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Mental Disorder

Es geht endlich weiter: Kapitel 6!
von

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Simple Life?

Bereits als mein Wecker mich an diesem Morgen unsanft aus dem Schlaf riss, wusste ich, dass an diesem Tag irgendetwas gravierendes passieren würde.

Ich brauchte gar nicht das Rollo hochziehen und nach draußen auf die in sehr unwirkliches Morgenlicht getauchten Häuserwände blicken, oder den Wasserhahn im Bad aufdrehen, der an solchen Tagen morgens einfach kein warmes Wasser hergab.

Es lag irgendwas in der Luft, ich spürte es, dass heute etwas geschehen würde.

Solche Eingebungen hatte ich öfter. Manche nennen es Unterbewusstsein, andere betiteln es mit Bauchgefühl und die Abergläubischen bezeichnen es als Hellseherei.
 

Verschlafen setzte ich mich in meinem Bett auf, blinzelte mir die letzte Müdigkeit aus den Augen. Mit einem Seufzten streckte ich mich, zog die Knie unter der Bettdecke an, legte mein Kinn auf ihnen ab und schlang meine Arme um die Beine. In dieser zusammengekauerten Haltung verharrte ich ein paar Minuten, starrte währenddessen apathisch vor mich hin stellte fest, dass das Blinzeln nicht geholfen hatte.

Schließlich raffte ich mich auf, seufzte erneut und erhob mich.

Müde schlurfte ich zum Fenster, zog das Rollo hoch, studierte eingehend die graue Hauswand gegenüber.

Während ich weggetreten den kalten, grauen Stein musterte, wiederholte ich in Gedanken nocheinmal den gestrigen Tag.
 

Gelöst, unterschrieben, zu den Akten gelegt.

Viel zu viel Händeschütteln.

Gratulationen von allen Seiten.

Gute Wünsche, wohin ich kam.

Unzählige Blitzlichter, Mikrofone, zugerufene Fragen, deren Antworten am nächsten Tag in sämtlichen Zeitungen erscheinen würden.

Zu viel Trubel für einen Einzelgänger, wie mich.

Ich hatte genug damit zu tun, mit den Dingen, die ich beinahe täglich sah, fertig zu werden.

Blut, Leichen, Tod.

Gestank, Sauereien, Drogen.

Prostitution, Vergewaltigung, Pornographie und Menschenhandel.

Seit ich in meinen Beruf eingestiegen war, arbeitete ich hier in diesem Stadtteil. In dem zwielichtigsten, illegalsten, gefährlichsten und größten der Stadt.

Auch, wenn ich noch nicht einmal 6 Jahre hier im Dienst war, reichte es mir. Doch ich konnte und wollte nicht aufhören.
 

Ich überlegte oft, ob ich alles hinschmeißen und wieder mein altes Leben führen sollte. Ob es das Richtige war, für was ich mich entschieden hatte.

Es war nicht das erste Mal, dass ich hierüber nachsinnte. Ich tat es immer an diesen Tagen.

Noch immer aus dem Fenster starrend tastete ich blind nach der Zigarettenpackung, die immer auf dem Fensterbrett lag. Als ich sie gefunden hatte, entnahm ich ihr eine Kippe und mein Feuerzeug und öffnete das Fenster.

Ehe ich die Zigarette anzündete, lehnte ich mich hinaus, stützte mich mit den Ellenbogen auf dem äußeren Fensterbrett ab.

Mit geschlossenen Augen nahm ich den ersten Zug, hatte das Gefühl, dass mich der Rauch in meinen Lungen wiederbelebte, genoss das angenehme Kribbeln, das sich durch meinen Körper zog.

Mein Blick löste sich endlich von dem eintönigen, schmutzigen Steingrau der Wand gegenüber und senkte sich nach unten, traf auf den dreckigen Boden einer düsteren, schmalen Straße.

