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Zwei Jäger und ein Baby

DxS
von

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Bobby's kleine Freundin

Sie saßen gemütlich, soweit dies in der Enge des Raums möglich war, mit ihrem Bier zusammen im Wohnzimmer. Jenny war mittlerweile wach. Das kleine Mädchen hatte sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt und beäugelte nun neugierig von Bobbys Schoß (sie war wirklich überhaupt nicht schüchtern und hatte Onkel Bobby oder O-by, wie sie ihn nannte, erneut sofort in ihr kleines Herz geschlossen) aus alles, so als würde sie überlegen, was sie hier für einen herrlichen Unsinn anstellen könnte. Sie würden höllisch auf die Kleine aufpassen müssen, während sie hier waren.

„Gefällt mir echt, was du aus deinem Wohnzimmer gemacht hast“, sagte Dean und machte einen Rundum-Blick durch den Raum, der überquoll vor Bücher, wie viel Gewicht die Statik wohl noch vertrug, bevor der Boden im Keller versank?

„Sieht vielleicht etwas chaotisch aus, aber ich weiß, wo alles ist, und finde es sofort.“

„Natürlich“, erwiderte der kleinere Winchester und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Sam sah ihn ermahnend an.

„Verarschen kann ich mich alleine, Junge.“

„Also bitte, Bobby. Nicht vor dem Baby“, maßregelte Dean ihn lachend.

„Sorry, Kleines.“ Bobby hielt ihr die Ohren zu und warf ihm dann ein liebevolles „Idiot“ an den Kopf. Die Brüder lachten. Ja, so kannten sie Bobby.

„Jetzt mal ernsthaft. Es ist wirklich beeindruckend was du alles an Recherchematerialien zusammen getragen hast,“ mischte sich nun Sam ins Gespräch ein.

„Ja, ja… und du kannst es sicher kaum erwarten deine Strebernase in jedes einzelne Buch zu stecken.“

„Dir würde das bestimmt auch nicht schaden“, meinte Bobby zu Dean.

„Eins zu null für Bobby“, kam es amüsiert vom jüngeren Winchester.
 

Sein Bruder streckte ihm für die Bemerkung die Zunge raus. Bobby beobachtete die beiden, wie sie rumalberten. Sie hatten sich nicht verändert, sie waren immer noch „seine“ Jungs. So langsam machte es Sinn für ihn. Die beiden waren schon immer mehr füreinander gewesen als nur „normale“ Brüder. Sie waren einander in gewisserweise auch Eltern und in Ermangelung von Freunden aufgrund ihrer nomadischen Lebensweise, waren sie auch der beste Freund des jeweils anderen geworden. Vom Aspekt der besten Freunde aus war die Entwicklung einer Liebesbeziehung irgendwie nachvollziehbar, ja fast sogar der natürliche, nächste Schritt, den ganzen Ex-Brüder-Kram mal ausgeschlossen. Hollywood brachte solchen Stoff in regelmäßigen Abständen auf die Leinwand, warum sollte es also nicht auch mal in der Realität passieren? Zu gönnen wäre es den zweien alle Mal. Er nahm sich vor das Glück der beiden mit allen Mitteln zu verteidigen. Plötzlich stieg ihm ein strenger Geruch in die Nase.

„Pu,“ quiekte Jenny vergnügt. Die Brüder lachten, als sie Bobbys verwirrtes Gesicht sahen.
 

„Oh man! Hat … hat sie etwa in die Windel gemacht?“

„Tja, Onkel Bobby. Dann mach dich mal bereit für deinen ersten Boxenstopp“, sagte Dean.

„Ich? Ich soll das machen? Ich kann das nicht.“

„Du bist ihr Patenonkel. Das gehört mit zu deinen Aufgaben“, meinte Sam.

„Das muss ich in der Job-Beschreibung übersehen haben.“

„Komm, stell dich der Herausforderung.“

„Ja, Bobby. Dean wird mit hoch gehen und dir Rückendeckung geben.“

„Warum ich?“, maulte der Ältere.

„Hey, ich kann das zwar mittlerweile auch gut, aber für seinen ersten Einsatz an der Windelfront, sollten wir Bobby wirklich einen Experten zur Seite stellen und der bist nun mal du und jetzt Abmarsch. Wenn das Häufchen nämlich erstmal kalt ist und antrocknet, wird sie das nämlich nicht mehr lustig finden und dann wird es schlimm, für alle Beteiligten.“

„Das wollen wir auf keinen Fall“, sagte Bobby und erhob sich aus dem Ohrensessel.

