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Arcoum Imoumentum

Das Weltenreisehandbuch (Schlagwort: Gaara, Yakura)
von

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Training und Gaaras seltsame Verhaltensweise

Training und Gaara’s seltsame Verhaltensweise
 

Was das Essen anbelangte, konnte ich mich nicht beschweren, selbst, wenn ich es gewollt hätte. In der Küche stand ein großer Bottich frisch zubereiteten japanischen Reises, dazu noch einiges Besteck und mehrere Flaschen mit kristallklarer Flüssigkeit. Wie sich nach einer Weile rausstellte, handelte es sich hierbei um Wasser, direkt aus der Quelle. Auch ein dutzend Gewürze, fanden schön aneinander gereiht auf dem Tischchen seinen Platz sowie ein eigenartiges Gefäß, dessen Inhalt auch wohl irgendetwas mit dem Essen zu tun hatte, ich es aber vorsichtshalber gar nicht erst anrührte. Vielleicht war das ja so ein Ersatz für die fehlende Fleischsoße, die ich zu Hause sonst immer auf den Tisch bekommen hatte? Na, auf jeden Fall sah es verdammt noch mal lecker aus, das musste ich mir wohl oder übel eingestehen! Und der Gruftityp erlaubte mir auch noch davon zu Essen! Ich fühlte mich ein wenig, wie im siebten Himmel.

„Wow! So ein nettes Frühstück… ähm… Mittagessen habe ich ja noch nie gehabt!“, murmelte ich ein wenig abwesend, als ich mich vor den, sogar extra hin gestellten, Teller, leicht torkelnd und immer noch wackelig auf den Beinen, setzte und die Gabel in die Hand nahm. Aber es hatte ganz den Anschein, als wäre ich nun doch vernommen worden, oder derjenige hatte einfach die penetrante Art, mich unter Bewachung zu stellen. „Sieht so aus.“, kam es aus einer Ecke und ich erschrak so heftig, dass mir die Gabel aus der Hand rutschte und auf den Mini-Küchenfliesenboden fiel. Wie hatte er das denn jetzt schon wieder gemacht? Meine Gedanken konnte man wohl von meinen entgleisten Gesichtszügen frei heraus ablesen, denn er fügte nur noch neutral hinzu: „Ich war hier die ganze Zeit über.“

Ich versuchte zu unterdrücken, das ich vor Scham rot wurde, was mir größten teils auch gelang, dennoch schlich sich ein zarter Hauch rosé ungewollt auf meine Wangen und ich wandte ich mein Gesicht schnell lieber dem Teller zu. Ein Glück, das ich mit dem Rücken zu ihm saß! Sonst wäre das ganze ja noch peinlicher geworden… und erst Recht, wenn der Schokokeksmüsli sich noch auf dem Tisch befunden hätte. Doch was ging das den Kerl überhaupt an?! Nun gut, meine Erinnerungen fingen ab dem Alter von sechs Jahren an – aber das musste schließlich nichts heißen! Mein Pa hatte mir erzählt, dass ich meine Erinnerungen wegen eines Zugunglücks verloren hatte, und dass er mir versichern konnte, dass alles in bester Ordnung wäre. Außer halt, das ich da meine Mum ihr Leben ließ, um meines zu retten. Den Sinn hatte ich zwar nie kapiert – aber was hieß das schon? Solange ich glücklich war, schiss ich auf diese blöden „Memories“ wie mein Vater dann immer zu sagen pflegte. Sollte der sich doch drum scheren, mir war es schnurz piep egal, da ich eh nicht vermissen konnte, was ich nie kennen lernte. Heute war ich mir zwar nicht mehr so sicher dabei, den ``es`` war wieder passiert, und das jetzt schon ganze vier Mal. Mit ``es`` meinte ich, das ich einen Blackout hatte, und später Dinge geschahen, die keiner für Möglich hielt. Beispielsweise, als meine Freundin Kerinea Brown an Blutkrebs starb. Ich wusste nur noch, dass ihr Vater daran schuld war. Er hatte AIDS und sie vorher mehrere Male vergewaltigt, bis man die Wahrheit aufdeckte. Und das er eine Woche nach ihrem Tod unter solchen Wahnvorstellungen litt, das er kurz nachdem man ihn in die Irrenanstalt eingeführt hatte, aufs brutalste Selbstmord begann, obwohl ich eher das Gegenteil glaubte... Meine Familie war damals zur Beerdigung eingeladen worden, die eben an dem Tag stattfand, wo ich zum ersten Mal einen Blackout hatte und ihr Vater begann, an Wahnvorstellungen zu leiden. Zufall? Vielleicht war ich am Ende diejenige gewesen, die das während des Blackouts verursacht hatte. Nur das die Erinnerung an das Geschehene einfach zu grausam gewesen war, und ich diese Erinnerung schlicht und einfach verdrängt hatte – wenn man bedachte, das wir uns einen Tag zuvor in seiner Gefängniszelle, in der er saß, angeschrieen hatten. Ich erzählte das meinem Pa, welcher nur den Kopf geschüttelt hatte, wenn auch, mit einem eigenartigen Lächeln auf dem Gesicht.

