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Ich wünschte, ich könnte noch einmal von vorne beginnen
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4. Juli

4. Juli
 

Es war eine schöne Nacht gewesen, denn ich hatte endlich mal wieder durchschlafen können. Seit ich zu einem Kind geworden bin, hatte sich mein Schlaf-Wach-Rhythmus komplett verändert. Ich war abends früher müde, nahm um mich herum viel mehr Geräusche wahr, schreckte mitten in der Nacht aus meinen Träumen und konnte danach nicht mehr schlafen. Besonders jetzt hatte ich gedacht, dass ich diese Nacht kaum Schlaf finden würde. Immerhin war heute der schönste Tag in meinem Leben – mein Geburtstag. Als ich die Augen aufschlug, saß ich im nächsten Moment halb auf der Bettkante, mein Herz klopfte vor Aufregung. Ja, ich gebe es zu, ich fühlte momentan wirklich wie ein Kind… Aber seltsam… irgendetwas fehlte doch… ich ließ meinen Blick schweifen und dachte nach. Na klar, wie könnte ich das vergessen: mein Geburtstagsburger zum Frühstück! Und wenn ich ihn mir selber machen musste, der durfte auf keinen Fall fehlen!
 

Schnell war ich auf den Beinen, ab ins Bad, die morgendliche Katzenwäsche, ehe mich nachher eine ausgiebige Dusche erwartete. Und nun hieß es: ab in die Küche! Arthurs Küche war wie immer ordentlich, alles stand an seinem angestammten Platz und doch wirkte sie einladend sich hinzusetzen und sich sofort wohl zu fühlen. Aber heute war es irgendwie anders. Alles sah aus wie immer, doch irgendwie wirkte dieser Ort doch so kalt und leer. Stimmt, vorhin hatte ich alleine in seinem Bett gelegen… War er schon aufgestanden? Hatte er vielleicht eine kleine Überraschung für mich geplant?

Dann entdeckte ich etwas auf dem Küchentisch, welchem ich meine volle Aufmerksamkeit schenkte: ein selbstgebackener Schokoladenkuchen in der Mitte ein Stern aus weißer Schokolade, daneben mein Gesicht mit weißer Deko-Creme aufgemalt. Ich gewann mein strahlendes Lächeln zurück, ich liebte Schokoladenkuchen! Daneben lag ein Geschenk mit einer Geburtstagskarte. Ich erkannte diese Schrift sofort, sie kam von Arthur. Also hatte er doch dran gedacht! Wieso kam er denn jetzt nicht aus seinem Versteck, um mir zu gratulieren? Ich habe doch damit gerechnet, dass er mich überraschen wollte. Doch alles blieb still. Sonst verabschiedete er sich doch auf irgendeine Art und Weise, wenn er sein Haus verließ… Kein Zettel, keine Nachricht, er musste also zu Hause sein! Dann war es also für mich Zeit auszupacken! Ich zerriss vor Aufregung das Geschenkpapier, warf es beiseite und machte große Augen. Meine Fliegerjacke… zumindest sah sie meiner alten sehr ähnlich. Dieselbe Farbe, nur die 50 auf ihrer Rückseite fehlte. Stattdessen prangte auf der Brusttasche meine Flagge. Und sie passte mir wie angegossen! Nun hatte ich meine heldenhafte Erscheinung zurück erlangt, so konnte ich mich wieder unter die Menschen mischen. Immerhin repräsentierte ich einen Traum von Freiheit, einer besseren Zukunft. Ich war ihre Hoffnung… schade, dass ich diesen Tag nicht bei mir zu Hause feiern konnte. Dort tobte bestimmt schon die Party, nur ich fehlte… Plötzlich schreckte ich aus meinen Gedanken, als etwas zu Boden fiel. Ich bückte mich und hob eine Fliegerbrille auf, passend zu meiner Jacke. So eine hatte ich mir schon immer gewünscht. Nicht, dass ich kein Geld hatte, aber mein Boss brauchte es mehr als ich und es wäre doch egoistisch, wenn ich es für eine solche Kleinigkeit ausgegeben hätte. Nur… woher wusste Arthur davon? Ich hatte ihm gegenüber nie so etwas erwähnt… Nachdenklich griff ich nach der Geburtstagskarte, öffnete den Umschlag und begann zu lesen:
 

„Guten Morgen, kleiner Alfred.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, ich hoffe meine Geschenke gefallen dir. Bitte entschuldige meine Abwesenheit, mein Chef hat mich zu sich gerufen, es ist wirklich sehr wichtig, dass ich zu ihm gehe. Ich kann dir leider nicht sagen, wie lange es dauert, aber ich werde versuchen so bald wie möglich wieder zurück zu sein, mach dir also keine Sorgen um mich.
 

