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The Mirror Of The Ancients

Miragia-Trilogie 2
von

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Middle Of Nowhere

Die Luke schloss sich automatisch wieder, ohne dass Cloud sie anrührte. Ein kalter Schauer überfiel ihn, und er stemmte sich gegen das schillernde Glas, doch der Riegel wollte nicht wieder aufspringen. Im Bewusstsein, sich soeben selbst in eine völlig unbekannte Maschine eingeschlossen zu haben, griff er auf der Rückseite nach dem Schaltpaneel, in der Hoffnung, dadurch würde sich die Tür wieder öffnen lassen. Er konnte die Schaltung leicht erreichen, und das Material gab bereitwillig unter seinen Fingerkuppen nach.

Ein leiser sirrender Ton erklang, wurde höher und immer höher, bis sich die Frequenz aus dem für Cloud hörbaren Bereich entfernte. Einige Sekunden später schien der Laut auch die Ultraschallgrenze überschritten zu haben, denn eine leichte, feine Vibration durchlief das ganze Objekt. Cloud bezweifelte mittlerweile, dass sich die Luke öffnen würde, und suchte nach etwas, an dem er sich festhalten konnte, als er die Tonhöhe noch immer steigen fühlte. Nichts war vorhanden, die Wände waren glatt wie Seide und auch vor ihm befand sich ... nichts. Oder doch?

Plötzlich wurde der inzwischen völlig unhörbare Ton zu einem kränklichen Zucken verzerrt, wie ein flimmerndes Fernsehbild konnte Cloud irgendetwas klirrend in sich zusammenbrechen hören. Dann wurde es dunkel. Es war, als hätte er die Augen geschlossen, aber er hatte sie offen ... er war sich sicher, dass er sie offen hatte. Als er sich umschaute, sah er sich selbst. Überall um sich herum erblickte er nur sein Ebenbild, als stünde er zwischen Millionen und Abermillionen von Wassertropfen unterschiedlicher Größe, umringt von farbloser Leere.

Ein Spiegel, dachte Cloud. Dieses Ding ist ein Spiegel.

Er schloss die Augen und spürte seinen Herzschlag, rasch und klopfend unter seinen Rippen, kontinuierlich schneller werdend. Er hatte Angst. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war. Dieses Ding würde ihn umbringen.

Das Sirren hielt an, und gleichzeitig setzte ein Gefühl ein, das sich wie ein Schwebezustand anfühlte, dann wie ein anwachsender Strom, der Clouds Körper mit aller Kraft packte und ins Nichts katapultierte. Weiter und immer weiter ... eine endlose Reise tief hinab in den Boden, durch Jahrzehnte alte Erdschichten abwärts in den feurigen Schlund des Erdkerns. Er wollte die Augen nicht öffnen, aus Angst vor dem, was er sehen würde. Krampfhaft hielt er die Lider geschlossen, und ein Schleier aus Tränen rann tropfenweise aus den Winkeln ... und fiel nicht nach unten, sondern nach oben.

Endlich fiel er, fiel so lange, dass er nicht einschätzen konnte, wie tief. Unten landete er weich und bewegte sich nicht. Die seltsamen Gefühle waren vorüber, kein Ton und keine Vibration mehr, nur Frieden und eine entspannte Stille. Er atmete tief ein und blieb auf dem Bauch liegen, ohne eine Regung zu tun. Er wollte die Augen gar nicht öffnen. Er wollte auch nicht herausfinden, ob er tot war oder wo er sich eigentlich befand. Es war im Moment nicht wichtig, wenn nur all diese Empfindungen ihn endlich in Ruhe ließen.
 

Nanaki schnupperte. Seine gute Nase hatte die Witterung sofort aufgenommen. Glücklicherweise hatte er sich nebst der AVALANCHE gerade in Reichweite befunden, sodass die Hilfe seiner scharfen Sinne sogleich hatte angefordert werden können – ein Fußmarsch vom Cosmo Canyon nach Nibelheim hätte Tage in Anspruch genommen, aber so waren seine Dienste sofort verfügbar.

„War er hier unten?“, fragte Tifa hoffnungsvoll.

„Ja, war er“, antwortete Nanaki, dann hob er mit den Zähnen ein paar Nägel auf und legte sie nebeneinander. „Und mit diesen hier hat er irgendetwas gemacht ... sein Geruch hängt deutlich an jedem der Nägel. Oh, und auch an diesem Brieföffner.“

„Mit diesen Nägeln hatte ich eine Halterung für die Falltür an der Wand festgeheftet“, erklärte Vincent. „Ergo hat Cloud sie alle rausgerupft, obwohl die Falltür zu war. Aber weswegen?“

„Damit niemand die Falltür findet, logisch. Eine Halterung ist ein guter Hinweis.“ Nanaki schnupperte wieder, aber weitere Spuren blieben für ihn unauffindbar. „Er muss dort unten sein. Wenn ich so groß wie mein Vater wäre, dann könnte ich bestimmt etwas tun ...“

„Wenn du so groß wie Seto wärst, dann würdest du hier nicht reinpassen“, korrigierte Tifa.