So in Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wie sich der Typ schon längst verzogen hatte, und so starrte ich noch eine Weile auf den Teller, tief in Gedanken bei meiner Freundin und den seltsamen Blackouts, welche seltsamerweise immer mit einem bösartigen Zufall – sei es brutalster Mord oder wahnsinnig werdende Leute – verbunden waren. Wie sehr, das würde ich bald herausfinden – und ab da, würde ich einer bitteren Wahrheit ins Auge blicken müssen, obwohl ich eine viel zu sanftmütige Person dazu war. Sehr, sehr bald.

Ich schreckte aus meinen Gedanken. Jetzt hatte ich wohl doch länger gegrübelt als ich sollte und überhaupt wollte. Deswegen begann ich schleunigst, was Gaara mir aufgetragen hatte: Gut und möglichst viel essen.
 

So viel ich zu diesem Tag am späteren Nachmittag sagen konnte: Er war um einiges der Entspannteste, den ich überhaupt seit meiner Ankunft hier erlebt hatte. Ich konnte mich ausruhen und essen und trinken wann und wie viel ich wollte. Das beste an der Sache daran war: Der unheimliche Rotschopf tauchte nicht ein einziges Mal auf um mir zu Drohen oder sonst irgendein Theater wegen irgendwas zu veranstalten. Es widerstrebte mir nicht, wenn er nun ganz verschwunden geblieben wäre und ich wollte auch gar nicht mehr an diese Person denken. Das brachte mich auf einen negativen Gedankendenktrip. Ich fühlte mich gut, soviel stand fest. Ob ich das meinem Blackout zu verdanken hatte?

„Ach was! Das bildest du dir nur ein! Du hast die Erinnerungen an Schreckliches doch schon immer verdrängt! Bloß war es diesmal intensiver.“, sprach ich unbedacht laut zu mir selbst. Ok, vielleicht war das auch nur, weil ich anfing, mich zu langweilen, und ich mich nun doch langsam fragte, ob es hatte nicht zu leichtsinnig wäre mich tun und lassen zu dürfen, ohne mich zu bewachen. Ich stoppte den Gedankengang. Das war doch die Idee! Wahrscheinlich war das jetzt meine einzige Chance hier wegzukommen. Warum war mir das bloß nicht früher eingefallen?

„Mensch, bin ich blöd!“, murmelte ich erneut in mich hinein und machte mich schleunigst auf den Weg in Richtung der Tür zur Halle. Ohne irgendwelche Unterbrechungen und des entdeckt Werdens, erreichte ich die Tür und drückte leise die Klinke runter. Es war weder abgeschlossen, noch quietschte das Metall des Verbindungsgerätes. Ich war ein echter Glückspilz!

