Zum Inhalt der Seite

I'm With You

Sasuke x Sakura
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Rivalen

Langsam, schon beinahe gemütlich, schlenderte er mit den Händen in den Hosentaschen durch das Uchiha-Viertel. Wie so oft zog es ihn an den Ort seiner Kindheit zurück. Nach jedem Besuch schwor er sich, dass es das letzte Mal sein würde, dass er hierher kam; dass es endlich aufhören musste, da ihn stets die grausamen Erinnerungen jener Nacht vor Augen geführt wurden. Immer wieder brach er seine eigenen Versprechen.

 

Momentan besaß er alle Zeit der Welt, da Tsunade ihn zwangsbeurlaubt hatte. Eine Konsequenz, die er sich durch seinen Alleingang bei seiner letzten Mission zuschreiben durfte. Auch wenn er niemanden in Gefahr gebracht hatte – Regeln waren Regeln und Teamwork stand in der Welt der Ninja an höchster Stelle. Letztendlich war es eine erfolgreiche Mission gewesen und vermutlich hatte die Meldung seiner Tat bei der Hokage auch alles andere hervorgerufen als Überraschung, dennoch war sie nicht gerade erfreut gewesen und sprach ihm kurzerhand ein Arbeitsverbot aus.

 

Es war eine Sache, wenn man nicht kämpfen konnte, wie zu der Zeit, als er durch seine Vergiftung keine Missionen bewerkstelligen konnte, oder aber nur nicht kämpfen durfte, und sich trotzdessen seiner Stärke bewusst war. Deshalb scherte Sasuke sich nicht um diese Bestrafung. Die persönliche Befriedigung seiner Rache war ihm wichtiger gewesen. Diese Entscheidung würde er immer wieder treffen. Spätestens bei der nächsten schwierigen Mission würde Tsunade schnellstmöglich nach ihm schicken, darauf würde er seinen linken Arm verwetten. Er war einer der stärksten unter den ANBU, wenn nicht sogar der Stärkste. Sein Ego war zu groß, als dass es dadurch einen Kratzer erhalten würde.

 

Es war gerade erst Mittag, eine ungewöhnliche Zeit für ihn hier zu sein. Meistens kam er in der Sicherheit der Nacht hierher, wenn er nicht schlafen konnte oder wenn er einfach nur einen ruhigen Ort brauchte, um nachzudenken. Niemand wagte sich freiwillig in diesen Teil der Stadt, der als verfluchtes Viertel galt, und sein Jutsu sorgte für den Rest. Es hielt Fremde fern und teilte ihm mit, sollte jemand einen Schritt hier hinein wagen. Trotz der Gewissheit hier niemandem zu begegnen trug er seine ANBU-Maske. Sicherheit musste sein. Nach wie vor durfte ihn niemand sehen.

 

Sein Elternhaus würde er bald erreichen. Den Weg vom ANBU-Hauptquartier hier her kannte er in- und auswendig. Gerade passierte er das Zentrum und die ehemalige Polizei, dem größten Gebäude in diesem Viertel. Über dem Haupteingang prangte das riesige Uchiha-Wappen, dessen Farbe an manchen Stellen abplatzte. Früher einmal war es sein größter Wunsch gewesen Polizist zu werden und das Dorf zu beschützen, so wie sein Vater bereits vor ihm. Nun, sein Rang als ANBU glich dieser Vorstellung sehr, nur dass er jetzt aus dem Geheimen agierte.

 

Als er an der nächsten Kreuzung nach links bog blieb er plötzlich stehen. Seine Augen musterten hinter der ANBU-Maske mit einem Ausdruck, den man als Überraschung bezeichnen konnte, die Person, die so unerwartet vor ihm stand.

