Zum Inhalt der Seite

Hexenfieber

Final Fantasy mal anders
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Erzählung, die Dritte

Kapitel Sieben: Erzählung, die Dritte....
 

....
 

(Anmerkung zu *: Da der Tollkirschentrank wirklich richtig tödlich wirken kann, bitte nicht ausprobieren...)
 

....
 

Am nächsten Tag war die Luft frisch und rein und alles leuchtete in klaren Farben.

Auch Reno hatte sich verändert. Es war, als hätte der Regen den Hass und die Angst von ihm abgewaschen, so dass er über alles, was geschehen war, auf eine andere Weise dachte.

Der junge Mann hatte ihn früh am Morgen geweckt und sie waren am Fjord entlanggegangen, bis sie zu einem Weidengebüsch kamen. Sie waren ja nun zu zweit und brauchten mehr Nahrung, und da wollte der erfahrene Mann eine zusätzliche Reuse auslegen.

Den Vormittag verbrachten sie damit, Weidenruten zu schneiden. Sie kamen erst am Nachmittag heim, beide mit großen Bündeln beladen.

Sie machten eine Stunde Rast und aßen. Dann zeigte der Mann dem Jungen, wie man Reusen flicht. Reno war sogar recht geschickt. Schon bald konnte er an der Reuse weiterarbeiten, mit der Rufus begonnen hatte.

Der Blonde machte inzwischen Köderhaken, der die Fische in die Reuse locken und ihnen hinterher den Fluchtweg versperren sollte.

Eine Zeit lang beobachtete Rufus den Rotschopf beim Flechten, dann sagte er: "Erzähl weiter, Reno... Es wird dir schwer fallen, aber erst wenn du es zu Ende erzählt und die Last mit einem Anderen geteilt hast, kannst du ganz frei werden. Solange du versuchst, das Vergangene einfach zu vergessen, und tust, als könntest du es, wird es immer weiter in dir wachsen und einen anderen Menschen aus dir machen. Dann wirst du zum Schluss genau wie die Leute, die du jetzt verachtest und die mit ihrer Angst allein sind..."
 

Renos Finger bogen die geschmeidigen und doch zähen Weidenruten. Unbewusst versuchte er, etwas von dieser Zähigkeit aufzunehmen: Die Fähigkeit, einer überlegenen Kraft zu trotzden, ohne dabei zu zerbrechen. Biegsam werden, ohne zu zerbrechen - dieses Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, wurde ein Teil von ihm. Während der Arbeit lernte er von den Weiden.

Dann hatte er auch die Kraft und Willensstärke, weiterzusprechen.

"Ein paar Tage vergingen, aber nichts geschah... Der Folterknecht fuhr zum Ford Condor zurück, aber ich wusste, dass Mutter verloren war. Abends schlich ich um die Häuser und lauschte unter den Fenstern. Und so erfuhr ich, dass sie meine Mutter zum Scheiterhaufen verurteilt hatten und das sie immer noch im Pfarrkeller eingesperrt war.

Eines Nachts schlich ich mich wieder an die Kellerluke heran. Diesmal war kein Licht im Keller, aber ich hörte, wie dort unten jemand atmete. Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen und rief ganz leise: >Mutter.< Sie kam ans Fenster, aber sie wirkte sehr verwirrt.

Ich glaube, dass sie vor Schmerzen und Angst fast den Verstand verloren hatte. Sie sagte mir, ich solle davonlaufen und mich verstecken, ihr könne ich nicht mehr helfen. Ich streckte meine Hand durch das Fenster und berührte ihre Wangen. Dabei streifte ich ihren Kopf und spürte, dass man sie kahl geschoren hatte. Meine Mutter hatte so wunderschönes Haar gehabt... Aber sie wollten wohl nicht, dass irgendetwas Schönes an ihr blieb.

Es war so schrecklich, dass ich es nicht mehr ertragen konnte. Zum Abschied drückte ich meine Handknöchel an ihre Lippen. Sie waren aufgesprungen und geschwollen, als hätte sie sie zerbissen.

