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Truth...in my diary

Puppyshipping (Chaseshipping)
von

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True Friends, false Friends and a mysterious Key

Kapitel 2: True Friends, false Friends and a mysterious Key
 

“Es könnte sein, dass du heute von vielen Leuten angestarrt wirst. In der Schule wissen alle davon, dass du angefahren wurdest…und auch von dem Gedächtnisverlust.“
 

„Du hast das jetzt zum zwanzigsten Mal gesagt Moki. Ich weiß, dass ich für meine Klassenkameraden so etwas wie ein exotisches Tier sein werde…“, antwortete Seto auf die nervende Ermahnung.
 

„Schön. Was machst du, wenn du überhaupt nicht klar kommst?“, ließ sich der Schwarzhaarige nicht vom Thema abbringen. „Mich an Joey und seine Freunde halten“, erwiderte sein älterer Bruder resigniert.
 

Seto wusste nicht genau warum, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass es dem Kleinen einen Heidenspaß machte, ihn wie ein Kleinkind zu behandeln.
 

Mokuba musste als erster aussteigen. Er ging auf eine Privatschule, die einige Kilometer von der öffentlichen, die sein Bruder besuchte entfernt war. Der Brünette seufzte schwer. Ganz allein in dieser riesigen Limousine, kam die Nervosität wieder hoch. Der kleine Wirbelwind hatte es geschafft, ihn von seinen Zweifeln und Ängsten abzulenken. Jetzt traf ihn die Wucht der Emotionen umso heftiger.
 

Viele Fragen quälten ihn. Wie würde es sein? Wie würden seine Mitschüler reagieren? Wie seine Lehrer?
 

Seto hatte in den drei Wochen seit seinem Aufwachen viel über sein Geschäft, seine Geschäftsbeziehungen und sein Verhältnis zu seinem kleinen Bruder erfahren. Doch über sozialen Beziehungen?

NICHTS!
 

Joey war oft zu Besuch gewesen, aber auch er hatte nie etwas über ihr Verhältnis zueinander erzählt.
 

Es kam auch nie jemand anderes außer seinem Bruder, Roland – seinem persönlichen Sekretär – und dem Blonden ins Krankenhaus um ihn zu besuchen.
 

Das einzig Positive an den letzten Wochen und der Konfrontation mit seinem Leben, war die Tatsache, dass er sein vorher erworbenes, schulisches Wissen wohl nicht verloren hatte. Alle Geschichtlichen zahlen und Daten, alle mathematischen Regel und grammatischen Grundlagen verschiedener Sprachen waren in seinem Gehirn noch vorhanden. Nun, zumindest war so der schulische Bereich seines Lebens nicht eingeschränkt.

„Ein Phänomen der Amnesie“, hatte der Arzt es genannt.
 

Schnaubend beschloss Seto noch einen zweiten Experten aufzusuchen. Vielleicht würde er dann einpaar genauere Antworten auf seine Fragen bekommen.
 

Auf jede Frage nach seinen Freunden, bekam er nur ausweichende Antworten.

Wieso?
 

Der Brünette wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Limousine hielt und der Fahrer ihm die Tür öffnete.

„Na dann, auf ins Getümmel…“, murmelte er vor sich hin.
 

**********
 

Es war gerade Beginn der großen Pause und Seto war es irgendwie geglückt, in den hinteren Teil des Schulhofs zu fliehen. Hier setzte er sich auf eine Bank unter einer Birke.
 

Der Baum war so groß, dass sein Schatten den Brünetten und seine Sitzgelegenheit verbarg.
 

Was war nur los mit dieser Schule?
 

Vor der ersten Stunde hatten ihn alle angestarrt, als sei er eines der sieben Weltwunder. Sie tuschelten leise hinter seinem Rücken und sahen ihn neugierig an, als er sich an seinem Platz setzte.
 

Doch keiner seiner Mitschüler kam auf ihn zu, begrüßte ihn und sagte, dass er sich freute, ihn wieder zu sehen. Die Nervosität wurde immer größer.
 