 

„Lange nicht gesehen“, begrüßte der Blonde ihn mit einem freudigen und angriffslustigen Lächeln. Mit den verschränkten Armen vor der Brust wirkte er, als hätte er hier nur auf ihn gewartet. „Wusste doch, dass ich dich hier finde. Nawaki“, betonte er Sasukes ANBU-Decknamen, den er wieder einmal falsch benannte. Würde ihn die Tatsache, dass Naruto es geschafft hatte sich an ihn anzuschleichen nicht so sehr aus dem Konzept bringen, hätte er ihn verbessert und ihm vielleicht auch noch ein genervtes „Dobe!“ an den Kopf geworfen.

 

Sasuke betrachtete seinen ehemaligen Teamkameraden mit gerunzelter Stirn. Wieso hatte er seine Anwesenheit nicht bemerkt? „Was machst du hier?“, fragte er. Seine Stimme klang hinter der Maske gedämpft und zeigte nicht einen Funken seiner Irritation. Funktionierte sein Jutsu nicht mehr? Sakura hatte er damals auch gespürt, als sie das Uchiha-Viertel betreten hatte. Selbst wenn man sein Jutsu außer Acht ließ, Sasuke war ein Meister im Chakra-spüren. Stets bemerkte er alles und jeden um sich herum. Keinem Feind gelang es sich unbemerkt an ihn heran zu schleichen.

 

Aber Naruto …

 

Er hatte ihn nicht bemerkt. Sasuke versuchte das Gefühl zu definieren, dass sich in ihm bildete. War er beeindruckt? Nein. War er beunruhigt? Schon eher …

 

Sorgsam musterte er den Ninja, der vor ihm stand, derjenige, der immer wieder verkündete, er wolle Hokage werden. Mit ihm verband er viele Emotionen wie Neid und Hass, aber auch Freundschaft und Rivalität. Vieles veränderte sich, aber manche Dinge änderten sich nie. So wie auch Sakura war Naruto schon immer eine Konstante in seinem Leben gewesen. Egal wie sehr er versucht hatte ihn aus seinem einsamen Leben zu drängen, er hatte es immer wieder geschafft sich mühsam hineinzudrängen.

 

Was stimmte nur mit diesen beiden nicht, dass sie so sehr an einem wie ihm festhielten? Ihn nie aufgaben? Bis heute konnte er es nicht nachvollziehen.

 

„Du schuldest mir was!“, meinte Naruto frech und ein vorfreudiges Funkeln trat in seine blauen Augen, das er nur zu gut aus der Vergangenheit kannte. „Ich will einen Kampf. Einen fairen Kampf“, betonte er. Anschließend zeigte er anklagend mit dem Zeigefinger auf den Uchiha. „Hättest du mir kein Genjutsu auferlegt hätte ich dich aufgehalten, echt jetzt!“

 

Sasuke ging gelassen einige Schritte auf Naruto zu und nahm sich dabei seine ANBU-Maske ab, die er anschließend an seinem Gürtel befestigte. Darauf spielte er also an, auf den Moment während ihrer gemeinsamen Mission, als Naruto versucht hatte ihn aufzuhalten – mal wieder – und Sasuke ihn einfach mit seinem Sharingan Schachmatt gesetzt hatte. Naruto war ihm im Weg gewesen und er musste zugeben, dass es ihm kein bisschen Leid tat, was er getan hatte. Selbst schuld, wenn er sich einfach so hypnotisieren ließ.

 

Naruto holte aus seiner Hosentasche ein Glöckchen, das an einem kurzen dünnen Lederband hing, hervor. „Wetten wir, dass du ohne diese doofen Augen keine Chance gegen mich hast?“ Mit einer flüchtigen Bewegung warf er ihm das Glöckchen zu.

 

Ohne seine jahrelang antrainierte Disziplin hätte Sasuke genervt mit den Augen gerollt. Seine Mimik blieb emotionslos. Lässig fing er das Glöckchen in der Luft auf. „Ich brauche mein Sharingan nicht, um dich fertig zu machen“, behauptete er unbeeindruckt.

