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Lightning puncture

Blitzschlag
von

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Break-even

“Ivan? Ivan, komm her. Lass dich anschaun.”

Der Oberst hat große Hände mit breiten Fingern. Das weiß Raikov, nur zu gut. Und wenn Volgin von anschauen spricht, meint er berühren, mit eben jenen Händen, erkunden, erobern. Ivan lässt sein Haar offen fallen als er vor dem Armstuhl des Obersts stehen bleibt, die Schatten davon schneiden ihm Muster ins Gesicht. Er muss den Kopf neigen, um Volgin anzusehen. Ein kleines Stückchen Dominanz, das ihm besser gefällt, als er zugeben will.

Dann erwacht der Oberst, wischt die Haare, die falschen Narben weg. Streift über das Gesicht des jungen Offiziers, nicht in der Lage ihm damit keine Schmerzen zuzufügen. Seine Hände sind zu vernarbt und taub dafür.

Raikov seufzt trotzdem, pflichtbewusst, hungrig. Sein Atmen ist viel zu warm für die Kälte die mit der Nacht hereinbricht, sogar gegen taube Haut.

„Immer noch so schön wie gestern… Ivan, Ivan.“

Er liebt den Klang seines Namens. Und er liebt es, schön zu sein.

„Lass mich dich ganz genau betrachten…“

Sie küssen einander nie. Es will und soll nicht sein. Nur das hier ist ihr Spiel, ihre Routine die es nie versäumt Raikovs Magen auf den Kopf zu stellen.

Er tritt einen Schritt zurück, einen Schritt, den er ganz genau kennt, und breitet die Arme aus. Dann wendet er sich ab.

Volgins Ausdruck im Gesicht, seine gierigen Bewegungen will er nicht sehen. Beide interessiert nur der Druck, des erwartungsvolle Ziehen in ihren Unterbäuchen, den Hüften und Lenden. Danach bleibt genug Zeit für Schönheit und Wahrheit. Genug Zeit für Hass.

Fast feierlich knöpft der Oberst jeden einzelnen Kopf von Ivan Weste auf, legt Schichten aus Stoff beiseite, drückt und reißt an Fleisch, Haut und Muskeln. Der junge Offizier weiß besser, als sich zu bewegen. Sein Atem wird lauter, hallt in seinem Kopf wieder und übertönt den Herzschlag in seinen Ohren. Er mochte das Gefühl der Macht, der Überlegenheit aber nur in der Unterwerfung kann er sich vergessen. Und er kennt keine größere Schande, als sich alleine nackt zu zeigen, vor vollkommen angezogenen Körpern, schwitzend und nur von einer Gänsehaut bedeckt. Seine Knie werden ihm untreu.

Dann fühlt der nur noch die harte Rosshaarmatratze hinter sich, das Gefühl zu fallen dringt kaum zu ihm durch.

Dunkelheit, Halbschatten… er kann kaum etwas sehen, aber er will auch nicht. Vernarbte Haut schließt sich um seine beiden Handgelenke und er spürt nur gestärkten Stoff über Muskeln gegen seine Oberschenkel drücken, die Kraft mit der seine, immer noch schwachen, Knie auseinander gedrückt werden.

Ohne seine Gegenwehr würden beide zu schnell das Interesse verlieren, aber er fühlt sich zu schwach dafür, zu weit weg, zu kochend heiß.

Dann scheint der Oberst zufrieden und lässt Ivan los, um sich sein Werk zu besehen. Die Eroberung beginnt und ist kampflos erfolgreich. Der blonde Offizier streckt seine Rippen nach vorne, drückt den Rücken durch, sucht hoffnungslos die Aufmerksamkeit abzulenken um sich verstecken zu können, mit all seinem Hass, der Scham und der Lust.

Volgin sieht ihm in die Augen, kurz, aber lange genug um alles mitzuteilen. Alles zu spiegeln, was er sieht. Erst danach öffnet er den ersten Knopf seiner egenen Hose. Viel verstecken kann der Stoff nicht mehr und Ivans Augen verharren darauf. Er liebt diesen Moment, hasst aber das Gefühl, dass der nächste noch so weit entfernt scheint. Sein Bein zuckt.

Als sich ihre Haut berührt, denn nur soweit bemüht sich ein Oberst, weiß Ivan kaum mehr wohin mit seinen Händen, seinen Blicken. Er weiß was er will und was er braucht, aber darum betteln will er nicht.

Ganz im Gegenteil dazu scheint Volgin sich gut zu amüsieren. Er tastet, grabscht und greift schließlich zu. Sein Griff ist fest, schmerzt und kennt keine Gnade. Außerdem bewegt er sich viel zu langsam. Frustration drückt gegen Ivans Bewusstsein und er fühlt die noch vorhandene Kontrolle abflauen und einem unbändigen Wunsch nach Erlösung und Vergessen weichen.

Er hasst sich dafür.

„Oberst…?“

Seine Stimme klingt selbst für ihn zu tief, er verzieht das S fast bis zu Unkenntlichkeit. Volgin sieht ihn abschätzend an, stoppt aber die Bewegung nicht, drückt auch nicht weniger erbarmungslos zu.

„Schon? Ich bin enttäuscht von dir, Ivan.“

Er lacht bellend und besieht sich seine zweite Hand. Dann lächelt er und Ivan hasst sie beide. Ihn und seine Hand, sich selbst und die Geräusche, die er von sich gibt. Er hasst den schnellen Rhythmus, das scharfe Stechen und Ziehen und die Spannung in seiner Magengrube, die sich langsam aufbaut, dann löst und ihn kurzzeitig lähmt. Er hasst Volgin dafür, dass er ihm die Lähmung nimmt, ihm keine Ruhe gönnt, hasst jede Minute und jedes Wort das er flüstert. Alles Lügen. Er lügt. Beide lügen.

Trotzdem finden sich inmitten von Militärdecken wieder, müder als sie sein sollten und stinkend. Das, was Volgin der Welt nun präsentiert ist verschwitzt und dreckig, sowohl an den Händen, dem Mund als auch an den meisten Bereichen dazwischen. Er leckt sich die Finger. Raikov sieht zur Decke.
 

Sie lassen das Licht aus, aber der Schein der Sterne und der Flutlichtbeleuchtung im Hof leuchtet heller, als es beiden lieb ist.

„Wunderschön… Nicht wahr, Ivan?“
 


 

AN: Kinder merkt euch; Rape ist nicht sexy! Dominanz dagegen... :)

Ja, egal. Die zufällige yaoi-Ladung für heute. Habt Spahaß!

~baba



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2011-01-01T20:16:36+00:00 01.01.2011 21:16
Ich kenne Metal gear Solid nicht, auch keinen dieser Charaktere oder ihre Hintergrundgeschichte, und hab keine Ahnung, warum ich das gelesen habe, aber ich hatte so das Gefühl, dass es gut wäre, und nach der ersten Seite hab ich das auch bestätigt gesehen. Außerdem lässt es sich auch ohne Vorkenntnis sehr gut verfolgen, da du ja Ivans Geschichte sehr schön schilderst, ihn somit vorstellst, und dann erst zu der eigentlichen Handlung kommst.

Also... erst mal hat mich dein Erzählstil gefesselt. So strikt und geradeheraus, wie es zu dem militärischen Thema passt, nüchtern das Wesentliche gesagt, aber dabei absolut nicht ohne sprachliche Schönheit. Im Gegenteil. Wenige Worte, direkte, aber was für welche... so elegant. Da sind ein paar harscharf treffende, aber auch irgendwie poetische Formulierungen, die mir unglaublich gefallen, sowas wie "Jeder einzelne schien zu einem Philosophen zu werden, stumpfsinnig starrend, mit der ganzen Welt im Zwist."
Es geht rasant voran, alles passiert sehr schnell, aber es fehlt derweil nichts... es ist einfach kein Wort zu viel und keins zu wenig, alles sehr prägnant. Ich bin wirklich sehr, sehr beeindruckt von diesem Stil und auch von deiner Eloquenz dabei.