Erst als circa zehn Minuten vor Stundenbeginn ein junge, der viel zu Jung aussah um in diese Klasse zu gehen, den Raum betrat und ihn ansah, fühlte Seto so etwas, wie Sympathie oder Freude ihn wieder hier sitzen zu sehen.
 

Der Name des Jungen war Yugi, wie der Blauäugige später erfuhr. Ihm folgten zwei Jungs, die ihn nur abschätzig musterten – Tristan und Duke. Auch ihre Namen erfuhr er erst später. Die drei waren die Einzigen, die direkt auf ihn zukamen und ihn begrüßten.
 

„Joey hat uns schon erzählt, dass du heute wieder zur Schule kommst“, sagte Yugi, mit einem freundlichen Lächeln. Die anderen Beiden nickten ihn nur zu und murmelten etwas wie: „Hey Alter“
 

Okay, sie waren bestimmt nicht die dicksten Freunde. Doch etwas was der Junge mit der seltsamen dreifarbigen Frisur gesagt hatte ließ ihn aufhorchen.
 

„Ihr seid mit Joey befreundet?“, fragte Seto vorsichtshalber nach.

„Ja, er hat gestern schon bescheid gesagt, dass heute dein erster Tag hier sein würde, nach dem langen Krankenhausaufenthalt. Er hat uns auch gebeten, dir ab und an mal behilflich zu sein, wenn du mit irgendwas nicht klar kommst…Den Stoff der letzten Stunden hat Joey dir doch schon gebracht?“, plapperte Yugi vor sich her.
 

Seto nickte nur zustimmend. „Auch die Hausaufgaben?“, wurde er gefragt. Auch das bejahte er mit einem Nicken.

„Wo bleibt denn Joey? Ist er vielleicht krank?“, wollte der Brünette nun seinerseits wissen. Irgendwie wünschte Seto sich den Blondschopf her. Ein bekanntes Gesicht in der fremden Menge. Dann würde er bestimmt ruhiger werden, dessen war sich der junge Firmenchef sicher.
 

„Ne Alter, der kommt immer erst einpaar Sekunden vor dem Klingeln“, antwortete ihm Tristan. „Wenn nicht sogar erst fünf Minuten danach“, fügte Duke an, während er eine seiner schwarzen Haarsträhnen um seinen Finger wickelte. Das fanden die anderen Beiden wohl witzig, denn sie begannen zu grinsen.
 

Wie vorausgesagt, erschien der Blonde wirklich erst einige Sekunden vor dem Klingeln in die Klasse geschlittert. Auf dem Weg zu seinem Platz sah er dem Brünetten in die Augen und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
 

Diese Geste beruhigte Seto ungemein. Egal was jetzt noch auf ihn zukam, mindestens eine Person in diesem Gebäude war wirklich für ihn da.
 

Hätte er nur da schon gewusst, was noch auf ihn zukam…
 

**********
 

Das Chaos begann nach der ersten Stunde. Ein Junge namens Hirota – seinen Namen hatte Seto bei der Anwesenheitskontrolle aufgeschnappt – kam auf ihn zu und begrüßte ihn mit den Worten: „Na Seto, altes Haus.“
 

Er klopfte ihm auf die Schulter und fing aus heiterem Himmel an über irgendwelche Nebensächlichkeiten zu reden. Den Brünetten wunderte das, hatte der aschblonde Junge seinen Blick doch gemieden, als er morgens in die Klasse kam.
 

„Verzeihung“, versuchte er die aufdringliche Nähe seines Klassenkameraden durch eine kühle Gelassenheit abzuwimmeln, „aber wie kommt es das du dir solche Vertrautheiten erlaubst?“ Seto nahm dieses Verhalten instinktiv an. Er wusste selber nicht warum. Doch es schien zu wirken, denn Hirota zuckte nervös zurück.
 

