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Bittersweet Rhapsody

Link x Shiek
von

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Verwirrende Gefühle

Und schon wieder sind über sieben Monate vergangen, bis ich zum nächsten Kapitel-Upload komme. Es wird irgendwie nicht besser mit mir, oder?

(Zumal mein Stil in diesem Kapitel... ich weiß nicht :/ *nicht ganz so zufrieden wie sonst* EDIT: Hab einige Teile nochmal stark überarbeitet. Bin jetzt zufriedener als vorher. o.oV)
 

Die Gründe waren mal wieder vielfältig und abgesehen von dem ziemlich herben Hetalia-Flash der letzten Monate... beschränken wir uns darauf, dass es mein Leben war, was dem Schreiben mal wieder in die Quere gekommen ist. Nachdem ich allerdings neulich meine Favolisten gecheckt hatte und ich fast vom Stuhl gefallen bin, nachdem ich festgestellt habe, dass ich 20 Favos auf diese Story habe und das hier doch einige lesen, war mein schlechtes Gewissen wieder da und trieb mich zum Word. Der kreative Input von OoT-3D, was ich derzeit spiele, tat den Rest. X//D
 

Das folgende Kapitel ist sehr... Link-zentrisch. Ursprünglich hatte ich geplant, es bis in die Eisgrotte zu ziehen, aber nachdem ich soweit war, wie ich war, hatte ich das Gefühl, das es besser war, an dieser Stelle einen Schnitt zu machen.

Ich hoffe, es gefällt trotz der Armut an Shieks Anwesenheit. ID"

...und ich weiß, es geht storytechnisch eher langsam voran, aber ich wollte wie schon gesagt nicht den Fehler wie bei meinen anderen multiple chapter FFs begehen und durch die Story hetzen, sondern es diesmal richtig machen und den Charakteren mehr Zeit für ihre Entwicklung geben.

(Wenn es nach meinem 19-jährigen Ich ginge, dass die ersten Notizen zu dieser Story gemacht hat, hättem wir den ersten Kuss schon in Kapitel 3 gehabt. >//>'')
 

Aber genug random rambling. Bevor sich die Freischalter beschweren, hier das Kapitel.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Sonnenlicht.
 

Schon lange hatte Link es nicht mehr mit solcher Wärme auf seiner Haut gespürt und es mit solcher Klarheit durch die Dunkelheit über Hyrule brennen sehen. Obwohl immer noch dunkle Wolken wie schmutzige Banner über das reine Blau wehten, so war es doch unverkennbar jenes helle Azur scheinbar längst vergangener Tage, welches heute die Vorherrschaft über Hyrules Himmel genoss.
 

Link wusste, es hätte ihn freuen sollen, dass nach so vielen Wochen trüben Graus die Sonne sich endlich einmal mehr als nur für wenige Stunden am Firmament zeigte.

Oder vielleicht wäre es auch grimmige Genugtuung gewesen, was der Schwertkämpfer beim Anblick der glühenden Kugel am Zenit des Himmels hätte empfinden können – eine gemeine Freude darüber, dass Ganondorfs finstere Macht allmählich an Einfluss auf das Land verlor, zu dessen Herrscher sich der Großmeister des Bösen selbst erklärt hatte

Womöglich wäre der Heroe auch einfach nur erleichtert gewesen, dass seine Anstrengungen, die Siegel zu brechen und das Licht nach Hyrule zurückzubringen, schlussendlich doch Wirkung zeigten.
 

Aber das Herz des Helden der Zeit jubilierte nicht ob diesen kleinen Erfolges, diesem kleinen Sieg über die Dunkelheit.
 

Es waren Gedanken anderer Art, die seine Stimmung drückten und dem blonden Hylianer das Gefühl gaben, an seinen Mundwinkeln würden Gewichte aus reinem Blei hängen.
 

Er machte sich Sorgen um Shiek, seitdem dieser am Morgen vor zwei Tagen ohne ein Wort des Abschieds verschwunden war. Nicht, dass der Angehörige des Schattenvolkes dies bei ihren vorangegangenen Treffen nicht auch schon getan hatte, doch dieses Mal ... Link konnte es sich nicht ganz erklären, doch dieses Mal hatte es für den Krieger den Anschein gehabt, als hätte der Shiekah etwas zurückgehalten.
 

‚Wenn es fair wäre, dann...’
 

Was hatte Shiek damit gemeint? Natürlich war in dieser gesetzlosen Welt, in die Ganondorfs dunkle Magie Hyrule verwandelt hatte, nicht immer alles gerecht, aber irgendwie war sich Link sicher, dass es nicht das war, was sein Begleiter hatte sagen wollen.

Dennoch entzog sich ihm die Antwort, egal, wie oft er sich den Kopf darüber zerbrach.
 

Mit einem leichten Seufzer ließ er sich in Eponas Sattel zurücksinken.
 

Er fragte sich, was Shiek wohl gerade tat. Ob es ihm gut ging?
 

Ein leises Lächeln schlich sich auf Links Lippen, als er an das glockenklare Lachen des Shiekah dachte, welches er während ihres Besuches des Feenbrunnens gehört hatte und seitdem vermisste.

Die bleischwere Last an seinen Mundwinkeln verschwand von einer Sekunde auf die andere und er spürte, wie sein Herz schneller schlug, als er die Erinnerung wieder aufleben ließ und sich das lebhafte Feuer in jenen Augen ins Gedächtnis rief, die ihn sonst immer mit einer gewissen Distanz anblickten.

Der Heroe hatte das Gefühl, einen ganzen Schwarm übermütiger, aufgeregter Feen verschluckt zu haben und dann spürte er ... einen stechenden, scharfen Schmerz an seiner Kopfhaut.
 

„LINK! Ich rede mit dir! Hör mir endlich zu!“
 

Die empörte Stimme seiner eigenen Fee holte ihn zurück in die Realität und er kniff die Augen zusammen, als sie noch etwas fester an seinem Haar zog.
 

„Navi, was ...?“
 

„Na endlich. Wo warst du gerade mit deinen Gedanken? Du reitest in die vollkommen falsche Richtung!“, schnaufte seine kleine Begleiterin und umkreiste einmal seinen Kopf, während der Heroe sich mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Verwirrung umblickte.
 

„Die Quelle der Zora liegt im Osten von Hyrule, nicht im Süden“, klingelte ihr helles Stimmchen neben seinem Ohr.
 

Link zügelte Epona und versuchte sich zu orientieren. Schnell erkannte er, dass Navi Recht hatte.

Sie befanden sich in unmittelbarer Nähe des Hylia Sees, während der Todesberg sich einige Meilen entfernt gegen den blauen Himmel abzeichnete. Die Quelle der Zora, welches ihr eigentliches Tagesziel gewesen war, lag in etwa der gleichen Richtung wie der Vulkan mit dem immerwährenden, rötlichen Wolkenkranz. Es wäre ein Ritt von etwa zwei Stunden von ihrem letzten Rastplatz aus gewesen, bis sie die Grotte des Wasservolkes erreicht hätten. Da der Neunzehnjährige seit ihrem Aufbruch die Distanz zwischen sich und der Heimat der Zora allerdings erfolgreich vergrößert hatte, war der Jugendliche sich sicher, zu dieser Rechnung nun mindestens noch weitere dreißig Minuten hinzufügen zu können.
 

Der funkelnde Lichtball, der den Körper seiner Begleiterin bezeichnete, schob sich wieder in sein Blickfeld und verweilte dort.
 

„Was ist los, Link?“, fragte die kleine Fee und ihre Stimme verriet milde Sorge.
 

Der Held der Zeit schlug die Augen nieder. Er fühlte sich schuldig, wegen solch etwas Banalem wie seiner eigenen Versunkenheit Navi Gedanken zu machen und suchte nach einer anderen, bedeutungsvoller klingenden Erklärung für sein Verhalten. Doch mit den Worten dafür verhielt es sich wie mit Gesetzlosen auf der Flucht; immer wieder entkamen sie ihm und waren nur schwer zu greifen.

Er sah ein, das es keinen Sinn machte, den Waldgeist zu belügen.

Sie würde ihn ohnehin über kurz oder lang durchschauen.
 

Mit einem schweren Seufzer ließ der Schwertkämpfer die Schultern sacken und schüttelte dann den Kopf.
 