„Gut, dann geh doch schon mal vor Bobby. Ich komm gleich nach.“

„Wie auch immer“, meinte der ältere Jäger und war auch schon mit Jenny auf dem Arm im Flur verschwunden.

„Was ist denn Dean?“

„Ich muss meine Handy-Camera schussbereit machen. Bobbys erstes Wickeln muss unbedingt für die Nachwelt festgehalten werden.“ Sam schmunzelte, das war typisch Dean.

„Pass aber auf, dass er dich nicht dabei erwischt.“

„Darum mach ich sie j hier unten schon startklar, dann kann ich oben zumindest ein paar Schnappschüsse machen, ehe ich das Handy dann vor ihm in Sicherheit bringen muss.“

„Ah, clever.“

„Immer doch.“ Er gab Sam einen schnellen Kuss auf den Mund und folgte dann Bobby hinauf in Jennys neue Baby-Suite.
 

Gerade als Sam überlegte, ob er sich das Spektakel live ansehen sollte, klopfte es an der Haustür. Wer das wohl war? Kara würde wohl kaum anklopfen. Vielleicht war es ein „normaler“ Kunde, der Bobby sprechen wollte. Sam stand auf und öffnete die Tür. Vor ihm stand eine kleine, blonde Frau mittleren Alters, die eine mit einem Küchenhandtuch abgedeckte Schüssel in Händen hielt, von der ein köstlicher Geruch ausging. Sie sah ihn mit großen Augen an. Kein Wunder, er war sicher drei Köpfe größer als sie.

http://img202.imageshack.us/f/marcy.jpg/

„Kann ich Ihnen weiterhelfen?“, fragte er sie und schenkte ihr ein freundliches Lächeln.

„Oh, hi! Ich bin Marcy, Marcy Ward und Sie müssen … Sam sein. Ihr Onkel Bobby hat mir ja so viel von Ihnen und Ihrem Bruder erzählt.“

„Oh … ähm … ja, ich bin Sam. Kommen Sie doch rein Marcy.“ Er trat zur Seite, um sie einzulassen.

„Ach was. Ich will sie ja gar nicht lange aufhalten. Mein verstorbener Mann war auch Vertreter, da weiß ich, dass Sie in der spärlichen Zeit, die sie zu Hause oder bei Verwandten verbringen, Ihre Ruhe haben wollen.“ Dean und er Vertreter und Bobbys Neffen? Dieser Gedanke amüsierte Sam und irgendwie gefiel ihm die Vorstellung.

„Ja … ja, natürlich. Aber Sie stören nicht.“

„Ich wollte Bobby und Ihnen eigentlich auch nur meinen berühmten, hausgemachten Pfirsich-Cobbler vorbei zu bringen. Ich hab bei den Gesprächen mit Bobby mitgekriegt, dass Ihr Bruder Dean wohl eine ziemliche Naschkatze ist und als ich gesehen hab, dass Bobby in seinem Einkaufswagen nur einen „gekauften“ Apfelkuchen hatte, hab ich mir gedacht: Die Jungs sind ständig auf Achse und brauchen mal einen selbst, mit Liebe gemachten Kuchen.“

http://img857.imageshack.us/f/spn0291.jpg/
 

„Sam, die Fotos musst du sehen. Bobby hat sich beim Wickeln noch dusseliger angestellt, als du beim ersten Mal“, kam Dean lachend die Treppe runter gelaufen. Als er Marcy in der Tür stehen sah, verlangsamte er seine Schritte und kam dann schließlich neben Sam zu stehen.

„Oh, hi! Ich wusste gar nicht, dass Bobby Besuch von einer hübschen Dame erwartet.“ Marcys Gesicht färbte sich schneller rot ein, als er es je bei Sam beobachtet hatte. Wo hatte Bobby denn so ein süßes Schneckchen aufgegabelt? Der alte Schlawiner.

„Dean, das ist Marcy Ward. Sie bringt Kuchen.”