„Aber Kumpel, weißt du nicht mehr? Wir waren ganz dicke miteinander vor deinem Unfall…“, dann schenkte er den Firmenleiter ein aufgesetztes Grinsen und fügte noch an, „schon klar, nach dem Gedächtnisverlust weißt du das nicht mehr, aber…“
 

Was der Aschblonde mit „aber“ meinte, konnte er nicht mehr sagen, denn ein Mädchen mit schulterlangem, schwarzen Haar und blassblauen Augen fuhr ihm dazwischen. „Was soll das du Depp du und er wart nie Freunde. Hast wohl gedacht du kannst seine Situation ausnutzen und so tun als ob? Was hast du dir davon versprochen, hä?“
 

Der Angesprochene schaute nur ertappt weg. Doch die Schwarzhaarige macht einfach weiter. „Kann ja nicht jeder so ein Glück haben wie ich und mit ihm zusammen sein“, schrie sie durch die ganze Klasse.
 

Noch bevor Seto überhaupt die Möglichkeit hatte auf diese Behauptung mit rot werden oder sonstigem zu reagieren, wurde das keifende Mädchen von zwei weiteren Schülerinnen unterbrochen. Fast unisono riefen die beiden der Blauäugigen entgegen: „Wie kannst du das behaupten, er ist doch mein Freund!“
 

Die drei Mädchen schauten einander empört an und ein Gezeter brach an, das in seiner Lautstärke stark an einen Flughafen erinnerte. Schlimm wurde es allerdings erst, als eines der Mädchen – der Brünette konnte nicht einmal mehr sagen welches – ihn aufforderte: „Sag doch auch mal was Schatz!“

Was hätte er schon sagen können? Wie es aussah wussten ja alle in dieser Klasse – wenn nicht in der gesamten Schule – über seine Amnesie bescheid. Das schien aber kein Argument dafür zu sein, dass er nichts zu diesen Behauptungen sagen konnte.
 

Hilfesuchend sah er sich um und erblickte Joey der zwar versuchte lautlos zu lachen, sich aber schon fast nicht mehr auf den Stuhl halten konnte und sich den Bauch hielt.
 

Ihre Blicke kreuzten sich. Seine Augen mussten wohl Bände gesprochen haben, denn der Blonde erhob sich und schlich zur Tür. Mit einem schnellen Blick auf die Uhr und gespielter Überraschung in der Stimme rief er in den Raum: „Oh man Mrs. Nagisama steht schon im Flur. Was sucht die denn um die Zeit schon hier. Wir haben noch zwei Minuten Pause.“ So tuend als würde er mehr zu sich selbst reden, fügte Joey noch an: „Was die wohl mit unserem Direx zu bereden hat…“
 

Sofort war Ruhe in der Klasse und jeder saß wieder auf seinem Platz und unterhielt sich so leise wie möglich mit seinem Banknachbarn.
 

Joey sah den Brünetten belustigt an und zuckte unauffällig mit den Schultern, als wollte er sagen: „Siehst du, so einfach geht das!“ Keine zwei Minuten betrat die Lehrerin tatsächlich die Klasse und wunderte sich über die bereits ruhigen Schüler.
 

Setos einziger Gedanke zu diesem Zeitpunkt war nur: „Was für ein Affentheater!“
 

**********
 

Im Nachhinein darüber nachdenkend, konnte der CEO Joeys Belustigung verstehen. Wäre jemand anders an seiner Stelle gewesen, hätte er sich bestimmt auch so darüber amüsiert.
 

Seto war so in seine Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie jemand sich neben ihn setzte. Erst der leichte Duft nach Zitrone und Apfel, machte ihn auf seine Gesellschaft aufmerksam. Als sich der Firmenchef zu der Quelle, des Dufts umdrehte, sah er in ein Paar schokoladenbrauner Augen.
 

Joey saß neben ihm und grinste ihn an. Wohl immer noch wegen des Vorfalls in der Klasse. „Na, so weit ab von den anderen?“
 

„Nachdem, was vorhin los war, brauche ich einfach meine Ruhe“, antwortete Seto und seufzte dabei schwer – wie so häufig in letzter Zeit.
 

