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Alone in the darkness

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+++ Challenge-Beitrag

Autor: Veku

Titel: Alone in the darkness

Teile: 1/1

FF/Original: FF zur BDB-Buchreihe

Disclaimer: All rights reserved by J.R.Ward

Kommentar des Autors: Das ist ein Beitrag einer Zirkelinternen Challenge. Ich kann jedem nur viel Spaß beim Lesen wünschen *zwinker* Zudem würde ich mich dann auch über ein Kommentar (konstruktive Kritik) freuen…
 


 

Alone in the darkness

A Black Dagger Brotherhood Short Story
 

Es war genau die richtige Nacht, um auf die Jagd zu gehen – der Himmel war wolkenlos und der harte Winter lag bereits über einen Monat zurück. Die besten Voraussetzungen.

Dies ging nicht zum ersten Mal durch den Kopf eines mehr als kampfbereiten Vampirs - weitere und ähnlichere Gedanken spielten sich hinter seiner hohen Stirn ab. Das Gesicht war angespannt und von blonden, braunen und ins rötlich gehende Wellen umrandet. Doch das faszinierende Farbenspiel der schulterlangen Haare war durch die späte Nachtstunde kaum zu sehen. Lediglich die Straßenlaternen mit ihrem unnatürlichen Licht gaben für einen winzigen Augenblickes die Sicht darauf frei, aber auch das war nicht lang genug.

Seine goldenen Augen schimmerten, sie waren – neben dessen angespannter Körperhaltung – das deutlichste Zeichen dafür, dass er dringend jemanden brauchte, an dem er seinen unterdrückten Kampfeswillen hätte stillen können. Die Hände hatte der große, muskulöse Krieger auf die Oberschenkel gelegt und drückte ab und an zu. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, würde er sagen, er wäre nervös… aber er wusste es besser! Der Vampir war nicht nervös - er war aufgeregt, es juckte ihn gewaltig in den Fingern und er wollte raus aus dem Auto - aus dem Auto, indem er als Mitfahrer unterwegs war. Er wollte auf die Straße, sie auf eigene Faust durchstreifen, um dann seine bis dahin ahnungslosen Opfer anzufallen und sie auf ein Duell herauszufordern, dass sie unmöglich gewinnen konnten, ehe er ihnen den Todesstoß geben würde.
 

Er warf einen Blick aus der Frontscheibe und seine Augen blitzten gefährlich auf. Verdammt, die Nacht war genau richtig, um…

„Ganz ruhig, P-Man“, sagte eine tiefe männliche Stimme neben ihm – holte ihn aus seinen sich wiederholenden Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Beinahe hätte er doch tatsächlich seinen ‚Chauffeur‘ vergessen. Dieser wechselte gerade in einen höheren Gang und der Motor gab einen angenehm brummenden Laut von sich. Als der Andere dann auch noch stärker auf das Gaspedal trat, war es vergleichbar mit einer schnurrenden Katze. Der Fahrer lächelte und legte die Hand zurück auf das Lenkrad. Dessen braune Haare standen ihm wirr vom Kopf ab und die haselnussbraunen Augen starrten konzentriert auf die Straße. Im Gegensatz zu ihm war der Mann hinter dem Steuer, ein Mensch, weshalb er sich von ihm hatte überreden lassen, mit dem Escalade mitzufahren.
 

„Phury? Jemand zu Hause? Hallo… Erde an Mr. träumenden Vampir!“

Der Angesprochene blinzelte einmal, zweimal verwirrt und erkannte dann dass der Blick des Anderen fragend auf ihm lag. „Na, wieder unter den Lebenden?“ Grinsend wandte dieser wieder sein Gesicht der Straße zu. Phury setzte sich zurück, doch seine Angespanntheit wollte einfach nicht weichen. „Was hast du gesagt?“, fragte er schließlich.

„Ich sagte, dass wir in circa fünf Minuten da sein werden.“

Nickend gab der Vampir zu erkennen, dass er verstanden hatte.

Fünf Minuten? Das traf sich gut, außerordentlich gut, auch wenn es nach Phury´s Meinung immer noch viel zu viel Zeit war. Dennoch sagte er nichts dazu. Er würde noch früh genug dazu kommen, sich nach Lust und Laune austoben zu können.
 

Ein freudiges Lächeln erschien auf seinen Lippen. Um sich ein wenig abzulenken, überprüfte Phury, ob er auch an alles gedacht hatte. Unter seinem schwarzen langen Ledermantel trug er ein Muskelshirt und eine Hose in derselben Farbe. Über seiner Brust überkreuzten sich zwei lederne Gurte in denen jeweils ein Dolch steckte. Beide waren da – sie stammten aus der Hand eines ihrer Mitglieder und sollten jedem signalisieren, wer oder was sie waren und wofür sie standen – die Bruderschaft. Gefürchtet bei ihren Feinden und geachtet unter ihres Gleichen. Es gab fünf Vampirkrieger, die sich zusammengeschlossen hatten und das nur aus einen einzigem Grund: Andere Vampire vor ihren Gegner zu beschützen und eben diese zu vernichten. Phury war einer dieser Krieger und heute Nacht brannte er förmlich darauf denjenigen, die es wagten, sich ihnen in den Weg zu stellen, eine Lektion zu erteilen.
 

„Schwer bewaffnet, hm?“, fragte sein Nebenmann,

„Ganz recht“, antwortete Phury und war gerade dabei die Baretta zu prüfen, die an seinem Hosenbund im Holster befestigt war. An einem seiner Knöchel hatte er zusätzlich eine kleine Handfeuerwaffe befestigt. Allerdings diente diese Waffen nur für den allerletzten Ausweg und auch um den Anderen im Glauben zu lassen, er würde sie im Falle eines Kampfes einsetzen. Es war beinahe zu leicht andere zu täuschen, wenn sie glaubten, einen zu kennen.

„Schließlich legen es unsere Feinde darauf an, nicht wahr, Cop?“
 

Der Mann hinter dem Steuer, namens Butch O´Neal, mit dem recht außergewöhnlichem Spitznamen >Cop<, bog an einer leeren Kreuzung nach links. Obwohl es noch nicht einmal Mitternacht war, schien etwas in der Luft zu liegen, dass die Leute dazu veranlasste in ihren Häusern zu bleiben.

