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Zero Percent, maybe less

That's enough, I guess
von

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The Morning after - oder - Make-up und ab nach Hawaii

Und da lag ich nun.

Ich hatte meine Augen noch geschlossen, erwachte gerade erst aus meinem erholsamen Schlaf. Mein Körper fühlte sich jedoch seltsam an. Ungewöhnlich leicht. Zu leicht.

Er schien geradezu zu schweben.

Ich drehte mich etwas zur Seite, im Begriff meine Augen zu öffnen, und spürte eine eigenartige Bewegung um mich herum. Das war der Moment, in dem ich mir der Substanz bewusst wurde, in der ich eingebettet lag. ~Wasser?!~

Ich schlug entsetzt meine Augen auf und fand mich, nackt, in einer gefüllten Badewanne wieder. Panisch fanden meine Hände den Rand der Wanne und halfen mir, mich aus dem Nass zu erheben, doch ich kam nicht sonderlich weit. Ein flauschiges Seil, das um meinen Hals gebunden war, hielt mich sanft zurück. Ich war gefesselt. An die Badewanne selbst.

Das Wasser umspielte geräuschvoll meinen Körper, als ich wieder zurücksank. Meine Hände schlangen sich ungläubig um meinen Hals, wollten diesen von meinen Zügeln befreien. Da öffnete sich die Tür des Raumes, der offensichtlich ein Badezimmer war, und Gackt erschien, kam auf mich zu. Ein unglaublich breites Grinsen im Gesicht.

„Na, wie geht es meinem Seepferdchen in seinem neuen Zuhause?“ Meine Augen weiteten sich. „Hast du gut geschlafen?“ Ich wollte protestieren, ihn anschreien, ihn verfluchen und nach Hilfe rufen, doch meine Stimme wollte mir nicht gehorchen. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie überhaupt noch besaß. Hatten Seepferdchen Stimmbänder?

„Ich habe Frühstück für dich! Feine Meeresalgen! Probier mal!“ Gackt hielt mir eine Schüssel unter die Nase. „Willst du nicht?“, schloss er aus meinem entsetzten Gesicht. „Hast du keinen Appetit oder isst du nur, was du selbst gejagt hast? Dich zu zähmen, dürfte dann doch schwieriger werden als ich dachte...“ Die Schüssel verschwand aus meinem Blickfeld und ein Sattel tauchte auf. „Dann werden wir eben gleich mit den Reitstunden beginnen...“
 

Ich fuhr keuchend auf. Meine Augen blickten sich hastig um, versicherten sich, dass sie sich nicht in einem Badezimmer befanden und ließen mich, durch dieses Wissen etwas entspannter, wieder zurück auf das weiche Bett unter mir sinken. Ich schloss die Augen und versuchte, meinen Atem zu beruhigen. Dann wurde ich mir der schrecklichen Kopfschmerzen und meiner trockenen Kehle bewusst. „Seepferdchen brauchen viel Feuchtigkeit, ne?“, hallte durch meinen Kopf.

„Guten Morgen, mein Seepferdchen...“ Ich schlug schlagartig die Augen auf.

Mein Blick suchte den Raum ab, in dem ich mich befand, auf der Suche nach dem Tierquäler. Ich musste nicht lange suchen: Gackt saß auf dem Bettrand und beobachtete mich. Ich fragte mich, wie lange er schon da saß und mich beobachtete.

„Na? Gut geschlafen?“

„Was tue ich hier? Warum hast du mich nicht nach Hause gebracht?“, fragte ich zurück.

„Ich habe dich doch gefragt, ob du noch einen Kaffee bei mir trinken willst. Aber leider warst du dazu dann doch zu müde. Dabei hätte der Kaffee dich ja wieder wacher gemacht. Na ja. Frühstück?“

Alleine von dem Klang des Wortes wurde mir schon schlecht. „Um Gottes Willen, nein.“

„Was ist um meines Willen?“

Ich stöhnte auf vor Schmerzen, als ich mich aufsetzte. „Kann ich eine Kopfschmerztablette haben?“

„Kommt sofort!“, frohlockte Gackt und verließ den Raum. Ich sah mich abermals um und bemerkte, dass neben dem Kopfkissen, auf dem mein Kopf bis eben gelegen hatte, ein zweites Kopfkissen lag, das aussah, als hätte dort ebenfalls ein Kopf gelegen. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass ich es gewesen sein konnte, der auch das zweite Kissen plattgelegen hatte. Vielleicht hatte ich mich heute Nacht wahnsinnig viel hin und her gewälzt. Ziemlich sicher sogar.