„Es tut mir leid. Ich kann mich im Moment einfach nicht richtig konzentrieren. Ständig mache ich mir Sorgen um Shiek.“
 

„Das ist alles? Shiek ist schlau. Er kann bestimmt auf sich selbst aufpassen.“
 

Die Verwunderung war der Fee anzuhören und gleichzeitig wohnte ihren letzten Worten eine Überzeugung inne, die Bände über ihre Meinung zu den Kompetenzen des Shiekah sprach.
 

Links Gedanken kehrten bei Navis Frage unwillkürlich zurück an ihren Tag bei der von Feen bevölkerten Quelle und augenblicklich hatte Hyrules Hoffnungsträger wieder das Gefühl, zahllose Bewohner dieses magischen Rückzugortes würden sich in seinem Magen tummeln.

Mehr noch als seine Sorgen um den Angehörigen des Schattenvolkes war es jene Empfindung, die seinen Geist zunehmend beschäftigt hielt, weil er ihren Ursprung einfach nicht ergründen konnte. Sie war etwas, das er bis dahin noch nie gefühlt hatte und bei dem Versuch, eine Erklärung für sie zu finden, kam sich der Heroe vor, als stocherte er in dickem, zähen Morast nach etwas, von dem er selbst nicht wusste, was es eigentlich genau war.

Der blonde Hylianer bewegte den Kopf in einer verneinenden Geste, ein schiefes Lächeln auf den Lippen.
 

„... und immer, wenn ich an neulich denke, bekomme ich so ein seltsames Kribbeln im Bauch.“
 

„Ein Kribbeln?“
 

„Ja, ein Kribbeln. Aber kein schlechtes, sondern ein gutes. Und sobald ich aufhöre, daran zu denken, geht es auch wieder weg. Weißt du, was das sein könnte?“
 

Erwartungsvoll blickte der Neunzehnjährige seine Fee an, in der Brust die leise Hoffnung tragend, dass sie vielleicht einen Weg aus diesem verworrnen Irrgarten kannte, der im Moment Links Gefühle und Gedanken beschrieb.

Aber genauso schnell, wie jene Hoffnung aufgekeimt war, verwitterte sie auch wieder.

Als die Intensität von Navis Leuchten abnahm, war dies eigentlich schon Antwort genug für den Helden der Zeit.

Das schwache Glühen, das nun vielmehr einem verblassenden Stern als dem üblichen, kleinen Abbild der Sonne glich, konnte eigentlich nur eines bedeuten: Es war einer dieser seltenen Augenblicke, in denen das scheinbar unerschöpfliche Wissen seiner kleinen Begleiterin an seine Grenzen stieß.

Ihre einsilbige, enttäuschte Antwort bestätigte die Vermutung des Kriegers.
 

„Nein.“
 

Der junge Mann öffnete den Mund, um der Fee wenigstens für den Versuch zu danken, doch ehe er dazu kam, erhob Navi erneut ihr Stimmchen.
 

„Aber ... warum fragst du Salia nicht einmal?“
 

Auf das anfängliche Erstaunen über den Vorschlag seiner kleinen Begleiterin folgte die Einsicht, dass die Idee seiner Fee eigentlich gar nicht so abwegig war wie sie auf den ersten Blick schien.

Wenn es jemand wissen musste, dann vielleicht tatsächlich Salia.

Denn die Kokiri war soviel mehr als nur seine beste Freundin. Sie hatte sich um ihn gekümmert, so lange Link zurückdenken konnte und noch bevor Navi an jenem schicksalhaften Tag vor wenigen Wochen in sein Leben getreten war, hatte Salia ihm immer wieder mit weisen Ratschlägen zur Seite gestanden.

Nicht nur einmal hatte sie dem Jugendlichem damals das Gefühl gegeben, ihn besser zu kennen als er sich selbst, dachte der Schwertkämpfer mit einer leichten Verlegenheit.
 

Er stimmte Navis Vorschlag mit einem Nicken zu und lenkte seine Stute in Richtung der Zitadelle jenseits des hylianschen Marktplatzes, um die Grenzen der Zeit ein weiteres Mal zu überschreiten.

Es war egoistisch, die ihm verliehene Macht für solch eigennützige Unterfangen zu nutzen, dass wusste er selbst.

Aber gleichzeitig wollte er dieses Gespräch mit seiner besten Freundin nicht nur auf die magische Verbindung ihrer Okarinas reduzieren. Etwas in Link, das der Heroe selbst nicht ganz verstand, drängte ihn, diese Unterhaltung von Angesicht zu Angesicht zu führen und flüsterte ihm unaufhörlich zu, dass sie zu wichtig und persönlich war, um sich nur auf die verzauberten Melodien seines Instruments zu verlassen.

Der Neunzehnjährige fuhr sich mit der Hand durch die goldblonden Strähnen und unterdrückte ein weiteres Seufzen.
 

Warum war auf einmal alles so schrecklich verwirrend geworden?
 

Vor zwei Tagen war seine Welt noch in Ordnung gewesen, oder zumindest soweit in Ordnung, wie sie es mit der ständigen Bedrohung durch Ganondorf und seine Schergen sein konnte.

Streng genommen hatte sich an diesem Zustand ja auch nichts geändert und beim Blick auf das leuchtende Blau, welches sich heute wie ein Segel über den Himmel spannte, konnte man sogar behaupten, dass er sich zum Positiven gewendet hatte.

Doch noch nie hatte sich Link so abgeschnitten von seiner Umwelt gefühlt. Das, was seine Augen sahen, stand in vollkommen Gegensatz zu dem, was er dabei empfand.
 

Nun ... eigentlich wusste er ja noch nicht einmal genau, was er eigentlich empfand.
 

Der Grund dafür, warum Shiek so vehement die Vorherrschaft über seine Gedanken führte – zumindest mehr, als es zuvor der Fall gewesen war – war ihm genauso fremd wie dieses seltsame Kribbeln, dass er bei den glücklicheren Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit empfand und diese permanente, geistige Abgelenktheit war auch etwas, was Link in dieser Art sonst nicht von sich kannte. Bisher hatte er eigentlich jedes Rätsel lösen können, auf das er während seiner Reise gestoßen war, aber es hatte den Anschein, als stellte der Hylianer in sich selbst das Größte von allen dar. Und ohne Hilfe würde er daran verzweifeln.
 

Es war schlichtweg frustrierend und ... ja, verwirrend eben.
 

Einzig eine Erkenntnis war während des Gespräches mit seiner Fee mit kristallener Klarheit an die Oberfläche dieses undurchsichtigen Dunkels seiner Gefühle getreten – nämlich jene, dass die Gedanken um den Shiekah nicht abnehmen und ihn über kurz oder lang tatsächlich beeinträchtigen würden, wenn er nichts dagegen unternahm. Und auch, wenn der eisige Hauch, den der Wind von der Quelle der Zora hinunter in die Steppe trug, ihn stetig daran erinnerte, dass die Zeit drängte, er brauchte Antworten.
 

Hoffentlich....
 

Hoffentlich war Salia wirklich diejenige, die diese Antworten kannte.
 

Es war ein Unterschied, an den sich Link wohl nie völlig gewöhnen würde, egal, wie oft er zwischen den Zeiten wechselte.

Der Gegensatz zwischen einer Welt, die von Ganondorfs finsteren Mächten weitestgehend unberührt geblieben war und dem ausgezehrten Land, welches unter sieben Jahren Schreckensherrschaft des dunklen Großmeisters gelitten hatte, war gravierend.

Hier in den Verlorenen Wäldern spürte er es deutlicher als nirgendwo sonst.

Obwohl selbst noch in jener düsteren Zukunft, die gleichsam zu Links Gegenwart geworden war, von Leben erfüllt, war dies kein Vergleich zu der pulsierenden, magischen Energie, welcher der Forst jetzt mit jedem Windzug, mit jedem Blätterrascheln ausatmete. Der gesamte Wald um ihn herum knarrte und ächzte, war in Bewegung.

Der Zauber der Umgebung erweckte den Eindruck in dem jungen Hylianer, als wäre der Forst ein uraltes, denkendes Wesen. Nein, verbesserte der Zwölfjährige sich gedanklich selbst. Es war nicht allein seine Einbildung. Das Netz der ineinander verwobenen, mächtiger Kräfte, die rings um ihn an diesem Ort wirkten, glich tatsächlich einem trägen, aber dennoch einnehmenden Bewusstsein, welches Links eigenes berührte.

Doch war sich der Held der Zeit nicht sicher, ob es tatsächlich diese überquellende Magie war, die ihm beständig nervöse Schauer über sein Rückrat jagte
 

Er stand am Eingang zur Heiligen Lichtung und plötzlich kamen ihm Zweifel.
 

