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The short stories of Eternity Sword

Kurzgeschichtensammlung
von

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Schwur

Die Tage im Krankenhaus, in dem er seit diesem Unfall lag, kamen ihm unendlich lang vor.

Der Unfall, bei dem seine Eltern, die einzigen, die keine Angst vor ihn gehabt hatten, umgekommen waren.

Der Unfall, an dem er sich die Schuld gab, obwohl nicht er, sondern ein Hund dafür verantwortlich gewesen war.

Sein ganzes Leben lang hatten die Menschen und auch die Tiere Angst vor ihm gehabt.

Woran lag es nur?

Waren es seine weißen Haare? Seine roten Augen? Oder hatte er eine so furchteinflößende Aura?

Er wusste es nicht und er bekam auch nie eine Antwort darauf.

Auch die Krankenschwestern wichen ihm aus, betraten sein Zimmer nur widerwillig und verließen es fluchtartig, sobald alle Untersuchungen vorbei waren.

Dabei hatte er nie etwas getan, um das zu verdienen. Er war doch nur ein Kind, anders als andere Kinder, aber nichtsdestotrotz ein menschliches Wesen.

Er konnte es nicht verstehen, andere Kinder wurden nicht so behandelt.

Also was unterschied sie von ihm?

Tag für Tag starrte er aus dem Fenster und beobachtete andere Kinder, die von ihren Eltern und anderen Verwandten besucht werden. Er selbst hatte keine Verwandten mehr, keine Freunde, keine Bekannte, niemand, der ihn besuchen kam.

In seinen nächtlichen Träumen sah er sich stets in einer anderen Welt, mit einem Schwert an seiner Seite, umringt von Leuten, die zu ihm aufsahen und ihn bewunderten.

Warum konnte es nicht auch in der Realität so sein?

Doch eines Tages sollte sich alles ändern.

Die Tür zu seinem Krankenzimmer war oft offen, so dass die Schwestern nur schnell reinsehen mussten, ohne hineinzugehen.

Zehn Tage nach seiner Einlieferung lief ein braunhaariges Mädchen an seinem Zimmer vorbei – und hielt plötzlich inne. Sie sah zu ihm hinein und erwiderte seinen neugierigen Blick.

Lächelnd kam sie herein. „Hallo. So allein?“

Er nickte. Ohne Einladung setzte sie sich auf den Stuhl neben seinem Bett. „Ich bin Kaori Takamine. Wie heißt du?“

„Sh-Shun Akitsuki.“

„Warum bist du ganz allein hier?“

Mit zitternder Stimme erzählte er ihr seine Geschichten, mit der absoluten Sicherheit, dass sie auch Angst vor ihm bekommen und weggehen würde. Aber stattdessen hörte sie ihm aufmerksam lächelnd zu und unterbrach ihn kein einziges Mal.

Als er fertig war, saß sie immer noch da und lächelte unverändert, wenngleich sich ein wenig Mitleid in ihren Blick geschlichen hatte. „Ab sofort wirst du nicht mehr allein sein. Lass uns Freunde sein, ja?“

„Freunde? Bist du sicher?“

Sie nickte lächelnd.
 

Von da an kam Kaori ihn jeden Tag besuchen. Schon bald erfuhr Shun, dass er im selben Schulbezirk wie sie lebte und dass sie bald auf dieselbe Schule gehen würden, sobald sie beide wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden wären.

Anscheinend hatte sie ihn einen Flugzeugabsturz überlebt, gemeinsam mit ihrem Adoptivbruder, der allerdings unverletzt geblieben war.

Schon das Erwähnen seines Namens – Yuuto Takamine – erweckte in Shun ein tiefes Gefühl der Abneigung und des Abscheus.

Irgend etwas tief in seinem Inneren schien ihn zu kennen und ihn zu hassen, wenngleich er ihn nie gesehen hatte.

Nie, bis zu dem Tag, an dem Kaori aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Es war der Tag, an dem Shun das erste Mal die Krankenhausflure durchquerte, um nach ihr zu suchen, da sie noch nicht erschienen war.

Kaum hatte er den schwarzhaarigen Jungen erblickt, schrie etwas in ihm danach, ihm an die Gurgel zu gehen. Das musste Yuuto sein, ohne Zweifel.

Der Junge sah ihn an und schien ebenfalls nicht sonderlich begeistert zu sein. Kaori kam mit einer Tasche aus dem Zimmer heraus. „Ich bin fertig, Yuuto.“

Sie sah den Gang hinunter und entdeckte ihren neuen Freund. „Oh, Shun, du bist es!“

„So, das ist er also“, sagte Yuuto abfällig.

Shun zuckte zusammen. Sie hatte also mit Yuuto über ihn gesprochen?

Was hatte sie ihm gesagt?

„Kaori, wohin gehst du?“, fragte Shun, ohne ihren Bruder weiter zu beachten.

Sie lächelte. „Ich werde heute entlassen, ich bin wieder gesund.“

Enttäuschung breitete sich in ihm aus. „Oh... verstehe.“

„Aber keine Sorge, ich werde dich weiter besuchen kommen, damit du schnell wieder gesund wirst und wir uns jeden Tag in der Schule sehen werden.“

Er nickte. „... okay. Aber wo wirst du jetzt wohnen?“

„Bei mir“, sagte Yuuto scharf.

Shun sah ihn an. Ihre Blicke begegneten sich, beide eiskalt, das einzige Gefühl darin, Hass.

Warum war das nur so?

Sie trafen sich heute das erste Mal und dennoch hatte Shun das todsichere Gefühl, dass er ihn schon eine Ewigkeit kannte – und schon immer gehasst hatte. Und die leise Stimme in seinem Kopf, die ihm das einflüsterte, half ihm auch nicht gerade weiter.

„Bist du sicher, Kaori?“

Sie nickte lächelnd, nicht im Mindesten unsicher, wie Shun sich das gewünscht hätte. „Yuuto ist mein Bruder, ich liebe ihn, also bleibe ich bei ihm.“

Shun runzelte seine Stirn, nickte aber. Yuuto verabschiedete sich frostig von ihm, nahm Kaoris Tasche und lief den Gang hinunter. Kaori umarmte Shun noch einmal, verabschiedete sich von ihm und ging ebenfalls davon.

Er sah den beiden mit gerunzelter Stirn hasserfüllt hinterher. Yuuto war nicht gut für Kaori, ganz und gar nicht. Aber wie sollte er ihr das klarmachen?

Auch wenn sie ihm im Moment noch nicht glaubte, irgendwann würde sie das. Dafür würde er sorgen, das schwor er sich in diesem Moment. Und wenn es ihn das Leben kosten würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2008-12-30T22:32:57+00:00 30.12.2008 23:32
Ich hasse Kaori -.-
Mary Sue.

Anyway. War gut geschrieben. Obwohl Shun mich irgendwie nicht begeistert.


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