„Hm? Wie du meinst. Jedenfalls können wir uns nicht darauf verlassen, dass er dort aus eigenen Kräften wieder herauskommt. Gibt es keinen anderen Weg in den Keller?“

„Welchen denn? Es geht nur gerade nach unten!“

„Also nicht.“

Natürlich nicht!“

Nanaki fuhr sich mit der Zunge über die Lefzen, als er wiederholt um das Bücherregal herumschlich. „Nein, das kann doch nicht sein. Ein Regal versperrt uns den Weg nach unten, wie lächerlich.“

„Welch statische Handlung“, kommentierte Tifa. „Genauso gut könnten wir gar nichts machen.“

„Können wir nicht. Wir müssen runter. Wir müssen – und wir werden.“
 

Leise Geräusche drangen an Clouds Ohren.

Noch immer lag er mit geschlossenen Augen auf einem relativ weichen Untergrund, womöglich Erdboden. Aber er war nicht allein, wie er nun feststellte. Er spürte ziemlich deutlich, beinahe bedrängend, die Anwesenheit von jemand anderem und fühlte sich dadurch nunmehr genötigt, dem Betreffenden zu zeigen, dass er durchaus bei Bewusstsein war.

Vor seinen Lidern offenbarte sich eine erstaunliche Szenerie. Rund um ihn herum wuchs hohes Gras, das sich leicht im Wind bewegte, und unterschiedliche Blumen mit großen bunten Blüten reckten sich in Richtung eines blauen Himmels mit einer strahlenden Sonne. Cloud blinzelte überrascht. Ihm fiel wieder ein, dass er in die Maschine geklettert war und einige quälend lange Minuten von Schrecken, Furcht und Ungewissheit durchlebt hatte. Und nun das ... der Anblick einer perfekten Natur bot sich ihm. Er fragte sich, wo er gelandet war, als er wieder darauf kam, sich doch nach demjenigen umzusehen, der bei ihm sein musste.

„Ich bin hier“, sagte sie. Sie. Ihre Stimme klang furchtbar vertraut.

Er drehte sich um und sah in der Tat eine mehr oder weniger junge Frau vor sich sitzen, deren Äußeres ihm mindestens genauso bekannt erschien. Er öffnete den Mund, aber es dauerte eine weitere Sekunde, ehe ein Ton herauskam. „Aeris ...?“

Sie lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich habe erwartet, dass dies das erste Wort wäre, das du sagen würdest. Vor dir ist schon vielen anderen aufgefallen, dass meine Tochter mir beinahe aufs Haar gleicht.“

Diese Worte schärften Clouds Verstand wieder ausreichend. Er sah etwas genauer hin und zog dann einen logischen Schluss: „Du bist ... Ifalna.“

„Ja, das stimmt.“

„Aber du ... du wurdest von Hojo getötet, zumindest laut dem Video aus dem Dorf vor Gaeas Kliff ...“ Er sah sich unsicher um. „Wo bin ich? Wo sind wir? Oder existierst du nur in meiner Einbildung?“

„Ich überlasse es dir, die Antwort auf diese letzte Frage selbst herauszufinden, denn darüber lässt sich streiten. Und ja, ich bin ... tot. Es wird lange dauern, dir das verständlich zu erklären. Wo wir jetzt sind, das kann ich dir allerdings sagen: Wir befinden uns nirgendwo anders als im Verheißenen Land.“

Was? Dies hier soll das Verheißene Land sein? Aber das kann nicht stimmen, das kann nicht ... es war doch tief unten im Nordkrater, das Verheißene Land ...“ Unsicher hob er den Blick, um in Ifalnas Gesicht die Antwort zu lesen.

Die Tiefe ihrer Augen war zu unergründlich, um darin irgendetwas entdecken zu können, aber sie sagte ruhig: „JENOVA hat versucht, das Verheißene Land zu erreichen, indem sie den Nordkrater schuf. Die Wunde war allerdings nicht tief genug, denn das Verheißene Land – wir nennen es hier übrigens Miragia – ist allein der Kern des Planeten. Dieser blieb bisher für jeden Eindringling unerreichbar.“

„Aber ...“ Cloud war verwirrt, und dieser Zustand schien allerhöchstens schlimmer zu werden. „Dies hier soll der Planetenkern sein? Aber hier scheint eine Sonne, wir sitzen auf einer Wiese ... wie ist das möglich?“

„Wir werden dir alle Fragen beantworten, Cloud“, sagte Ifalna besänftigend und erhob sich aus dem Gras. „Tatsächlich haben wir schon eine ganze Weile auf dich gewartet. Hab keine Angst. Dieser Ort hier funktioniert wie ein Spiegel der Außenwelt, der wirklichen Welt, während hier alles nur von dort reflektiert wird, und zwar durch spirituelle Energie. Aber nun komm mit.“ Sie streckte ihm die Hand hin.

