Zum Inhalt der Seite

Ehre und Stärke : Amors Pfeile

oder: Gundam Wing goes Ancient Rome
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Disclaimer: Gundam Wing und die Charaktere gehören nicht mir sondern Sunrise und Bandai. Ich verdiene auch kein Geld mit dieser Geschichte.
 

Kapitel IV
 

Merenptah hörte die begeisterten Schreie der jungen Damen und hätte laut vor sich hin gelacht, wenn ihn dies nicht bei der Atmung behindert hätte.

Er riskierte einen Blick aus dem Augenwinkel, in Richtung seines stärksten Konkurrenten doch der Grieche war weit abgeschlagen. Keine Frage, er würde das Wettschwimmen gewinnen.

Trotzdem legte er noch einmal seine ganze Kraft in die letzten Züge und schlug dann an dem Steg an, der das verabredete Ziel gewesen war.
 

Sofort streckten ihm einige der anderen Jünglinge die Hände entgegen und hievten ihm aus dem Wasser. Sie lachten und klopften ihm anerkennend auf die Schultern. Einige der mutigeren Mädchen kamen näher und reichten ihm mit koketten Lächeln ein Leinentuch zum Abtrocknen.

Mittlerweile kamen auch die Gegner zum Ziel und Merenptah selbst half dem Griechen an Land. „Ein guter Wettkampf!“
 

„Hm.“, brummte der Ausländer nur, sichtlich verärgert, dass Merenptahs Vorsprung so deutlich ausgefallen war. „Wir sehen uns nächste Woche wieder“, drohte sein Gegner bereits die Revanche an und nahm ebenfalls eines der Tücher entgegen.
 

Etliche Geldmünzen wechselten ihre Besitzer als die Wettgewinne eingestrichen wurden doch die ersten der Zuschauer trotteten bereits zurück in die weitläufigen Gärten der Residenz, die sich in einem künstlich angelegten Nebenarm des Nils befand. Früher hatten dort die Pharaone und ihre Familien gelebt, jetzt beherbergte der Palast, nur ein schwacher Abglanz der früheren Pracht, den römischen Statthalter.

Das Fest war bereits in vollem Gange und Merenptah beeilte sich den Leibschurz umzuknoten. Natürlich waren sie nackt geschwommen. Nur Frauen trugen dünne Leinenkleider beim Schwimmen.

Irgendwo musste sich sein Diener aufhalten. Im Gegensatz zu den anderen Schwimmern, die mit ihren einfachen Kleidern auf das Bankett gingen. Musste sich Merenptah noch umziehen, um dann wie ein ägyptischer Adliger auf dem Fest aufzutreten. Dies war die Bedingung seines Vaters, dass er überhaupt an solchen Wettkämpfen teilnehmen durfte.
 

Doch statt seinen Diener, fand er seinen Vater am Ende des Stegs stehen. Der nickte ihm erfreut zu, natürlich war auch er stolz auf seinen Sohn. Wie konnte es auch anders sein, die jungen Damen lagen Merenptah zu Füßen. Er würde sich eine zukünftige Ehefrau einfach nur aussuchen brauchen.

Die jungen Männer natürlich auch. Vor allem die Griechen waren gerne zu dem ein oder anderen Abenteuer bereit.

Heute jedoch stand Merenptah der Sinn nach einer ägyptischen Schönheit. Ihm war sofort das Mädchen aufgefallen, das ihm das Leinentuch gereicht hatte. Heute Nacht würde sie in seinem Bett liegen.
 

„Was gibt es Vater?“, erkundigte er sich halbherzig und suchte bereits sehnsüchtig nach dem schlanken Körper der Schönheit, die er für sich auserkoren hatte.
 

„Wir müssen zum Hafen“, erklärte sein Vater.
 

„Jetzt? Aber das Fest!“
 

„Ach, es wird noch genügend Feste geben. Dies hier ist wichtig.“ Sie schritten gemeinsam durch den Garten zur hinteren Pforte, dort wo die Sänften der Adligen warteten. „Ich habe soeben eine Botschaft erhalten, dass der Sohn eines alten Bekannten heute hier in Memphis eintreffen wird.“
 

Merenptah zuckte mit den Schultern. „Ich sehe nicht das Problem.“
 

„Nun, es ist etwas kompliziert.“ Sein Vater seufzte als er in die Sänfte stieg. „Jetzt steh hier nicht rum. Nimm deine eigene Sänfte.“
 

Ungeduldig wartete Merenptah ab, bis die Sänftenträger sie am Hafen absetzten. „Also?“ Vielleicht konnte er dann noch zum Fest und seiner Schönheit zurückkehren, wenn sie dies hier nur schnell genug erledigen konnten.
 

