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One-Shot-(WB-Beitrags)-Sammlung
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Kürbiskopf

Inspiriert zu dieser Geschichte, hat mich diese hier:

http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/fortschritt_status/1/serie/1566/woerter/0-1000/280120/?

(allerdings hat sie höchstens Ansatzweiße wenn überhaupt etwas damit zu tun. Aber das ist nix neues bei mir. XD )
 

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Wenn es eines gab, was Giselle hasste, dann waren es alberne Feste wie Halloween. Zum einen, weil sie ganz klar längst aus diesem Alter heraus war und zum anderen? Sie hasste es eben einfach! Dennoch stand sie nun hier vor ihrem Spiegel und überlegte, ob sie sich diese hässliche, schrecklich verwarzte, riesige, falsche Nase wirklich aufsetzen sollte. Ja, ihr habt richtig gelesen. Obwohl sich so einiges in ihr dagegen auflehnte, hatte sie vor, heute diese Halloweenparty in ihrer Schule zu besuchen. Und natürlich war sie so einfallslos und hatte sich für ein Hexenkostüm entschieden. Als sie ihrer Mutter nahegelegt hatte, dass sie da tatsächlich hinwollte, hatte diese überrascht die Augenbraue gehoben, aber Giselle musste hier raus. Sie war noch nie so wirklich weg gewesen und diese Party war eine der wenigen Gelegenheiten hier in diesem Kaff. Und außerdem war sie doch nicht unter Fremden. Erneut betrachtete sie die falsche Nase in ihrer Hand. Sollte sie wirklich? Aber die Antwort lag klar auf der Hand, oder vielmehr in der Hand. Dieses Ding war nicht gerade billig gewesen, als würde es für diese lächerliche Veranstaltung jetzt auch herhalten müssen.

Mit ihrem Weidenbesen unter dem Arm, den sie von der Oma geborgt hatte, trat sie schließlich auf die Straße. Giselle konnte nur hoffen, dass diese Veranstaltung kein völliger Fehlschlag war und sie es im Nachhinein doch noch bereute, sich dafür entschieden zu haben.

„Dann mal los.“ Der Weg zur Schule war von ihrem Zuhause aus, nicht weit.
 

Kaum war sie auf die Straße, ihrer Schule abgebogen, wurde sie bereits auf die ersten Bässe der Musik aufmerksam. Und erneut begann sie zu zweifeln, ob das wirklich eine gute Idee war. Giselle rückte ihre Kunsstoffnase zurecht und hob den Blick. Die bunten Lichter, die aus dem Fenstern der Turnhalle heraus leuchteten, gefielen ihr jedoch. Die hatten etwas Beruhigendes.

Die Party war bereits in vollem Gange, als sie endlich in die Turnhalle trat. Überall gruselige Gestalten und nur kurz warf man einen Blick auf die Hexe, mit der großen Nase und dem Besen in der Hand. Mit ihrer Verkleidung fiel sie hier nicht wirklich auf. Hexen gab es reichlich, wie es schien. Vielleicht hätte sie doch etwas einfallsreicher sein sollen? Nächstes Jahr vielleicht... wenn überhaupt.
 

Ohne weiter auf die Musik zu achten, trat sie an den Tisch, mit den fragwürdig dekorierten Leckereien heran. Diese albernen Gummispinnen, welche hier überall lagen. Und die rote Grütze, bei der wohl ein bisschen mit Lebensmittelfarbe nachgeholfen wurde... Kopfschüttelnd wand sie sich schließlich dem Punsch zu. Der ganze Tisch war hier bereits versaut, aber die Kunststoffhand stand noch wie eine Eins in diesem Getränk. Auch diese Ignorierend, nahm sie sich schließlich die Kelle. Vielleicht schmeckte dieser Punsch wenigstens. Blutorange, wie einfallsreich... Während sie unbeirrt ihr Glas füllte, wurde sie aus dem Augenwinkel heraus, auf eine Bewegung auf der anderen Seite des Tisches aufmerksam. Langsam hob sie ein Stück den Kopf, um unter der Krempe, ihres spitzen Hutes hervorschauen um können und wurde sofort auf Verbände aufmerksam. Eine Mumie! Giselle blickte schließlich vollends auf und verzog kurz den Mund. Mumie? Nur fast. Dieser Jemand hatte zu einem vollkommen in Bandagen gehüllten Körper einen dieser geschnitzten Kürbisse auf dem Kopf. Und dazu auch noch einen freundlich lächelnden. Wie sie diese Kürbisse hasste!