Die Stimmung ist sehr hart. Eben wie es den Motiven entspricht.... Militär, Hierarchie, Brutalität, Fügung und Angst, Verrohung, Männlichkeit, man meint beim Lesen, kalten Schweiß und Blut zu riechen, ist unglaublich, wie du einen da rein ziehst. Aber selbst die wirklich hässlichen Dinge wie die Folterkammer und ihren Zweck beschreibst du nicht irgendwie plump reißerisch, mit Blut herumspritzend, sozusagen, sondern mit so einer präzisen Zurückhaltung, indirekt. Du beschreibst eher die Bemühungen um Sauberkeit, das Desinfektionsmittel und seinen Geruch, die ausgebesserte weiße Wandfarbe, als das, was da wohl geschehen mag, und das regt die Fantasie an, die einem die schlimmsten Bilder zeigt, schlimmer als irgendetwas, das du hättest beschreiben können. Das ist so geschickt. Und dann wieder diese haarscharf treffenden Vokabeln - Schlachthausfliesen. Waaah. Da ist eine päzise andeutende Zurückhaltung, die gerade die Grausamkeit herausschält, mehr als irgendwelche Folterungsdetails das könnten.

Wenn ich auch dieselbe sprachliche Kunst im zweiten Kapitel gefunden habe - alles wird maßlos eloquent angedeutet, aber nichts direkt gesagt, doch es reicht, um sich ALLES vorzustellen, und das wunderbar angeleitet - so hat mir doch das erste Kapitel besser gefallen, von der Stimmung her, der Spannung zwischen den beiden. Beziehungsweise hat mir dazwischen einfach etwas gefehlt. Nun weiß ich nicht, ob das im Spiel selber erklärt wird, ob du da einfach Geschehnisse auslässt, die man sich als jemand, der sich da auskennt, schon denken kann. Ob du da einfach nicht redundant sein willst. Aber ich hab so das Gefühl, dass es nicht so ist, würde mich wundern, wenn sowas in einem solchen Spiel thematisiert würde. Mich als unkundigen Leser hätte gerade brennend interessiert, wie sich diese kaum auszuhaltende Spannung zwischen den Männern, dieses Geflecht aus Angst, Drohung, Dominanz und ganz, ganz subtiler lüsterner Anziehung (wunderbar übrigens, wie du beschreibst, dass irgendein vor sich selbst nicht näher definierbarer Gedanke Ivan nicht hat schlafen lassen, nach der ersten Begegnung mit dem Oberst, was alles andeutet, aber nichts eindeutiges sagt - wie eben das Unterbewusstsein so ist, da ist nur eine Erregung im Bezug auf eine Person, die Eindruck auf einen gemacht hat, aber sie kann genauso gut Angst und Abneigung sein wie unterschwellige Anziehung, man weiß es nicht so genau, und in seinem Fall ist sie sicherlich alles gleichzeitig) überhaupt dazu entwickelt, dass sie im Bett landen. Gerade dieses Spiel, das der Oberst da anfängt, indem er Ivan die Folterkammer zeigt, hätte ich zu gern weiter beobachtet. Wie man miteinander umgeht, sich immer weiter die Schlinge um den Hals legt sozusagen. Ich hab als Leser nur das Ergebnis gesehen, wo doch auch das Dazwischen interessant wäre. Von der absoluten Distanz ging es plötzlich zur absoluten rein körperlichen Nähe. Das wäre meine Kritik hierran.... es fehlt etwas zwischen den Kapiteln.

Ansonsten vielen Dank für etwas, das ein Genuss zu lesen war, weil es sprachlich und erzählerisch erste klasse ist, und auch thematisch anspricht, mit dieser düsteren, angstgeschwängerten, assymetrischen Beziehung zwischen zwei faszinierenden Persönlichkeiten. Ich freu mich jedes Mal, wenn ich sowas finde, und dann auch noch in dieser Qualität.


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