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Mental Disorder

Es geht endlich weiter: Kapitel 6!
von

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Another gap in the retrospection

Sonntag Abend.

Für eigentlich alle bedeutet dies Friede, Zusammensein, Gemütlichkeit... einen fröhlichen Abend zu zweit oder im Falle eines Falles zu dritt oder zu viert.

Zusammensein stimmte. Aber sonst nichts.

Sonst traf nur ein Wort zu: Streit.

Streit, nur Streit.

Beschuldigungen, mit denen ich nichts anfangen konnte, Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte.
 

„Du weißt, es ist wichtig! Morgen muss ich den Vortrag halten!“

Ich nickte, wich etwas vor ihm zurück. Wie so oft, wenn er wütend war, machte er mir Angst.

„Du hast doch gestern aufgeräumt?!“

„Ja.“

Er packte mich grob an den Schultern, schüttelte mich. „Wo hast du die Mappe hingetan, verdammt? Wo?!“

„Ich weiß es nicht!“, schrie ich nun schon fast, versuchte, mich von ihm loszumachen.

„Wie kann man nur vergessen, wo man eine BLAUE MAPPE HINGERÄUMT HAT?!“, regte er sich auf, seine Stimme wurde lauter, bei den letzten Worten schrie er mich an.

„Ich weiß es doch nicht!“, hauchte ich ängstlich, erneut zurückweichend.

Er holte tief Luft, wohl um sich zu beruhigen, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

„Sie lag da“, blaffte er dann, deutete auf den kleinen Beistelltisch des Sofas, auf dem die Zeitschriften lagen.

Ich nickte.

„Und dann hast du sie weg getan.“

Erneut nickte ich.

Wo hin?!

Noch ein paar Schritte trat ich zurück, stieß mit dem Rücken gegen die Wand. Ich holte tief und zitternd Luft, versuchte krampfhaft, mich zu erinnern.

Bei meinem Anblick lachte er. Ein irres, beängstigendes Lachen.

„Er gefährdet meinen Job!“, stellte er trocken fest, drehte sich einmal im Kreis, breitete die Arme aus, lachte. „Ich habe endlich wieder einen gefunden und er macht alles zunichte, indem er diese beschissene blaue Mappe mit meinem Vortrag auslöscht!“

„Ich kann doch nichts dafür!“, versuchte ich mich leise zu verteidigen, zog den Kopf ein.

Er lachte immer noch.

„Klar. Du kannst nichts dafür. Wer kann denn was dafür, wenn DU sie wegräumst?!“

Ich schwieg. Wenn ich doch nur wüsste, wo ich seine Sachen hingetan hatte... wenn ich mich doch nur erinnern könnte!
 

Er kam auf mich zu, drückte mich an den Schultern gegen die Wand. Ich schloss nur die Augen, traute mich nicht, etwas dagegen zu tun.

„Es kotzt mich echt an, wenn du die einfachsten Sachen vergisst! Wenn es doch wenigstens das erste Mal wäre! Aber das passiert dir doch dauernd!“

„Ich...“

„Ja ich weiß“, er verzog das Gesicht. „Ich kann nichts dafür“, äffte er mich dann nach.

„Das höre ich jeden Tag, Kuschelhase...“, flüsterte er gefährlich leise.

„Nenn mich nicht so!“

„Teh~ als ob du was dagegen machen könntest!“

„Lass mich los!“, verlangte ich leise, psychisch bereits ein Wrack.

Erneut lachte er, verhöhnte mich.

„Wie du da stehst... angstvoll und unschuldig! Man möchte gar nicht glauben, was für ein elendes Miststück du bist!“

Ich sah ihn mit leerem Blick an.
 

„Du bringst mich um meinen Job!“, kehrte er dann zu dem Thema zurück, streute wieder Salz in meine Wunde. „Kaum, dass ich wieder Arbeit habe, versaust dus mir! Du bist arbeitslos, falls es dir entfallen sein sollte. Du bist von mir abhängig! Und jetzt, wo ich kurz vor dem ersten Monatsgehalt stehe, bringst du mich um meinen Job!“

Immer noch starrte ich ihn an, wusste nicht mehr, was ich sagen oder tun sollte.

Wenn er so war, war ich hilflos, konnte ich nicht gegen ihn ankommen. Leider Gottes war er viel zu oft so... und immer schien seine Wut an mir zu liegen. Ich machte laut ihm alles falsch.

Dabei war es doch nur die Sache, dass ich mich an vieles, was ich getan hatte, nicht mehr erinnern konnte. Ich hatte schon alles erdenkliche versucht, um diese Vergesslichkeit loszuwerden, oder zumindest abzuschwächen, doch nichts hatte geholfen.

