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Wie weit...

...muss ich gehen?
von

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two

2.
 

» Ich kann dem Gefühl nicht entgehen «
 

Leise schließe ich die Tür hinter mir, nachdem ich in den Raum getreten bin. Ich lehne mich gegen das glatte Holz und meine Fingerspitzen streifen den Rahmen des schmalen Einganges.

„Du rufst mich spät zu dir…“

Schnurre ich leise und ich bemerke, wie mein Körper sich rar macht. Ich kann das Blut riechen, ich kann es sehen und es macht mich wahnsinnig. Ich habe den Geschmack bereits auf der Zunge.

„Fünf Tage.“

Ich horche auf, als ich seine Stimme höre. Nurmehr ein tiefes Grollen. Er ist nicht gut gelaunt und doch bleibe ich ruhig. Ich halte den Abstand zwischen uns. Ich lächle. Doch nicht so, wie ich es sonst tue. Ich weiß, dass etwas an mir anders ist. Und das ist es seinetwegen. Und ich verfluche ihn dafür.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich das so durchgehen lasse?“

Langsam wendet er sich mir zu und ich habe die Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten. Mein Blick zieht jede Muskelschattierung auf seinem Oberkörper nach, die er findet. Es sind viele. Und sie sind gespickt von Narben. Sie scheinen seinen Körper zu bedecken und erzählen davon, dass es für ihn keine Bürde ist, mein Eigentum zu sein. Er war schon im Besitz anderer, die ihn schlecht behandelten. Die ihm wohl noch sehr viel mehr Blut raubten. Und mir muss er es aufzwingen. Ich weiß, welch große Arbeit ich ihm mache.

Und doch…

„Wie liebevoll von dir.“
 

» Ich sei ein dauerhafter Gast «
 

Er gibt einen abschätzenden Laut von sich und wendet sich ab. Ich muss grinsen. Ich weiß, dass er es hasst, wenn ich ihm sein weiches Herz vorwerfe. Auch ich behandle ihn schlecht. Ich trample auf diesem Herzen herum, so, wie er seine Fäuste gegen die Schutzmauer vor meinem Herzen schlägt. Und seine Fäuste sind zerschunden und blutig. Ich weiß, dass er sich niemals erholen wird und doch versucht er es einfach weiter und immer wieder. Ich beobachte ihn weiter. Ich kann meinen Blick nicht von ihm lassen. Auch, wenn ich nur noch ein Auge habe, so klebt dieses eine an ihm, als hinge mein Leben davon ab. Jeden Millimeter seiner Haut, den mein Blick abtastet, bringt meine Fingerspitzen mehr zum kribbeln. Ich will ihn anfassen. Ich will seine Haut berühren. Mein Grinsen bleibt süffisant, während ich ihn mit meinem Blick fessele. Er wendet den Kopf ab und lässt sich langsam auf einem breiten Sofa nieder. Er lehnt sich zurück und ich weiß, dass er wartet. Ich stoße mich von der Tür ab und gehe mit langsamen, geschmeidigen Bewegungen auf ihn zu. Ich bin auf der Jagd und meine Beute ist ahnungslos und still. Sie weiß nicht, was auf sie zu kommt. Ich genieße diesen Moment und ich höre, wie die harten Sohlen meiner Schuhe auf dem Holzboden aufkommen. Schritt für Schritt. Ich nähre mich ihm und meine Hand streckt sich aus, um sich auf die Lehne des Sofas zu legen und auf ihr entlang zu fahren, während ich um ihn herum gehe.

Er beachtet mich nicht.
 

» Das Gold dieser Welt ist nichts wert «
 

Seine Ignoranz macht ihn als Opfer nur noch reizvoller. Ich stelle mich hinter ihn und ziehe den Geruch des Blutes ein. Ich sehe eine tiefe Schnittkerbe, welche sich von seiner Schulter bis an seine Halsbeuge zieht. Sie ist vom heutigen Kampf. Er war heute unkonzentriert und müde gewesen, ein Gegner hatte ihn erwischt. Schon in diesem Moment war ich aufmerksam geworden, doch es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür gewesen. Ich hebe die Hand und lasse meine Fingerspitzen über die Wunde streichen. Das Blut quillt nicht mehr, aber sie ist noch frisch. Mit einem Ruck fahre ich die Krallen aus und beuge mich herunter, um meine Wange an die seine zu schmiegen. Ich fühle seine Haut. Sie ist weicher, als ich mir damals immer vorgestellt hatte. Sie ist angenehm. Ich hebe die Hände, um ihm meine Krallen zu präsentieren und er versteht, was ich will. Er bewegt sich nicht, er zuckt nicht. Denn er weiß, was ich will, doch er weiß nicht, was ich vor habe. So ziehe ich meine Klauen wieder ein und lehnte mich auf seine Schultern, um mit einer Hand durch sein wirres Haar zu fahren. Es ist weich und unbändig. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie sein Blick mich trifft. Er lässt sich irritieren. Mein Opfer tappt in meine Falle. Doch ich lächle nur. Ich lächle wie immer. Denn mein Opfer ist ahnungslos und das soll es bleiben.
 

» Verbrennt meine Haut «
 

„Ist das von da aus nicht ein Wenig unbequem?“

Ich höre das Sticheln in seiner Stimme und grinse nur stumm. Ich schlinge meine Arme über seine Schultern und während meine eine Hand sich wieder in seinem Haar vergräbt, streicht die andere über seine bloße Brust. Meine Fingerspitzen ziehen seine Konturen nach und ich beobachte dabei, wie er scheu den Kopf neigt und mein Gesicht so gut es geht zu analysieren versucht. Ich weiß, dass es ihm unwohl ist, wenn ich so etwas tue, doch er weiß auch, dass mein Hunger unbeschreiblich groß ist und größer wird, je näher ich ihm komme. Er hebt die Arme, verschränkt sie fest und schneidet meiner Hand den Weg ab. Er will nicht, dass ich ihn von hier aus berühre?

Gut, dann anders…

Mit einem leisen, verheißungsvollen Lachen ziehe ich mich zurück. Ich richte mich auf und wieder fällt mein Blick auf seine Wunde. Ich spüre den Appetit, den Hunger. Und ich spüre das Gefühl, welches damit verbunden ist. Ich spüre die Lust und das Kribbeln in meinen Fingerspitzen. Ihnen durstet es nach mehr von dieser Haut und mir durstet es nach dem Blut, welches unter dieser fließt.



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