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Tanaras

von

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Passiert mir das noch oft, frage ich mich, als ich wieder zu Bewusstsein komme. alles um mich herum wackelt, es ist dunkel und der sich bewegende Grund fühlt sich eigenartig an. Moment... das ist ein Sack! Bei den Gottheiten jetzt ist es aus! Jetzt wirft er mich sicher in die Schlucht, oder von den Klippen ins Meer! Aber das heißt ja auch, dass er die anderen ge... oh nein, das darf doch nicht wahr sein!

"Hilfe!", rufe ich aus purer Verzweiflung.

"Klappe, Gepäck redet nicht.", dringt es gedämpft durch die Jutefasern zu mir durch. Kein Zweifel, es ist Kai Tanaras.

"Wo bringst du mich hin?!", frage ich.

"Hab ich nicht schon gesagt, du sollst den Kopf zumachen?!", fragt er zurück. Kaum zu glauben, dass er mich nicht bereits getötet hat... aber was macht er denn dann mit mir?! Plötzlich hört der Sack auf zu wackeln, aber nur kurz. Ich überschlage mich mit dem Beutel und falle aus der größer werdenden Öffnung auf den staubigen Boden. Ich spüre einen Fuss im Rücken.

"So, und jetzt hörste mir mal gut zu Bürschchen... ich bin schon sauer genug, dass mir deine ganzen Schisserfreunde unten entkommen sind, aber erst recht beschissen find ich's, dass ich den blöden Elfen nicht umlegen konnte!"

"Was... was hast du vor?", frage ich röchelnd.

"Ich zeig dir, wie nutzlos du und deine Aufopferungsversuche sind, du Wicht. Du kommst ab sofort mit mir, darfst nicht nur sehen, wie ich noch jede Menge andere von diesen Scheißern um ihr Leben bringe, sondern auch wie ich der mächtigste aller Dämonen werde!" Sein Fuss drückt kurz noch härter zu, dann nimmt er ihn hoch. Klapprig will ich mich aufrichten und stütze mich schon mit den Armen ab, da trifft mich der Fuss am Hintern und befördert mich ein paar Meter weiter.

"Los, ab dafür, wir kommen bald in nem Dorf an." Während ich langsam aufstehe, ruft er dann noch "Nun mach, oder brauchste noch n Extrarschtritt?!"

"Es ginge besser, wenn ich etwas zu Essen oder zu Trinken bekäme...", meine ich leise, aber für ihn dennoch hörbar.

"Dann klau dir später irgendwo was. Und gib mir gefälligst was ab, ich hab seit Tagen nix im Magen gehabt!" Verwundert schau ich ihn an und frage "Sag bloß, ihr Dämonen nehmt auch Nahrung und Wasser zu euch." Kai starrt mich leicht entsetzt an, bevor er zynisch entgegnet "Mensch, ich wusste, dass du blöd bist, aber für so n Armleuchter hätte ich ich dich auch nicht gehalten. Glaubste etwa, wir Dämonen sind ne Art Superrasse, die aus dem Nix Kraft bezieht?!" Augenrollend geht er schnellen Schrittes an mir vorbei und ich trotte müde hinterher. "Wieso hast du dir dann einfach nichts gestohlen? Du sagtest, du habest seit Tagen..."

"Weil das Safiya sonst immer macht!", fällt er mir mit seiner Antwort ins Wort, "Die war für's Klauen zuständig. Liegt wohl daran, dass sie Sündedämonin des Stehlens ist." Er spricht es aus, als sei ich verpflichtet, über seine gesamte Lebenslaufbahn und seinen 'Freundeskreis' bescheid zu wissen. Wäre da nicht seine enorme Stärke wäre er nichts weiter als ein Angeber... aber wie soll ich es mit ihm aufnehmen? Soll ich versuchen zu fliehen, wenn er schläft? Tut er das überhaupt irgendwann? Er ist genauso wie alle anderen auf Ernährung angewiesen... aber ob das auch für Schlaf gilt?
 