Neben- und aufeinander gestapelte Müllsäcke neben den verdreckten Hauseingängen, überquellende Mülleimer, verdorrte bis gar keine Pflanzen. Hier und da lagen Betrunkene und/oder Penner, eine herrenlose Katze, die einmal jemanden aus dem Nachbarhaus gehört hatte, streunte umher.

Hier wohnte ich als Ex-Knasti und erfolgreicher Kriminalpolizist.
 

„Hey, Tsukasa!“

Ich blickte nach links, sah in das grinsende Gesicht meines Nachbarn und besten Freundes, Akira.

Er war noch sehr jung, gerade mal neunzehn.

„Morgen, Kleiner“, brummte ich, wandte mich wieder ab, blickte erneut in die Tiefe unter mir.

„Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“, fragte der Junge, lehnte sich etwas weiter vor, um mich besser ansehen zu können.

„Lehn dich nicht so weit raus, du befindest dich an einem Fenster im zehnten Stock“, ermahnte ich ihn, statt einer Antwort und blies Rauch aus.

Dass wir uns unterhalten konnten, wenn wir uns beide aus unseren Fenstern lehnten, verdankten wir der Tatsache, dass unsere Wohnungen direkt nebeneinander waren.

Sein Wohnzimmer war Wand an Wand mit meinem Schlafzimmer.

Er seufzte, schwieg jedoch.

Ich bemerkte es nicht, da ich schon wieder in Gedanken versunken war.

Jedes Mal, wenn ich Akira sah, dachte ich an meine Jugend zurück. Auch, wenn er hin und wieder ein paar illegale Geschäfte machte und bei kleineren Einbrüchen in dieser Siedlung mitwirkte, er war noch lange nicht so schlimm, wie ich es gewesen war, als ich so alt war, wie er.

Allerdings wurde er auch nicht eingesperrt für seine Vergehen – im Gegensatz zu mir.
 

Zum Glück hatte ich das hinter mir, ich war entlassen worden, lebte nun ein legales Leben, hier in meiner kleinen, finsteren Wohnung und arbeitete gegen die Leute, von denen ich selbst einmal einer gewesen war.

Ich wusste, dass ich das Richtige tat, doch ich hatte mir selbst noch nicht verziehen, dass ich alle meiner treuen Freunde und Kumpane verraten hatte.

„Tsukasa“, riss mich wieder Akiras Stimme aus meinen Gedanken. „Diese Gegend bekommt dir nicht. Zieh um. Lass den Scheiß endlich hinter dir.“

Ich schwieg. Er hatte recht. Es stimmte, was er sagte.

Ich verdiente genug Geld, ich könnte wegziehen, endlich den letzten Rest hinter mir lassen.

Aber ich tat es nicht.

Warum?

Weil ich zu sehr an den alten Erinnerungen hing. Ich hatte Angst davor, sie zu vergessen, wenn ich den Ort verließ, an welchem sie hafteten.
 

„Warum bist du noch nicht in der Arbeit?“, fragte Akira weiter, die Tatsache, dass ich jetzt – wie so oft – gerne meine Ruhe hätte, ignorierend.

„Frei“, murmelte ich mehr oder weniger widerwillig.

„Ah, stimmt! Du hast doch gestern diesen Fall von dem Schusswechsel gelöst, stimmt’s?“

Ich nickte.

Schusswechsel. An wie vielen war ich wohl schon beteiligt gewesen, vor meiner Laufbahn als Polizist?

Ich seufzte.

„Sag mal!“, beschwerte sich Akira. „Hast du heute deinen Nostalgischen, oder was? Is’ ja schlimm!“

Ich zuckte nur die Schultern und zog es vor, darauf nicht weiter einzugehen. Er hatte eigentlich recht... wie schon so oft.

Warum sinnte ich die ganze Zeit über die alten Zeiten nach?

Warum vergaß ich sie nicht einfach und lebte mein Leben?

