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Zwei Jäger und ein Baby

DxS
von

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...und seine Folgen

Er hörte jemanden seinen Namen sagen und spürte Hände auf seinem Rücken. Zuerst glaubte er, es wäre Sam, aber Sam hatte nicht so eine quiek Stimme und so kleine Hände.

„Din, Din!“ Das kleine Mädchen patschte fröhlich auf seinem Rücken rum um ihn zu wecken. Dean drehte sich um und war froh, dass sein Rücken ihm dabei heute Morgen weit aus weniger Probleme machte als am Vortag.

„Morgen Jenny“, murmelte er verschlafen, als er die Kleine erblickte. Sogleich stieg ihm ein unangenehmer Geruch in die Nase. Jenny brauchte dringend eine neue Windel. Dean sah auf die Digitalziffern des Weckers. 11.15 Uhr. Sam ließ ihn doch sonst nie so lange schlafen.

„Sammy?“ Keine Reaktion.

„Sam?“ Diesmal war seine Stimme schon wesentlich lauter. Wieder keine Antwort.

„SAM! “, schrie Dean nur und Jenny zuckte leicht zusammen.

„Entschuldigung Kleines.“ Er streichelte ihr übers Haar.

„Wo ist dein Daddy?“

„Ni puh.“

„Ich weiß. Gib mir zwei Minuten um mich aufzurichten.“ Wo steckte Sam? Als sich Dean aus dem Bett gequält hatte (in die Senkrechte wollte sein Rücken scheinbar noch nicht wieder so gerne) ging er mit Jenny in ihr Zimmer um sie zu wickeln. Er sah, dass das große Bett benutzt war und Dean erinnerte sich, dass sein Kleiner gestern nicht einschlafen konnte und deswegen zu Jenny rüber gegangen war. Nur wo war er jetzt? Er rief noch mal den Namen seines Bruders, während er Jenny wickelte, bekam aber wieder keine Antwort. Also war er definitiv nicht im Haus. Sie hatten eigentlich alles da, also hatte Sam keinen Grund das Haus zu verlassen.
 

„Ich werde nach Chatham fahren und einen Salzkreis um die alte Hütte ziehen. Damit sollten die Kinder auf dem Spielplatz erst mal sicher sein, bis wir wissen wie wir den Acheri vernichten können.“
 

Hallten Sams Worte Dean plötzlich durch den Kopf. Dieser Penner war doch nicht tatsächlich alleine losgezogen. Er musste Sam anrufen. Super, sein Handy lag irgendwo unten und das bedeutete Treppen. Sollte er Jenny hier oben lassen? Wenn er die Treppe nicht wieder alleine hoch kam wäre sie ganz alleine. Aber wenn er sie mitnehmen würde und die Treppe runter fiel lief er Gefahr, dass er sie verletzte. Also setzte er sie in ihr Bettchen.

„Ich bin gleich wieder da Süße.“ Wenn er unten war und nicht mehr hoch käme könnte er wenigstens noch Augusta anrufen und um Hilfe bitten. Er ging langsam die Treppe runter. Als er unten angekommen war, fasste er sich ins Kreuz.

„Scheiße, wie lange wird dass denn noch weh tun?“, fluchte er. Die Pillen hatte er selbstverständlich oben vergessen. Er lief ins Wohnzimmer und fand sein Handy zum Glück sofort auf dem Couchtisch. Augenblicklich wählte er Sams Nummer aus dem Kurzwahlspeicher.

„Geh ran, geh ran, geh ran.“ Doch am anderen Ende der Leitung tat sich nichts. Dann ging jedoch die Mailbox ran.

„Sam, wenn du da bist wo ich denke, dass du bist, reiß ich dir den Arsch auf wenn du zurück bist und wehe dir ist was passiert. Dann flick ich dich zusammen und reiß dir dann den Arsch auf und das nicht auf lustvolle Art, “ schrie er in das Handy hinein. Dann machte es piep und der Nachrichtenspeicher war voll.

„Dämlicher Mistkerl!“ Er donnerte sein Handy mit voller Wucht gegen das Sofa. Von da aus prallte es ab und landete unter dem Couchtisch.

„So eine verdammte Scheiße.“ Jetzt konnte er sich schon wieder bücken. Vielleicht sollte er es mal anders versuchen. Irgend so ein Typ hatte doch mal im Frühstücksfernsehen gesagt, man soll sich nicht bücken, sondern in die Knie gehen. Also machte Dean eine elegante Kniebeuge und streckte dann seinen Arm aus. Er bekam das Handy zu fassen und es gelang ihm dann sogar sich ohne großartige Schmerzen wieder aufzurichten.

