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Der Himmel zwischen uns.

Marcus Flint x Katie Bell || Abgeschlossen!
von

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"Alles in Ordnung?"

01. September

Kings Cross
 

An diesem ersten September regnete es in Strömen. Trotzdem waren in der Metropole London viele Menschen unterwegs und im Bahnhof Kings Cross war wie immer ein unheimliches Gedrängel.

Doch ein blondes Mädchen ließ sich nicht von der umgreifenden Hektik mitreißen, sondern stand ganz ruhig da, angelehnt an einen Pfeiler. Katie Bell hatte nicht vor, sich der Masse anzuschließen und wild in der Gegend herumzurennen. Das lag in einem daran, dass sie keine große Lust hatte, sich überhaupt zu bewegen, allerdings auch daran, dass sie mit ihrer Freundin Leanne Boldworth genau bei diesem Pfeiler abgemacht hatte, der in der Nähe der Gleise seinen Platz hatte. Kurz war sie einen Blick auf die Bahnhofsuhr und stellte fest, dass es schon viertel vor elf war. Leanne sollte sich also beeilen, oder sie würde sich aus dem Staub machen, damit sie es noch rechtzeitig auf den Hogwarts - Express schafte. Doch Katies Sorge war vollkommen unbegründet, denn in diesem Moment sah sie die, auf die sie gewartet hatte, auf sich zukommen, wobei diese ziemlich skrupellos von ihren Ellbogen gebrauch machte, um sich besser durch die Menge kämpfen zu können.

Schließlich stand die schwarzhaarige vor ihr. Einige Strähnen ihres Haares standen zerzaust von ihrem Kopf ab und sie schien ziemlich aus der Puste zu sein, was sie jedoch nicht davon abhielt, ihrer Freundin um den Hals zu fallen.

„Tut mir Leid!“, quietschte die andere und ließ Katie wieder los. „Aber du weißt ja, dass ich beim Packen meines Koffers immer so lange brauche.“

Natürlich wusste Katie das, weshalb sie auch nicht böse auf die andere war. Leanne brauchte immer eine Stunde länger, um all ihre Sachen in ihren Koffer zu stopfen als jeder andere wahrscheinlich hatte. Deshalb war es auch nicht das erste Mal, dass die schwarzhaarige fast zu spät auf den Zug kam.

„Ach, das macht doch nichts. Wir haben ja noch Zeit.“

Und sie zeigte Leanne die große Bahnhofsuhr, deren Zeiger nun auf zehn vor elf standen. Die andere strahlte sie nur wortlos an, nahm Katies Gepäckkarren und schob ihn pfeifend vor sich her, während sie sich der Absperrung zwischen den Gleisen neuen und zehn näherte. Katie folgte ihrer Freundin und war so damit beschäftigt, nicht in irgendjemanden hineinzulaufen, dass sie gar nicht bemerkte, wie sie durch den magischen Durchgang hindurchging, der den Muggel - Bahnhof von dem der Zauberer und Hexen trennte. Erst als sie die vertraute rote Lok vor ihr erblickte, wurde es ihr bewusst, wo sie sich gerade befand.

Wie immer war der Bahnsteig auch hier voll mit Leuten; Eltern, die gerade ihre Kinder verabschiedeten, die nach Hogwarts gingen; Gruppen von Schülern, die sich unterhielten und überall Eulen in Käfigen, die einen heidenlärm veranstalteten.

„Beeil dich, Katie! Sonst sind alle Abteile schon besetzt!“

Die Gerufene erwachte aus ihrer Starre und lief rasch zu Leanne hinüber, die einer der offen stehenden Waggontüren stand. Katie nickte und nahm nun ihren Koffer vom Gepäckkarren. Leanne tat es ihr gleich, wobei der blonden auffiel, dass diese vorher noch keinen Koffer gehabt hatte.

„Wo hast du den so plötzlich her?“

„Mein Bruder war vorher hier und hat ihn mir gebracht.“

Die andere gab einen verstehenden Laut von sich und mühte sich dann damit ab, ihr Gepäck die Stufen hochzuhieven, wobei dieses ihr sicher mehr als einmal auf den Fuß flog. Dann war jedoch der anstrengendste Teil überstanden und die beiden Mädchen machten sich auf die Suche nach einem leeren Abteil.

Langsam schoben sie sich durch die Gänge, wobei sie sich an anderen Schülern vorbeiquetschen mussten, die in Mitten des Ganges standen und nicht im Leben auf die Idee kommen würden, aus dem Weg zu gehen. Schlussendlich schaften sie es dann doch noch, ein unbesetztes Abteil zu finden und nachdem Katie ihren Koffer und den von Leanne auf die Gepäckablage gewuchtet hatte, ließen sie sich erschöpft auf die Sitze nieder.

„Gott, was für eine Prozedur das jedes Mal ist, bis man sitzt!“, murmelte Leanne und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Katie nickte leicht und sah dann aus dem Fenster, hinaus auf den Bahnsteig, der sich langsam zu leeren begann. Der Zug würde also bald abfahren.

„Ich freue mich auf Hogwarts.“, sagte ihre Freundin und es schien, als wolle sie sich unbedingt mit irgendjemandem unterhalten.

„Ich mich auch.“, antwortete sie und wandte sich nun der schwarzhaarigen zu, die sie die ganze Zeit über angesehen hatte. Katie sah kurz etwas in den Augen der anderen aufflackern, dass sie als Besorgnis deutete und sie versuchte rasch, das Gespräch in gang zu halten. Offensichtlich schien Leanne bemerkt zu haben, dass das „Ich mich auch“ aus ihrem Mund nicht so fröhlich wie sonst geklungen hatte. Doch Katie hatte sich geschworen, dass sie sich nicht anmerken lassen würde, wie schlecht es ihr ging. Sie wollte keinen und vor allem nicht ihre Freundin, mit ihren Problemen belasten, die sie hatte, weil ihre Eltern sich scheiden ließen.

Die Nachricht der Scheidung hatte sie hart und vor allem unvorbereitet getroffen. Sie hatte keine Schwierigkeiten zwischen ihren Eltern bemerkt, doch sie vermutete, dass sie sie auch nicht hatte bemerken sollen. Seitdem war irgendetwas in ihrem Inneren nicht mehr ganz in Ordnung. Vielleicht saß der Schock einfach noch zu tief, vielleicht war es aber auch etwas anderes, das sie einfach nicht einordnen konnte. Was es auch war, es trübte ihre Laune und sie hatte auch nun Mühe, das freundliche Lächeln auf ihren Lippen beizubehalten.

Leanne indessen schien begriffen zu haben, dass sie nicht weiter nachfragen sollte und plapperte aufgeregt vor sich ihn. Katie hielt sich zurück, denn sie wusste, dass sie so oder so kaum zu Wort kommen würde. Wenn man mit der schwarzhaarigen ein Gespräch führte, übernahm man meistens den Part des Zuhörers, während sie einem alles erzählte, was sie für wichtig erachtete.

Die Zeit verging sehr schnell und draußen wurde es langsam dunkel. Der Regen war ebenfalls stärker geworden und trommelte hart gegen das Fenster des Abteils, in dem Katie und Leanne immer noch alleine saßen. Die Frau mit den Süßigkeiten war gerade wieder verschwunden und Leanne hatte eine Redepause eingelegt, da sie sich nun lieber über die Kürbispasteten hermachte. Auch Katie schwieg und überlegte sich gerade, ob sie sich tatsächliche an die Packung Bertie Botts Bohnen heranwagen sollte, als der Zug plötzlich immer langsamer wurde und schließlich zum Stillstand kam.

„Was ist denn jetzt los?“fragte Leanne und schluckte hastig einen Bissen Pastete herunter, wobei sie sich verschluckte und begann zu husten.

Katie jedoch antwortete nicht, sondern drückte gerade ihre Nase am Fenster platt um zu sehen, ob draußen etwas vor sich ging. Doch es war bereits zu dunkel. Sie richtete sich wieder auf und wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.

Die Lampe im Abteil hatte begonnen zu flackern und erlosch. Auch auf dem Gang herrschte mit einem Male vollkommene Finsternis.

„Katie-“, flüsterte Leanne, doch diese brachte sie mit einem unwirschen Murren zum Schweigen. Irgendetwas stimmte ihr eindeutig nicht. Katie erschauerte und ihr Blick richtete sich auf die Abteiltür. Irgendetwas bewegte sich vor dieser. Auch die Temperatur war massiv abgefallen und sie zitterte am ganzen Leib, während sich ihr Kopf anfühlte, als wäre er in Watte gepackt worden. Das Atmen begann ihr schwerzufallen und sie spürte einen unangenehmen Druck auf ihrer Brust. In ihrem Kopf ertönten Stimmen, die ihr zwar bekannt vorkamen, sie aber trotzdem nicht zuordnen konnte. Sie driftete in einen dicken Nebel davon, fiel haltlos in die Tiefe-

„Katie!“

Sie schreckte hoch. Sie saß immer noch auf ihrem Platz, auch wenn sie fast davon hinuntergeglitten war. Leanne stand vor ihr und hielt sie fest, so dass sie keine Bekanntschaft mit dem Boden machte. Das Gesicht ihrer Freundin war kreidebleich und sie wusste, dass sie nicht besser aussah.

Leanne half ihr dabei, sich wieder hinzusetzten und es herrschte ein langes Schweigen, bis Katie endlich wieder ihre Sprache gefunden hatte.

„Waren das etwa Dementoren?“, krächzte sie heiser und Leanne brachte nur ein schwaches Nicken zustande. Katie war immer noch nicht ganz auf der Höhe. Vor allem jedoch war es ihr schleierhaft, warum sie so extrem auf diese Wesen reagiert hatte.

Lag das etwa daran, dass es ihr in letzter Zeit nicht gut ging? Wahrscheinlich.

Doch trotzdem konnte sie sich nicht erklären, was das für Stimmen gewesen waren, die sie gehört hatte. Sie stöhnte auf und erntete von Leanne einen mitleidigen Blick. Aber sie wandte sich wieder von ihrer Freundin ab und sah erneut aus dem Fenster. Zwar war es draußen immer noch stockdunkle, trotzdem konnte man an den Bewegungen des Bodens erkennen, dass der Zug wieder angefahren war.

„Geht es dir besser?“, fragte Leanne und Katie nickte, wohl wissend, dass die andere ihr nicht glaubte. Doch das war ihr egal. Das einzige was sie jetzt noch wollte, war in Hogwarts anzukommen, die Eröffnungsfeier hinter sich zu bringen und dann endlich in ihr Himmelbett zu fallen.
 


 

[Silents Aftertalk]

Der Prolog ist hiermit beendet! Ich hoffe, es hat jemandem gefallen und es werden mir auch Kommentare geschrieben.
 

Ich erwähne ihr noch einmal, dass ich einen BETA für diese FF suche. Wer Interesse hat, soll sich bei mir melden! ^^
 

Bis denne!

Eure Silent ^.^/)

"Erbärmlich"

02. September

Hogwarts
 

Als Katie an diesem Morgen die Augen aufschlug, wünschte sie sich sogleich, es nicht getan zu haben, denn nun hatte offiziell der erste Tag des neuen Schuljahres begonnen. Es war zwar nicht so, dass sie den Unterricht nicht mochte oder einfach nur die Schule hasste, aber irgendwie hatte sie ein komisches Gefühl in der Magengegend, dass ihr sagte, dass dieser Tag zu einem Schlamassel werden könnte.

Sie blieb noch einige Minuten lang bewegungslos in ihrem Bett liegen und starrte den Baldachin ihres Himmelbettes über ihr an. Dann hörte sie Schritte, die sich ihrem Bett näherten und dann schob sich Leannes Kopf in ihr Blickfeld. Die schwarzhaarige musterte sie prüfend und schien dann etwas sagen zu wollen, doch was immer es auch war, Katie wollte es nicht hören.

„Ich stehe ja schon auf.“, murrte sie, richtete sich auf, wobei Leanne einen Schritt zurücktrat, damit ihrer und Katies Kopf nicht gegen einander krachten. Die andere schwang nun ihre Beine aus dem Bett und stand schließlich auf und stellte fest, dass ihre Beine sich merkwürdigerweise sehr unsicher in gerader Haltung hielten. Ehrlich gesagt hatte sie im ersten Moment das Gefühl, dass sie unter ihr weg zu knicken drohten. Offensichtlich hatte sie sich noch immer nicht von dem Auftauchen der Dementoren erholt, die gestern den Hogwarts – Express nach dem berüchtigten Massenmörder Sirius Black durchsucht hatten. Als ob der sich in diesem Zug aufhalten würde! So blöd war Black eindeutig nicht, sonst hätte er es auch nicht geschafft, aus Azkaban auszubrechen. Sie seufzte und machte sich, unter strenger Beobachtung von Leanne, die zu merken schien, dass es ihr nicht gut ging, auf den Weg ins Badezimmer, um dort ihr morgendliches Ritual zu vollziehen.

Als sie wieder aus dem Bad hinaustrat und gerade dabei war, ihr frisch gewaschenes Haar mit Hilfe ihres Zauberstabes zum trockenen zu bringen, saß Leanne auf ihrem Himmelbett und blätterte interessiert in der Hexenwoche herum, die wohl irgendein anderes Mädchen im Schlafsaal vergessen haben musste. Katie störte die andere nicht bei ihrer Lektüre und zog sich so geräuschlos wie möglich an. Als sie fertig war und ihre Haare endgültig trocken waren, ging sie zu der anderen Gryffindor hinüber und tippte ihr auf die Schulter. Diese schreckte hoch und ließ beinahe die Zeitschrift fallen.

„Ich bin soweit. Wir können gehen.“

Leanne nickte, schmiss die Hexenwoche auf das Bett und sprang auf. Sie schien sich um einiges mehr auf den neuen Tag zu freuen als Katie. Allerdings legte die schwarzhaarige immer so ein enthusiastisches Verhalten an den Tag und konnte einem – und vor allem ihr, wo sie doch sowieso ein Morgenmuffel war – gehörig auf die Nerven gehen.

Gemeinsam verließen die beiden Gryffindors nun den Schlafsaal und gingen hinunter in den Gemeinschaftsraum des Hauses. Doch in diesem verweilten sie gar nicht erst, sondern machten sich sofort auf den Weg in die Große Halle, um dort zu frühstücken.
 

Der Haustisch der Gryffindors war schon voll besetzt und Katie und Leanne hatten einige Schwierigkeiten damit, noch einen Platz zu finden, wo sie zusammen bleiben konnten. Schließlich setzten sie sich zu zwei ihrer Bekannten; Angelina Johnson und Alicia Spinnet. Angelina war ein hübsches Mädchen mit langen schwarzen Haaren und dunkler Haut. Alicia bot den genauen Gegensatz zu dieser Erscheinung.

Sie hatte sehr bleiche Haut und hellbraune, fast schon blonde Haare, die bis zu ihren Schultern reichten. Beide spielten, wie Katie, im Quidditch – Team ihres Hauses als Jäger. Neben Leanne waren sie Katies engste Vertraute auf die sich die blonde immer verlassen konnte. Dadurch, dass die beiden in verschiedenen Klassenstufen als Katie waren, sahen sie sich allerdings nicht sooft, was aber ihrer Freundschaft keinen Abbruch tat.

Als die beiden sich niedergelassen hatten, erschien wie aus dem nichts Professor McGonagall, die Hauslehrerin von Gryffindor und begann wie immer am ersten Morgen des Schuljahres die neuen Stundenpläne zu verteilen. Katie nahm ihren entgegen und warf einen interessierten Blick darauf.

Sie bemerkte sehr rasch, dass sich der gesamt Plan im Vergleich zum vorherigen Schuljahr nicht sonderlich verändert hatte. Die erste Doppelstunde am Montag war immer noch Verwandlung, dann folgten, als Neuerung, eine Stunde Zauberkunst und für die, die es gewählt hatten, ein weitere Lektion Aritmantik. Dann folgte das Mittagessen und der Nachmittag bestand für die Viertklässler noch aus einer Doppelstunde Pflege Magischer Geschöpfe. Alles in allem also nichts Aufregendes und Katie war sich sicher, dass dieser Tag sehr schnell wieder sein Ende finden würde. Sie blickte nun wieder von ihrem Stundenplan auf und bemerkte überrascht, dass Alicia Spinnet sie wohl etwas gefragt hatte, denn sie starrte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen leicht verärgert an.

„Na, Katie, wieder unter den Lebenden?“, fragte Angelina und lachte amüsiert auf. Katie gab nur ein trockenes „Ha, ha.“ Von sich und wandte sich dann an Alicia.

„Was wolltest du mir denn nun sagen?“

Alicia schwieg und spielte nervös mit ihren Haaren, dann winkte sie mit einem schüchternen Lächeln ab und erhob sich ein wenig zu hastig von ihrem Platz.

„Ach, es ist nichts! Außerdem fällt mir gerade ein, dass ich etwas im Schlafsaal vergessen habe.“

Und mit diesen Worten rauschte sie davon und ließ die drei anderen Gryffindor – Mädchen perplex zurück.

„Was … war denn das gerade für ein Abgang?“, murmelte Leanne verwirrt und sah Alicia nach, die in diesem Moment aus der Großen Halle verschwand. Die anderen beiden zuckten nur nichtssagend mit den Schultern und schließlich wurde beschlossen, nicht weiter darüber nachzudenken. Alicia würde es ihnen früher oder später sicher erzählen.

Kurze Zeit später wurde es auch schon Zeit, sich auf den Weg zum Unterricht zu begeben und Angelina, Katie und Leanne standen vom Gryffindor – Tisch auf und machten sich auf den Weg zum Ausgang der Großen Halle. Dort verabschiedete sich Angelina von ihnen, denn sie war in einer anderen Jahrgangsstufe und hatte somit auch anderen Unterricht. Katie und Leanne beeilten sich, noch rechtzeitig zum Klassenzimmer von Professor McGonagall zu kommen, denn keine von beiden hatte Lust, sich schon am ersten Tag Ärger mit ihrer Hauslehrerin einzuhandeln. Professor McGonagall war nämlich dafür bekannt, kein zuspätkommen zu dulden und machte auch vor den Schülern ihres eigenen Hauses keinen Halt, nicht wie etwa Severus Snape, der die Slytherins laufend bevorzugte.

Doch die beiden Mädchen entgingen einem Nachmittag nachsitzen, da sie es doch noch vor dem Stundenbeginn ins Klassenzimmer schafften. Sie ließen sich in der vordersten Reihe nieder, weil es sonst keinen Platz mehr hatte. Sonst hätten sie sich, wie immer, etwas weiter hinten hingesetzt, da sie dort nicht sofort beim Reden entdeckt worden wären. Doch hier, ganz vorne, wurden sie die ganze Zeit von der Professorin mit einem strengen Blick taxiert, weshalb sie jedes Gespräch, das nicht mit dem Unterricht zu tun hatte, einstellen mussten.

Schließlich endete die Stunde bei der Hauslehrerin von Gryffindor, die ihre Schüler mit einem Packen Hausaufgaben entließ. Das war einer der Gründe, warum sich Katie in ihrer Freistunde vor dem Mittagessen – sie hatte, nicht wie Leanne, kein Aritmantik gewählt – in der Bibliothek von Hogwarts wiederfand.
 

Gemächlich schlenderte sie durch die Gänge und hielt hin und wieder einmal inne, um sich den Rücken eines Buches genauer anzusehen. Doch bis jetzt hatte sie noch nichts gefunden und ihre unterrichtsfreie Stunde neigte sich langsam aber sicher dem Ende zu. Also beschloss sie, sich nach der Bibliothekarin, Madam Pince, umzusehen, die sicher wusste, wo sie das richtige Buch für ihre Hausaufgaben finden würde. Doch zuerst musste sie erst einmal die ältere Dame finden, die sicher irgendwo herumschlich, um einen armen Schüler dabei zu erwischen, wie er eines ihrer Bücher misshandelte. Katie hatte bis jetzt immer sehr auf die Bücher aus der Bibliothek geachtet, denn Madam Pince mochte zwar alt und gebrechlich wirken, wenn es jedoch um ihre Schätze ging verstand sie keinen Spaß und hetzt einem schon einmal einen Fluch auf den Hals. Amüsiert erinnerte sich Katie daran, wie Fred Weasley einmal den Zorn der Bibliothekarin auf sich gezogen hatte, weil er eines der Bücher durch die Gegend geworfen hatte. Madam Pomfrey, die Krankenschwester, hatte ihre liebe Müh damit gehabt die Furunkeln wieder aus Freds Gesicht zu kriegen. Katie lachte leise beim dem Gedanken, doch verstummte sie sofort, als sie eine, ihr nur allzu bekannte, Stimme hinter sich vernahm.

„Was gibt es dann da zu kichern, Bell?“

Katie wirbelte herum und erblickte die beiden Menschen, von denen sie sich wünschte, sie nie kennen gelernt zu haben. Ihr gegenüber standen zwei Schüler aus dem Hause Slytherin; Jane McEwan und ihr Bruder Dennis. Jane war groß, hatte eine traumhafte Figur und bis zu den Schulterblättern reichende, tiefschwarze Haare. Ihr Bruder dagegen war eher breit gebaut, jedoch nicht unbedingt dick und hatte, wie immer wenn Katie ihm begegnete, ein unheilverkündendes Grinsen auf seinen Lippen.

„Das geht dich nichts an, McEwan. Also lass mich in Ruhe.“, murrte sie und verfluchte sich in Gedanken selber, dass sie es nicht schaffte, die Nervosität in ihrer Stimme zu verbergen. Jane lächelte nur süßlich, so das jeder sah, dass sie etwas plante und trat einige Schritte weiter auf Katie zu, die aber nicht zurückwich. Sie hatte schließlich keine Angst vor der anderen.

„Warum so nervös, Bell? Du weißt, doch, ich würde dir doch nie etwas antun.“ Das Gesicht der Slytherin war nur noch wenige Zentimeter von dem der anderen entfernt, die den heißen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Sie zuckte leicht zusammen und stolperte nun doch etwas nach hinten, wobei sie sich hilfesuchend an einem Regal festhielt. Die beiden Slytherins bedachten ihre Aktion mit einem höhnischen Grinsen.

„Oh, geht es dir etwa nicht gut, Bell? Bist du etwa immer noch mitgenommen von den Dementoren von gestern?“

„Haben die kleinen Dementoren dir etwa Angst gemacht, Bell?“, meinte Dennis und seine dunklen Augen glänzten vor Schadenfreude. Katie hätte ihm gerne gesagt, er solle den Mund halten, doch sie brachte keinen Ton zustande. Stattdessen senkte sie den Kopf, nur um den anderen nicht mehr in die Augen zu sehen. Sie schämte sich dafür, dass die beiden so recht mir ihren Aussagen hatten und dass sie es schafften, sie so einzuschüchtern.

„Sieh nur, Schwester, jetzt haben wir sie zum weinen gebracht.“

Katie musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass die Slytherins sich köstlich über sie amüsierten. Doch offensichtlich schien es ihnen für heute zu genügen, denn Jane ließ ein „Lass uns gehen, Dennis.“ verlauten und schritt an ihr vorbei. Dennis folgte ihr wie ein braves Hündchen, stieß Katie jedoch im Vorbeigehen noch an, so dass sie endgültig den Halt verlor und hinfiel. Sie hörte Jane noch etwas Ähnliches wie „Was für eine Schande für diese Schule.“, murmeln, doch dann waren sie außer Hörweite und Katie war wieder alleine.

Sie versuchte sich wieder aufzurappeln, doch es klappte nicht und sie sackte erneut zusammen. Schließlich gab sie es auf und blieb auf dem staubigen Boden der Bibliothek sitzen, ihren Rücken an eines der Bücherregale gelehnt. Während sie langsam merkte, wie ihre Augen begannen zu brennen und die ersten Tränen ihre Wangen hinunterliefen, fragte sie sich, warum sie so anfällig für die Sticheleien der McEwan – Geschwister war. Vielleicht lag es daran, dass sie im Moment eh sehr nahe am Wasser gebaut war, aber eigentlich hatten es Jane und ihr Bruder schon immer geschafft, sie aus der Bahn zu werfen.

Aber warum hatten die beiden das Thema mit den Dementoren angeschnitten? Sie hatte schon die Hoffnung gehabt, es verarbeitet zu haben, doch nun waren ihre Erinnerungen wieder aufgefrischt worden und schienen klarer denn je zu sein. Wieder geisterten ihr diese Stimmen durch den Kopf, die sie gehört hatte, als der Dementor das Abteil betreten hatte, doch noch immer konnte sie sie niemanden zuordnen. Sie gab ein trockenes Schluchzen von sich, als sie plötzlich merkte, wie jemand vor sie trat. Zögerlich hob sie den Kopf und wünschte im gleichen Augenblick, es nicht getan zu haben. Vor ihr stand Marcus Flint, ein Siebtklässler aus Slytherin und musterte sie mit einem angewiderten Blick, der Katie mehr verletzte als die vorhin gesprochenen Worte. Einige Sekunden lang starrten sich die beiden einfach nur wortlos an, doch schließlich steckte Flint eine Hand in seine Hosentasche und zog ein frisches Stofftuch heraus und warf es ihr entgegen. Katie fing es auf und ihre Augen spiegelten die Verwirrung wieder, die sie gerade empfand. Sie wollte den anderen gerade fragen, was das solle, doch dieser hatte sich umgedreht und sich bereits einige Schritte von ihr entfernt. Doch dann drehte er sich noch einmal zu ihr um.

„Du bist wirklich erbärmlich, Bell.“

Und dann verschwand er. Katie schluchzte erneut und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Flint hatte recht. Sie war wirklich erbärmlich.
 


 

[Silents Aftertalk]

Hallo!
 

Nun, das erste Kapitel hat hiermit sein Ende gefunden. Noch ein Danke an kleine_lila_Hexi für ihren Kommentar zum Prolog! Freut mich, dass es dir gefallen hat!

Mit dem nächsten Kapitel könnte es etwas dauern, aber ich werde versuchen, die Wartezeit so kurz wie möglich zuhalten.
 

Bis denne!

Eure Silent ^.^/)

"In Selbstmitleid ertrinken"

29. Oktober

Hogwarts
 

Die Wochen bis zu Halloween waren wie im Flug vergangen. Katie wusste nicht, wie sie das alles überstanden hatte. Vor allem die täglichen Auseinandersetzungen mit der Slytherin Jane zerrten immer an ihren Kräften und versetzten sie in eine äußerst miese Stimmung, die sie immer an Leuten ausließ, die doch nichts dafür konnten.

Sie war nur erleichtert, dass sie es in diesen Wochen geschafft hatte, Marcus Flint so wenig wie möglich unter die Augen zu treten. Seit dieser Sache in der Bibliothek, als er wieder einmal bewiesen hatte, wie sehr er sie doch hasste und verachtete, versuchte Katie ihm aus dem Weg zu gehen. Sie hatte schon selbst das Gefühl, vollkommen nutzlos zu sein, da musste sie es nicht auch noch von dem anderen zu hören bekommen. Gerade wegen den vielen unerfreulichen Geschehnissen der letzten Zeit versetzte sie der heutige Ausflug nach Hogsmeade in Hochstimmung, was vor allem Leanne erleichtert aufatmen ließ. Die schwarzhaarige hoffte inständig, dass der Ausflug ihre Freundin auf andere Gedanken bringen würde, oder wenn das nicht ging, wenigstens ihr gereiztes Gemüt kühlte.
 

Nach dem Frühstück in der Großen Halle hatten sich die beiden Freundinnen nun in der Warteschlange vor dem Schlossportal angereiht. Bevor sie das Schloss verlassen durften, überprüfte Mr. Filch, der Hausmeister von Hogwarts, wie immer ob man ihnen überhaupt erlaubt hatte, auszugehen. Katie und Leanne konnten jedoch ohne weitere Probleme passieren und traten nun hinaus in den kalten Wind, der an diesem Oktobermorgen über die Ländereien wehte.

Als die beiden Gryffindor an den zwei Dementoren vorbei mussten, die den Eingang bewachten, schien es Katie, als ob die Temperatur um einige weitere Grade gefallen sei. Sie war froh, als sie aus der Reichweite dieser schrecklichen Kreaturen war und konnte sich nun ungehindert auf den Tag in Hogsmeade freuen.

In dem kleinen Dorf wimmelte es nur so von anderen Hogwarts-Schülern. Zuerst begaben sich die Mädchen in den Honigtopf, der jedoch so vollgestopft war, dass sie gar nicht erst versuchten, etwas zu kaufen. Bis sie die Theke erreicht hätten, wäre es sicher Abend gewesen. Somit verließen sie das Geschäft mit leeren Händen und beschlossen nun, in die Drei Besen zu gehen, um wenigstens für eine kurze Zeit dem kalten Wind zu entgehen und ihre gefrorenen Gliedmaßen zu wärmen.

Als sie das Wirtshaus betraten, machte sich Leanne auf den Weg zur Theke, um dort zwei Butterbier zu holen, während Katie sich auf die Suche nach einem freien Tisch machte. Schließlich wurde sie ganz hinten im Schankraum fündig. Dort stand ein noch nicht besetzter Tisch, direkt bei einem Fenster.

Katie ließ sich auf einen der Stühle fallen und machte den Reißverschluss ihrer Jacke ein wenig auf, da es wirklich sehr warm war. Sie konnte Leanne erspähen, die immer noch bei der Theke stand. Auch dort hatte sich eine kleine Schlange gebildet und ihre schwarzhaarige Freundin machte ein sehr ungeduldiges Gesicht. Katie konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. Sie war wirklich froh, nicht dort anstehen zu müssen, denn ihre Beine taten weh. Das verwunderte sie zwar ein wenig, denn so viel war sie an diesem Tag auch noch nicht gegangen. Doch eigentlich interessierte sie die Ursache auch nicht besonders und Zeit, darüber nachzudenken hatte sie auch keine, denn in diesem Moment wurde sie angesprochen. Doch es war nicht Leanne, die es endlich geschafft hatte, die Butterbiere zu besorgen, sondern ein großgewachsener Junge mit hellbraunen Haaren und einem Lächeln, das Katie unter tausenden wiedererkennen würde. Oliver Wood, ihr Mitschüler aus Gryffindor und Kapitän der Quidditch-Mannschaft ihres gemeinsamen Hauses war zu ihrem Tisch herübergekommen und zog nun einen Stuhl zu sich heran, um sich auf diesem niederzulassen.

„Ich darf doch?“, fragte er, als er ihren starren Blick bemerkte und sie nickte rasch, wobei es ihr endlich gelang damit aufzuhören ihn anzustarren.

Doch dazu etwas zu sagen war sie nicht in der Lage. Die Anwesenheit des anderen brachte sie wie immer durcheinander. Sie wusste nicht genau, seit wann der andere so einen Einfluss auf ihr Gefühlsleben und ihre Handlungen hatte, aber jedes Mal wenn sie ihm begegnete, schien es schlimmer zu werden.

„Wie geht es dir so? Leanne hat mir von der Sache mit den Dementoren erzählt.“

Katie wurde rot, während sie in Gedanken gerade dabei war, sich äußerst gemeine Beleidigungen für ihre Freundin auszudenken.

Sie hatte die schwarzhaarige extra noch gebeten, niemandem etwas von dem Vorfall zu erzählen und was tat sie! Musste es unbedingt gerade dem Menschen weitergeben, von dem sie wusste, dass es Katie am peinlichsten war, wenn er es erfuhr. Seit sie gewisse Gefühle für Oliver empfand, die weit über Freundschaft hinausgingen, hatte Katie immer versucht, im gegenüber die Starke zu spielen. Sie wollte nicht, dass er dachte, sie sei schwach, denn sie wusste, dass der andere charakterschwache Menschen nicht ausstehen konnte. Das hatte er ihr oft genug erklärt. Also hatte sie die Mutige gemimt, um ihn zu beeindrucken und auf sich aufmerksam zu machen.

Doch nun hatte sie Angst davor, dass er sie, genau wie Flint, erbärmlich nennen würde und somit brauchte sie ein paar Sekunden, bis sie ihm wieder richtig in die Augen sehen konnte. Doch in ihnen konnte sie keine Verachtung ablesen, sondern nur ehrliche Sorge. Sie konnte es nicht wirklich begreifen … er machte sich tatsächlich sorgen um sie?

„Es geht mir gut.“, meinte sie, wobei sie um einen leichten Ton bemüht war. Als sie sein ungläubiges Gesicht sah, setzte sie noch einen leises „Wirklich, mir geht es gut.“ hinterher.

„Katie, wenn du irgendwelche Probleme hast, dann-“

Doch sie unterbrach ihn.

„Es ist wirklich alles in bester Ordnung, Oliver. Glaub mir doch einfach!“

Sie wusste, dass ihre Stimme gereizt klang, fast schon schrill, doch sie ignorierte es. Die Leute, die sich bei ihren lauten Worten zu ihnen umgewandt hatten, sahen rasch weg, als Katie sie mit ihrem Blick streifte.

Schweigen brach aus. Oliver seufzte leise und fuhr sich durch seine hellbraunen Haare. Er schien darüber nachzudenken, was er noch sagen könnte, doch Katie war entschlossen, jeden weiteren Versuch ein Gespräch zu beginnen, im Keim zu ersticken. Sie fürchtete sich davor, dass er es doch noch schaffen könnte, sie dazu zu bringen, ihm ihr Herz auszuschütten. Doch sie konnte es nicht. Er würde sie nicht verstehen, dessen war sie sich sicher.

Oliver merkte nun offensichtlich, dass all seine Bemühungen um sonst sein würden, weshalb er sich nun von seinem Platz erhob und sich zum gehen wandte.

„Wir sehen uns dann wahrscheinlich beim Festessen.“, meinte er ruhig, auch wenn sie ahnte, dass er eigentlich etwas ganz anderes hatte sagen wollen. Dann verschwand er aus ihrem Sichtfeld.

Kaum eine Minute später stieß Leanne zu ihr, in den Händen zwei dampfende Becher Butterbier, die sie auf dem runden Holztisch absetzte. Sie hatte die Szene zwischen ihr und Oliver offensichtlich beobachtet.

„Was war denn zwischen euch beiden gerade los?“

Doch Katie schüttelte nur mit einer ausdruckslosen Miene ihren Kopf und nahm einen Schluck von ihrem Butterbier.
 

Als die Weasley-Zwillinge Witze darüber gerissen hatten, dass Sirius Black es schaffen würde, in Hogwarts einzudringen, hatte Katie wie alle anderen im Gemeinschaftsraum gelacht. Keiner hatte auch nur vermutet, dass es tatsächlich geschehen würde.

Doch nun lachte keiner mehr, denn aus den Scherzen war ernst geworden. Black war es gelungen, in die Schule zu kommen. Er hatte versucht, in den Gryffindor-Gemeinschaftsraum zu gelangen, doch die Fette Dame hatte sich geweigert, in hereinzulassen, weshalb er mit einem Messer ihr Bild zerstört hatte.

Nun wurde das Schloss nach ihm durchsucht, während alle Schüler in die Große Halle gerufen wurden, damit sie dort übernachten konnten. Auch Katie hatte sich sofort auf den Weg gemacht, hatte dann aber im allgemeinen Durcheinander ihre Freundin Leanne aus den Augen verloren. Nun war sie ein wenig zurückgefallen und lief schweigend hinter einer Gruppe Ravenclaws hinterher, die sich lauthals unterhielten. Sie merkte, wie jemand mit schnellen Schritten zu ihr aufschloss, sah jedoch erst dann auf, als sie auch angesprochen wurde.

„Na, Bell, deprimiert weil du dich mit deinem Freund verkracht hast?“

Flint. Dieser Kerl tauchte auch immer dann auf, wenn sie ihn nicht gebrauchen konnte. Und dann musste er sie natürlich auf die Szene in den Drei Besen ansprechen, die sich zwischen ihr und Oliver Wood zugetragen hatte. Sie hatte ihn dort gesehen, als sie das Lokal zusammen mit Leanne verlassen hatte. Eigentlich hätte sie wissen müssen, dass er sie mit einem bösen Kommentar nicht verschonen würde.

„Lass mich einfach in Ruhe, Flint. Ich habe wirklich keinerlei Interesse an einem Gespräch mit dir.“

Der Slytherin lachte nur rau, was Katie einen Schauer den Rücken hinunterlaufen ließ. Doch der andere verschwand nicht, was ihr bedeutete, dass er noch nicht genug gestichelt hatte.

„Warum so gereizt? Hat Wood etwa Schluss gemacht? Oder haben deine Mama und dein Papa etwa Streit?“

Sie erstarrte. Ob er es bewusst oder unbewusst getan hatte, war ihr nicht klar, aber auf jeden Fall hatte er sie geschockt. Er konnte doch nicht wirklich davon wissen, dass ihre Eltern sich scheiden lassen wollten?

„Ich hab doch nicht etwa recht, Bell, oder doch?“

Sie wirbelte zu ihm herum.

„Halt dich einfach aus meinem verdammten Leben raus, Flint! Du hast doch keine Ahnung von meinen Problemen! Aber natürlich, wie solltest du auch! Du mit deiner ach so tollen und reichen Familie voll Reinblütern! Wie solltest du schon wissen wie ich mich fühle-“

Sie hätte ihn noch weiter angeschrien, doch er packte sie unsanft am Arm und zog ihr Gesicht ganz nah an seines heran. Er hob seine Stimme nicht, doch seine Worte waren von Wut durchdrungen.

„Und du, Bell, solltest dir nicht einbilden, dass du weißt, wie mein Leben ist. Es ist nicht halb so perfekt wie du denkst.“

Er ließ sie los, als ob er sich an ihrer Haut verbrannt hätte. Der Ausdruck in seinen dunklen Augen war unergründlich.

„Und hör auf in Selbstmitleid zu ertrinken. Das passt nicht zu dir.“

Dann ging er davon und ließ sie vollkommen verwirrt zurück.
 


 

[Silents Aftertalk]

Hallo!
 

Endlich habe ich es geschafft dieses Kapitel fertig zu stellen! Tut mir wirklich Leid, wegen der langen Wartezeit und dass es trotzdem kein überragendes Kapitel ist…

Mit dem nächsten werde ich mich mehr beeilen! Versprochen!
 

Bis denne!

Eure Silent ^.^/)

"Warum hast du mir nie was gesagt?"

15. September

Hogwarts
 

Der anfängliche Schrecken über den Einbruch von Sirius Black in Hogwarts legte sich sehr schnell wieder und stattdessen begann man haarsträubende Geschichten und Theorien auszuarbeiten, wie er ins Schloss gekommen sei.

Katie jedoch interessierte sich nicht besonders für die ganze Angelegenheit. Solange Black nicht versuchen würde, sie umzubringen – was er auch sicher nicht vorhatte – ging sie dieser Mann nichts an. Außerdem waren da ja noch die Dementoren, deren Anzahl nach dem Vorfall sogar noch aufgestockt worden war. Einer der Gründe, warum Katie schon längere Zeit keinen Fuß mehr auf die Ländereien gesetzt hatte.

Doch an diesem stürmischen Nachmittag konnte sie sich nicht dafür drücken, hinaus zu gehen. Quidditch-Training stand auf dem Programm und das durfte sie nicht verpassen, vor allem da es das letzte Training war, das vor dem Spiel gegen die Slytherins stattfinden würde. Sie war nicht besonders nervös, da sie mit Harry als ihrem Sucher bis jetzt jedes Spiel gegen das andere Haus gewonnen hatten, doch Oliver Wood schien das nicht so zu sehen. Auf jeden Fall war er in ziemlich gereizter Stimmung und brüllte jeden an, der in seinen Augen nicht richtig bei der Sache war.

Alles in allem war Katie froh, als Wood das Training für beendet erklärte. Sie selbst hatte sich zwei Mal eine Standpauke von ihm anhören müssen, nur weil sie nicht auf die anderen beiden Jägerinnen geachtet hatte und mit ihren Gedanken ganz wo anders gewesen war. Sie gestand es sich nicht gerne ein, aber sie brachte die letzte Begegnung mit Marcus Flint nicht mehr aus ihrem Kopf. Sie hatte ihn schon oft wütend gesehen, doch in diesem Moment hatte sie das Gefühl gehabt, er würde ihr ohne mit der Wimper zu zucken jeden Knochen im Leib brechen, wenn sie auch nur ein weiteres Wort sagen würde. Nur bei der Erinnerung an seinem Blick erschauerte sie, doch niemand von ihren Teamkollegen bemerkte es. Es wehte ein eiskalter Wind, den jeder zum frieren brachte. Um diesem zu entkommen, wollte sich das Team nun zu der Umkleide bewegen, als Wood sie noch einmal zurückhielt. Sein Gesicht war ernst und Katie ahnte, dass sie nun gleich den Grund für seine schlechte Laune erfahren würden.

„Flint war vor dem Training bei mir und hat mir freundlicher Weise mitgeteilt, dass wir im ersten Spiel dieser Saison nicht gegen die Slytherins, sondern gegen die Hufflepuffs spielen werden.“

Allgemeine Verwirrung machte sich breit und Fred Weasley brachte ein perplexes „Wieso?“ heraus.

„Die Slytherins reden sich damit raus, dass ihr Sucher immer noch am Arm verletzt ist. Aber es ist doch klar, warum sie nicht Spielen wollen. Sie haben Angst, dass das schlechte Wetter ihre Chancen auf einen Sieg mindert.“

Die Verwirrung wandelte sich in Empörung um. Katie spürte, wie ihr mulmig zumute wurde, denn sie wusste, dass die Gryffindors nun ein Problem hatten. Sie hatten sich darauf eingestellt, gegen die Slytherins zu kämpfen, doch nun kamen da die Hufflepuffs, die eine vollkommen andere Spieltaktik hatten. Das konnte ja nur schief gehen…
 

Die meisten hatten die Umkleide schon verlassen. Nur noch Katie und Alicia waren noch da, Angelina war schon vorgegangen.

„Ich wart vor der Tür, in Ordnung?“, fragte Alicia, die sich bereits fertig angezogen hatte und Katie nickte, während sie nach ihrem blauen Pullover griff und sich diesen über den Kopf zog. Ihre Freundin verschwand aus dem Raum und ließ sie alleine zurück. Sie stopfte rasch ihre Quidditch-Ausrüstung in ihren alten, zerschlissenen Seesack und warf sich diesen über die Schulter. Noch einem sah sie sich kurz um, um zu überprüfen, ob sie vielleicht irgendetwas vergessen hatte, doch sie konnte nichts entdecken und machte sich auf den Weg zum Ausgang des Umkleideraums. Doch bevor sie diesen erreicht hatte, hörte sie wie jemand hinter ihr ihren Namen nannte. Sie wirbelte erschrocken herum und blickte Oliver überrascht an.

„Wie kommst du denn hier rein?“, fragte sie, wurde sich jedoch gleich im nächsten Moment bewusst, wie unnötig diese Frage war. Sie hatte ihn nicht durch die Vordertür hineinkommen sehen, also musste er logischerweise den Raum durch die Tür betreten haben, die den Mädchenumkleideraum mit dem der Jungen verband. Normalerweise war die ja auch abgeschlossen, doch wahrscheinlich besaß jeder Kapitän eines Quidditch-Teams so einen Schlüssel, da sie auch die waren, die die Aufgabe hatten, die Umkleidekabinen abzuschließen.

„Ich wollte mit dir reden“, begann er, ohne auf ihre Frage einzugehen, „das letzte Mal, als wir uns in den Drei Besen gesehen haben, warst du ja nicht gerade in der Stimmung dazu.“

Die Gryffindor wurde rot, erwiderte jedoch nichts. Ihr Schweigen schien für Oliver die Erlaubnis zu sein, weiterzureden.

„Es fällt mir schwer, das zu sagen, aber deine Leistungen im Quidditch nehmen immer mehr ab. Wenn du dich nicht anstrengst, wird mir nichts anderes übrig bleiben, als dich vorübergehend auf die Bank zu setzten. Glaub mir, ich würde das nur ungern tun, aber wenn du dich beim kommenden Spiel gegen die Hufflepuffs nicht anstrengst, wird mir nichts anderes übrigbleiben.“

Im ersten Augenblick brachte sie kein Wort heraus. Sie hatte doch selbst gemerkt, dass ihre Leistungen nicht die besten gewesen waren, aber deswegen konnte er sie doch nicht auf die Bank setzten?

„Das kannst du nicht machen“, flüsterte sie leise, „ich weiß, dass ich im Training nicht gerade überragend war, aber… Ich hab in letzter Zeit einfach ziemliche Probleme…“ Sie brach ab und biss sich auf die Unterlippe. Oliver schüttelte nur sanft seinen Kopf und kam auf sie zu, bis er nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war.

„Warum sagst du mir nicht einfach, was mit dir los ist?“, murmelte er, hob seine Hand und legte sie auf ihre Wange. Ein Zittern durchlief ihren Körper und sie konnte nichts weiter tun, als ihm in die Augen zu sehen.

„Ich will dir doch nur helfen.“

Sie konnte nicht mehr. Die Mauer, die sie sorgfältig im ihre Gefühle errichtet hatte, hinter der sie diese eingeschlossen hatte, stürzte zusammen wie ein Kartenhaus. Sie fühlte sich so erbärmlich, als die ersten Tränen sich ihren Weg über ihre Wangen bahnten. Auch als Oliver sie umarmte und ihr irgendetwas ins Ohr flüsterte, fühlte sie sich nicht besser. Doch sie versuchte sich auch nicht aus seinem Griff zu befreien.

Sie wusste nicht, wie lange sie beide einfach nur so dastanden, doch schließlich verebbten ihre Tränen. Langsam und stockend begann sie ihm alles zu erzählen. Er hörte ihr zu, unterbrach sie nicht, oder machte auch sonst keinerlei Bewegungen. Als sie geendet hatte, drückte er sie jedoch ein wenig von sich weg und seufzte leise.

„Es tut mir wirklich Leid wegen deinen Eltern, aber du kannst es nun einfach nicht mehr ändern.“

„Ich weiß“, meinte sie, als sie sich endgültig beruhigt hatte, „aber es tut trotzdem so furchtbar weh.“

Erneut seufzte Oliver, nahm ihr Gesicht in seine Hände und zog es näher zu seinem heran. Katie ließ ihn gewähren.

Der Kuss dauerte nur ein paar wenige Sekunden, doch für sie bedeutete er trotzdem viel. Wahrscheinlich mehr, als Oliver sich vorstellen konnte. Als er sich wieder von ihr löste konnte sie nicht anders, als leicht zu lächeln.

„Geht es dir besser?“

Sie nickte nur schwach.
 

Das Portrait der Fetten Dame schwang zur Seite und sie betrat den immer noch überraschend vollen und mit Lärm erfüllten Gemeinschaftsraum. Sie war alleine. Oliver war noch bei den Kabinen geblieben. Er hatte ihr nicht gesagt, was er noch so wichtiges zu erledigen hatte, doch sie konnte sich vorstellen, warum er nicht mit ihr zusammen im Gemeinschaftraum hatte auftauchen wollen. Er wollte sich das Getuschel und die neugierigen Blicke ersparen und sie konnte das mehr als nur gut nachvollziehen. Sie hatte auch nicht erwartet, dass Alicia noch vor der Kabine warten würde, so kühl wie es inzwischen draußen war.

Doch sie war überrascht, dass sie ihre Freundin nicht bei Angelina entdeckte, die sie gerade in der Nähe des Kamins erspäht hatte. Rasch ging sie zu dieser hinüber und tippte ihr auf die Schulter, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Angelina drehte sich zu ihr um und schien erleichtert zu sein, sie endlich zu sehen.

„Da bist du ja, Katie. Du musst unbedingt mal nach Alicia sehen. Sie kam ihr rein und ist dann gleich in den Mädchenschlafsaal hochgerannt. Schien ziemlich durch den Wind zu sein.“

Katies Inneres zog sich schmerzhaft zusammen. Hatte Alicia etwa… ?

„Ich geh sofort.“, meinte sie, drehte sich auf dem Absatz um und hastete die Treppe zum Schlafsaal der Fünftklässlerinnen hoch. Sie machte sich erst gar nicht die Mühe anzuklopfen, sondern öffnete die Tür, betrat den Raum und schloss sie wieder hinter sich. Wenn im hinteren Teil des Saals keine Nachttischlampe gebrannte hätte, wäre es in ihm stockdunkel gewesen. Zielsicher bewegte sie sich auf das Licht zu und setzte sich schließlich auf die Kante des Bettes, auf dem Alicia bäuchlings lag, ihr Gesicht in ihrem Kissen verborgen.

„Alicia-“, murmelte sie, wurde jedoch unterbrochen.

„Warum hast du ihn geküsst?“

„Du weißt, dass ich ihn sehr gerne habe. Du hättest es doch auch getan.“

Alicia rappelte sich hoch und sah Katie ins Gesicht. Ihre sonst so freundlichen Gesichtszüge waren von Wut verzerrt.

„Natürlich hätte ich es getan! Und das ist eben der Grund, warum du es nicht hättest zulassen dürfen. Weil du ganz genau weißt, dass ich ihn ebenfalls liebe!“

„Du hast mir nie etwas gesagt!“

Die hellbraunhaarige schnaubte nur.

„Ich hatte gedacht, dass sei nicht nötig. Ich hab doch wirklich geglaubt, du seist meine beste Freundin! Aber da habe ich mich wohl geirrt…“

Sie ließ sich wieder auf die Matratze sinken und drehte Katie den Rücken zu. Für einen Moment war diese sich nicht sicher, ob sie nun nicht einfach gehen sollte, doch sie startete noch einen Versuch.

„Alicia-“, begann sie erneut, doch auch dieses Mal würde sie unwirsch abgewiesen.

„Geh einfach, Katie. Geh.“

Katie gab auf. Sie erhob sich, wandte sich von ihrer Freundin ab und verließ den Raum.
 


 

[Silents Aftertalk]

Hallo!
 

Aahh! *sich die Haare rauft*

Ich bin fast wahnsinnig geworden ab diesem Kapitel. Es ist einfach nicht so geworden, wie ich es wollte. Die Szene mit Oliver und Katie ist viel zu kitschig geworden und wer bei der Sache mit Alicia durchblickt, dem verleihe ich einen Orden… @.@

Die Charaktere haben einfach das gemacht, was sie wollten!
 

Aber trotzdem ein riesiges, fettes Dankeschön an Alex-Andra und -Yuna-, die mir zum letzten Kapitel ein Kommentar geschrieben haben! *Schachtel Kekse überreicht*
 

Bis denne!

Eure Silent ^.^/)

"Weil ich mehr über dich wissen will."

18. September

Hogwarts
 

Wenn es in einem Teil deines Lebens beginnt, gut für dich zu laufen, wenn du denkst, dein persönliches Glück endlich gefunden zu haben, merkst du, dass du etwas anderes dafür aufgegeben hast. Denn nichts im Leben ist umsonst.
 

Katie wusste nicht, wann oder wo sie einmal diese Worte gelesen oder gehört hatte, doch erst seit kurzem war ihr die Bedeutung wirklich bewusst geworden.

Einerseits war sie endlich mit Oliver zusammen, wenn man es denn so nennen wollte und sie wusste, dass sie nun einer der glücklichsten Menschen auf der Welt sein sollte, doch sie konnte nicht. Sie hatte das bekommen, was sie sich immer gewünscht hatte, dafür allerdings ihre beste Freundin verloren.

Alicia schien nicht wütend auf sie zu sein. Sie hatte sie auch nicht angeschrien oder sie geschlagen, obwohl Katie das um einiges lieber gewesen wäre, denn die Enttäuschung in den Augen ihrer ehemaligen besten Freundin tat ihr mehr weh, als jeder Schlag ins Gesicht es je würde.

Seit dem Vorfall vor drei Tagen hatten sie beide kein Wort mehr miteinander gewechselt, was nicht unentdeckt geblieben war. Angelina und Leanne versuchten mit allen Mitteln zwischen den beiden Gryffindor-Mädchen zu vermitteln, doch alle Versuche waren bisher im nichts verlaufen. Es schien ganz so, als sei die Freundschaft zwischen Alicia und Katie für immer zerbrochen und keine wollte sich offensichtlich bei der anderen entschuldigen, weil beide sich sicher waren, nicht an der vertrackten Situation Schuld zu sein.

Sie gingen sich stur aus dem Weg und nur im Quidditch-Training wurden sie fast schon dazu gezwungen zusammen zu sein und miteinander zu arbeiten. Und heute war der Tag, an dem es sich zeigen würde, ob sie trotz ihrer Differenzen noch zusammenspielen konnten, denn in wenigen Minuten würde das erste Quidditch-Spiel der Saison beginnen; Gryffindor gegen Hufflepuff.
 

Eine unangenehme Stille herrschte zwischen den Gryffindors und selbst Oliver blieben seine optimistischen Worte auf halbem Weg nach draußen im Hals stecken. Darum viel die übliche Rede des Kapitäns vor jedem Spiel aus und sie traten früher als gewohnt aus der Umkleidekabine auf das Spielfeld hinaus.

Kalter Regen schlug ihnen ins Gesicht und sie hatten Mühe, überhaupt voranzukommen, denn der Boden war so matschig, dass sie im Schlamm versanken und ein furchtbar starker Wind heulte über sie hinweg, wobei er sie beinahe von den Füssen ries. Die Ränge waren wie immer voll besetzt, doch kein Jubeln oder Geschrei drang an die Ohren der Spieler.

Katie war froh, als sie zusammen mit den anderen unter einem großen Schirm Schutz fand, wo sich auch schon Madam Hooch – die Schiedsrichterin – und das Team der Hufflepuffs versammelt hatte.

Oliver und Cedric Diggory, der Kapitän der Hufflepuffs, gaben sich die Hand, wobei beide bei dem Versuch scheiterten, ein Lächeln hinzubekommen, allerdings wahrscheinlich aus vollkommen unterschiedlichen Gründen.

Dann bestiegen die Spieler ihre Besen, der Pfiff von Madam Hooch Pfeife erklang, denn jedoch niemand hörte und vierzehn Gestalten schossen begleitet von den Bällen in die Höhe.

Hier oben war der Wind noch stärker und der Regen klatscht einem erbarmungslos ins Gesicht. Schon nach wenigen Minuten war Katie durchnässt bis auf die Haut und sie wusste, dass es allen anderen genauso ging.

Außerdem hatte sie große Mühe, ihren Besen festzuhalten und nicht nur einmal hatte sie das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren und hinunterzustürzen

Es dauerte eine Weile, bis sie ins Spiel hineinfand, doch schließlich gelang es Gryffindor das erste Tor gegen Hufflepuff zu erzielen, womit sie jedoch noch lange nicht gewonnen hatten. Keine fünf Minuten später hatte ihre Gegner auch schon wieder aufgeholt. Es stand nun zehn zu zehn.
 

Das Wetter wurde immer schlimmer und bald konnte keiner mehr so richtig erkennen, wer nun zu welcher Mannschaft gehörte. Trotzdem hatte es Katie, zusammen mit ihren beiden Mit-Jägerinnen Angelina und Alicia geschafft, ihre Mannschaft mit sechzig Punkten in Führung zu bringen.

Katie war mit ihren Gedanken gerade bei Harry, der hoffentlich bald den Schnatz fangen und somit das Spiel beenden würde, als sie auf dem Feld unter hier eine große schwarze Masse durch die Regenschleier zu erkennen glaubte.

Ein unangenehm bekanntes Gefühl der Kälte beschlich sie und ließ sie erschauern. Ihre Finger schlossen sich krampfhaft um den Holzstiel ihres Besens. Alles um sie herum war verstummt und versank langsam in einem undurchdringlichen Nebel, aus dem es kein entrinnen zu geben schien. Und wieder erklangen diese Stimmen in ihrem Kopf, noch immer vollkommen unverständlich, doch trotzdem klarer als jemals zuvor. Es wurden immer die gleichen Worte geschrien, ohne jeglichen Zusammenhang zueinander.

Ihre Augenlieder klappten zu und sie spürte, wie sich ihre klammen Finger langsam vom Besenstiel lösten, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte. Bald würde sie den letzten Halt verlieren und in den Nebel unter ihr fallen.

Doch plötzlich durchbrach etwas den Nebel. Die Stimmen wurden schwächer, bis sie schließlich ganz verstummten. Ein silbriges Licht umhüllte sie und mit letzter Kraft schlang sie ihre Finger wieder um den Stiel ihres Besens.

Sie öffnete ihre Augen wieder. Die Dementoren waren verschwunden, doch so auch die Quelle des Lichtes, das sie wieder zurückgeholt hatte. Überrascht stellte sie fest, dass sie auf dem schlammigen Boden lag und ihr war es schleierhaft, wie sie es geschafft hatte, ohne Verletzungen zu landen.

Langsam rappelte sie sich auf. Um sie herum herrscht ein heilloses durcheinander, doch niemand schien auf sie zu achten. Doch ihr wurde auch sogleich klar, warum, als eine Gruppe von Menschen an ihr vorbeihastete. Sie entnahm aus ihren gesprochenen Worten genau so viel, dass sie begriff, dass jemand vom Besen gestürzt war und ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie Harrys Namen vernahm.
 

Sie rutschte an der Steinwand entlang hinunter, zog ihre Beine nahe an ihren Oberkörper und bettete ihren Kopf auf ihre Knie. Eigentlich sollte sie nun zusammen mit dem restlichen Team bei Harry sein, der in den Krankenflügel gebracht worden war, doch sie konnte einfach nicht. Natürlich machte sie sich furchtbare Sorgen um den Drittklässler, doch sie besaß im Moment nicht die Kraft ihm ins Gesicht zu sehen und dort vielleicht den gleichen Schmerz zu sehen, denn auch sie empfand.

Sie wollte einfach nur alleine sein, auch wenn sie kalt hatte, weil sie immer noch in ihren nassen Quidditch-Sachen herumlief. Doch sie hatte nicht in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gehen wollen, aus Angst, dort einem anderen aus ihrem Haus zu begegnen. Nun saß sie ihr in diesem ausgestorbenen Gang in dem es, wenn nicht ein paar Fackeln an den Wänden gebrannt hätten, vollkommen finster gewesen wäre. Aber eigentlich wäre das Katie egal gewesen. Dann hätte sie sich sicher sein können, dass sie auch wirklich niemand finden würde.

Doch eigentlich hätte sie wissen müssen, dass sie keine ruhe zum nachdenken bekommen würde. Schritte und Gelächter wurden laut und sie konnte nicht umhin ihren Kopf zu heben und in die Richtung zu blicken, aus der sie kamen.

Ihr Körper verkrampfte sich, als die ihr nicht wirklich unbekannten Personen in ihr Blickfeld gerieten. Sofort erkannte sie die sieben Jungs aus dem Quidditch-Team der Slytherins, die alle in offensichtlicher Feierlaune waren. Und es war auch nicht schwer zu erraten, woher ihre gute Laune kam.

„Wirklich schade, dass Potter es nicht geschafft hat, sich den Hals zu brechen. Aber wenigstens haben die Gryffindors gegen diese Hufflepuff-Loser verloren.“, meinte einer von ihnen, den Katie als Adrian Pucey identifizierte. Wieder brachen sie in Gelächter aus und sie biss sich auf die Unterlippe, um sich daran zu hindern, aufzuspringen und Pucey links und rechts ein zu knallen.

Zum Glück waren die sieben auch schon fast wieder verschwunden, als sich Marcus Flint noch einmal umwandte und sie entdeckte. Doch er blieb nicht stehen und machte auch seine Freunde nicht auf sie aufmerksam. Er musterte sie nur mit eine merkwürdigen Blick, wandte sich dann aber rasch wieder von ihr ab und folgte den anderen Slytherins.

Sie starrte an die Stelle, wo er eben noch gewesen war und fragte sich wie sooft, was eigentlich in dem Kopf des anderen vor sich ging. Doch darüber wollte sie sich nun keine Gedanken machen. Sie wusste nur, dass sie ihm auf eine seltsame Art und Weise in diesem Moment unglaublich dankbar war.
 

19. September

Hogwarts
 

Am nächsten Tag hatte noch niemand vom Quidditch-Team der Gryffindors und die anderen das Hauses den Schock über den Abstürz ihres Suchers wirklich überwunden, auch wenn alle darum bemüht waren, so locker und gutgelaunt wie immer zu wirken.

Katie hatte sich endlich dazu durchgerungen, Harry im Krankenflügel zu besuchen. Es ging ihm schon wieder ein wenig besser, doch trotzdem bestand Madam Pomfrey darauf, dass er noch immer viel Ruhe bräuchte, weshalb ihr Besuch nicht länger als fünfzehn Minuten dauerte.

Nun stand sie vor der Tür zum Krankenflügel und wusste im ersten Moment nicht wirklich, was sie mit sich anfangen sollte. Zuerst kam ihr der Gedanke, dass sie Oliver suchen könnte, doch sie verwarf ihn recht schnell wieder.

Seit der Niederlage war der andere nicht mehr richtig bei sich und schrie jeden an, der es wagte, sich ihm zu nähern. Auch sie hatte beim Frühstück seine Wut zu spüren bekommen und sie beschloss, sich in der nächsten Zeit besser von ihm fernzuhalten. Sie seufzte und entschied sich, zur Eulerei hochzugehen um nach ihrer Eule, Aurora, zu sehen. Wahrscheinlich würde diese beleidigt sein, weil sie sich so lange nicht mehr hatte blicken lassen, doch damit musste sie wohl leben. Die Eule würde sich schon wieder beruhigen.

Sie setze sich in Bewegung und stieg schon wenige Minuten später eine Treppe hoch, die an einer Holztür endete, die sie aufstieß und die Eulerei betrat. Sie schloss die Tür hinter sich und rief nach ihrer gefiederten Freundin, die auch sofort angeflogen kam und sich auf ihrer Schulter niederließ, wobei sie wütend mit dem Schnabel klackte.

„Tut mir leid, dass ich so lange nicht mehr vorbeigeschaut habe.“, murmelte Katie leise und strich dem Tier über das Gefieder. Aurora schloss genießerisch ihre großen bernsteinfarbenen Augen und all ihre Wut schien schon wieder verraucht zu sein.

Sie drehte sich nicht um, als sie hörte, wie hinter ihr die Tür aufgemacht und wieder geschlossen wurde.

„Hallo, Flint.“, meinte sie ruhig und streichelte ihre Eule unablässig weiter. Kurz herrschte Stille, dann wurde ihr geantwortet.

„Wie hast du mich erkannt?“

„Weil du immer dann auftauchst, wenn ich dich am wenigstens sehen will oder gerade gar keine Lust habe, mich mit irgendjemandem zu unterhalten.“

Leise lachte Flint.

Sie drehte sich nun doch zu ihm um und beobachtete ihn dabei, wie er einem Waldkauz der Schule einen Brief an den Fuß band. Dann trug er den Vogel zu einem Fenster der Eulerei und entließ ihn nach draußen.

„Warum hast du gestern Abend nach dem Spiel nicht die anderen auf mich aufmerksam gemacht?“, fragte sie und er wandte sich ihr zu, die Augenbrauen überrascht zusammengezogen.

„Hätte ich das tun sollen?“

Sie verdrehte ihre Augen.

„Natürlich nicht. Aber du hast bemerkt, dass es mir nicht gut ging und dass du mich leicht hättest fertig machen können. Und schließlich tust du das äußerst gerne, nicht wahr?“

Marcus schwieg und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster, als wolle er überprüfen, ob der Waldkauz noch zu sehen war.

„Du hältst mich für ein ziemliches Arschloch, oder, Bell?“

„Warum sollte ich das nicht tun? Schließlich benimmst du dich mir gegenüber auch nicht anders. Du gibst mir nicht einmal die Chance, dich anders wahrzunehmen.“, meinte sie und blickte ihm ins Gesicht, darauf hoffend, irgendetwas in ihm ablesen zu können. „Hast du Angst davor, dass du von den anderen Slytherins verstoßen wirst, wenn du netter zu den Leuten aus den anderen Häusern bist?“

„Du verstehst das nicht-“, begann er, doch sie unterbrach ihn. So einfach würde sich nun nicht von ihm abwimmeln lassen.

„Dann hilf mir doch, es zu verstehen!“

Er schnaubte nur unwirsch.

„Warum sollte ich?“

„Weil ich mehr über dich wissen will!“

Die Worte waren ihr herausgerutscht, bevor sie etwas hatte dagegen tun können und sie konnte auch nicht verhindern, dass ihre Wangen zu glühen begannen. Sie wusste sehr wohl, dass er das auch vollkommen falsch verstehen könnte.

Sie wartete schon auf eine harsche Erwiderung seinerseits, doch nichts kaum außer einem kaum vernehmbaren Seufzen.

„Kurz bevor ich das erste Mal den Hogwarts-Express betrat, hat mein Vater folgendes zu mir gesagt; ‚Entweder du kommst nach Slytherin oder finde dich damit ab, dass du nicht länger mein Sohn sein wirst. ‘

Ich habe mir lange eingeredet, dass es ihm um mich ging, dass er wollte, dass ich es gut habe, aber eigentlich dachte er nur an sich selbst. Wenn ich in einem anderen Haus gelandet wäre, hätte das die Ehre unserer Familie und auch die seine beschmutzt. Doch ich wollte ihn stolz machen und tat alles, was er von mir verlangte. Ich trat nur ins Quidditch-Team ein, weil er es wollte, aber selbst als ich es zum Kapitän schaffte, war ich ihm nicht gut genug. Irgendwann habe ich einfach ein gesehen, dass ich ihm nicht der Sohn sein kann, denn er sich so sehr gewünscht hat.

Wenn er erfahren würde, dass ich mich gerade mit dir unterhalte und dir das alles erzähle würde er mich sofort rauswerfen.“

Katie schüttelte nur ungläubig ihren Kopf. Sie konnte es nicht fassen, dass Flint solche Probleme hatte, bei deren Erwähnung ihre eigenen fast schon nichtig erschienen. Sie hatte wenigstens Eltern, die sie liebten, auch wenn sie sich gegenseitig nicht mehr verstanden. Sie konnte es sich nicht vorstellen, wie es sein musste, so von seinem eigenen Vater behandelt zu werden.

„Meine Eltern lassen sich scheiden.“, meinte sie plötzlich leise und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Das ist der Grund, warum ich in letzter Zeit solche Probleme hatte.“

Marcus öffnete seinen Mund und schien etwas sagen zu wollen, doch sie kam ihm zuvor.

„Sag nicht, dass es dir Leid tut. Ich will dein Mitleid genauso wenig wie du meines willst.“

Schweigen trat ein und keiner von beiden wollte dem anderen ins Gesicht sehen. Dann setzte sich Katie in Bewegung und stellte sich neben Flint an das immer noch offen stehende Fenster. Sie zögerte kurz, griff dann jedoch nach seiner rechten Hand und verschränkte ihre Finger miteinander. Er zuckte zusammen, schien sich jedoch nicht der Berührung entziehen zu wollen. Sie wandte sich ihm zu und schenkte ihm ein schüchternes Lächeln, das er schwach erwiderte.
 


 

[Silents Aftertalk]

Hallo!
 

Endlich fertig! Tut mir wieder einmal leid, dass ich so furchtbar lahmarschig bin. Aber immerhin gefällt mir dieses Kapitel mehr, als das letzte. Hoffe, dass es euch auch gefallen hat!
 

Danke übrigens an Feyane, die mir zum letzten Kapitel ein Kommentar geschrieben hat! *dich drückselt*
 

Bis denne!

Eure Silent ^.^/)

"Kein Happy End."

22. Oktober

Hogwarts
 

Es war Oktober geworden und früher als erwartet hatte es zu schneien begonnen. Es war Wochenende und in der Nacht hatte es heftig geschneit, so dass die Ländereien von Hogwarts von einer weißen Schicht überzogen waren, die im Licht der hoch am Himmel stehenden Sonne glitzerte.

Katie mochte Schnee und auch die, mit dem Wintereinbruch kommende Kälte hatte ihr nie viel ausgemacht, doch nun war sie froh, endlich in die behagliche, warme Vorhalle des Schlosses treten zu können. Sie hatte Quidditch-Training gehabt und wollte sich gerade zusammen mit Angelina die Marmortreppe hochbegeben, als Wood ihren Namen rief. Sie blieb überrascht stehen und wandte sich zu ihm um. Er schien nervös zu sein und wartete, bis ihre beste Freundin und der Rest des Teams außer Hörweite waren.

„Was ist denn, Oliver?“, fragte sie, immer noch perplex. Seit dem verlorenem Quidditch-Spiel gegen Hufflepuff, das ihrem Gegenüber immer noch nachging, hatte sie kaum noch ein paar Worte mit ihm gewechselt. Es tat ihr weh, vor allem, da sie geglaubt hatte, er würde ihre Gefühle wenigstens ein bisschen erwidern.

Oliver biss sich auf die Unterlippe. Das Thema schien ihm unangenehm zu sein und Katie merkte, wie sie unruhig wurde.

„Es fällt mir nicht leicht, dir das zu sagen, Katie, aber ich habe mir das wirklich lange überlegt und bin schlussendlich zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser für das ganze Team wäre, wenn du beim nächsten Spiel nicht dabei bist.“

Ihre Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen und sie konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen! Er konnte sie doch nicht aus dem Team werfen!

Sie hätte ihn gerne angeschrien, oder ihn geschlagen, aber über ihre Lippen kam nur ein leises „Warum?“.

„Katie“, seufzte er, als ob ihr das klar sein müsste, „deine Leistungen haben rapide abgenommen und dann auch noch dieses Debakel gegen Hufflepuff…“

„Das war doch nicht meine Schuld!“, erhob sie nun endlich die Stimme und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. „Ich konnte doch wohl nichts dafür, dass diese verdammten Dementoren aufgetaucht sind!“

„Das habe ich auch nicht behauptet! Aber ich will diesen Quidditch-Pokal gewinnen und dabei kann ich dich nicht gebrauchen!“

Sie zuckte zusammen. Die Worte waren für sie wie ein Schlag ins Gesicht gewesen.

„Geht es denn in deinem Leben nur um Quidditch?“, flüsterte sie. „Ich dachte, ich wäre dir wichtig.“

Oliver starrte sie an und schien erst jetzt zu realisieren, dass er einen Fehler begangen hatte. Er wollte gerade wieder zum Sprechen ansetzten, ihr erklären, dass er es nicht so gemeint hatte, doch dann hielt er inne. Er hatte schon lange bemerkt, dass Katie in ihn verliebt war und für eine kurze Zeit hatte er das Gefühl gehabt, das gleiche für sie zu fühlen. Doch er war sich nicht mehr sicher. Vor allem, da er sich eingestehen musste, dass im sein Sport mehr bedeutete, als Katie. Und das erschreckte ihn mehr, als dass er zugeben wollte.

Er wandte sich von ihr ab und es schien so endgültig zu sein.

„Ich will dich beim nächsten Training nicht auf dem Feld sehen, Bell.“

Und damit ging er, ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen.
 

Die Sonne war untergegangen und es war um einige Grad kälter geworden. Doch Katie saß immer noch auf einem der Stühle der Tribüne des Quidditch-Stadions. Sie war hier, seit sie Oliver in der Eingangshalle stehen gelassen hatte. Auch jetzt, sicher über zwei Stunden später, wollte ihr das Geschehen immer noch nicht richtig einleuchten. Doch eins hatte sie begriffen … Oliver liebte sie nicht und würde es auch nie tun. Aber eigentlich hätte sie es wissen müssen, hatte es sogar schon immer gewusst, dass ihr Traum mit dem anderen nie Wirklichkeit werden würde. Wie naiv sie doch gewesen war. Wenn es ihr nicht so weh tun würde, würde sie über sich selber lachen. Doch sie saß nur ihr in der Dunkelheit und regte sich nicht.

„Du solltest zurück ins Schloss, Katie, deine Freundin Boldworth sucht schon überall nach dir.“

„Woher weißt du immer, wo du mich finden kannst?“

Der Slytherin setzte sich neben sie und zuckte mit den Schultern.

„Weibliche Intuition, würde ich sagen.“

Sie konnte das Grinsen aus seiner Stimme heraushören und wurde unweigerlich von ihm angesteckt. In der wenigen Zeit, in der sie sich ihn und wieder mit dem Slytherin unterhalten hatte – natürlich da, wo sie keiner sehen oder belauschen konnte – hatte sie gemerkt, dass der andere ein sehr angenehmer Zeitgenosse sein konnte, wenn er nicht mit seinen Freunden herumlief.

„Du bist ein Idiot.“, murmelte sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, wobei sie erschöpft die Augen schloss. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie müde sie eigentlich war.

„Du solltest wirklich ins Schloss, sonst bist du noch krank und fehlst für das nächste Quidditch-Spiel. Obwohl das für mich ein Vorteil wäre, das muss ich zugeben.“

„Es ist egal, ob ich krank werde oder nicht, ich bin eh nicht beim

Spiel dabei … Wood hat mich auf die Ersatzbank geschickt.“

Schweigen herrschte, dann sprach Marcus weiter. Seine Stimme klang plötzlich ein wenig unterkühlter als vorhin, obwohl sie sich das vielleicht auch nur einbildete.

„Deshalb sitzt du ihr draußen rum. Dass hätt ich mir auch denken können, dass du dir wegen Wood wieder die Augen ausheulst.“

„Ich hab nicht geheult!“, meinte sie und setzte sich wieder richtig hin, um dem anderen gut ins Gesicht sehen zu können, auch wenn das bei dem schlechten Licht nicht gerade gut ging. „Und wenn ich es getan hätte, dann sicher nicht wegen ihm!“

„Soll ich dir das etwa abkaufen, Bell!“, meinte Marcus und seine Gesichtszüge hatten sich verhärtet. „Du bist in den Mistkerl verliebt. Du willst mir doch nicht wirklich erzählen, dass dich das nicht verletzt hat. Schließlich hast du nun endlich kapiert, dass er dich verdammt noch mal nicht liebt!“

Sie presste ihre Lippen aufeinander und ihre eiskalten Finger bohrten sich in den Stoff ihrer Jeans. Gott, wie recht er doch hatte. Und sie dummes, naives Ding hatte doch tatsächlich geglaubt, ihr Leben könnte sich zu einem Märchen verwandeln… Aber nun würde es doch kein Happy End für sie geben.

„Es tut mir Leid“, begann er wieder zu sprechen, „dass war vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, um dir das zu sagen. Auch wenn es die Wahrheit ist.“

„Schon in Ordnung“, meinte sie erschöpft und sah ihm nun wieder ins Gesicht, wobei sie versuchte, ein Lächeln zustande zubringen. „Ich weiß, dass du mir nur versuchst zu helfen … auf deine eigene Art und Weise. Und dafür bin ich dir wirklich dankbar. Auch wenn ich nicht ganz genau weiß, warum du das alles tust.“

Sie hätte nun gerne eine Antwort von ihm bekommen, doch er wich ihr aus, als ob es ihm peinlich wäre, zuzugeben, warum er ihr half.