...weil ich das alleine nicht schaffte.

Klar, ich hatte Akira, ich hatte Hiroshi, den Pathologen unseres Präsidiums und ich hatte meine beiden Gehilfen Jun und Mayumi... aber dennoch war ich in den entscheidenden Momenten alleine.

Wenn ich jemanden hätte, dem es vielleicht so oder so ähnlich, wie mir ging... zusammen wäre es sicher einfacher.

Kurz gesagt: Ich sehnte mich nach Liebe.

Aber wo sollte ich die, als eigenbrötlerischer, stiller und scheuer Mensch herkriegen?

Eine der vielen Fragen, auf die ich noch keine Antwort gefunden hatte.
 

„Hör mal... wenn du frei hast... warum schläfst du dann nicht mehr?“

Mein Blick wanderte nach links, ich sah den Jungen an. Meine Zigarette, die ich noch immer zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt hielt, hatte ich schon lange wegen der ganzen Grübelei vergessen.

„Keine Ahnung.“

„Ah ja...“

Akira schüttelte den Kopf über meine hochinformativen Gedankengänge.

„Naja, ich pack’s dann mal“, meinte der Kleinere. „Ich hab nämlich nicht frei.“

Ich nickte, hob die Hand zum Abschied.

„An deiner Stelle würd ich die Kippe wegmachen. Sie brennt dich gleich in die Finger. Bye!“

Und weg war er. Das Fenster wurde geschlossen.

Ich folgte seinem Geheiß mit den Augen und stellte fest, dass er recht hatte. Zum x-ten mal an diesem Morgen.

Ich ließ den Zigarettenstummel fallen und blickte ihm etwas abwesend hinterher.
 

Jetzt wusste ich auch, warum ich freiwillig zu dieser unmenschlichen Zeit aufgestanden war.

Ich hatte diese herrschende Ruhe genießen wollen, wenn noch alles schlief. Wenn noch nicht dieser Lärm zu hören war, den es den ganzen Tag über gab.

Aber die Ruhe hielt nicht mehr lange, denn aus dem Inneren des Raumes hinter mir hörte ich etwas widerwillig mein Handy randalieren.
 

Mit einem resignierten Seufzen verließ ich das Fenster und ging zu dem Störenfried auf meinem Nachttischchen, um ihn zum Schweigen zu bringen und das Gespräch anzunehmen.

Ich räusperte mich einmal und drückte auf den grünen Knopf.

„Ja?“

„Morgen, hab ich dich geweckt?“

Es war Jun.

„Nein.“

„Okay. Ähm.... Du hast heute frei, oder?“

„Mhm...“

„Jetzt nicht mehr.“

„Warum?“

„Neuer Fall. Eine Streife war eben dort. Mord durch Erstechen.“

Ich schwieg und wartete, bis er weiter redete. Das tat er dann auch.

Er nannte mir die Adresse des Geschehens und meinte noch, dass er und Mayumi schon hinfahren und dort auf mich warten würden.

Ich beendete das Gespräch und machte mich fertig.
 

Kurz darauf verließ ich meine Wohnung.

Ich stieg in mein Auto und fuhr zum Tatort. Der Häuserblock war nicht weit von dem entfernt, in welchem ich wohnte, weshalb ich relativ schnell ankam.

Vor dem Hochhaus erwarteten mich Mayumi und Jun bereits.

Ich begrüßte sie mit einem Nicken und ging dann an ihnen vorbei auf den abgesperrten Hauseingang zu. Sie kannten das schon, da ich noch nie so der umgängliche Typ gewesen war.

„Siebter Stock“, sagte Mayumi.

Wir stiegen die Treppen dort hin nach oben, einen Lift gab es nicht. Mir machte das nichts aus, da es in dem Hochhaus, in dem ich meine bescheidene Bleibe hatte, auch nicht anders war.

Nur, dass ich noch drei Stockwerke weiter nach oben laufen musste.
 