Cloud griff ohne langes Zögern danach und folgte Aeris’ Mutter durch hüfthohe Blumenstängel und Pflanzenhalme. Er war voller Zweifel, was seine Anwesenheit an diesem unwirklichen Ort betraf, und insgeheim glaubte er nach wie vor an einen hyperrealen Traum. So weit weg konnte er ganz unmöglich sein ... die Maschine befand sich im Keller der Shin-Ra-Villa, und sie konnte ihn niemals so tief durch kilometerdicke Erdschichten geschleudert haben. Sie hatte nicht einmal eine Öffnung gehabt, bis auf jene Luke, die sich ihm verschlossen hatte. Weswegen also befand er sich hier, sofern es stimmte, was Ifalna – oder ihre Erscheinung – ihm mitgeteilt hatte?

Nachdenklich folgte Cloud Ifalna einen schmalen versandeten Weg entlang. Es gab keine Häuser und auch sonst keine Bauwerke, genauso wenig wie es Tiere gab. Keine Vögel sangen und keine Insekten schwirrten durch die laue Luft. Aber als Cloud annahm, er und Aeris’ vermeintliche Mutter wären neben den zahlreichen Pflanzen die einzigen Lebewesen, hatte er sich dennoch geirrt.

Plötzlich gabelte sich der Weg in drei gleiche Läufe, und sie alle waren von jeweils einem breiten, unüberwindbaren Zauntor blockiert. Ehrfurchteinflößend ragten diese riesigen Schranken mindestens zwei Meter hoch auf, reich verziert in allen Farben und mit Siegeln versehen. Ifalna blieb vor einem massiven hohlen Eichenstamm abseits der Weggabelung stehen und klopfte dreimal mit den Fingerknöcheln gegen die brüchige Baumrinde. „Ophiem, lass uns durch das mittlere Tor, bitte. Er ist jetzt hier.“

„Wirklich?“, erklang eine nervöse Stimme widerhallend aus dem Inneren des Baumes. „Wartet, wartet. Ich mache das Tor auf, aber geht nicht weg!“

Wenige Sekunden später öffnete sich das riesige Tor vor dem Weg in der Mitte. Gleich darauf steckte der dafür Zuständige seinen Kopf aus dem Baumstamm. Er war ganz unverkennbar ein Vertreter des Alten Volkes.

„Hallo Ifalna. Hallo Cloud!“, rief er glücklich, als er die beiden erblickte. „Wie wunderbar, euch beide zu sehen!“

Da Cloud von diesem Fremden geduzt wurde, war er geneigt, dasselbe zu tun. „Woher kennst du meinen Namen?“

„Ich sagte doch, dass du erwartet wirst!“, sagte Ifalna. „Deshalb sei bitte zu allen freundlich. Das hier ist Ophiem, unser Torwächter.“

Ophiem strahlte. „Freut mich sehr!“

„Mich ebenso“, antwortete Cloud vorsichtig.

„Na denn, sei willkommen! Wohin möchtet ihr denn?“

Ehe Cloud eine Gegenfrage stellen konnte, übernahm Ifalna die Antwort: „Ich bringe ihn zum Weidenhain. Wir müssen ihm noch eine Menge erklären. Ich glaube, er ist immer noch ein wenig konfus.“ Lächelnd tätschelte sie Clouds Hand, die sie festhielt wie die eines Kleinkindes, das dazu neigte, verloren zu gehen. „Wir sehen uns heute Abend, Ophiem. Bis später.“

Als beide wieder isoliert und allein auf dem abgelegenen Pfad entlang trotteten, beugte sich Cloud zu Ifalna hinunter. „Ist es richtig, dass ... alle Cetra, die in der ...“ Er erinnerte sich noch rechtzeitig an das gebräuchliche Wort. „... Außenwelt gestorben oder vernichtet worden sind, hierher gelangen?“

„Gut beobachtet“, antwortete sie ebenso leise. „Das Alte Volk wurde ausgelöscht, zum Großteil natürlich durch JENOVA und das Virus. Aber wir sind Freunde des Planeten, wie du weißt ... deswegen hat er uns einen speziellen Platz dicht an seinem Herzen eingerichtet, der unseren Bedürfnissen entspricht. Er hat das für uns geschaffen, nach dem wir die ganze Dauer unserer Existenz lang gesucht haben.“

„Das Verheißene Land.“

„Ja.“

Cloud seufzte leise. Je länger er darüber nachdachte, desto sinnvoller erschien ihm diese Erklärung – aber es fehlten noch zu viele Teile, um das Puzzle so weit zu vervollständigen, dass es ein erkennbares Bild ergab. „Aber eure Körper ... einige haben doch sicher einen Tod erlitten, bei dem ihre Körper ... nun ja ... verloren gingen ...?“

Sie nickte. „Sehr richtig. Und hiermit kämen wir wieder auf deine Frage zurück, ob dies hier ein realer Ort ist. Er ist es nicht. Wie könnte er auch? Er ist ein Spiegel der Außenwelt.“

„Aber ...“

„Nur ruhig, Cloud. Diese Dinge kann dir jemand erklären, der dich besser kennt als ich.“ Sie deutete geradeaus auf eine Gruppe Trauerweiden, die im Halbkreis ihre Schatten auf eine weitere sonnenüberflutete Wiese warfen. „Dies ist der Weidenhain. Nun, bevor wir dorthin gehen, muss ich dir noch etwas Wichtiges sagen.“

„Und das wäre?“, fragte Cloud nach und zwang sich zu Geduld.