 

Das Grinsen auf Narutos Gesicht wurde noch breiter. Der feindselige Kommentar schien ihm nichts auszumachen. Im Gegenteil, es schien ihn nur noch mehr anzuspornen. Die altbekannte Rivalität zwischen den beiden entfachte aufs Neue.

 

„In einer Stunde“, verkündete Naruto. „Du weißt wo.“

 

Sasuke betrachtete das Glöckchen in seiner Hand. Natürlich wusste er das. Sein rechter Mundwinkel zuckte bei der Erinnerung. Bilder aus vergangenen Zeiten, die er längst vergessen hatte, drängten sich an die Oberfläche seines Bewusstseins, und er sah sich selbst und die anderen, viele Jahre jünger bei ihrem ersten gemeinsamen Training. Naruto, Sakura und Kakashi. Es war der Beginn einer Freundschaft gewesen. Der Anfang von Team Sieben.

 

Vielleicht war jetzt die Zeit gekommen, einiges wieder gut zu machen.

 

Sorgfältig steckte er das Glöckchen in seiner Hosentasche. „Das nächste mal“, begann Sasuke anklagend, während er ein Kunai aus der Waffentasche zog, die an seinem Oberschenkel befestigt war, „kommst du gefälligst persönlich.“ Mit einer gezielten Handbewegung warf er die Waffe auf seinen einstigen Teamkameraden. Er sah noch sein breites Fuchsgrinsen, als das Kunai ihn genau in die Stirn traf. Mit einem lauten Puff verschwand der Schattendoppelgänger und das Kunai fiel klackernd auf den Boden.

 
 

* * *

 

Es dauerte gerade mal zehn Minuten, bis Sasuke sein Sharingan aktivierte. Naruto hatte sich geschworen ihm zu zeigen, dass man sich nicht ungestraft mit dem zukünftigen Hokage anlegte und er wollte seinem besten Freund eine gehörige Abreibung verpassen. Nachdem er an jenem Tag im Wald wieder zu sich gekommen war und erkannte, dass Sasuke ihm mittels seines Kekkei Genkai einfach ausgeschaltet hatte, hatte er sich geschworen, sich für diese Frechheit zu revanchieren. Sasuke hatte ihn lediglich überrumpelt, war doch klar. Andernfalls wäre er nie auf dieses olle Genjutsu reingefallen. Echt jetzt.

 

Wenn Sasuke dachte, dass Naruto immer noch der Schwächling von früher war, dann hatte er sich aber geschnitten. Ihm würde er seine volle Stärke demonstrieren. Deshalb hielt er sich von Anfang an nicht zurück und seine Schatteldoppelgänger sorgten dafür, dass der Erbe des Uchiha-Clans hingegen jeder Behauptungen doch noch auf sein mächtiges Dōjutsu zurückgreifen musste, was Naruto mit einem selbstzufriedenen Schmunzeln quittierte. Diese Wette hatte er gewonnen.

 

Drei seiner zahlreichen Schattendoppelgänger griffen gemeinsam an. Aus verschiedenen Himmelsrichtungen stürzten sie auf Sasuke zu. Mit seinem Katana wehrte er zwei von ihnen ab, die verpufften, sobald die scharfe Klinge sie durchbohrte. Der dritte bildete bereits sein Rasengan. Naruto war seit seiner Ernennung zum Genin ein Nahkämpfer und sein Temperament sorgte dafür, dass er stets auf sein Ziel lospreschte. Zeit verschwenden und sich langweilige Taktiken ausdenken so wie Shikamaru war nichts für den intuitiv-handelnden Chaosninja. Mithilfe seiner zahlreichen Kage Bunshin sorgte er schnell dafür, dass er die Oberhand über diesen Kampf erlangte.

 

In den letzten Jahren war er stark geworden.

 

Sehr stark.

