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The Wasted Time of Our Lives

von

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匂いの跡 - Nioi no ato - Trace of Scent

Der Duft von Platinum Egoïste lag in der Luft. Er war hier. Oder er ist es noch.

Lautlos setzte ich meinen linken Fuß vor den rechten. Als dieser den anderen wiederum überholen wollte, stieß er gegen eine am Boden stehende Tasche, die ich nicht gesehen, da ich versucht hatte, so viele Orte wie möglich, an denen sich Gackt aufhalten könnte, im Blick zu behalten, sodass mir keine Bewegung entgehen konnte; und am Boden würde ich Gackt weniger erwarten. Ich warf die Tasche zwar nicht um, doch das Geräusch, mit dem ich gegen sie stieß, war unwirklich laut in der Stille des Hauses. Innehaltend horchte ich in die wieder eingetretene Geräuschlosigkeit. Kein weiterer Laut folgte. Es war, als hielte das gesamte Haus mit all seinem Inhalt die Luft an, die gerade so köstlich duftete.

Als ich erkannte, dass niemand hier war, kamen unwillkürlich Gefühle der Enttäuschung auf. Auch wenn es nicht gut gewesen wäre, wenn Gackt tatsächlich hier gewesen wäre, war ich, da er nicht hier war, doch enttäuscht. Es war paradox. Doch so ist die Realität.

Ebenso absurd war mein Verlangen, ihn jetzt zu sehen.
 

Ich öffnete die Tür. Ich sah ihn nur an. Mir fiel keine Begrüßungsformel ein. Keine, die passend gewesen wäre. Es gab keine passenden Worte für unsere Situation. Ich winkte ich wortlos hinein.

Als ich die Haustüre wieder geschlossen hatte, fragte ich das, was mir als Erstes in den Sinn kam: „Warst du gestern hier?“

„Ja. Ich dachte mir, dass sie es dir sagen würde.“, antwortete er schlicht, unbeeindruckt.

„Sie hat dich reingelassen? Sie hat mir nichts davon gesagt, dass du hier warst.“, sagte ich schneller, als ich gedacht hatte.

„Woher wusstest du es dann?“, wollte Gackt irritiert wissen.

„Ich...“ Ich verfluchte mich dafür, die Antwort zu kennen. „Ich habe es gerochen.“ Seine Augenbrauen hoben sich. „Das ist ja wohl kein Wunder, so viel Parfüm, wie du benutzt!“, verteidigte ich mich, doch Gackt lächelte nur, als er mir ins Wohnzimmer folgte.

„Und? Wie weit hast du gelesen?“, fragte er dann auf einmal und ich wusste, dass er sein Drehbuch meinte, dass er mir vor vier Tagen vorbeigebracht hatte. Auch wenn man es seiner Stimme nicht anhörte, ich wusste, dass es ihn brennend interessierte, was ich davon hielt.

„Ich bin fertig.“, gab ich etwas verlegen zu, weil es so deutlich zeigte, wie viel Zeit ich mir dafür genommen hatte, folglich, wie wichtig es mir war. Als könnte ich diese Tatsache damit überspielen, ging ich in Richtung Küche, um Trinkgläser zu holen.

Gackt stutzte. „Fertig? In so kurzer Zeit?“ Er war offensichtlich überrascht und glücklich zugleich.

„Ich habe mich an dem Tag, als du es mir gegeben hast, nach dem Essen hingesetzt und angefangen zu lesen. Dann konnte ich nicht mehr aufhören und habe die ganze Nacht durchgelesen.“

Gackt stand hinter mir, schwieg. Ich drehte mich mit den Gläsern in der Hand um und erblickte Gackts glückliches Gesicht. Er lächelte ein Lächeln, das ich so nicht kannte. Es war faszinierend. Und es war ein ebenso faszinierendes Gefühl, einen neuen Gesichtszug zu entdecken.

„Also hat es dir gefallen?“, wollte Gackt nun mit unverhohlener Neugierde wissen.

„Ja.“, antwortete ich schlicht. „Sehr...“, fügte ich ehrlicherweise hinzu. „Aber das Ende...“ Gackts Blick verriet mir, dass er damit gerechnet hatte, dass ein Aber folgen würde. „...ist schon sehr grausam...“ Er hob seine Schultern etwas an, als könnte er nichts dafür.

„Wie gesagt... Wenn du es zulässt, gibt es noch ein Happy End...“

Ich seufzte. „Dann würdest du also das Ende umschreiben, wenn ich d“ Ich brach ab. Es klang hart, was ich gerade vorhatte, auszusprechen. „Wenn ich dich darum bitte?“, sagte ich stattdessen und brachte die Gläser an den Wohnzimmertisch, auf dem bereits eine Flasche Wasser stand.

„Wir könnten auch noch ein alternatives Ende machen. Das gibt es doch bei manchen Filmen. Ich finde, das hat etwas.“, meinte Gackt dazu. Es war keine Antwort auf meine Frage. Vielleicht, weil ich ihm auch nicht meine ursprüngliche Frage gestellt hatte.

„Ich hatte noch eine andere Filmidee.“, begann Gackt unvermittelt, als wir unschlüssig vor dem Wohnzimmertisch standen. Offenbar wollte sich keiner von uns setzen.

„Echt? Noch eine? Bist du gerade im Schreibfieber, oder wie? Worum geht es da?“, wollte ich wissen. Ich war erleichtert, dass wir uns wieder etwas mehr abseits von einem gewissen Thema befanden.

„Ich hatte mir überlegt, dass du entweder ein Dämon oder gleich der Fürst der Unterwelt bist. Da war ich mir noch nicht sicher, aber ich wäre dann das jeweils andere gewesen.“

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass deine Skripte auf meine Rollenwünsche abgestimmt sind.“, unterstellte ich ihm. Es lag Sarkasmus in meiner Stimme.

„Das kann schon sein.“, entgegnete er unbestimmt, doch ich wusste, dass ich Recht hatte.

„Die Vorstellung gefällt mir.“, ließ ich ihn wissen, woraufhin er überrascht seine Augenbrauen hochzog. „Dämon zu sein, meine ich.“, machte ich deutlich, um jegliche Missverständnisse auszuschließen.

„Ach so... Ich dachte schon, du m“ „Ich weiß, was du dachtest.“, unterbrach ich ihn schroff. Es war keine Absicht. Ich wollte nur nicht, dass er es auch noch aussprach. Es genügte schon, dass ich es zu wissen glaubte.

„Haido-chan?“ Es war eine zögerliche Bitte nach Aufmerksamkeit. Ich schenkte ihm meinen Blick. „Darf ich dich küssen?“

Meine Lippen öffneten sich fast unmerklich, als wollte ich Luft holen, doch das tat ich nicht; stattdessen hielt die Luft an, um erst nach Sekunden wieder einzuatmen. Dabei schüttelte ich verständnislos den Kopf, erst nur ganz leicht, ungläubig. Es war mir unbegreiflich, wie er so etwas dermaßen direkt zu fragen wagte. Zumal in dieser angespannten Situation, und ohne ersichtlichen Zusammenhang.

„Ga-chan... Was soll das?“ Meine Stimme war ein Flehen. „Warum tust du mir das an?“ Ein Flüstern. Er wandte seine Augen keine Sekunde von meinen ab, als wollte er sie studieren, als wollte er in ihnen lesen. Er war auf der Suche nach Antworten.

„Warum? “, wiederholte er nun ungläubig. „Warum ich das tue?? - Weil ich genau weiß, dass es genau das ist, was wir beide wollen!“ Er versuchte sichtlich ruhig zu bleiben. „Nur darum.“

„Woher willst du denn wissen, was ich will?“, stellte ich seine Behauptung verzweifelt in Frage. Ich wusste schließlich, dass er Recht hatte. Und er wusste das auch. Es war eigentlich sinnlos, das zu fragen. Ich wusste es. Und doch tat ich es.

„Glaubst du wirklich, man merkt es nicht? Glaubst du, ich sehe nicht, wie du versuchst, nicht in meine unmittelbare Nähe zu kommen? Wie du versuchst, mir nicht in die Augen zu sehen, aus Angst, du könntest an ihnen hängen bleiben und mir damit zeigen, was für Gefühle du für mich hast? - Jede verdammte Sekunde liegt diese Spannung zwischen uns! Das macht mich wahnsinnig! Dabei müssten wir nur beide ehrlich zueinander sein!“

„Nur?! Nur?! “, keuchte ich verständnislos. „Du glaubst also, dann ist alles in Ordnung, ja? Ich muss nur ehrlich sein? Und dann?! Was ist dann?!“, schrie ich ihn nahezu an. „Dann muss ich eben selbst sehen, was ich mit meiner Familie anstelle, oder wie?! Dann lass ich mich am besten mal kurz scheiden, bekomme mein Kind nur alle paar Monate einmal zu sehen und habe auch noch die ganzen Medien am Hals! DAS ist dann!!

Er starrte mich lediglich an. Ich hatte ihn noch nie derartig angeschrieen. Er war schockiert.

Unerträglich viele Sekunden lang herrschte gelähmtes Schweigen. Er stand ebenso gelähmt vor mir. Es kam mir vor, als wären es etliche Meter, die uns trennten. Ohne dass wir uns bewegt hatten, schienen wir uns voneinander entfernt zu haben.

„Es tut mir leid.“ Die Stille war gebrochen, das Schweigen wieder bewegungsfähig. Gackt senkte seinen Blick. „Ich weiß, dass es nicht so einfach ist, wie ich es gerne sehe. Ich weiß es, aber... es macht mich wirklich wahnsinnig, verstehst du? Ich liebe dich...“ Erneutes Schweigen, gebadet in Verzweiflung.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, was ich sagen sollte. Ich brachte es nicht über die Lippen „Ich dich auch“ zu sagen. Ich konnte es nicht.

Seine Schuhe kamen in mein Blickfeld. Mein Kopf hob sich; ich sah in seine Augen. Einen Moment später spürte ich seine Hand an meinem Gesicht. „Wenn du mich doch mindestens öfters in deine Nähe lassen würdest... und mich nicht so sehr auf Abstand halten würdest... Das würde mir schon viel bedeuten...“ Seine Finger waren unglaublich sanft, seine Berührungen unfassbar zart. Ich hatte meine Augen geschlossen, war mir sicher, was nun kommen würde und wartete nur noch darauf, dass seine Lippen meine berührten. Doch das taten sie nicht. Er umarmte mich.

Diese Enttäuschung meiner Erwartungen löste irgendetwas in mir aus. Ich konnte sie deutlich spüren, die Veränderung. Ich wusste nicht, was es war, aber ich spürte, dass sich etwas veränderte.
 

Ich hatte das Gefühl, meine Worte hatten etwas bewirkt. Ich konnte nicht sagen, was es war, aber ich war mir sicher, dass sich etwas geändert hatte. Als ich wieder von Hyde abgelassen hatte, hatte er mich eigenartig angesehen und gefragt, ob wir zu mir gingen und er über Nacht bei mir bleiben dürfte. So seltsam, wie er mich angesehen hatte, so seltsam verlief auch der Rest dieses Abends. Es war ein eigenartiger Nebel, der uns einhüllte, der unsere Stimmen belegte, unser Handeln bestimmte. Wir sahen zusammen fern, doch keiner schaute wirklich zu. Wir hingen unseren Gedanken nach. Es war eine Comedy Show, doch keiner musste auch nur schmunzeln.

Es war bizarr, als wir uns nebeneinander in sein riesiges Bett legten. Wir blickten beide schweigend zur Decke. Wir berührten uns nicht.

„Ga-chan... Liebst du mich?“ Er sah mich lange wortlos an.

„Was willst du von mir hören?“, fragte er dann ruhig zurück. Es wirkte wie ein Angebot für eine Antwort meiner Wahl. Doch was wollte ich?

„Die Wahrheit.“ Meine Stimme war nur noch ein Flüstern.

„Und was versprichst du dir davon?“

„Gewissheit.“

Sein Blick zeigte Unverständnis. „Wie kannst du daran zweifeln?“ Es war die schönste Antwort, die er mir auf diese Frage hätte schenken können.

Doch mit einem Mal wurde mir bewusst, was ich soeben getan hatte: Ich hatte seine Gefühle für mich offen angezweifelt und somit gezeigt, dass ich ihm noch immer nicht vertraute. Es musste wehtun. Vielleicht sogar so sehr, wie es mir leid tat.

„Gomen nasai... Boku wa... Ich kann es einfach noch nicht fassen, was gerade passiert. Die Situation überfordert mich. Sie ist einfach... zu wenig real...“

„Was meinst du damit?“ Ich glaubte, Furcht in seinem Gesicht zu finden.

„Noch bis vor ein paar Monaten habe ich versucht, dich mir aus dem Kopf zu schlagen und jetzt...“ Er lächelte erleichtert. „Jetzt bist du hier, liegst neben mir und ich weiß, dass du mich liebst.“ Sein Lächeln wurde sanfter. „Es ging alles etwas schnell, verstehst du? Ich muss erst einmal lernen, mit dieser Situation umzugehen. Ich brauche Zeit, um zu begreifen, dass das eingetreten ist, was ich mir schon seit langem gewünscht habe.“ Es wurde noch sanfter. „Es fühlt sich noch immer so an, als könnte ich jeden Moment aufwachen.“ Seine Hand strich zart über meine Wange. Ich schloss die Augen. „Träume ich?“

Seine Stimme war ganz nahe, als er sprach. „Nein, das Schicksal meint es nur gut mit uns...“

Gefühle, wie sie in keinem Traum gespürt werden könnten, durchströmten mich, als seine Lippen vorsichtig in Kontakt mit meinen kamen. Es war kein Traum. Schicksal. Es war Schicksal.
 

Er ließ seinen Arm unter meinem Hals hindurchschlüpfen und legte seine Hand auf meine Schulter. Die Stelle wurde augenblicklich heiß. Nach einem Moment des Zögerns begann die Hand leicht, als wäre sie nichts als ein sanfter Wind, über meine Schulter zu streifen. Ich genoss es - unheimlich.

Die Bewegungen seiner Finger wurden langsamer, das Gewicht der Hand größer. Immer schwerer lastete sie auf meiner Schulter und war dennoch keine Last.

Seine Hand hielt mich, doch sie hielt mich nicht zurück; eher schickte sie mich fort, in höhere Ebenen, dorthin, wohin nur er mich zu schicken vermochte.

Ich konnte nicht sagen, wie viel Zeit bereits verflossen war, doch die Bewegungen waren nun erstorben. Regungslos lag seine scheinbar glühende Hand auf meiner Haut.

Mit einem Mal nahm ich seinen ruhigen Atem wieder wahr, der mir verriet, dass er eingeschlafen war. Eine Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf meinem Gesicht. Ich seufzte leise. So sollte es jede Nacht sein - und das seit einer halben Ewigkeit.

Plötzlich löste sich die Berührung und seine Hand fiel auf die Matratze nieder.

Der Kontakt war gebrochen, das Gefühl der Geborgenheit verblasste.

Es war kein gutes Omen.
 

Die Sonne schien zu den großen Fenstern hinein, erhellte alles, erwärmte es. Wir saßen auf dem Sofa, schauten auf den Fernseher. Er war ausgeschaltet. Wir hielten uns aneinander fest.

Ich blickte am Fernseher vorbei, entdeckte ein paar beschriebene Blätter auf Gackts Schreibtisch und fragte mich unweigerlich, was es sein könnte, was dort lag. Gackt bemerkte meinen Blick. „Das sind Entwürfe für das Drehbuch.“

Ich runzelte die Stirn. „Dafür ist es aber sehr viel Text.“

Er suchte nach Worten. „Na ja... Es ist auch nicht wirklich in Drehbuchform. Es ist mehr wie... ein Roman.“ Er hatte das wohl eigentlich eher für sich behalten wollen. Doch es war zu spät; er hatte meine Neugier geweckt.

„Willst du ein Buch zum Film veröffentlichen?“ Ich atmete tief ein.

„Ich bin dabei, mir das zu überlegen.“, antwortete ich ihm schließlich. „Es ist schwierig, weil ich mir nicht sicher bin, ob es dafür gut genug ist.“, gab ich aufrichtig zu. „Ein Drehbuch und ein richtiger Roman... Das ist ein so großer Unterschied.“ Er sah zurück zu den Papieren auf meinem Schreibtisch, dann wieder zu mir.

„Darf ich?“ Ich konnte seinem unschuldig neugierigen Blick nichts abschlagen, machte eine Geste, die es ihm erlaubte, aufzustehen und die Blätter zu nehmen. Schon auf dem Weg zurück zum Sofa begann er zu lesen.
 

Als ich auf die Terrasse hinaustrat, hörte ich Musik. Dabei war es mitten in der Nacht. Ich sah mich um, fragte mich, aus welcher Richtung sie kam. Denn sie war schön. Sie war wunderschön. Ich wollte sie deutlicher hören.

Ich lehnte mich über die Brüstung - nichts, keine Bewegung. Ich ging zur anderen Seite der Terrasse, beugte mich hinunter - nichts. Verwirrt ließ ich meinen Blick schweifen und bemerkte die Treppe. Es war die Wendeltreppe, die zu dem Turm hinaufführte, in dem Selifer hauste. Kam diese wundervolle Melodie etwa von ihm, der köstliche Gesang aus seinem Mund?

Neugierig geworden, stieg ich die Stufen hinauf und sah bereits, als ich auf der viertletzten Sprosse stand, dass Selifer mit einer Gitarre im Mondlicht auf der Balustrade saß. Mit einem Mal hielt er inne, sang nicht mehr, spielte nicht mehr, wandte sich um, hatte mich bemerkt.

„Was spielst du da?“, getraute ich mich zu fragen und schritt näher, leise, als ob das noch nötig gewesen wäre. Er lächelte traurig, wandte sich wieder dem Mond zu. Er atmete tief ein und lange wieder aus, bevor er sagte: „Es war mein Lieblingssong.“

„Es war ?“, fragte ich nach, irritiert, dass er in der Vergangenheit sprach.

„Ja... früher einmal.“ Meine Augen huschten zwischen seinen hin und her. „In meinem früheren Leben.“ Stille.

„Wie ist es, sich daran erinnern zu können?“, fragte ich nach langem Zögern.

„Es ist... seltsam.“ Die Stille der Nacht war beruhigend und beunruhigend zugleich. „Weil es so weit weg ist, obwohl es mir nicht so zu sein scheint. Und es ist seltsam, zu wissen, dass ich nie wieder dahin zurück kann.“

„Beobach- Besuchst du deine Familie manchmal?“ Ich hielt mit einer Hand das Geländer fest, auf dem er saß.

„Jeden Tag.“ Diese Antwort ließ die Stille weichen, ersetzte sie durch ein lautes Schweigen.
 

Chapter 48 - End
 

„Das sieht doch richtig gut aus. Um nicht zu sagen: klasse. Ich finde, du solltest es auf jeden Fall probieren. Selbst wenn es kein so großer Erfolg wird wie der Film selbst, fände ich es schön, wenn man diese Geschichte auch lesen kann.“ Er wirkte verlegen. „Ich würde sie auf jeden Fall lesen.“

„Obwohl du das Drehbuch kennst, den Film kennst und selbst darin mitgespielt hast?“ Ich lachte leise auf, war belustigt und glücklich darüber, dass er das gesagt hatte. Er machte mir Mut.

„Ja.“, antwortete er schlicht. „Den Roman zu lesen, wird, wie ich hieran sehe, noch einmal etwas anderes sein. Obwohl ich die Szene, und vor allem den Dialog, bereits kenne.“

„Schön...“, lächelte ich. „Wenn das so ist, werde ich den Roman auf jeden Fall drucken lassen. Und wenn er nur für dich ist.“
 

Ich fühlte mich seltsam. Mich in diesem Haus zu befinden, befremdete mich. Es war, als gehörte ich nicht hier her. Doch Hyde war hier. Und er war der Grund dafür, dass auch ich hier war. Wie so oft. Ich hielt es keinen Tag mehr ohne ihn aus, und doch musste ich mehr als die Hälfte der Woche ohne ihn verbringen. Ich hatte längst den Roman zu Ende geschrieben, das Drehbuch schon seit einem Monat. Ich hatte viel zu viel Zeit. Viel zu viel Zeit, um nachzudenken. Viel zu viel Zeit, um einsam zu sein. Viel zu viel Zeit, um ihn zu vermissen. Wir sahen uns nicht häufig, und wenn wir uns sahen, nicht lange. Es war grausam. Ich wusste, ich würde das nicht mehr lange aushalten.

„Kommst du noch mit zu mir?“ Es war eine hoffnungsvolle Frage. Doch ich hätte wissen müssen, wie aussichtslos es war, auf eine positive Antwort zu hoffen.

„Besser nicht.“ Er suchte nach Worten. „Sie kommen bald zurück.“ Ein Stich, ohne ihre Namen gehört zu haben. Es war alles wie zuvor. Nur eines nicht: Der Schmerz wurde schlimmer.

„Wann sehen wir uns dann?“ Eine verzweifelte Frage. „Diese Woche noch?“ Es war Donnerstag.

„Sumimasen. Ich habe keine Zeit.“ Ich wusste genau wegen wem. Und ich wusste, weshalb er es nicht aussprach. „Vielleicht...“ Er konnte es jedoch nicht verhindern. Zu lange war die Situation unverändert geblieben. Zu oft hatte er keine Zeit für mich gehabt. „...Dienstag?“ Es war zu spät.

ICH HASSE ES, DIE NUMMER ZWEI ZU SEIN, DAS WEIßT DU!!“ Betreten blickte er zu Boden. Dieser Anblick vermischte zwei Gefühle in mir: Eifersucht und Schuldgefühl.

Es lag eine scheinbar unbrechbare Stille zwischen uns. Ich spielte nicht mit dem Gedanken zu gehen, doch ich wusste, dass es sinnvoll gewesen wäre. Aber ich konnte nicht.

Wie kannst du nur so ein Doppelleben führen?!“, platzte es erneut aus mir heraus. Er hätte es verhindern können, wenn er nur endlich etwas gesagt oder getan hätte. „Hier die eine, dort den anderen - wie es eben gerade passt! Dass es bei der einen eben meist besser passt, da kannst du ja nichts dafür, nicht wahr?!“

Ich konnte seine Augen aufgrund seines gesenkten Blickes nicht sehen, aber ich nahm an, dass er sie geschlossen hatte und darauf wartete, dass ich aufhörte, ihm Vorwürfe zu machen, auch wenn er noch nicht wusste, was er dann tun würde.

Ich sah ihn stumm an. Eigentlich wollte ich ihn in den Arm nehmen, doch etwas hielt mich zurück. Ich konnte nicht sagen, was es war. Ich blickte ihn einfach nur an und dann sah ich es: eine Träne an seinem Kinn.

Das Gefühl der Eifersucht war verschwunden, die Schuldgefühle hatten die Oberhand gewonnen. Ich musste ihn in den Arm nehmen. „Es tut mir leid... Ich bin egoistisch...“ Ich drückte ihn an mich. „Für dich ist es auch nicht leicht...“

Er unternahm nichts gegen die Umarmung, erwiderte sie jedoch auch nicht. Ich hörte ihn unruhig einatmen. Es machte mir Angst, nicht zu wissen, was er gerade dachte.

Ich wartete, ungeduldig, darauf, dass er etwas sagen, dass er seine Arme um mich legen, dass er zu weinen aufhören würde. Er tat es nicht.

Für mich ewig andauernde Sekunden verstrichen, in denen er wort- und tatenlos dastand. Ich wurde immer unruhiger, drückte ihn fester an mich, vielleicht aus Angst, dass er sich ganz von mir loslösen könnte, vielleicht auch, dass er mich spürte, dass er wusste, dass ich bei ihm war, dass er nicht alleine war, dass er sich dessen bewusst wurde und seine Gedankenwelt für mich verließ.

~Hör auf damit...~, flehte ich innerlich. ~Sag etwas... Tu etwas...~

Er bewegte sich. Er rührte seine Arme. Ich hielt die Luft an - und atmete erleichtert aus, als seine Hände meinen Rücken berührten. Er kuschelte seinen Kopf an meine Schulter, wischte seine Tränenspuren fort, während in meine Augen Tränen der Erleichterung traten.
 

Ich weiß nicht, wie lange wir uns so umarmten, doch ich genoss es und versuchte, nicht an die Zukunft zu denken. Plötzlich lehnte sich Gackt ein wenig zurück und ich blickte zu ihm auf. Ich sah zwei kleine Tränen in seinen Augen funkeln. Er ließ mir jedoch nicht genug Zeit, mich zu fragen, woher sie kamen, da küsste er alle meine Gedanken fort.

Als ich meine Augen öffnete, wusste ich nicht mehr, wo wir waren, warum wir hier waren und was geschehen war; ich sah nur noch Gackt. Ich spürte ihn, ich roch seinen einzigartigen Duft und ich hörte, wie er leise sagte: „Aishiteru...“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Earu
2008-12-21T17:38:46+00:00 21.12.2008 18:38
Und es wird nicht besser =_=
Du hast so richtig das talent dazu erst tolle Lichtmomente zu streuen und dann irgendwelchen 'Mist' hinterherzuschieben, nur weil haido seinen Arsch nicht hochkriegt, sich nicht entscheiden kann und ständig nur auf der Stelle rumtritt. Das geht doch niiiiiiich.

Es is auch ein bisschen ... okay streichen wir das bisschen, es is sehr unfair gegenüber Gackt, dass er wesentlich mehr Zeit mit Meugmi und seinem Söhnchen verbringt, auch wenn er sich jetzt doch auf Gackt eingelassen zu haben scheint. Er möchte seine Familie nicht verletzen, aber auf Gackt nimmt er da irgendwie gar keine Rücksicht v.v


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