War es wirklich richtig, Salia zu fragen? Was, wenn seine Freundin ebenfalls keine Antwort wusste? Oder viel schlimmer noch, wenn sie zwar eine Antwort fand, es jedoch eine solcher Natur war, die man niemals hatte erfahren wollen? Was war, wenn sich während ihres Gespräches zum Beispiel herausstellte, dass Shieks Anwesenheit eine schlechte Wirkung auf den blonden Hylianer hatte, die sich in diesem seltsam flatterhaften Gefühl manifestierte? Bedeutete dies in der endlichen Konsequenz dann etwa, dass er nicht mehr mit dem Shiekah zusammen sein konnte?
 

„Hey, Link. Worauf wartest du?“, drängte ihn seine Fee und ließ den Schwertkämpfer aus seinen Gedanken aufschrecken.
 

„A-auf gar nichts“, antwortete der grüngewandete Junge und schüttele den Kopf, um seine Fantasien zu vertreiben. Er dachte bestimmt einfach nur zu viel darüber nach. Wahrscheinlich war die Erklärung ganz simpel und seine Ängste unbegründet.
 

Als er den ersten Schritt auf die Lichtung tat, verstummte das Lied von Salias Okarina, welches zuvor über den vielfältigen Stimmen des Waldes geklungen hatte, augenblicklich.

Die Kokiri setzte das Instrument von den Lippen und legte es neben sich auf den Baumstumpf, auf dem sie saß.
 

„Link!“, rief sie freudig, während der Zwölfjährige auf sie zuschritt und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, als er sie schließlich erreicht hatte.
 

„Was führt dich zu mir?“
 

Der Held der Zeit kratze sich am Hinterkopf und seine tiefblauen Iriden strichen ausweichend über die Lichtung
 

„Ich hatte gehofft, dass du mir helfen kannst.“
 

„Dir helfen?“, fragte sie und ihr waldfarbenes Haar wippte ein wenig, als sie den Kopf in einer fragenden Geste neigte.
 

„Ja. Oder eher, ich brauche deinen Rat.“
 

Sie deutete auf das Gras neben dem hölzernen Stumpf; eine Aufforderung für Link, dort Platz zu nehmen. Ein sanfter, nostalgischer Ausdruck zauberte ein leichtes Kräuseln auf ihre Lippen und ihre von den gleichen Gefühlen erfüllten Augen verrieten, dass es schon länger her war, seitdem ihr Freund mit einer solchen Bitte vor sie getreten war.
 

Nachdem sich der blonde Junge zu ihren Füßen nieder gelassen hatte, beugte sie sich ein wenig vor.
 

„Erzähl.“
 

„Es gibt da diese...“ Link hielt kurz inne, um nach einem neutralen Ausdruck zu suchen, der nicht Tausende von neuen Fragen aufwarf. Er musste sich permanent daran erinnern, dass er in dieser Zeit der einzige war, der um die wahre Macht des Masterschwertes wusste und wenn er jetzt damit begann, von Menschen zu erzählen, die er eigentlich erst sieben Jahre später in der Zukunft traf, würde er nur Verwirrung stifteten und Salia bestenfalls glauben machen, er sei auf dem Weg hierher auf den Kopf gefallen, „... Person“, schloss er.

Eine angenehme, mittlerweile sehr vertraute Wärme kroch in seinen Wangen, als er die nächsten Worte in der Stille seiner Gedanken vorklingen ließ, ehe er sie laut aussprach.
 

„Ich habe sie sehr gern.“
 

Die Hitze auf seinen Wangen wuchs, bis Link das Gefühl hatte, sein Gesicht zu lange in die Sonne gehalten zu haben. Er war für einen Moment sogar versucht, nach oben zu sehen und zu überprüfen, ob der leuchtende Feuerball am Firmament ihn vielleicht doch nicht einfach nur ärgerte und heute besonders heiß auf ihn hernieder brannte. Dann schüttelte er fast unmerklich den Kopf.

Salia und er saßen im Schatten und diese unerträgliche Wärme musste von ihm selbst ausgehen. Außerdem erweckte die Kokiri vor ihm nicht den Eindruck, als würde sie auf irgendeine Art und Weise schwitzen.
 

„Nein. Eigentlich habe ich sie sogar sehr, sehr gern,“ gab er zu.
 