„Du warst schon einmal hier.“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, war ich nicht.“

„Doch. Erinnere dich an das, was vor acht Jahren passiert ist.“

„Das mit JENOVA? Das mit Sephiroth? Das mit ... Aeris?“

„Der Weg ist richtig, denk weiter! Kurz bevor Aeris nach ihrem Tod zu euch zurückkehrte, war sie hier. In einem tiefen, dunklen Wald, angekettet an den Waldboden. Du warst bei ihr. Erinnerst du dich?“

Cloud erstarrte. „Aber das ... nein, das war doch nur ein ... Traum ...“

Ifalna nickte wieder, diesmal mit ernster Miene, und hielt seine Hand noch fester. „Du bist der einzige Mensch, der sich jemals nach Miragia verirrt hat. Es passierte in einem Traum, der durch starke Emotionen beeinflusst war, unter anderem durch deine Hoffnung, Aeris zurückzubekommen.“

„Es war ein Traum, mehr nicht!“, beharrte er. Der warme Wind zauste seine blonden, stachelig fixierten Strähnen, und noch immer standen sie beide mitten auf dem Weg und gingen nicht weiter. „Da war ein Haus, dort waren Barret und Cid, die mir irgendetwas antun wollten! Und Tifa, sie nannte diesen dunklen Wald den Wald der Toten ...“ Es klang wie aus einem Kindermärchen, und dennoch spürte Cloud, wie er bei der Erinnerung erschauerte. Nach acht Jahren war der Traum noch immer erschreckend gegenwärtig. „Außerdem sagten sie alle, Aeris sei eine Prinzessin, und Sephiroth sei ihr Bruder, und beide seien aus dem Geschlecht von irgendwelchen ...!“

„Der Wald ist ein Ort der Verdammnis hier in der Mitte von Miragia“, erklärte Ifalna geduldig. „Er ist das Zentrum des Spiegels, die Totalreflexion ... alles ist in ihm verzerrt. Er ist voller Halluzinationen und falschen Wahrheiten. Nur Aeris war wirklich dort. Und sie hat sich gefürchtet, wie du gesehen hast. Nun, in den Wald der Toten gelangen alle Cetra, die durch die Hand eines anderen Wesens als JENOVA den Tod finden. Sie werden am Boden festgekettet und müssen warten, bis ihr Mörder stirbt ... dann kommen sie frei.“

Cloud schwieg. Er dachte intensiv nach, wobei er der Meinung war, sein Hirn an diesem Tag bereits überanstrengt zu haben. „Aeris war dort festgesetzt, weil Sephiroth noch am Leben war.“

„Ja. Und als er ihr das Leben zurückgab, war sie frei.“

„Frei ... ich verstehe.“ Er log, denn er verstand noch immer fast gar nichts.

„Und das mit den Geschwistern ... mein Mann, den du als Professor Gast kennst, ist Aeris’ Vater und zugleich Sephiroths Erschaffer. Dies bewirkt eine Art Pseudo-Bruder-Schwester-Band zwischen den beiden, weißt du. In Wahrheit hatte Sephiroth aber nur eine einzige leibliche Schwester, und das war Ronven.“

„Ich weiß.“

„Gut. Nun, wenn du dich vom ersten Schrecken wieder erholt hast, dann wollen wir weiter.“ Raschen Schrittes ging sie voran, und sie ließ Clouds Hand erst los, als sie direkt vor dem Weidenhain standen. „Tja, und jetzt lasse ich dich den Weg allein fortsetzen. Wenn ihr genug habt, komm einfach hierher zurück.“

Cloud blickte in Richtung des lauschigen Grüppchens aus langzweigigen Bäumen, dann drehte er sich noch einmal zu Ifalna um. „Danke für deine Hilfe ... auch wenn ich wahrscheinlich immer noch nicht alles verstehe ... und nicht weiß, was ich hier eigentlich soll. Ich würde nur gerne wissen, was passiert wäre, wenn Sephiroth damals von alldem hier etwas gewusst hätte“, fügte er mit kaum merklichem Bedauern hinzu.

Aeris’ Mutter lächelte geheimnisvoll. „Am besten fragst du ihn das selbst.“

Diese Andeutung blieb Cloud ein Rätsel. Schulterzuckend wandte er sich ab und trottete zu den Bäumen hinunter, in der Hoffnung, dort würde er schon erfahren, was von ihm erwartet wurde.
 

„Irgendwie hab’ ich ja kein so gutes Gefühl dabei, aber es scheint sich nich’ anders bewerkstelligen zu lassen.“ Barret kratzte sich hinter dem Ohr, einen kritischen Blick auf das umgestürzte Regal werfend. „Aber die Bomben von diesen ERCOM-Heinis sind eindeutig zu gefährlich, die semmeln uns den ganzen Rest vom Haus weg. Also auf die altmodische Tour.“ Er trat einen Schritt zurück, um das Stahlgefäß aufzuheben, an dessen Außenwand ‚NITRO-GLYCERIN, hochexplosiv, Sicherheitsstufe 3’ zu lesen war.