„Ich glaube, ich sollte dir einpaar Sachen erzählen, die dein Bruder dir noch nicht gesagt hat“, erhob der Blonde wieder das Wort. Sein Gesprächspartner nickte nur zustimmend.
 

„Dir ist klar, dass du der reichste, erfolgreichste und berühmteste Jungunternehmer in ganz Japan bist?“ Ein stillschweigendes Nicken folgte auf diese Frage. „Dir ist auch klar, dass du nicht gerade hässlich bist?“ Ein Lächeln und ein weiteres Nicken waren die Reaktion auf diese Aussage.
 

„Also wird es dich jetzt nicht wundern, wenn ich dir sage, dass du eine Schar weiblicher – ich glaube auch zum Teil männlicher – Fans hast, die alle ganz wild auf dich sind? Du hast sogar einen eigenen Fan – Club mit Homepage im Internet, wenn du mir nicht glaubst kannst du es ja googlen“, fügte der Blonde an, als er den fassungslosen Blick von Seto sah.
 

„Jetzt kommen wir aber eigentlich zum Wesentlichen unseres Gesprächs. Bestimmt jede dieser kreischenden Weiber wäre gern deine Freundin, aber – sofern du nicht ein Doppelleben geführt hast, von dem Moki keine Ahnung hat – keine davon ist deine Freundin. Sprich – du bist solo“, erläuterte Joey nun genauer.
 

„Was ist mit Hirota, der behauptet hat, wir wären „ganz dicke miteinander“?“
 

„Nun, lass es mich so ausdrücken, dein Leben besteht – oder bestand? – nur aus deinem kleinen Bruder und der Firma. Keine weiteren sozialen Verpflichtungen. Der einzige Mensch, zu dem du so etwas wie Vertrauen hast, ist dein Schatten – dieser Roland…“
 

„Wie sieht es mit dir aus? Wenn du sagst, dass ich keine weiteren sozialen Verpflichtungen habe, wie ist dann unser Verhältnis zueinander?“, wollte der Brünette nun wissen.
 

„Wir sind so etwas wie Erzfeinde. Du bist der Darth Vader dieser Schule und ich der Held, der gegen dich antritt.“
 

„Der Typ hieß Luke. Außerdem denke ich, dass du dich etwas in den Rollen vertan hast, denn wenn ich doch ach-so-viele Fans habe, dann kann ich doch nicht der Bösewicht sein?“
 

„Das denkst aber auch nur du…“
 

„Ich verstehe dich irgendwie nicht“, sagte Seto jetzt doch verwundert. „Du könntest behaupten, wir wären die besten Freunde gewesen und du wärst wahrscheinlich der Einzige, dem ich das glauben würde. Joey, du bist nach meinem Aufwachen fast jeden Tag im Krankenhaus gewesen und hast mir die Schulsachen gebracht. Du hast auf meinen kleinen Bruder aufgepasst als ich im Koma lag. Hast mir vorhin in der Klasse geholfen und mir die Tage vorher gut zugeredet wieder in die Schule zu kommen. Warum, wenn wir doch verfeindet sind?“ Das Wort „verfeindet“ sprach der Blauäugige dabei aus, als handele es sich dabei um ein widerliches Insekt – voller Ekel und Abscheu.
 

„Was soll ich mit einem Feind, der gerade nicht auf der Höhe ist“, fragte der Blonde, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. „Es macht erst Spaß gegen dich anzutreten und dich zu besiegen, wenn du auch wirklich weißt, wie du dich wehren kannst. Jetzt gerade bist du so harmlos wie ein Baby…“
 

„Ein Baby…“, wiederholte Seto und zog dabei eine Augebraue hoch.