„Wo du recht hast, hast du recht“, stimmte Butch ihm zu und dachte dabei an sein eigenes Schätzchen, das sich unter seiner linken Achsel befand. Sein Blick glitt gelegentlich an den Häusern entlang, an denen sie vorbeifuhren. Kaum irgendwo in den Fenstern brannte Licht. Ob er sich mit seiner ersten Vermutung verschätzt hatte? Vielleicht…vielleicht auch nicht. Er wusste, dass man sich ganz leicht ein paar Dinge einbilden konnte, wenn man auf etwas Bestimmtes aus war. Das erinnerte ihn an die Zeit zurück, als er noch bei der Mordkommission gearbeitet hatte. Ab und an spielte einem der Verstand einen Streich und wenn man nicht aufpasste, musste man dadurch mit herben Konsequenzen rechnen.
 

Seufzend strich er sich durch das zerzauste Haar und machte die Unordnung damit vollkommen. Aber das waren alles alte Zeiten, seine Vergangenheit… das hatte alles seine Bedeutung verloren, als er in die Welt der Vampire geraten war. Besonders in die der Bruderschaft - mit ihren unerschrockenen starken und furchtlosen Kriegern. Er war einer von ihnen – zwar ein Mensch, aber er gehörte dazu, kämpfte an ihrer Seite gegen die Lesser. Ihre sogenannten Feinde. Diese waren einst Menschen bis sie ihre Seele verkauft hatten.

Ihr Ziel war es, die Vampire und mit ihnen die Bruderschaft zu zerstören.

Die untoten Wesen erkannte man zum einen an ihrer Mordlust, ihre nach Talkum riechenden Körper, die je nach Lesser bleichten.
 

/Schon verrückt/, dachte Butch und warf einen flüchtigen Blick auf den Mann neben sich. /Vampire… wahre Blutsauger in New York!/
 

„Was gibt es denn da zu grinsen?“, verlangte Phury zu wissen, doch Butch zuckte lediglich mit den Schultern, wodurch sein Grinsen noch breiter wurde. Allerdings verschwand eben dieses sofort wieder, als nur wenige Meter vor ihnen zwei Zivilisten von drei Lessern verfolgt vor das Auto liefen. Butch ging sofort auf die Bremse und die Reifen quietschten unter dem abrupten Stopp. Es dauerte keine zwei Sekunden, da schnellte Phury´s Anschnallgurt zurück und er sprang aus dem Wagen. Butch zögerte keinen Moment und folgte seinem Kampfgefährten. Kaum war er draußen, da zog er auch schon seine Waffe aus dem Holster. Mit einem schnellen Blick schaute er zu Phury. Im Eifer des Gefechtes glaubte er zu sehen, dass sein Partner ohne Waffe auf die drei Gestalten zu rannte. Doch darum konnte er sich nicht kümmern. Die verängstigten Frauen, die ohne Eingreifen den Lessern zum Opfer gefallen wären, kauerten wimmernd an einer Hauswand, nicht weit entfernt vom Kampfgeschehen. Butch lief auf sie zu und ging vor ihnen in die Knie. Als sie zusammenzuckten, sprach er ruhig und mit Andeutung eines Lächelns: „Keine Sorge. Jetzt kann euch nichts mehr passieren. Kommt, ich bringe euch in Sicherheit…“
 

Sie sahen erst einander und dann ihn misstrauisch an. Anhand ihrer Gesichtszüge erkannte er, dass sie unsicher waren - wofür sie sich entscheiden sollten - ob sie ihm vertrauen konnten oder lieber zu sehen sollten, selbst davon zu kommen. Schließlich hatten sie erst vor wenigen Minuten um ihr Leben bangen müssen. „Kommt mir m…“

Butch wurde abrupt beim Reden unterbrochen, als eine Kugel um Haaresbreite an seinem Ohr vorbeisauste. Das seltsame Summen beherrschte auch noch Sekunden später seinen Kopf. Aber er musste sich am Riemen reißen. Er berührte eine der Frauen, worauf sie ein lautes Wimmern ausstieß und er deutlich spüren konnte wie sie zitterte. „Macht schon.“

Beide rappelten sich auf und liefen geduckt neben ihm her. Schützend war er an ihrer Seite, um sie vor einer Verletzung, die eine Gewehrkugel anrichten könnte, zu verteidigen. Genau so eine prallte nur ein paar Zentimeter neben seinem Fuß vom Asphalt ab. Es war Eile geboten. Er musste die Frauen schnellsten in den Wagen bringen – raus aus der Schussbahn.
 

Schleunigst öffnete er eine der hinteren Türen seines Escalades und deutete den Frauen an, sich zu beeilen. Kaum waren sie eingestiegen, schrabbte etwas an der Wagentür entlang und sprühte Funken. Fassungslos über diese Unverschämtheit starrte Butch den Kratzer an, der sich in den schwarzen Lack gefressen hatte.

/Kennen diese Viecher denn gar kein Pardon?/ Butch schlug die Tür zu und lud seine Waffe durch. Mit ausgestrecktem Arm lief er auf dem sich abgekapselten Lesser zu. Dessen hässlich verzogene Fratze strahlte pure Belustigung aus. Butchs Schritt beschleunigte sich und er schaffte es dabei den Geschossen auszuweichen. „Ich werde dir hiermit deine Visage polieren!“, knurrt er und eröffnete dann selbst das Feuer.
 

Phury schlug zu und nahm mit Genugtuung wahr, wie sein Gegner schmerzerfüllt aufjaulte. Es ging ihm zwar gewaltig gegen den Strich, dass es einer der Lesser geschafft hatte sich aus seinen Fängen zu befreien, aber das war egal. Zwei waren noch übrig, hieß, er hatte noch genug, um sein überaus großes Verlangen nach dem Kampf zu stillen. Er registrierte Schüsse und sah aus den Augenwinkeln heraus, dass Butch sich um den entlaufenen Untoten kümmerte. Aber wo waren die Frauen hin? Phury schnupperte und konnte ihre Angst immer noch wittern. Anerkennend lächelte er. /Gut gemacht, Butch!/
 

Der Vampir wurde am Arm gepackt und herum gerissen. In dem Moment kam der zweite Lesser auf ihn zu gesprungen und in einer seiner Hände blitzte ein Dolch unheilvoll auf.

„Wie primitiv, Kumpel!“ Mit geringem Kraftakt entwand er sich aus dem Griff des einen Lessers, drehte sich sofort hinter ihm und schubste ihn dann in die Arme seines Mitstreiters. Dessen Angriff konnte dieser nicht mehr verhindern und versenkte den Dolch in den Hals des Anderen.

Sekunden verrannen.