„Din!“, erklang danach Jennys Stimme von oben.

„Ich bin unterwegs Kleines.“ Und schon hievte sich Dean die Treppe wieder rauf. Oben angekommen schnappte er sich Jenny und ging mit ihr nach unten. Jetzt wusste er ja, dass er nicht mehr ganz so wackelig auf den Beinen war. Er ging mit ihr in die Küche. Sie brauchte jetzt ihr Frühstück.
 

Er war gerade dabei Jennys Frühstücksbrei anzurühren, als es an der Hintertür klopfte. Dean öffnete. Es war Augusta.

„Morgen Dean! Ich will ja nicht indiskret sein, aber hast du dich mit Sam gestritten?“

„Nein, wie kommst du darauf?“, wollte Dean wissen.

„Naja, Ross und ich gehen manchmal früh Morgens eine Runde Schwimmen und als wir zurück kamen haben wir gesehen, wie Sam ins Auto gestiegen und weg gefahren ist und jetzt, fast vier Stunden später, ist er offensichtlich immer noch nicht zurück, also ist er wohl nicht nur schnell einen Liter Milch kaufen.“

„So lange ist er schon weg“, sagte Dean leise, doch Augusta hörte ihn.

„Deinem überraschten Tonfall nach zu urteilen scheinst du nicht wirklich zu wissen, was deine bessere Hälfte so treibt.“

„Wir haben diesen Fall. Er wollte heute noch mal hin. Ich habe ihm gesagt, es ist zu gefährlich alleine hinzufahren und das er hier bleiben soll, aber der blöde Klugscheißer schien es mal wieder besser zu wissen.“ Dean wusste nicht genau warum er so ehrlich zu Augusta war, aber er hatte das Gefühl, dass er ihr vertrauen konnte.

„Es…es geht ihm doch sicher gut oder?“, fragte sie ihn und klang leicht beunruhigt.

„Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Den Fall den wir haben, der ist in Chatham und wenn er wirklich schon seit heute früh weg ist…“

„Dann ist er allerdings schon ziemlich lange weg“, vollendete sie seinen Satz.
 

Ein paar Stunden vorher in Chatham:
 