 

Der Schattendoppelgänger sowie das Rasengan verglühten in einer gewaltigen Feuerkugel, die Sasuke mithilfe seines Gōkakyū no Jutsu ausspie. Gerade noch rechtzeitig drehte dieser sich um, als ein weiterer Schattendoppelgänger mit einem Kunai in der Hand auf ihn zustürzte. Er wich mit einer Kopfbewegung nach hinten aus, doch die Klinge erwischte ihn an der Wange. Der Boden unter ihm brach auf und eine Hand zog ihn ins Erdversteck. Aber Sasuke verschwand lediglich in einer Rauchwolke und hinterließ ein großes Stück Holz – das Jutsu des Tausches.

 

Die zwei verbliebenen Narutos sahen sich auf dem Trainingsgelände um. Einer von ihnen hockte auf einem der Baumstämme, an dem er früher einmal angebunden war, nachdem er beim Kampf um die Glöckchen verloren hatte. Er konzentrierte sich und versuchte Sasukes Chakra zu orten. Genau in dem Moment, in dem er es spürte, hörte er auch schon das Geräusch von Tausend Vögeln.

 

„Chidori!“
 

Sasuke rammte mit seiner mit blauen Blitzen umhüllten Faust genau durch Narutos Brust. Der Schattendoppelgänger verpuffte mit einem entsetzten Keuchen und der echte Naruto nutzte bereits den Moment um anzugreifen. Zuerst warf er zwei Shuriken. Blitzschnell hob Sasuke sein Katana und wehrte sie mühelos ab. Die rotglühenden Augen fixierten ihn. Narutos Finger zuckten ungeduldig. Chakra bildete sich in seiner Hand und begann zu rotieren.

 

Er rannte los.

 

Schon lange hatte er sich nicht mehr so gut gefühlt. All seine angestauten Emotionen konnte er in diesem Kampf ausleben. Alles Ungesagte mitteilen. Sein Herz schien in seiner Brust beinahe vor Freude zu platzen. Dieser Kampf glich einerseits einem Kräftemessen mit einem Rivalen und andererseits einem Training mit einem Freund. Wie lange hatte er darauf hingefiebert? Vielleicht konnte dieser Kampf ja an jenen anknüpfen, den sie im Tal des Endes geführt hatten, als hätte es die vergangenen Jahre dazwischen nie gegeben, als wäre er nie fortgegangen. Mit Sasukes Rückkehr schien es, als wäre eine Leere in ihm endlich wieder gefüllt.

 

„Rasengan!“

 

Naruto stürzte auf ihn zu, doch Sasuke wich aus und sein Angriff versank im Erdboden, der daraufhin zertrümmerte und einen großen Krater hinterließ. Aber er ließ seinem Freund keine Zeit zum Verschnaufen. So schnell er konnte wechselte Naruto die Richtung und stürzte wieder auf den Schwarzhaarigen zu. Dieser machte sich bereit für den Gegenangriff. Doch dann tauchte hinter ihm plötzlich ein weiterer Schattendoppelgänger auf und verpasste ihm einen kräftigen Schlag. Sasuke donnerte gegen den nächsten Baum. Überraschung spiegelte sich in seinen roten Augen, da er den Kage Bunshin, der sich versteckt gehalten hatte, anscheinend nicht bemerkt hatte. Aber viel Zeit zum Wundern ließ er ihm nicht. Naruto griff im Doppelpack an, landete vor ihm und schlug und trat mit aller Kraft auf ihn ein, da er dieses Duell endlich für sich entscheiden wollte.

 

Naruto duckte sich unter Sasukes Faust, wobei er seine Hand nach dem Glöckchen ausstreckte, das bereits in unmittelbarer Nähe an Sasukes Gürtel baumelte. Doch der Uchiha zog sein Bein hoch und verpasste ihm mit seinem Knie einen schmerzenden Tritt in den Bauch. Naruto keuchte. Der Kage Bunshin holte nun aus und schlug zu, zielte auf Sasukes Gesicht, der die Faust mit seiner flachen Hand abfing, zupackte und ihm kurzerhand den Arm verdrehte. Er schleuderte den einen Naruto gegen den anderen, doch der Bunshin wich aus und er landete in einigen Metern Entfernung im Gras.