Der getroffene Lesser ging mit gurgelnden Lauten zu Boden. Versuchte gegen den Tod anzukämpfen – vergebens. Als Phury von ihm aufsah, begegnete er dem hasserfüllten Blick des noch lebenden Lessers. „Das wirst du büßen, Vampir!“ Wie er das Wort aussprach, triefte es nur so vor abgrundtiefer Abscheu. Aber das kam dem Angesprochenen ganz recht - das würde den Kampf interessanter gestalten. Mit lautem Wutschrei, der dem eines Tieres ziemlich nahe kam, stürzte sich der Lesser auf ihn. Mit den Händen umschloss er Phury´s Hals und riss ihn mit sich zu Boden. Sie wälzten auf eben diesem und kämpften darum die Oberhand in dieser Auseinandersetzung zu bekommen. Als der Lesser über ihm thronte, grinste er und schlug zu. Phury nahm die Schläge kaum wahr, ignorierte den Schmerz der aufplatzenden Lippen und überhörte das Knacken seiner Nase, als ihn dort die Faust traf. Auch wenn er die ihm zugefügten Verletzten ausblenden konnte, verbot es ihm sein Kriegerstolz dem Anderen diese Taten ungeschoren durchgehen zu lassen.
 

Als erneut die Faust auf sein Gesicht zuraste, schnellte seine Hand nach vorne und umschloss mit den Fingern das Gelenk. Der Lesser zischte, aber das war Phury nicht genug. Grinsend zeigte er seine Fänge. Sie verlängerten sich, wodurch das Zahnfleisch im Takt seines Herzschlages zu Pochen begann. In seinem Blick lag etwas Zerstörerisches, das nackte Bedürfnis ganz langsam und qualvoll den Anderen dem Ende entgegen zu bringen, bis dieser wimmernd nach seinem Tod verlangen würde, aber selbst dann würde Phury ihn nicht einfach sterben lassen. Der Lesser zerrte an seiner Hand, doch nutzte das überhaupt nichts, er konnte sich nicht befreien. Ganz gemächlich drückte Phury die sich langsam öffnende Faust nach hinten, weidete sich an dem Anblick des Anderen. „Tut es weh?“, fragte Phury belustigt und begegnete dem Blick des Lessers. Dieser schnaubte wütend auf. Das war der richtige Moment! Phury riss das Handgelenk mit einer schnellen und machtvollen Bewegung nach hinten und der Schmerzensschrei des Lessers erhellte die Nacht. Der seelenlose Mensch hielt sich das gebrochene Handgelenk und rollte jammernd von Phury herunter, nachdem dieser ihn losgelassen hatte.
 

Der blondhaarige Vampir ließ seinem Feind keine Zeit zum Verschnaufen, sondern setzte sich rittlings auf ihn. Freude durchströmte ihn. Pure Freude und jeder Schlag dem er den Anderen verpasste, steigerte dieses Gefühl. Röchelnd versuchte sich der Lesser unter ihm wegzurollen – vergebens, gegen Pury konnte er absolut nichts ausrichten, hatte nicht einmal den Hauch einer Chance. Phury verzog seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen und wollte dem Anderen gerade den Gnadenstoß verpassen, als ein Schuss ganz in seiner Nähe ertönte und sich daraufhin etwas schmerzhaft in seine Schulter fraß. Er spürte wie die Kugel mit voller Wucht in seine Haut eindrang, sich durch das Fleisch bohrte und an der vorderen Seite wieder austrat. Keuchend fiel er nach vorne, konnte sich jedoch mit einer Hand neben dem Lesser abstützen. Erneut ein Schuss, erneut traf ihn etwas - dieses Mal jedoch nur ein Streifschuss am Oberarm. Verdammt! Knurrend schaute er über die Schulter, darauf gefasst Butch irgendwo liegen zu sehen, aber von ihm fehlte jede Spur. Einzig ein Lesser mit gezogener Waffe stand dort.

Ehe ihn eine weitere Kugel treffen konnte, sprang er von dem Anderen und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie der am Bodenliegenden an seiner Stelle getroffen wurde. Phury taumelte benommen von dem Schmerz, der durch seinen Körper raste. Erneut ertönten Schüsse, aber er konnte den Kugeln ausweichen. Es wäre ein leichtes für ihn gewesen, seine eigene Waffe zu ziehen, doch seine Wut wollte, dass er den Lesser, der es so hinterrücks gewagt hatte ihn anzuschießen, mit bloßen Händen das Herz herausriss. Er lief auf ihn zu und kaum war er bei dem Lesser, da schlug er diesem die Waffe aus der Hand und rammte sein Bein in dessen Unterleib. Keuchend ging der Lesser in die Knie. Wären diese Wesen mit dem Verkauf ihrer Seelen nicht Impotente Hüllen, wäre es dieser zu mindestens jetzt - impotent.
 

Phury grinste bei dem Gedanken und sollte sogleich für seine Unachtsamkeit bestraft werden. Er krümmte sich. Etwas hatte sich in seinen Magen gebohrt, wurde herum gedreht, um noch tiefer in ihn zu dringen. Für einen Moment war er wie gelähmt, bis er das hysterische klingende Lachen des Anderen vernahm. Sein Blick wanderte nach unten und begegnete dem vom Lesser, erkannt den freudigen Glanz in dessen Augen. Ob er vorhin genauso ausgesehen hatte?
 

Dann entdeckte er schließlich was da gewaltsam in ihn gedrungen war – ein Dolch. Phurys Verblüffung verwandelte sich, schlug in pure Wut um. „Das hast du nicht umsonst getan!“, zischte Phury. Ehe der Lesse hätte reagieren können, umfasste er dessen Kopf und brach ihm mit geschickter Bewegung das Genick. Den leblosen Körper ließ der Vampir daraufhin einfach zu Boden fallen. Er taumelte erneut. /Wie konnte das nur passieren?/, schalte Phury sich selbst in Gedanken und ergriff den Dolch, zog ihn aus sich heraus und entließ ihn aus seiner Hand. Ein leises Klirren war zu hören. Er konnte spüren wie das Blut aus seinen Wunden lief. Für einen Moment drehte sich alles um ihn und er kämpfte mit aller Gewalt dagegen an, ohnmächtig zu werden. Doch sein angeschlagener Körper versagte ihm den Dienst – seine Beine gaben unter seinem Gewicht nach. Den Aufprall auf dem harten Asphalt spürte er jedoch nicht mehr.
 