Nanaki murrte. „War denn kein Plastiksprengstoff da? Sprengkapseln? Stinkt wenigstens nicht so!“

„Hee, wer soll’n das nu wissen, wenn man in ein altes Haus gerufen wird, hä?“ Barret bemühte sich, den Inhalt des Gefäßes zur Anwendung vorzubereiten.

Tifa, Vincent und Nanaki, der beim Geruch der Chemikalie seine empfindliche Nase rümpfte, sahen ihm aufmerksam bei seiner Arbeit zu.

Abseits von alldem, nahe des Kellerausgangs, stand Henry Fawkes, Untersuchungsleiter der ERCOM, und beobachtete die Szene mit unverhohlenem Missfallen. Diese aufdringlichen Zivilisten, die sich in befugt in seine Sache einmischten, machten alles immer schlimmer. Erst tauchten sie mit diesem ihm völlig unbekannten vierbeinigen Wesen auf, das zu Fawkes’ Entsetzen auch noch die menschliche Sprache beherrschte, und jetzt zerstörten sie nach und nach sein ganzes Werk, seine Aufgabe. Wohlgemerkt, seine, denn diese Villa war leerstehend und beschlagnahmt von der ERCOM – dennoch konnte er die ungebetenen Gäste nicht davon abbringen, ins Handeln des Forschungsunternehmens einzugreifen. Je länger er dabei zusehen musste, desto wütender wurde er. Sie würden bereuen, was sie hier taten, und zwar allesamt. An erster Stelle natürlich diese unkooperative Miss Lockheart.

„Alle zurück“, befahl Barret, „jedenfalls so weit wie’s hier drinnen möglich is’! Wir haben so wenig Nitroglycerin verwendet wie möglich, aber eine Explosion is’ immer unberechenbar. Nehmt die Brandschutzdecken und haltet sie vor euch, alles klar?“ Damit trat er einige Schritte zurück und richtete seinen Gewehrarm auf das kleinflächig begossene Bücherregal. Wie lange hatte er diese Waffe nicht mehr mit Blei gefüttert ...

Nach dem laut widerhallenden Abschuss erfolgte eine wohldosierte, sich zum Boden hin richtende Mini-Explosion. Sie schlug ein ganz ordentliches Loch in das Regal und in die Einbände der darunter befindlichen Bücher. Der entstehende Qualm wölbte sich in einer pilzartigen Wolke in Richtung Decke.

„Operation erfolgreich“, gab Tifa hustend von sich und versuchte, Staub und Rauch mit einer Hand von ihrem Gesicht zu vertreiben. „Wollen mal schauen, ob das Loch groß genug ist.“

Nanaki schlich zum Regal und stieg mit den Vorderpfoten darauf, um in das Loch hinabspähen zu können. „Mir scheint, dass es in der Tat groß genug ist.“

„Red hat Recht. Da passen wir alle durch“, bestätigte Barret, der neben den Vierbeiner trat.

Unterhalb des Regals war nun der Fußboden des Geheimkellers sowie ein Stück der angelehnten Leiter zu sehen. Einige Bücher waren heruntergefallen.

„Was ist“, wandte sich Tifa an die anderen, „gehen wir?“

Nanaki schüttelte den Kopf. „Ich ... gehe nicht mit runter. Ich habe Angst vor diesem Wesen, das da unten rumspukt, und zwar nicht nur ein bisschen Angst, sondern schon so viel, dass es mich fast lähmt. Ich halte einen Sicherheitsabstand und warte hier auf euch.“

Tifa nickte. „Na gut, dann gehen nur wir.“
 

Cloud ließ seinen Blick langsam über die einzelnen Bäume schweifen. Es war nirgends etwas Auffälliges zu sehen. Was wollten die Cetra von ihm? Er verstand sie einfach nicht.

„Cloud, dreh dich um. Du bist jetzt schon zweimal an mir vorbeigelaufen.“

Er zuckte zusammen. Die Stimme war dicht hinter ihm – und nicht nur das, er kannte sogar den Namen ihres Besitzers. Voller Überraschung drehte er sich um. „Sephiroth?“

„Du hast mich nicht vergessen?“

„Nein, verdammt, wie könnte ich?“ Verblüfft blieb er stehen und musterte Sephiroth eingehend. Er hatte sich nicht verändert, in keiner Weise; er trug sogar sein schwarzes Cape. Aber da war noch etwas anderes Schwarzes, etwas, das eigentlich nicht zu ihm gehörte ... Cloud kniff die Augen zusammen. „Was ist das dort? Das über deiner rechten Schulter?“

„Hm? Oh. Du meinst das hier.“ Zu Clouds Überraschung entfaltete Sephiroth einen einzelnen schwarzen Flügel, der aus der Spitze seines rechten Schulterblatts herauswuchs, glänzend schwarz befiedert wie der eines Vogels, eine Spannweite von schätzungsweise anderthalb Metern aufweisend.