 

Naruto richtete sich sofort wieder auf und erkannte, dass sie inzwischen nicht mehr alleine waren. Ein weiteres Mitglied von Team Sieben hatte sich auf dem alten Trainingsplatz eingefunden. In sicherer Nähe stand Sakura und beobachtete die zwei.
 

Ha, jetzt konnte er mal so richtig angeben! Naruto rannte zurück zum Kampf seines eigenen Ebenbildes, nur um zu sehen, wie Sasuke ihm sein Katana durch die Brust stieß. Es wurde Zeit, diesen Kampf zu beenden.

 

Sasuke beugte sich über Narutos Körper, der auf dem Boden lag, beide Hände auf dem Griff von Kusanagi und blickte dem Blonden, der sich unter ihm krümmte, in die zusammengekniffenen blauen Augen.

 

„Autsch, das tut echt weh, Teme“, beschwerte sich der Chaosninja, bevor er in einer Rauchwolke verpuffte. Sasuke hob den Kopf, suchte mit seinem Sharingan das Trainingsgelände ab. Sein Blick streifte Sakura.

 

„Jetzt bist du fällig!“, rief Naruto, der aus der Luft auf ihn zugeflogen kam. Sasuke drehte sich zu ihm um, hob sein Katana, doch da hatte sich der Uzumaki auch schon auf ihn gestürzt.
 

„Rasengan!“

 

Er sah noch, wie Sasuke abermals Chidori in seiner linken Hand erweckte, doch es war zu spät. Mit all seiner Kraft und Schnelligkeit rammte er seinen Gegner in den Boden, sodass eine riesige Staubwolke ausbrach und Trümmerteile herumflogen.

 

Als der Staub sich wieder lichtete lag Sasuke auf dem Boden und Naruto hockte auf Hüfthöhe triumphierend über ihm. Auf den ersten Blick erschien es, als sei das Duell entschieden. Doch dann spürte er kühlen Stahl an seinem Hals. Sasuke drückte ihm sein Katana gegen die Kehle. Nur eine falsche Bewegung und es wäre aus mit dem Traum Hokage zu werden.

 

Statt Furcht spiegelte sich Überlegenheit in Narutos Gesicht. Beinahe schien es, als würde er die todbringende Waffe an seiner Kehle gar nicht wahrnehmen. Die Augenlider gesenkt, die Mundwinkel hochgezogen, raunte er: „So wie es aussieht habe ich gerade deine Schwachstelle entdeckt.“

 

Sasukes Augen verengten sich. „Ich habe keine Schwachstelle.“

 

Naruto beugte sich zu ihm herab, wobei er das Katana mit dieser Bewegung sanft wegdrückte, was Sasuke geschehen ließ, und hielt dabei seine rechte Hand hoch, ihm direkt vor die Nase. Zwischen Daumen und Zeigefinger hing das Lederband, an dem das Glöckchen baumelte. Die roten Augen weiteten sich leicht, als sie die Niederlage erkannten.

 

Naruto lies es spielerisch klingeln. „Jeder hat eine.“

 

Wie aufs Stichwort kam Sakura zu ihnen dazu. In ihrem Blick lag stille Besorgnis. Naruto stand auf, klopfte sich den Staub von der Kleidung und hielt ihr das Glöckchen hin. Stolz verkündete er: „Ich habe gewonnen!“

 

Die Kunoichi musterte das Glöckchen und warf einen kurzen Blick zu Sasuke, der sich ebenfalls langsam erhob, wie um von ihm die Bestätigung zu erhalten, dass Naruto die Wahrheit sagte, obwohl sie Zeugin des Geschehens war.

