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DieXKao; devoted to "Glass skin"
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1.2

Kapitel 2
 

Seine Freunde lebten gemeinsam in einem alten Haus außerhalb der Stadt. Shioris Vater hatte es ihr überlassen, als er mit einer seiner neuen Frauen weggezogen war –irgendwohin. Das Haus hatte eine Frontfassade wie eine kleine Villa, war von der Größe her aber nicht viel beeindruckender als ein normales Einfamilienhaus- Es lag etwas abgeschieden, die nächste Bushaltestelle war zwar nur einen zehnminütigen Fußmarsch entfernt, die Seltenheit eines Busses war den Aufwand jedoch nicht wert. Doch dieser Lage verdankten die drei Bewohner einen großflächigen, wenn auch minder gepflegten Garten und die Ruhe & Genügsamkeit der angenehmen Verlassenheit.

Die Zimmer waren groß, aber wenige. Daher war das alte Wohnzimmer im Erdgeschoss zu Yuukis Raum geworden, auch wegen seines Rollstuhles. Jeden Tag trug Takeo ihn die Treppe zum Badezimmer hoch, denn es gab neben der Küche nur eine kleinen Toilette. Takeo & Shiori bewohnten das obere Stockwerk und gaben Yuuki als Grund an zusammen gezogen zu sein. Nach seinem Motorradunfall und mit der darauf folgenden Behinderung wollten sie Verantwortung für ihren langjährigen Freund übernehmen. Die glaubte ihnen, wusste aber, dass noch etwas anderes dahinter steckte. Takeo, sein bester Freund, und Shiori, seine erste richtige Freundin; diese Beiden gaben ein schönes Paar ab. Sie hatten es ihm nie gesagt und er hatte sie niemals bei irgendetwas eindeutigem beobachten müssen, aber er wusste es instinktiv. Mehr als das, es war als ob sie sich schon Ringe an die Finger gesteckt hätten. Ihr Verhalten zueinander, diese Veränderung im ganzen Zusammensein war nicht zu übersehen. Gerade weil er sie so selten und nur in großen, unregelmäßigen Zeitabständen sah, war es so offensichtlich, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Doch seine Feigheit war zu groß um Takeo darauf anzusprechen. Er könnte ihn in Bedrängnis bringen oder verletzen –gerade in der wenigen Zeit, die sie miteinander überhaupt noch teilen konnten. Außerdem machte es ihm etwas anderes leichter: sein Gewissen. Wenn ihm eine Beziehung verheimlicht wurde, erleichterte es die Last des Wissens, selbst die eigene Beziehung zu verheimlichen.

Menschen waren schon bemerkenswert simpel gestrickt.

Wegen der wenigen Zimmer bezogen Die & Kaoru gemeinsam einen Raum mit einem Doppelbett, den Takeo nach einiger Angabe in letzter Sekunde noch freigeräumt hatte. Er würde für die paar Tage bei Yuuki im Wohnzimmer schlafen. Die betastete die Staubschicht auf dem Schreibtisch und erkannte, dass seit seinem letzten Besuch niemand sonst hier übernachtet hatte.

Trotz der kalten Jahreszeit schien die Sonne warm und zum Mittag war die kleine Veranda so aufgeheizt, dass sie draußen aßen. Es gab heiße Suppe und sie tranken jeder ein kleines Bier dazu. Die bemerkte mit Freuden wie gut Kaoru bei seinen Freunden ankam, mit ihnen lachte und in jeder Hinsicht Sympathien einfing. Sei es sein ausgefallener Humor, seine feste Meinung über Musik oder einfach seine Art zu reden. Die beobachtete seinen Freund und lächelte darüber, wie ähnlich sie sich über die Jahre geworden waren. Gerade betonte Kaoru es wohl unterbewusst, jedenfalls redete und gestikulierte er wie Die, auch wenn die persönliche, eigene Note blieb.

Als der Topf leergeschöpft war und sie noch das letzte Stück Brot knabberten, kam das Thema auf Dies Vater.

„Ich möchte ihn gerne sehen“, sagte Die und richtete sich im Stuhl auf. Er spürte Kaorus Blick auf sich, drehte sich aber nicht zu ihm um.

„Das höre ich seit Jahren das erste Mal“, bemerkte Takeo überrascht, „Warum? Ist was passiert?“

„Nein, nichts besonderes“, log er, „Ich habe mich nur gewundert, was er so den ganzen Tag macht –vorrausgesetzt dass er lebt.“

Den Tisch entlang wurden viele fragende oder viel- bis nichtssagende Blicke ausgetauscht.

„Trinken und boxen“, sprach Yuuki aus, „Nicht viel anderes als die letzten Jahre lang.“

„Noch keine neuen Kinder?“, scherzte Die sarkastisch, „Was für eine Überraschung.“

Unterm Tisch drückte Kaoru unauffällig seinen Oberschenkel gegen Dies. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sein Vater seine Mutter wegen einer Jüngeren verlassen, Die Affäre war schon über Jahre gegangen, aber eine ungewollte Schwangerschaft erst hatte die Entscheidung von ihm genommen, die der alte Sportlehrer nie hatte treffen wollen.

„Er wohnt immer noch in der gleichen Wohnung, trinkt den gleichen Schnaps und haut gegen den gleichen Sandsack“, klang Shioris Stimme ungewohnt bitter, „Überlege dir, ob du wirklich hingehen willst.“

Die nickte und drückte sein Bein gegen Kaorus.

„Komm“, sagte Takeo plötzlich und stand schwungvoll auf, „Ich hole uns noch etwas Nachtisch. Wie war’s mit heißen Früchten und Eis?“

„Du sprichst mir aus der Seele“, sprang nun auch Shiori auf, „Zeit, dass wir Die wieder etwas Speck auf die Rippen füttern. Ist in Tokyo schon wieder die Hungersnot ausgebrochen?“

„Eigentlich isst er genug“, verteidigte Kaoru wie immer, „Wer viel arbeiten, verbrennt eben auch viel.“ Die stapelte schweigend die Schüsseln auf dem Tisch.

„Sagt das halbe Hemd“, ärgerte ihn Takeo und richtete sich auf, damit seine breiten Schultern noch eindrucksvoller waren, „Dann füllen wir eben eure Reserven auf. Also, wer will Nachtisch?“

Die hob seine Hand und wusste, dass er Kaoru damit überraschte. Positiv überraschte damit, dass er aß und sich nicht nur bloß ernährte.



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