Cloud schüttelte den Kopf. „Wieso ... woher hast du ...?“

„Den Flügel?“ Sephiroth zuckte die Schultern, und um seine Mundwinkel schlich sich ein amüsiertes Lächeln. „Ich weiß nicht. Ich hatte ihn schon bei meiner Ankunft, und ich finde ihn recht schick ... ist schon seltsam, weißt du, als ob man einen zusätzlichen Arm hätte. Leider taugt er nicht zum Fliegen.“

„Ich stelle mir eigentlich eine andere Frage“, murmelte Cloud und hoffte, Sephiroth möge doch aufhören, so humorvoll zu grinsen. „Wie bist du eigentlich hierher gekommen? Nach dem, was ich bisher gelernt habe, gelangen nur die Cetra nach ihrem Tod hierher, und ein Cetra bist du nicht.“

„Wohlgemerkt, nein, auch wenn ich das früher gerne geglaubt hätte. Ich bin nicht mehr als ein JENOVA-Klon, mehr oder weniger erschaffen vom schlimmsten Feind dieses Planeten. Was ich hier zu suchen habe, das möchte ich auch gerne wissen.“ Endlich verschwand das Grinsen, und Sephiroth widmete Clouds Augen einen freundlichen Blick. „Hast du mit Ifalna gesprochen?“

Cloud nickte. „Ja, habe ich. Kennst du sie auch? War sie nicht empört darüber, dass du dein Schwert durch das Herz ihrer Tochter gerammt hast?“ Cloud wusste selbst, dass er das nicht hätte erwähnen sollen. Die Erinnerung an Aeris’ Tod bereitete Sephiroth um einiges mehr Kummer als ihm selbst.

Sephiroth schauderte und wurde sofort wieder ernst, wie Cloud bereits erwartet hatte. „Ich weiß, ich ... setze mich nur ungern mit der JENOVA-Zeit auseinander. Mir ist klar, dass ich das muss, aber ich kann mich nicht davon befreien. Schließlich weiß ich noch genau, dass ich es war, der all diese ...“ Er unterbrach sich und holte langsam Atem, ehe er fortfuhr: „Lass uns über etwas Aktuelleres reden.“

„Wie du möchtest.“

„Wir haben auf dich gewartet, Cloud.“

„Das weiß ich inzwischen, aber woher wusstet ihr, dass ich kommen würde?“

„Weil du angeblich schon einmal hier warst.“

„Auch das weiß ich mittlerweile. Und warum kann ich diesen Ort betreten? Ich bin ja nicht einmal tot!“

„Tja.“ Sephiroth faltete seinen Flügel zusammen und lehnte sich mit dem Rücken gegen eine der Weiden. Sein Gesicht wurde vom Schatten der Blätter verdunkelt. „Warum du jetzt hier bist, kann ich dir sagen. Du hast die Maschine gefunden, die von den Cetra das SPECULUM genannt wird.“

„Oh. Ach ja, richtig ... dieses Ding im Keller, in das ich reingeklettert bin. Es führt also hierher?“

„Ja. Es ist ein Transporter, der es durch die Technologie des Alten Volkes ermöglicht, nach Miragia zu gelangen, sowohl lebendig als auch tot. Aber das Spektakulärste daran ist, dass jeder ihn benutzen kann. Jede Rasse, jede Spezies ... sofern der Betreffende es fertig bringt, das Schaltpaneel zu aktivieren. Die Cetra hier haben mir das immer wieder erklärt, bis ich es verstanden hatte ... und wir waren uns alle einig, dass ihr diesen Keller unter dem anderen Keller finden und das SPECULUM entdecken würdet. Und nach acht Jahren tauchst du nun endlich hier auf. Alle hier sind sehr froh, dich zu sehen. Einschließlich mir. Du siehst gar nicht gealtert aus.“

„Ich bin achtundzwanzig.“

„Ha, dann hast du mich jetzt fast eingeholt, was das Alter betrifft.“

„Wie schön, dass dich das freut, aber ... warte mal, diese Maschine ermöglicht also auch Menschen den Zutritt nach ... Miragia?“

„So ist es.“

„Und wer hat das Ding gebaut?“

Sephiroth seufzte. „Ja, da wären wir an einem entscheidenden Punkt angelangt. Ich fand es schade, dass ihr mir in der Zeit, die ich mit euch verbracht habe, niemals von meiner leiblichen Mutter erzählt habt. Niemand außer ihr hat das SPECULUM konstruiert.“

Lukretia hat das getan?“, echote Cloud fassungslos. „Aber wie soll sie ...? Sie konnte doch unmöglich ... sie ist doch auch nur ein Mensch ...“

„Sie hatte gute Freunde unter den überlebenden Cetra, die von ihrem Geheimprojekt, das sie vor Hojo und Professor Gast gänzlich abschirmte, begeistert waren, denn sie wollten ihre verlorenen Rassegenossen im Verheißenen Land aufsuchen. Tatsächlich hat niemand je etwas von dieser Erfindung mitbekommen ... das Geheimnis starb zusammen mit Lukretia und ihren beiden Helfern. Aber du weißt, Cloud, dass Lukretia nicht aufgegeben hat, ihren Schatz zu beschützen und jeden Eindringling grausam zu vernichten.“