 

„Er wird bestimmt behaupten, er hätte mich gewinnen lassen“, lachte Naruto, der das Glöckchen in die Luft warf, wieder auffing und in die Hosentasche steckte. Dann klopfte er Sasuke auf die Schulter. In dem bemüht emotionslosen Gesicht erkannte er den verletzten Stolz und unterdrückte Wut.

 

„Tz“, war Sasukes einzige Reaktion.

 

„Sakura-chan“, begann Naruto freudestrahlend, während er die Arme hinterm Kopf verschränkte. „Du bist genau richtig gekommen, um den Moment meines Triumphs mitanzusehen.“

 

Aber Sakura ignorierte ihn. „Du bist verletzt“, stellte sie fest und eilte zu Sasuke, der versuchte ihre helfenden Hände abzuwehren. Wenn Naruto es definieren müsste würde er behaupten, dass der stolze Uchiha schmollte. Grummelnd murmelte Naruto, dass er ebenfalls verletzt war.

 

„Was machst du hier?“, fragte Sasuke sie.

 

Naruto stellte sich zu ihnen und sie standen sich in einer Art Dreieck gegenüber, ganz in der Nähe der drei Baumstämme. Genauso wie damals, dachte Naruto, der sich daran erinnerte, wie die beiden nach dieser Prüfung ihr Essen mit ihm geteilt hatten, obwohl es ihnen verboten war. Ein nostalgisches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.

 

„Tsunade schickt mich“, klärte Sakura nun auf. Ihre Augen blickten zu dem Uzumaki. „Sie möchte dich sprechen, Naruto. Tut mir leid“, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu. „Ich wollte euch nicht stören.“

 

Naruto wank lässig ab. „Ach was“, meinte er und mit einem anzüglichen Grinsen fügte er hinzu: „Sasuke hat jetzt eh nur noch Augen für dich.“

 

Eigentlich hatte er mit einer Beleidigung oder einem eiskalten Blick gerechnet. Doch Sasuke äußerte sich weder dazu, noch dementierte er es.

 

„Idiot“, murmelte Sakura stattdessen verärgert und ihre Wangen färbten sich leicht rot. Ungewohnt schüchtern suchte sie Sasukes Blick.

 

Vor noch gar nicht langer Zeit hätte ihm dieser Anblick noch das Herz gebrochen, doch letztendlich hatte er sich damit abgefunden, dass seine beste Freundin nie so für ihn empfinden würde, wie er es sich wünschte.

 

Irgendwie hatte er es geahnt, als er von Sasukes Rückkehr erfahren hatte, irgendwie befürchtet

 

Er sah zu, wie Sakura den blutigen Kratzer an dessen Wange heilte und die nun wieder schwarzen Augen sie unaufhörlich dabei anblickten. Seitdem Naruto sie das letzte Mal zusammen gesehen hatte, hatte sich anscheinend einiges getan. Für diese zwei schien die Welt um sie herum stehen geblieben zu sein. Sakuras liebevollen Blick kannte er bereits, den er schon damals immer neidisch betrachtet hatte, doch die Art, wie der Uchiha diesen Blick erwiderte, war neu für ihn. Diese winzige Emotion mochte nicht für jeden ersichtlich sein, doch er konnte sie sehen.

 

Ein anderes Augenpaar tauchte plötzlich in seinen Gedanken auf. Auch in ihnen lag dieser liebevolle Blick, den er gerade beobachten konnte, die Sehnsucht und die Fürsorge. Wunderschöne, weiße Augen.

 

Und sie sahen unentwegt ihn an.

 

Wie hatte er es nur all die Jahre nicht bemerken können?

 

Naruto wusste, wann er überflüssig war, und zog sich zurück, so wie damals im Krankenhaus, als Sakura Sasuke heulend um den Hals gefallen war, nachdem er aus seinem Koma aufgewacht war. Hingegen jeder Behauptungen war er eben doch sensibel.

