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The Mirror Of The Ancients

Miragia-Trilogie 2
von

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A Visit

Helen Clancy blieb noch eine Weile vor ihrer Haustür stehen und sah dem kleinen, sich entfernenden Flugzeug hinterher, wie es in den Strahlen der untergehenden Wintersonne zu verschwinden schien. Erst, als sie ihr uraltes Telefon im Wohnzimmer klingeln hörte, ging sie schnell ins Haus zurück.

Auf dem Weg fragte sie sich, ob sie das Richtige getan hatte. Natürlich hatte sie das – sie hatte einer guten Freundin geholfen, und das war schließlich das einzig Beste, das man tun konnte. Auch wenn es vor dem Gesetz anders aussehen mochte. Tifa würde nie etwas Unerlaubtes tun oder einen ihrer Freunde dabei unterstützen ...

Seufzend nahm sie den Hörer ab. „Clancy hier, hallo?“

„Helen?“

„Ach, du bist’s. Lässt du auch mal wieder was von dir hören?“

„Ich – ja“, antwortete die männliche Stimme am anderen Ende zögerlich. „Hör mal, ich fürchte, bis morgen komme ich hier nicht mehr weg. Meine Arbeit wächst mir über den Kopf, weißt du.“

„Ihr Männer seid einfach nur nicht belastbar.“ Abgelenkt wickelte sie mit dem kleinen Finger die Telefonschnur auf. „Sollen wir’s verschieben? Das ist es doch, weswegen du anrufst, oder?“

„Eigentlich ... schon.“

„Wo steckst du denn überhaupt?“

„Ich bin in Junon. Ich warte eigentlich darauf, dass ein paar entflohene Verbrecher wieder hierher zurückkommen, damit wir ihnen das Handwerk legen können.“

„Also lässt du dich immer noch so bereitwillig von Kommissar Taggert herumkommandieren?“ Die Vorstellung war amüsant.

„Tja, wie man’s nimmt, im Moment spiele ich noch mit. Wenn er aber mitkriegt, dass ich nicht vordergründig seine Gauner schnappen, sondern diesen Spiegel finden will –“

Sie rollte die Augen. „Henry, hör um Gottes Willen auf von diesem Spiegel zu plappern! Du weißt nicht, was das ist, wo es ist und ob es überhaupt da ist ... nur weil du die Aufzeichnungen dieser Verrückten gelesen hast ...“

„Helen, ich habe aber einen ganz wesentlichen Fortschritt bei meiner Suche gemacht“, unterbrach sie ihr Gesprächspartner mit beunruhigend enthusiastischem Unterton. „In dem Bericht stand doch was von der Shin-Ra-Villa in Nibelheim, richtig? Und im Keller, ich war dort unten, dort steht ein Gerät, ich weiß nicht, vielleicht so groß wie eine Telefonzelle, und die Technologie erinnert an die des Alten Volkes ... wenn das kein Hinweis ist!“

„Meine Güte, dann schau dir das Ding an und erkenn selber, dass es nichts ist ...“

„Das ist ja mein Problem, ich kann nicht runter. Meine Leute, die ich in den Kellerschacht geschickt habe, sind alle nie wieder hochgekommen ... stimmt zwar, dass ich selber dort unten war, aber diese Leute ... die bei mir waren ... konnten dieses unsichtbare Wesen, den Wächter oder was das ist, irgendwie in Schach halten. Und dieser Strife –“ Fawkes schnaubte verächtlich. „– kennt vermutlich schon das ganze Geheimnis. Und er wollte nicht kooperieren. Dabei wäre er tot, wenn ich ihn nicht –“

„Hm, was?“, unterbrach Helen ihn lauter als beabsichtigt. Sie hatte ein wenig geistesabwesend zugehört, aber als der Name Strife durch die Nebelhülle ihrer Gedanken sackte, riss sie fast das Telefon von der Anrichte.

„Wie – was?“, fragte ihr Partner verwirrt.

„Strife?“

„Ja, so heißt der Typ. Er saß eine Weile hier in Einzelhaft, angeklagt wegen Mordes. Was ist denn los?“

„Heißt er ... Cloud Strife?“

„Ja, genau so. Ach ja, natürlich, vielleicht kennst du ihn, er ist ein Freund deiner ehemaligen Kollegin Lockheart. Bei der musst du übrigens aufpassen, wollte ich dir noch sagen, die gehört nämlich auch zu dieser üblen Bande ... sei bitte nicht so erschrocken.“

Helen schluckte. Üble Bande? Die waren immerhin zwei Tage lang bei mir zu Hause ...