So früh loszufahren hatte seine Vor- und Nachteile. Der Vorteil war, dass Dean noch nicht wach war und er ihn so nicht aufhalten konnte, was dieser zweifellos getan hätte. Der Nachteil war, dass Sam sich durch den Berufsverkehr kämpfen musste. So brauchte er für den Hinweg eine Stunde. Als er den Parkplatz am Spielplatz erreichte schaltete er sein Handy aus. Wenn Dean wach war würde er garantiert versuchen ihn anzurufen. Er kannte seinen Bruder und Sam konnte nicht riskieren, dass sein klingelndes Handy dem Acheri möglicherweise verriet, dass er auf der Jagd nach ihm war. Er ging zum Kofferraum, um die Schrotflinte mit dem Steinsalz und einen Sack Streusalz heraus zuholen, den er benutzen wollte um eine Art Bannkreis um die Hütte zu ziehen, so dass der Archeri nicht mehr bis zum Spielplatz vordringen konnte. Natürlich musste er erst mal dafür sorgen, dass der Acheri in die Hütte kam und er würde sich als Köder anbieten. Er hatte sich eins der Bänder von dem Rosenstrauß ums Handgelenk gebunden. Selbstverständlich wäre es einfacher, wenn Dean und er die Sache gemeinsam angegangen wären, aber das ging ja im Moment nicht und je mehr Zeit sie verloren, desto mehr Chancen hatte der Acheri noch weitere Kinder krank zu machen und das konnte Sam nicht zulassen. Den Spielplatz mit Salz einzukreisen wäre natürlich einfacher, jedoch würde der Salzkreis nicht lange halten, wenn hier ständig Kinder rumtollten. Er schloss den Kofferraum und sah in den Himmel. Es war ein schöner, warmer Sommertag und die Vögel zwitscherten. Dann setzte sich Sam in Bewegung. Die Sonne hatte den Sand auf dem Spielplatz nach dem Sturm mittlerweile wieder vollständig getrocknet und ein Teil davon landete in Sams Schuhen während er den Spielplatz überquerte um zur alten Hütte zu gelangen. Je näher er dem alten Holzhaus kam, desto ruhiger wurde es um ihn herum. Es war so als würden die Vögel die Nähe des Acheri spüren und deswegen die Stelle meiden. Das war etwas, was ihm bei ihrem ersten „Besuch“ hier nicht aufgefallen war. Nur noch ein paar Schritte und er würde die kleine Lichtung erreichen wo sich die Hütte befand. Als er schließlich da war, war das einzige Geräusch was er vernehmen konnte der Wind in den Zweigen der Bäume um die Lichtung herum. Es war keine erholsame Stille, sonder eine Gespenstische. Er trat näher an die Hütte heran. Wie sollte er nun vorgehen? Einfach reingehen und hoffen, dass der Acheri auftauchte? Oder sollte er schon anfangen einen Salzkreis zu ziehen? Letzteres schien ihm die bessere Alternative zu sein, denn wenn er danach den Acheri in der Hütte hätte, dann brauchte er nur noch den Salzkreis schließen. Wenn er den Acheri erst anlocken würde bestand die Möglichkeit, dass er wieder verschwinden würde, ehe er den Salzkreis fertig hätte. Und wieder wurde ihm bewusst, dass es viel einfacher wäre, das Ganze zu zweit zu erledigen. Als er aufgebrochen war, war er sich sicher, dass er das Richtige tat. Nun war er nicht mehr so sicher, dass es eine so gute Idee war alleine herzufahren. Während er dabei war den Salzkreis um das Haus zu ziehen machte er sich Gedanken darüber, wie Dean ihn wohl empfangen würde, wenn er zurück in Truro war. Er war nicht so naiv zu glauben, dass Dean sich nicht aufregen würde. Aber er hoffte, dass sich ein größerer Streit vermeiden ließ. Er dachte daran, wie Dean damals reagiert hatte, als er nach Lawrence gefahren war um nach Deans richtigen Eltern zu suche. Er war ganz schön sauer gewesen. Was machte er sich hier eigentlich vor? Dean würde ausrasten sobald Sam nach Hause kam. Ob es sich jetzt noch lohnen würde schnell eine Lebensversicherung abzuschließen? Für den Fall, dass Dean ihm den Kopf abriss wäre Jenny dann wenigstens finanziell abgesichert. Aber vielleicht würde Dean ihn um Jennys Willen auch nur ein bisschen töten. Er hatte sich über Deans Wunsch hinweg gesetzt und würde mit den Konsequenzen leben müssen. Auf andere zu hören war noch nie seine Stärke gewesen. Einer seiner Tutoren am College hatte ihn einst mal als Beratungsresistent bezeichnet, was Sam natürlich bestritten hatte. Mittlerweile war er geneigt zuzugeben, dass daran vielleicht etwas dran war.
 

Er hatte gerade die Hälfte des Salzkreises fertig, als ihn ein Schrei aus seinen Gedanken riss. Er richtete sich auf um zu sehen aus welcher Richtung der Schrei kam. Diese Frage beantwortete sich sofort von alleine, als ein kleiner Junge von etwa acht Jahren von rechts auf ihn zu gerannt kam. Ihm folgte ein etwa 12 jähriger Junge, der ein Fernglas um den Hals hatte. Der Ältere gab dem Jüngeren die Anweisung die Beine in die Hand zu nehmen.

„Lauf Josh!“ Sam sah auch gleich darauf den Grund warum sie rannten als sei der Teufel hinter ihnen her. Der Acheri war ihnen dicht auf den Fersen. Er beeilte sich den Salzkreis fort zusetzen. Als der kleine Junge Sam sah rief er laut:

„Hilfe!“ Josh war noch einige Meter von ihm entfernt. Der andere Junge holte langsam auf. Genauso wie der Acheri. Sam richtete seine Waffe auf den Acheri, doch der war plötzlich verschwunden. Als Sam einen erneuten Schrei hörte, wusste er, dass es dem Geistermädchen zu bunt geworden war hinter den beiden Jungs herzurennen. Sie war kurz vor Josh wieder aufgetaucht. Der Kleine hatte sich erschrocken und war ruckartig stehen geblieben. Sie ging langsam auf ihn zu und er wich ängstlich zurück. Dabei stolperte er über seine offenen Schnürsenkel und fiel hin. Der Acheri kam ihm immer näher. Bevor Sam wieder auf sie zielen konnte, war der Ältere in Erscheinung getreten. Er hatte einen Stock genommen und ihm nach dem Acheri geworfen.