Ich habe mir noch jede Menge weitere Gedanken gemacht, Pläne geschmiedet, wie ich entkommen könnte, und mich von Kai zusammenstauchen lassen, bis wir in einem kleinen Dorf ankommen. Ich kenne es, es ist eines der umliegenden Dörfer um das Kloster, so weit sind wir also noch nicht gekommen. Wie die meisten Siedlungen hier in der Gegend ist auch diese hauptsächlich von Zwergen bewohnt, die rundherum ihre Minen haben mit ihren engen Stollen, durch die bei Rassen wie den Menschen nur die Kinder hindurch passen. Kai kassiert eine Menge schiefer Blicke, da wird es ihm zuviel und er packt einen der runden Männer.

"Haste irgendn Problem, oder warum glotzte so blöd, hä?!"

"V- verzeiht, es ist nichts, ich..." Kai hebt seine andere Hand und ballt sie zur Faust, der Zwerg strampelt und versucht, sich zu befreien. "Bitte, es war doch nichts, ihr müsst doch nicht gleich zu Gewalt greifen!"

"Dann rück n bisschen Schotter raus, mein Freund!", schreit Kai ihn an. Blitzschnell landen mehrere glitzernde Münzen klimpernd in Kais Hand und er wirft den Zwerg weg. Ich sehe ihn bemitleidend an und laufe hinter Kai hinterher. Das ist alles andere als recht, das war miese Erpressung. Mein knurrender Magen lässt mich das aber für einen Moment vergessen. "Kaufen wir jetzt etwas zu essen?", bettle ich fast, da ich von Minute zu Minute schwächer werde, aber die Antwort ist alles andere als eine Erlösung: "Du Idiot, das is nicht dafür da, dass du dir n Ranzen anfrisst. Die Kohle is für das Ticket."

"Welches... welches Ticket?"

"Das Schiffticket, du Schlauberger!" Mit dem Schiff fahren will er?! Wo verschleppt er mich dann bloß hin?! Ich muss dringend meinen Plan perfektionieren, ich will nicht weg! Ich will zurück ins Kloster zu Fresarus, Draban und den anderen!

"Zieh nicht so n Gesicht, deine Krokodilstränen sparste dir mal schön für jemand anderen.", sagt Kai anteilnahmelos, dieser Eisklotz! Mein Magenknurren erinnert mich aber wieder an das Anfangsproblem.

"Und was essen wir jetzt?" Kai zieht die Luft scharf ein und packt mich hinten am Kragen, während er auf irgendein Haus zuläuft und brummelt "Verfressenes Balg..."
 

Mehrere Regale stehen im Innenraum des Hauses verteilt und nahe beim Eingang steht eine Art Tresen mit einer großen Tafel an der Wand. Oh, verstehe, das ist ein Laden!

"Such dir schnell was aus, wir haben nicht ewig Zeit.", weist der Sündedämon mich an und wirft mich weg. Nachdem ich wieder aufgestanden bin, sehe ich mich um. Irgendwas aussuchen? Ich dachte, er will das Geld für das Ticket ausgeben? Egal, ich brauche etwas zu Essen, wozu mir jetzt das Hirn zermartern? Das werde ich schon bei der großen Auswahl tun müssen. Ein wenig Fleisch, ein Laib Brot und eine ganze Portion Obst, das klingt gut. Ich lege das ganze Zeug auf die Kasse und ein alter Mann mit runder Brille vergleicht die Waren mit den Namen und Preisen an der Tafel. "Das wären dann...", beginnt er, kommt aber nicht weiter, weile eine Faust ihn direkt ins Gesicht trifft und bewusstlos schlägt.

"Der schläft erstmal... hm... ob ich ihn töten soll?" Es war doch so offensichtlich... und ich habe in meiner Gier nicht darüber nachgedacht, mögen mir die Gottheiten vergeben! Kai packt sich etwas von dem Fleisch und würgt es roh herunter.

"Ähm, eigentlich dachte ich daran, dass wir es vorher vielleicht aufwärmen, oder..."