Cloud begriff nicht sofort. Es dauerte fast eine halbe Minute, ehe der Groschen fiel – aber dann fiel er so laut, dass das Echo beinahe ohrenbetäubend war. „Lukretia hat diese beiden Männer umgebracht ... sie war es, die uns angegriffen und mich jedes Mal beinahe getötet hat!“

Mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck fixierte Sephiroth Cloud mit seinem Blick. „Eben das war das Problem. Meine Mutter – oder eher das, was von ihr noch übrig ist – lebt nur in gewisser Weise. Sie konnte durch ihre Verbindung zu JENOVA auch dann nicht getötet werden, als sie versuchte, ihr Leben selbst zu beenden. Ihr Wissen um das SPECULUM ließ ihr keine Ruhe. Sie musste dieses Gerät vor den Menschen verbergen, damit diese keinen Zugang zu Miragia erhalten konnten ... denn das wäre fatal gewesen. Du kennst das destruktive Verhalten der Menschen so gut wie ich, und das Verheißene Land hätte nicht mehr lange bestanden, wäre auch nur einer von ihnen hier eingedrungen.“

„Wir ... sind auch Menschen“, gab Cloud vorsichtig zurück. „Die Cetra heißen uns willkommen.“

„Wir sind anders, Cloud. Du hast dich bewiesen, als du den Planeten vor seinem Untergang bewahrt hast. Dafür ist er dir auf ewig dankbar.“

„Das ist ziemlich kompliziert. Aber es macht ein wenig Sinn.“ Cloud ließ sich ins Gras sinken und inhalierte tief die von Blumenduft getränkte Luft. „Um das Thema kurzzeitig zu wechseln ... Ihr habt es ziemlich gut hier, aber langweilt ihr euch nicht? Kilometerweite Wiesen, ein blauer Himmel und eine strahlende Sonne, jeden Tag?“

„Wir sind nicht den ganzen Tag hier“, antwortete Sephiroth. „Was mich betrifft, ich besuche lieber die Außenwelt.“

„Was ... ihr könnt diesen Ort verlassen und einfach zurückkehren? Das könnt ihr?“ Immer wieder wurde Cloud durch eine Antwort überrascht – bereits einmal zu oft, wie er fand.

„Nicht als Menschen. Wir manifestieren uns in eurer Welt als Vögel – Tauben. Unverkennbar. Weiß mit blauen Augen. Silberne Schnäbel. Sehen cool aus. Jetzt sag nicht, dass du uns noch nie gesehen hast.“

Cloud dachte nach. „Ich sehe diese Vögel mittlerweile so häufig, dass es mir schon gar nicht mehr auffällt. Und das seid also ihr? Kaum zu fassen ...“

„Wir benutzen einen Ausgang am Nibelberg, um unsere Reise von dort zu beginnen. Ich bin dich und Aeris jeden Tag besuchen gekommen.“

„Aeris hat euch gefüttert“, murmelte Cloud. „Also weiß sie, wer ihr seid.“

„Sie weiß es in der Tat, denn sie kann es spüren.“

„Aber wie kommst du damit zurecht, als ein Vogel rumzuflattern? Ohne Sprache oder großartige Möglichkeiten ... du bist ja nicht mal sehr gut getarnt mit dem weißen Gefieder! Was ist, wenn ein Tier dich fängt oder jemand auf dich schießt ...?“

„Was das Geflatter anbetrifft, das ist nicht schwierig. Sobald die Verwandlung abgeschlossen ist, liegt mir der Instinkt zum Fliegen praktisch im Blut, obwohl ich dabei nichts von meinem menschlichen Verstand einbüße ... oh, und meine Vorlieben ändern sich entsprechend. Ich bin der Meinung, dass Sesamkörner eigentlich nach gar nichts schmecken, aber sobald ich ein Vogel bin, werde ich wild auf diese Dinger“, fügte er beinahe verlegen hinzu. „Und wenn uns jemand angreift, dann können wir verschwinden. Was auch immer passiert, wir bleiben in jedem Falle unverletzt. Wir sind nicht real, wir sind nicht wirklich in eurer Welt, nur als Manifestation ... uns kann überhaupt nichts passieren.“

„Wie interessant.“ Je mehr Sephiroth erzählte, desto neugieriger wurde Cloud. „Müsst ihr hier gar nicht schlafen oder essen?“

„Nein, wozu? Wir könnten wahrscheinlich, wenn wir wollten, da dieser Ort ohnehin nicht wirklich materiell ist ... da er das nicht ist, sind wir es auch nicht.“

„Das soll heißen, wir sind gar nicht wirklich hier, oder wie?“

„Wir existieren nur noch in spiritueller Form, aber wir wissen, wie wir selbst aussehen und wählen von uns aus diese Gestalt. Du selbst befindest dich ohne Bewusstsein im Innern der Maschine, unterhalb des Kellers.“

„Ach du liebe Güte ...“

„Das ist doch kein Kunststück. Ich habe es auch schon hingekriegt, deinen Geist von deinem Körper loszulösen. Das SPECULUM tut nichts anderes als das.“

„Weißt du, was mir gerade auffällt?“

„Was denn?“

„Dass ich fürchterliche Kopfschmerzen habe. Obwohl ich natürlich gar nicht hier bin und so.“