„Komm meinem Bruder nicht zu nah du Monster.“ Doch durch einen Stockwurf ließ sich das Geistermädchen nicht beeindrucken.

„Nick, hilf mir!“ Josh schrie nach seinem Bruder. Dieser schleuderte dem Acheri einen weiteren Stock entgegen. Sam zielte nun und schoss. Das Steinsalz traf sie ehe sie Josh, der noch immer auf dem Boden war, erreichen konnte. Nick half seinem Bruder schnell auf die Beine. Sie sahen Sam erschrocken an.

„Wir sollten so schnell wie möglich hier verschwinden. Der Freak hat eine Waffe, “ sagte Nick leise zu Josh.

„Aber er hat uns geholfen“, entgegnete Josh. Sam trat auf die beiden zu.

„Seid ihr beiden in Ordnung?“

„Ja. Was.. was war das?“, fragte Josh. Nick stellte sich schützend vor seinen kleinen Bruder. Dieser große Mann mit der Schrotflinte in der Hand schien ihm nicht gerade vertrauenerweckend, auch wenn er dieses Ding vertrieben hatte. Vielleicht war das Ganze nur ein Trick und er arbeitete in Wirklichkeit mit diesem Monster zusammen, dass sie quer durch den Wald gejagt hatte. Sam erkannte Nicks Geste sofort. Er hatte sie oft genug bei Dean beobachtet. Das schien einfach so eine „Ich bin der große Bruder und beschütze dich“ Sache zu sein. Er lächelte leicht.

„Ihr braucht keine Angst vor mir zu haben. Ich tue euch nichts.“

„Ach ja? Erwarten Sie etwa, dass wir Ihnen das glauben? Sie haben ne Knarre dabei. Hier gibt es kaum Wildtiere. Also ist die garantiert nicht zum jagen.“

„Nick…“

„Bleib hinter mir Josh.“

„Ich bin hinter dem Ding her, dass euch verfolgt hat“, versuchte Sam den älteren Bruder zu überzeugen.

„Was war das?“

„Ein Geist“, sagte Sam ehrlich. Er musste ihr Vertrauen gewinnen und zusehen, dass er sie unbeschadet aus dem Wald schaffte. Wenn sie alleine losliefen würden sie wahrscheinlich dem Acheri doch noch in die Hände fallen.

„Und Sie sind was? Einer von den Ghostbusters?“

„Er hat keinen Staubsauger Nick“, sagte sein kleiner Bruder.

„Ghostbusters ist ein Film. Dieses Ding war echt. Aber wenn du es so nennen willst, dann ja. Ich bin eine Art Geisterjäger.“

Nick blickte ihn ungläubig an. Sam erkannte, dass er hin und her gerissen war. Vermutlich überlegte er ob A)Sam die Wahrheit sagte, B)ein perverser Massenmörder oder C)einfach nur ein totaler Spinner war.

„Und Geister gehen weg wenn man auf sie schießt?“, fragte Josh neugierig.

„Die Schrotflinte ist mit Steinsalz geladen. Geister mögen kein Salz. Man kann sie damit vertreiben.“

Josh sah ihn überrascht an, aber schien ihm zu glauben. Nicks Mine drückte nun aus, dass er im Moment stark zu Möglichkeit C tendierte.

„Ihr zwei solltet hier nicht rumlaufen. Was habt ihr so früh hier gemacht?“

„Nicky hat mir einen Gelbschnabelkuckuck gezeigt. Er will mal Ortimologe werden.“

„Ornithologe heißt das Josh und ich habe dir schon tausend Mal gesagt, du sollst mich nicht Nicky nennen. Ich bin kein Mädchen.“

„Aber Mama nennt dich doch auch so.“

„Bei ihr mag ich es genauso wenig.“

Sam betrachtete die beiden Brüder und lächelte.

„Ah, deswegen also das Fernglas.“

„Ähem“, nickte der Jüngere eifrig.

„Wir sollten jetzt gehen und die Polizei rufen wegen diesem Ding“, sagte Nick, der durch die Ablenkung wegen seinem ungeliebten Kosenamen kurz den Faden verloren hatte.

„Das ist keine gute Idee. Glaub mir, ich kann euch besser helfen als die Polizei. Ihr könnt mir vertrauen.“

„Sir, da drüben“, sagte Josh und zeigte auf die Hütte wo der Acheri wieder erschienen war.