Dann stand ich auf und lief fort, es war das letzte Mal, dass ich meine Mutter berührte..."
 

Reno hatte ruhig und gedämpft gesprochen und dabei weiter an der Reuse geflochten, nun war sie fast fertig. Langsam ließ er seine Hand über die Reuse gleiten und seine Traurigkeit ließ ein wenig nach.

Es war schön, etwas zu berühren, das man selber angefertigt hatte und das so biegsam und zugleich so fest war.

Rufus nahm die Reuse und zeigte dem Rothaarigen, wie er den Bügel befestigen müsse, an dem die Kiemen der Fische hängen bleiben sollten. Auch wie die Spitzen der Weidenzweige zusammengefasst und mit einem Rindenstreifen festgezurrt werden, brachte er Reno bei.

"Wollen wir sie gleich aussetzen?", fragte der Kleine keinen Augenblick später.

Am liebsten hätte er die Reuse sofort ausprobiert, aber Rufus schüttelte den Kopf. "Das hat keinen Zweck. Lass uns noch ein Paar andere anfertigen und dann legen wir sie in Ufernähe aus. In den ersten Tagen geht kein Fisch in eine neue Reuse. Sie muss erst nach Wasser, Schlamm und Fjord riechen, ehe die Fische hineinschwimmen."
 

So arbeiteten sie schweigend weiter. Die Sonne wanderte über den Himmel, die Schatten wurden lang und bläulich, und als die Sonne wie ein glühender Feuerball um Westen versank, gingen sie hinunter zum Strand und warfen drei neue Reusen ins Wasser.

Als sie wieder in der Hütte waren, erzählte der rote Wuschelkopf weiter.
 

"Eines Tages kamen sie mit zwei Wagen und holten alles ab, was sie im Haus fanden. Ein Wagen hätte genügt, denn wir besaßen nicht gerade viel. Sie nahmen sogar den Alkoven auseinander und warfen die Bretter auf den Wagen.

Sie zerrten die Kleider aus der Truhe und als sie ein altes von Mutter fanden, gröhlten sie und tanzten damit um den Hof herum. Von dem Gebüsch aus, hinter dem ich mich versteckt hatte, konnte ich alles beobachten.

Sie nahmen auch die Kuh mit. Sie banden sie hinten an einen Wagen, und als sie wegfuhren, blieb im ganzen Haus nicht ein Stück Holz zurück. Fast war ich froh darüber, dass sie auch die Kuh mitgenommen hatten, denn bis dahin musste ich mich jeden Tag zweimal nach Hause schleichen, um sie zu füttern und zu melken.

Jedes Mal hatte ich Angst gehabt, sie würden im Stall auf mich warten und mich mitnehmen. Aber nachdem die Kuh fort war, hatte ich auch nichts mehr zu essen. Von jenem Tag an musste ich hungern."
 

Die Beiden saßen im Schatten eines Wachholderbusches am Hang. Sie waren im Morgengrauen zum Kräutersammeln aufgebrochen, und als die Sonne aufging, waren sie schon wieder weit von der Hütte entfernt.

"Man muss die Kräuter pflücken, solange noch der Tau auf ihnen liegt", hatte der junge Mann erklärt. "Dann ist ihre Heilkraft am größten."

Sie hatten den großen Fingerhut gefunden, der gut ist für ein schwaches Herz, und in einem kleinen Beutel hatte Rufus Tollkirschen gesammelt, die den Menschen leichter schlafen lassen und beruhigen. Doch der Tollkirschentrank kann auch tödlich wirken, wenn man zu viel davon nimmt. *

Nun rasteten sie und aßen Brot und geräuchterten Lachs. Es war derselbe Lachs, den der Mann im Fjord gefangen und mit Wachholderzweigen und Kräuterwuzeln in dem Räucherhaus hinter der Hütte geräuchert hatte.

Vor ihnen lag die weite Landschaft: dunkle Hügelketten und dazwischen die in der Sonne glitzernde, weiße Fläche des Fjordes landeinwärts zwischen den Hügeln.