„Na dann ist sie herzlich willkommen.“ Er lächelte sie an und warf Sam einen vielsagenden Blick zu. Der Gesichtsausdruck des Jüngeren verriet ihm, dass er das gleiche dachte wie er.

„Dean, ich warne dich. Wenn du diese Fotos jemandem zeigst, mach ich dich kalt und verscharre deine armseligen Überreste im Vorgar …Marcy…hi … was für eine Überraschung“, kam es von Bobby, der nun ebenfalls mit Jenny auf dem Arm im Flur angekommen war. Gott, was musste sie jetzt von ihm denken? Jemandem anzudrohen ihn kalt zu machen, so was gab man doch nicht vor jemandem von sich, den man … sehr … gern hatte.

„Hallo Bobby! Wie geht es dir?“, erkundigte sie sich und ihr ohnehin schon blendendes Lächeln nahm bei Bobbys Anblick die Ausmaßen von brennendem Magnesium an. Oh ja, bei den beiden roch es gewaltig nach zweitem Frühling. Deans Grinsen wurde ebenfalls breiter.

„Gut, danke der Nachfrage. Die Jungs sind gerade angekommen. Wie geht es dir?“

„Mir geht’s auch gut. Ich habe euch einen Pfirsich-Cobbler gemacht.“ Mann, im Flirten waren die beiden aber ganz schön eingerostet, dachte Dean. Gleich würden sie sicher noch über das Wetter reden.

„Oh … danke, aber das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Yap, dieses Basecap war definitiv von Bobby angeschafft worden, um sein Rotwerden zu vertuschen. Man, so verlegen hatte Dean den älteren Jäger noch nie erlebt.
 

„Aber das habe ich doch gern gemacht.“

„Sollen wir deine Freundin nicht rein bitten?“, fragte Dean Bobby.

„Ich … ich bin nicht seine Freundin“, sagte Marcy und an ihrem Tonfall konnte man heraushören, dass sie es schön fände, wenn sie seine Freundin wäre. Mann, sie war so was von verschossen in den alten Brummbär. Dean wollte gerade sagen: Was nicht ist, kann ja noch werden, aber der warnende Blick, den Sam ihm zuwarf, ließ ihn diesen Gedanken wieder verwerfen. Der jüngere Winchester, der fand, dass es besser wäre, Dean vom Schauplatz zu entfernen, ehe er die Situation für die beiden Turteltauben mit angezogener Handbremse noch peinlicher machen konnte, sagte zu seinem Bruder:

„Nimm Marcy doch schon mal den Cobbler ab und bring ihn in die Küche.“ Bobby warf Sam einen dankbaren Blick zu.

„Klar, warum nicht.“

„Guten Appetit“, wünschte Marcy als Dean mit der Auflaufform in der Küche verschwand. Nachdem er aus ihrem Blickfeld verschwunden war, erspähte sie Jenny auf Bobbys Arm.

„Ist das Jenny?“, fragte sie und sah das kleine Mädchen verzückt an. Von ihr hatte Bobby ihr also auch erzählt.

„Ja, das ist meine kleine Tochter. Onkel Bobby hat sie gerade das erste Mal gewickelt.“ Er nahm dem älteren Jäger das Kind ab.

„Ich werde mal zusehen, dass Dean sich nicht schon vor dem Abendessen an dem Cobbler zu schaffen macht. War schön Sie kennenzulernen Marcy.“

„Mich auch.“ Sam ließ die beiden alleine und ging zu Dean in die Küche. Er stieß fast mit ihm zusammen, als er durch die Tür ging, denn sein Bruder hatte dort gestanden und offensichtlich vorgehabt zu lauschen.

„Alter, kannst du das glauben? Bobby hat sich eine kleine Freundin angelacht“, sagte Dean, ließ Sam mit Jenny vorbei und stellte sich wieder an den Türspalt, um der Unterhaltung der beiden zu folgen.

„Dean, man lauscht nicht. Du bist kein gutes Beispiel für Jenny.“

„Sch, Sam. Ich hör sonst nichts.“ Sam rollte mit den Augen. Er war auch neugierig.

„Dann geh wenigstens ein bisschen zur Seite, dass ich auch was hören kann.“

„Ich dachte, ich bin ein schlechtes Beispiel.“

„Ach, da wird sie sich schon nicht erinnern und jetzt sollten wir still sein.“
 

„Die beiden scheinen nette Jungs zu sein und Jenny ist wirklich goldig“, sagte Marcy.

