Zum Inhalt der Seite

Office Mein

Im Büro
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nächtliche Umarmung

Am Abend des folgenden Tages veranstalteten die Sharmas eine kleine Gartenfeier für sich und ein paar ihrer Bekannten und Freunde. Während Anjali sich noch zurecht machte und anschließend ihrer Mutter in der Küche bei den letzten Vorbereitungen des Essens half, wurde Rahul von Anjalis Vater den nach und nach eintreffenden Gästen stolz als neuer Schwiegersohn der Familie vorgestellt. Die vorwiegend im Alter von Anjalis Eltern befindlichen Herrschaften waren denn auch gleich so angetan von Rahuls Charme und seiner Redegewandtheit, dass sie der etwas überforderten Anjali – als sie mit ihrer Mutter aus der Küche kam – herzlich zu ihrer Verlobung gratulierten und sie mit Glückwünschen überhäuften. Sie setzte daraufhin nach außen ein höfliches Lächeln auf und wünschte sich insgeheim an einen anderen Ort. Ihr war das alles zu viel, vor allem wenn sie daran dachte, was es für ein Theater geben würde, wenn sie all diesen Leuten später mitteilen musste, dass die Verlobung wieder gelöst wurden war.

Doch für den Moment schob sie die Gedanken vorerst beiseite und konzentrierte sich auf das gesellige Beisammensein. Sie kannte alle Gäste schließlich schon seit ihrer Kindheit und es freute sie immer wieder, wenn sie zu Besuch kamen, wenn sie das eine Mal im Jahr zu Hause war.
 

Der Abend verlief denn auch sehr angenehm. Vor allem wenn Anjali und Rahul sich Geschichten über ihre angebliche Liebesgeschichte aus den Fingern saugten und den interessierten Zuhörern zum Besten gaben, hatte Anjali überraschenderweise besonders viel Spaß. Sie übertrieben natürlich nicht, damit sie auch glaubwürdig blieben, doch es war sehr amüsant, sich ein paar Traumvorstellungen auszumalen und dazu dann die teils bewundernden teils etwas neidischen Blicke ihrer Zuhörer zu sehen. Rahul schien dieses Spiel ebenfalls sehr zu genießen, vor allem weil er diese Gelegenheit nutzen konnte, um Anjali immer wieder in den Arm zu nehmen oder sie mit liebevollen, kleinen Gesten zu ärgern. Sie zahlte es ihm heim, indem sie ihm in unbeobachteten Momenten böse Blicke zuwarf und ihm mit den Ellenbogen in die Seiten stieß. Erwartungsgemäß schreckte ihn das nicht im Geringsten ab.

Anjali musste sich allerdings zu ihrem eigenen Entsetzen eingestehen, dass es sie an sich auch nicht einmal mehr besonders störte. Es war irgendwie ein Teil des Spiels, das sie spielten und außerdem konnte sie nicht sagen, dass es sich unangenehm anfühlte, wenn er seine Arme um sie legte. Sein Körper war warm, sein Griff fest und doch gleichzeitig sanft. Diese Erkenntnis behagte ihr allerdings wenig und so schob sie sie vorerst beiseite und beschloss, sich später darüber Gedanken zu machen.
 

Zu später werdender Stunde verabschiedeten sich die Gäste nach und nach wieder. Als schließlich gegen ein Uhr der letzte gegangen war, halfen Anjali und Rahul noch dabei, grob alles aufzuräumen und setzten sich anschließend, und nachdem sich Anjalis Eltern ins Bett verabschiedet hatten, noch einmal nach draußen auf eine der Bänke, die um das langsam verglühende Lagerfeuer aufgestellt waren.

Sie saßen eine ganze Weile schweigend nebeneinander und starrten in die Glut. Keiner der beiden sagte etwas. Das knackende Holz war die einzige Geräuschquelle. Erst als Rahul bemerkte, dass Anjali Gänsehaut hatte, fragte er, ob er ihr eine Decke holen sollte. Als sie ablehnte, setzte er sich kurzerhand hinter sie und legte seine Arme um ihren Oberkörper. Anjali vergaß daraufhin sofort die kühle Nachtluft und versuchte, sich aus Rahuls Umarmung zu befreien, doch am Ende war ihre Anstrengung zu halbherzig, als dass sie hätte erfolgreich sein können. Sein fester Oberkörper an ihrem Rücken, seine starken Arme um ihre Schultern und seine Oberschenkel, die sich links und rechts an ihre schmiegten, wirkten wie eine Decke und wärmten sie auf die angenehmste Weise.

Anjalis Herzschlag beschleunigte sich, als Rahul nach ein paar Augenblicken seinen Kopf auf ihre linke Schulter legte. Er hatte seine Augen geschlossen und er konnte nicht verhindern, dass sein Atem plötzlich schwerer ging. Sie fragte sich, was ihm wohl gerade durch den Kopf ging und was er dachte. Als sie jedoch in Höhe ihres Steißes etwas größer und härter Werdendes in seiner Hose spürte, bekam sie eine schnellere und deutlichere Antwort als ihr lieb war. Erschrocken wollte sie sich von ihm losmachen, doch er hielt sie fest.

„Mach dir keine Sorgen. Ich werde schon nicht über dich herfallen...“, meinte er ruhig. „Ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft Sie mir das schon versprochen haben!“, entgegnete sie nervös und versuchte weiter, sich aus seinem Griff zu befreien. „Ich kann nichts dafür, dass mein Körper so auf dich reagiert. Das ist vollkommen natürlich und heißt noch lange nicht, dass mein Verstand nicht auch noch etwas zu sagen hätte...“, erklärte er und vergrub sein Gesicht in ihrem gelockten Haar. „Das ist mir egal. Lassen Sie mich jetzt bitte los!“, bat sie mit rasendem Puls und glühenden Wangen. „... Nur noch einen Augenblick...“, flüsterte er, während er ihren Pfirsichduft und ihre Wärme tief in sich aufsaugte und sich ihre perfekten Kurven genau einprägte.