Doch als ich einen Schritt hinaus auf den grobkörnigen Boden wagte, stand urplötzlich, wie aus dem Boden empor entsprungen, der seltsame Redpandabear vor mir. Sein Blick sprach Bände. Nun, ganz so leicht, war es wohl doch nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mein Plan mit dem Abhauen war eindeutig, mächtig in die Hose gegangen. Wie konnte ich nur so naiv sein, und glauben, er ließe mich jemals unbewacht? War klar, er hatte ja bewiesen, zu was er alles fähig war. Ok, vielleicht hatte ich gerade mal einen Bruchteil seines Könnens gesehen. Fakt war, dass bei solch übermenschlichen Kräften eben ein gewöhnlicher Sterblicher, wie ich es war, gar keine Möglichkeiten, zu entkommen hatte oder je bekommen würde. Ich blickte ihn an, drehte mich schnell um und stampfte widerwillig zurück in die Mini-Küche. Nächstes Mal, dann eben, wenn ich so was wie du kann! , dachte ich eisern und fest entschlossen, meinen neu geschmiedeten Plan auch durch zu führen. Aber vorerst musste ich schlafen gehen, denn morgen würde es wieder ein langer Tag werden, da war ich mir sicher. Wenn nicht sogar der Antritt zur Reise in die persönliche Hölle, dachte ich verbittert. Aber das musste ich durchhalten. Immerhin, es war für meine Freiheit, und die ließ sich niemand freiwillig nehmen. Ich legt mich ins Bett des einen Zimmers, in dem ich auch die vorherigen Male verbracht hatte, und zog die Bettdecke über mich. Kaum das meine Augen sich geschlossen hatten, war ich schon in das Traumland geglitten, das sich bald darauf in einen Alptraum aus den Erinnerungen der Blackouts verwandelte…
 

Ich hetzte zwischen den Gräbern entlang und blickte mich mit rasendem Herzschlag um. War ich entkommen? Meine Hände stützte ich zitternd auf die schmutzigen Knie ab, um mir eine kleine Pause zu gönnen. Dennoch, ich war in Habachtstellung. Meine Ohren registrierten jedes noch so kleine Geräusch und meine Augen flogen so schnell umher, als wollten sie alles überblicken können.

Da, ein knackendes Geräusch von Ästen, auf die drauf getreten wurde.

Augenblicklich spannten sich meine Muskeln am gesamten Körper an, bereit, wegzurennen. Zu fliehen. Doch es war nur ein Eichhörnchen, das da aus der Richtung des Lautes kam. Nichts schien im Entferntesten auf etwas anderes hinzuweisen. Ein wenig erleichtert entspannte ich mich ein wenig. Auch wenn es helllichter Tag war, ich hatte Panik, erwischt zu werden. Ich wollte tunlichst vermeiden, je in die Griffel dieses abscheulichen Wesens von Mann zu geraten, der mich verfolgte. Denn wenn dies passierte, war das mein Ende. Ich wäre auf jeden Fall mit Freuden sein nächstes Opfer. Besonders nach diesem Streit, den ich da gewonnen hatte. Und er war ein schlechter Verlierer. Ja, er hasste es regelrecht zu Verlieren, und in diesem Punkt, hatte ich es ihm eingebrockt und das sogar noch zu recht. Er war es schließlich, der meine Freundin dazu gebracht hatte, gleich drei Leiden ertragen zu müssen. Er war daran schuld, dass sie gestorben war. Nur er! Und ich hatte ihn natürlich verraten! Das konnte so ein grausamer Kerl halt nicht auf sich sitzen lassen… selbst wenn er seine eigene Tochter mehrere Male vergewaltigt und ihr sogar zusätzlich zu ihrem Blutkrebs Aids gegeben hatte! Dass das wohl zu viel gewesen war, schien ihm total egal gewesen zu sein. Genauso wie die Tatsache, dass sie daran gestorben war. Dafür verabscheute ich ihn! Ich hasste ihn, aber jetzt hatte ich einfach nur Angst. Angst, in seine Fänge zu geraten, wo niemand mir helfen konnte. So ein Mist das aber auch war, das er den schwarzen Gürtel hatte! Scheiße, scheiße und noch mal heilige Scheiße! Da hatte selbst ich nämlich keine Chance gegen so einen Typen.

KROCK!

Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Da stand der ja! Angstschweiß bildete sich und lief mir die Stirn hinunter. Meine Augen huschten zu seinem breit grinsenden Gesichtsausdruck. Ich war ihm noch nicht ganz erlegen, denn ich reagierte sofort mit weiterer Flucht in Richtung Zweitausganges des Friedhofes. Ich wusste was er tun würde, wenn ich jetzt nur einen Moment zögerte. Das gleiche wie mit meiner Freundin, dasselbe wie er es mit seiner eigenen Tochter getan hatte. Ich erlaubte mir nicht, meine Gedanken weiter daran zu verschwenden, denn ich lief hastig weiter. Hinter mir hörte ich ihn keuchen. Er war näher als gedacht. Hätte ich doch bloß nicht angehalten! Erneut hörte ich ein keuchen, diesmal noch etwas näher als vorher. Mein Herzpochen nahm jäh so schnell zu, als ob Kugeln aus einem Maschinengewehr schnell und präzise abgefeuert worden wären. Genauso wie mein Herz, steigerten nun auch meine Beine das Tempo und ich raste förmlich auf den Ausgang zu. Allerdings wurde ich durch die, in meinem Blut wallende, Panik unvorsichtig und übersah eine weitläufige, ausgestreckte Baumwurzel auf dem Boden. Das Resultat war, das ich der Länge nach hinknallte. Zum Glück aber, konnte ich mich noch rechtzeitig abfangen und abrollen. Doch als ich aufstand, um weiter zu rennen, fuhr ein unerträglicher Schmerz durch meinen Knöchel. Wie ich ängstlich feststellen musste, als ich hinunter zu ihm blickte, war er gebrochen. So ein Pech aber auch! Dann hörte und fühlte ich ihn. Er hatte mich grob gepackt und grinste mich lüstern an, was mir einen eiskalten Schauer über den Rücken rollen ließ. „Endstation.“ Ich versuchte mich sofort loszureißen, doch er hielt mich eisern fest. Ihm gefiel es, wie ich verzweifelt versuchte, mich zu befreien. Klappen tat es auf diese Weise allerdings ganz und gar nicht. „Loslassen!!“, schrie ich. Er dachte nicht daran und packte nur noch gröber zu. „Na, was macht die Kleine jetzt?“, kicherte er amüsiert. Ich antwortete nicht, denn ich verfiel in helle Panik und schlug und trat wild um mich. „Das nützt dir jetzt auch nichts.“, lachte er höhnisch. „Strafe muss sein!“ Meine Angst und Panik wuchs noch mehr und ich stieß einen so lauten Schrei aus, wie ich es noch nie in meinem Leben zuvor getan hatte. Er hielt mir augenblicklich den Mund zu und zischte: „Halt jetzt den Mund sonst töt’ ich dich!“ Tränen bahnten sich den Weg zu meinen Augen, wo sie sofort, wie ein Wasserfall anfingen zu fließen. Ich wehrte mich weiter, doch nach und nach erstarb meine Gegenwehr vor Erschöpfung und Schmerz im rechten Knöchel. „So ist’s recht.“, hörte ich ihn voller Vorfreude auf das jetzt kommende, sagen. Langsam hob ich den Kopf und spürte auf einmal, wie etwas Heißes durch meine Adern lief. Zuerst dachte ich, dass dies ein weiteres Stadium der lähmenden Angst war. Aber das Unvorhergesehene hatte sich eben noch nie mit dem Menschen verstanden.

