Zum Inhalt der Seite

Cold Case

Anthologie
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Cold Case - Frühling. Eine ganze Welt

Cold Case – Frühling. Eine ganze Welt
 

Plötzlich klang ihr der eigener Name seltsam fremd in ihren Ohren.
 

Wie ein Fremdkörper in einer Tasse Kaffee, ein Unbekannter in der eigenen Wohnung oder eine falsche Ziffer in der eigenen Telefonnummer.

Wie eine Kugel in einer offenen Wunde.
 

Ihr Name?

Manchmal hatte sie das Gefühl, dass jeder, der sie kannte, sie unter einem anderen Namen kannte. Und jeder Name war eine andere Frau.

All die Leute, die sie mit jemandem verwechselten – die sie für ihre Schwester Christina hielten oder für ihre Mutter oder für jemanden, den sie nicht kannte.

Die Leute, die sie einfach mit einem anderen Namen ansprachen, weil sie sich nicht an ihren Namen erinnern konnten.

Die Leute, die sie mit ihrem Nachnamen – Rush – ansprachen, die Menschen, die ihr verschiedene Spitznamen gaben.

Eiskönigin.

Hexe.

Dumme Pute.

Arrogante Zicke.

Liebling des Chefs.

Hure.

Mörderliebhaberin.

Oder diejenigen, die ihren Namen aussprachen, sie jedoch gar nicht meinten, oder diejenigen, die einen Namen riefen, der ihrem so ähnlich klang, dass sie sich unwillkürlich umdrehte.
 

Aber all diese Leute hatten eines gemeinsam: sie benutzten nur Umschreibungen für ihren Namen.
 

“Ich weiß nicht, wie lange es noch dauern wird, Lilly.“

Der gereizte, entnervte Gesichtsausdruck.

Der drohende Klang seiner Stimme, als er diese Worte äußerte, durch den unterliegenden Klang der Worte eindeutig klar machte, dass er sich durch ihre Anwesenheit gestört fühlte.

Scotty war wütend – auf sie – und sie wusste es.
 

Das Wissen um diese Tatsache überfiel sie mit einer solchen Wucht, dass sie zunächst instinktiv reagierte.

„Dann bis nachher!“, hatte sie gesagt und den Raum verlassen.

Erst draußen war sie losgerannt, ihre Hand auf ihr rasendes Herz gedrückt, welches gegen ihren Brustkorb schlug. Ohne dass sie wirklich wusste, warum.

Der Schmerz überfiel sie in aller Härte gemeinsam mit der Erkenntnis: Mehr als alles andere hatte Scottys Benutzung ihres vollen Namens diese Reaktion in ihr hervorgerufen. Nicht die Wut, die in seinen Augen schimmerte, nicht der scharfe Unterton seiner Stimme. Sie wusste, dass er angespannt war, genau wie sie alle. Dass der Fall an ihm zehrte – genau wie an ihnen allen. Dass er sich nur durch ihre wiederholten Fragen gestört gefühlt hatte und dass seine Geduld ihn für eine Sekunde verlassen hatte – er hatte es nicht böse gemeint. Genau wie sie wusste, dass er nervlich am Ende war, wusste er, dass es ihr ebenso ging. Genau wie sie ihm einräumte, dass die Woche hart gewesen und ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren, räumte er ihr dies ein. Sie nahm ihm diese momentane Gereiztheit nicht übel. Scotty war ein freundlicher Mensch, jemand, der immer zuvorkommend blieb. Wenn er so gereizt reagierte, tat er dies nicht absichtlich. Dennoch tat es weh. Unglaublich weh.
 

Wie gewohnt man es doch war, den Klang des eigenen Namens – der Koseform des eigenen Namens – aus dem Munde derer zu hören, die man als seine Freunde bezeichnete.

Lilly.

Lil.

Zwei Buchstaben Unterschied, die hier die Welt bedeuteten.

Eine ganze Welt und das Wissen, dass er es nicht wirklich böse meinte, nur gereizt war und zu schnell reagiert hatte.
 

Das Wissen und der stechende Schmerz in der Brust, dass sich irgend etwas verändert hatte.
 

Anmerkung.

Eigentlich war das eine Erfahrung, die ich auch schon gemacht habe - und dann ist diese Geschichte entstanden. Es ist wirklich schmerzhaft: Man wird jahrelang mit seinem Spitznamen gerufen und man hört irgendwann auf, sich darüber zu wundern. Und dann wird der normale Name benutzt und... Es tat weh. Es tat wirklich weh. Ich kann dieser Freundin mittlerweile nicht mehr ins Gesicht sehen. Ich kann einfach nicht mehr. Obwohl ich es gerne könnte.
 

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals gehört habe, wie Scotty Lil "Lilly" nennt, immer nur Lil. Allerdings scheint er selbst das aufgegeben zu haben: in den letzten Folgen, die ich gesehen habe (Sprich Staffel 6, Anfang) nannte er sie "Rush". Und wenn ich das wäre, würde mir das auch weh tun... Aber wer weiß schon, was Lil denkt und fühlt. Ich habe hier also eher meiner Fantasie freien Lauf gelassen... Wer tut das nicht manchmal! *seufz*
 

Wünscht euch was! Dank geht wie immer an BouhGorgonzola und MichirouKaiou... Ihr seid super! Und Gefaehrte... Herzlich Willkommen nochmal! *lach* Wenn du dich bis hierher vorgearbeitet hast, bist du hartnäckig und kannst viel ertragen...
 

isa



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MichiruKaiou
2009-12-15T18:20:48+00:00 15.12.2009 19:20
Ein wirklich interessantes Thema und es passt auch zu Lil. Du hast die Story auch gut aufgebaut und sehr gut beschrieben.
Mir kam das Ende nur ein wenig zu abrupt^^'
Ich weiß zwar nicht, was ich noch erwartet hatte, aber auf einmal war Ende, als wenn ich vor einer Schlucht, die senkrecht nach unten geht, stehen bleiben musste. Das Ende hätte irgendwie runder sein können.


Zurück