Doch plötzlich starb all meine Hoffnung, dass ich diese Nacht alleine in diesem Bett verbracht hatte: Make-up-Spuren auf dem Kissenbezug.

Diese Erkenntnis warf wiederum eine andere Frage auf. Ich blickte an mir hinunter und bekam die Antwort: Gackt hatte mich bis auf Shirt und Boxershorts ausgezogen.

Ich vergrub verzweifelt mein beschämtes Gesicht in meinen Händen. Plötzlich schoss ein Gedanke durch meinen Kopf wie ein schmerzhafter Pfeil: ~Wie spät ist es?! Megumi fliegt heute Mittag nach Hawaii für ein Fotoshooting! Das hätte ich fast vergessen!~

Ich stand hastig auf, schnappte mir meine penibel zusammengelegten Kleider vom Nachttisch und stürmte aus dem Raum. Mein Kopf war mir nicht gerade dankbar dafür. Als ich fast an der Badezimmertür angelangt war, kam mir Gackt mit einem Glas Wasser und einer Schachtel entgegen. Ich nahm ihm beides aus der Hand, schluckte eine Tablette und spülte sie mit dem Wasser hinunter, gab Gackt beides zurück und verschwand wortlos im Bad.

„Ich mache uns dann schon mal Frühstück!“, verkündete Gackt durch die Tür hindurch. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, etwas zu erwidern. Gackt würde es eh nicht verstehen.

Als ich angezogen, flüchtig gewaschen und gekämmt aus dem Badezimmer kam, hörte ich mein Handy klingeln. Ich tastete meine Hosentaschen ab, doch da war es nicht aufzufinden. „Ich werde rangehen.“, meinte Gackt, der im Flur stand, und lief daraufhin zum Wohnzimmertisch, auf dem tatsächlich mein Handy lag.

„Das wirst du nicht!“, rief ich ihm hinterher und wider Erwarten gelang es mir, ihm das Handy zu entreißen, bevor er größeren Schaden anrichten konnte.

„Ja?“, fragte ich in den Hörer. Der Tonfall der Stimme, die mir antwortete, gefiel mir gar nicht.

„Wo warst du? Warum bist du heute Nacht nicht nach Hause gekommen?? Und wieso bist du jetzt immer noch nicht hier??? Mein Flug geht in ein paar Minuten und du hast dich nicht einmal von mir verabschiedet! Ich werde dich auch nicht vermissen! Bis in zwei Wochen dann, wenn überhaupt!“ Damit legte Megumi auf, ohne mich auch nur einen Moment zu Wort kommen zu lassen, um etwas erklären zu können. Beziehungsweise, es mich zumindest versuchen zu lassen, etwas zu erklären. Denn es war schwierig. Schließlich war hier Gackt im Spiel. Und Gackt war nun mal schwierig. Und alles, was mit Gackt zusammenhing, war noch um einiges komplizierter.

Ich ließ den Kopf hängen. Es hatte ja alles doch keinen Sinn. Megumi würde nicht mehr abnehmen, würde ich sie zurückrufen. Und zum Flughafen würde ich es auch nicht mehr rechtzeitig schaffen. Na ja. In zwei Wochen wird sie mir verziehen haben.

Das wird sie doch, oder?

„So, ab jetzt hast du wohl zwei Wochen Ferien.“, meinte Gackt nur gut gelaunt.

„Woher weißt du das?“, fragte ich misstrauisch. SO laut hatte Megumi auch wieder nicht in den Hörer geschrieen, dass Gackt es noch hätte hören können, zumal ich mich gleich nach dem Abnehmen des Hörers von ihm entfernt hatte, aus Angst, er würde trotzdem noch in irgendeiner Form dazwischenfunken.

„Sie hat vorher schon etliche Male angerufen und dir auch ein paar SMSs geschrieben.“

Mein Mund öffnete sich vor Entrüstung. „Du hast meine SMSs gelesen?!

„Nein, also nicht alle, aber ich habe einen Anruf entgegengenommen.“ Mir fehlten wirklich die Worte. „Aber Megumi wollte die ganze Zeit nur, dass ich den Hörer an dich weiterreiche. Sie wollte einfach nicht verstehen, dass du gerade ganz niedlich geschlafen hast und ich dich einfach nicht aufwecken konnte.“ Mir fiel keine Steigerung zu „Mir fehlten wirklich die Worte“ ein. Mit anderen Worten: Mir fehlten die Worte, um eine Steigerung zu „Mir fehlten wirklich die Worte“ zu finden.

„Warum bist du dann überhaupt dran gegangen?“, fragte ich schließlich. Mein Verstand verstand es einfach nicht.

„Ich dachte, es wäre vielleicht besser, wenn ich dich wecken könnte, falls es etwas Dringendes ist, das du nicht verschlafen solltest.“

„Und Megumi schien dir nicht wichtig?!?“

„Nein. Sie wollte dir schließlich nur Vorwürfe machen. Genauso wie in ihren SMSs: nur dieses ‚Wie kannst du mich nur so kurz vor meinem Abflug einfach so alleine lassen? Wir werden uns zwei Wochen nicht sehen und dich scheint das gar nicht zu interessieren!’ So ein Gefasel halt.“

Es war jetzt noch um einiges schwieriger als am Tag zuvor, mich unter Kontrolle zu halten. Jetzt wollte ich ihm nicht nur an die Gurgel springen, ich wollte ihm den Hals viermal umdrehen und seinen Kopf immer wieder auf die Marmorfließen in der Küche schlagen.

Ich versuchte, mich wieder etwas zu beruhigen, da ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich jetzt, nachdem man nichts mehr ändern konnte, aufzuregen, doch Gackt machte mir dies nicht gerade einfach. „Willst du vielleicht erst einmal ein Bad nehmen?“

„Nein!“ Die Vorstellung, ich, nackt, in SEINER Badewanne, löste - dank eines gewissen Traumes - eine Gänsehaut bei mir aus. „Alles, nur das nicht.“

„Dann gehen wir erst einmal frühstücken.“ Ich war erleichtert, dass er meine Aussage nicht wörtlich genommen hatte. Ich war nicht nur erleichtert, ich war verblüfft. Doch ich wagte nicht, mich deshalb auch nur einen Moment in Sicherheit zu wähnen.

Ich folgte ihm in die Küche, die so aussah als wären tausende von Wichteln permanent im Einsatz, um sie blitz und blank zu halten. Gackt öffnete den Kühlschrank, kramte etwas in dessen Tiefen herum, bis er einen fröhlich überraschten Laut von sich gab und meinte: „Ach, das hätte ich fast vergessen, ich habe ja noch von dem Algensalat!“ Ich hielt wachsam inne. In diesem Moment wurde ich mir schmerzhaft bewusst, dass ich Japaner und somit einem Seepferdchen wahrscheinlich gar nicht so unähnlich war. Zumindest, was die Ernährung betraf. Dachte ich. Doch Gackt würde mich noch an diesem Tag ausführlich über Seepferdchen aufklären. Ich würde lernen, dass sie nur lebendige Wesen fressen, bevorzugt Plankton, kleine Krebse und Garnelen. Bis auf Plankton konnte ich mit Sicherheit sagen, dass ich das alles schon des Öfteren gegessen hatte.

„Eine halbe Schüssel voll sogar!“ Er holte eben diese aus dem Kühlschrank hervor und hob sie mir unter die Nase. Ein Déjà-vu. Mein Gesicht wurde bleich.

Die Bilder aus meinem Alptraum kehrten wieder vor mein geistiges Auge zurück. Ich fühlte mich in den Traum zurückversetzt, doch ich war beruhigt, dass ich weder in einem Badezimmer noch nackt noch gefesselt war. Diese Tatsache erleichterte mich doch ungemein.

„Äh, nein, danke.“, lehnte ich trotzdem höflich ab. „Wirklich nicht. Nicht zum Frühstück.“ ~Wir Japaner sollten wirklich unsere Speisekarte überdenken...~

„Na gut, aber später musst du den unbedingt kosten! Glaub mir, das wirst du nicht bereuen!“ Meinereiner, Japaner hin oder her, war da anderer Meinung, doch ich nickte nur, in der Hoffnung, Gackt würde es bis später vergessen haben. Wann auch immer das sein würde. Erst einmal genossen wir ein - relativ - harmloses Frühstück. Auch das Wort „genießen“ ist relativ zu betrachten. Soll hier nur angemerkt sein.

„Nimm dir ruhig noch mehr.“, sprach mir Gackt gut zu. „Ich weiß ja, dass Seepferdchen ziemlich verfressen sind. Wusstest du, dass sie bis zu zehn Stunden am Tag damit verbringen, nur zu essen?“

Ich ließ meine Essstäbchen sinken. „So lange esse ich jetzt auch wieder nicht.“

Er lächelte mich an. „Wie süß. Ist dir das peinlich, ein kleiner Vielfraß zu sein? Ich finde es niedlich.“ Ich hätte im Boden versinken können, und es auch tun sollen, denn im nächsten Moment spürte ich Gackts Hand in meinen Haaren. Ich blickte fast schon ängstlich zu ihm auf. Ich fürchtete mich vor dem, was in seiner Nähe passieren konnte, und vor allem vor dem, was in diesem Moment passieren würde. Und es passierte etwas Schreckliches: Gackts Gesicht zeigte ein faszinierendes, funkelndes Lächeln. Und was noch viel schlimmer war: Er sprach auf einmal mit einer erotisch tiefen Stimme: „Das Praktische daran ist, wenn du ein Vielfraß bist, kann man dich leicht mit Essen locken...“ Ich wurde mir plötzlich auf ganz seltsame Art und Weise meines Körpers bewusst. Ein leichtes Kribbeln füllte ihn aus. „Gestern hat es ja auch funktioniert...“

Mein Mund öffnete sich aus Empörung. Ich hätte nicht gedacht, dass er so berechnend sein konnte. Egozentrisch, ja. Egoistisch, ja. Selbstverliebt, ja. Aber berechnend?

Ja.

„Ich werde dann jetzt mal gehen.“, meinte ich hastig und erhob mich von meinem Stuhl. „Danke für das Essen gestern und für das Frühstück gerade. Aber ich muss jetzt wirklich los.“ Ich vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen, während ich dies sagte und machte mich stattdessen schon einmal auf den Weg zur Tür. Dort fand ich zwar meinen Mantel, doch meine Schuhe leider nicht. „Äh, Ga-chan, wo sind denn m-“, begann ich, doch stockte.

„Die brauchst du nicht mehr...“, flüsterte eine tiefe Stimme. Ich hielt den Atem an.

Etwas hatte sich von hinten um meinen Hals geschlungen, hielt mich nun sanft zurück.

Es war ein flauschiges Seil.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-05-24T22:13:19+00:00 25.05.2009 00:13
Man muss echt die ganze Zeit mit Hyde mitleiden. Aber Gackt hat auch diesesmal das Seepferdchen - äh, den Vogel - abgeschossen!
"Jetzt wollte ich ihm nicht nur an die Gurgel springen, ich wollte ihm den Hals viermal umdrehen und seinen Kopf immer wieder auf die Marmorfließen in der Küche schlagen." XD
Von Anfang bis Ende einfach genial!

Von:  Earu
2009-03-09T00:06:02+00:00 09.03.2009 01:06
Der arme Hyde, was muss er nur alles durchstehen? xD
Sind wir eigentlich Sadisten, wenn wir uns am Leid anderer erfreuen? Ja? Wieder was mit Gackii gemeinsam x3
Gott, aber ich könnt mir auch vorstelolen, dass er das wirklich so macht: alles wörtlich nehmen, Proteste einfach ignorieren, so wahnsinnig dreist sein ... und Hyde verführen netürlich auch noch *hrhr*
hab mich mal wieder scheckig gelacht, vom Traum bis zum Ende, wo Hyde tatsächlich seine Leine bekommt XD
Von:  Kimiko02
2009-03-08T22:57:01+00:00 08.03.2009 23:57
Du bist ein Schatz! Es geht schon weiter *_* *wie blöde freu*

Ehrlich gesagt bin ich das ganze Kapitel über nicht aus dem Grinsen rausgekommen *lach*
Gackt ist ja sowas von durchgeknallt! XDDD
Wie soll das bloß enden? Womöglich ist Hyde nach zwei Wochen zum Seepferdchen mutiert *lol*
Der arme Hyde kann einem so verdammt Leid tun, so in den Fängen eines Gackts >__<
Naja, ich bin echt gespannt was noch so kommt ... ich vermute mal, dass es noch durchgeknallter wird XD
Freu mich auf das nächste Kapitel! ^_^


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