Arthur“
 

Warum musste er ausgerechnet heute weggehen? Auch wenn ich nicht zu Hause war, ich brauchte jemanden, mit dem ich feiern konnte, selbst, wenn es nur Arthur war… Seit wann hatte ich eigentlich aufgehört ihn England zu nennen? War ich wirklich doch noch ein Kind? Diese ganze Situation schien mich verändert zu haben… ich machte Rückschritte, ich würde doch nicht… NEIN! Ich war nicht mehr dieser kleine Junge, der auf Hilfe angewiesen war: ich bin Amerika, eines der größten Länder der Welt! Und mit solch einer Situation würde ich doch spielend fertig werden! Arthur konnte ruhig noch länger fort bleiben, so konnte ich mich – sogar an meinem Geburtstag – als großartiger Held beweisen!
 

~
 

Was zu Hölle machte der mit Arthur?

Mittlerweile war es schon Spätnachmittag und er war immer noch nicht zurück! Er hatte doch versprochen, dass er so bald wie möglich wieder zurück kommen würde! Ich meine… solche Versammlungen konnten doch nicht ewig dauern, oder? Verdammt, wo blieb dieser Freak nur? Ich war so wütend, ich war kurz davor auf den Tisch zu schlagen, aber bevor ich das tun konnte, hörte ich ein Klirren, als würde etwas zerbrechen. Das Geräusch kam von oben… Moment, ich war doch alleine… Arthur hatte keine Haustiere, nur seine dämlichen Illusionen. Das konnte doch nur eines bedeuten!!! GEISTER!!!!!!!!

Erschrocken verkroch ich mich unter dem Tisch. Gegen diese unförmigen Wesen aus dem Jenseits konnte selbst ich nichts unternehmen! Wie konnte ich nur vergessen, dass England berühmt für diese Erscheinungen war? Und ich war ganz alleine mit diesen… diesen gruseligen Dingern… Oh nein! Sie konnten sicher meine Angst spüren und würden nun erst recht zu mir kommen! Was sollte ich nur tun? Zitternd klammerte ich mich an das Tischbein…

Moment mal! Es war hellichter Tag, das konnten keine Geister sein! Hmpf, wenn er wirklich glaubte mir solch einen Schrecken einzujagen, dann hatte er sich aber geschnitten! Ich kroch unter dem Tisch hervor, schnappte mir Arthurs Nudelholz und machte mich für einen Gegenangriff bereit. Diese unheimliche Überraschung würde ich ihm schön versalzen! Nicht, dass ich Angst gehabt habe… nein, ich war der Held und diesem Geist würde ich es zeigen! So leise wie es nur ging, verließ ich die Küche und schlich nach oben. Verdammt, dachte ich, jedes Mal, wenn eine Treppenstufe verdächtig knarrte. Doch das wurde auf ein plötzliches Aufheulen übertönt. Pff… versuchte er es doch wieder… und verriet sich damit. Klar, er war auf dem Boden! Der Ort, den ich nie betreten durfte… doch jetzt war es mir egal… ich wollte endlich diese Farce beenden. Leise stieg ich die Treppen hoch…
 

„Nein, nein!“
 

„Erwischt!“

Grinsend stand ich nun auf dem Boden und sah den „Geist“, der sich tatsächlich als Arthur herausstellte, triumphierend an. Er lag auf einem alten Bett, mir den Rücken zugedreht, ein Kissen umklammert.
 

„Verschwinde von hier, Amerika!“, fauchte er mich an, ohne mich anzusehen.

„Nein, du hast versprochen mit mir zu feiern!“
 

Habe ich mir das eingebildet oder hat er gerade aufgelacht.
 

„Als ob ich jemals mit dir deinen Geburtstag feiern würde! Eher würde ich mit Ivan feiern und Wodka trinken!“
 

Das… konnte nicht sein… wieso sagte er nur so etwas? Und warum taten seine Worte so weh? Warum war er so gemein zu mir?
 

„Nun geh… geh und iss deinen Kuchen! Ich komme nicht mit dir!“ Jetzt sah er mich richtig an und ich erschrak. Tränen kullerten über seine Wangen, seine Augen waren ganz gerötet. Er krallte sich richtig in das Kissen… und… ich konnte nur da stehen, es war wie ein Déjà-vu… als er nach meinem gewonnenen Krieg im Matsch hockte und bitterlich weinte… war die Zeit für ihn stehen geblieben? Trauerte er mir immer noch nach? Konnte er einfach nicht realisieren, dass er mich verloren hatte?
 

„Arthur…“
 

Jetzt wurde es mir klar. Er hatte sich damals so liebevoll um mich gekümmert. Er hatte mir immer wieder erzählt, dass ihn keiner so lieb hatte wie ich es tat. Dass ich der einzige war, der ihn so mochte, wie er war… und ich hatte ihn nach all den Jahren alleine gelassen… Was hatte ich nur getan? Ich wollte doch nicht, dass er weinte, nein, ich mochte es schon früher nicht, wenn er Tränen in den Augen hatte…

Und trotz allem hatte er mir einen Kuchen gebacken, mir ein tolles Geschenk besorgt und eine Karte geschrieben.
 

„Was stehst du da noch so rum? Lass mich alleine!“, fuhr er mich erneut unter Tränen an, aber es klang nun so verzweifelt. Dann wandte er sich von mir ab. Ich konnte nicht. Ich konnte ihn nicht einfach alleine lassen. Ich würde ihm nur noch mehr weh tun, wenn ich jetzt ging.
 

„Nein.“
 

Er hielt in seinen Schluchzern inne, während ich zu ihm kroch und mich etwas zögerlich an ihn kuschelte. „Diesmal nicht, Arthur.“ Er zitterte, ließ es aber zu, dennoch sah er mich nicht an.
 

„Ich… ich habe gelogen. Ich war… die ganze Zeit… hier und… dabei… ist doch dein… Geburtstag… und du sollst… glücklich sein. Ich… ich wollte dir… so… nicht unter die Augen treten!“
 

„Aber ich wollte bei dir sein!“, konterte ich, „Ich habe die ganze Zeit gewartet, ich habe mir Sorgen gemacht. Ich war wütend, dass du so lange fort warst. Dabei… wollte ich doch nur… einen schönen Tag mit dir verbringen!“
 

Nun war ich es, der anfing zu weinen. Ich konnte es nicht ertragen, diese gespannte Stimmung zwischen uns, wo er mich doch vorher so fürsorglich behandelt hatte… Nun drehte er sich langsam zu mir, um mich anzusehen.

„Alfred… an seinem Geburtstag wird doch nicht geweint…“

„Aber… es geht dir doch schlecht…“

„Jetzt… jetzt, nicht mehr…“

Er zog mich zu sich, an seinen warmen Körper, der hin und wieder von leisen Schluchzern erbebte. Es fühlte sich trotzdem gut an, so warm und herzlich.

„Ich brauche dich, kleiner Alfred… bitte… bleib heute bei mir…“

„Keine Sorge, ich bin doch dein kleiner Held… aber nur unter einer Bedingung!“

„Die da wäre?“

„Bitte weine nicht mehr…“

„Ich weine nicht… schau doch!“

Er lächelte mich warm an, doch immer noch standen Tränen in seinen Augen. Also gab ich ihm einen Kuss auf die Wange, wie er es früher immer bei mir getan hatte, wenn ich geweint habe.

„Und jetzt bist du nicht mehr traurig, ja?“

Er musste schmunzeln.

„Versprochen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2010-08-13T16:44:54+00:00 13.08.2010 18:44
Awww die Beiden sind so unglaublich niedlich :3
Ich finds toll das wieder alles in Ordnung ist
Dein Schreibstil ist echt toll ._.
Das ist eine super FF.
Wie du ihre Charakter Eigenheiten heraus hebst ist toll *_*
Und ein GeburtstagsBurger wie geil ist das den XD
und ich freu mich schon wens weiter geht ^^
Von:  chatterbox
2010-08-12T18:34:11+00:00 12.08.2010 20:34
OmG...gebursttagsburger...xD
Aber es passt zu Alfred!
Und arthur ist einfach niedlich...ich hätte mich wohl auch an so einem tag ziemlich mies gefühlt!
und noch eins: ich finds richtig gut, dass alfred seine erinnerungen behalten hat, also weiß, dass er mal groß war, wollt ich nur mal so erwähnen!
Freu mich schon aufs nächste kappi!
Von:  Puschi
2010-08-12T14:54:50+00:00 12.08.2010 16:54
Oh gott.. bei dem Kapitel war ich selbst kurz vorm heulen ;_;
total toll geschrieben... >< und toll, dass es weiter ging!
Hoffentlich entwickelt sich Alfred nicht zu sehr zurück .__.
Von:  taiyo83
2010-08-12T09:23:27+00:00 12.08.2010 11:23
Die beiden sind so goldig... aber solche Idioten! Alfred musste erst wieder zum Kind werden, damit die beiden einsehen, wie sehr sie sich brauchen! >/////<
Süß, wie er sich selbst als Kind wie ein Erwachsener aufführt... wobei ich auch das Gefühl habe, dass er langsam wieder Kind wird, auch innerlich. o___O


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