„Mistvieh!“, fluchte Butch und beobachtete voller Abscheu wie der geschlagene Lesser sich vor ihm mit einem lauten Knall in Luft auflöste. Das war das einzig gute an seinen Gegner. Ein Hieb dorthin, wo sich einst ihr Herz befunden hatte und sie verpufften. /Kein lästiges Aufräumen!/ Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er sich darüber gefreut, aber dieses Mal nicht. Der Lesser hatte ihn tatsächlich in eine verlassene Seitenstraße gelockt. Aber bevor dieser sein Vorhaben zu Ende bringen konnte, der nur so aussehen konnte, dass er plante ihn zu töten, hatte Butch mit ihm kurzen Prozess gemacht.

„Mistvieh!“, wiederholte er schnaubend und wandte sich zum Gehen um. Da hörte er plötzlich Schüsse - ein, zwei, drei…

/Verdammt!/ Sofort nahm er seine Beine in die Hand und legte den Weg zurück, zu dem Platz, an dem er mit Phury auf die Lesser gestoßen war. Als er ankam, verschlug es ihm die Sprache. Es war ein grausiges Schlachtfeld, das er vorfand. Besorgt und hastig lief er zum Auto, entdeckte dann aber erleichtert, dass die Frauen unverletzt auf dem Rücksitz saßen. Wenigstens ihnen war nichts geschehen. Als er sich abermals dem Platz zu wandte, versuchte er auszumachen, wo sich Phury befand. Er lief näher zu den am bodenliegenden Gestalten und entdeckte dann den Gesuchten. Ganz entgegen seiner Natur versuchte er sich erst gar nicht vorzustellen, was passiert sein musste.
 

„Hey, P-Man!“ Er schüttelte den Anderen bei der Schulter. „Du hast genug geschlafen, Dornröschen.“ Er vernahm daraufhin ein leises Stöhnen. Gut, er war also wach. Butch half dem Vampir sich aufrecht hinzusetzen. „Aaargh!“, knurrend versuchte sich dieser aus seinem Griff zu entwinden. „Du musst mir schon helfen! Allein werde ich dich nicht tragen können.“ Er legte unbeirrt seinen anderen Arm um Phurys Hüfte und zog ihn mit sich in eine senkrechte Position. „Anscheinend hast du eine Menge abbekommen“, ächzte Butch bei der schweren „Last“, die sich auf ihn stützte.

„Wahr… scheinlich…“, presste Phury mühsam hervor und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Es war beinahe wie ein Déjà-vu Erlebnis – die Welt drehte sich um ihn und auch sein Magen begann zu rebellieren. Mit aller Macht verdrängt er den Würgereflex, denn so tief wollte er nicht einmal vor Butch sinken. Aber was in diesem Moment viel stärker war, war das Gefühl des Versagens. Er hatte auf ganz Linie versagt. Heute Nacht was es eskaliert und er sollte der Jungfrau der Schrift danken, dass er mit seinem Leben davon gekommen war.
 

„So und jetzt rein mit dir.“ Butchs Stimme verdrängte seine Gedanken. Die Beifahrertür stand offen und er quälte sich mit der Hilfe des Anderen hinein. /Wie schwach ich doch bin!/ Nachdem die Tür zu gefallen war, nahm dieser Gedanke seinen ganzen Kopf ein. Hätte er weiter hinaus geplant und mehr auf seine Umgebung geachtet, wäre ihm sicherlich nicht solch ein Fehler unterlaufen. Als auch Butch im Auto saß, drehte er sich matt lächelnd zu ihren beiden anderen Passagieren um. „Ladies, jetzt geht´s nach Hause.“
 

„Zsadist, setz dich hin! Mit deinem Rumgerenne machst du mich ganz nervös“, klagte Bella, „setz dich lieber zu mir.“ Zsadist, ebenfalls ein Vampirkrieger der Bruderschaft blieb stehen und betrachtete seufzend seine Frau. Er gehorchte und ging zu ihr. „Verzeih, Nalla“, murmelte er und wollte kaum, dass er platz genommen hatte, sofort wieder aufspringen. Es machte ihn nervös - auch wenn er es nicht zu geben wollte - dass Butch und Phury von ihrem nächtlichen Streifzug immer noch nicht zurück waren.

Phury und Zsadist waren Zwillingsbrüder, auch wenn Zsadist die atemberaubenden Locken fehlten und sein Gesicht eine s-förmige Narbe zierte – von der Stirn bis zu seinem Mund, wodurch seine Oberlippe entstellt wurde – ein Laster seiner Vergangenheit. Einst war der Krieger einer der schrecklichsten aus der Bruderschaft, kannte keine Gnade mit seinen Feinden und auch seine Verbündeten haben stets die Aura zu spüren bekommen, die von ihm ausging. Jedoch hatte er an sich gearbeitet und das nur aus einem bestimmten Grund.
 

„Er wird auch nicht schneller zurückkommen, wenn du wie ein verrücktes Huhn hin und her läufst.“ Erst die Stimme seiner Partnerin vertrieb seine düsteren Gedanken. Sanft legte sie ihre zierliche Hand auf seinen Unterarm, während die anderen auf ihrem gerundeten Bauch lag. Seine Gesichtszüge entspannten sich langsam, als er beobachtete wie Bella mit ihrem ungeborenen Kind umging. Seine goldgelben Augen nahmen bei dem Gedanken einen glücklichen Glanz an. „Da hast du wohl recht, Nalla“, gab der Krieger sich seufzend geschlagen. Auf dem Gesicht der schönen Frau erschien ein Lächeln.
 

Ihre Hand ließ sie in die von Zsadist gleiten und umschloss seine Finger mit ihren eigenen. Sie hob diese zu ihren Lippen und hauchte einen flüchtigen Kuss auf die Knöchel. Ein leises Zischen von der Seite ihres Partners veranlasste sie, ihren Blick zu heben. Bella konnte sehen wie die Spitzen, der sich verlängernden Fänge Zsadists, gegen dessen Unterlippe drückten. Dann nur wenige Sekunden später traf sie sein Verlangen mit voller Wucht. „Zsadist“, ermahnte sie ihn lächelnd. Er antwortete nicht, aber sie wusste auch so was ihn ihm vorging. Sein Blick war fesselnd und sie konnte ihren Körper gegen den Reiz nicht abschirmen. „Später“, versprach sie und legte seine Hand auf ihren Bauch und hielt sie unter der eigenen gefangen. „Lass uns das auf später verschieben.“ Die leise geflüsterten Worte jagten einen erregenden Schauer über Zsadist´s Rücken. Man, er musste schwer an sich halten! Dieser intime Moment hatte etwas Berauschendes an sich, doch Bella hatte recht. Später… sie sollte es auf später verschieben, auch wenn er schwer mit den Reaktionen seines Körpers zu kämpfen hatte. Besonders als sich Bella zu ihm vorbeugte und ihre weichen Lippen seine Wangen streiften. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Der starke, gnadenlose Krieger, den er verkörperte, war machtlos gegen die Gefühle, die sein Herz erfüllten.

„Nalla“, keuchte er und legte seine freie Hand in ihren Nacken. Zsadist wusste, wenn Bella nicht in sein Leben getreten wäre und ihn nicht vor sich selbst gerettet und ihm gezeigt hätte, dass selbst er ins Leben zurückkehren kann, wusste er nicht, was sonst aus ihm geworden wäre. Sie hatte ihn erweckt und zeigte ihm von nun an einen glücklichen Weg in die Zukunft. Eine Zukunft mit ihr, seiner Liebe und ihrem gemeinsamen Kind – ein Geschenk der heiligen Jungfrau der Schrift.
 

„Butch… lass mich!“

Beide sahen auf und es war Zsadist, der gleich als Erster aufsprang. Diese Stimme würde er immer und überall wiedererkennen. „Phury!“ Kaum hatte er den Namen seines Zwillings ausgesprochen, lief er aus dem Raum. Nur wenige Sekunden später erblickte er den Anderen in der farbenfrohen und riesigen Vorhalle, dessen Boden aus vielen bunten Mosaik Steinchen bestand. Zusammen ergaben sie das Bild eines großen Apfelbaumes. Weiter hinten gab es eine Steintreppe, die von grünen Säulen umgeben war. Für einen Moment verfolgte Zsadist stumm wie Phury Butch von sich schubste und schwankte. Allerdings schaffte er es allein wieder, Fuß zu fassen.
 

„Ich sagte… lass mich… DAS allein machen!“ Knurrend wandte er sich ab und ging mit angespannter Körperhaltung und abgehakten Bewegungen Richtung Treppe. Doch Butch wollte nicht locker lassen. Genauso wenig wie Zsadist das vorhatte. Dieser konnte den Geruch von frischem Blut wahrnehmen und als er genauer hinsah, erkannte er, wie sein Bruder auf dem Boden eine kaum sichtbare Blutspur hinter sich herzog. /Phury!/
 

Auch wenn er Glück und Liebe durch Bella erfahren hatte und sich selbst versuchte zu helfen, um ihrer würdig zu sein, ließ sich ein neuer Schatten auf ihn und sein Leben nieder. Phury nahm mehr seiner früheren Eigenschaften an, als gut für ihn war. Er war der Grund, weshalb sie beide drohten in die Vergangenheit zurückzufallen. In die Zeit, als Zsadist derjenige gewesen war, um den man sich Sorgen machten musste, dass er womöglich irgendwann nicht mehr nach einer Nacht zurückkehren würde. Er wollte nicht zu lassen, dass Phury begann genauso zu werden. Schneller als das es das menschliche Augen wahrnehmen konnte, eilte er zu seinem Bruder und ergriff ihn am Oberarm. Schmerzerfüllt brüllte dieser auf und wandte sich aus eben diesem Griff.

„Verdammt Butch… ich sagte doch…“ Seine Stimme versagte ihm, als er in die kalten Augen Zsadist schaute. Die goldgelben Augen wichen schwarzen leeren Opalen. Die Sekunden verstrichen in denen sie sich einfach nur anstarrten und Phury war der Erste, der diese Verbindung brach. „Ich muss mich jetzt ein wenig ausruhen“, sprach er leise und doch mit fester Stimme, bereit weiterzugehen.

„Nicht so schnell…“, stellte Zsadist klar, „…zuerst sagst du mir, wo du so lange warst.“

„Kann das nicht bis nachher warten? Ich bin… furchtbar müde, Zsadist… ich…“

„Du hast deinen gottverdammten Verstand verloren!“, knurrte Zsadist erzürnt, „Ich rieche es… das Blut – deines; das der Lesser… du hast es schon wieder darauf angelegt, zu sterben!“

Phury starrte ihn sprachlos an, sah keinen Sinn darin, etwas zu sagen, versuchte nicht einmal es abzustreiten. Und das das auch sein Zwillingsbruder erkannte, konnte er in dessen Augen erkennen.
 

„Phury…“

Er unterbrach den Anderen indem er die Hand hob. „Ich bin müde.“

Damit sollte für ihn die Sache erledigt sein. Er wollte sich gerade daran machen, seinen Weg wieder aufzunehmen, als sich erneut die Hand Zsadists wie ein Schraubstock um seinen verletzten Arm zusammenzog. Schmerz durchflutete seinen Körper, zwang ihn in die Knie. Aber soweit wollte er es nicht kommen lassen. Seine andere Hand ballte er zur Faust, drehte sich erneut zu seinem Bruder und schlug zu. Knurrend und die Zähne entblößt, starrte er Zsadist an. Dieser stand unverwandt da, hatte nicht einmal eine Miene verzogen und zeigte dadurch nicht, dass er Schmerzen empfand. Langsam zog Phury seine geballte Hand zurück.

Genau in dem Moment wurde ihm klar, was er gerade getan hatte – er hatte die Hand gegen seinem Bruder erhoben. Aber für eine Entschuldigung was es zu spät. Er senkte gedemütigt den Blick.

„Bist du jetzt zufrieden, Phury? Erkennst du jetzt endlich was du dir selbst angetan hast und immer noch antust? Du machst dich kaputt… und du kannst dich darauf verlassen, dass ich das nicht zu lassen werde.“

Die Worte schnürrten erneut jegliches vernünftiges Denken ab. „Das ich mein eigenes Leben. Halt dich da raus!“ zischte er gefährlich, „du hast dich doch auch nie um dein eigenes gekümmert oder was ich von deinen Aktionen hielt!“ Das hatte gesessen! Zsadist packte ihn mit wutverzerrtem Gesicht am Kragen. „Wage es ja nicht das miteinander zu vergleichen!“ „Warum nicht? Kannst du die Wahrheit etwa nicht akzeptieren?“

„Damit hat das nichts zutun. Ich werde bestimmt nicht tatenlos dabei zusehen, wie du dich selbst zerstörst!“

„Leck mich…!“
 

Etwas schmerzhaftes explodierte in seiner Wange. Es betäubte ihn einen Augenblick.

Dann umschloss er Zsadist´s Hals und warf ihn mit dem eigenen Gewicht um. Er schlug auf ihn ein. Das Gefühl, was er bei dem Kampf gegen die Lesser empfunden hatte, kehrte zurück. Das nackte Verlangen jemand anderem Schmerzen zu zufügen, wuchs unaufhaltsam, wodurch er die eigenen Verletzungen völlig vergaß. Er geriet dermaßen in Rage, dass er weder Feind noch Freund voneinander hätte unterscheiden können.
 

„Phury… Oh, Gott… Zsadist!“ Der Vampir, der unter Phury lag und die Schläge bis dahin wortlos hingenommen hatte, drehte den Kopf in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Er erkannte Bella. Das sollte sie nicht sehen. Er umschloss die Handgelenke Phurys, ehe er einen weiteren Schlag landen konnte.
 

„Geh zurück in die Küche, Nalla“, rief Zsadist, dem das Reden deutlich schwer fiel. Doch Bella folgte seinem Befehl nicht, sondern kam näher. Und umso näher sie kam, umso größer wurde der Schrecken in ihren Augen. „Oh, Gott“, flüsterte sie erneut. Sie konnte noch wollte sie etwas in die Szene, die sich vor ihren Augen abspielte, hineininterpretieren. Doch was sollte sie denken: Phury saß mit wutverzerrtem Gesicht, welches sie überhaupt nicht von ihm kannte, auf dem Becken ihres Gefährten. Als sie Zsadists Gesicht erblickte, schlug sie sich die Hand vor dem Mund. Aus seiner aufgeplatzten Lippe und Nase liefen dünne Rinnsale Blut und an seiner linken Wange begann sich die Haut bereits zu verfärben. Er musste furchtbare Schmerzen haben. Und jetzt versuchte er seinen Zwilling daran zu hindern, weiterhin seine Wut an ihm auszulassen - wegen ihr.

Bella konnte unmöglich zu lassen, dass sich die beiden Brüder bekämpften. Ohne lange nachzudenken, lief sie auf sie zu – Zsadist Warnung ignorierend – und zog Phury am Arm. „Was ist nur in dich gefahren? Lass ihn los!“, verlangte Bella und hatte schwer damit zu kämpfen den kräftigen Oberarm des Kriegers festzuhalten. Mit der Kraft von ihm konnte sie es nicht aufnehmen. Als er sich aus ihrem Griff entriss, keuchte Bella erschrocken auf. „Phury!“ Doch der ausholende Arm traf nicht Zsadist, sondern sie.

“Lass mich in Ruhe und fass mich nicht noch einmal an!”, konnte sie die geknurrten Worte verstehen, bevor sie der Schlag von den Füßen riss und nach hinten beförderte.
 

„Bella!“ Zsadist war geschockt. Geschockt und erfüllt mit großem Zorn. Beinahe ohne Schwierigkeiten schubste er seinen Bruder von sich und stolperte während seines Aufstehversuches, konnte sich jedoch gerade noch so auffangen. Gleich als er bei seiner Shellan ankam, kniete er sich neben sie. Ihr Anblick versetzte ihm einen schmerzhaften Stich in der Brust. Bella lag auf der Seite und hatte ihre Arme zitternd um den Bauch geschlungen. Angst schlich sich in seinen Körper, fraß sich bis ins Mark. Sanft zog er sich die schluchzende Frau an die Brust und strich ihr das mahagonyfarbene Haar aus dem Gesicht. „Tut dir etwas weh, Nalla?“, sprach der große Krieger und suchte mit seinen Augen ihren Körper ab, um sich selbst zu versichern, dass sie nicht verletzt wurde. Als sich der zitternde Leib an ihn presste, wusste er, dass es der Schock war, der all diese Reaktionen hervorrief

„Keine Sorge… es geht wieder vorbei.“ Vorsichtig legte Zsadist seine Hand auf Bellas gerundeten Bauch und war erleichtert, dass mit seinem Kind alles in Ordnung zu sein schien. „Ein Glück“, flüsterte er und küsste Bella auf die Stirn.
 

Als er aufblickte, verfolgte er wie Butch versuchte abermals auf Phury einzureden – mit äußerst wenig Erfolg. „Bulle“, rief er ihn zu sich und als er zu ihm kam, übergab er ihm Bella.

„Pass auf sie auf.“ Er sah dem Menschen kurz in die Augen und stand dann auf und war mit schnellen großen Schritten bei Phury, welcher vorhatte zu gehen.

„Du bleibst schön hier! Damit ich dir zeigen kann, was dir blüht!“ Mit erhobener Faust und den Drang nach Vergeltung im Blick sprang er zu seinem Bruder. Dieser wich zurück, wurde aber von der Faust am Kinn getroffen. Sein Kopf schwang zur Seite. „Lass mich einfach nur in Ruhe und alles ist bestens!“

„Ich denke ja gar nicht daran!“, knurrte Zsadist, „Denkst du etwa, ich lass dir das mit Bella einfach so durchgehen?“
 

/Bella?/ Phury ließ seinen Blick umher schweifen, bis er die schöne Shellan seines Bruders bei Butch entdeckte. Seine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als ihn nur Sekunden später der Schock traf. Für einen Moment stand er einfach nur reglos da und konnte nicht fassen, dass er dafür verantwortlich sein sollte. Das konnte unmöglich er gewesen sein!
 

Dem nächsten Schlag von Zsadist schaffte er gerade so auszuweichen, hörte nur die Faust an seinem Ohr vorbeisausen. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, musste er einen Schritt zurückmachen. Eine neue Schmerzenswelle drohte ihn in die Knie zu zwingen. Aber um das einfach geschehen zu lassen, dazu war er zu stolz. Weitere Fäuste kamen auf ihn zu. Verdammt, er fühlte sich so müde, zu müde um zu kämpfen.

„Bitte, Zsadist, lass uns das vergessen!“ Keuchend presste er die Hand an seine Wunde. Er konnte spüren wie sie begann heftiger zu bluten. Wenn er nicht bald in sein Zimmer kommen würde, würde er noch vor den Füßen seines Bruders zusammenbrechen. Er wollte weder das noch ihn verletzten, aber der Schmerz vernebelte ihm den sonst stets klaren Verstand. Der Geruch von seinem eigenen Blut fing an ihn aggressiv zu machen und nicht nur das. Erneut traf ihn eine Faust – diesmal an die Brust und Phury schrie gepeinigt auf.

/Na gut, wenn es keinen anderen Ausweg gibt!/ Er nahm die Hand von seiner Wunde und umschlag den Griff eines Dolches, die immer noch gekreuzigt über seiner Brust geschnallt waren und wich erneut zurück. Er beobachtete Zsadist genau und gerade als dieser angreifen wollte, zog Phury den Dolch und nur wenige Zentimeter von der Kehle seines Bruders entfernt, blitzte die schwarze Klinge auf. Zsadist wich fauchend zurück.
 

Beide wussten was dies bedeutete.

„Ich werde jetzt gehen und wage es ja nicht noch mal mich aufzuhalten.“ Phury´s Stimme war tief und ernst und ließ die Drohung ihre richtige Wirkung entfalten. Ein letztes Mal schaute er in Bellas Richtung und wäre beinahe erschrocken, als sie ihn aus ihren verweinten Augen heraus ansah. Das war zu viel für ihn…
 

Keuchend stolperte Phury in sein Zimmer und schaffte es gerade noch, die Tür hinter sich zu schließen, bevor er neben den wenige Schritte entferntem Bett auf die Knie fiel. Seine Lider flatterten und durch die körperliche Anstrengung – der Weg zu seinen Gemächern - war er verdammt nahe daran ohnmächtig zu werden. Er stöhnte gequält auf. Für ihn würde es jetzt nichts Besseres geben, als sich dem schwarzen alles verschlingenden Schlaf hinzugeben, aber auch dieses Mal hinderte ihn etwas daran. Es wäre so einfach, die Augen zu schließen, alles zu vergessen und erst wieder aufzuwachen, wenn es denn unbedingt sein musste. Doch Bellas Augen verfolgten ihn… konnte sie so deutlich vor sich sehen, dass er glaubte, er stünde immer noch in der großen Halle und sähe sie an. Er konnte keinen Vorwurf in ihnen erkennen, aber vielleicht wäre er mit diesem besser klar gekommen, weil er ihn verdiente, doch die unendliche Traurigkeit, die er gesehen hatte, versetzte ihm auch jetzt noch Schuldgefühle. Er hatte ihr wehgetan, hatte die Shellan seines Bruders verletzt, hatte der Frau, an der er sein Herz verloren hatte, Schmerzen zugefügt. Vielleicht ahnte Bella von seinen Gefühlen, dennoch wusste sie, wie sie ihm immer deutlich zu verstehen geben musste, dass es für sie nur einen gab.
 

Phury stieß ein Wimmern aus. Der Schmerz in seiner Brust – seinem Herz – war schlimmer, als die, die sein Körper einstecken musste. Es gab mehrere Momente, da wünschte er sich, er wäre an Zsadist Stelle, hätte eine liebende Frau, die sein Kind unter dem Herzen trug und sein Bruder würde an seiner Stelle gequält werden. Auch jetzt dachte er daran. Aber das war nicht fair. Zsadist hatte in dessen Vergangenheit zu viel durchmachen müssen. Ein Leben als Blutsklaven führen zu müssen, war eins der Dinge, die das schlimmste für ihre Rasse war. Noch heute konnte er sich an die Herrin erinnern, an ihrem Blick, mit dem sie den gefesselten Zsadist beinahe verschlungen hatte. Das furchtbarste für ihn waren jedoch die leeren Augen seines Bruders gewesen. Ihnen fehlte damals der Wille jemals dagegen anzukämpfen, nicht weil er schon zu genüge gekämpft hatte, sondern weil er es als nutzlos ansah, dagegen etwas zu unternehmen.
 

Seufzend wischte er sich mit dem Handrücken über die Stirn und sah dann dass er den Dolch immer noch fest umschlungen hielt. Damals rettete er seinen Bruder und nahm ihn als solches bei sich auf. Wie viele Jahre war das schon her? Phury wusste es nicht mehr – wollte es nicht wissen. Denn danach war weder sein Leiden noch das von Zsadist vorbei. Immer wenn sein Bruder die Schmerzen haben wollte, kämpfte er mit den Lessern, als wäre ihm sein Leben nichts wert oder er kam zu ihm, Phury, um ihn zu bitten, ihm Schmerzen zu zufügen. Er hatte es nicht gerne getan, aber es war die einzige Möglichkeit für ihn gewesen, seinem Bruder nahe zu sein, ihn zu berühren. Und auch wenn sein Herz danach schrie aufzuhören, konnte er nicht – die Liebe zu seinem Bruder war jedesmal zu stark.

Erst Bella hatte Zsadist heilen können, hatte sein gebrochenes Herz wieder zusammengesetzt und es mit ihrer ganzen Liebe erfüllt.
 

Danach… er konnte sich noch haargenau an den Augenblick im Krankenhaus erinnern. Zsadist hatte ihm gesagt, er wolle von nun an auf sich selbst aufpassen, für sich sorgen und das was sie miteinander geteilt hatten, musste aufhören. Seitdem war der Andere beinahe wie ausgewechselt.
 

„Und zurück bleiben nur Erinnerungen“, presste Phury mühsam hervor. So sehr Phury Zsadist´s Glück auch am Herzen lag, wurde er dadurch immer weiter in die Dunkelheit gezogen. Jetzt war Phury derjenige, dem es egal war, was mit ihm passierte. Sollte er im Kampf sterben, würde er das als stolzer Krieger. Aber brauchte er den Schmerz umso mehr, brauchte ihn so sehr, um alles vergessen zu können. Am liebsten würde Phury zurück in die Nacht laufen und so viele Lesser wie möglich zur Strecke bringen, um nicht an all diese Dinge zu denken, die ihm Schmerzen zu setzten.
 

Phury konnte sich kaum bewegen, er glaubte sogar allein der Gedanke daran verschlimmerte die Schmerzen. Die Augen konnte er nicht lange offen halten, sie brannten und das Atmen fiel ihm genauso schwer. Alles was er brauchte, war Hilfe. Hilfe, die auch Zsadist bekommen hatte. Er war sogar versucht diese anzunehmen, wenn denn jemand bereit wäre, ihm diese zu geben. Aber selbst darum zu bitten, konnte er nicht… dazu müsste er offen zu geben, dass er sich allein fühlte, dass er eine helfende Hand brauchte, die ihm aus der Dunkelheit herausführte. Ohne jemanden würde er diesen ihn verfolgenden Schatten niemals abschütteln können.

Phury wurde schwächer, seine Kraft verließ ihn langsam und die Müdigkeit saß ihm im Nacken. Wenn er nicht bald den Mut dazu haben würde, jemanden um Hilfe zu bitten, würde es keine mehr für ihn geben.

Langsam glitt ihm der Dolch aus der Hand und Phury sank erschöpft zu Boden. Schlaf, alles was er wollte, war nur noch schlafen. Scheinbar in weiter Ferne konnte er das Knarren einer Tür hören. Er stöhnte. Es blieb still. Oh nein, hatte er sich etwa geirrt?