Sam richtete erneut die Waffe auf das Geistermädchen und drückte ab.

„Ich bin kein Sir. Nenn mich Sam, “ stellte er sich dann vor.

„Ich dachte das Ding wäre tot“, sagte Nick.

„Salz vertreibt sie leider nur.“

„Dann…dann kann es uns also jederzeit auflauern?“, fragte Josh ängstlich und klammerte sich an seinen großen Bruder.

„Keine Angst. Ich beschütze dich Josh, “ sagte Nick.

„Ja, der Geist wird zurück kommen, aber ich kann ihn in einen Salzkreis einsperren. Dann kann er euch nichts mehr tun.“

„Waren sie deshalb hier?“, fragte Nick, der Sams Geschichte langsam zu glauben begann.

„Ja. Ich will verhindern, dass es Menschen weh tut.“

„Können wir helfen?“

„Ich bin mit dem Salzkreis fast soweit. Kommt her.“

Mit einem winzigen Restzweifel trat Nick etwas näher an Sam heran. Sein Bruder folgte ihm wie ein Schoßhund.

„Nehmt euch bei den Händen.“

„Warum?“

„Ich hab etwas, dass euch schützen wird während ich den Salzkreis schließe.“ Sam griff in seine Tasche, um die zweite rote Schleife heraus zu holen, doch die Tasche war leere. Sie muss ihm irgendwie raus gefallen sein. Was sollte er jetzt machen? Schließlich löste er das rote Band von seinem Handgelenk und band es um die Handgelenke der beiden Jungs.

„Und das soll helfen?“, fragte Nick ungläubig.

„Ja. Pass auf deinen Bruder auf und gib mir Bescheid, falls der Geist wieder auftauchen sollte.“ Die beiden Jungs waren jetzt sicher, aber er selbst hatte nur noch die Schrotflinte um sich zu schützen, aber die beiden Kinder würden ihn hoffentlich früh genug warnen, so dass er rechtzeitig reagieren konnte.
 

Es blieb einige Minuten ruhig. Verdächtig ruhig. Sam legte daher noch einen Zahn zu. Er ließ zum Schluss noch etwa eine halbe Autolänge platz, schließlich musste der Acheri ja noch in den Kreis hinein gelangen. Er war gerade dabei die Schrotflinte nachzuladen, als er Nick schreien hörte.

„Sam, passen Sie auf. Hinter Ihnen!“ Schnell machte er die Schrotflinte Schussbereit. Doch als er sich umdrehte war es zu spät. Der Acheri war bereits zu dicht dran. Er spürte wie kleine Hände seinen Arm berührten. Er wich zurück. Das Mädchen folgte ihm. Versuchte ihn erneut zu berühren. Sam ging immer weiter zurück und schließlich befand sich der Acheri im Salzkreis. Er war jetzt zwar weit genug weg von ihr, doch wenn er jetzt schießen würde, wusste er nicht wo sie wieder auftauchen würde. Doch wie sollte er jetzt den Salzkreis schließen? Wie konnte er nur so dumm sein zu glauben er käme hier alleine zurecht? Warum hatte er nicht auf Dean gehört? Das Geistermädchen hatte ihn bereits berührt. Aber er fühlte sich nicht anders. Vielleicht hatte sie keine Wirkung auf Erwachsene. Er änderte die Richtung um zu dem Streusalz zu gelangen und den Kreis zu schließen. Aber die beiden Jungs waren bereits zum ihm gerannt und hatten damit begonnen den Salzkreis zu vollenden. Die beiden Jungs waren verdammt mutig für ihr Alter. Gott, wieso hatte er sie nicht einfach nach Hause gebracht und dann hier weiter gemacht? Wieso hatte er die beiden in diese Situation gebracht? Er wusste ja nicht Mal ob das mit dem roten Band wirklich funktionierte. Das war doch unverantwortlich, dass jetzt alles auf die Kinder ankam. Sam musste jetzt unbedingt den Acheri noch solange bei Laune halten bis die Jungs fertig waren. Zum Glück war das Geistermädchen vollkommen auf ihn fixiert, so dass die Jungs sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren konnten. Aber Josh sah immer wieder ängstlich zu Sam und dem Acheri, während er mit seiner freien Hand das Salz verteilte.

„Beeil dich Josh“, trieb sein großer Bruder ihn zur Eile an. Endlich waren sie fertig und mit einem schnellen Sprung hatte Sam den Salzkreis verlassen.
 