„Punsch?“, fragte sie sofort, weil der Kürbiskopf gar so in jene Richtung blickte.

„Nein Danke“, lehnte die männliche Stimme, welche aus dem Obst sprach, rasch ab.

Nicht? Während sie einen Schluck trank, was gar nicht so einfach war mit dieser Nase, deutete sie mit der freien Hand auf die rote Grütze, doch auch jetzt schüttelte er nur den Kopf.

Dann war sie wohl gerade das Objekt seiner Aufmerksamkeit. Etwas anderes konnte es gerade unmöglich sein, denn nach einem knappen umblicken nach rechts und links, durfte sie feststellen, dass sie gerade die einzige hier am Tisch war.

„Wenn du mich hier schon so anstarrst, kannst du mich auch gleich zum Tanzen auffordern.”

Mit ihrer herrischen Art war sie so manches Mal bereits angeeckt, aber dieser Kürbiskopf ging augenblicklich darauf ein. Ohne zu zögern trat er um den Tisch herum und verneigte sich vor ihr tief.

„Würdest du mir diesen Tanz schenken?“ Ein breites Grinsen legte sich auf Giselles Gesicht.

„Aber ja, der Herr“, ging sie auf sein Spielchen ein, stellte das Glas weg und deutete einen Knicks an. Eine seltsame Geste, wie sie selbst fand, zumal es eine Hexe war, die gerade diese vornehme Bewegung zeigte. Und dennoch fand sie diese Art der Aufforderung irgendwie sehr charmant. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Nicht diese Standardsprüche, die meist auf ein Wort reduziert waren: Tanzen? Und anschließend folgte ein verschämter Blick.
 

Als er ihr die Hand reichte, überlegte sie somit nicht lange. Und nur im letzten Moment kam sie dazu, noch ihren Besen auf eine der Stuhlreihen abzulegen. Den konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Seine Hand zu halten, war gar nicht so einfach, da diese Verbände wohl eher Fäustlingen ähnelten. Allerdings war die Musik, weniger Sekunden später einsetzte, nach dem sie die Tanzfläche betreten hatten, um einiges langsamer, wie das Lied davor. Unruhig schluckte sie. Zu so etwas tanzen?

„Traust du dir das zu?“ Er hatte ihre Unsicherheit bemerkt.

„Ich weiß nicht, aber ich kann es versuchen.“ Unruhig war sie einen Blick nach unten. Auch seine Füße waren, wie es schien, nur in Bandagen. Wenn sie ihn wiederholt trat, hatte er bestimmt nach kurzer Zeit keine Lust mehr.
 

Aber das schien nicht zu passieren. Geschickt manövrierte er sie zwischen den herum hüpfenden anderen Schülern hindurch und Giselle kam es vor, als seien sie hier die einzigen Beiden, die nicht wie die Kinder herumsprangen und irgendwie fühlte sie sich dabei auch noch wohl.

„Das machst du wirklich gut.“

„Dafür, dass ich das noch nie gemacht habe und nicht einmal weiß, was ich hier eigentlich tue...“

Sie verzog kurz den Mund und als er sie kurz direkt ansah, glaubte sie blaue Augen aus den dreieckig geschnittenen Kürbisaugen heraus leuchten zu sehen.

„Darf ich deinen Namen erfahren, Kürbismann?“ Sie musste einfach wissen, mit wem sie hier gerade tanzte.

„Nenn mich Harry“, kam prompt zurück.

Giselle überlegte. Sie kannte keinen Harry. Sie konnte sich nicht erinnern. War das vielleicht einfach nur irgendein Name, dass er unerkannt bleiben konnte? Das wäre wirklich zu schade.

„Harry? Kommt mir nicht bekannt vor. Bist du überhaupt auf dieser Schule?“

Nach einigen Runden, die er sie herumwirbelte, bekam sie endlich eine Antwort.

„Ich bin an dieser Schule gewesen. Es liegt aber schon ein paar Jahre zurück.“

Überrascht blickte sie zu ihm auf. Da er sicherlich einen Kopf größer war, konnte sie nicht in die Löcher seines Kürbisses hineinblicken. Darum konnte er also so gut tanzen. Er war ein paar Jahre älter als sie.

„Seid ihr weggezogen?“

„So ähnlich.“ Mit diesen Worten griff er sie fester an der Hand und drehte sie einmal im Kreis.

„Und dennoch kommst du wieder hier her? Für dieses Fest?“ Diese Sache hatte Giselle neugierig gemacht.