Mein ganzer Körper begann sich heißer anzufühlen. Von Null auf hundertachtzig, könnte man sagen. Das alles passierte in sekundenschnelle, aber als ich in seine Augen sah, wich sein bösartig-glückseliger Gesichtsausdruck in einen entsetzten. Ich wusste nicht, was es war, aber irgendetwas an mir, musste ihm wohl schreckliche Angst eingejagt haben, denn er wurde zu seinem entsetzten Gesichtsausdruck nicht nur kalkweiß, sondern begann auch noch zu zittern. Mich kümmerte das seltsamer Weise kein bisschen. War mir doch egal, Hauptsache, mir war es möglich, ihm so viel Schmerz zuzufügen, wo ich nur konnte. Denn das hatte er verdient! Ich würde mich für Kerinea rächen! Mein Denken schaltete sich aus und mein Antlitz nahm dämonische Züge an. >Er würde bezahlen!<, war mein letzter Gedanke, bevor ich abdriftete. Die Hitze in meinem Körper entlud sich mit einem Schlag und dann passiert dieses komische Erlebnis zum ersten Mal. Etwas großes Schwarzes tropfte aus mir raus und umhüllte ihn in einer dunklen Wolke. Ich fühlte nur noch anstatt das ich es sah… ein unbändiger Zorn erfüllte mich und… ich schlitzte ihm den Arm auf, ohne eine Waffe zu gebrauchen und ohne ihn wirklich zu verletzen. Die schwarze Masse oder Wolke hielt ihn gefangen, sodass er sich nicht wehren, geschweige denn bewegen konnte und ich begann feste auf ihn einzuschlagen. Weiter und weiter. Ins Gesicht. In den Magen. In sein edelstes Teil. Überall. Rote Flüssigkeit spritzte auf, blieb aber in der Wolke. Meine Hände und Füße dachten nicht mehr darüber nach, was sie taten, sie taten es einfach. Der Hass in mir nahm zu…

Dann… riss ich irgendwie zum ersten Mal einen Arm ab. Das Opfer schrie sich die Seele aus dem Leib, aber niemand hörte es. Ich machte einfach unkontrolliert weiter und ich sah nur noch rot, roch nur noch rot und schmeckte nur noch rot… Es gefiel mir sogar sehr, ihn dort zappelnd, und unter Qualen rumkreischend, leiden zu sehen.

Und plötzlich… hörte es auf. Die Wolke verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Alles an dem Typen war ebenfalls wieder so, wie es vorher gewesen sein sollte. Selbst der Arm war wieder dran. Einzig und allein die Tatsache, dass er immer noch aus Leibeskräften schrie, war geblieben. Die in mir wallende, mich plötzlich erfüllende Blutgier, war komischer Weise nicht gestillt und dürstete nach mehr. Also zückte ich mein Taschenmesser für Notfälle, und ritzte ihm die Pulsschlagadern auf. Präzise, wie ein Künstler es tun würde, verzierte ich das Ganze mit einer Hand voll Dreck, damit er auch ja eine Blutvergiftung erleiden würde. Ich ließ von ihm mit Blutverschmierten Händen ab und kroch am Ende meiner Kräfte ins nächstgelegene Gebüsch. Mein Kopf drehte sich zum zuckenden Körper und nur noch einmal besah ich mir, irgendwo innerlich zufrieden, mein Werk und kippte schließlich ins Dunkle…
 

Erschrocken und schweißgebadet, saß ich kerzegerade aufrecht in meinem Bett. Mein Gesicht war Käseweiß und meine Hände zitterten unkontrolliert. Ich blickte hinab und keuchte vor Schreck auf. Blut klebte an meinen Händen und floss wie ein sanfter Fluss hinab auf die Bettdecke. Ich schrie auf und rannte voller Angst aus dem Zimmer in die Mini-Küche. Dort war ich aber nicht mehr allein.

„Willst schon trainieren.“, sprach eine mir allzu bekannte raue, tiefe Stimme. Ich sah ihn verwirrt an und realisierte erst dann, wo ich mich momentan befand. „A-Alpträume…“, murmelte ich in mich hinein und ich senkte den Blick, da mir Tränen in den Augen brannten. „L-lächerlich…“ Ich holte kurz tief Luft, um zur Ruhe zu kommen und sah auf meine Hände. Das Blut war weg. Erleichtert, aber nun zwar nicht wirklich, endgültig beruhigt, machte ich mich daran, mir ein Frühstück zusammen zu suchen, natürlich von Gaara, keine weitere Notiz nehmend.