"Keine Zeit, iss es so, oder es gehört mir!" Also gut... ich hab ja noch einen Laib Bro- ... Ich korrigiere, einen halben Laib Brot und die Früchte. Dass er so hungrig ist, dachte ich nicht, er hat das halbe Brot jetzt schon fast aufgegessen, das Fleisch ist ihm schon zum Opfer gefallen. Ebenso esse ich schneller als gewöhnlich, aber noch nicht so rasant wie er. Es ist schon fast alles weg, als wir gerade mal aus dem Geschäft kommen. Langsam bin ich satt... endlich, jetzt muss ich an meinern Schlachtplänen feilen, damit ich die Nähe dieser Kreatur endlich wieder meiden kann.
 

Wir sind noch nicht lange wieder unterwegs durch das Dorf, hauptsächlich, weil Kai es ununterbrochen für nötig hält, die Zwerge wegzuscheuchen, da sie ihn "ankotzen und sich verdammt noch mal um ihren eigenen Scheiß kümmern sollen", so drückte er es aus. Gerade als ich dabei bin, einen nahezu unfehlbaren Fluchtplan zu entwerfen, entglitt mir dieser Gedankengang wegen eines lauten Schreis: "Das sind sie! Sie haben bei mir gestohlen und mich verletzt!!" Nein, bitte, lass es nicht ihn sein.

"Ich wusste doch, ich hätte den Sack töten sollen!", flucht Kai, nachdem er sich umgedreht hat. Ich brauche erst gar nicht nachzuschauen, wer es ist, ich weiß schon, dass es sich um den Ladenbesitzer handelt. Aber in diesem Moment kommt mir eine Idee: Wenn ich schnell genug bin, schnappen sie Kai und ich bin ihn los! Ich spüre eine seiner Pranken plötzlich an meinem Kopf, noch ehe ich überhaupt losgelaufen bin.

"Hier geblieben, Furzer." Er dreht meinen Kopf zu den anderen, wie ich merke, sind es mehrere. Oh heiliger Strohsack! Neben dem kleinen Händler steht ein wahrer Riese, doch seine Proportionen sind genauso wie die der umstehenden Zwerge. Das ist ein Titan! Titanen sind laut Legenden die Söhne der Götter und gehören - trotz ihrer Größe, die sehr leicht auch die eines ausgewachsenen Elfen übersteigen kann - zu den Zwergen. Deswegen werden sie als Oberhäupter auch bei weniger enormen Zwergen akzeptiert. Er hat dunkle, faltige Haut und einen dicken, weißen Schnauzbart unter seiner großen Nase. Die annehmbare Glatze versteckt er unter einer steinernen Krone, komplett aus weißem Marmor! Über seinem weiten schwarzen Hemd und unter dem langen, dunkelbraunen Mantel, an welchem an der Unterseite wie Fransen lauter kleine Steinsplitter hängen, trägt er eine Vielzahl von Ketten, Medaillons und Amuletten, wahrscheinlich alle aus den Erzen der angrenzenden Minen.

"Uh, bist ja ein großer Kerl... da hat wohl einer auf Mami gehört und brav seine Vitamine gefuttert.", spottet Kai, aber an der bitterernsten Mine des Titanen ändert es rein gar nichts, er erwidert nur mit langsamer, deutlicher Stimme "Schweige er, ihm ist es nicht mehr gestattet, zu sprechen, wenn er nicht gefragt ist."

"Und was, wenn ich trotzdem mein Maul aufreiße?", fragt Kai trotzig. Der Titan entgegnet lediglich im Pluralis Majestatis "Wir werden es zu seinen Anklagepunkten hinzufügen, falls er sich noch vor seiner Verurteilung rechtswidrig benimmt." Der Händler neben ihm drückt sich einen kalten Umschlag gegen den Kopf, Kais Schlag wird sicher eine Beule geben. Der Titan fährt fort "Nun fragen Wir, Gerdonis, nach ihren Namen." Kai hebt höhnend den Kopf. "Du kannst mich mal, Thronfurzer."

