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The Wasted Time of Our Lives

von

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僕達のハッピーエンド - Bokutachi no Happy End - Our Happy End

Ich stand an der Tür, hatte sie geöffnet. Es hatte geklingelt.

Vor mir stand Gackt, mit einem großen, braunen Umschlag in der Hand. „Hallo.“

„Hallo.“, gab ich unsicher zurück, blieb wie angewurzelt in der Tür stehen.

„Ich habe das Drehbuch fertig. Und da dachte ich, ich bring es dir einfach vorbei.“, sagte er.

„Du hättest es mir auch schicken können, wenn du es eh in einen Umschlag machst.“, ließ ich ihn wissen und wusste selbst, dass ich ihm damit zeigte, dass er nicht willkommen war. Es tat mir bereits im selben Moment, in dem ich diese kalten Worte sprach, wieder leid und ich fragte, um es zumindest ein Stück weit wieder gutzumachen: „Möchtest du reinkommen?“

Er lächelte, das hörte ich an seiner Stimme, als er „Gerne“ entgegnete.

Mit noch immer gesenktem Blick trat ich zur Seite, die Hand noch immer an der Türklinke, die Unsicherheit noch immer da, wo sie in seiner Nähe immer war: bei mir.

Er schritt an mir vorbei, blieb - wie fast immer - vorerst im Flur stehen und drehte sich zu mir um, als ich gerade die Tür schloss. Im Vorbeilaufen fragte ich ihn, was ein guter Gastgeber immer tat: „Möchtest du etwas trinken?“ Doch es klang gezwungen.

„Nein, danke.“, antwortete er und folgte mir ins Wohnzimmer. Als er dort stehen blieb, nahm ich ihm wortlos den Umschlag aus der Hand und nahm das Skript heraus. Ich blätterte die ersten Seiten flüchtig durch. „Ich habe nicht sonderlich viel Text, oder?“, bemerkte ich, nachdem ich fast ausschließlich nur Angaben zu meinem Verhalten, jedoch wenige Textzeilen gesehen hatte.

„Nur am Anfang.“, ließ er mich wissen. „Später folgen mehr Dialoge... zwischen dir und mir.“

Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, um zu sehen, dass er, wie ich erwartet hatte, schwach lächelte.

Dann blätterte ich hastig weiter, bis ich auf eine Seite kam, auf der sehr viel Text zu sehen war, was sich als einer dieser gerade benannten Dialoge herausstellte. Ich begann zu lesen.
 

Gackt: Was sind die Menschen, die du beschützt, für dich?

Hyde, den Kopf in den Nacken legend: Die Menschen sind wie Bienen und ich bin das, das sie dazu treibt, zuzustechen, ihren Stachel und somit ihr Leben zu verlieren.

Gackt: Wieso solltest du sie dazu bringen, das zu tun? Du hilfst ihnen doch nur.

Hyde: Wenn mein Nichtstun ihnen etwas Schlimmes zustoßen lässt, dass sie aggressiv macht, dann trage ich die Verantwortung dafür, dass sie leichtfertig zustechen... und ihren Stachel verlieren. Das ist dann ganz allein meine Schuld.

Gackt: Aber du tust doch bei weitem alles Engelmögliche. Ich kenne keinen zweiten Engel, der seine Aufgabe so gewissenhaft ausführt, wie du es tust. Du tust wirklich alles, was in deiner Macht steht. Mehr kannst du nicht tun. Mehr sollst du nicht tun. Irgendwann müssen sie sterben. Du musst sie sterben lassen. Wie sonst willst du sie erlösen?

Hyde: Erlösen?

Gackt nickt

Hyde: Von was erlösen?

Gackt: Von ihrem Dasein als Mensch.

Hyde: Aber Mensch zu sein, ist doch etwas Tolles. Das hast du selbst gesagt.

Gackt: Ja, das ist es auch. Aber nicht für ewig. Irgendwann hast du es satt. Irgendwann hast du zu viele grausame Dinge erlebt, die du einfach nicht mehr vergessen kannst. Die dich quälen.

Hyde, Gackt fragend ansehend: Woher weißt du das?

Gackt schweigt, sieht aus dem Fenster

Hyde, erstaunt: Kannst du dich an deine frühere Existenz erinnern?

Gackt sieht ihn erst lange an, bevor er ihm antwortet: Ja.

Hyde, verblüfft: Warum?! Wieso?! Seit wann?! - Wieso kannst du es, aber ich nicht?

Gackt: Weil ich auf andere Weise gestorben bin als du.

Hyde, überrascht: Du weißt, wie ich gestorben bin?

Gackt: Nein.

Hyde, aufgebracht: Aber du

Gackt, ihm ins Wort fallend: Ich weiß nur, wie du nicht gestorben bist.

Hyde, wieder ruhig werdend, aufmerksam, zaghaft: Und wie... bin ich nicht gestorben?

Gackt sieht wieder aus dem Fenster, bewegt sich lange Zeit keinen Millimeter: Durch Selbstmord.
 

~Ende Szene 47~
 

Ich sah zu Gackt auf. Er erwiderte meinen Blick, hatte mich ohnehin beobachtet, was ich für eine Weile vergessen hatte, da ich so vertieft in den tiefsinnigen Dialog gewesen war.

„Ich konnte mich noch nicht für Namen für die Charaktere entscheiden, deshalb habe ich vorläufig unsere Namen genommen.“, erklärte er mir und fügte noch lächelnd hinzu: „Du darfst mir noch helfen, mich für welche zu entscheiden.“

„Die Dialoge gefallen mir.“, gab ich zu. „Also, wenn sie alle so sind, bin ich begeistert. Sie sind irgendwie... poetisch.“

„Findest du?“, fragte er zurück, freute sich insgeheim. So sehr, dass man es sehen konnte.

„Auf jeden Fall.“, gab ich zurück und wir beide, die uns in diesem Moment anblickten, wurden uns bewusst und sahen es auch in dem Gesicht des anderen, dass er sich an die Situation am Tag meines dreiundvierzigsten Geburtstags zurückerinnert fühlte, in der Gackt dieselben Worte gesprochen hatte, in nahezu demselben todernst gemeinten Tonfall.

Ich wandte meinen Blick von ihm ab, wusste nicht, wie ich länger in seine Augen blicken sollte. Daher sah ich es nicht, doch ich nahm wahr, wie Gackt sich mir näherte. Mein Herzschlag sagte es mir voraus. „Gibt es jetzt eigentlich ein Happy End?“, fragte ich mit sich fast überschlagender Stimme, im Rhythmus meines Herzschlages.

Als ich aufsah, stand er direkt vor mir, sagte leise: „Nur wenn du es zulässt...“

Seine Stimme jagte eine Gänsehaut meinen Rücken, meine Arme und Beine hinunter. „Aber... aber du schreibst doch das Drehbuch. - Du hast es schon geschrieben.“, verbesserte ich mich selbst. Wenn er die Gänsehaut auf meinen Armen noch nicht bemerkt haben sollte, hörte er sie spätestens jetzt aus meiner Stimme heraus. „Du musst doch irgendeine Schlussszene geschrieben haben - oder nicht?“

„Doch, natürlich. Das habe ich. Aber ich habe gerade nicht vom Drehbuch gesprochen.“

Mein Mund blieb einen Spalt offen stehen. Meine Augen huschten so schnell in seinem Gesicht hin und her, wie es meine Gedanken in meinem Kopf taten. „Was meinst du damit?“, fragte ich etwas atemlos, meine Stirn in leichte Falten gelegt. Ich verstand es nicht. Oder ich wollte es nicht.

„Ich meinte, dass es, nur wenn du es zulässt, ein Happy End für uns geben kann.“

Ich sah zur Seite. Dann herrschte Schweigen. Ich rührte mich kein bisschen, bis er plötzlich einen Finger unter mein Kinn legte, was mich zusammenzucken ließ. Doch ich wagte es trotzdem nicht, in sein Gesicht zu blicken. Und ich wusste auch, was mich dann erwarten würde.

„Eine Geschichte gut enden zu lassen, ist so einfach...“, flüsterte er, wodurch ich bemerkte, dass sein Mund nur wenige Zentimeter von meinem Ohr entfernt sein konnte. „...wenn man nur will.“

Ich schloss verzweifelt die Augen. Was tat er mit mir? Was wollte er? Wollte er es einfach nicht einsehen, dass ich mich entschieden hatte? Gegen ihn.

Zarte Lippen berührten meine, ließen mich scharf einatmen und abrupt meine Augen aufschlagen. Doch mehr konnte ich nicht tun. Zu mehr war ich nicht im Stande. Stärker konnte ich mich nicht widersetzen. Ich war ihm hilflos ausgeliefert. Das wusste er.

Er küsste mich, zärtlich, ließ seine Lippen immer wieder auf meine treffen. Ich hatte meine Augen längst wieder geschlossen, war nicht mehr reaktionsfähig, nicht mehr ansprechbar, nicht mehr wirklich hier. Auf einmal spürte ich seine Hände auf meinem Rücken, seine Arme zu beiden Seiten meines Oberkörpers. Ich wusste, dass ich nicht mehr hier war, doch dafür spürte ich, dass er da war. Er war bei mir.

Plötzlich ließen seine Lippen von mir ab, schlagartig, wie auch seine Hände, unerwartet. Es dauerte noch einen Augenblick und ich war wieder da, konnte meine Augen wieder öffnen und hören, wie die Haustür aufging. Und ich sah Megumi, die hinter dieser erschien. Sie lächelte, als sie mich erblickte. Ich konnte nichts erwidern. Meine Augen waren starr.

„Was schaust du denn so entsetzt?“, fragte Megumis Stimme belustigt vom Flur aus.

Ich konnte ihr nicht antworten. Meine Stimme war nicht mehr da. Nun war sie es, die nicht mehr wirklich hier war. Und Megumis Auftauchen war der Grund dafür.

Dann hörte ich etwas rascheln und sah vor meine Füße, wo sich Gackt in die Hocke niedergelassen hatte, um das Skript aufzuheben, das ich scheinbar hatte fallen lassen, auch wenn ich mich nicht daran erinnern konnte.

„Er ist ganz schockiert von meinem Drehbuch.“, übernahm Gackts Stimme meine Aufgabe, zu antworten, für mich. Ich war ihm überaus dankbar.

„Ach, du bist auch hier, Gakuto-san!“, begrüßte sie ihn herzlich, während sie ihre Schuhe abstreifte.

„Ich habe Haido das Drehbuch vorbeigebracht.“, erklärte er. „Er ist sogar so schockiert darüber, dass er es hat fallen lassen.“, fügte er noch auflachend hinzu, doch ich hörte deutlich, wie gekünstelt dieses Lachen war. Er würde wieder jeden Moment gehen. Das wusste ich.

Megumi schien dies gar nicht zu bemerken. Sie meinte zu Gackt gewandt, ausgelassen scherzend: „Was schreibst du auch wieder für schlimme Sachen?“ Dann lachte sie und fragte: „Willst du zum Essen bleiben?“

Er legte das Drehbuch auf den Wohnzimmertisch und wandte sich um. Sein Blick fiel auf ihren Gipsarm. „Nein, nein. Ich habe keine Zeit. Ich habe noch einen Termin.“, log er. Natürlich war es gelogen.

„Schade, Mensch!“, bedauerte sie es aufrichtig. Gackt hatte schon seit einer Ewigkeit nicht mehr mit uns zusammen gegessen. Wie lange war es wohl her? Wie viele Jahre?

„Aber wie geht es deinem Arm?“, wechselte er das Thema. Ich glaube, er war ernsthaft besorgt. Ich wusste, dass er Megumi eigentlich schon immer gemocht hatte. Sie war eine gute Freundin für ihn gewesen. Doch das war längst vorbei.

„Ach, der verheilt schnell. Es war kein schlimmer Bruch.“, meinte sie heiter und kam auf mich zu. Ich hoffte inständig, dass sie nicht vorhatte, mich mit einem Kuss zu begrüßen.

Gackt schien den gleichen Gedanken gehabt zu haben, denn er meinte plötzlich: „Saa... Ich muss los. Lies fleißig.“, befahl er mir noch und verabschiedete sich mit einem simplen „Jaa, na“, bevor er durch die Tür verschwand und eine seltsame Leere zurückließ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Earu
2008-12-21T15:41:43+00:00 21.12.2008 16:41
*rumkuller*
Hyde regt mich immer mehr auf. Wieso wehrt er sich denn, wenn er doch eh weiß, dass es nix bringt. Bloß gut, dass er so auf ga-chan reagiert, sonst würden die noch ewig auf der Stelle treten.

Und ich fand den Dialog der beiden Rollen auch hübsch, besonders das Ende *auf sowas steht* und ich hab jetz die ganz doofe Idee, dass der Gackt-Engel sich umgebracht hat, weil der Hyde-Engel gestorben is ;__;


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