„Ja, sie sind fast mehr meine Söhne als meine Neffen.“

„Das Wetter in den nächsten Tagen soll schön werden, da könnt ihr sicher allerhand draußen unternehmen.“ Oh Gott, tatsächlich. Das Wetter!

„Jenny hat bald Geburtstag, vielleicht machen wir da ein Picknick.“

„Mann, warum fragt er sie nicht einfach, ob sie mitkommen will?“, flüsterte Dean.

„Bei schüchternen, älteren Menschen dauert das halt etwas länger“, entgegnete Sam. Bobby schüchtern? Das war ja mal, was Neues, aber was Frauen anging, schien es zu stimmen.

„Das wird sicher Spaß machen,“ meinte Marcy.

„Ja … ähm … ich … wir, die Jungs und ich, sollten wohl langsam mit dem Abendessen machen anfangen.“ Das Gestammel war ja kaum zum Aushalten, dachte Dean. Die gute Frau würde Bobby glatt vom Fleck weg heiraten, alles, was der tun musste, ist die Hand nach ihr auszustrecken, aber so stoffelig, wie er sich anstellte, würde er sie wohl nie klar machen. Ihr väterlicher Freund brauchte dringend Flirt-Tipps von ihm, alias Dr. Love fand Dean zumindest.

„Oh … ja … natürlich. Ist ja schon bald Abendessenszeit. Dann … werde ich mich ml wieder auf den Heimweg machen.“

„Komm gut nach Hause und … vielleicht sieht man sich ja mal … die Tage.“

„Ja, das … das wäre … schön. Wiedersehen Bobby.“

„Tschüss Marcy.“ Sie lächelte ihm zum Abschied zu und dann drehte sie sich um, um zu ihrem Wagen zu gehen. Bobby seufzte und sah ihr leicht sehnsüchtig nach. Er hatte sie wirklich gern, aber sie passte nicht in sein Leben rein und er wollte sie auf keinen Fall in Gefahr bringen.
 

Schließlich hatte er die Tür geschlossen und war nun ebenfalls in die Küche gegangen.

„Hey Bobby, ich muss sagen, du hast echt einen guten Geschmack. Marcy ist toll. Wenn ich nicht mit Sam zusammen und 30 Jahre älter wäre, würde ich sie um ein Rendezvous bitten.“

„Zwischen uns läuft nichts.“

„Ach komm, so wie ihr euch angeglüht habt. Hast du vielleicht deshalb gefragt, ob wir Kondome benutzen? Wolltest dir wohl welche ausleihen, was“, sagte er neckisch.

„Dean“, zischte Sam. Warum konnte der andere, Bobby nicht einfach in Ruhe lassen?

„Ich hab mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt. Mit uns wird nie was passieren. Das geht einfach nicht.“

„Ist sie verheiratet?“, fragte Dean.

„Nein. Witwe. Seit 15 Jahren.“

„Was spricht dann dagegen, dass du Marcy zu deiner kleinen Freundin machst?“

„Ich mag sie.“

„Ja, darum solltest du sie ja auch um ein Date bitten. Ihr würdet gut zusammenpassen.“

„Nein, Dean. Du verstehst das nicht. Bobby mag sie“, sagte Sam, dem so langsam ein Licht aufging.

„Ja, sag ich doch. Was gibt es daran falsch zu verstehen?“

„Dean, kennst du den Spruch: Wer Weib und Kinder besitzt, hat dem Schicksal Geiseln gegeben? Ich denke, Bobby will nichts mit ihr anfangen, weil er sie nicht wieder verlieren will. Er will sie schützen und ihr nicht wehtun,“ sagte Sam. Ein Blick zu Bobby verriet ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
 

„Sie hat jemanden verdient, der sich voll und ganz um sie kümmern kann. Keinen Jäger, der ständig durchs Land reist und nie weiß, ob er von der nächsten Jagd zurückkommt.“

„Du sollst sie doch nicht gleich heiraten. Ein Date, ein Candlelight Dinner würde ihr sicher gefallen, und dann Big Amore.“

„Gott, Dean! Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen. Hast du nicht verstanden? Er mag sie. Er will sie nicht einfach nur flach legen“, sagte Sam. Manchmal konnte sein Bruder echt ein riesen Idiot sein, der kein Fettnäpfchen ausließ.