Das Adrenalin pumpte durch seine Adern und er stützte seine Hände auf seine Oberschenkel. Dann sah er die beiden Jungs an.

„Danke. Das war sehr mutig von euch.“

„Nick ist der mutigste Junge den ich kenne“, sagte Josh stolz. Sam lächelte. Josh erinnerte ihn an sich selbst, als er in diesem Alter war. Er hatte Dean damals auch wie einen Helden verehrt. Früher hatte er auch immer auf Dean gehört. Doch irgendwann während seiner Highschoolzeit hatte er damit aufgehört, weil er sich immer häufiger mit seinem Dad gestritten hatte und er das Gefühl hatte, dass Dean eh immer auf der Seite ihres Vaters war. John war jetzt nicht mehr in ihrer Nähe und vielleicht sollte er langsam mal wieder damit anfangen Deans Gegenargumente für voll zu nehmen.

„Sind Sie Okay?“, fragte Nick, der etwas rot geworden war wegen dem Kompliment seines kleinen Bruders.
 

War er okay? Das war eine gute Frage. Der Acheri hatte ihn berührt. Würde er jetzt auch krank werden? Oder hatte er das Glück und die Kräfte des Geistermädchens wirkten nur bei Kindern?

„Ich denke schon, ja. Kommt, ich bring euch nach Hause.“

„Es ist nicht weit. Unser Haus ist direkt gegenüber vom Spielplatz, “ sagte Josh. Sam nickte, kontrollierte ob die Salzschicht auch dick genug war, so dass der Wind sie nicht zu leicht weg wehen konnte und verstärkte den Salzkreis an einigen Stellen. Nick löste in der Zwischenzeit das rote Band und gab es Sam zurück, der es in seine Tasche steckte. Dann sagte er:

„So, dann lasst uns gehen.“ Die drei verließen die Lichtung in Richtung Spielplatz.

„Wie viele Geister haben Sie schon gejagt?“, fragte Nick neugierig.

„Eine ganze Menge“, sagte Sam.

„Wie viel verdient man mit der Geisterjagd?“, fragte Nick weiter.

„Nichts.“

„Dann machen sie das also nur als Hobby?“

„So in etwa.“ Er musste die Jungs ja nicht unbedingt in sein verkorkstes Leben einweihen.

„Sam, wenn es Geister gibt, gibt es dann auch Werwölfe und Vampire?“, fragte Josh. Na super! In welche Situation hatte er sich jetzt schon wieder gebracht? Er hatte den Kindern überhaupt nur von dem Geist erzählt, weil er ihr Vertrauen erlangen wollte. Was sollte er nun auf Joshs Frage hin antworten?

„Nicht viele, aber einige“, sagte Sam schließlich.

„Aber die meisten Menschen glauben nicht daran. Erzählt euren Eltern also besser nicht was heute passiert ist.“

„Warum nicht?“, fragte Josh.

„Damit Mum und Dad uns nicht in die Gummizelle stecken“, sagte Nick.

„Was ist eine Gummizelle?“

„Ein Ort an dem man Verrückte behandelt.“

„Wir sind nicht verrückt.“

„Ich weiß, aber Mum und Dad glauben dass vielleicht wenn wir ihnen erzählen was passiert ist, “ erklärte Nick ihm. Sam musste immer noch lächeln. Die beiden erinnerten ihn mehr und mehr an Dean und sich selbst.

„Und ich will, dass ihr in den nächsten Tagen nicht in den Wald geht, verstanden.“

„Verschwindet der Geist dann von selber?“, fragte Josh.

„Nein, aber bis dahin habe ich wahrscheinlich einen Weg gefunden, um den Geist ein für alle mal loszuwerden, “ sagte Sam.

„Machst du dass eigentlich ganz alleine Sam?“, fragte Josh.

„Eigentlich nicht, nein.“

„Ist auch besser so. Das scheint mir nämlich ziemlich gefährlich zu sein.“

Oh Gott! Jetzt wurde er auch noch von einem Kind belehrt.

„Ja, wir haben Ihnen den Arsch gerettet,“ sagte Nick.

„Nick! Mum hat gesagt, du sollst solche Wörter nicht sagen, “ sagte Josh.

„Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.“

„So wie als wir am 4. Juli vom Kuchen genascht haben?“

„Ja genau.“ Sie erreichten den Spielplatz.