Nachdem ich mir ein Müsli, diesmal ohne Schokokekse, genehmigte, beschloss ich, erst mal eine Runde zu Duschen. Also verließ ich schnurstracks die Mini-Küche in Richtung „meines“ Zimmers. Über die Schulter meinte ich noch leise an Gaara gewandt, damit dieser wusste, was ich tun würde – und die Gefahr dann auch nicht mehr so groß für ein „zufälliges“ Spannen war: „Ich geh jetzt duschen!!“ bevor ich den Schrank erneut nach frischer Wäsche durchsuchte. Lustig, dachte ich, als ich ein Unterhöschen mit lauter Pandabären entdeckte. Ich musste zum ersten Mal seit Tagen wieder Lachen. Was es hier alles gab! Und ich mein, das so n’ Brutalo sicher niemals so etwas in seinem Schrank haben würde! Und besonders welche von so einer Sorte wie Gaara. Doch dann stoppten meine Gedankengänge und auch meine fröhliche Miene verschwand schlagartig. Woher kamen diese Sachen eigentlich plötzlich? Beim vorherigen suchen, hatte ich nichts außer dem T-Shirt und der Hose gefunden! Wohnte hier also noch jemand? Ich schüttelte den Kopf. Besser, ich fragte das später nach dem Duschen – sonst würde ich wahrscheinlich wieder Ärger wegen irgendeiner Kleinigkeit bekommen. Sei es nun „sich vorm Training drücken“ oder „herumtrödeln“. Also war es besser, das ich mich erheblich beeilte – was ich natürlich auch tat.

Nach einer halben Stunde entspannten Begießens, war ich wieder topfit und etwas positiver gestimmt. Jetzt konnte es meinetwegen Los gehen! Je schneller ich das hinter mir hatte, desto besser. Man(n) beziehungsweise Frau wusste ja nicht, was noch Anstrengendes kommen bzw. mich erwarten würde. Meine Beine trugen mich zu meinem Lehrmeister, der mich schon ungeduldig in der Halle erwartete. Das Gute an der Sache heute war: Ich bemerkte dies und schnitt ihm das Wort ab, ehe er zu einer dämlichen Predigt ansetzen konnte. „Ich weiß, ich bin ne Minute zu spät – aber davon geht die Welt nun auch nicht gerade den Berg hinab! Also spar dir deine Worte!“ Das ihm mein Ton so gar nicht passte, war mir im Moment echt scheiß egal. Er vermied immer noch eine direkte Augen Konfrontation – und solange er dies Tat, fühlte ich mich einigermaßen sicher. In der bisherigen Realität, so wie ich dachte, dass sie so war, hatte ich noch nie jemanden mit Furcht einflößenden Augen gesehen. Wenn dann nur in irgendwelchen Horrorfilmen – aber das war hier nicht von belang. Genau genommen, waren selbst die in den Horrorfilmen nicht mal vergleichbar mit seinen – wo es einem wirklich die Luft abschnüren konnte – und das wortwörtlich gemeint. Doch er gab keinen Laut von sich, nicht eine Erwiderung auf meine Frechheit oder eine kritisierende Predigt an meiner Pünktlichkeit. Das war schon eigenartig, doch ich beschloss, einfach wie in der Mini-Küche so zu tun, als wäre er Luft und meine Handstandsversuche fortzuführen. Fragen konnte ich ihn ja später noch.

Nun, diesmal hatte ich zwar mehr Erfolg, als beim letzten Mal. Dennoch waren meine tollpatschigen Versuche alles andere als fortschrittlich. Das bewies wieder einmal, wie wenig ich doch in diese seltsame magische Welt hineinpasste. Aber dem werten Herrn Todesblick, war dies mal wieder schnurz egal. Hauptsache, er hatte Spaß an meinen Abmühungen, die eh zu nichts führten. Von nichts kam eben nichts. Meine Arme waren einfach zu schwach für einen Handstand, der länger als eine Minute dauerte!
 