„Er ist Römer. Wie gesagt, der Sohn eines alten Freundes.“
 

„Ein Römer“, wiederholte Merenptah und rümpfte die Nase.
 

„Treize Khushrenada ist in etwa in deinem Alter und wird eine Zeit lang bei uns wohnen. Ich dachte mir, du könntest dich um ihn kümmern.“
 

Das hieß, er musste den Aufpasser für einen römischen Bengel spielen. Fantastisch! Und da es die Römer waren, die hier im Land das Sagen hatten, musste er diesem Bürschchen vermutlich auch noch jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Er seufzte resigniert auf. Nun ja, wenn der Römer in etwa in seinem Alter war, dann konnten sie wenigstens gemeinsam auf die Jagd gehen oder durch die Vergnügungsviertel ziehen.
 

„Warum ist er nicht in Rom geblieben?“, brummte Merenptah als sie zusahen wie ein unscheinbares Handelsschiff am Kai vor ihnen festgemacht wurde.
 

„Das ist eine delikate Angelegenheit. Besser du fragst ihn das nicht.“
 

„Aha.“ Das wurde ja immer rätselhafter.
 

„Seine Familie hat engen Umgang mit dem Kaiserhaus. Das heißt...“
 

Merenptah hörte schon nicht mehr zu, er wusste welche Predigt nun folgen würde. Er hatte sie schon zu genüge gehört. Um es kurz zu fassen: Er sollte sich anstrengen, um es dem römischen Bengel so gemütlich wie möglich zu machen, es konnte sich für ihre Familie nur lohnen.
 

„Ich glaube, da kommt er.“ Sein Vater deutete auf die schmale Gestalt, die soeben an Land ging. Obwohl es Sommer war und jeder hier am Hafen nur einen kurzen Schurz trug, der Römer hatte eine Art Robe an, die seine Tunica komplett überdeckte. Eine Falte der Robe war weit über den Kopf gezogen, wie eine Kapuze. Man vermochte nicht das Gesicht des Neuankömmlings erkennen. Hätte der Stoff, aus dem die seltsame Kleidung gefertigt war, nicht so teuer und luxuriös ausgehen, er ginge glatt als vermummter Bettler durch.

Der Kapitän des Schiffes, der dem Römer folgte, geleitete ihn zu Merenptah und dessen Vater. Treize nahm die Kapuze nicht ab, noch sah er sich um, wie es doch jeder normale Mensch getan hätte, der die ersten Schritte in einem fremden, ihm unbekannten Land ging.
 

Selbst dem Kapitän schien das Verhalten absonderlich zu sein und er war sichtlich erleichtert, als er seine ‚Fracht‘ übergeben hatte. So wie der Römer unbeteiligt war, konnte man ihn glatt für ein unbelebtes Stück Materie halten.

‚Und damit soll ich die Zeit verbringen? Mit einem armen Irren?‘, Merenptahs Laune verbesserte sich bei dieser Aussicht nicht gerade.

Etwas in der Art musste er auch gemurmelt haben, denn sein Vater strafte ihn mit einem wütenden Blick und warnte ihn, sich ja zu benehmen.

„Willkommen in Ägypten“, wandte er sich an den Römer, der nicht einmal den Kopf hob. „Ich hoffe eurem verehrten Vater geht es gut!“
 

Nichts.
 

„Ah, ihr seid sicher müde von der Reise?“
 

Keine Regung.
 

„Das hier ist mein Sohn Merenptah. Er wird sich um euch kümmern.“
 

Keine Reaktion und Merenptah sah seinen Vater mit einem Blick an, der ganz deutlich sagte: ‚Ein Irrer.‘
 

„Ja, schön. Ich bin sicher ihr werdet euch sehr gut verstehen. Ich muss zurück, dringende Termine, ihr versteht? Merenptah wird euch das Anwesen unserer Familie zeigen.“
 

Er hätte diesen Irren am liebsten hier am Hafen stehengelassen und wäre ebenfalls zurück zum Fest gegangen. Statt mit einer ägyptischen Schönheit im Bett zu landen, musste er mit einem dümmlichen Römer die Zeit totschlagen.
 

