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Cold Case

Anthologie
von

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Cold Case - Frühling. Der wahre Kern der Geschichte

Es begann an einem Dienstag Morgen.

(Nicht, dass Dienstage sowieso nicht schon zu den schlimmsten Tagen der Woche gehörten – abgesehen von Mittwochs vielleicht.)

Es traft sich, dass es in einer Abteilung der Mordkommission der Philadelphia Police an diesem besagten Dienstag (leider) nicht so viel zu tun gab...
 

Dienstag, 7Uhr 46Minuten

„Rate mal, wen ich am Sonntag Abend in der neuen Bar an der Ninth Avenue gesehen habe!“

„Keine Ahnung. Aber ich schätze, du wirst es mir gleich sagen.“

„Kannst du nicht einmal weniger sarkastisch sein?“

„Das ist kein Sarkasmus. Warum redest du überhaupt mit mir über solchen Klatsch? Kannst du dir nicht eine andere Frau suchen?“

„Leider ist gerade niemand außer dir in der Nähe, also rede ich mir dir, auch wenn du ein Mann bist. Wie auch immer – es war Lilly Rush.“

„Wie – die Lilly Rush?“

„Ja, genau. Die aus dem Team für ungelöste Fälle.“

„Was soll daran so besonders sein?“

„Hast du sie schon einmal in einer Bar gesehen?“

„Nein, aber ich bin auch selten in Bars unterwegs. Und warum sollte sie es nicht sein... Sie ist eine Frau, sie darf doch ausgehen. Ich zumindest hätte nichts dagegen, mit ihr...“

„Erspar mir die Details. Jeder weiß, dass du eine Freundin hast... Und jeder weiß, dass Lilly Rush meistens bis zum späten Abend im Büro bleibt und kaum ausgeht. Deshalb ist es ja so merkwürdig.“

„Sie war aber doch einmal mit diesem einen Typen liiert... Der war doch sogar mal hier.“

„Ja, dieser Biker. Merkwürdiger Typ.“

„Sie war also immer schon so komisch.“

„Hmm-hm.“
 

Dienstag, 8Uhr 57Minuten

„Hast du gehört, dass Rush am Sonntag in dieser Bar an der Ninth gewesen sein soll?“

„Nee – echt? Alleine oder in Begleitung?“

„Mit so einem Biker-Typen, munkelt man. Wahrscheinlich hat der die Menge kräftig aufgemischt. Solche Leute kennt man ja – die haben in Bars nichts als Schlägereien im Kopf.“

„Mit einem Biker... Das hätte ich ihr nicht zugetraut. Rush wirkt sowieso viel zu kalt für eine Beziehung. Die lebt doch nur für ihre Arbeit... Wie Valens, Vera und Jeffries das aushalten, mit ihr zusammenzuarbeiten?“

„Frag sie doch.“

„Besser nicht. Von dem, was man hört, ist Rush deren Königin.“

„Ja, aber wenn – dann eine Eiskönigin.“

„Haha! Der Staatsanwalt, mit dem sie letztens auf der Department-Feier war, hat da wahrscheinlich besser zu ihr gepasst?“

„Nicht wirklich. Der war herzensgut, der Mann... So, wie Rush auf ihre Arbeit fixiert ist, müssen alle Beziehungen ja scheitern.“
 

Dienstag, 10Uhr 22Minuten

„Hey – stimmt es, dass am Sonntag ein Biker die Cleve Bar in der Ninth Ave alles kurz und klein geschlagen hat, weil Rush sich von ihm getrennt hat?“

„Das hab ich auch irgendwie gehört. Irgendwas war da auch noch mit einem Staatsanwalt...“

„Das ist aber schon lange vorbei.“

„Woher weißt du das?“

„Hab da so meine Quellen... Die Frau verschleißt Männer echt wie unsereins Kleenex.“

„Da du mal wieder erkältet bist, ist dein Verbrauch wohl nicht mit dem ihrigen Männerverbrauch zu vergleichen, Veronica.“

„Na und? Ich wäre froh, wenn ein gutaussehender Biker für mich eine Bar kurz und klein schlagen würde...“

„Leider bist du Single. Wie ich.“

„Tja, Larissa, das scheint unser Schicksal zu sein.“
 

Dienstag, 10Uhr 46Minunten

„Ja, sie hat ihn sitzenlassen wie diesen Staatsanwalt. Keith – erinnert ihr euch noch? Der war mit auf der Party vom Department. Verführt und dann fallengelassen – genau wie ihren Verlobten davor. Das war auch ein toller Mann...“

„Bist du seit Neustem schwul, Cole?“

„Willst du mich verarschen? Nein! Interessiert mich doch nicht, was Lilly Rush in ihrer Freizeit mit ihren Männern macht...“

„Aber du hättest bestimmt nichts dagegen, sie auch mal flachzulegen, oder?“

„Und vielleicht wäre das gar nicht so schwierig. Aber pass auf, dass du dich nicht in sie verliebst! Sie wird dich genauso behandeln wie alle anderen Männer in ihrem Leben. Wie den letzten Dreck.“

„Woher wollt ihr überhaupt wissen, wie Rush Männer behandelt?“

„Na, ist doch ganz klar, dass sie sie hasst...“

„Und außerdem arbeitet der Bekannte meiner Exfreundin mit ihrem Ex-Verlobten zusammen. Der weiß Bescheid.“
 

Dienstag, 11 Uhr 05Minuten

„Also war sie am Sonntag in dieser Bar, die Montag Früh in der Zeitung stand?“

„Ja, und ihr Exfreund hat randaliert. Dieser Biker, der letztes Jahr die ganze Zeit vor dem Gebäude herumhing, bis sie rausging...“

„Ich hab gehört, es soll ihr Verlobter gewesen sein.“

„Ex-Verlobter, wenn schon... Den hatte sie doch schon vor Jahren abserviert.“

„Ja, und ihre Schwester war doch der Grund dafür, dass sie ihm den Laufpass gegeben hat, oder nicht?“

„Ihre Schwester – im Ernst? War das nicht diese Barfrau?“

„Die Barfrau, die nebenbei als Scheckbetrügerin und Kreditkartenfälscherin gearbeitet hat. Und wahrscheinlich auch als Diebin.“

„Was für eine Familie!“

„Da fragt man sich doch manchmal, was Rush bei der Mordkommission macht, oder...“
 

Dienstag, 12Uhr 29Minuten

„Warum hat sie ihren Verlobten denn eigentlich sitzen lassen?“

„Angeblich haben sie und ihre Schwester den bedauernswerten Mann bestohlen und haben sich aus dem Staub gemacht... Rush mit einem Biker-Typen. Vielleicht hat sie ihn ja schon lange betrogen.“

„Das hätte ich ihr eigentlich nicht zugetraut...“

„Du glaubst eben nur das Beste von den Menschen, Miranda. Die Welt ist schlecht – sieh es ein.“

„Es ist nur ein Gerücht, vergiss das nicht. Es entspricht sicherlich nicht den Tatsachen.“

„Rede du dir das ruhig ein. Jedes Gerücht basiert auf einem wahren Kern.“
 

Dienstag, 13Uhr 33Minuten

„Irgendwie muss ich Miranda Morrisey zustimmen.“

„Häh? Wer ist Miranda? Und worin stimmst du ihr zu?“

„Na, es läuft doch gerade diese Geschichte durchs Department...“

„Ich weiß, welche du meinst. Die von Rush aus dem Team für Tiefkühlmorde.“

„Lass das Valens und Rush nicht hören! Wie es aussieht, leben sie für diese ungeklärten Fälle. Ich weiß echt nicht, was daran so toll sein soll – es ist doch viel spannender, lebendige Mörder zu fangen und ihrer gerechten Strafe zuzuführen...“

„Ja, aber zu dem Gerücht. Glaubst du echt, dass Rush und ihre Schwester Rushs Verlobten bestohlen haben könnten und dann abgehauen sind? Sie wirkt eigentlich recht nett. Das würde ich ihr nicht zutrauen.“

„Wie soll es denn sonst abgelaufen sein, hm?“

„Vielleicht war es ja die Schuld der Schwester...“

„Also meine Schwester könnte mich und Rex nur auseinanderbringen, wenn sie mit ihm schlafen würde. Ich lass mir doch von ihr sonst nichts erzählen!“

„Du hast gar keine Schwester.“

„Umso besser.“
 

Dienstag, 14Uhr 45Minuten

„Diese Schlampe!“

„Häh? Wer? Wovon redest du?“

„Na- von Rushs Schwester! Sie war es doch, die mit deren Verlobten geschlafen hat – deshalb hat Rush sich doch von ihm getrennt!“

„Warst du nicht vorhin noch der Meinung, dass es ganz Lilly Rush wäre, wenn sie ihn hätte sitzen lassen und wenn sie mit einem anderen Mann abgehauen wäre?“

„Schon, aber nachdem ich weiß, wie ihre Schwester ist...“

„Wie ist sie?“

„Ein verlogenes, kleines Biest! Deshalb haben sich Rush und ihr Verlobter getrennt.“

„Aber letztens waren sie doch noch in dieser Bar...“

„Ja, da, wo nachher der Biker randaliert hat. Es stand am Montag in der Zeitung.“

„Arme Frau. Eine Schwester, die nicht nur andere Menschen belügt, sondern auch ihre eigene Schwester...“

„Woah. Kein Wunder, dass Rush so kalt geworden ist.“
 

Dienstag, 16Uhr 12Minuten

„Trotzdem ist mir die Geschichte mit dem Biker irgendwie suspekt. Warum hat er denn die Bar auf den Kopf stellen müssen?“

„Vielleicht war er auch ein Ex-Freund?“

„Würde sich Lilly Rush mit einem Biker einlassen?“

„Wer weiß...“

„So hätte er wenigstens ein Motiv. In der Zeitung stand ja darüber nicht viel.“

„Oh ja.“
 

Die Gerüchte über seine Untergebene erreichten John Stillmans Team für ungelöste Mordfälle am Dienstag Abend gegen 17Uhr 46Minuten. Der Lieutenant und Vorgesetzte schüttelte verärgert den Kopf.

„Wenn Gerüchte Brennstoff wären, dann bräuchten wir uns keine Sorge um die kommenden Energieengpässe zu machen, wenn die Erdöl- und Erdgaslager ausgeschöpft sind.“

Am Dienstagabend bekam Lilly Rush nach einem langen Außeneinsatz schliesslich auch das Geflüster zu hören, welches den ganzen Tag lang in ihrer Abwesenheit kursiert war. Bei ihr waren Scotty Valens und Kat Miller, ihr Partner und ihre Freundin und Kollegin.

„Wie bitte?“, wiederholte Kat ungläubig.

„Angeblich warst du verlobt, aber deine Schwester hat mit deinem Verlobten rumgemacht und du hast dich von ihm getrennt. Unter uns, das hätte ich auch gemacht – und ich hätte meiner Schwester, wäre sie auch eine Kreditkartenfälscherin und Betrügerin, einen kräftigen Schlag auf den Kopf verpasst. Und dann hast du dich angeblich am Sonntag mit dem Typen, mit dem dich deine Schwester betrogen haben soll, auch noch in einer Bar getroffen? Und ein anderer Ex-Freund kam vorbei und hat daraufhin ein Fenster eingeschlagen, statt durch die Tür zu kommen wie zivilisierte Menschen? Was für ein absoluter Müll! Da sieht man mal wieder, was für einen Auftrieb diese Gerüchte erleben, wenn sie den ganzen Tag ungehindert zirkulieren. Jemand hätte doch mal seinen Grips einsetzen müssen, dann hätte er mit Sicherheit eingesehen, dass das absoluter Unsinn ist!“

Mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck wandte sie sich Lil zu, die während sie zuhörte, weder ein Wort gesagt noch das Gesicht verzogen hatte. Auch Scotty musterte sie eingehend. Wie immer konnte man Lil einfach nicht ansehen, was sie dachte. Aber von dem, was er von ihr wusste...
 

Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem winzigen Lächeln. Einem gefährlichen Lächeln. Unwillkürlich wichen ihre Kollegen vor ihr zurück. Den Schwätzern würde es schlecht ergehen... Sie selbst hätten alles vermieden, was ihnen auch nur ansatzweise die Rache der Lilly Rush einbringen würde. Und diese Dummköpfe hatten sie, sich selbst völlig unbewusst, in welcher Gefahr sie schwebten, auf sich hinabbeschworen...
 

„Da haben sie den Kern der Sache ganz gut getroffen...“
 

Ihre Augen funkelten. Ihr Lächeln war kälter als die Hölle. Ihre Kollegen sahen sich außerstande, irgend etwas zu antworten. Die Gerüchte waren wahr. Die Leute hatten über Lilly Rush getuschelt. Sie hatten sich in ihr Privatleben eingemischt. Sie waren tot.
 

„Aber was mich wirklich, wirklich wütend macht...“
 

Scotty und Kat hielten den Atem an und machten sich klein.
 

„Ist, dass sie uns schon wieder die Abteilung für Tiefkühlmorde genannt haben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MichiruKaiou
2009-06-21T15:04:31+00:00 21.06.2009 17:04
Das war wirklich wieder ein gelungenes Kapitel^^
Die Gespräche waren echt toll und du hast das super hinbekommen, wie diese Gerüchte hochgeschaukelt werden. Auch der Aufbau mit den Uhrzeiten war toll, das ist für dieses Kapitel ein gutes System!
Die Auflösung war dann mal wieder der Hammer XD
Spannend bis zum letzten Satz!
Die 'Abteilung für Tiefkühlmorde' ist aber auch ein toller Titel *lol*

Ja, das Kapitel hat mir sehr gut gefallen^-^
Von:  BouhGorgonzola
2009-01-18T18:45:43+00:00 18.01.2009 19:45
Abteilung für Tiefkühlmorde xDDD
Ich find das Kapi echt genial! Diese Uhrzeiteneinteilung ist echt mal was Neues, ich find' das echt stark! *__*
Möchte mehr lesen, auf jeden Fall!


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