Er wollte sie nicht loslassen. Er wollte für immer so sitzen bleiben – mit ihr in seinen Armen. Der perfekte Moment. Doch wenn sie sich wehrte, hatte es keinen Sinn. Sie sollte es auch wollen. Also lockerte er schließlich widerwillig seinen Griff und ließ von ihr ab. Zu seiner Überraschung rührte sie sich allerdings nicht und blieb weiterhin dicht an ihn gedrängt sitzen. „... Anjali...?“, fragte Rahul irritiert und brachte sie damit zurück in die Realität. Ohne es zu merken hatte sie ihre Augen geschlossen, riss sie jetzt allerdings sofort wieder auf und erhob sich erschrocken. Ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick lief sie eiligen Schrittes ins Haus und ließ einen ratlosen Rahul zurück.
 

Mit hämmerndem Herzen lag Anjali auf ihrem Bett und starrte an die dunkle Zimmerdecke. Ihr Bauch kribbelte wie verrückt und ihre Gedanken rasten. Wieso tat Rahul ihr das an? Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Es wäre alles so viel einfacher, wenn sie sich weiterhin sicher gewesen wäre, dass er nur Spielchen mit ihr trieb. Doch irgendetwas in ihr glaubte unbarmherzigerweise immer mehr daran, dass er es möglicherweise doch ehrlich meinen könnte. Woher dieser Gedanke so plötzlich kam, konnte sie sich selbst nicht so genau erklären, doch sie wünschte sich sehnlich, dass er schnell wieder verschwinden würde. Nur funktionierte das leider nicht so einfach, wie sie sich das vorstellte. Stattdessen wurde ihre Aufregung nur mit jeder seiner Berührungen größer und das Kribbeln in ihrem Körper stärker.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als es leise an der Tür klopfte und Rahul anschließend in ihr Zimmer trat. Erschrocken setzte sie sich auf und schaute ihn durch die Dunkelheit hindurch an. „Verschwinden Sie!“, fuhr sie ihn mit gedämpfter Stimme an, um zu allem Unglück nicht auch noch ihre Eltern unabsichtlich zu wecken.

„Nein.“, entgegnete er ruhig und kam gemächlichen Schrittes auf sie zu. Erst als er ihr Bett erreicht hatte, blieb er stehen und kniete sich neben sie. „Ich werde erst gehen, wenn du mir sagst, was das gerade eben war.“, meinte er, während er mit ruhigen Augen ihr Gesicht musterte. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“, entgegnete sie bissig und drehte sich von ihm weg. Er schnaufte daraufhin, setzte sich neben sie aufs Bett und griff nach ihren Händen. „Anjali, wenn du neuerdings etwas anderes als Abneigung für mich empfindest, will ich das wissen.“, forderte er, doch sie dachte nicht im Traum daran, ihre wahren Gefühle zu verraten und ihm von ihrem emotionalen Chaos zu erzählen.

Sie befreite sich also aus seinem Griff und stand auf. „Ich finde wirklich, dass Sie jetzt gehen sollten.“, wiederholte sie und deutete mit der Hand in Richtung Zimmertür. Er war allerdings nicht gewillt, ihrer Aufforderung Folge zu leisten. Stattdessen ging er langsam auf sie zu und blieb erst unmittelbar vor ihr stehen. Sie hatte das Bedürfnis zurückzuweichen, doch sie riss sich zusammen und zwang sich dazu, ihm und seinen Blicken Stand zu halten.

„... Anjali...“, hauchte er ihr entgegen, während sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten und er sanft seine Hände um ihre Hüften schob. „Sag mir die Wahrheit...“ Seine Stimme war kaum lauter als ein Atemzug und schickte heißkalte Schauer über ihren gesamten Körper.

Anjali schloss die Augen. Sie musste sich konzentrieren. Konzentrieren. Doch worauf? Auf seinen unwiderstehlich erdigen Duft? Auf seine weichen Hände auf ihren Hüften? Auf seine Wärme, die langsam ihren Körper umhüllte? Je länger Rahul ihr so nahe war, desto weniger klar konnte sie denken. Plötzlich gab es nur noch seine angenehme Wärme und seine weichen Lippen, die sich lediglich wenige Millimeter vor ihr befanden. Ihr Atem wurde flacher und sie wartete voller Anspannung drauf, was Rahul als nächstes tat.

Zu ihrer Überraschung geschah allerdings nichts. Sie standen einfach so da bis Rahul schließlich mit rauer Stimme meinte: „... Ich habe meine Antwort...“ Dann ließ er von ihr ab und verließ mit einem leisen Lächeln auf den Lippen Anjalis Zimmer.

Völlig überfordert stand Anjali da und wusste nicht, was sie denken sollte. Was war das gerade? Hatte er sie etwa hereingelegt? Aber hätte der Frauenheld-Rahul diese Situation normalerweise nicht schamlos ausgenutzt und wäre wie ein ausgehungertes Tier über sie hergefallen? Sie war vollkommen überfordert und – wie sie sich eingestehen musste – auch etwas enttäuscht. Enttäuscht darüber, dass er jetzt einfach so gegangen war...

Seufzend schloss sie die Augen und fuhr sich fahrig mit den Händen über ihr Gesicht. Das war einfach alles zu viel. Sie brauchte Schlaf, Erholung. Doch so, wie es aussah, würde beides im Moment aufgrund ihrer mehr als aufgewühlten Gefühlswelt noch eine Weile auf sich warten lassen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück