Zum Inhalt der Seite

Everything/Nur mit dir

PxD
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 13 [Meet You There]

*David’s POV*
 

Nach fast einem Monat voller Formalitäten, Diskussionen und einer Gerichtsverhandlung war ich frei. Frei von meiner Adoptivfamilie. Pierres Mum hatte zwar überlegt mich zu adoptieren, aber das wollte ich nicht. Es wäre schon ein komisches Gefühl gewesen, wenn ich mit meinem „Bruder“ zusammen wäre. Deswegen nahmen sie mich einfach so bei sich auf. Ich mochte Pierres Mum. Seinen Vater eher weniger, er war ganz schön streng und alles. Aber im Grunde war die Familie ganz okay. Besser als meine letzte und außerdem konnte ich so jeden Tag bei Pierre sein. Mehr wollte ich ja gar nicht.
 

Ich wohnte nun schon etwa zwei Wochen bei Pierre und es war der Traum. Mein Leben hatte sich echt um 180° gewendet. Ich fühlte mich wohl und geborgen, aber vor allem fühlte ich mich endlich verstanden. In den letzten Jahren hatte ich nicht wirklich jemanden – abgesehen von Jane – der wirklich verstand was in mir vorging. Aber Pierre tat das. Wir hatten vielleicht zwei Mal über die Vergangenheit geredet. Es hatte schon geholfen, aber ich brach jedes Mal in Tränen aus und konnte nicht mehr. Dann hatten wir es einfach sein lassen. Pierre meinte, dass er das verstehen würde und dass ich mich nicht dazu zwingen müsste über all diese Dinge zu reden. Dafür war ich ihm dankbar. Vielleicht brauchte ich einfach noch etwas Zeit. Ich musste alles erst einmal verarbeiten und über alles gründlich nachdenken. Das würde sicher einen großen Zeitraum beanspruchen, aber das war ja egal. Pierre würde immer ein Ohr offen haben, wenn ich bereit war über alles zu reden. Da war ich mir ziemlich sicher. Er tat sowieso alles für mich. Manchmal wollte ich das zwar nicht, aber ich genoss es doch endlich mal in einem positiven Sinne im Vordergrund zu stehen.
 

Es war etwa 19.30 Uhr, als ich total erschöpft im Bett lag. Dabei hatte ich nicht mal irgendwas getan. Ich lag nur im Bett. Den ganzen langen Tag. Dann ging man einmal auf Toilette und hat gleich all sein Pulver verschossen. Wie ich Erkältungen hasste. Dieses Mal war sie noch schlimmer als sonst immer. Mein Abwehrsystem hatte echt gelitten. Ende Oktober und ich fühlte mich so krank, dass ich dachte, ich müsste sterben. Mir war so heiß, aber mein Körper zitterte wie verrückt. Mir war schwindlig und schlecht und dazu war ich auch noch alleine. Pierres Dad war seit einer Woche nicht mehr nach Hause gekommen und Pierre war mit seiner Mum und seinen Brüdern einkaufen gefahren. Tee kaufen und den ganzen Kram für mich. Und noch mal in die Apotheke fahren um mal wieder Medikamente zu besorgen, die mir der Arzt verschrieben hatte. Ich hasste es alleine zu sein. Das Haus war so leer. Die Einsamkeit drückte richtig auf mich ein und drohte mich zu zerquetschen. Und im Bett liegen wollte ich auch nicht mehr. Ich musste sofort irgendwas tun um mich abzulenken. Ich sah mich in Pierres Zimmer vom Bett aus um und überlegte. Dann entdeckte ich unter dem Schreibtisch eine kleine Kiste. Zwei Tage zuvor stand diese da definitiv noch nicht. Sie sah irgendwie geheimnisvoll aus. Mich packte plötzlich die Neugier. Ich wollte wissen was in der Kiste war.
 

Also stand ich auf und ich brauchte geschlagene drei Minuten um am Schreibtisch anzukommen. Unter Keuchen und Schnaufen ließ ich mich dann auf dem Boden vor dem Schreibtisch nieder und rang erstmal hustend nach Luft. Nach einer knappen Minute hatte ich mich dann einigermaßen beruhigt und nahm mir die Kiste. Ich legte sie mir auf den Schoss und starrte sie noch eine Weile lang an. Ich sollte das eigentlich nicht tun. Das ging mich ja nichts an, immerhin war das Pierres Kiste. Aber wenn er Geheimnisse dort drin hätte, dann hätte er sie sicher nicht unter dem Schreibtisch stehen lassen. Vielleicht dachte er aber auch, dass ich eh viel zu schwach war um es mir anzutun mich bis hier her zu schleppen. Aber ich hatte es getan und da ich nun einmal hier war, konnte ich doch auch hineinsehen. Pierre würde es mir sicherlich nicht übel nehmen.
 

Zögernd öffnete ich die kleine Kiste und legte den Deckel neben mir auf den Boden. Der Inhalt bestand lediglich auf vielen Zetteln. Sauber gefaltete und schon einige zerknitterte. Ich nahm mir einen der Zettel und klappte ihn auf. Dort erschien mir ein Songtext. Er war mit „You Don’t Mean Anything“ betitelt. Ich überflog den Text kurz. Er war echt gut. In der unteren Ecke stand „Lyrics by Pierre Bouvier“. Ich schloss daraus, dass Pierre ihn geschrieben hatte. Ich legte den Zettel zur Seite und nahm mir einen, der leicht zerknittert war. „I’m just A Kid“ stand dort in dicker schwarzer Schrift. Wieder von Pierre geschrieben. Er war ebenfalls gut. Ich nahm mir einen Zettel nach dem anderen. „Crazy“, „Addicted“, „God Must Hate Me“, „One Day“. Sie waren alle perfekt. Dann kam ich zu einem Song mit der Überschrift “Meet You There”. Die Worte waren in babyblau geschrieben. Pierres Lieblingsfarbe. Der Titel klang irgendwie viel versprechend.
 

„Now you're gone,

I wonder why

You left me here,

I think about it on, and on,

and on, and on, and on, again.

I know you're never coming back,

I hope that you can hear me,

I'm waiting to hear from you..
 

Until i do,

You're gone away,

I'm left alone,

A part of me is gone,

And I'm not moving on,

So wait for me,

I know the day will come..
 

I'll meet you there,

No matter where life takes me to,

I'll meet you there,

And even if I need you here,

I'll meet you there.”
 

Ich las den Text langsam und er ließ mein Herz erstarren. Es schmerzte so sehr diese Zeilen zu lesen. Jedes einzelne Wort war wie ein Messerstich direkt in mein Herz. Mir schossen so viele Gedanken durch den Kopf. Der Tag als ich sechs Jahre alt war und meinen Dad das erste Mal fragte wo meine Mutter sei. Wie er dabei in Tränen ausbrach und mich fest an sich schloss. Er meinte sie sei an einem wunderbaren Ort, wo es ihr sicher sehr gut ginge. Dann dieser Tag, an dem meine Großmutter verstarb. Sie hatte mir so viel bedeutet und ich war gerade mal acht. Ich konnte das alles gar nicht verstehen. Ein Jahr später fragte ich meinen Dad erneut was mit meiner Mum sei. Ich war mir sicher zu verstehen, was er mir sagen würde. Er war es sich auch. Er hatte mir alles erzählt. Wie sie oft krank wurde, während sie mit mir schwanger war und wie ich zwei Monate zu früh auf die Welt kam. Wie meine Mum kurz nach der Geburt verstorben war. Ich gab mir ewig die Schuld daran, dass sie weg war. Mein Vater versuchte immer und immer wieder mich vom Gegenteil zu überzeugen, doch ich war zu stur in dieser Hinsicht. Dann war da noch mein Unfall. Der Tag, ein Jahr später, an dem man mir gefühlskalt sagte, dass mein Vater verstorben sei.
 

„I wish I could have told you,

The things I kept inside,

But now I guess its just too late.

So many things remind me of you,

I hope that you can hear me,

I miss you,

This is goodbye,

One last time..
 

You're gone away,

I'm left alone,

A part of me is gone,

And I'm not moving on,

So wait for me,

I know the day will come..
 

I'll meet you there,

No matter where life takes me to,

I'll meet you there,

And even if I need you here,

I'll meet you there,

No matter where life takes me to,

I'll meet you there,

And even if I need you here,

I'll meet you there.
 

I'll meet you there....
 

And where I go you'll be there with me,

Forever you'll be right here with me..
 

I'll meet you there,

No matter where life takes me to,

I'll meet you there,

And even if I need you here,

I'll meet you there,

No matter where life takes me..

I'll meet you there,

And even if I need you..

I'll meet you there...
 

I'll meet you there...

I'll meet you there..”
 

Tränen flossen mir in Sturzbächen über meine Wangen und ich konnte nicht mehr. Es wurde einfach alles zu viel. Wieso hatten mich alle verlassen? Wieso musste mein Dad mich verlassen? Das war nicht fair. Ich hatte niemanden mehr in meiner Familie. Ich war so lange auf mich allein gestellt. Wurde nur herumgeschubst und geschlagen und gemobbt. Alle hassten mich. Ich war immer das schwarze Schaf gewesen, zwischen all diesen ach so tollen Menschen. War immer das kleine hässliche Entlein.

Ich ließ mich auf die Seite fallen und legte die Arme um mich. Ich weinte laut. Wollte am liebsten schreien, aber dazu fehlte mir die Kraft. Mein Körper bebte und mir war so kalt. In mir stiegen so viele Gefühle auf. Wut, Hass, Trauer, Sehnsucht. Wut auf mich. Hass auf mich. Ich war so wütend auf mich selbst, dass ich geboren wurde. Ich wollte nun am liebsten sterben, denn dann wären mein Dad und meine Mum vielleicht noch zusammen. Würden ein glückliches Leben führen. Mein Dad hätte vielleicht all diese Jahre nicht Nacht für Nacht wach gelegen und geweint. Wäre vielleicht nicht immer zu mir gekommen und hätte mich in den Arm genommen, weil er sich einsam fühlte. Weil ich alles war, was ihm noch geblieben war. Ich hätte alles gegeben um ihn glücklich zu machen. Ich hätte nun alles gegeben und die beiden wieder zum Leben zu erwecken. Aber das ging nicht. Sie waren für immer gegangen und ich bekam nicht einmal die Chance „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Konnte nicht „Good Bye“ sagen und einen der beiden in den Arm nehmen und sagen wie sehr ich ihn liebte. Ich konnte nichts. Ich hatte nie die Chance dazu bekommen meinem Dad zu sagen was ich dachte. Wie stolz ich auf ihn war, das er es all die Jahre durchgehalten hatte. Dass er nie angefangen hatte mich zu hassen, obwohl ich seine Frau umgebracht hatte. Ja, ich hatte sie umgebracht. Wäre sie nicht mit mir schwanger gewesen, würde sie noch leben. Sie hätte ein so schönes Leben führen und alt werden können, aber das habe ich ihr vermasselt.
 

Ich wusste nicht genau wie lange ich da gelegen hatte, aber das war mir auch egal. Ich hatte die ganze Zeit nur geheult wie ein Schlosshund und mir Vorwürfe gemacht. Angefangen mich selbst zu hassen, aber Pierre beendete das alles, als er in sein Zimmer trat und mich dort am Boden liegen sah, umgeben von all seinen Songtexten und vor meiner Nase der Zettel mit „Meet You There“.
 

*Pierre’s POV*
 

Wir waren länger unterwegs gewesen als ich geplant hatte. Ich wollte Dave eigentlich gar nicht so lange alleine lassen. Ich wusste wie sehr er das hasste und ich hatte ihm versprochen ihn nie lange alleine zu lassen und dann waren wir drei lange Stunden unterwegs. Dave musste durchgedreht sein.

Ich half meiner Mum noch schnell all die Einkäufe zu verstauen, während das Teewasser auf dem Herd stand und ich somit die Zeit überbrückte, bis es fertig ist. Nachdem der Tee fertig war und ich mit meiner Mum noch ein paar Dinge abgeklärt hatte, ging ich nach oben. Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete kamen mir sofort diese Schluchzgeräusche entgegen. Dann sah ich Dave auch schon in diesem Papiermeer liegen. Meine schwarze Box stand neben ihm. Er hatte meine Songs gelesen. Ob er deswegen weinte? Dies bekam ich nur heraus, wenn ich ihn fragen würde. Also stellte ich schnell die Tasse auf den Schreibtisch und kniete mich dann neben Dave. Ich nahm ihn vorsichtig in die Arme und strich über seinen Kopf.
 

„Hey. Ist gut…“, entwich es leise meinen Lippen und ich schaukelte ihn sanft hin und her wie ein kleines Kind. Ich sah all die Blätter an und dann entdeckte ich „Meet You There“. Das war wohl der Grund seiner Tränen. Seiner wunderschönen Tränen, von denen ich es hasste sie zu sehen. Sie hätten noch so schön sein können, ich wollte nicht, dass David weinte. David sollte glücklich sein. Lachen und Freude haben. Und nun hatte er meine Songs gefunden und ausgerechnet „Meet You There“ gelesen. Ich wollte ihm irgendwann die Songs zeigen, aber erst, wenn ich wusste, dass Dave stark genug dafür war. Stark genug für diesen einen Song.
 

Dave sagte die ganze Zeit nicht ein Wort und ich hielt ihn einfach nur fest an meinen Körper und strich sanft durch sein Haar. Irgendwann hatte das Weinen aufgehört und ich nahm nur noch sein schweres Atmen wahr. Er war eingeschlafen. Sein Griff an meinem Hoodie hatte nachgelassen und sein Kopf lehnte nun sanft an meiner Brust. Ein Blick in sein Gesicht und es bestätigte sich. Vorsichtig nahm ich ihn auf meine Arme, stand auf und brachte ihn ins Bett. Er sah so friedlich aus, aber der Gedanke, dass es ihm keineswegs gut ging, machte mich so traurig. Ich zog sanft die Decke über ihn und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. Dann zog ich mir den Stuhl heran, nahm Daves Tee und beobachtete ihn, während ich den Tee trank.
 

Er sah so niedlich aus, wenn er schlief. Wie ein kleiner Engel. Aber er war blass und er schien zu schwitzen. Ich fuhr kurz mit der Hand über seine Wange und verbrannte mich dabei fast. Er glühte richtig. Er tat mir so leid. Ich hätte ihm nun gerne alles abgenommen, aber das konnte ich nicht. Ich konnte nur zugucken wie es ihm schlecht ging und versuchen ihn zu pflegen ohne dabei selber bald flach zu liegen. Also stand ich auf und holte einen kalten Waschlappen aus dem Bad. Vorsichtig wischte ich ihm den Schweiß aus dem Gesicht. Er zuckte leicht unter meinen Berührungen zusammen, wachte dabei aber nicht auf. Er schien echt am Ende zu sein. Körperlich und seelisch und was konnte ich tun? Nichts. Ich konnte nur dumm zusehen wie er sich herumquälte. Was für ein toller Freund ich doch war. Echt hervorragend, Bouvier! Ich sollte mich echt mehr ins Zeug legen. Immerhin wollte ich nie mehr, als dass es ihm gut ging und dafür musste ich nun halt sorgen. Ich würde das Kind schon geschaukelt bekommen…irgendwie.
 

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 23.13Uhr war. Ich saß hier wirklich lange. Wenn ich Dave sah, vergaß ich immer total die Zeit. Das schaffte echt nur er. Ich zog mich bis auf meine Boxershorts aus und krabbelte zu Dave ins Bett. Ich legte mich unter meine eigene Decke, kuschelte mich aber dennoch an Dave. Ich legte meine Decke noch über seine und einen Arm um ihn. Sanft zog ich ihn an mich, gab ihm noch einen Kuss auf seine heiße Wange und nachdem ich das Licht gelöscht hatte, schloss ich meine Augen und versuchte den Schlaf kommen zu lassen. Ich weiß nicht wie lange ich noch wach lag. Bestimmt einige Stunden. Dave hustete mehrmals im Schlaf. Manchmal so stark, dass ich Angst hatte, dass er sterben würde. Aber er wachte dabei nie auf. Er schlief tief und fest. Und irgendwann, ich schätzte so gegen 3 Uhr nachts (das war die letzte Uhrzeit an die ich mich erinnern konnte), schlief ich dann auch endlich ein.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-12-22T14:34:12+00:00 22.12.2008 15:34
Passt gut, ich hab den Erkältungsscheeiß auch gerade hinter mir :D
Ich finde aber, dass du David in diesem Kap ganz schön erbärmlich gestaltet hast 0o
Iwie, als ob er nur am heulen wäre und so xD
Und was war an 'Meet you There' jetzt so besonders, dass Pierre warten wollte, speziell zu diesem Song?
Ich hatte so das Gefühl, dass Pierre da über David geschrieben hat als er abgehauen ist?

Ich hab schon sehnsüchtig auf das Kap gewartet, schön dass es noch vor Weihnachten kam ^^

Das Kap an sich war auch sehr toll, hat mir gefalllen :D
Hat nur n Paaar Fragen aufgebracht ^^

lg



Zurück