 

Auch wenn Sasuke ein ANBU war hoffte er, dass sie sich jetzt öfter treffen würden. Vielleicht so wie jetzt zu dritt, oder sogar gemeinsam mit Sensei Kakashi. Hoffentlich aber auch mal nur zu zweit, denn er hatte seinem Freund noch so viel zu sagen.

 

„Schön, dass du wieder da bist, Sasuke“, sagte er noch, bevor er sich zum Gehen wandte und den Weg in Richtung Hokagebüro einschlug.

 

Mal sehen, was Tsunade Obaa-chan diesmal von ihm wollte …

 
 

* * *

 

Sasuke schritt durch die endlosen Korridore des ANBU-Hauptquartiers. Dieses Mal war Sakura nicht dagewesen, um seine Wunden zu heilen, deshalb zierten ihn einige blutige Kratzer, Schürfwunden und blaue Flecken. Sie hatten wieder einmal gegeneinander gekämpft. Naruto hatte gefragt und er hatte ihm diesen Wunsch erfüllt. Es wäre ja nicht so, als wenn er nicht auch was von dieser Situation hätte. Wenn er schon nicht auf Mission gehen konnte dann konnte er wenigstens die Treffen mit Naruto als Training verbuchen.

 

Naruto war wirklich stark geworden. Das musste er sich eingestehen. Ob er wollte oder nicht. Der gutgläubige Tollpatsch, der ständig sein Maul aufriss, war von einem lausigen Genin zu einem starken Shinobi herangereift. Sasuke rieb sich den angeknacksten Arm und zischte bei dem Schmerz, den er dadurch auslöste. Die Demütigung, wegen diesem Baka ins Krankenhaus zu gehen, würde er sich nicht eingestehen. Wenigstens hatte er sich dafür revanchiert und Naruto ein paar Rippen gebrochen.

 

Schon nach seiner ersten Niederlage hatte er sich geschworen noch mehr zu trainieren, damit er nicht hinter ihm zurückstand. Und genau dieser Gedanke brachte den sonst so ernsten Uchiha tatsächlich zum Lächeln. Das hatte Naruto schon früher geschafft: ihn anzuspornen und noch stärker werden zu wollen.

 

Die kurze Gefühlsregung verschwand so schnell wie sie gekommen war. Genau im richtigen Moment, als jemand seinen Weg kreuzte. Sasuke erreichte gerade sein Zimmer, als die Tür direkt daneben aufging und ihm kein geringerer als sein ANBU-Partner gegenüberstand.

 

Eine Hand lag noch an der Türklinke, die andere hielt die ANBU-Maske mit dem Bärengesicht. Der ANBU, der auf den Decknamen Yūya hörte, wollte sie gerade aufsetzen, als er in der Bewegung inne hielt. Sasuke sah, wie seine schwarzen Augen ihn kurz musterten.

 

„Hoppla“, sagte er mit gespielter Überraschung. „Warst wohl bei deiner kleinen Freundin, wa? Wie ich sehe mag sie es … grob …“ Er machte ein anzügliches knurrendes Geräusch und Sasuke wandte sich demonstrativ ab. Dieses Gespräch war unter seiner Würde.

 

Sakura mochte zwar die Stärke besitzen, ihm solche Wunden zuzufügen, aber er wusste, dass sie ihn nie verletzen würde. In einem Kampf, sei es auch nur Training, würde sie sich viel zu sehr von ihren Gefühlen leiten lassen. Das wusste er noch von ihrem Kampf, als sie ihm ins Uchiha-Viertel gefolgt war und er sie getestet hatte.

 

Woher überhaupt wusste Rinji überhaupt von ihr? Spionierte er ihm nach? Oder war es nur eine Vermutung, ein Bluff, um zu sehen, wie er auf ihre Erwähnung reagierte?