Auf den Treppen begegneten uns immer wieder Kollegen, irgendwann liefen uns auch ein paar Leute von der Spurensicherung über den Weg.

„Hiroshi-san ist noch oben“, informierte mich Jun.

Das hatte ich mir fast gedacht. Als Arzt der Polizei gehörte er mit zu den ersten, die am Tatort waren.

Ich nickte.

„Der Partner des Opfers steht unter Schock“, redete Jun weiter. „Er hat es gefunden.“

„Er sieht noch recht jung aus“, fuhr Mayumi fort. „Und er spricht nicht. Zumindest nicht mit uns, oder mit den anderen.“

„Bis jetzt hat noch keiner ein Wort aus ihm rausgekriegt“, stimmte Jun ihr zu. „Nicht mal Eriko-san.“

Mein Blick verfinsterte sich. Eriko. Ihres Zeichens Kommissarin bei der Polizei. Eigentlich eine Kollegin von mir, aber wir konnten uns nicht ausstehen.

Wenn wir diesen Fall zusammen bearbeiten sollten, hieß das im Klartext, dass wir – mal wieder – gegeneinander arbeiten würden.

... wie ich es doch liebte...
 

Wir waren angekommen.

Jun und Mayumi zeigten mir den Tatort. Ich zuckte nicht mit der Wimper.

Die Leiche eines Mannes lag vor der Wand, ein großes Küchenmesser im Rücken.

Hatte Jun nicht was vom Partner des Opfers gesagt? Zwei Männer also.

Na, das war ja dann hier sozusagen mein Fachgebiet.

Um den toten Körper herum hatte sich eine Blutlache angesammelt, es roch stark nach dem Blut.

Der metallene Geruch ließ mich etwas die Miene verziehen.

Der Tote starrte mit leerem, ansatzweise fassungslosen Blick in den Raum direkt zu einer anderen Tür. Ich warf einen kurzen Blick in das Zimmer. Es war der Schlafraum.

Vermutlich hatte der Partner des Opfers am Morgen nichtsahnend die Schlafzimmertür geöffnet und wurde von seinem toten Freund angestarrt. Kein Wunder, dass er unter Schock stand.

Wie es aussah, hatte es keinen Kampf gegeben, die einzige Verletzung, die der Tote aufwies, war der Stich des Messers in seinem Rücken. Das Messer steckte genau auf der Höhe der Lunge. Er hatte vermutlich nicht lange gebraucht, um zu sterben.

Hiroshi zählte mir alle Einzelheiten auf, die er bis jetzt feststellen konnte.

„Er ist gestern Abend zwischen halb acht und zehn Uhr gestorben. Vermutlich hat es keine fünf Minuten gedauert, bis er tot war. Gestorben ist er an der Klinge in seiner Lunge, die hat zu einem starken inneren Blutfluss in der Lunge geführt, er ist vermutlich daran erstickt.“

„Okay, danke“, ich nickte. „Wo ist der Partner des Opfers?“, fragte ich dann.

„Bei der Nachbarin“, meinte Jun, während Mayumi noch am Tatort blieb, um die Formalitäten mit Hiroshi abzuklären.
 

Wir verließen die Wohnung.

„Die Nachbarin hat ihn in der Ecke dort hinten am Ende des Ganges kauernd gefunden“, meinte mein Gehilfe. „Er hat geweint, war vollkommen hysterisch und weggetreten. Übergeben hat er sich auch.“

Er wedelte mit der Hand durch die Luft. „So, wie man eben reagiert, wenn man seinen Liebsten tot im Wohnzimmer findet.“

Ich nickte, machte einen Abstecher in die eben genannte Ecke.

Im Grunde war da nicht viel zu sehen. Etwas Erbrochenes auf dem Boden. Das war’s.