„Helen, Liebes? Ist alles in Ordnung?“

„Wenn man denen glauben darf“, sagte sie mit zittriger Stimme, „dann bist du derjenige, der diese üble Bande aus Trickbetrügern in Uniformen anführt, nicht wahr, Henry?“

„Was? Wovon redest du denn da? Helen!“

Sie legte auf. Gleich danach entfernte sie sich demonstrativ mehrere Schritte weit von der Anrichte, um dann wieder scheel hinüberzusehen. Irgendwas stimmt nicht, schoss es ihr durch den Kopf. Ich weiß nur noch nicht, was das ist ... Wem soll ich jetzt wohl eher vertrauen? Meinem Freund ... oder meiner besten Freundin? Verdammt, warum kann mir nicht einfach irgendeiner erklären, worum es hier überhaupt geht?!

Seufzend ging sie in die Küche zurück, wo sie sich dafür entschied, das Waffeleisen abzuwaschen.
 

Junon schimmerte von oben schwach rötlich im Licht der untergehenden Sonne. Die Tiny Bronco mochte durch die Tarnplane so gut wie unsichtbar sein, aber ihre Motorengeräusche waren nicht zu überhören.

„Leute, wir müssen verdammt vorsichtig sein“, wandte sich Cid an die Anderen. „Passt auf, wir landen ein Stück abseits und benutzen die Substanz, um reinzukommen.“

Barret schnaubte. „Wär’ ja noch schöner, wenn die jetz’ auch noch anfangen würden, das Hauptquartier der AVALANCHE zu bewachen! Also, dann würd’ ich mich aber schon ein bisschen aufregen!!“

„Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, nicht wahr?“

„Ach was, land uns einfach und seil still!“

Das Flugzeug setzte unsichtbar nahe des Graslands auf. Die hohen Halme bogen sich im Wind der Triebwerke.

Cloud hielt sie Substanz mit beiden Händen. „Alle herkommen, wir teleportieren uns gleich in den Trakt für Naturwissenschaft. Ich weiß, wo wir den Brenner finden.“

Widerwortlos hielten sich alle aneinander fest, als die Transfer-Substanz, gekoppelt mit Alle, ihre Wirkung tat.
 

Das Gebäude lag so still da wie ewig nicht. Einige Lampen brannten noch auf Sparflamme, aber es waren absolut keine Geräusche im Umfeld zu hören.

„Sie haben das HQ also noch nicht gesichert“, stellte Cid leise fest.

„Das wär’ ja wohl auch ’n Ding!“, kam es lauter von Barret.

„Psssst. Lasst uns das Teil holen und nichts wie weg. Je eher, desto besser.“

Die Umstehenden wandten sich Cloud zu, und dieser wies in einen Gang, der vor einer Glastür endete. „Das ist das Physiklabor. Wenn ihr schon mal alle da seid – was meiner Meinung nach nicht nötig gewesen wäre –, dann kann ich euch auch wenigstens zeigen, was wir hier so Tag für Tag tun, nicht wahr?“

„Wenn du so darauf brennst“, murmelte Yuffie, während sie ihm folgte.

Ihre Schritte klangen laut und hohl und hallten in der Stille wieder, doch das ließ sich nicht ändern. Cloud holte einen Schlüsselbund hervor und steckte einen versilberten Schlüssel mit einigen markanten Einkerbungen in das Schlüsselloch der Glastür. „So, kommt rein. Die Gashähne an den Plätzen sind zwar abgesperrt, aber fasst sie bitte trotzdem nicht an.“

„Wir sind keine Kinder, Cloud!“

„Gerade du erscheinst mir da anders, Yuffie.“ Er blieb neben einem vitrinenartigen Wandschrank stehen und öffnete diesen mithilfe eines anderen Schlüssels. Die Tür schwang auf und gab den Blick auf eine Reihe seltsamster Geräte frei.

„Oh, da habt ihr ja einen ganze Menge Accessoires.“ Tifa strich mit dem Finger über eine Stativklemme und bemerkte zu spät die zentimeterdicke Staubschicht darauf. Angewidert verzog sie das Gesicht. „Macht ihr hier nie sauber?“

„Nur das, was wir brauchen“, antwortete Cloud.