Die Stunden zogen sich dahin wie langsame Schnecken-Wettläufe und ich war immer noch nicht besser als vorher. Langsam fragte ich mich, was er hiermit wohl bezwecken wollte – außer das er Spaß an sadistischer Quälerei hatte. Das interessante dabei war, das er pfleglich direkten Augenkontakt vermied. Ich beschloss diesen Idioten mal zu befragen, da mich meine gesamte, nicht sehr unterhaltsame Situation, zu nerven begann. Was für ein dämliches und absurdes Ziel hatte er wohl, zu dessen Zweck ich dienen musste? Auf jeden Fall hatte ich keine Lust, eine von seinen hirnlosen Marionetten zu sein.

„Sag mal“, keuchte ich unter größter Anstrengung spöttisch. „Warum siehst mir nicht mehr in die Augen? Hast du etwa Angst vor mir?“ Selbst bei diesen Worten, hätte jeder darauf wütend oder genervt reagiert. So aber nicht bei diesem Exemplar von einem Menschen. Das einfache Resultat war: Er blieb stumm wie ein Fisch – als wäre das Gesagte nur Luft für ihn. Wütend stoppte ich meine nicht geraden erfolgreichen Handstandsversuche und fuhr ihn an: „ Was soll das? Warum antwortest du mir nicht? Huh? Pah! Mach doch deine Scheiße allein weiter! Ich hab keinen Bock mehr!“ Die Antwort auf dieses unverschämte Gesülze kam prompt. Ein tiefes, Unheil verkündendes Knurren aus seiner Kehle, zeigte mir wohl, das ich etwas zu weit gegangen war. Er war gereizter wie eh und je. Doch um dies auch noch die Krone aufzusetzen, hielt ich mich ab da nicht zurück – wie ich es da hätte tun sollen – sondern bemäkelte auch noch weiter: „Was hat hier eigentlich dieser dämliche Struwwelpeter getan? War das etwa seine Höhle und nicht deine?“

Nun hatte ich es doch geschafft. Er gab mir seine ‚nette’ Antwort auf diese Frage.

„Das war ein Abgesandter von jener Person! Und jetzt halt deinen Mund!“

Sein Sand hatte sich entfacht, wie nach Leben züngelndes Feuer, das nur darauf wartete, seine Beute zu Fassen zu bekommen. Und Schwups! baumelte ich zu seiner Zufriedenheit mal wieder wie ein Tannenzapfen in der Luft. Meine natürliche Reaktion diesmal waren verschränkte Arme. „Dein Benehmen ist auch nicht gerad’ besser als meines.“, meint ich dazu nur. Man, musste man bei ihm wirklich jedes Mal alles aus ihm herauskitzeln?

„Also noch einmal: Wovor hast du Angst, wenn du in meine Augen schaust?“, sagte ich etwas ruhiger.

Und zum ersten Mal antwortete mir jemand dass, was ich niemals direkt zu Ohren bekommen wollte. „Weil ich so etwas wie dich nicht ausstehen kann! Ich hasse und verabscheue dich!“

Es war, als wäre ich wieder da, wo ich vorher gestanden hatte. Vor nichts und wieder nichts. Klar, was konnte ich schon von so einer miesen Persönlichkeit erwarten? Genau. Gar nichts. „Lass mich runter, ich will weiter trainieren.“, hörte ich mich sagen, doch in Wirklichkeit fühlte ich mich so gepeinigt wie nie. Und da wurde mir klar, dass ich jede Gefühlsregung verdrängte, weil sie ich eben zu stark empfand. Ich war nicht normal. Kein normaler Mensch. Deswegen konnte ich mich auch nicht erinnern. Mein eigens aufgebauter Selbstschutz hinderte mich an dieser Qualität oder auch Eigenschaft. Wann ich diese jemals brechen würde, war mir ein Rätsel. Wenigstens hatte ich eine Erinnerung zurückerlangt. Und langsam spielte sich eine längst vergessene Wahrnehmung in meinem Kopf wieder.
 

Ein kleines, blutrothaariges Mädchen, das in einem Trümmerhaufen aus einem kaputten und zerstörten Eisenbahnwagon saß. Über ihr eine vermummte Gestalt, welche mit verzerrter Stimme sprach: „Du wirst nicht ruhen ohne dein Blutopfer genommen zu haben. Danach wirst du mächtig sein, so mächtig, das du niemals Leben kannst und werden wirst.“



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