Harry nickte. „Irgendwie zieht es mich jedes Jahr wieder hier her.“
 

Als sich das Lied in den letzten klängen lag, sah sie abermals zu ihm auf und sie beschlich das seltsame Gefühl, dass er vielleicht doch älter sein könnte, wie sie jetzt glaubte. Giselle musste sich unbedingt Klarheit verschaffen. Sie zwängte sich schließlich durch eine Traube Schüler hindurch, um wieder zu den Stühlen zu kommen, wo sie ihren Besen abgelegt hatte, doch eine Stimme hinter ihr, brachte sie zum stocken.

„Sexy Hexy“, war hinter ihr auf einmal, zwischen dem ganzen Gemurmel und den schnellen Beats herauszuhören und als sich Giselle danach umwand, blickte sie auf die Gestalt aus dem Scream-Filmen. Da sie keine Ahnung hatte, wer sich dahinter verbarg, setzte sie einfach mal einen grimmigen Blick auf. Dann zog ihr gegenüber eine Kamera aus dem Ärmel hervor. Einer von der Schülerzeitung, wurde es Giselle augenblicklich klar.
 

„Darf ich ein Foto von euch machen? Für die Schülerzeitung?“

Er schob seine Maske nach oben, um sich zu erkennen zu geben. Timo! Bekannt für übertrieben, aufgebauschte Texte, die manchmal weit ab von der Wahrheit lagen. Diesen Kerl konnte sie nicht ausstehen.

„Nein!“, grummelte sie. Der hatte ihr gerade noch gefehlt. Wenn sie ihren Besen zur Hand gehabt hätte, hätte sie ihm wohl damit eine übergezogen. Giselle verschränkte bockig die Arme vor der Brust, doch Harry ließ es sich nicht nehmen und legte stattdessen den Arm um ihre Taille. Dann trat er näher heran.

„Gönn ihm doch dieses eine Foto.“ Dabei blickte er kurz in ihre Richtung. „Wenn du schon in die Zeitung sollst, dann sollte es schon ein anständiges Bild werden.“

Resigniert seufzend senkte sie die Schultern, obwohl ihr dieser Gedanke mehr als missfiel.

„Na schön.“ Auch ihr Blick blieb kurz an ihrem Tanzpartner hängen. Dabei kam ihr auch die Idee für die richtige Pose.

Sie wand sich ihm vollends zu, legte die falsche Nase genau an den Kürbis und machte einen Kussmund. Auf dieses Foto war sie nun allerdings selbst gespannt, obwohl sie sich wohl bereits im nächsten Moment wieder darüber ärgerte, genauso hier posiert zu haben. Timos Worte unter dem Bild grauten sie jetzt bereits, aber sie war hoffentlich nicht das einzige Opfer seiner Fotografenneigungen.
 

„Vielen Dank, säuselte Timo, als die Sache für alle endlich überstanden war. „Ihr seid wirklich ein süßes Pärchen. Die Hexe und der Kürbismann...“

Giselle verzog lediglich das Gesicht und wand sich schleunigst wieder vom ihm ab.

„Verschwinde einfach, wenn ich dich nicht verfluchen soll...“

Der Maskenmörder zuckte darauf lediglich mit den Schultern und zog mit schallendem Gelächter weiter, um die nächsten Leute zu nerven und zu fotografieren.
 

Während Giselle so neben Harry stand, kam sie endlich dazu eine weitere Sache zu überprüfen. Und zwar ob dieser Kürbis echt war. Ein paar Mal klopfte sie mit dem Finger dagegen und tatsächlich. Er war wirklich echt und keiner von diesen schlecht gefertigten Plastikdingern. Das hätte sie aber auch bereits sehen müssen, nur verfälschen die bunten Scheinwerfer eben die Farben. Der Kürbismann ging auf dieses Tun gar nicht ein. Er schien abgelenkt und sein Blick war auch jetzt noch Timo gefolgt.
 

„Du scheinst ihn nicht sonderlich zu mögen“, schlussfolgerte Harry ihre Reaktion.

„Nein. Überhaupt nicht. Er schreibt immer nur Mist, als versuche er sich wichtig zu machen.“

Nur widerwillig ließ sie sich erneut auf die Tanzfläche schleifen.

„Das wird er nicht. Dieses Mal nicht. Ganz bestimmt...“

„Entschuldige Harry“, wand sie sich aus seinem bandagierten Griff. „Ich befürchte, ich brauche frische Luft.“

Mit dem Kopf nickte sie in Richtung der Tür, welche zu den Außenanlagen führte. Als sie darauf zu trat, folgte ihr der Kürbismann allerdings nicht, was sie jedoch mit Überraschung feststellte.