„Phury? Oh Gott, Phury…“ Zsadist! Es war Zsadist. Sein Bruder war gekommen. Ein schwaches Lächeln erschien auf Phury´s Lippen und er konnte eine Hand an seiner Schulter spüren. Auch wenn das Schmerzen bedeutete, konnte er ihre Wärme fühlen. Eine Wärme, die ihn retten konnte. „Danke“, flüsterte er und ließ sich fallen. Vielleicht würde nun der Schatten von ihm ablassen…
 

Ende.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Naraku-chan
2008-10-18T00:02:14+00:00 18.10.2008 02:02
also auch wenn ich diese Reihe nicht kenne konnte ich sehr gut mich hineindenken ^^
ich fand diesen one-shot wirklich klasse geschrieben aber 3 kleine rechtschreib/verkehrte wort fehler hab ich gefunden XD
Von: Puria
2008-08-20T12:03:31+00:00 20.08.2008 14:03
Soooooo, nu komme ich *g*

Was nun folgt sind ein paar Dinge bezüglich der Rechtschreibung, ect.:

>"dann dass die Augen des Anderen fragend auf ihm lagen" (manchmal nehme ich geschriebenes auch einfach zu wortwörtlich ^^°)
dann, dass der Blick der Augen des Anderen fragend auf ihm lag

>"Die untoten Wesen erkannte man zum einen an ihrer Mordlust, ihre nach Talkum riechenden Körper und je nach Lesser bleichten"
Kommt da noch was? Oder beziehst du dich auf die Körper?
...ihre nach Talkum riechenden Körper, die je nach Lesser bleichten...

>"sofort in die Bremse" - auf die Bremse

>"Impotente Hüllen" - impotent

>"er kämpfte mit aller Gewalt dagegen an, nicht ohnmächtig zu werden"
Das ‚nicht’ muss glaube ich raus, da er anders ausgedrückt, mit aller Gewalt gegen die Ohnmacht kämpfte. Wenn das 'nicht' drin bleibt, kämpft er dagegen an wach zu bleiben. (denken ich zumindest)
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

So weiter im Text.
Ich finde du hast das Thema 'Schatten' rein von der Idee her super umgesetzt und das sogar im doppelten Sinne. Zum einen der Schatten der auf Zsadist fällt und dann eben jener Schatten von Phurry - die düsteren Gedanken, die Selbstzerstörung, die Gleichgültigkeit.
Wirklich nicht schlecht, besonders wenn man bedenkt, so wie [[berenib]]es schon mal angesprochen hatte, das deine Idee sich sogar etwas mit der von Ward deckt! ^.~

Dein Stil lässt sich gut lesen und auch hast du die Informationen, die den BDB-Nichtkennern fehlen, flüssig mit eingebunden. Auch hast du die Charaktere insgesamt getroffen, wobei ich mich meiner Vorrednerin anschließen muss. Phurry würde gegen Bella keine Hand erheben, trotz der Tatsache dass er blind vor Wut war und wenn doch würde er selbst eine harte Konsequenz aus seinem Handeln ziehen, da er Bella, wenn man den Zeitpunkt der Handlung betrachtet, noch immer liebte. Und was Zsadist gemacht hätte - puh, das getrau ich mich nicht zu sagen, aber ich glaube, wenn dann ließe der sich auch von einen Messer nicht abhalten - ihre Frauen gehen ihnen über alles.
Wenn du dich fragen solltest warum wir das so einschätzen, dann kann ich nur drauf antworten, dass es wohl damit zusammenhängt, das wir alle (engl.)Bücher gelesen haben und damit einen bereits größeren Einblick auf Phurrys Charakter und letztlich auf seine Reaktionen hatten.

Nichts desto trotz ist das ein interessanter Beitrag, der wunderbar in sich abgeschlossen ist. Die Story gibt einen Einblick auf eine Situation die durchaus im Bereich des Möglichen liegt und die Dramatik beim offenen Schluss ist auch etwas, das Spuren hinterlässt!

Den Einstieg in dieses FF-Thema hast du wirklich gut gemeistert!

Gruß
Puria
Von:  SamAzo
2008-08-19T21:11:07+00:00 19.08.2008 23:11
Zuerstmal.. Was ist schon konstruktiv?
(Meine Kommis jedenfalls meistens nicht..)

>..um dann seine bis dahin ahnungslosen Opfer anzufallen und sie auf ein Duell herauszufordern, dass sie unmöglich gewinnen konnten,..<
Jeder der die Bücher nicht kennt denkt jetzt wer weiß was.
^^

>„Keine Sorge. Jetzt kann euch nichts mehr passieren. Kommt, ich bringe in Sicherheit…“<
...ich bringe -euch- in Sicherheit?

Tippfehler
>Schließlich -hatteb- sie erst vor wenigen Minuten..<
>Er berührte -einer- der Frauen,<
>Auch wenn er die ihm zugefügten -Verletzten- ausblenden<

Du hast recht. Du beschreibst etwas das in dem Band um Phury vorkommt. Unser kleiner Prothesenträger zeigt seine Lust zu Foltern. (Auch eine kleine Neigung zum Schmerz) Und ja.. die Lesser freuen sich wenn er sie dann endlich tötet. Zsadist ist da weniger für - gerade der xD - aber die Streiten sich da schon .. 'etwas'
Auch der Grund weswegen er das macht ist im Grunde der Selbe wie da - das böse böse Versagen. Aber ich will dir ja nicht alles verraten ^^
Meine Güte ist mal einem aufgefallen das die Brüder alle einen an der Waffel haben? xD

>Ein Hieb in dessen Herz und sie verpufften.<
An die Stelle wo das Herz mal war..
Herzlose, ausgebleichte, tote Dreckskerle (<- nein ich mag sie.. wirklich..ôÒ)

Hat Butch die anderen Lesser eigentlich auch 'getötet'? (tote untote.. ôÒ)

Phury würde nie.. NIE.. Bella schlagen. Ich glaube nicht einmal wenn sein Leben davon abhängen würde könnte er das. Abgesehen davon - Zsadist.. whoaa... *killerblick*

^^
So, jetzt hab ich all meine Zeit die ich selber schreiben wollte, mit lesen verbracht. (Und jetzt muss ich den Rechner abgeben -.-') Aber ich werd auch noch Fertig - echt - wirklich..

Dann entscheide mal ob das konstruktiv war oder nicht. (Ich glaube ja nicht)
Von:  MiniNaito
2008-08-19T14:58:57+00:00 19.08.2008 16:58
ich find es toll wie du das hinbekommen hast. Die Charas sind original getreu, schön beschrieben ist es auch

meine kommis sind immer doof... kurz und ohne tieferen sinn *schäm*


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