„Und wo ist nun dieser Brenner? Ist es ... dieses Ding da?“

„Das? Oh nein, das ist ein Bolzensprenger. Was wir brauchen, ist ... hier.“ Er griff in die oberste Ecke des Schranks und nahm etwas heraus, das zuvor mehr oder weniger vom Schatten verdeckt gewesen war: ein monströs aussehendes Metallgestell mit einer Reihe kleiner Schalter an der Seite. Eine rundliche Halterung war wohl für die Substanz vorgesehen, und massive Brennstäbe direkt darunter sorgten wohl für eine Hitze, die der eines Sterns gleichkommen könnte ...

„Boah, das ist ja ein Viech!“, sagte Yuffie erstaunt. „Wow, so was bräuchten wir auch ... kann man denn mit Substanzschmelze viel anfangen?“

„Um genau zu sein, wird eine Substanz im flüssigen Zustand zu Lebensstrom und damit so ziemlich unbrauchbar“, erklärte Cloud, während er eine Schutzplane um das Gerät wickelte. „Jedenfalls haben wir jetzt, was wir brauchen, und wir sollten schleunigst –“

„Psscht!“, rief plötzlich Nanaki und duckte sich. „Ich hab’ irgendwas gehört, wartet mal!“ Seine Ohren drehten sich in verschiedene Richtungen, und er schnupperte. „Es kam von ... dort.“ Er hob eine Pfote und deutete auf die Tafel.

„Also, ich kann dir versichern, dass da nichts ist“, sagte Cloud ruhig. Er ging zur Tafel, packte ihren Rand und zog sie so weit hoch, dass man hinter sie schauen konnte.

Whaaaaa!!“

„Ahhhhhggg!“

„Hä?“

„Sie? Wir dachten –“

Was dachtet ihr?!“ Cloud war von der Tafel zurückgewichen, und der Schreck saß ihm immer noch in den Knochen. Er hatte nicht damit gerechnet, hinter der Tafel drei seiner Schüler vorzufinden.

Die Anderen standen im Raum wie erstarrt.

„Äh, wir ... Master Strife, wir sind hier, weil ... äh ... wir hörten Schritte und haben uns versteckt ...“

„Ja, so scheint’s mir aber auch. Nur frage ich mich, was ihr so spät am Abend überhaupt in der Schule verloren habt. Normalerweise seid ihr doch sofort beim Läuten verschwunden, wie es sich für Schüler gehört!“ Er seufzte, und seine Lippen bildeten eine schmale Linie. Sich von der Tafel entfernend hob er wie präsentierend eine Hand hoch: „Freunde, darf ich euch vorstellen? Drei meiner Schüler: Kaine Crawford, Boris Callaghan und Vicky Rave.“

Die Drei, zusammengezwängt hinter der Tafel hockend, versuchten zu lächeln.

„Interessant“, kommentierte Reeve, ohne eine Miene zu verziehen.

„Angenehm“, sagte Boris und winkte.

Cloud packte ihn am Handgelenk. „Kommt da runter! Was treibt ihr hier überhaupt?! Na los, ein Geständnis seid ihr mir wohl schuldig!“

„Wir könnten Sie dasselbe fragen, oder?“, entgegnete Kaine und kroch hinter Vickys Rücken hervor.

„Ich bin Ausbilder“, antwortete Cloud mit strenger Miene. „Und jetzt redet.“

„Also.“ Vicky nahm vor ihm Haltung an. „Wir sind Ihretwegen hier, Master Strife. Weil wir ja von Ihrer Verhaftung wussten ... ich meine, ich war ja Zeugin bei der Verhandlung ... da konnten wir nicht einfach zulassen, dass man Sie umbringt. Also, wir hörten dann, dass Sie sowieso irgendwie entkommen waren, und heute haben wir hier für alle Schüler, die etwas für Ihre Rettung tun wollen, eine Versammlung organisiert, heute Abend um Acht. Wir haben auch ein Passwort in die Einladung geschrieben, damit wirklich nur die kommen, die wir für vertrauenswürdig halten, ja.“ Sie schürzte die Lippen und sah erwartungsvoll zu ihm auf.

Cloud öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Sein Gesichtsausdruck zeigte ehrliche Verwirrung. „Ja – aber – ihr habt das ... wieso denn?“

„Weil wir Sie eben als Lehrer behalten wollten. Ist das so abwegig? Sie sind der coolste, den wir je hatten!“

„Ach“, brachte er hervor.

„So, und jetzt sind Sie dran. Was machen Sie hier? Und wer sind denn all diese Anderen?“

„Hm ... na schön. Also, ich stell sie euch vor, von links nach rechts: Tifa Lockheart, Botschafterin der beiden großen Kontinente, Nanaki, Vertreter einer fast ausgestorbenen intelligenten Spezies, Reeve und Yuffie Kisaragi vom Substanzhandel, Cid Highwind, Pilot und Ingenieur der AVALANCHE und Barret Wallace, Präsident der AVALANCHE.“ Bei diesen letzten Worten machten die Drei entsetzte Gesichter.

„Meine Güte, wie sollen wir den anreden? Mit ‚Chef’ oder ‚Sir’ oder so?“

‚Barret’ tät’s auch“, grummelte Barret.

Boris’ Finger richtete sich auf Aeris. „Und wer ist die?“

„Das ist meine Freundin“, antwortete Cloud nicht ohne Stolz.

„Wow, Sie haben eine Freundin?“ Alle Augen richteten sich auf die Cetra. „Und die ist ja auch noch schwanger!“

Cloud kratzte sich am Kopf. „Genug jetzt, wir müssen gehen. Eigentlich hieß unser Plan, uns hier so kurz aufzuhalten wie möglich. Wir wollten nur den Substanzbrenner ausleihen. Äh ... also, haltet hier eure Konferenz ab oder was das ist ... wir wissen nichts davon. Und wir waren nie hier, damit das klar ist!“

„Großes Ehrenwort!“ Kaine salutierte ungeschickt in Anbetracht von Barrets Anwesenheit. „Unter einer Bedingung ...“

Cloud hob die Augenbrauen. „Bedingung?“

„Wir stellen uns schon seit Ewigkeiten eine ganz spezielle Frage, Sie betreffend“, erklärte ihm sein Schüler schüchtern. „Und zwar möchten wir wissen ... was das für ein Zeug ist, mit dem Sie jeden Tag Ihre Haare so hinkriegen!“ Die Drei hielten angespannt die Atem an, auf die langersehnte Antwort hoffend.

Clouds Gesicht blieb ohne Regung. „Das Zeug heißt Liquid Style Fashion“, sagte er, „und die Firma hat als Logo einen sehr eigenartig frisierten Löwen.“

Auf den Gesichtern seiner Schüler breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus. Sie hatten, was sie wollten.

„Werdet ihr jetzt über unseren Besuch stillschweigen, Kiddies?“

„Jau“, antwortete Boris und öffnete freundlicherweise die Hintertür.

„Passen Sie auf sich auf“, fügte Vicky hinzu.

„Oh, äh, sicher. Dann macht’s mal gut – ... Moment mal, hey, da sind schon wieder Schritte auf dem Gang!“

Nanaki spitzte die Ohren. „Das sind viele kurze Schritte. Junge Menschen ...“

Boris schob Cloud bestimmt in Richtung Hintertür. „Klar, unsere Versammlung beginnt. Gehen Sie, sonst kommen Sie hier heute gar nicht mehr weg!“

„Ich – ja. Kommt mit“, wandte sich Cloud an seine Begleiter.

An der Vordertür des Labors erklang bereits ein zaghaftes Klopfen.

„Wie lautet das Passwort?“, schickte Vicky ihre Kommandostimme durch den Türschlitz.

Die Person auf der anderen Seite der Tür zögerte. „Äh, weiß nicht ... Pommes mit Majo?“

Cloud erkannte die Stimme als die von Emma Edwards.

Vicky und Boris tauschten einen vielsagenden Blick. „Mach auf, ich hab’ sie definitiv eingeladen“, sagte Boris schließlich. „Auch wenn das Passwort eigentlich ‚Ausdehnung des Lebensstroms in der dritten Realitätsebene’ heißt!“

„Los, kommt, wir verschwinden von hier.“ Cloud ergriff Aeris’ Hand, und die Anderen scharten sich um ihn. Rasch entfaltete die Transfer-Substanz ihre Magie.

Vicky, Kaine, Boris und die eben zur Tür hereintretende Emma staunten nicht schlecht, als sich der grünliche Nebel vor ihren Augen verflüchtigte.

„Meine Güte“, murmelte Kaine, „ich sag’ ja, der Typ ist irgendwo nicht geheuer!“



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