Sein Vater war indes schon verschwunden. Merenptah sah nur noch das Dach der Sänfte, das sich beharrlich durch das Gewimmel von Arbeitern und Matrosen kämpfte.
 

„Ja... Wollt ihr mir folgen?“
 

Nun, wenigstens taub war er nicht, denn er trottete Merenptah nach und als dieser an der Sänfte stehenblieb, kletterte der merkwürdige Römer hinein. Merenptah zog es lieber vor zu Fuß zu gehen als mit diesem Irren in der engen Sänfte zu sitzen. Er zog den Vorhang zu, so dass niemand den Insassen sah und wies die Träger an sie zu ihrem Anwesen zu bringen. Dieses lag am anderen Ende der Stadt, so dass sich Merenptah ein paar Gedanken machen konnte, wie er Treize begegnen könne.

Nur war er dann, als das eindrucksvolle Eingangstor zu ihrer Villa in Sichtweite kam, nicht sonderlich schlauer.

Er hoffte, dass dieses Verhalten nur durch die Aufregung der Reise verursacht war und Treize sich bald wie ein normaler Mensch gebärden würde. Jedoch erschien diese Möglichkeit Merenptah sehr unwahrscheinlich.
 

Vielleicht war es eine Trotzreaktion, wie bei einem Kleinkind, das so hoffte seinen Willen durchzusetzen. Treize hatte wahrscheinlich Rom nicht freiwillig verlassen und spekulierte darauf schnell wieder dorthin zurückzukehren. Nun, diesen Gefallen konnte Merenptah ihm tun. Er könnte einen Brief verfassen und ihn an die Familie des jungen Römers schicken. Sie würden ihn sicher bald wieder abholen lassen.
 

„Wir sind da“, sprach er barsch als die Sänfte abgesetzt wurde. „Steig aus.“

Treize glitt aus der Sänfte und immerhin blickte er nicht mehr starr auf den Boden. Soweit dies Merenptah beurteilen konnte, denn noch immer verdeckte diese Kapuze das Gesicht. Da schoss ihm noch eine weitere Möglichkeit durch den Kopf. Womöglich war der Junge entstellt und schämte sich für seine Narben oder Verbrennungen.

„Willst du das nicht abnehmen? Es ist sehr warm.“ Er zupfte an dem Leinenstoff. Es war feinste ägyptische Qualität. Diese Familie der Khushrenadas musste wirklich sehr reich sein, wenn sie sich solche Stoffe importieren konnten.
 

Er hätte erwartete, dass Treize nun zurückweichen würde, oder sonst eine Form von Gegenwehr zeigte. Aber stattdessen, ließ er es zu wie Merenptah an der Kapuze zog und sie von seinem Kopf glitt.

Merenptah stockte der Atem, denn er sah überhaupt keine Verletzungen, stattdessen aber einen wunderschönen Jüngling, der selbst die griechischen Bildhauer in Schwärmerei versetzt hätte. Er besaß solch feinen Gesichtszüge, die noch die letzten Spuren von kindlicher Weichheit in sich trugen. Das Haar war hellbraun, aber nicht blond, erinnerte Merenptah lebhaft an die Farbe von Honig, ein sehr seltener Anblick in Ägypten. Ebenso die Augen: Ein dunkelblaue Farbe so unergründlich wie das Meer. Nur dass ihn diese Augen nicht ansahen. Es war auffällig, dass Treize seinen fragenden Blick nicht erwidern wollte.
 

„Na ja, von mir aus kannst du so viel schmollen wie du willst. Ich schreib dir auch gern eine Brief, dass sie dich wieder von hier rausholen.“
 

Keine Reaktion, noch nicht einmal ein verräterisches Zucken mit den Augenlidern.

„Gut, schön. Ich bring dich auf dein Zimmer. Wenn du dich so gibst, dann wirst du es mir nicht übel nehmen, dass ich danach auf das Festbankett des Statthalters gehe. Oder willst du mitkommen?“

Keine Antwort. Also ging Merenptah voraus und hoffte, dass der merkwürdige Römer ihm folgen würde.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück