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Loveless´faith

von

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Lost Innocence

Langsam öffnete Ritsuka seine Augen, ließ den Blick über den Raum schweifen. Die Müdigkeit, die ihn vorhin überkommen hatte, war verschwunden. Er fühlte sich wie neu geboren. Er richtete sich auf, bemerkte, dass sich zwei starke Arme um seinen Körper geschlungen hatten und sah in die geschlossenen Lider Akihikos. Dessen schwarzes Haar hing matt über sein zartes Gesicht, umspielte seine feinen Gesichtszüge. Entfernt erinnerte er ihn an Seimei. Sie hatten beide etwas gemeinsam: Es war ihr außergewöhnliches Aussehen, das zugleich edel aber auch rebellisch wirkte. Erst jetzt fiel Ritsuka auf, dass Akihiko Shirakawa jünger als Soubi sein musste. Die harten Züge eines Erwachsenen fehlten. Akihiko glich eher einem Heranwachsenden, doch vielleicht täuschte er sich ja auch nur. Wenn er ihn so schlafen sah, sah er anders aus, als er ihn das erste Mal gesehen hatte. Ruhiger, sanfter...unbeholfener.

Ritsukas Hand streichelte sanft über sein Gesicht, schoben einzelne schwarze Strähnen von der Stirn. Er hauchte einen leichten Kuss auf Akihikos Wange. Er wollte seine Waffe nicht wecken, ihn nicht aus seinem Schlaf reißen.

>Akihiko Shirakawa....LOVELESS...<

Ein unbeschreibbares Gefühl verband ihn mit diesem Mann. Endlich waren sie vereint. Nun verstand Ritsuka, was in seinem Leben bisher gefehlt hatte. Er verstand, was die anderen mit ihren Banden immer gemeint hatten. Das Gefühl gebraucht, verstanden und vermisst zu werden, war atemberaubend und um nichts in der Welt wollte Ritsuka dieses Gefühl verlieren. Es war just dieses Gefühl, dass er sich immer bei Soubi vorgestellt hatte. In ihrer Beziehung, wenn er es überhaupt so nennen konnte, hatte dieses Gefühl immer gefehlt...

Ritsuka lauschte den ruhigen Atemzügen, betrachtete seinen neuen Partner und fühlte nichts als Glück. Wohin war der Schmerz? Wohin die Trauer? War es etwa Akihikos Verdienst, dass er sich so frei fühlte? Lag es an ihm?

Vorsichtig, um den Schlafenden nicht zu wecken, stieg er aus dem Bett, wickelte sich das Laken um die Hüften und trat an das verhangene Fenster. Er zog die Vorhänge beiseite und sah die tiefe Dunkelheit der Nacht. Die Luft im Zimmer war stickig, worauf Ritsuka das Fenster einen Spalt weit öffnete und sich auf die Fensterbank setzte. Ein kalter Abendhauch umspielte seine warmen Wangen. Er schloss seine Augen und hieß die Kälte willkommen. Der Wind blies das dunkle Haar umher und als Ritsuka sich durch diese fuhr, spürte er das Fehlen seiner Ohren. Auch der wuschige Schwanz war verschwunden. Doch er sah es nicht als Verlust an. Ein breites Lächeln zauberte sich auf seine Lippen. Er hatte es getan; mit einem Menschen, einem Mann geschlafen, dem er wichtig war. Akihiko Shirakawa, dieser Name kam ihm so vertraut vor, obwohl er ihn das erste Mal hörte. Ritsukas Blick ging durch die Finsternis, die Lichter von fremden Häusern erweckten sein Interesse. Was sie wohl gerade in diesem Moment taten?

Es dauerte nicht lange, bis er sich wieder an Soubi erinnerte. Doch anders, als beim letzten Mal empfand er keinen Kummer, sondern nur...Mitleid.

Soubi war so leicht zu missbrauchen. Sein Bruder hatte mit ihm sicherlich ein einfaches Spiel. Er war so kinderleicht zu kontrollieren, zu manipulieren. Wie konnte er dies nur jetzt erkennen können? Vorher hatte er ihn immer für sehr stark gehalten. Er gewann mit ihm jedes Spell-Battle, brauchte keine Angst vorm Verlieren zu haben. Doch, nun? Warum hatte es so lange gedauert, bis er Soubis wahres Ich erkennen konnte?

Erschreckende Gleichgültigkeit durchfuhr ihn. Es war ihm gleich, was jener Mann im Moment tat, ob er den Verlust seines Schützlings bedauerte oder ob er nun auf der Suche nach ihm war. Es spielte eine Rolle mehr, denn...sie verband nichts. Genauso wie Seichi Kouga und Akihiko es gesagt hatten. Soubi und ihn verband nichts...

Allmählich wurde dem jungen Erwachsenen dann doch kalt und er schloss wieder das Fenster. Ein bekanntes Klingeln riss ihn aus der Trance und Akihiko aus dem Schlaf. Müde rieb er sich die Augen, sah dann zu Ritsuka und beide mussten unwillkürlich lächeln.

»Guten morgen...«, sagte Akihiko und stützte sein Gesicht mit der Hand ab. Sein Lächeln war bezaubernd und ließ Ritsuka beinahe das nervtötende Klingeln vergessen.

»Es ist Nacht....«, flüsterte er als Antwort und gesellte sich zu ihm auf das Bett.

»Willst du nicht rangehen?«, sagte er, um die entstandene Stille zu brechen. »Es ist dein Handy, Ritsuka...«

»Oh...«, nuschelte er verlegen und kramte es sofort aus seiner Jackentasche hervor; der Eingehende Anruf und der Name, der auf dem Display angezeigt wurde, ließ den Jungen erstarren. »Soubi....«

Nur Akihikos Miene blieb unverändert. »Du musst nicht rangehen...lass dir Zeit.«

Doch Ritsuka schüttelte vehement den Kopf. »Ich will die Sache hinter mich bringen...«

»Und was willst du ihm sagen?«

»...das es vorbei ist.«

»Sag ihm, dass ihr euch später trefft. Dann hast du Zeit, dir darüber Gedanken zu machen, was du zu ihm sagen willst.«

Der Vorschlag gefiel ihm auf Anhieb. Er vertraute Akihiko und er wusste, dass dieser ihm bei dem Bevorstehenden unterstützen würde.

Das Klingeln hörte nicht auf. Soubi war hartnäckig in dieser Hinsicht. So war er schon immer gewesen...

Ritsuka nahm das Gespräch entgegen.
 

Wenige Stunden zuvor, erwachte der niedergeschlagene Soubi Agatsuma aus seinem Schlaf. Der harte Boden seiner Wohnung, war während der Zeit ungemütlich geworden und hatte ihn aus den tiefen Nichts gerissen. Soubi hielt sich den brummenden Kopf, sein Körper tat weh. Die Schmerzen halfen ihm jedoch wieder klare Gedanken fassen zu können. Er war Schmerzen gewöhnt. Es war okay...

Sofort überrollten ihn die Bilder von vor ein paar Stunden, der junge Mann, der plötzlich in seiner Wohnung aufgetaucht war, er war eine Waffe! Er kannte diesen Mann! Doch als er ihn das letzte Mal gesehen hatte, war dieser noch jünger, unerfahrener und vor allem schwächer. Doch diese Macht, die Seichi Kouga, ehemaliger Schüler von Ritsu Minami, an diesem Tag gezeigt hatte, war ganz anders, als jede Macht, die Soubi bisher kannte. Ihm war, als hätte Seichi seine Gedanken gelesen. Doch das war absurd. Es gab keine Waffen oder Sacrifices, die so eine Fähigkeit besaßen. Das wüsste er, dass hätten Ritsu und Seimei ihm gesagt...

>Hätten sie...?<

Ritsukas Stimme vor der Tür, die ihm wieder einfiel, veranlasste den 23-jährigen sofort zu dieser zu eilen und sie aufzureißen. Doch wie erwartet, stand niemand vor ihr.

»Ritsuka...«, flüsterte Soubi mit einer bösen Vorahnung. Sein Master war da gewesen. Er hatte vor seiner Tür gestanden und das Gespräch zwischen Seichi und ihm verfolgen können. Wie viel hatte Ritsuka mitbekommen? Was hatte er alles erfahren?

Ihm war noch gut in Erinnerung geblieben, wie Seichi das Gespräch begonnen hatte, nachdem er einfach durch das Fenster eingestiegen war und sich einen Platz auf der Coach gesucht hatte.

»Wie geht es BELOVED?«, waren seine Worte gewesen. »Versteckt er sich immer noch vor seinen Feinden? Dein Freund ist ziemlich feige, muss ich sagen, Soubi.«

Überrascht hatte er das Gesicht Seichi Kougas wiedererkannt. Er war im Laufe der Jahre gewachsen und hatte seine Ohren abgelegt. Die blauen Augen waren stechend scharf und das blonde Haar, verlieh ihm etwas ausländisches. »Was machst du hier?«, fragte Soubi.

»Ich bin hier, um etwas abzuholen, dass dir nicht gehört.«, antwortete Seichi gelassen, fixierte ihn jedoch mit den Augen. »Ritsuka Aoyagi. Du hast nicht das Recht ihn als dein Sacrifice anzuerkennen.«

»Das geht dich nichts an, Seichi...Ritsuka gehört zu mir.«

»So wie sein Bruder?« Hämisch grinste er in sich hinein. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er bei dir bleiben wird.«

»Wieso sollte er nicht?«

»Aus zwei Gründen: Erstens: Weil er LOVELESS ist. Zweitens: Wenn er die Wahrheit erfahren wird, wird er sich sofort von dir abwenden.«

»Welche Wahrheit?« Soubi sah unschlüssig zu ihm. Doch dieses falsche Gesicht, konnte den 19-jährigen Halbjapaner nicht täuschen.

»Die Wahrheit...Soubi, Soubi...du kennst du Wahrheit.«

»Ich weiß nicht wovon du sprichst.«

»Du bist ein schlechter Lügner. Das warst du schon damals. Ich meine die Wahrheit, dass BELOVED nur seinen jüngeren Bruder für seine Zwecke missbrauchen will.«

»Du redest wirres Zeug. Seimei ist tot.«

»BELOVED ist tot. Tot ist BELOVED.«, äffte Seichi ihn nach. »Unsinn! BELOVED kann nicht so einfach sterben!«

»Du fürchtest dich immer noch Seimeis Namen auszusprechen, Seichi?« Nun war Soubi es, der sich ein gemeines Grinsen nicht verkneifen konnte.

»Ja, ich fürchte mich vor ihm.« gestand er ohne Scham ein. »Ich habe Angst vor ihm, doch das ist doch verständlich!«

»Ist es das, Seichi?«

»BELOVED hat vielen Menschen unsagbares Leid zugefügt...wie kannst du das leugnen?«

»Ich leugne es doch gar nicht.«

»Gut, wie kannst du dann tatenlos zusehen, wie er den Menschen, die unter anderem auch DIR wichtig sind, weh tut?! Sag es mir, Soubi?«

»Ich gehorche nur. Ich bin eine Waffe und folge den Befehlen meines Sacrifices.«

»Eine Waffe zu sein bedeutet aber auch, dass man sein Sacrifice manchmal vor sich selbst schützen muss.«

»...«

»Es hat keinen Sinn mit dir darüber zu reden. Du bist blind für die Wahrheit und das wird dir eines Tages noch zum Verhängnis werden, glaub mir.«

Seichis Blick beruhigte sich ein wenig, er streckte seine Hand gen Soubi aus und flüsterte ein Wort, dass jener nicht verstand.

»Es ist zu deinem besten...«, sagte Seichi noch, bevor er seine Kraft auf Soubi auswirken ließ. Eine plötzliche Macht schlang sich um dessen Hals, drückte die weiche Haut zusammen und verwehrte ihm jeglichen weiteren Atemzug.

Was danach geschah, rief Soubi sich nur ungern ins Gedächtnis. Es reichte zu wissen, dass er verloren hatte. >Verloren...<

Seichi Kouga wollte Ritsuka. Das hatte er mehrmals gesagt. Doch warum gerade ihn? Warum Ritsuka? Etwa, weil er...LOVELESS war?

Schnell griff er zu seinem Handy, wählte die Nummer des Handy, dass er einst seinem Herrn geschenkt hatte und hoffte auf eine Antwort. Der Signalton erklang...
 

»Hallo, Soubi.«, sagte Ritsuka zur Begrüßung und weil ihm nichts besseres einfiel.

»Ritsuka! Wo bist du?«, drängte Soubi energisch.

»Bei einem Freund.«

»Bei welchem? Ich komme dich abholen.«

»Nein.«, befahl Ritsuka in einem kalten Ton. Dieser Ton kam Soubi merkwürdig vertraut vor. Es war der Ton, in dem Seimei immer mit ihm gesprochen hatte.

»Was soll das heißen? Ritsuka, wo bist du?«

»Sei still und hör nur zu.«

Soubi war verwirrt. Was war mit seinem Herrn geschehen? Warum hatte sich seine Stimme so sehr verändert? Hatte Seichi etwa was damit zu tun?

»Ritsuka? Ist der Mann bei dir, der vorhin in meiner Wohnung war?«

»Ich sagte, du sollst den Mund halten!«

Augenblick schwieg Soubi.

»Und jetzt hör mir gut zu. Ich werde es dir nur einmal sagen.«

Gespannt lauschte er der herrischen Stimme seines Sacrifice.

»In einer Stunde. Im Park. Komm allein.«

Dann beendete er das Gespräch.

>Was sollte das?< fragte Soubi sich verunsichert. >Was ist nur mit ihm los? Was hat er?<

Langsam sank seine Hand und ließ das Mobiltelefon zu Boden fallen. In ungutes Gefühl beschlich ihn. Was, wenn Seichi mit Ritsuka geredet hatte? Wenn er ihm die Wahrheit erzählt hatte? Es würde dessen abweisendes Verhalten erklären. Doch er wollte sich nicht mit Vermutungen herumschlagen. Er musste Gewissheit haben! Also schnappte er sich seinen Mantel und verließ so schnell es ihm sein angeschlagener Körper erlaubte, die Wohnung. Die kalte Abendluft überrascht ihn. Sein eisiger Atm wehte umher und er fragte sich beklommen, warum Ritsuka ihn mitten in der Nacht sehen wollte.

>Will er mich denn sehen? Seine Stimme hörte sich nicht so an...<

Doch das war wieder nur eine Vermutung. Soubi hatte gelernt, dass Vermutungen schlecht waren, denn nur die Wahrheit konnte klare Ergebnisse liefern. Das waren einmal Ritsu Minamis Worte gewesen.

Er hatte zwar noch eine Stunde bis zu ihrem Treffen, doch er wollte den Jungen wenn möglich abfangen. Es gab einiges zu klären, falls Seichi wirklich mit Ritsuka gesprochen haben sollte. Zudem wusste er auch nicht, was er ihm alles erzählt hatte. Die ganze Wahrheit? Nein, das konnte nicht sein...oder?

Wie sollte er nun handeln? Auf so eine Situation war er nicht vorbereitet gewesen. Was Seimei wohl dazu sagen würde? Seimei würde böse sein. Sehr böse. Er hatte Ritsuka im Stich gelassen und ihn in Gefahr gebracht. Seichi war eine Waffe. Ob er Ritsuka angegriffen hatte? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.

Der Park war schnell erreicht. Es war jener Park, in dem er einst den Bund mit Ritsuka geschlossen hatte.

Hatte das was zu bedeuten? Was hatte Ritsuka vor? Zum ersten Mal zweifelte Soubi daran, die Gedanken des Jungen zu kennen...
 

Vorsichtig strich sich Ritsuka Aoyagi über das Gesicht und über den Kopf.

Alles schien wie immer zu sein. Nur die Ohren fehlten.

Ein letztes Mal sah er sich sein gequält wirkendes Gesicht im Spiegel an und versuchte zu lächeln.

Dabei fielen ihm erneut die Blutergüsse an seinem Hals auf...

Schnell sah er von ihnen weg.

Erinnerungen, die er am liebsten in die Hölle verbannt hätte, kehrten zurück und nagten an seiner Treue zu Soubi. Trotz allem fühlte er sich so, als wenn er der Böse von ihnen beiden war...

Doch der Gedanke alles für ihn getan zu haben, nur damit dieser weiterleben konnte, linderte den zurückgekehrten Schmerz, der während des Telefonats wieder aufgekeimt war.

>Soubi musste schon schlimmere Qualen erleiden<, sagte Ritsuka sich. >Da ist das nur ein kleines Opfer gewesen...<
 

Was würde Soubi wohl zu den fehlenden Ohren sagen? Obwohl das unwichtig war, da er ihn ohnehin anlügen würde.

In Gedanken spielte Ritsuka das ganze Szenario ab, das wohl oder übel auf ihn zukommen werde.

In der Schule, Zuhause...und bei Soubi.

»Ich wollte es so. « Hörte er sich selbst den einstudierten Text sagen. »Es war meine eigene Entscheidung ES zu tun. « Und es war ja auch die Wahrheit. Er wollte es so. Es hatte ihm gefallen, er hatte es genossen...
 

Doch seine Augen verrieten, dass mehr dahinter lag; dass er die Wahrheit kannte. Also schloss er sie und versuchte möglichst selbstbewusst und stark zu gucken. Soubi durfte nicht sehen, dass er die Wahrheit kannte. Auf keinen Fall....!

Für das Bevorstehende brauchte er all seinen Mut. Und dennoch kam er nicht Drumherum zu Schluchzen.
 

»Ich gebe dir den Befehl zu gehen, Soubi...«

Die Tränen liefen sein Gesicht hinunter, die Stimme wurde immer leiser und undeutlicher.

»Ich habe eine neue Waffe, die dich ersetzt...Geh. «
 

Langsam legte Akihiko seinen Arm um ihn, betrachtete sich und ihn im Spiegel.

»Ich werde in der Nähe sein und kommen, wenn du mich rufst. Du brauchst keine Angst zu haben, Ritsuka.«

Dieser nickte. Er wusste, dass Akihiko ihm die Wahrheit sagte. Er würde ihn nicht im Stich lassen. Er nicht.

Ritsuka zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und trat mit seiner Waffe hinaus, in Richtung Park, wo alles angefangen und auch...enden musste.
 


 

Die Minuten bis zur Stunde des ersehnten Treffens verstrichen wie im Nu. Soubi spürte die Kälte des Abends und hielt penibel Ausschau nach seinem Herrn. Er zitterte ein wenig, doch er wusste nicht, welcher Emotion er das zuzuschreiben hatte. War es die Angst, dass Ritsuka die Wahrheit kannte? War es der Schmerz, den er verspüren würde, wenn er sie wüsste?

Langsam überkam ihm das Gefühl, dass er mehr für den Junge empfand, als Anfangs gedacht.
 

»Soubi.«, ertönte auf einmal die Stimme von jenem. Erschrocken drehte Soubi sich um. Er hatte nicht gespürt, dass sein Herr herangetreten war. Er war lautlos wie eine Katze gewesen. Die aufgekeimte Freude, die mit der Stimme Ritsukas gekommen war, erstarb augenblicklich, als er das Gesicht seines Sacrifices sah und den Blick über dessen Haar schweifen ließ.

>Die Ohren?!?!<, schoss es ihm durch den Kopf. Sprachlos und absolut perplex stand er nun da.

»Du scheinst überrascht, Soubi.«, grinste Ritsuka böse in sich hinein. Es war ein Lächeln wie Seimei es hatte. »Ich habe meine Ohren abgelegt, wie du siehst. Das ist doch kein Grund so drein zu gucken.«

»Wer war das?«, flüsterte Soubi mit ansteigender Wut. »War Seichi das? Hat er dir das angetan?«

»Wer weiß...vielleicht.«, antwortete Ritsuka, ohne dieses Lächeln von den Lippen zu nehmen.

»Sprich, Ritsuka! Wer war das?«

»Jemanden, der mir mehr bedeutet als du.«

Seine Worte schnitten sich in sein Herz, brannten sich in seine Erinnerungen und zerschmetterten Soubis Körper. »Was...?«

»Du hast schon richtig gehört. Ich habe mit jemandem geschlafen, der mir wichtiger ist...als du, Soubi.«
 

>Warum sagt er diese Worte? Warum klingt seine Stimme so kalt?<
 

»Wer ist es?«

»Du kennst ihn nicht.«

»Wer ist es?«, wiederholte Soubi erschreckend monoton. >Ihn?<

»Sein Name wird dir nichts sagen.«

»Wer ist es, Ritsuka?«
 

Sie sahen sich an. Und ihre Blicke sprachen Bände.

»Es ist eine Waffe, wenn du das wissen willst.«

>Eine Waffe...?< »Wer ist es?«

»Soubi! Du nervst! Ich habe dir bereits gesagt, dass du ihn nicht kennst. Es reicht, halt den Mund.«, befahl er mit lauter Stimme. »Doch genug mit diesem Gerede. Ich wollte dich schließlich nicht umsonst treffen.«

Gespannt sah er seinem Meister entgegen.

Ritsuka schloss die Augen, schluckte schwer und hoffte inständig, dass Soubi seine zitternden Hände nicht sah. >Oh Gott, Soubi....es tut so weh...<

»Ich löse hiermit unseren Bund.«
 

Soubis glasige Augen verrieten, dass er darauf nicht vorbereitet war. »Du...löst unseren Bund?«

»Erinnerst du dich nicht mehr? Hier hast du mich damals geküsst und einen Bund mit mir geschlossen. Diesen Bund will ich nun wieder lösen.«

»Du weißt, was du damit tust..?«

»Ich verstoße dich als Waffe...- ich weiß.«
 

Kälte, Schmerz...Leere durchströmten Soubis Körper in diesem Moment der Erkenntnis. Sein Herz brach, seine Seele schrie, doch keines von beiden fand eine Möglichkeit ihre Trauer Ausdruck zu verleihen.

Soubi weinte nicht. Nicht weil er es gerne getan hätte, sondern weil er es nicht konnte. Ritsu hatte ihn gelehrt niemals, wirklich niemals, zu weinen! Gleich, was geschah. Diesem Kodex folgte Soubi.
 

»Ich verstoße dich, Soubi Agatsuma. Ich habe eine neue Waffe, die dich ersetzen wird.«

>Ersetzen?< Soubi trat einen kleinen Schritt nach vorne. »Ist das den Ernst, Ritsuka?«

»Mein voller Ernst. Ich bin dich leid geworden. Ich kann dich nicht mehr sehen.«

»Hat...Seichi etwas damit zu tun?«

»Wer?«

»Der Mann, der in meiner Wohnung war. Du hast unser Gespräch belauscht. Du hast meinen Namen geschrien.«

Ritsuka zuckte kurz zusammen. Er erinnerte sich, dass seine Stimme unaufhörlich und weinerlich nach Soubi gerufen hatte. »Unsinn. Das musst du dir eingebildet haben.«, log er überzeugend. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«

»...verstehe...«

Verunsichert sah Ritsuka ihn an. Was meinte er mit verstehe ? Was verstand er? Etwa, dass er log?
 

»Sukidayo...«

Seine Augen weiteten sich, sein Herz beschleunigte und die Tränen drohten aus seinen Augen zu laufen.

»Hör auf...«, flüsterte Ritsuka benommen. >Hör auf damit, wenn du es doch gar nicht so meinst...<

»Es ist die Wahrheit, Ritsuka. Ich liebe dich.«

>Halt den Mund! Warum fällt es dir so leicht mich anzulügen, wenn ich mich so quäle dich fortzuschicken? Hör auf! Hör doch endlich auf!<

Als Soubi das Zögern in Ritsukas Augen sah, fühlte er sich bestätigt. Er ging einen weiteren Schritt auf ihn zu, breitete seine Arme aus, um den Jungen in seine Arme zu schließen. Eine Umarmung, die ihn für immer an ihn fesseln sollte.

>Akihiko! Komm her!<, dachte er verzweifelt, wich nach hinten. Er wollte nicht von Soubi berührt werden. Nicht nachdem er die Wahrheit über ihn kannte, nicht nachdem er seine Ohren an jemand anderen verloren hatte..., nicht nachdem er wusste, dass alles nur eine Lüge gewesen war.

»Sukidayo, Ritsuka.«
 

Akihiko spürte sofort das Signal, das Ritsuka aus sandt. Er spürte auch die Angst, die mit diesem Signal folgte. So war das nun einmal, wenn Sacrifice und Waffe zueinander gefunden hatten. Augenblicklich trat Akihiko aus dem Schatten, die die Bäume gespendet hatten und eilte zu seinem Meister. Dessen zitternde Aura und die wehleidige Stimme, die er hören konnte, veranlasste den 20-jährigen das System zu aktivieren. Ihr Name erschien auf seiner Halsbeuge.
 

Als das Zeichen LOVELESS auf Ritsukas Körper auf einmal erschien, stockte Soubi. Jemand hatte das System aktiviert. Er sah hinter den verängstigten Jungen und erblickte das Gesicht eines Fremden, der sich Ritsuka näherte. >Eine Waffe!<

Der Mann gesellte sich zu seinem Sacrifice und legte einen Arm behutsam um ihn. Akihiko fixierte Soubi mit einem feindseligen Blick.

»Wer bist du?«, forderte Soubi sofort zu wissen. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.