 

Sasuke warf ihm einen kalten Blick zu.

 

„Ich mache doch nur Spaß!“, meinte Rinji, ehe er sich seine Maske aufsetzte und Sasuke nicht mehr in dieses dämlich grinsende Gesicht blicken musste. Wenn er nicht wüsste, wie stark sein Partner war, hätte er ihm längst eine verpasst. Jedoch musste er schon damals feststellen, dass es sich bei diesem braungebrannten überheblichen Typen um einen ausgezeichneten Shinobi handelte. Damals in Otogakure hätte er die Gelegenheit gehabt, ihn einfach umzubringen, aber jetzt in Konoha waren ihm die Hände gebunden. Sie waren nun Partner. Abgesehen von seiner unausstehlichen Art konnte er Rinji vertrauen, das wusste er. Auch wenn er ihn manchmal nervte respektierte er ihn und er wollte lieber ihn als jemand anderen als Partner. Vielleicht lag es daran, dass sie beide unter den Diensten Orochimarus gestanden hatten und sich irgendwie ähnlich waren, dass sie sich so gut verstanden und ein wunderbares Team bildeten.

 

„Halt die Klappe“, sagte Sasuke dann doch, worauf er ihn unter seiner ANBU-Maske gedämpft kichern hörte.

 

Rinji schritt an ihm vorbei und hob eine Hand zum Abschied. „Grüß die Kleine von mir, wenn du sie das nächste Mal siehst.“

 

Er lauschte den immer leiser werdenden Schritten und stellte sich vor, wie er diesen Gruß ausrichtete, wobei er Sakura förmlich an die Decke gehen sehen konnte. Nicht nur während ihrer gemeinsamen Mission, die bereits Ewigkeiten zurückzuliegen schien, sondern auch danach hatte sie sich immer über den unhöflichen unbekannten ANBU beschwert, der genau wusste, wie man die sensible Kunoichi reizen konnte.

 

„Sie kann dich nicht leiden“, erinnerte Sasuke ihn.

 

„Ich weiß“, antwortete Rinji und er konnte das zufriedene Schmunzeln in seiner Stimme hören.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

ich hoffe, dieses Kapitel hat euch gefallen. Nachdem ich bemerkt habe, dass Naruto in dieser Story viel zu kurz gekommen ist, wollte ich ihm dieses Kapitel widmen. Schließlich spielt auch er eine wichtige Rolle.

Endlich wird auch die Identität des ANBU aufgedeckt. Ich hoffe, ihr seid nicht zu enttäuscht. Rinji ist ein Charakter aus einer Filler-Staffel. Eigentlich kann ich Filler nicht leiden, aber Rinji schien doch einen Eindruck hinterlassen zu haben, der mich dazu brachte ihn in dieser Geschichte auftauchen zu lassen. Ich beschreibe seine Haarfarbe als grün, aber anscheinend ist sie doch eher braun ... Das hatte ich wohl falsch in Erinnerung.

Ich habe bereits die nächste Story geplant und wollte sie eigentlich erst hochladen, wenn diese Geschichte zu Ende ist. Aber ich war zu ungeduldig ^^ Sie heißt "Know Your Darkness" und handelt ebenfalls von Sasuke und Sakura. Vielleicht gefällt sie euch ja auch ...

Vielen Dank an die Kommischreiber. Ich bin immer wieder überrascht, dass jemandem gefällt, was ich schreibe ^^ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kleines-Engelschen
2020-10-09T06:28:09+00:00 09.10.2020 08:28
danke für das kapitel. hat mir viel freude gemacht es zu lesen, mach weiter so :)

greetz
Antwort von:  stone0902
10.10.2020 14:58
Das freut mich :)
Vielen Dank für dein Kommi!
Von:  Cosplay-Girl91
2020-10-07T20:29:15+00:00 07.10.2020 22:29
Tolles Kapitel :)
Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.
Mach weiter so.
Lg


Zurück