„Er ist wohl überstürzt aus der Wohnung geflohen...“, textete Jun munter weiter. „Wenn ich ihn mir so ansehe... er ist jetzt noch total fertig. Als er ihn gefunden hat, war es vermutlich dreimal schlimmer... es wundert mich, dass er überhaupt so weit gekommen ist.“

„Er hatte Angst“, meinte ich. „Hast du eine Ahnung, was man da alles schafft.“
 

Dann betraten wir die Wohnung der Nachbarin.

In der Tür kam uns Eriko kopfschüttelnd entgegen.

„Hoffnungslos“, meinte sie. „Der sagt kein Wort. Steht vollkommen unter Schock.“

Sie sah mich an. „Du könntest dich prima mit ihm verstehen“, sagte sie, eine Spur gehässig.

Ich ignorierte sie. Wie schon erwähnt, wir verstanden uns nicht sonderlich gut. Demnach nutzte sie jede Möglichkeit, mir eine reinzuwürgen und ich ignorierte sie nach Strich und Faden.

Sie war der Meinung, Personen, die ihr gegen den Strich gingen, öffentlich demütigen zu müssen, ich ignorierte solche Leute immer, da ich mit dem öffentlichen Demütigen sonst nicht mehr fertig werden würde.
 

Jetzt spielte Eriko-san jedenfalls auf meine sexuelle Orientierung an, da ich Männer den Frauen doch eher vorzog.

Allerdings finde ich das bei Frauen wie Eriko sehr nachvollziehbar. Seltsamerweise ist sie verheiratet... na ja... über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Entweder man hat ihn, oder man hat ihn nicht. Derjenige, der sich mit meiner werten Kollegin eingelassen hatte, hatte ihn definitiv nicht. Ich hatte ihn schon eher, denn ich hatte diese schrullige Schreckschraube ja nicht geheiratet.

Aber genug davon, Jun stubste mir in den Rücken, um mich dazu zu bewegen, die Wohnung zu betreten. Ich tat es, er folgte mir.
 

Im Gegensatz zu der Wohnung, die ich zuvor angesehen hatte und welche eher praktisch und zweckbedingt eingerichtet war, war diese hier äußerst geschmackvoll gestaltet.

Aber vermutlich lag das hauptsächlich daran, dass die Inhaberin dieser Wohnung über mehr finanzielle Mittel verfügte, als die beiden Bewohner der anderen.

Wie in der vorigen war in dieser Wohnung alles sauber und ordentlich.

Ein Kollege von der herbeorderten Streife winkte mich ins Wohnzimmer durch.
 

Und dort saß er auf dem Sofa. Der Partner des Opfers.

Es überraschte mich keineswegs, einen Mann vorzufinden. Allerdings sah er wirklich noch sehr jung aus. Ich schätzte ihn auf Anfang zwanzig.

Meine Augen glitten über blondes, schulterlanges Haar, volle Lippen und einen zierlichen Körper.

Allerdings bemerkte man ihm sein Leid an. Die Augen waren etwas verquollen, vermutlich vom weinen, er war sehr blass und wirkte anstatt schlank eher zerbrechlich. Immer wieder fuhr ein leichtes Zittern durch den dünnen Leib.

Er war sichtlich mit seinem Umfeld überfordert, es gefiel ihm nicht, dass so viele Menschen um ihn herum hetzten.
 

Ohne groß auf die Umstehenden zu achten, die allesamt versuchten, mir seine Personalien, die sie schon herausgefunden hatten, zu sagen, ging ich auf ihn zu. Ich wollte sie gar nicht wissen.

Hier machte jeder Kommissar, den ich bis jetzt getroffen hatte, einen entscheidenden Fehler. Wenn sie mit angehörigen von Opfern, Verdächtigen, oder Betroffenen sprachen, wussten sie allesamt schon, wie die einzelnen Personen hießen, wie alt sie waren und was sie arbeiteten. Alles eben.

Sie stellten sich dann nur noch selbst vor und legten gleich mit dem Fragen los. Mir war das zu unpersönlich.