»Ich bin Akihiko Shirakawa, die Waffe von LOVELESS.«, antwortete er und stellte sich Soubi entgegen. »Und du musst wohl Soubi Agatsuma sein, habe ich Recht? Ritsuka hat mir schon einiges über dich erzählt.«

»Ritsuka gehört nicht dir.«

»Falsch. Er gehört nicht zu dir!« Akihiko sah Soubi mit einem starken Blick an. »Ritsuka und ich tragen denselben Namen. Wie kannst du dir anmaßen dir ein fremdes Sacrifice anzueignen.«

»Ritsuka gehört zu mir.« Soubi ging einen Schritt auf den Fremden zu. »Kämpfe und wir werden sehen, für wen er sich entscheidet.«

»Ein Kampf ist unnötig. Ritsuka hat sich bereits entschieden. Er wird nicht zu dir zurückkehren. Es ist vorbei, Soubi.« Aber Akihiko machte sich dennoch für einen Kampf bereit, ging in Stellung und sah zu seinem Sacrifice, so als bat er um Erlaubnis.

Ritsuka nickte. >Es ist okay...kämpfen wir.<

»Ich erkläre, dass dieser Kampf mit Worten ausgetragen wird!«, rief Akihiko und streckte seinen Arm aus. »Ich bin Akihiko Shirakawa, die Waffe von LOVELESS.«

»Mein Name ist Soubi Agatsuma, ich bin die Waffe von LOVELESS!«, entgegnete Soubi scharf und machte es seinem Gegner gleich. »Wind! Zerschneide meinen Feind.«

»Vakuum! Hier kann kein Wind existieren! Diese Wahrheit ist dein Untergang!«

»Licht! Durchdringe den Gegner, blende ihn! Nimm ihm die Augen!«

Gleisendes Licht stürzte sich auf den jungen Mann, fuhr durch ihn hindurch und gelangte zu Ritsuka. Eiserne Fesseln legten sich um seine Handgelenke und nahmen ihm die Freiheit. »Akihiko!«, rief er seiner Waffe zu. »Du musst Soubi anders attackieren!« Die Fesseln zwangen ihn in die Knie, schnürten ihm immer enger die Haut zusammen. »Keine physischen Spells!«

Akihiko nickte gehorsam. »Seele! Du hast keinen Herrn! Du bist allein! Einsturz!«

Finstere Nebelschwaden umschwirrten Soubi, umkreisten seinen Körper, bis sie ihn fesselten und zu Boden warfen. »Ungh!«

»Die Zeit wird dich töten! Einsturz! Einsturz! Du kannst hier ohne Meister nicht sein! Verschwinde!«

Ein dunkler Vorhang legte sich über den Blonden, ließ ihn vollständig verschwinden.

»Gefesselt. Das Battle ist vorbei.«, sagte Akihiko kalt und sah zu jenem. Ritsukas Ketten lösten sich auf, gaben die gequetschte Haut wieder frei. Er sah zu seiner ehemaligen Waffe. Soubi lag am Boden, die Augen geschlossen, warmes Blut sein Gesicht hinunterlaufend. Es war vorbei. Soubi hatte den Kampf...verloren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-08-21T16:41:23+00:00 21.08.2008 18:41
Gaanz toll!...Schreib bitte schnell weiter!...
LG
Von:  Floreane
2008-08-08T17:28:01+00:00 08.08.2008 19:28
UUUUAAAAAHHH!!! SOOOUUUBIIIII!!
Der arme! Eigentlich mag ich deine ff, dein Schreibstil ist toll und alles, aber was du da mit dem armen Soubi anstellst....Als absoluter Soubi Fan kann ich nunmal nicht aus meiner Haut und das das geht für mich einfach gar nicht, dass Ritsuka ihn verlässt und eine neue Waffe hat. Nach dem letzten Kapi war ich sogar zu geschockt, um überhaupt was zu schreiben. Trotzdem werde ich die ff weiter verfolgen, in der Hoffnung, dass sich das Blatt noch wendet...*heul*
Von: abgemeldet
2008-08-08T11:04:19+00:00 08.08.2008 13:04
habs auch grad entdeckt. wiedermal ein super kapitel. hoff du schreibst bald weiter.
da kam mir das engelschen ein wenig zu vor, ansnonsten hätte ich das erste kommentar geschrieben!
MIST :P

auf alle fälle schreib schnell weiter.

lg
Von:  Kleines-Engelschen
2008-08-08T11:03:12+00:00 08.08.2008 13:03
woah!!! ich hab mich so auf das kapi gefreut.. ich bin so hin und weg es ist einfach nur genial! schreib bitte schnell weiter.. *völlig sprachlos*
du hast eine wahnsnnig tolle art zu schreiben, das kann man garnicht anders sagen! einfach nur super!!!!!

greetz


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