„Also, keine Vogelbeobachtungen mehr in nächster Zeit, versprochen?“

„Ja in Ordnung.“ Sie kamen zum Parkplatz.

„Wow, ist dass ihr Wagen?,“ fragte Nick und musterte begeistert den Impala. Die schwarze Schönheit glänzte in der Sonne.

„Ich hab ihn mir von meinem großen Bruder geliehen.“

„Sie müssen einen coolen Bruder haben.“

Sam rollte mit den Augen. Wenn Nick jetzt auch noch sagte, dass er Metallica und AC/DC hörte würde er durchdrehen.

„Warum war dein Bruder nicht bei dir? Er sollte doch auf dich aufpassen, so wie Nick auf mich, “ sagte Josh. Sam schluckte.

„Das tut er auch. Er passt immer auf mich auf, aber er ist krank und ich fand es wichtig den Geist aufzuhalten, also bin ich alleine her gekommen, obwohl er mich gebeten hat zu warten bis es ihm besser geht und wir es gemeinsam erledigen können.“

„Sie hätten auf Ihren Bruder hören sollen“, sagte Nick, der immer noch schwärmerisch den Impala betrachtete. Warum schien er der Einzige, der nicht wahrhaben wollte, dass es bescheuert war alleine loszuziehen? Sogar die Kinder wussten es besser.

„Zum Glück bin ich ja euch begegnet. Sonst wäre ich aufgeschmissen gewesen.“

„Ja, wir haben dir geholfen, weil du uns auch geholfen hast“, sagte Josh.

„Ihr solltet jetzt nach Hause gehen“, sagte Sam.

„Sam, ähm…danke, dass Sie Josh vorhin gerettet haben.“

„Kein Ding. Das ist doch sozusagen mein Job und hey, pass weiterhin so gut auf deinen kleinen Bruder auf.“

„Das müssen sie mir nicht sagen, dass mach ich sowieso, auch wenn er manchmal eine riesen Nervensäge ist.“

„Bin ich gar nicht“, sagte Josh und streckte seinem Bruder die Zunge raus.

„Wer zuletzt am Baumhaus ist muss das Eis bezahlen wenn der Eiswagen kommt“, sagte Nick und lief los.

„Hey, dass ist unfair, “ schrie Josh und rannte ihm hinterher. Sam sah ihnen hinterher, bis sie bei einem der Häuser durch ein Gartentor verschwanden. Durch die beiden hatte er seine Lektion gelernt. Er würde in Zukunft Deans Art mehr zu schätzen wissen, weil der Ältere dass alles nur machte weil er ihn liebte und nicht weil er nur den kleinen Bruder in ihm sah, der nicht alleine zu recht kam.
 

Er packte das Salz und die Schrotflinte zurück in den Kofferraum und ließ sich dann auf den Fahrersitz sinken. Dort neben ihm fand er dann das zweite rote Band. Er gähnte. Aber er tat das ab, weil er einfach die Hoffnung nicht aufgeben wollte, dass die Berührung des Acheri ihn nicht beeinträchtigen würde. Er hatte einfach zu wenig Schlaf gehabt. Das musste es sein. Er rieb sich über die Augen. Er startete dann den Motor des Impalas, fuhr los und kam einige Kilometer vor Truro in einen Unfallbedingten Stau. Er schaltete sein Handy wieder ein. Er hatte einen Anruf in Abwesenheit. Dann hörte er die Mailbox ab. Er musste das Handy von seinem Ohr weg halten, so laut erklang die wütende Stimme seines Bruders.

„Oh, man! Na das kann ja was werden, “ sagte Sam leise zu sich selbst. Während der Fahrt wurde er immer müder. Aber durch Musik konnte er sich wach halten bis er zu Hause war. Unterwegs nahm er sich vor, dass er sich sofort bei Dean entschuldigen würde.
 

Truro 11.45 Uhr:
 

Dean hatte Jenny ihr Frühstück gemacht. Er selber hatte keinen Hunger. Er machte sich zu viele Sorgen um Sam. Augusta saß mit ihm in der Küche und fütterte Jenny.

„Sollten wir vielleicht nach Chatham fahren und nach ihm suchen?“, fragte sie ihn. Ehe er antworten konnte, hörten sie den erlösenden Klang des Impala Motors. Sofort war Dean auf den Beinen. Der Motor erstarb. Sam hatte den Wagen in der Garage geparkt. Langsam stieg er aus dem Wagen und ging durch die Tür in die Küche. Er fühlte sich seltsam. Kaum war er in der Küche fing Dean auch schon an zu schimpfen wie ein Rohrspatz.

„Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht einfach so zu verschwinden? Ich wollte nicht, dass du fährst, aber du hast es trotzdem getan. Ohne eine Nachricht. Soll ich dich jetzt jede Nacht festbinden, um sicher zu gehen, dass du nicht einfach abhaust?“

„Ich, ähm…werde mit Jenny ein wenig nach draußen in die Sonne gehen, “ sagte Augusta und brachte sich und das kleine Mädchen aus der Schusslinie.

„Dean, es tut mir leid.“

„Halt die Klappe Sam. Spar dir deine verschissenen Entschuldigungen. Ich will sie nicht hören. Vorgestern erzählst du noch wir sollten besser auf uns aufpassen und machst mich fertig, weil ich dich beschützen wollte und heute ziehst du so eine scheiß Nummer ab. Du bist ein verdammter Heuchler Sam.“

„Dean…“

„Ich sagte du sollst die Klappe halten. Gott, ich bin so wütend auf dich. Du kannst froh sein, dass Augusta mit Jenny draußen im Garten ist. Ich hätte nämlich im Moment nicht übel Lust dir etwas Vernunft in deinen dämlichen Dickschädel zu prügeln.“ Dean hatte ihn am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt.

„Dean…bitte.“

„Nein Sam! Wie soll unsere Beziehung funktionieren, wenn alle Regeln scheinbar nur für mich gelten? Du machst immer was du willst. Egal ob du im Recht oder im Unrecht bist.“

Sam fühlte sich groggy. Irgendwie begann die Küche sich gerade zu drehen. Ihm war schwindelig und er wollte nur noch schlafen. Er hatte wohl nie Glück. Die Kräfte des Acheri fingen nun doch an bei ihm zu wirken.

„Manchmal frage ich mich wirklich, ob es gut für uns ist zusammen zu sein. Wie soll ich dir vertrauen, wenn du alle Entscheidungen für dich alleine triffst?“, sprach Dean weiter und klang dabei nun eher traurig als wütend.

„Dean, ich…der Acheri…berührt…müde…leid.“ Sam hatte Tränen in den Augen.

„Der Acheri hat…“ Er konnte seinen Satz nicht vollenden, weil in dem Moment Sam in sich zusammen sackte.

„Sam!“ Er schloss den schlaffen Körper des Jüngeren in seine Arme.

„Sam, wach auf. Was ist passiert?“ Gott! Er hätte Sam erst einmal gründlich durchchecken sollen, ehe er anfing ihn anzubrüllen und dann hatte er auch noch gesagt, dass er an ihrer Beziehung zweifelte. Was sollte er jetzt machen? Was, wenn Sam nicht mehr wach werden würde, weil er alleine nicht gegen den Acheri ankam? Er streichelte ihm über die Wange und tätschelte diese dann, um Sam wach zukriegen. Der Jüngere glühte förmlich.

„Verdammt, Sam, komm schon. Öffne deine Augen. Bitte, ich liebe dich doch Sammy.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  brandzess
2011-12-15T17:12:56+00:00 15.12.2011 18:12
@_@ (dadadadam *dramatische musik*)

tolles Kapi :D
Von:  notalovegirl
2010-04-16T20:10:01+00:00 16.04.2010 22:10
Oh nein!

Der arme Sammy Q__Q
*schnief*
Und dann hat Dean ihm so was noch gesagt <__<'
Oh man.

Schade, dass ich das nächste Kapitel nicht lesen kann :,D
Von:  L_Angel
2010-03-06T12:19:21+00:00 06.03.2010 13:19
Hi,
wieder mal ein super kapitel *freu*
Die beiden Jungs fand ich einfach genial...genau wie Dean und Sam!!
Ich frag mich schon wie es weiter geht...wie Dean trotz der Schmerzen sam und den Kindern helfen wird?? Kommt Sam jetzt ins Krankenhaus?? Oder passt Dean zuhause auf ihn auf??? Jenny hätte doch schreien müssen..immerhin ist Sam übernatürlich was passiert???

Wie du siehst fragen über fragen....also schreib bitte schnell weiter!!! *gg*
Im Moment lese ich deine FF immer wenn ich Zeit hab noch mal von vorn, sie ist einfach genial!! Ich liebe sie!!! *knuddel*

Angel^^


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