„Das waren zu viele Informationen auf einmal für dich, Cloud. Eigentlich müsstest du dich in einer Art leichtem Schockzustand befinden, schon allein der Tatsache wegen, dass du dich hier in einer dir unbekannten Welt befindest und die Reise nicht eben angenehm war.“ Sephiroth legte Cloud eine Hand auf die Schulter, eine beruhigende, behütende Geste. „Was auch immer du tust, Cloud, nimm dich vor meiner Mutter in Acht. Sie hat eine furchtbare Methode, sich ungebetener Gäste zu entledigen.“

„Ich weiß ... sie zwängt sich in ihre Körper und zernagt ihre Gedärme ... oder so ähnlich. Jedenfalls hatten beide Leichen ein grauenhaftes Loch im Bauch. Was ich seltsam finde, ist, dass sie oftmals nur mich angegriffen hat, mich allein, und ich nichts davon gemerkt habe, dass sie in meinen Körper hineinwollte. Sie hat von außen gegen mich gekämpft, glaube ich.“

„Das ist eben dein Vorteil. Sie kann dich niederringen, aber nicht vernichten, denn sie traut sich nicht, deinen Körper zu beschädigen.“

„Warum?“

„Wegen der Spuren von JENOVA, schätze ich.“

„Dann werde ich am Leben bleiben ...“

„Ja, das wirst du. Aber pass auf die Anderen auf! Sie können die Gefahr nicht abwenden und haben keine Möglichkeit, sich vor meiner Mutter zu schützen.“ Sehr kummervoll starrte Sephiroth hinunter ins Gras. „Es ist schon irgendwie bedrückend. Ich hätte meine Mutter so gern gekannt ...“

„Sie hat dich über alles geliebt“, sagte Cloud fest, „und das weiß ich genau. Als wir sie trafen, hat sie nach dir gefragt. Wir haben ihr erzählt, du wärest tot, um ihr nicht die JENOVA-Wahrheit beibringen zu müssen.“

„Die JENOVA-Wahrheit ...“ Sephiroth blinzelte. „Vermutlich war es besser so.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob alles, was wir getan haben, richtig war.“

Beide schwiegen. Sie sagten einfach nichts, blickten in verschiedene Richtungen und genossen die Stille ringsherum im Weidenhain.

Schließlich erhob Cloud sich schwerfällig aus dem Gras. „Tja, meine Freunde haben keine Ahnung, wo ich bin ... vermutlich machen sie sich schon Sorgen. Ich muss in die Außenwelt zurück.“

„Warte noch, Augenblick.“ Aus einer Innentasche seines Capes förderte Sephiroth einen winzigen schillernden Splitter zutage, kleiner noch als ein Fingernagel. „Nimm das mit.“

„Was ist das?“

„Das ist ein Splitter des Spiegels. Er wird den Transport in die Außenwelt und damit in die Wirklichkeit überstehen. Wenn du ihn bei dir trägst, dann kann ich dich finden – egal wo du bist.“

Cloud lächelte traurig. „Ah ja ... und wenn ich in Gefahr bin, dann kommst du und rettest mich?“

„Tja, wer weiß?“

Beide lachten. Es half ihnen, sich zu entspannen, und Cloud verstaute den Splitter seinerseits in einer Seitentasche seiner Hose, die mit einem Klettverschluss versehen war. „Danke. Auch dafür, dass du mir so geduldig alles erzählt hast.“

„Ich hoffe nur, dass es nicht zu viel ist. Wann wirst du wiederkommen?“

„Kann ich noch nicht sagen. Aber wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen.“ Cloud lächelte, wandte sich dann um und ließ den Weidenhain hinter sich.

Ifalna stand am Rand der Wiese und wartete auf ihn. „Und? Habt ihr euch unterhalten?“

„Ja, das haben wir. Ich denke, dass mir jetzt Einiges etwas klarer erscheint. Aber es wundert mich, dass Sephiroth hier sein kann, obwohl er ein Mensch ist. Was bedeutet das?“

Ihre Miene drückte Konzentration aus, als sie nach den Worten suchte. „Weißt du, JENOVA hat durch Sephiroth dem Planeten grausame Dinge angetan. Aber Sephiroth hätte von sich aus niemals so gehandelt. Er hatte gar nicht das Interesse daran. Als er von ihr befreit war und sich des Pfads der Zerstörung bewusst wurde, den er hinterlassen hatte, unternahm er alles in seiner Macht Stehende, um zumindest einen kleinen Teil des Geschehenen rückgängig zu machen ... seine Absicht und die Art wie er handelte – zum Beispiel, als er sein Leben für das von Aeris anbot – waren nobel und selbstlos. Aus diesem Grund ist er nunmehr ein Ehrengast im Verheißenen Land, und der schwarze Flügel kennzeichnet ihn als diesen. Ist doch leicht zu verstehen, nicht wahr?“

Cloud nickte. „Ah ja. Verstehe.“

„Jetzt komm mit, wir wollen dich zurück in die Außenwelt schicken. Du musst dich von all diesen Erlebnissen hier erholen. Komm nur.“ Wieder fasste sie ihn bei der Hand und führte ihn.



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