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Broken

Satoshi (Girugamesh) x Kyotaro (ex. Black:List)
von

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The Insurgent

Der nächste Morgen kam schnell und rücksichtslos.

Nur 5 Stunden konnte Satoshi schlafen bis sein Wecker ihn schrill und unbarmherzig aus den Träumen weckte. Er hatte es zwar versucht, aber nicht geschafft vor Mitternacht ins Bett zu gehen und nun fühlte er sich ausgelaugt und kaum in der Lage den neuen Herausforderungen entgegenzutreten.

Müde taumelte er ins Badezimmer, duschte und kochte sich einen starken Kaffee, der ihn halbwegs erfolgreich durch den Tag bringen sollte. Zum Frühstücken blieb keine Zeit mehr, also tappte er mit knurrendem Magen durch den halbdunklen Treppenflur hinunter zum Parkplatz.

Als er den Motor anmachte blendeten ihn die ersten hellen Sonnenstrahlen des beginnenden Tages und er fühlte sich zum ersten Mal unwohl und unsicher im Anbetracht der Tatsache, dass er nun tatsächlich zu seiner neuen Arbeitsstelle unterwegs war. Die üblichen Ängste etwas falsch zu machen, vielleicht keinen freundlichen Chef oder Mitarbeiter zu haben kehrten zurück und dass er nach gerade Mal der Hälfte der Fahrzeit auf der Autobahn in einen Stau geriet beunruhigte ihn nicht minder.
 

Eine halbe Stunde verspätet erreichte er den Supermarkt, erhaschte den letzten Mitarbeiterparkplatz und stieg hastig aus. Dass neben ihm ein roter, schäbig aussehender Mitsubishi parkte nahm er nur beiläufig wahr, bevor er zum Eingang des Geschäftes eilte und sich unbeholfen nach Angestellten umsah.

Endlich fand er eine ältere Frau, die eine weiße Schürze mit der Aufschrift des Firmennamens trug und fragte Sie nach dem Büro des Chefs. Sie wies ihm mürrisch den Weg und er folgte ihrer Erklärung.

Das Büro befand sich hinter einer der für Einkäufer verschlossenen Türen in der Nähe der Kühlregale.

Zögernd wartete Satoshi eine Weile davor; auf was, wusste er selbst nicht genau, denn dass der Chef vor die Tür trat, um ihn nach drinnen zu bitten war wohl recht unwahrscheinlich.

Mit einem ungeduldigen Blick auf die Uhr beschloss er schließlich anzuklopfen und sich vorzustellen. Anstatt des Chefes befand sich jedoch nur seine Sekretärin im Zimmer.

Sie blätterte in einem Ordner mit Unterlagen und bestellte Satoshi schließlich eine Mitarbeiterin, die ihm seine Arbeitskleidung aushändigen und ihn einweisen sollte.

Das Mädchen befand sich ungefähr in seinem Alter, hatte ein hübsches Gesicht und ein strahlendes Lächeln.

Ihre langen braunen Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden und auch sie trug eine weiße Schürze.

„Ich heiße Nanami.“, verbeugte sie sich freundlich.

„Satoshi.“, erwiderte er höflich und wickelte sich die Schürze um die Hüfte, die ihm das Mädchen soeben in die Hand gedrückt hatte. Er kam sich etwas lächerlich vor, aber da alle Arbeiter so etwas tragen mussten, konnte er damit leben.

Er folgte Nanami, die ihn nach und nach in jede Abteilung des Supermarktes einwies und konnte verstehen warum man sie damit beauftragte Neulinge anzulernen; sie konnte ununterbrochen und sehr schnell reden.

Satoshi bemühte sich soviel wie möglich von dem zu behalten, was sie sagte, doch ihre hohe beinahe schrille Stimme und die enorme Menge an ungefilterten Informationen brachte sein Gehirn innerhalb kürzester Zeit zum Abschalten, sodass er am Ende ihrer Einführung noch genauso viel wusste wie zuvor, was sich natürlich nicht gerade als hilfreich erwies, als er anschließend vor seinem ersten Regal stand und nicht die leiseste Ahnung hatte, wie man es einräumte.

Es handelte sich um ein Soßenregal mit zig unterschiedlichen Sorten Ketchup und Mayonnaise, die er ordnen sollte…

Rätselnd betrachtete er eine nach der anderen Mayonnaisetuben und begann also den Schrank einzuräumen.

Hin und wieder huschte Nanami an ihm vorbei, um sich zu erkundigen, ob alles „klappte“, doch Satoshi glaubte, dass sie vielmehr deswegen vorbeischaute, weil sie Gefallen an ihm fand… so lugte auch er ab und zu durchs Regal zu ihr hinüber und beobachtete sie heimlich.

Das lenkte ihn so von seiner eigentlichen Aufgabe ab, dass er eine der Mayoflaschen schief ins Regal stellte; sie kippte um und löste eine Kettenreaktion aus, die den gesamten ‚Turm‘ innerhalb von wenigen Sekunden zum Einstürzen bringen sollte.

Satoshi kniff die Augen zusammen und wartete auf den lauten Krach, den die herunterfallenden Behälter auf dem Boden verursachen würden. Er rechnete mit dem Schlimmsten als er die Augen wieder aufmachte.

Doch statt einem chaotischen Berg kaputter und verstreuter Lebensmittel sah er nur einen über und über mit Mayonnaise bekleckerten jungen Mann vor sich, der den Unfall wohl blitzschnell bemerkt und einen Großteil der herunterfallenden Flaschen aufgefangen hatte.

Satoshi erkannte ihn sofort; seine Erscheinung war zu einprägsam, als dass man sie vergessen konnte.

Zwar zierte diesmal kein aufgemalter Stacheldraht sein Gesicht, auch seine Haare fielen ungestylt und glatt in die Stirn, doch es handelte sich zweifellos um den Kerl von der Tankstelle, den Anführer der ‚roten‘ Clique.

„Kannst du mir… vielleicht ein paar abnehmen?“, brachte er unsicher lächelnd hervor, allmählich unter dem Gewicht der Literflaschen in die Knie gehend. Satoshi schrak aus seinen Gedanken.

„Äh… klar!“ Peinlich berührt nahm er die Hälfte der Last entgegen und sie räumten die Mayonnaise gemeinsam wieder ins Regal ein.

„Wenn du darauf achtest, dass die Vorderseite nicht zur Seite gedreht ist fallen sie nicht so schnell um.“, riet ihm der junge Mann als er die letzte Mayonnaisetube zurück ins Fach stellte.

„Okay.“, antwortete Satoshi, während er bereits darüber spekulierte, warum der andere statt der vorgeschriebenen Kleidung ein kurzärmliges rotes Hemd trug, obwohl er offensichtlich ebenfalls in diesem Supermarkt arbeitete. Womöglich besaß er eine besondere Position, was sich Satoshi allerdings bei einem ‚Rowdy‘ wie ihm schwerlich vorstellen konnte. Doch eben dieser ‚Rowdy‘ und nicht etwa die hübsche Nanami, hatte ihm gerade aus der Patsche geholfen und er überlegte ob er sein vorgefertigtes Bild vielleicht noch einmal überdenken sollte…

„Ich bin Kyotaro.“, stellte er sich ihm schließlich vor. „Wenn du Fragen hast, wende dich an mich. Ich beantworte sie dir gerne.“ Sein offenes Lächeln machte es Satoshi tatsächlich schwer an dem negativen Eindruck des Vortages festzuhalten und er war selbst überrascht, dass er sein Lächeln erwiderte und antwortete:

„Danke, das mache ich bestimmt.“
 

Im Laufe des Tages ergaben sich immer wieder ähnliche Situationen, in denen er und Kyotaro sich begegneten.

Kyotaro schien ein wachsames Auge auf Satoshi gerichtet zu haben, denn er bemerkte sofort, wenn Satoshi nicht weiterkam und Hilfe brauchte.

Mit seiner freundlichen, rauen Stimme erklärte er Satoshi was er falsch machte und wie er es verbessern konnte und im Gegenzug hörte Satoshi interessiert zu und lernte schnell von ihm.

Bald wandte sich Satoshi auch von sich aus an Kyotaro und Nanami bemerkte beleidigt, dass er lieber zu Kyotaro ging als zu ihr.

Wenn ihnen der Chef nicht gerade über die Schultern schaute scherzten sie sogar miteinander und als es zur Mittagspause läutete machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Aufenthaltsraum der Mitarbeiter.

Kyotaro ließ sich auf eine der Bänke fallen, holte sein Obento heraus, nahm einen großen Bissen davon und kaute zufrieden. Satoshi setzte sich ihm gegenüber und beobachtete ihn beim Essen.

„Hast du nichts dabei?“, fragte Kyotaro mit vollen Backen.

„Nein.“, gab Satoshi beschämt zu. „Ich habe heute morgen verschlafen und keine Zeit mehr gehabt etwas einzupacken…“ Daraufhin reichte Kyotaro ihm sein zweites Obento.

„Hier, du kannst etwas von mir haben.“, meinte er lächelnd.

Satoshi betrachtete das in Frischhaltefolie eingewickelte Reisbällchen unschlüssig.

„Es geht schon… ich habe wahrscheinlich nicht soviel Hunger wie du.“, antwortete er zurückhaltend.

Kyotaros Lippen formten sich in gespielter Trotzigkeit zu einer Schnute und er schob das kleine Reisbällchen näher zu Satoshis Arm.

„Satoshi, Satoshi!“, piepste er mit verstellter Stimme und bewegte das Reisbällchen als sei es ein kleines Tierchen, das seinen Arm anstupste. „Ich mag dich, du musst mich behalten! Bitte behalte mich!“ Satoshi lachte aus vollem Herzen.

„Na schön, überredet.“, ergab er sich, nahm das Obento entgegen und beide kauten zufrieden ihren Pausensnack.

Warmes, mittägliches Licht fiel durch das gegenüberliegende Fenster auf Kyotaros Arme, die weichen blonden Härchen schimmerten und lenkten Satoshi davon ab seine Augen in Nanamis Richtung schweifen zu lassen. Allmählich beschäftigte ihn dieser ‚Kyotaro‘… Was mochte das für ein Mensch sein, der sich so bedrohlich innerhalb seiner ‚Bande‘ gab, doch nun solche kindischen und beinahe liebenswerten Charakterzüge offenbarte…?

Während er Kyotaro vorsichtig aus dem Augenwinkel betrachtete, bemerkte er dass noch Mayonnaiseflecken auf seinem Shirt zurückgeblieben waren.

„Tut mir leid, dass ich dein Hemd bekleckert habe.“, entschuldigte er sich.

„Ach, ich habe zig solche Hemden! Und außerdem sind die Flaschen Schuld, nicht du.“, zwinkerte Kyotaro.

„Wieso trägst du eigentlich keine Schürze?“

„Weil ich das albern finde.“, gab Kyotaro offenkundig zu.

„Du findest das ‚albern‘?“, fragte Satoshi irritiert.

„Ich sehe damit aus wie eine Putzfrau.“, lachte Kyotaro. „Natürlich ist es albern!“

„Also ich finde es auch albern… aber geht das denn so einfach… sich zu weigern?“, fragte Satoshi ungläubig.

„Sich zu weigern ist nie ‚einfach‘. Aber wer sagt, dass der leichteste Weg immer der beste ist? Und wie du siehst haben sie mich nicht rausgeworfen.“, lächelte er.

Seine Worte brachten Satoshi zum Nachdenken. Er spürte, dass viel Wahrheit darin lag. Über das Leben, doch auch über Kyotaro selbst. Zum ersten Mal begriff Satoshi, dass es wohl nicht einfach sein musste ‚Kyotaro‘ zu sein… In diesem Moment läutete es zum Ende der Pause.

Abwesend räumte Satoshi seine Sachen zusammen und ärgerte sich, dass sie gerade an dieser Stelle unterbrochen wurden, er hätte sich gerne noch länger mit Kyotaro unterhalten.

Auch Kyotaro wirkte etwas missmutig bei dem Gedanken zurück an die Arbeit gehen zu müssen.
 

Der restliche Nachmittag verging wie in Zeitlupe, da man Kyotaro für Lagerarbeiten im Getränkekeller einspannte und Satoshi nun alleine die restlichen Produkte sortieren musste. Erst gegen Feierabend begegneten sie sich wieder.

Satoshi rechnete eigentlich nicht damit Kyotaro noch einmal zu treffen, da er eine halbe Stunde länger geblieben war, um die Verspätung vom Morgen auszugleichen und alle anderen sich schon längst auf den Heimweg gemacht hatten.

Umso mehr überraschte es ihn, dass er als einziger noch im Aufenthaltsraum saß und eine Zigarette rauchte.

Als er Satoshi sah, drückte er sie aus und stand von seinem Stuhl auf.

„Na, hast du deinen ersten Arbeitstag gut überstanden?“, fragte er schmunzelnd.

Satoshi schulterte seinen Rucksack und nickte.

„War gar nicht so schlimm.“

Eine seltsame Vorahnung beschlich ihn, dass Kyotaro sich nicht zufällig noch hier befand, sondern vielleicht wegen etwas auf ihn gewartet hatte…

„Hey sag mal… hättest du Lust dich mal außerhalb der Arbeit mit mir zu treffen? … Nachmittags oder so…“, brachte er sein Anliegen schließlich hervor und bestätigte damit Satoshis Vermutung.

Es schmeichelte ihm, dass Kyotaro nur um ihn so was Banales zu fragen noch nicht Nachhause gefahren war und er willigte ohne Zögern ein.

„Wie wär‘s mit ‘ner Runde Basketball Freitag Abend?“, schlug Kyotaro erfreut vor.

Satoshi erklärte sich einverstanden und sie machten sich allmählich auf den Weg zu ihren Autos.

„Also bis morgen!“, rief Kyotaro ihm zum Abschied durch seine heruntergekurbelte Scheibe zu und brauste in dem klapprigen Mitsubishi davon.

„Bis morgen!“

Satoshi schüttelte lächelnd den Kopf und als er zur Ausfahrt des Supermarktes hinaus auf die Autobahn abbog fühlte er ein merkwürdiges Kribbeln in seiner Brust.

Vielleicht war es das Gefühl von Freiheit, das durch die Gewissheit des Feierabends und die 150 km/h, die sein Tacho gerade anzeigte, in ihm aufkam… doch er spürte es nicht im Magen, sondern eher in seinem Herzen… so ein Flattern wie von Schmetterlingen...



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