Als ich mir aufgeschrieben hatte, was ich tat, hatte immer etwas gefehlt, oder die Zettel waren verschwunden... ich war in Therapie gewesen, hatte mir von einem ‚Profi’ helfen lassen, der aber auch nichts ausrichten konnte. Niemand konnte etwas feststellen.

So hatte ich es aufgegeben, da die ganzen Versuche und Therapien mich nur dazu gebracht hatten, mich schlecht zu fühlen, mich selbst für verrückt zu halten.
 

„Womit hab ich sowas wie dich verdient?“, er drehte mir den Rücken zu, schlug mit der Faust gegen die Wand. „Konnte dich nicht irgendein anderer abkriegen?!“

Langsam sammelten sich Tränen in meinen Augen. Warum sagte er sowas? Warum sagte er sowas zu mir?
 

Am nächsten Morgen erwachte ich früher, als sonst.

Verschlafen setzte ich mich auf.

Ein Blick zum Wecker sagte mir, dass es noch sehr früh war.

Etwas verwundert setzte ich mich an den Bettrand, rieb mir die Augen.

Warum war ich so zeitig aufgewacht? Sonst schlief ich doch immer bis kurz vor Mittag...

Ich strich mir einige verirrte Haarsträhnen, die mir ins Gesicht hingen hinters Ohr zurück. Irgendetwas war anders, das spürte ich. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, mir war leicht übel. Und es lag ein seltsamer, abnormaler Geruch in der Luft. Kaum merklich, aber mir fiel er auf.

Hatte ich gestern Abend vergessen, zu lüften? War es das?

Ein paar Momente versuchte ich, mich zu erinnern, ließ es dann jedoch sein.

Was hatte ich gestern Abend überhaupt gemacht?
 

Ich seufzte, erhob mich schließlich, nachdem ich gegähnt und mich gestreckt hatte.

Ich würde Keiji fragen, vielleicht konnte er es mir sagen. Er kannte meine Gedächtnislücken ja schon.

Apropos Keiji... wo war er eigentlich?

Ich drehte mich um, warf einen Blick auf das leere Bett, dann nocheinmal zum Wecker.

Normalerweise schlief er doch um diese Zeit noch...

Oder war er heute wegen der Arbeit früher aufgestanden?

Da ich jetzt aber ohnehin schon wach war und sicher nicht mehr einschlafen konnte, beschloss ich, Frühstück zu machen. Und ich wollte unbedingt lüften.

Dieser Mief aus dem Wohnzimmer war ja nicht mehr feierlich! Zwar nicht stark, aber man bemerkte ihn, es roch seltsam, unangenehm. Abnormal.

Ich schlurfte zum Kleiderständer, zog mir über meine Shorts eine Jogginghose und ein altes T-Shirt. Dann machte ich mich auf den Weg in die Küche...
 

... kam aber nicht weit. Ich schaffte es nicht mal, das Schlafzimmer zu verlassen. Um in die Küche der 2-Zimmer-Wohnung zu gelangen, musste ich das Wohnzimmer durchqueren, das zwischen Schlafzimmer und Küche lag.

Es verschlug mir den Atem und die Stimme, ich taumelte zurück, fiel unsanft auf mein Hinterteil, als ich über die Türschwelle stolperte.

Meine Augen weiteten sich, starrten auf das schreckliche Bild, welches sich mir bot.

Mein Herz raste, ich begann zu zittern, traute mich nicht, mich zu bewegen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich realisiert hatte, was ich sah.

Als es so weit war, durchschnitt mein markerschütternder Schrei die Stille.

Ich sprang auf, presste mich an die Wand, war nicht fähig, woanders hinzusehen.

Mein Blick haftete an Keiji.
 

Langsam, ganz zaghaft schob ich mich an der Wand entlang, pirschte mich so Stückchen für Stückchen zur Türe. Panik stieg in mir hoch, ließ mir kalten Schweiß ausbrechen. Ich hatte Angst, dass er auf mich aufmerksam werden und mich angreifen würde, sobald ich ein Geräusch machte.

Als ich schließlich die Wohnungstür erreicht hatte, öffnete ich sie mit zitternden Händen, riss sie auf und rannte hinaus auf den Hausflur.

Ich hörte das Knallen der Tür hinter mir, brach zusammen.

Ein Wimmern verließ meine Kehle, ich erhob mich stolpernd und voller Grausen, fiel mehr, als zu laufen in die nächste Ecke des Hausflurs, in welcher ich zu Boden sank, das Gesicht in den Händen vergrub, trocken aufschluchzte.

Vor meinem inneren Auge hatte ich noch immer die Szene im Wohnzimmer.

Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn, ich blickte panisch um mich, als ob ich jeden Moment jemanden erwartete, der mich verfolgte.
 

Ich würgte, erbrach schließlich auf den Boden vor mir. Da ich aber schon länger nicht gegessen hatte, kam nur Magensäure, was das Ganze nicht unbedingt angenehmer machte.