„Ja genau so. Übrigens, wenn du nicht weiter von diesen Mädels und den anderen trüben Tassen genervt werden willst, die sich denken, sie könnten sich einen Vorteil oder so was in der Art erschleichen, nur weil du keine Erinnerungen mehr hast, solltest du deinen eisigen Blick etwas verfeinern. Das was du vorhin bei Hirota abgezogen hast, war gut, aber nicht die übliche Seto – Kaiba – Qualität, die wir alle hier sonst so kennen und ich so schätze.“
 

Kurze Zeit sah Joey seinen Klassenkameraden an. Dann meinte er: „Komm wir üben das jetzt mal. Ich schwöre dir dieser eine Blick den du drauf hast – oder vor den Unfall hattest – hält jeden auf zwei Meter Abstand Minimum.“
 

Seto ließ sich auf das Spiel ein. Er folgte genau den Anweisungen seines Mitschülers, auch wenn es ihm albern vorkam. Trotzdem ließen die Worte des Blonden ihn nachdenklich werden. Wollte er überhaupt, dass die Menschen so einen Abstand zu ihm hielten? Gut, diese Aktion in der Klasse war wirklich nicht sehr angenehm, aber wenn er diesen Blick, von dem Joey sprach wirklich eingesetzt hatte, um andere auf Abstand zu halten, was für ein Mensch war er dann? Warum wollte er die anderen auf Abstand halten?
 

„Gut, jetzt fixier ihn mit deinen Augen und denk dabei an die Antarktis…das war doch der Kontinent auf dem kein Mensch dauerhaft leben kann, weil es dort so kalt ist?“

Nur nebenbei nahm der Blauäugige die Anweisungen und die Frage des Blonden wahr. Er nickte zustimmend auf die Frage.
 

Automatisch folgte er der Aufforderung des Blonden. Er fixierte einen der Jungs auf den Schulhof und dachte an den kältesten Ort der ihm einfiel. Seto kam sich dabei selber sehr albern vor.
 

Ganz plötzlich stand Joey auf und rannte zu dem Jungen, den der Brünette mit seinem Blick fixiert hatte. Erst da bemerkte Seto, dass er Tristan angestarrt hatte. Er sah den Blonden mit dem Größeren reden, dann schlug er ihm kumpelhaft auf die Schulter und lachte laut auf.
 

Auf dem Weg zurück zu der Bank unter der Birke wurde aus dem Lächeln ein breites Grinsen.

„Ich glaube du haste es! Ich habe Tristan grade erschauern gesehen und als ich nachgefragt habe, hat er gesagt, ihn ist es eiskalt den Rücken hinunter gelaufen.“

„Du willst mich doch verarschen…“, erwiderte Seto mürrisch auf diese Bemerkung.
 

„War das so leicht zu durchschauen?“

„Nein, ich musste meine grauen Zellen schon anstrengen.“

So unterhielten sich die Beiden noch bis zum Ende der Pause.
 

**********
 

Noch am Abend, machte sich Seto Gedanken darüber, was Joey ihm gesagt hatte. Er saß am Schreibtisch in seinem Schlafzimmer. Immer wieder hallten diese Sätze in seinem Kopf wieder.

Dein Leben bestand nur aus deinem kleinen Bruder und der Firma. Keine weiteren sozialen Verpflichtungen.
 

War das wirklich so? Wenn diese Aussage stimmte, war er dann nicht sehr einsam gewesen? Wie konnte ein Mensch sich freiwillig dazu entschließen so ein Leben zu führen?
 

Der Brünette wusste zwar von seinem Bruder, dass seine Kindheit nicht so rosig gewesen war. Eigentlich eher an das Leben eines gedrillten Soldaten erinnerte, als an das eines Kindes, doch war dies wirklich der Grund, dass er vor seinem Unfall zu jedem Menschen auf Distanz gegangen war? All diese Fragen und noch viele mehr wirbelten wie ein unaufhaltsamer Sturm in seinem Kopf umher. Seto bekam Kopfschmerzen.
 

Einem inneren Drang folgend öffnete er eine der Schreibtischschubladen und suchte nach Zettel und Stift. Das Bedürfnis seine Gefühle aufzuschreiben kam ihm vor wie ein Déjà vue. Instinktiv griff er nach der untersten Schublade. Dort fand Seto unter einem Stapel Briefpapier und leeren Schnellheftern einen seltsamen Messingschlüssel.
 

Die Form und Aufmachung des Gegenstands erinnerten ihn an den Schlüssel zu einer Schatztruhe. Verwundert blickte der Brünette auf dieses kleine Ding in seiner Hand.
 