Er konnte seiner Freundin nicht mehr in die Augen sehen und starrte stattdessen auf seine Hände, welche in seinem Schoß ruhten.

Er grub seine Zähne in die Unterlippe und begann auf ihr zu kauen; eine nervöse Angewohnheit, die immer dann zu Tage trat, wenn der junge Heroe am Ende mit seiner Weisheit war.

Link war sich sicher, dass seine nächsten Worte äußerst seltsam in den Ohren der Kokiri klingen musste. Die ganze Situation an sich war ja schließlich so seltsam, dass er noch nicht einmal selbst eine Erklärung dafür fand.

Denn Salia hatte er schließlich auch sehr gern, aber wenn er sich an ihre gemeinsame Zeit erinnerte, fühlte er sich bei weitem nicht so ... komisch wie das bei Shiek der Fall war.
 

„Aber das ist noch nicht alles. Jedes mal, wenn ich an diese Person denke, wird mir ganz heiß und kalt gleichzeitig und mein Herz beginnt schnell zu schlagen. Und in meinem Bauch kribbelt alles. Was ist los mit mir, Salia? Bin ich krank?“
 

Die letzten Worte verließen fast schon ängstlich die Lippen das Zwölfjährigen. Obwohl die Idee erst vor wenigen Minuten seinen Geist gestreift hatte, erschien sie plötzlich gar nicht einmal mehr so unwahrscheinlich und durchaus im Rahmen des Möglichen.

Der junge Krieger dachte die Grippe, die ihn letztes Jahr für fast zwei Wochen außer Gefecht gesetzt hatte. Die Symptome waren ihr nicht unähnlich: Das schwummrige Gefühl in seinem Kopf, das Herzrasen und die ständige, innere Hitze, die nicht nachlassen wollte.
 

Seine leichte Sorge wuchs zu einer handfesten Panik heran.
 

Bei den Göttinnen, nein! Alles, nur das nicht!
 

Auch wenn es das erste mal wäre, dass er von so etwas hörte, aber ...reagierte er auf die Gegenwart des Shiekah womöglich tatsächlich mit Krankheit!?

Das musste ein schlechter Traum sein! Das konnte nur ein schlechter Traum sein!
 

Es war Salias leises Kichern, was ihn zurück in die Realität holte.
 

Er wollte sie nicht säuerlich anblicken, aber ein Teil des Heroen konnte nicht anders, als sich verletzt zu fühlen, dass ausgerechnet seine beste Freundin sich an seiner misslichen Lage belustigte.

Doch als er den saphirgleichen Spiegeln von Salias Augen begegnete, war es kein Spott, den er darin fand.
 

„Nein, Link, du bist nicht krank“, erklärte sie und der Zwölfjährige spürte, wie er sich merklich entspannte, auch wenn das neue Fragen aufwarf – neben dem Schuldgefühl, der Kokiri zu Unrecht einen so scharfen Blick zugeworfen zu haben..
 

Wenn er nicht krank war, was war er dann?
 

Eine Vielzahl von Emotionen vermischte sich in dem Blau von Salias Iriden. Da war Freude und eine leise Spur von Wehmut, ein wenig Stolz und jener schwer zu beschreibender Ausdruck, mit dem Link hyliansche Mütter häufig ihre Kinder betrachten sah.
 

„Du bist verliebt.“
 

„Verliebt?“
 

Salia nickte und aus ihrem kindlichen Gesicht sprach die Weisheit vieler Jahre.
 

„Verliebt“, wiederholte sie.
 

„Was... bedeutet das?“
 

Sie legte zwei Finger an ihr Kinn und blickte verloren in das Blattwerk des Waldes, während sie offensichtlich darüber nachdachte, wie sie ihrem Freund die Erklärung am besten darbrachte.

„Verliebt sein ist erst einmal etwas ganz Natürliches und vor allem nichts Schlechtes. Es ist eigentlich sogar etwas sehr Schönes. Meistens auf jeden Fall...“

Der letzte Satz war von einer leichten Trauer erfüllt, die der Held der Zeit nicht ganz zu deuten vermochte. Als verbürge sich hinter den wenigen Worten eine weitaus längere Geschichte als die kurze Bemerkung vermuten ließ. Doch ehe er seine Stimme zu einer Frage heben und sie darauf ansprechen konnte, fuhr die Kokiri fort.

„Wenn du verliebt bist, kannst du nicht aufhören, an eine bestimmte Person zu denken. Du bist glücklich, wenn du mit ihr zusammen bist und hast dann das Gefühl, die ganze Zeit lächeln zu wollen. Eigentlich möchtest du dich gar nicht mehr von ihr trennen.“

Ihre Finger trommelten leicht gegen ihren Kieferknochen und das Lächeln kehrte auf ihre Lippen zurück.

„Sie bedeutet dir mehr als jeder andere. Und dir fallen Dinge an ihr auf. Kleinigkeiten, die sonst niemand zu bemerken scheint. Du willst, das diese Person genauso glücklich ist, wie sie dich macht und tust alles, was in deiner Macht steht, um dafür zu sorgen, dass sie dies auch ist.“
 

Sie senkte den Blick und in ihren Tonfall war eine Entschuldigung geflochten, während ein zartrosa Schatten über ihrem Gesicht lag.
 

„Es ist schwer zu erklären, aber ich hoffe, ich habe mich nicht zu unverständlich ausgedrückt.“
 

Link schüttelte den Kopf. Salia hätte die Gefühle des Hylianers für den Shiekah nicht treffender beschreiben können und das Blut, welches heiß durch seine Wangen kursierte und in seinen Ohren rauschte, war nur einer der wenigen Beweise dafür.

Es war, als hätte die Kokiri Links geheimste Wünsche vor ihm offen gelegt – sowohl solche, denen er sich wohl bewusst gewesen war wie auch jene, von denen er jetzt erst erkannt hatte, das er sie überhaupt hegte – und plötzlich fühlte der Zwölfjährige sich nackt vor ihren Augen.

Der junge Krieger rutschte unangenehm berührt auf seinen nackten Knien hin und her und wünschte sich ein Loch, in dem er für die nächsten Wochen oder, besser noch, Jahre verschwinden konnte.

Er war mit der Hoffnung hierher gekommen, endlich etwas Klarheit über diese verwirrenden Empfindungen in seinem Inneren zu bekommen und das war auch geschehen, aber die Situation, in die ihn diese Erkenntnis gebracht hatte, war ihm hochgradig peinlich, selbst seiner besten Freundin gegenüber.
 

„Ist sie hübsch?“, fragte Salia unvermittelt mit einer Neugier in den blauen Iriden, die Link nervös zusammenzucken ließ.
 

Der Schwertkämpfer brauchte nur an diese fein geschnittenen, aristokratischen Züge unter der Maske zu denken, um das Herz in seiner Brust stolpern zu lassen und erneut eine Welle der Hitze in seinem Körper zu entfesseln.
 

„J-ja“, stotterte der Held der Zeit und seine Kehle fühlte sich trockener an als der Wind, der zeitweilen von Gerudo-Wüste seinen Weg in die Steppe fand.

Er räusperte sich, um die Rauheit zu vertreiben, allerdings mit wenig Erfolg, und so verließen seine nächsten Worte als halbes Krächzen seine Lippen.
 

„A-aber dann bedeutet verliebt sein also, dass ich ständig mit einer Person zusammensein will“, fasste Link Salias Erklärung noch einmal zusammen und versuchte so, das Gespräch auf eine unverfänglichere Thematik zu lenken. Oder zumindest war das der ursprüngliche Plan gewesen, wenngleich er rasch erkennen musste, dass er nicht wirklich aufging.
 

„Ja. So fängt es zumindest an. Als nächstes küsst man sich. Und für uns Kokiri gilt das zwar nicht, aber der Dekubaum hat mir einmal erzählt, das bei vielen anderen Völkern in Hyrule aus so einer Verbindung Kinder entstehen.“
 

Der junge Heroe runzelte die Stirn als Salia die Kinder erwähnte, aber ein anderes Detail in der Ausführung seiner Freundin stiftete viel mehr Verwirrung in seinen Gedanken.
 

„Küssen? Du meinst, so auf die Wange?“, fragte Link und deute auf die betreffende Stelle in seinem Gesicht
 

„Nein, auf den Mund.“
 

„Auf den Mund?“ fragte Link und führte den Finger tiefer zu seinen Lippen.
 

Das war neu.