Immer wieder warf ich ängstliche Blicke in Richtung Wohnungstür, es war, als ob sie durchsichtig war. Ich konnte jedes einzelne Detail von dem sehen, was ich eigentlich nicht sehen wollte.

Die Szene hatte sich in mein Gehirn eingebrannt, es war, als ob sie auf die Innenseite meiner Augenlider tätowiert worden wäre.

Das Messer... sein Blick... das Blut...

Als ich daran zurückdachte, begann ich erneut zu zittern, ich schlang die Arme um meinem Körper, wippte leicht vor und zurück. Fest kniff ich die Augen zusammen, in der Hoffnung, so das Bild zum verschwinden zu bringen. Vergebens.

Ich resignierte.
 

Die Augen auf einen festen Punkt auf dem Boden vor mir gerichtet, begann ich erneut zu weinen.

Stumme Tränen rannen mir die Wangen hinunter, benetzten sie immer mehr.

Eine Wohnungstür etwas weiter hinten im Gang öffnete sich und unsere Nachbarin – eine dünne, gutaussehende Bürokauffrau in den mittleren Jahren – trat heraus.

Sie sperrte ab, wandte sich dann um und erschrak, als sie mich sah.

Ich starrte immer noch auf den Boden, hatte gar nicht wirklich mitbekommen, dass sie ihre Wohnung verlassen hatte und mich nun noch einen Moment entsetzt anstarrte, ehe sie zu mir eilte.

Sie kniete sich vor mich, packte mich an den Schultern, schüttelte mich leicht.
 

„Hallo?“, fragte sie, erstarrte kurz, als ich sie weggetreten ansah. „Was ist denn mit Ihnen los?“, wollte sie dann wissen, schüttelte mich erneut, diesmal etwas fester.

Ich schwieg. Mein Bewusstsein lief auf Sparflamme, meine Reaktion auch, ich brachte kein Wort heraus. Zudem hatte ich irgendwie das deutliche Gefühl, dass erneut mein eigentlich nicht vorhandener Mageninhalt herauf kam, wenn ich auch nur den Mund aufmachte.

„Hat er Ihnen was getan?“, wurde sie sofort direkt

Ich schüttelte den Kopf, konnte es ihr nicht verübeln, dass sie so von Keiji dachte. Sie hatte schon hier gewohnt, als wir eingezogen waren, hatte vermutlich so ziemlich alles mitbekommen, was zwischen meinem Freund und mir abgelaufen war.

Jeden Streit, jede Diskussion... einfach alles. Es war ihr somit auch nicht verborgen geblieben, dass Keiji auch des Öfteren hangreiflich geworden war.
 

„Hat er Sie rausgeschmissen?“

Erneut schüttelte ich den Kopf.

„Dann gehen Sie doch wieder zurück in ihre Wohnu-“

Ich zuckte zusammen, wimmerte leise, schüttelte panisch den Kopf.

Sie seufzte.

„Kommen Sie mal mit...“, sie erhob sich, hielt mir die Hand hin, welche ich nach kurzem Zögern nahm, ließ mich von ihr wieder den Gang hinunter ziehen. Ich wurde jedoch immer langsamer, je näher wir meiner Wohnungstüre kamen.

Als ich ganz stehen bleiben wollte, weil ich am besten nie wieder in diese Wohnung zurück wollte, bogen wir jedoch rechts ab und ich stand auf einmal im Wohnzimmer unserer Nachbarin.

Sie setzte mich auf die Couch, sagte mir, ich solle warten, fragte, ob ich etwas zu Trinken wolle.

Ich schüttelte den Kopf.

Dann schloss sie ihre Wohnungstür und griff zum Telefon. Zuerst rief sie den Notarzt an, dann die Polizei.

Das vermutete ich zumindest, da ich ja mithören konnte. Allerdings zogen ihre Worte irgendwie an mir vorbei.

Meine Gedanken waren noch immer bei Keiji, bei dem, was ihm zugestoßen war.

Mich würgte es erneut und ich konnte gar nicht so schnell realisieren, dass ich gleich wieder spucken würde, wie ich schon einen Eimer unter der Nase hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Tricksy
2009-09-12T09:53:20+00:00 12.09.2009 11:53
O_O
fängt ja schon drunter und drüber an >-<
der sprung vom abend zum nächsten morgen gefällt mir sehr @.@ also dieser satz da
ach du weißt schon was ich meine

DU BIST MEINE MUSE! >___<
mach, dass du voran kommst!
Von:  Micawber
2009-09-11T22:13:36+00:00 12.09.2009 00:13
O.O" Spannend!
und ich wüsste gerne aus welcher sicht erzählt wird~
ich tippe auf tsukasa '_'
...woah mach weiter! x°D


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