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Zero Percent, maybe less

That's enough, I guess
von

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Temptations - oder - Fluchtmöglichkeiten

Und da stand ich nun.

Mein Körper erstarrt, mein Gesicht entsetzt, mein Hals in Ketten.

Na ja, „Ketten“ war vielleicht nicht der richtige Ausdruck, wenn man bedachte, wie kuschelig weich sich das Band um meinen Hals anfühlte. Ich hätte eigentlich versucht, das Kitzelgefühl zu ignorieren, wenn ich es bemerkt hätte, doch ich war zu sehr davon eingenommen, ein Standbild meiner Panik zu sein.

Als ich mir bewusst wurde, dass ich für mehrere Sekunden vergessen hatte zu atmen, schnappte ich nach Luft und meine Hände wanderten automatisch zu meinem Hals. Sie griffen nach den Fesseln und - lösten sie.

Gackt hatte losgelassen. Das flauschige Seil lag nun unbedrohlich in meinen Händen. Ich starrte es an, als erwartete ich, dass es jeden Moment wieder an meinen Hals springen würde. Und ich wusste, das würde es, wenn es sich wieder in Gackts Händen befände. Deshalb hielt ich es fest. Doch obwohl ich mich daran festhielt, hatte ich das Gefühl, keinerlei Halt zu haben. Es war, als würde mir Gackts diabolisches Grinsen den Boden unter den Füßen wegziehen. Oder ihn zumindest zum Wanken bringen. Wir wollen ja nicht unnötig übertreiben und die eh schon überspitzt bizarre Situation auch noch überspitzen.

Gackt stand einfach nur da. Doch er schaute mich an und das genügte eigentlich, um mir den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Aus einem Reflex heraus suchte ich seine Erscheinung ab, um sichergehen zu können, dass er keine anderen Waffen bei sich trug. Also nichts zusätzlich zu seinem Lächeln und seinem Körper.

Gackt folgte meinem Blick, schaute an sich selbst herab. „Gefällt dir, was du siehst?“

„Ich... Nein. Wie meinst du das? Natürlich nicht!“ Ich hoffte, dass es sich nur so anfühlte, mein Gesicht aber nicht wirklich rot anlief.

„Dein Blick sagt da aber etwas anderes...“, sagte er wieder in dieser tiefen, tief erotischen Stimme. „Er sagt: Wenn er noch einen Schritt näher kommt, weiß ich nicht, ob ich mich noch beherrschen kann...“

Als hätte ich geahnt, dass er jeden Moment auf mich zukommen würde, war ich bereits unbewusst ein Stück zurückgewichen. Ich wusste, ich hatte die Wahl zwischen

1. abwarten, was passieren würde und riskieren, dass genau das passieren würde, wovor ich Angst hatte oder

2. die Tür aufreißen und rennen, was das Zeug hielt, beziehungsweise was meine Füße aushielten, denen schließlich die Schuhe auf mysteriöse Art und Weise abhanden gekommen waren, oder

3. mit Gackt ruhig und sachlich über die Situation sprechen, um dann meine Schuhe zurückzubekommen und schlicht und einfach durch diese Tür zu spazieren, als wäre nichts gewesen.

Für mich war es eindeutig, was ich wählen würde. Da gab es nur noch ein kleines Problem: Die Tür war verschlossen.

Ich ging die verbleibenden Möglichkeiten noch einmal durch: Vor Möglichkeit 1 hatte ich zu große Angst, vor allem jetzt, da mein gescheiterter Fluchtversuch ein noch teuflischeres Lächeln in Gackts Gesicht gezaubert hatte, und Möglichkeit 3 fiel aufgrund des Unmöglichkeitsfaktors heraus. Ich konnte also nur noch eins tun: mir eine vierte Möglichkeit ausdenken. Allerdings war ich mir nicht bewusst, dass das bedeutete, vorerst Möglichkeit 1 zu wählen.

Gackt kam beunruhigend langsam, nahezu genüsslich, auf mich zu.

„Ach, Haido-chan... Es sieht ja geradezu so aus, als hättest du Angst vor mir.“ Ich hoffte, er wusste, dass es nicht nur so aussah. „Dabei will ich dir doch nur unbedingt etwas zeigen.“ Ich hielt vorsichtig inne, wollte keine Fluchtmöglichkeit verpassen. „Ich habe nämlich einen neuen Song geschrieben.“, fing er plötzlich gut gelaunt an. „Und ich wollte, dass du der Erste bist, der ihn lesen darf.“ Ich starrte ihn ungläubig an. War das der Grund, weshalb er die Tür ver- und mich damit in seiner Wohnung eingeschlossen hatte?! Er wollte mir etwas zeigen?!? „Du solltest dich geehrt fühlen.“ Ich fühlte mich eher in den Wahnsinn getrieben und darin eingesperrt.

Er holte ein Blatt Papier von einem kleinen Tisch, der ganz in der Nähe in einer Ecke stand, und hielt es mir hin. Meine Hand zögerte, dann nahm sie ihm das harmlos wirkende Papier ab und ich las, wenn auch etwas widerwillig:
 

Schwimm, mein kleines Seepferdchen

Schwimme in die weite Welt hinaus

Doch vergesse nie, wo du Zuhaus
 

Schwimm zurück, jederzeit

Zögere nicht, ich warte auf dich

Denn du weißt, ich liebe dich
 

Lass mich dich zähmen

Sei mein treuer Begleiter

Du mein Pferd, ich dein Reiter
 

Es herrschte eine leere Stille.

„Das ist nicht dein Ernst oder?“, fragte ich ihn, auch wenn ich fürchtete, die Antwort bereits zu kennen.

„Nein, das war nur Spaß.“ Ich hatte mich täuschen lassen. „Hier der richtige Songtext.“ Er reichte mir ein zweites Blatt und ich las, noch widerwilliger:
 

Ich verliebte mich in dich

Als ich dich das erste Mal an mir vorbeischwimmen sah

Deine zarte Gestalt, dein prächtiges Haar

Verzauberten mich augenblicklich
 

Ein kleiner Hengst, so ungezähmt

Deine Unschuld ist es, die mich lähmt

Sie hindert mich, dich einzufangen

An dir zu stillen mein Verlangen
 

Wild und frei schwimmst du durchs Leben

Wie könnte ich dir dies nur nehmen?

Doch wie sollte ich das nicht?

Bist du doch mein einz’ges Licht
 

Ohne dich wäre der weite Ozean leer

Leer von Wärme, leer von Farbe, leer von Meer

Ganz gleich wie viele Geschöpfe es auf dieser Welt gibt

Giraffen, Hamster, Eichhörnchen und Erdmännchen

Ich liebe nur dich, mein Seepferdchen
 

Es herrschte eine noch leerere Stille.

„Das ist auch nicht wirklich besser!“, brach es aus mir heraus. Ich fühlte mich ehrlich gesagt gerade ziemlich verarscht, ich kam mir vor wie in einem schlechten Film, oder einer schlechten Fanfic. Wenn er jetzt noch ein drittes Blatt hervorholen und darauf ein wundervoll poetischer Text mit der gleichen Thematik stehen würde, wüsste ich es ganz sicher. Und würde ihm an die Gurgel springen. In Fanfics war schließlich alles möglich.

„Na gut, auch der war eigentlich nur Spaß. Den - jetzt aber wirklich - ernsthaften habe ich hier.“ Er holte ein drittes Blatt hervor.

Das war der Moment, in dem meine Sicherungen durchbrannten. Mit einem Wutschrei sprang ich an ihm hinauf, meine Hände zu seiner Gurgel ausgestreckt. Doch dort kamen sie nie an. Gackt hatte seine Arme gehoben und meine von ihrem Kurs abgebracht, was dazu führte, dass sie sich um - und ich mich an - seinen Hals warfen.

„Du gehst heute aber ran.“, meinte er überrascht. Ich spürte sein breites Grinsen an meiner Stirn. „Also hast du die gut versteckten tiefen Gefühle aus meinen Songtexten herausgelesen und willst mir zeigen, dass sie nicht einseitig sind?“ Empört, entsetzt und zutiefst schockiert, wollte ich ihn von mir stoßen - oder eher ich mich von ihm - und auf Abstand gehen, doch er hielt einfach meine Oberarme fest und ich war machtlos. Das Einzige, was mir blieb, war, mit meinen Beinen zuzutreten. ~I gotta kick - start now!~, schoss es durch meinen Kopf. Doch ich konnte es nicht.

Was hielt mich davon ab? Hatte ich Angst vor Gackts Reaktion, falls ich seinem perfekten Körper tatsächlich einen blauen Fleck bescheren sollte? Oder wusste ich, dass wild mit den Beinen zu zappeln nicht viel nützen, selbst wenn ich hier und da seine Beine treffen würde? Ich wusste es nicht.

Da ließ Gackt plötzlich meine Arme los, ließ mich frei, wie zuvor mit dem flauschigen Seil, das ich übrigens noch immer in der Hand hielt. Ich war verblüfft - im ersten Moment. Denn im zweiten erkannte ich, dass er meine Oberarme nur losgelassen hatte, um seine Hände in einer festen Umarmung gegen meinen Rücken - und somit meinen Körper an seinen - pressen zu können.

„Ga-chan, lass mich los!“, protestierte ich nach einer Weile, in der ich nach Luft, meiner Stimme und meiner Fähigkeit zu sprechen gesucht hatte.

Und er tat es. Er ließ mich einfach los.

Langsam hatte ich das Gefühl, dass er mit Tetsu verschiedene mögliche Szenarien durchgegangen war und sich Rat geholt hatte, wie er in den jeweiligen Situationen am besten handeln sollte.

~Memo an mich selbst: Tetsu danken, dass er zumindest versucht hatte, Gackt ein bisschen Anstand beizubringen, was mir hier gerade sehr zu Gute zu kommen scheint, und ihn dafür umbringen, dass er Gackt nicht einfach komplett von jeder mich betreffenden Idee abgebracht hatte.~

Nun lag eine grausam unentschlossene Stille zwischen uns. Ich wusste nicht, ob die Unentschlossenheit nur von meiner Seite kam, doch von seiner Seite kam eben nichts außer seinem mich beobachtenden Blick. Ich musste das Schweigen brechen. Egal wie. Mein Herzschlag dröhnte zu sehr in meinen Ohren.

„Wann hast du diese Texte eigentlich geschrieben? Ich dachte, die Idee mit dem Seepferdchen wäre dir erst gestern in den Sinn gekommen?“, war das Erste, das mir in den Sinn kam.

„Ja, das stimmt. Ich habe sie auch erst heute Nacht geschrieben. Ich konnte nicht schlafen, weil du neben mir lagst.“ Hier war die Antwort auf die Frage: „Hatte ich die Nacht alleine in diesem Bett verbracht?“ Sie war recht eindeutig.

„Und als ich dich so betrachtet habe, fielen mir diese Textzeilen ein und ich wollte sie für dich aufschreiben.“, erklärte Gackt weiter und ich versuchte, an gewisse Textzeilen nicht zu denken.

„Ich hoffe, du willst das nicht ernsthaft in irgendeiner Art und Weise vertonen.“ Es war mehr eine unsichere Frage. Ich zweifelte langsam an seinem Talent als Songwriter.

„Doch, natürlich.“ Er schaute mich leicht überrascht an, ich blickte überraschter zurück. „Allerdings nur diesen Text hier, nicht die beiden, die du gelesen hast.“

„Ich hoffe für dich, dass der besser ist.“, ließ ich rücksichtslos verlauten.

„Lies ihn und du weißt es.“ Er reichte mir das Blatt Papier und ich begann abermals zu lesen, dieses Mal weniger widerwillig als vielmehr gespannt, ob es auch nur eine kleine Steigerung zu den anderen beiden Texten darstellte:
 

Watching you sleep

Waiting beside you

Lying awake

Still dreaming of you
 

When you are sleeping

There’s nothing left to be seen

Of your insecurity and pride

That’s changing with the tide
 

You hide yourself

You’re changing your colours

Whenever I think

I’ve seen your true colours

You’d turn away

Would conceal your contours

You avoid me

Simply taking detours
 

You are so shy

Tend to run away

You seem so fragile

Always taking the safer way
 

You are so small

But still you look majestic

Like a sea horse

Your shape so fantastic
 

Wild and colourful

You’re riding through the seas

Not meeting me but now and then

Can’t you hear my pleas?
 

You make me want to catch you

Make me want to possess you

You make me want to tame you

Made me obsessed with you
 

I want these beautiful colours to be mine

Want to be the one to make them

change

I want this delicate body to be mine

Want to keep it safe, even if it requires

chains
 

Er hatte meine Erwartung doch etwas übertroffen. Eine Steigerung zu den anderen beiden war immerhin zu erkennen. Doch ich hatte beim Lesen gar nicht zu sehr auf die Qualität des Textes geachtet, zu sehr hatte mich die Bedeutung abgelenkt.

„Und?”, fragte Gackt, nachdem ich meine Augen von dem Blatt Papier ab- und dem flauschigen Seil in meiner Hand zugewandt hatte. „Wie findest du es?“

„Beängstigend.“ Gackt schaute mich fragend an, doch ich würde es ihm nicht erklären.

„So, ich habe alle Texte gelesen, die du mir zeigen wolltest. Kann ich jetzt gehen?“, fragte ich hoffnungsvoll. Ich war mir sicher, dass Tetsu ihm zu diesem Szenario auch einen Ratschlag gegeben haben musste.

„Nein, doch nicht jetzt schon...“, sagte er leise, seine Stimme wieder zu tief für meinen Geschmack. Ich starrte ihn an. „Ich will dir noch mehr zeigen...“

An seinem Tonfall erkannte ich, dass es sich dieses Mal nicht um etwas mehr oder minder Harmloses wie Songtexte handeln würde. Nein, da war ich mir ganz sicher. Vor allem, als er begann, sein Hemd aufzuknöpfen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kimiko02
2009-03-17T22:12:36+00:00 17.03.2009 23:12
Hab mich auch so totgelacht über die Texte *rofl*
Langsam würd mich schon interessieren, ob Gackt wirklich so gestört ist oder ob er das nur spielt XD
Hm, was er ihm wohl zeigen will, wenn er anfängt sich auszuziehen? XD
Ich bin gleich mal ganz pervers und tippe auf seine Magnum <333
Freu mich schon auf das nächste Kapitel! ^__^
Von:  Earu
2009-03-16T13:12:42+00:00 16.03.2009 14:12
Wahahahahaha, wie geil xD Muss ich extra noch sagen, dass ich mich wieder köstlich amüsiert (*hust* a.k.a "kaputtgelacht") habe?
Haido hat's wirklich nich leicht mit diesem Sadisten. Und wenn tetsu da auch noch mit drin hängt ... x3

Is zum Ende ja ein wenig ernsthafter geworden, als sonst ... oke, das relative Ende - der Songtext. Vllt is Gackiis Handeln da doch tiefgründiger motiviert, als Haido sich das denkt <: Ich bin gespannt.
Und warum der Herr sich jetz auszieht sowieso x3


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