„Können wir über was anderes reden? Die Kartoffeln müssen geschält werden. Das wäre doch ne Aufgabe für dich, Dean.“ Bobby hatte einen Sack Kartoffeln aus dem Vorratsschrank geholt und schmiss ihn dem älteren Winchester zu. Essen machen (er war kein Meisterkoch, aber einen guten Hackbraten mit Kartoffeln und Gemüse und ein paar andere Gerichte bekam er hin) und nicht weiter drüber nachdenken. Er hatte sich schon viel zu lange einen Kopf darum gemacht und es führte einfach zu nichts. Er konnte einfach nicht der Mann sein, den Marcy verdiente.

„Ja … klar. Ähm … sorry, Bobby.“ Wer hätte gedacht, dass Bobby liebestechnisch genau so veranlagt war wie sein Sammy?

„Vergessen wir es einfach, okay?“ Beide nickten.
 

Doch bereits einige Minuten später, Bobby matschte das Hackfleisch, Dean schälte Kartoffeln und Sam kümmerte sich mehr oder weniger mit Jennys Hilfe, um die frischen Bohnen, die es dazugeben sollte, war Sams Neugierde schließlich aber doch zu groß und er wollte mehr über Marcy erfahren.

„Woher kennst du Marcy eigentlich?“

„Sie ist eine Nachbarin. Wohnt etwas weiter die Straße runter, nahe an der Kreuzung, wo ihr zu mir abbiegen müsst. Außerdem arbeitet sie in diesem Super-Baumarkt. Der einzige Laden in der Gegend, in dem man Lebensmittel und Baumaterial besorgen kann. Ich hab sie getroffen, als ich ne neue Schaufel brauchte und seit dem geh ich da öfters einkaufen.“

„Und wie viele Schaufeln hast du ihr seit dem abgekauft?“, platze es aus Dean heraus. Bobby warf ihm seinen „noch ein Wort und ich hol meine Schrotflinte raus“ Blick zu und der Winchester machte sich über seinen Kartoffeln ganz klein.

„Na ja und wir unterhalten uns halt manchmal ein bisschen, wenn ich einkaufen gehe.“

„Ein bisschen? Ist, dass nicht ein wenig untertrieben? Sie wusste, wer wir sind.“

„Wir haben über Familie gesprochen und für mich seid ihr das nun Mal.“ Dean versuchte einen Blick unter Bobbys Basecap zu werfen. Sicher wurde er auch dabei rot. Beiden Brüdern wurde bei Bobbys Worten warm ums Herz.

„Für uns auch, Bobby“, sagte Sam. Der Angesprochene lächelte leicht.
 

„So, du gehst also regelmäßig zum Flirten in den Supermarkt“, sagte Dean feststellend.

„Wir flirten nicht, wir … reden nur.“

„Sieht sie das auch so? Ich meine, irgendwie machst du der armen Frau doch falsche Hoffnungen. Sie ist total in dich verschossen, wenn du ihr nicht wehtun willst, solltest du sie vom Hacken lassen, damit sie sich nach jemand anderem umsehen kann.“ In diesem Fall war nun Dean anderer Meinung. Das reden mit ihr war wahrscheinlich einer von wenigen Lichtblicken in Bobbys Leben und er war der Meinung, dass sich Bobby dieses bisschen Glück, auch wenn er es sich sicher niemals erlauben würde es ganz auszuleben, verdient hatte.

„Sam lass ihm seine „Unterhaltungen“. Nur weil Bobby sie in keine Beziehung verwickeln will, heißt das nicht, dass sie nicht platonisch befreundet sein können. Marcy scheint damit klarzukommen. Ich meine, wir sind ja nicht mehr im Mittelalter, wenn sie unbedingt mit ihm ausgehen will, könnte sie selber fragen, aber …“

„Hallo? Ich bin im Raum. Könnt ihr zwei vielleicht mal ne andere Platte auflegen? So prickelnd kann mein Privatleben doch gar nicht sein.“

„Sollen wir dir lieber was aus unserem Privatleben erzählen?“, fragte Dean und wackelte neckisch mit den Augebrauen.

„Oh nein! Darauf kann ich gut verzichten, außerdem gibt es gleich essen.“

„Okay. Themenwechsel.“ Sam fing an Bobby die Geschichte von ihrem Fall mit der Geige zu erzählen.
 

„Also, weißt du, was wir mit der Geige machen können?“, fragte Sam abschließend. Bohnen und Kartoffeln waren vorbereitet.

„Es gibt da mehrere Möglichkeiten. Ich könnte euch einen Fluchkasten bauen oder aber wir verbrennen das Ding, aber da müsste ich erst noch mal nachschlagen, was man für so ein Verbrennungsritual alles braucht.“

„Hey, ich kann das doch nachschlagen. Sag einfach, wo ich das Buch finde.“

„Im Wohnzimmer.“

„Ja, schon klar, ich meine wo genau.“

„Also … da … da muss ich erstmal nachdenken.“

„Ach was! Ich dachte du würdest alles auf Anhieb finden“, sagte Dean.

„Halt die Klappe und schneid die Zwiebel“, kam es grimmig von Bobby. Er warf ihm das Lauchgewächs zu.

„Mann, immer ich“, murmelte Dean in seinen nicht vorhandenen Bart. Dabei wollte er doch jetzt Sam die Bilder von Bobbys Wickelversuch zeigen.

„Ich kann ja trotzdem schon mal ein bisschen schmökern“, meinte der größere Winchester und nahm Jenny auf den Arm.

„Ja, mach ruhig“, stimmte Bobby zu.

„Und dir wünsch ich viel Spaß beim Zwiebeln schneiden“, sagte Sam schadenfroh zu Dean, ehe er mit seiner Tochter ins Wohnzimmer rüber ging.
 

„Sieh dir mal all die Bücher an, Kleines. Es muss deinen Onkel Bobby ziemlich fiel Aufwand gekostet haben die alle zusammen zu tragen. Wie viele Antiquariate er dafür wohl abgeklappert hat?“ Sam betrachtete die Reihe nebeneinander und übereinandergestapelter Bücher. Manche sahen von außen sogar so alt aus, dass es ihn nicht wundern würde, wenn der Text noch handgeschrieben wäre. Er setzte Jenny auf dem Sessel ab.

„Machs dir bequem, Süße. Daddy spielt jetzt ein bisschen Bibliothekar.“ Das Mädchen sah ihn an als hätte er nen Vogel, aber wahrscheinlich nur, weil sie ja noch nicht wirklich alles verstand, was die Erwachsenen so sagten. Er schritt die Buchreihe ab. Sie war bloß die Spitze des Eisbergs. Ringsherum waren die Regale und Schränke bereits vollgestopft mit Büchern. Er ging in die Knie, um die Buchtitel besser lesen zu können. Manche waren nicht mal in ihrer Sprache. Da war so wirklich alles vertreten, was es an überlieferten Mythen und Legenden aus so ziemlich allen Kulturkreisen gab. Nur den roten Faden fand Sam nicht so wirklich. Da lag ein Buch über nordische Götter neben einem Buch über Hexerei und Okkultismus im Mittelalter. Ja, scheinbar war Bobbys Ordnung doch etwas abstrakt.
 

Er war so fasziniert von der enormen Vielfalt der Bücher, dass er seine Tochter für einige Augenblicke unbeobachtet ließ. Jenny war derweil aus ihrer sitzenden Position im Sessel aufgestanden. Dieser Raum war für sie faszinierend. Hier gab es sicher viel zu entdecken. Sie lehnte sich, angelockt von den bunten Einbänden der Bücher, über die Armlehne des Sessels, als ihr ein Cover besonders ins Auge stach. Es war ein Buch über die Avatara, die Erscheinungsformen, des Hindu-Gottes Vishnu, dessen zweite Inkarnation eine Schildkröte ist, die die Erde auf ihrem Rücken trägt und eben diese Inkarnation war auf dem Cover abgebildet. http://www.dollsofindia.com/dollsofindiaimages/vishnu-pictures/kurma-avatara-incarnation-of-vishnu-AD86_l.jpg

Und schildkrötentoll, wie das kleine Mädchen nun mal war, war es kein Wunder, dass sie sich streckte, um an das Buch heranzukommen. Sam hatte derweil ein Buch über Hoodoo Flüche entdeckt und wollte es gerade aus dem Bücherstapel herausziehen als Jenny das Gleichgewicht verlor, ein erschrockenes Quieken von sich gab, vorn über gegen die aufgestapelte Bücherreihe fiel und diese wie aufgereihte Dominosteine mit einem hörbaren gepolter zu Fall brachte. Dabei wurde ihr Sturz glücklicherweise von dem entstandenen Bücherhaufen abgemildert. Nichtsdestotrotz fing sie an zu weinen. Sam hatte nicht die kleinste Chance zu verhindern, dass die Bücher umstürzten. Es passierte einfach zu schnell, außerdem hatte ihm Jennys erschrockenes Quieken fast einen Herzinfarkt beschert. Das Gebrüll, das sie nun von sich gab, war auch nichts, was er öfter hören wollte. Sofort nahm er seine Tochter auf den Arm und versuchte sie zu beruhigen. Sie hatte keine offensichtliche Verletzung und Sam war sich sicher, dass sie sich nur schlimm erschrocken hatte bei dem Stunt, den sie eben veranstaltet hatte.
 

Von Jennys Geschrei aufgescheucht, eilten Bobby und Dean ins Wohnzimmer.

„Was um Himmels willen ist den hier passiert?“, fragte Bobby und besah sich das „Bücherschlachtfeld“.

„Oh, das sieht mir schwer nach „Die Rückkehr des Terrorkrümels“ aus“, meinte Dean amüsiert und gesellte sich zu Sam, um ihm beim Trösten des Mädchens zu helfen.

„Es tut mir leid, Bobby. Sei ihr nicht böse. Es war nur ein kleiner Unfall. Ich räum das gleich wieder auf.“ Bobby wischte sich seine, noch mit etwas Hackfleisch beschmierten Hände an dem Küchentuch ab, dass er über der Schulter hängen hatte, und ging dann zu den Winchesters hinüber. Er sah Jenny an, die sich langsam wieder beruhigte.

„Wer könnte so einem niedlichen, kleinen Pups schon böse sein?“

„O-by“, brabbelte sie und sah ihn mit ihrem von Sam geerbten Welpenblick an. Er streichelte der Kleinen liebevoll über die Wange. Sam schmunzelte. Dieses kleine Mädchen machte aus dem Brummbär glatt einen Kuschelbär.

„Aber es wird wohl Zeit, dass ich mir noch ein paar Regalbretter besorge und am Boden etwas Platz schaffe.“

„Regalbrette kannst du sicher auch bei Marcy kriegen“, sagte Dean und zwinkerte Bobby zu. Dieser rollte nur mit den Augen. Warum musste sie auch ausgerechnet dann vorbeikommen, wenn die Jungs da waren? Die beiden würden sicher noch auf die eine oder andere Weise versuchen ihn mit ihr zu verkuppeln.

„Hilf Sam beim Aufräumen. Ich schmeiß den Ofen an und pack den Hackbraten rein, dann stoße ich wieder zu euch.“
 

Eine gute Stunde später saßen sie in der Küche beim Abendessen. Kara war bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht, aber das störte keinen der drei Männer. Sie hatten im Wohnzimmer die zusammengestürzten Büchertürme wieder aufgestapelt und hatten dabei auch ein wenig mehr Ordnung hineingebracht, auch wenn Bobby immer noch behauptete, dass sein Chaos ein System hätte. Bobby befüllte die Teller für die Erwachsenen, während Sam seiner Tochter die Kartoffeln zerdrückte und mit dem bereits zerdrückten Hackbratenfleisch und den klein geschnittenen Bohnen vermischte. Anschließend hauten sie rein und Jenny schaffte es sich einen Großteil ihrer Portion selber in den Mund zu löffeln. Bei dem Rest half ihr Dean, der mal wieder so schnell reingebaggert hatte, dass er bereits fertig war, mitessen.

„Ich frag mich wie Dean es schafft nicht auszusehen, wie eine Tonne bei dem was er so alles verdrückt“, sagte Bobby an Sam gerichtet.

„Das frag ich mich auch, aber es wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben.“

„Seid wohl neidisch auf meinen super Stoffwechsel, was? So, noch mal die Luke auf für den letzten Happen,“ sagte er und schob Jenny den letzten Löffel ihres Abendessens in den Mund.