Die Leute, wie dieser junge Mann hier, lernten mich in solchen Situationen erst kennen und ich wollte ihnen die Möglichkeit geben, sich selbst so vorzustellen, wie sie das wollten. Zumal es dem seelischen Zustand dieses Menschen hier sicher nicht gut tat, wenn man vor seinen Augen herumflüsterte.

Er wusste ja nicht, was gesagt wurde und sowas ist abartig, nicht auszuhalten. Ich wusste das, mir war es bei meiner Festnahme damals nicht anders gegangen.
 

Während ich auf ihn zuging, unterzog ich den Blonden einer eingehenden Prüfung.

Er blickte starr gerade aus, hatte sich wohl gegen alle äußeren Einflüsse und Reize abgeschottet. Es würde nicht leicht werden, ihn dazu zu bringen, etwas zu sagen. Und Erikos Bemühungen hatten dieses Unterfangen mit hundertprozentiger Sicherheit nicht unbedingt erleichtert.

Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa, jedoch mit etwas Abstand. Dann stellte ich mich vor, schloss mit der Frage nach seinem Namen.

Er wandte leicht den Kopf, blickte mich aus glasigen, blutunterlaufenen Augen an. Ich nickte ihm aufmunternd zu.

Als er sich wieder abwandte, wusste ich, dass es zwecklos war. Ich versuchte es erst gar nicht weiter, das würde ihn nur unnötig durcheinander bringen. Und er würde mich, in seinem Zustand, für aufdringlich halten.
 

Ich berührte ihn vorsichtig am Arm, um seine Aufmerksamkeit nocheinmal auf mich zu lenken.

„Mein Kollege Suzuki Jun wird Sie in ein Apartment in einem Hotel bringen, wo Sie vorläufig einquartiert sind. Wir bringen Ihnen Ihre Sachen heute Abend dort hin.“

Jun trat auf meinen Wink hin einen Schritt nach vorne und nickte dem Sitzenden grüßend zu.

„Oder möchten Sie lieber hier bleiben?“, stellte ich ihm eine Alternative.

Erst kam keine Reaktion, dann schüttelte der Blonde leicht den Kopf, starrte mich geschockt an.

Nach ein paar Momenten erhob er sich schließlich und folgte Jun nach draußen.

Ich stand ebenfalls auf, um das ganze so zu organisieren, dass ich dem armen Kerl seine Klamotten bringen konnte. Vielleicht hatte er sich ja heute Abend schon etwas beruhigt.
 

„Hat Hiroshi ihm was gegeben?“, wollte ich wissen, als Jun weg war.

„Beruhigungsmittel“, meinte Mayumi, die mittlerweile wieder zugegen war.

Ich nickte. Das war okay. Vermutlich konnte ich heute Abend vernünftig mit ihm sprechen.

Hotel“, murmelte Mayumi grinsend.

„Hätte ich ihm sagen sollen, dass wir ihn in eine psychiatrische Klinik einliefern?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vik
2009-09-13T16:34:36+00:00 13.09.2009 18:34
yuyu!
geniale story! tsukasa als kommissar *gg*
menno, armer karyu...
wo bleibt das nächste kapitel *zwinker* :DD??
Von:  Tricksy
2009-09-13T09:47:04+00:00 13.09.2009 11:47
yeah, tsukasa hat voll den durchblick ûu

GEHÖRT SO 8D

ich liebe die story, aba das weißt du ja schon XD
schön am ball bleiben
Von:  Micawber
2009-09-12T22:15:25+00:00 13.09.2009 00:15
Na holla, jetzt hab sogar ich endlich den durchblick wer wer ist
*lach*
schönes kapitel :3""
Und..ja... jetzt weis ich nichtsmehr zu schreiben, ich bin müde! x°D
Ya, und ich freu mich auf die nächsten Kapitel *_*"


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