Er erinnerte sich an die herzlichen Küsse, die Salia ihm dann und wann einmal in ihrem freundschaftlichen Überschwang auf seine Wange und einmal versehentlich auf seine Nase gepresst hatte. Eine leichte Verlegenheit in ihm und ein unangenehm feuchtes Gefühl auf seiner Haut waren jedoch alles, was sie zurückgelassen hatten und niemals hätte der Zwölfjährige gedacht, dass eine tiefere Bedeutung in ihnen lag.

Und dann noch auf den Mund...
 

Ihm kamen Bilder von dem jungen Mann und der Frau mit dem langen, kastanienfarbenen Haar in den Sinn, welche er öfter über den hylianschen Marktplatz schlendern sah, wenn er in dieser Zeit unterwegs war. – wie sie sich gemeinsam in den Armen lagen, die Lippen gegeneinander gepresst, die Augen fest, fast schon genüsslich geschlossen und eine ganz besondere Art von Glück ausstrahlend.
 

War es das, was Salia meinte?
 

Sollte er das gleiche etwa auch bei Shiek tun?
 

Link war sich sicher, noch nie in seinem Leben so oft hintereinander rot geworden zu sein wie während dieser Unterhaltung. Die verräterische Röte zierte bestimmt gerade schon wieder seine Wangen, der Heroe konnte die Wärme in seinem Gesicht deutlich spüren.
 

Die Kokiri schenkte ihm ein mildes Lächeln.
 

„Mach dir nicht zu viele Gedanken darüber. Wenn sie dich auch liebt, kommt das irgendwann alles von ganz alleine.“
 

Der junge Hylianer nickte verhalten und stand anschließend auf. Es gab zwar immer noch einige ungeklärte Fragen, aber das große Rätsel um den Ursprung seiner Gefühle für den Shiekah war gelöst.

Es war an der Zeit, zu gehen. Es wartete immer noch eine Aufgabe auf ihn, die er für sein Empfinden schon viel zu lange aufgeschoben hatte ... zumal da diese untrügliche Ahnung war, dass – wenn er sich noch länger mit Salia über Verliebt sein und Küssen unterhielt – sein Gesicht früher oder später in Flammen aufgehen würde.
 

„Danke, Salia.“
 

„Bitte, Link. Du weißt, ich bin hier, wenn du mich brauchst.“
 

„Ich weiß, danke.“
 

Das Lächeln, welches auf Links Lippen getreten war, sank ein wenig.
 

„Ich muss jetzt wieder weiter.“
 

„Es war schön, dass du mal wieder hier warst.“
 

Es war erstaunlich, wie die Kokiri immer die richtigen Worte zu finden schien, um seine Stimmung zu heben.

Seine Mundwinkel wanderten wieder nach oben.
 

„Finde ich auch. Bis bald.“
 

„Bis bald, Link.“
 

Mit diesen Worten kehrte er ihr den Rücken zu und begann die Lichtung zu verlassen. Kurz bevor er die Treppe erreichte, die hinunter in den Wald führte, drehte er sich noch einmal herum und hob die Hand zum Abschied. Dann eilte er die Stufen hinab.
 

Er fühlte sich besser. Hoffnungsvoller.
 

Er war weder krank noch waren seine Empfindungen sonderbar.

Ganz im Gegenteil sogar. Er war ... verliebt.
 

Er mochte das Wort. Es hatte einen schönen Klang.
 

Verliebt, wiederholte er in Gedanken.
 

Verliebt in Shiek.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Rowanna
2015-04-09T16:08:31+00:00 09.04.2015 18:08
Salias Aufklärungsversuch ist einfach toll gelungen! Und die ganzen Fragen^, die Link vorher hat, sind einfach nur süß. Ich hatte beim Lesen die ganze Zeit ein Lächeln auf dem Gesicht. Und das Ganze ist auch noch absolut logisch. Immerhin hat er sieben sehr wichtige Jahre übersprungen. Wieder richtig toll geworden!
Von: abgemeldet
2012-05-13T17:13:50+00:00 13.05.2012 19:13
Hey^^
vielen Dank für die mega coole story, die du da online stellst;D. Ich fände es echt toll wenn du noch weiter schreiben würdest. Du hast einen sehr schönen Schreibstil, und die Geschichte ist meiner bescheidenen Meinung nach sehr gut gelungen. Weiter so=).
Baba, Bookshelf.


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