„Kommst du nicht mit?“ Hatte sie doch eigentlich ein anderes Ziel: Sie wollte wissen, wer dieser Kerl war. Nicht, dass er wirklich bedeutend älter war, was sie lieber vorher wissen würde, bevor sie ihn zu mögen begann.
 

Tief zog sie die kühle Abendluft ein, als sie sich mit dem Rücken an der Maschendrahtabsperrung anlehnte, hinter welcher sich das Fußballfeld befand. Der Kürbismann folgte ihr zwar, aber wohl fühlte er sich dabei scheinbar nicht.

„Letztes Jahr bist du mir gar nicht aufgefallen“, begann er dann jedoch und trat ein Stück näher heran.

Giselle nahm ihren Hut ab und griff mit der anderen Hand ihre Nase, um sich davon zu befreien.

„Letztes Jahr bin ich auch gar nicht gewesen. Du musst wissen: ich hasse Halloween.“ Dabei verzog sie spitzbübisch den Mund.

„Du hasst Halloween?“ Harry klag überrascht. „Warum bist du dann hier?“ Er lehnte sich ebenfalls an den Maschendrahtzaun.

„Das weiß ich wohl selbst nicht.“ Sie grinste breit und lugte zu ihm hinüber. Und was ich auch ganz schrecklich finde, sind diese geschnitzten Kürbisse.“

„Ach wirklich?“Er blickte in ihre Richtung.

„So einen würde ich mir niemals in den Garten stellen, aber dir steht er irgendwie.“

Entschuldigend lächelnd trat sie erneut recht nah heran und versuchte hineinzublicken, aber irgendwie hatte sie keine Chance. Sie erkannte darin rein gar nichts.

„Kannst du dieses Ding nicht mal abnehmen?“Erwartungsvoll sah sie ihn an.

Doch Harry schien mit sich zu ringen.

„Ich weiß nicht, ob das so eine kluge Idee ist.“

„Wieso nicht? Was versteckst du da denn so schlimmes darunter?“

Harrys Blick ging bei diesen Worten gen Himmel. Er suchte kurz den Mond, aber den konnte man von hier aus nicht sehen, trotz, dass nicht eine Wolke zu sehen war.

„Ich würde eben gerne wissen, mit wem ich heute getanzt habe. Bitte.“ Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, strich sie ihn kurz über den Arm.

Als er sie wieder ansah, hatte sie plötzlich das Gefühl, dass der Kürbis auf einmal nicht mehr ganz so freundlich grinste. Konnte das sein? Das war Unsinn!

Das Gekreische von Kindern wurde laut und ein ganzer Trupp zog schließlich an den beiden vorbei und Giselles Blick folgte ihnen, bis sie um die nächste Ecke verschwunden waren, dann blickte sie jedoch erschrocken auf. Harry war genau vor sie getreten und sah tatsächlich traurig aus.

„Na schön“, brachte er schließlich hervor. Seine Worte waren nur noch ein Flüstern.

Ohne noch länger zu warten griff er den Kürbis mit beiden Händen.

Doch als er ihn nach oben wegzog, glaubte Giselle nicht ganz richtig sehen zu können. Darunter kam kein Kopf zum Vorschein. War das eine von diesen Verkleidungen, wo die falschen Schultern den Kopf überragten? Aber sie konnte in seinem Bandagierten Körper keine Löcher für die Augen sehen. Da war nichts. War das ein schlechter Scherz?

Harry klemmte schweigend den Kürbis unter den Arm und Giselle kam so langsam der Verdacht, dass man sie hier gewaltig verarscht hatte. Aber seine Schultern sahen doch normal aus? Sie streckte die nun mittlerweile zitternde Hand aus um über die Stelle zu fahren, wo sonst ein Kopf sitzen sollte, aber da war nichts. Ihr Herz begann zu rasen. Was zum Teufel war das für ein mieser Halloweenscherz? Sollte das eine Art Strafe sein? Weil sie Halloween nicht mochte? Immer wieder versuchte sie, das gesehene, in logische Zusammenhänge zu packen, aber es gab scheinbar keine.
 

Wie versteinert stand sie da. War nicht in der Lage, sich zu bewegen. Dann endlich schien sie ihre Sinne wieder beisammen zu haben und stieß einen Markerschütternden Schrei aus und genau in diesem Augenblick fielen ein Kürbis und jede Menge Verbände vor ihr auf den Boden.



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