ihr gehört hatte. Und das sah ihr so gar nicht ähnlich. Ashley war immer sehr zuverlässig und gab zumindest ihrer Mutter kurz Bescheid, wenn sie sich verspätete (obwohl die um diese Zeit meistens gar nicht zu Hause war).

Schlimmer war jedoch, dass niemand wusste wo sie abgeblieben war. Ihr Handy war ausgeschaltet und sie hatte mit keinem irgendetwas vereinbart oder hatte etwas anderes vor. Lily hatte ihre Mutter insofern beruhigt, dass sie nicht gleich die Polizei anrief. Sie würde nach ihr suchen und hatte definitiv bessere Mittel zur Verfügung als die Beamten.

Und so war sie die ganze Zeit durch die Vorstadt gezogen und hatte an all den Plätzen gesucht, wo sie Ashley vermutete. Zuerst war sie zum Steinbruch gegangen, da es immer noch ihr Lieblingsplatz war und die beiden sich dort fast täglich trafen. Aber sie war weder hier, noch in der Einkaufspassage oder bei einem kleinen Ententeich an einem Spielplatz unweit der Schule.

Lily machte sich inzwischen ernsthafte Sorgen. Mit jeder Sekunde, die verstrich ohne ein Lebenszeichen von Ashley beschlich sie der Verdacht, es könnte ihr etwas passiert sein. Und ihre Phantasie malte sich tausend verschiedene schreckliche Szenarien aus, was ihr letztlich zugestoßen sein könnte. Allmählich wurde sie immer nervöser und allein die Tatsache, dass sie in der letzten halben Stunde ungefähr vierzig Mal erfolglos versucht hatte, Ashley anzurufen sprach Bände.

Sie spielte bereits mit dem Gedanken, einige ihrer dämonischen Bediensteten für die Suche nach Ashley einzuspannen, doch das könnte nicht nur riskant für sie selbst als auch sehr gefährlich für Ashley werden. Im Moment lief sie die Straße entlang, in der Ashley und sie wohnten. Sie hatte zwar nicht vor, mit leeren Händen vor Ashleys Mutter aufzutauchen, aber sie musste sich einfach erkunden, vielleicht hatte Ashley sich ja schon zu Hause gemeldet und man hatte einfach vergessen, sie zu informieren.

Zuerst wollte sie allerdings zu sich nach Hause gehen, um raus zu finden, ob sie zu Hause von Ashley angerufen worden war. Gehetzt und mit zittriger Hand steckte sie den Schlüssel ins Haustürschloss. Ihre „Eltern“ waren bestimmt nicht zu Hause, das waren sie nie und Lily war darüber auch nicht unglücklich. Sie wussten schließlich sehr genau, wen sie da die vergangenen Jahre groß gezogen hatten.

Im Dunkeln hastete sie nach oben in den ersten Stock, in dem sie eine eigene Wohnung hatte. Schon bevor sie am Treppenabsatz ankam, merkte sie, dass jemand hier gewesen sein musste. Ihre Eltern konnten es nicht sein, für sie waren diese Räume verbotenes Terrain. Also schlich Lily vorsichtig durch den Flur in ihr Schlafzimmer. Sie öffnete gespannt die Tür und lugte durch einen Spalt in das Zimmer hinein.

Ihre Anspannung fiel mit einem Mal von ihr ab, als sie durch das Licht einer Straßenlampe, welche in das Zimmer fiel, auf ihrem Bett eine wohlbekannte Person erblickte. Ashley schlief, zusammengerollt und eines der Kissen umklammert in dem Bett. Lily konnte nicht leugnen, dass sie unheimlich erleichtert war, allerdings auch ein bisschen sauer, wegen den Sorgen, die sie sich die letzten Stunden gemacht hatte.

Langsam schlich sie auf das Bett zu und setzte sich neben Ashley hin. Sie strich ihr sanft durch die Haare. Dann knipste sie die Nachttischlampe an und als das Licht auf das Gesicht von Ashley fiel, erkannte sie, dass sie ziemlich geschwollene Augenlider hatte. Durch den plötzlichen Lichtreiz fingen Ashleys Augenlider an zu flattern und sie bewegte sich, schon kurz vor dem Erwachen.

Lily senkte sich hinab und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Sie flüsterte ihr ins Ohr „Wach auf du Schlafmütze, damit ich dir ordentlich die Meinung geigen kann.“ Wenige Augenblicke später kam Ashley diesem Wunsch auch nach. Und als sie Lily aus müden Augen anstarrte, quollen bereits die ersten Tränen aus ihren Augenwinkeln.

Lily war ziemlich vor den Kopf gestoßen und konnte trotz ihrer Wut nichts anderes als die schluchzende und weinende Ashley in den Arm zu nehmen. Und für eine halbe Ewigkeit schien es, als würde nichts Ashley wirklich trösten können. Irgendwann schien sie sich wieder zu fangen und blieb ruhig in Lilys Umarmung liegen. Lily strich ihr mit einer Hand sanft über den Rücken und die Haare. Doch erst nach einer Weile konnte sie Ashley darauf ansprechen.

„Was ist dir bloß für eine Laus über die Leber gelaufen, dass du gleich einen Weinkrampf kriegst, wenn du mich siehst?“ Ashley schmiegte sich enger an Lily, schwieg aber weiter. Irgendwie schien es, als wäre die ganze Kraft aus ihrem Körper gewichen und mit jeder vergossenen Träne davon geflossen.

Schließlich flüsterte Lily weiter „Wir haben uns alle große Sorgen gemacht. Deine Mutter ist ziemlich fertig. Sie war schon kurz davor, dass sie die Polizei nach dir suchen lässt.“ Ashley regte sich leicht und murmelte dann „Kann ich mir vorstellen.“ Lily hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Verrätst du mir, warum du uns alle halb wahnsinnig gemacht hast, Engelchen?“ Ashley schwieg wieder, aber Lily konnte dieses Mal spüren, dass sie darüber nachdachte. Schließlich löste sie sich aus Lilys Umarmung setzte sich auf und lehnte am Kopfteil des Bettes. Bevor sie antwortete, griff Ashley nach Lilys Hand und umklammerte diese wie ein Rettungsseil.

Mit rauer Stimme versuchte Ashley in Worte zu fassen, was ihr immer noch schwer auf der Seele lastete. „Es ist was passiert, heute nach der Schule.“ Lily legte augenblicklich die Stirn in Falten und hatte wieder eine Menge schlimmer Szenarien im Kopf. Innerlich dachte sie nur: „Wer auch immer es gewagt hat, sie anzufassen, wird sich wünschen nie geboren zu sein.“

Ashley schien ziemlich genau zu wissen, dass Lily das dachte und schüttelte leicht den Kopf. Dann fuhr sie fort, kämpfte aber wieder mit den Tränen. „Lily, ich… ich glaube ich habe Mist gebaut.“ War alles was sie hervor brachte, bevor die Tränen ihre Stimme gänzlich unterdrückten. Lily legte ihre freie Hand an ihre Wange und wischte eine Träne nach der anderen weg.

Sie kam näher und küsste Ashley sanft, solange bis sie sich wieder beruhigt hatte. Dann legte sie ihre Stirn an Ashleys und flüsterte ruhig. „Was ist passiert?“ Und Ashley konnte nach einem tiefen Atemzug endlich das aussprechen, was heute vorgefallen war. „Die haben mich gefunden, Lily. Und die wissen ziemlich viel. Sie wissen auch von dir und wer du bist.“

Lily wich zurück. Der erste Schockmoment traf sie tief. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber diese Möglichkeit hatte sie ganz und gar nicht in Betracht gezogen. Dieser Tag war etwas gewesen, das sie stets verhindern wollte, aber letztlich hatte sie gewusst, dass das wohl nie gänzlich möglich war. Besorgt starrte sie Ashley an. „Sag mir bitte, dass du nicht gesagt hast, du weißt was ich bin.“

Ashley schüttelte den Kopf. „Hab ich nicht. Aber er hat mir gesagt, was du bist. Er wollte es wohl nutzen, um mich zu überzeugen.“ Lily verzog angewidert das Gesicht, sie ahnte bereits, wer dieser Er war. „Und was hat ER dir dann noch gesagt?“ schnaubte sie verächtlich. Ashley war die Veränderung in ihrer Stimmung nicht entgangen.

Sie sah zur Seite. „Er hat mich vor die Wahl gestellt. Entweder ich würde mit ihm zu den Schattengängern gehen und meine Familie verlassen oder er würde mich als deine Verbündete ansehen und mich und meine Familie dementsprechend behandeln.“ Lilys Blick verfinsterte sich immer mehr. „Dieser Bastard setzt dir die Pistole auf die Brust.“ Ashley nickte „Ich weiß. Er hat mir versprochen, dass er meine Familie da raus hält, wenn ich mich ihm anschließe.“

Lily gab ein ziemlich wütendes Knurren von sich. Unter andere Umständen hätte Ashley wie so oft darüber gelacht, doch jetzt war ihr nicht mehr zum Lachen zumute. Man hatte ihr das Ultimatum gestellt, vor dem sie sich seit Jahren nun schon drückte. Und jetzt stand sie dem ganzen hilflos gegenüber.

„Was soll ich jetzt machen?“ fragte sie und starrte Lily hilflos an. Doch die war innerlich nicht minder hilflos. Ihr waren die Hände gebunden. Was konnte sie schon tun? Duncan würde auf seinen Besitz pochen und Lucas würde sie verstoßen, wenn sie eine Schattengängerin bei sich aufnahm. Bisher war das alles nur ein schönes Spiel gewiesen, aber jetzt wurde es ernst.

Lily schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, dass du nur eine Wahl hast. Denn ansonsten wird er dich aus dem Weg räumen und deine Familie gleich mit dazu.“ Traurig sah Ashley ihre Freundin an. Das war es nicht gerade, was sie hören wollte. Also stellte sie die Frage, die wohl wichtiger war. „Und was wird dann mit… mit uns?“ stotterte sie hervor.

Lily musterte sie einen Moment und strich ihr wieder durch die Haare. „Da hast du wohl auch keine andere Wahl.“ War alles, was sie sagte. Ashley sank in sich zusammen und Lily verfluchte sich innerlich. Denn das war es nicht, was sie wollte. Aber sie konnte es nicht aussprechen. Und sie würde es auch niemals tun. Es war unmöglich für sie aufgrund einer Schattengängerin die Dämonen zu verraten und Duncan zu verärgern.

Lily hatte sich entschieden und Ashley blieb keine andere Wahl, als das auch zu tun.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-09-05T11:50:48+00:00 05.09.2010 13:50
Um etwas Abwechslung bei den Kommentaren reinzubringen:
Sehr schön geschrieben :)

Zwischendurch mal ganz nett nen Rückblick zu haben, aber ich hoffe du lässt Lilly und Ashley sich nun bald wieder vertragen ;)


Zurück