"Eure Majestät!" Der Händler ist sichtlich erschrocken über diese Beleidigung, doch Gerdonis beharrt auf seiner ruhigen Art und spricht "Er wird Uns seinen Namen noch sagen, jedoch ist er dort nun zuerst dran." Mit dem Zeigefinger weist er auf mich. Im Gegensatz zu Kai lasse ich den Titanen meinen Namen erfahren "Ich heiße Just..."

"Halt die Klappe, oder ich reiß dir deinen hohlen Kopf ab, du Volltrottel!!", brüllt Kai mich an und nimmt mich in den Schwitzkasten. Ich glaube fast, ich ersticke, mein Hals tut so weh! Als er endlich loslässt, kann ich nicht anders, als zu Boden zu stürzen und heftig zu schnaufen.

"Wir gehen davon aus, dass er längere Zeit im Verließ verbringen will."

"Und ich gehe davon aus, dass du n paar in die Fresse brauchst, vielleicht kannste dann ja normal reden!!" Noch immer mit unregelmässigem Atem, richte ich mich auf. Ein weiterer Zwerg kommt herbeigerannt und spricht mit Gerdonis "Eure Majestät, es gibt ein Problem wegen der Läuterung!"

"Er möge erklären, wo das Problem liegt." Der Zwerg verneigt sich und beginnt zu erklären "Wir haben niemanden, der sie durchführen könnte, eure Majestät, alle Priester aus dem Kloster sind verschwunden!" Er muss unser Kloster in den Bergen meinen! Das ist doch auch Kais Schuld! Der Dämon greift mich da plötzlich wieder und zerrt mich weg.

"Komm, die sind beschäftigt, wir verduften!", flüstert er.

"Nicht so schnell!", erhebt sich da Gerdonis' Stimme und Kai bleibt stehen. Er schaut über die Schulter zu dem Riesen und fragt "Was is? Hast doch gehört, was dein Arschkriecher erzählt hat, also kümmer dich lieber mal da drum!"

"Er als Sündedämon geht wohl davon aus, es gäbe nicht auch grausame Möglichkeiten, seinesgleichen zu töten?" Was, aber woher weiß er, dass Kai... Moment, war da nicht etwas in dem Lexikoneintrag? Zum Glück habe ich es noch mitgenommen, bevor wir letzte Nacht ins Kloster eingebrochen sind.
 

Ein Sündedämon sieht von außen immer wie ein Mitglied der Rasse aus, der auch der Sünder angehört, die einzige optische Eigenheit ist das Fehlen eines Bauchnabels.
 

"Schön für dich, mir fielen auch genug Möglichkeiten ein, wie ich dir das Herz rausreißen kann, mein Großer." Oh, langsam wird es aber gefährlich, warum kann er es nicht einmal lassen, andere zu provozieren? Sicher werde ich für alles, was er anstellt, genauso bestraft wie für meine eigenen Untaten!

"Er dort ist vom Kloster, nicht wahr?", wendet sich Gerdonis unverhofft an mich. Ich nicke, während der Titan sich mit seinen dicken Fingern am Kinn entlangfährt. Letztendlich schließt er kurz die Augen und gibt ein nachdenkliches Brummen von sich. Dann kommt er zu einem Entschluss: "Wir haben ein Angebot für sie. Wir, Gerdonis, werden sowohl dem Sündedämon als auch dem Priester verzeihen, wenn er die Läuterung durchführt."

"Gebongt.", reagiert Kai schlagartig. Aber ich kann doch gar keine Läuterung durchführen! Ich bin doch nur Auszubildender! Ich flüstere ihm das gleich ins Ohr, aber wie immer interessiert ihn das nicht "Wird schon schief gehen, im Dämonenvernichten seid ihr Schweinepriester alle gleich gut." Wenn das so wäre, hätte ich ihn schon längst vom Antlitz der Erde getilgt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  NightFoXx
2009-05-27T16:10:36+00:00 27.05.2009 18:10
darf ich einen kleinen kritikpunkt anbringen?
kai...der name passt einfach nich rein....die anderen klingen schon so schön na priester und fantasy-welt aber kai...is einfach zu modern

dafür gefallen mir seine sprüche umso mehr^^
>>>"Klappe, Gepäck redet nicht." einfach zu herrlich^^
grüßel


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