Es war definitiv kein Schlüssel zu einem der Zimmer. Die sahen anders aus. Auch die für die Schränke und anderen Fächer im Haus waren eher winzig und aus Edelstahl oder sonst einer Legierung.
 

Aus dem Büro konnte er auch nicht sein, dort ließ sich alles per Sicherungscode öffnen. Soviel hatte er in den letzten Wochen erfahren.
 

Diese ganze Situation kam ihm seltsam vor. Zum einen schien es so, als hätte er genau gewusst, dass der Schlüssel dort in der Schublade versteckt war. Dieses Messingteil in der Hand zu halten war aber irgendwie ein Vertrautes Gefühl. Seto hatte den Eindruck, als wäre da eine Erinnerung. Direkt vor ihm, doch egal wie angestrengt er versuchte sich darauf zu konzentrieren, sie blieb verschwommen im Nebel seines Vergessens.
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bereits kurz nach elf war. Der Firmenchef beschloss sich erstmal schlafen zu legen und morgen Mokuba zu fragen, ob dieser wusste, was es mit dem Schlüssel auf sich hatte.
 

**********
 

Zwei Stunden später lag Seto Kaiba immer noch hellwach in seinem Bett. Es war ja nicht so, dass er nicht schlafen wollte. Nein, eigentlich war er doch sehr müde und etwas Schlaf würde auch sicher etwas gegen seine Kopfschmerzen tun können.
 

Doch es gab eine Sache, die machte ihn wahnsinnig und er selber wusste nicht warum. Rechts und links von seinem riesigen Bett waren baldachinartige Vorhänge angebracht. Wohl eine Idee des Innenarchitekten, denn er selbst empfand diese Stofffetzen, mehr als störend.
 

Genau jetzt hielten sie ihn nämlich vom Schlafen ab. Der Brünette hatte ein Fenster geöffnet, um etwas frische Luft ins Zimmer zu lassen. Jetzt bewegte der Windzug den Vorhang links von ihm und dieses ständige Hin- und Herwehen machte ihn aus irgendeinem Grund fast wahnsinnig.
 

Entnervt stand Kaiba auf und griff nach dem Vorhang. Vielleicht konnte er ihn ja hinter dem Bett festklemmen, damit er seine Ruhe hatte.
 

Als der Stoffstreifen zur Seite glitt war der Blauäugige doch sehr überrascht einen kleinen, kaum wahrnehmbaren Schalter an der Wand vorzufinden. Automatisch betätigte Seto den kleinen Kippschalter.
 

Ein ganz leises Surren und Brummen war zu hören. Die Geräusche kamen direkt unter dem Bett hervor. Sehr langsam glitt der Bereich des Bettkastens heraus.
 

Hah! Er hatte doch gewusst, dass sein Bruder Unrecht hatte. Unter dem Lattenrost konnte einfach kein Bettkasten aus Massivholz stehen. So große Bäume gab es nicht, als dass das Bett aus einem Stück gefertigt wurde.
 

In dem Bettkasten sah er eine Truhe stehen. Sie war aus dunklem Holz gefertigt und mit aufwendigen Drachenschnitzereien verziert. Es schien eine Spezialanfertigung zu sein, denn die Kiste war nicht sehr hoch. Vielleicht so dreißig Zentimeter. Dafür war das Holzbehältnis umso breiter. Schätzungsweise etwa ein Meter. Die Maße waren eigentlich logisch, wenn man bedachte, wo die Truhe versteckt wurde.
 

Was allerdings Kaibas Interesse an der Truhe weckte, war das Messingschloss. „Dort könnte doch der Schlüssel hinein passen…“, dachte er sich. Schnell ging er zum Schreibtisch und nahm sich den gesuchten Gegenstand.
 

Tatsächlich passte der Schlüssel zum Schloss. Der junge Mann schluckte ein Mal nervös, dann drehte er den Schlüssel. Mit einem leisen „KLICK“ öffnete sich die Truhe…



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