„Man, ich hab ganz schön viel verpasst. Sie fängt langsam an zu sprechen, kann laufen und schon selber ihren Löffel halten“, sagte Bobby.

„Ja, schon schade. Dafür hast du aber auch jede Menge schmutziger Windeln verpasst.“

„Apropos Windeln, Dean zeig mir doch mal die Bilder, die du bei Bobbys erstem Mal gemacht hast.“
 

„Ich warne dich Junge …“

„Ach, Bobby! Jetzt sei doch nicht so“, sagte Sam.

„Ja, lass Sam auch ein bisschen lachen.“

„Okay, aber dann werden die Bilder gelöscht, klar soweit?“

„Ja … klar … natürlich Bobby.“ Kopfschüttelnd fing der ältere Jäger an den Tisch abzuräumen. Dean holte sein Handy raus.

„Warte … hier. So, das ist das erste Foto. Bobby hat das Creme-Döschen unbeaufsichtigt gelassen und Jenny hat prompt reingefasst.“ Sam nahm das Handy und klickte sich durch die Bilder. Jenny, die in die Cremedose fasst, Jenny, die mit der creme beschmierten Hand nach Bobbys Bart greift, Bobby, der versucht ihr zu entkommen und schließlich Bobby, der mit Creme im Bart auf Dean zugeht, um weitere Fotos zu unterbinden. Sam lachte. Die Gesichter, die Bobby auf den Bildern machte, waren einfach unbezahlbar.

„Mach dir nichts draus Bobby. Bei meinem ersten Versuch hat die Pocreme meinen Laptop erwischt“, versuchte Sam ihn aufzuheitern.

„Windelwickeln ist ja nun keine Atomwissenschaft. Mit ein bisschen Übung werde ich euch garantiert bald in Geschwindigkeit und Akkuratheit um Längen schlagen.“

„Heißt das, wir haben hier jemanden gefunden, der sich für die nächste Zeit freiwillig zum Wickeldienst meldet?“
 

„Was? Ähm … also … das war natürlich nur theoretisch …“

„Nein, nein, nein. Gesagt ist gesagt.“ Bobby sah hilfesuchend zu Sam.

„Ich steh da voll hinter Dean. Gesagt ist gesagt.“ Er lachte.

„O-by“, sagte sie und streckte nach ihm die Hände aus. Bobby stellte die Teller neben der Spüle ab und nahm sie auf den Arm.

„Oh je, in was hab ich uns da nur rein geritten, Jenny?“

„Ihr zwei versteht euch doch blendend. Das wird schon klappen.“

„Ja und wir zwei gönnen uns mal eine Auszeit von der Stinke-Windel-Front“, meinte Dean.

„Genau, wir machen mal ein paar Tage nur die schönen Sachen, wie mit ihr spielen und ihr vorlesen“, sagte Sam.

„Das könnt ihr mal so was von knicken. Wir teilen uns die Jenny-Zeit schön gerecht auf.“

„Okay. Ist nur fair. Wenn du uns ein paar Windeln abnimmst, reicht das schon.“

„Ja, wir machen uns ne schöne Zeit, während wir hier sind“, verkündete Sam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ran34
2011-04-15T18:25:00+00:00 15.04.2011 20:25
Ich habe es jetzt endlich geschafft und einen Lesemarathon hinter mir! *uff*
Ich bin total begeistert von deinem Schreibstil und habe deine FF sogleich weiterempfohlen! >.<

Ich finds total süß wie Bobby mit der Kleinen umgeht!^^
Irgendwie wird mir schon Angst und Bange, wenn ich daran denke, dass diese Dämonen hinter ihnen her sind und die Sam und Jenny töten wollen! Und die Engel sind auch nicht viel besser, immerhin wollen auch sie Sam opfern! Sammy und Deanie kann man doch unmöglich trennen!!!! T.T

lg~
Von:  -Kassiopeia-
2011-04-13T21:37:39+00:00 13.04.2011 23:37
die wickel aktion mit bobby kann ich mir nur zu gut bildlich vorstellen^^

am anfang hatte ich kurz das gefühl, dass sich deins chreibstil verändert hätte, aber schon eine seite weiter, war er wieder so wie ich ihn kannte. ansonsten wie immer ein schönes kapitel und ich bin gespannt wie es mit bobby und dieser frau weiter geht^^
liebe grüße


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