Auf der höchsten Anhöhe stand in vollem Sonnenlicht eine Kirche. Einst hatte man sie dort oben errichtet, damit sie den Fischern weit draußen auf dem Fjord Trost und Zuversicht spende. Doch nun erinnerte sie nur noch an Verfolgung, Folter und Tod.

Reno legte sich zurück in das Heidekraut und streckte sich aus. Er drehte sich um und sah zu, wie der Blonde einen Heidekrautstängel abzupfte, den Stiel mit dem Daumennagel spaltete und sich damit in den Zähnen stocherte.
 

"Für die Kuh bekamen sie am meisten. Alles andere war nicht viel wert."

Der Rotschopf drehte sich wieder auf den Rücken, schob die Hände unter den Nacken und blickte zum Himmel hinauf. Der Mann sah ihn von der Seite her an.

"Alles, was sie aus unserem Haus geholt hatten, wurde auf einer Auktion versteigert. Mit dem Geld sollte der Henker bezahlt werden und das Holz für den Scheiterhaufen ebenfalls.

Man braucht eine Menge Holz, um einen Menschen zu verbrennen. Alle aus unserem Dorf kamen zur Versteigerung, sogar Leute aus den Nachbardörfern waren dabei. Die Frau, die Mutter angezeigt hatte, kaufte die Kuh. Es war eine gute Kuh, die sie da bekam. Aber wenn sie ihr nicht genügend zu fressen gibt, wird sie bald genauso wenig Milch geben wie ihre anderen Kühe.

Das Geld sollte auch noch für die 'Letzte Kanne Wein' reichen, aber so viel wird wohl nicht zusammengekommen sein. So ein Henker ist teuer, aber vielleicht haben sie ihr den Wein trotzdem gegeben.

Sogar die Stricke, mit denen sie an die Leiter gebunden wurde, musste sie selber bezahlen... Der Verurteilte muss für alles selber aufkommen.

Die Bretter aus dem Alkoven und ein paar alte Kleider wollte niemand haben. Die wurden auf einen Haufen zur Seite gelegt. Die Männer hatten während der Versteigerung Branntwein getrunken, und als alles vorbei war, waren sie ziemlich betrunken.

Sie lachten und fluchten, und zum Schluss fingen sie an, das Holz für den Scheiterhaufen zusammenzufahren. Sie schichteten es unten auf der Wiese hinter dem Pfarrhauf auf. Als Letztes warfen sie die Lumpen und die Bretter aus dem Alkoven hinauf.

Der Mann, der das letzte Stück hinaufschleuderte, rief: >Morgen wird sie bestimmt nicht frieren in ihrem Bett! Da wird ihr noch wärmer werden, als wenn sie mit dem Teufel schliefe!<

Dann gingen sie nach Hause. Ich hatte mich oben in meinem Baum versteckt und von dort aus alles beobachtet.

Als es dunkel wurde, kletterte ich hinunter. Ich schlich zum Scheiterhaufen, nahm so viel Holz aus unserem Alkoven, wie ich tragen konnte, warf es in den Fluss und sah zu, wie es mit der Strömung davontrieb.

In jender Nacht schlief ich im Wald unter einer Tanne."
 

Reno schwieg. Seine Stimme hatte dünn und angespannt geklungen, aber er weinte nicht. Der Blonde saß neben ihm. Er drehte den Probviantbeutel zwischen den Händen. Seine Knöchel traten weiß hervor und seine Augen blickten hart.

Ohnmächtiger Zorn ging von ihm aus und zugleich eine Hoffnungslosigkeit, die Reno noch nie an ihm bemerkt hatte.

"Lass uns heimgehen, es ist ein weiter Weg, und wenn alles gut geht, bekommen wir morgen Besuch. So schwer das zu ertragen ist, so müssen wir uns doch vorläufig damit begnügen, Leuten mit kranken Fingern zu helfen.", sagte Rufus schließlich leise...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-05-19T13:53:22+00:00 19.05.2010 15:53
Gosh, ich liebe Ruf!!! *.*
Du schreibst so toll, mein Sohn! ^^


Zurück