„Du solltest übrigens mit deiner Freundin Alicia reden. Sie hat mitgeholfen, dich zu suchen.“

Katies Gesicht hellte sich auf.

„Wirklich?“

Als Marcus nickte, packte sie ihn am Arm und riss ihn ein wenig unsanft mit ihr hoch, als sie aufstand.

„Los, komm, lass und zurückgehen.“

Der Slytherin gab nur ein genervtes Stöhnen von sich, folgte ihr dann jedoch ohne weiteren Widerstand zu leisten.

Schließlich kamen sie vor dem großen Schlosstor an und Katie wollte es schon öffnen, als sie von Marcus aufgehalten wurde. Er nahm ihr Hand, als wollte er sie dran hindern, wegzurennen, beugte sich zu ihr hinunter und berührte nur kurz ihre Lippen mit den seinen, was jedoch ausreichte, um Katie erstarren zu lassen. Eine Sekunde später, so schien es, hatte er sich wieder von ihr entfernt und murmelte noch ein knappes „Gute Nacht“, bevor an ihr vorbei lief und im Schloss verschwand.
 

24. Oktober

Hogwarts
 

Auch wenn sie die Sache mit Oliver immer noch nicht richtig verschmerzt hatte, so war sie doch um einiges fröhlicher als in den letzten Monaten. Sie hatte sich endlich wieder mit Alicia vertragen, was nicht zuletzt daran lag, dass das gesamte Gryffindor-Team sie und Oliver am Samstag belauscht hatten. Zuerst war ihr das furchtbar peinlich gewesen, doch keiner hatte sie auf ihre Gefühle zu dem anderen abgesprochen, da sie offensichtlich viel zu sehr damit beschäftigt waren, über ihn zu fluchen. Sie hatten sogar versucht, Oliver umzustimmen, doch der ließ sich nicht erweichen. Allerdings war das Katie im Großen und Ganzen egal, denn der Gedanke, im nächsten Spiel gegen Marcus antreten zu müssen, machte sie schrecklich nervös. Sie konnte immer noch nicht wirklich begreifen, dass der andere sie tatsächlich geküsst hatte. Davon erzählt hatte sie nur Leanne, die sie in dieser Sache am tolerantesten befand, denn die Gryffindor hatte sich noch nie viel aus dem Streit zwischen den beiden Häusern gemacht. Doch trotzdem war sie nicht gerade begeistert gewesen. Sie hatte ihr geraten, es niemandem anderen zu erzählen, sonst könnten sie und auch Marcus große Probleme bekommen.

Das war auch Katie klar, schließlich hatte sie nicht vergessen, wer sie war … und wer er war.
 

Mit einem seufzen klappte sie das Buch zu, in dem sie bis vor kurzem gelesen hatte und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war zehn vor neun, was hieß, das die Bibliothek, in der sie sich gerade befand, bald schließen würde. Deshalb packte sie nun all ihre Sachen zusammen und verschwand aus dem großen Raum, hinaus auf den Gang, der nur noch von ein paar Fackeln an den Wänden erleuchtet wurde. Sie wollte gerade um eine Ecke biegen, als sich ihr jemand in den Weg stellte, den sie nur zu gut kannte.

Es war Jane McEwans großer Bruder, Dennis und seine Schwester tauchte keine Sekunde später hinter seinem breiten Rücken auf.

„Lange nicht mehr gesehen, Bell.“, meinte sie und lächelte so falsch wie immer.

Katie schnaubte nur und beschloss, die andere zu ignorieren.

„Geh mir aus dem Weg.“, wandte sie sich ihrem Bruder zu, der jedoch keinen Wank tat, seiner Schwester jedoch einen fragenden Blick zuwarf.

„Nana, nicht so unhöflich, Bell. Oder willst du etwa, dass noch ein paar andere von deiner „Romanze“ mit Marcus erfahren?“

Die Gryffindor zuckte erschrocken zusammen und Panik machte sich in ihr breit. Woher wusste Jane das alles? Sie hatte es doch niemand anderem außer Leanne erzählt!

„Dennis hat euch gesehen. Das nächste Mal solltet ihr an einem anderen Ort rumknutschen, als vor dem Schlossportal.“

Sie schluckte leer und wartete, was Jane als nächstes tun würde. Sie ahnte, dass sie nicht einfach gehen können würde und die Slytherin die Sache einfach vergessen würde.

Doch Jane kam nicht dazu, noch irgendetwas zu sagen.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht, wo Bell und ich rumknutschen.“

Marcus war dazu gestoßen. Sein Gesicht war recht gelangweilt, als ob ihn das alles nicht wirklich ernsthaft interessieren würde und er stellte sich wie selbstverständlich neben Katie. Jane verengte ihre Augen zu Schlitzen.

„Du gibst es sogar zu dass du etwas mit dieser Blutsverräterin hast?“

„Ja. Hast du ein Problem damit?“

Jane schwieg und auch ihr Bruder schien weder etwas sagen noch tun zu wollen. Marcus warf kurz ihr, dann ihm einen Blick zu und seufzte dann.

„Da das nun geklärt ist, würdet ihr nun bitte so freundlich sein und euch verziehen?“

Die Slytherin wollte zuerst wieder zu sprechen beginnen, überlegte es sich dann jedoch anders, drehte sich um und stolzierte davon, ihren Bruder im Schlepptau.

Katie blickte ihnen nach, bis sie in einem Seitengang verschwanden, bevor sie sich Marcus zuwandte, der immer noch gelangweilt wirkte.

„Bist du verrückt geworden?“, flüsterte sie, wobei sich ihre Stimme leicht panisch anhörte. „Sie werden es überall herumerzählen!“

„Das hätten sie so oder so getan. Außerdem wollte ich nicht meine ganze restliche Schulzeit damit verbringen, so zu tun, als würde ich dich hassen. Das habe ich lange genug getan.“

Sie stöhnte auf und schüttelte langsam ihren Kopf.

„Du hast Angst vor ihnen, oder? Vor den Slytherins, aber auch vor den Gryffindors, nicht wahr?“

Sie nickte.

„Wir haben ein Problem.“, meinte sie leise und lehnte ihren Kopf an seine Brust.

„Nicht nur eines.“, erwiderte er.
 


 

[Silents Aftertalk]

Hallo!
 

Endlich! Ich habe es geschafft! Und wieder einmal habe ich so furchtbar lange gebraucht. Es tut mir schrecklich Leid! Ich hoffe, das Kapitel ist nicht zu schlecht geworden. Ich finde es nicht gerade überragend und irgendwie ist mir gerade bewusst geworden, dass ich die Geschichte durch dieses Kapitel verlängert habe. Sie sollte doch nicht mehr als fünf Kapitel haben! ;.;
 

Danke übrigens an Feyane, eva-04 und CoffeeJunkie, die mir zum letzten Kapitel ein Kommentar geschrieben haben! *euch eine Packung Kekse hinstellt*
 

Bis denne!

Eure Silent ^.^/)

"Alles verraten."

01. November

Hogwarts
 

Sie wusste, dass sie es sich wahrscheinlich nur einbildete. Doch trotzdem machten sie diese Blicke nervös. Als ob sie es alle wüssten. Als ob McEwan es tatsächlich allen erzählt hatte.

„Hör auf, du wirst ja noch ganz paranoid.“, hatte er zu ihr gesagt, als sie ihm davon berichtete. Er hatte sie angelächelt und ihr auf die Schulter geklopft, als ob alles in bester Ordnung wäre. Als ob die Beziehung zwischen ihnen kein Problem sei. Doch sie wusste, dass er log. Das dieses immer freundliche Lächeln gelogen war.

Sie beobachtete ihn manchmal während den Pausen. Heimlich. Er war immer alleine. Keiner seiner Freunde stand bei ihm, nicht einmal Adrian Pucey. Die beiden waren sonst immer unzertrennlich gewesen.

Katie ging nun nicht mehr zum Quidditch-Training. Wood hatte ihr klar genug gesagt, dass sie auf dem Feld nichts mehr verloren habe. Meistens saß sie in der Bibliothek herum, zusammen mit ihm. Sie lernten, redeten leise miteinander oder saßen einfach stumm beisammen. Sie fragte sich oft, warum er nicht mehr zum Training seiner Mannschaft ging. Manchmal sah sie die anderen Slytherin-Spieler, wie sie mit geschulterten Besen das Schloss verließen, doch er war nicht mehr dabei.

„Haben sie dich rausgeworfen?“

Sie machte sich sorgen. Was wohl sein Vater gesagt hatte? Schließlich war er nur wegen diesem in der Mannschaft seines Hauses gewesen. Doch er hatte nur gelächelt und den Kopf geschüttelt, so als ob ihm das alles egal sei.

„Hauptsache, ich bin bei dir.“
 

Katie seufzte leise und starrte in das Kaminfeuer, dass im Gemeinschaftsraum der Gryffindors brannte. Außer ihr, Alicia und Leanne war niemand mehr im Raum. Alle waren schon zu Bett gegangen.

„Ich beneide dich.“, meinte plötzlich Alicia in die Stille hinein und die beiden anderen blickten sie an. „Er gibt ziemlich viel für dich auf.“

Alicia war er vor ein paar Tagen in Katies Geheimnis eingeweiht worden und hatte es besser aufgenommen, als erwartet. Vielleicht, weil sie sich nun sicher sein konnte, dass Katie nichts mehr von Oliver wollte. Doch die andere war froh, über den Beistand ihrer Freundin, aus welchem Grund auch immer sie ihr zur Seite stand.

„Ich weiß.“, murmelte sie leise. „Aber ich verstehe nicht, wie er das aushält. Nur wegen mir ist er aus der Mannschaft geflogen. Er kann mir doch nicht wirklich erzählen, dass ihm das nichts ausmacht.“

„Ich glaube, es macht ihm nichts aus, weil er weiß, warum er Quidditch aufgegeben hat und ich denke nicht, dass er will, dass du dich schuldig deswegen fühlst.“, sagte Leanne bestimmt. Katie wusste, dass ihre beste Freundin wahrscheinlich recht hatte. Deswegen hatte sie ihm auch nichts davon gesagt, obwohl sie ahnte, dass er etwas bemerkt hatte. Sie distanzierte sich immer mehr von ihm, wollte nicht, dass irgendwer sie zusammen sah. Wollte nicht, dass er noch mehr Ärger bekam. Das könnte sie nicht ertragen.

„Katie, rede doch einfach mit ihm!“, wurde sie von Alicia angeherrscht, die den betrübten Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Freundin nicht mehr ertragen konnte.

„Wenn er dich wirklich liebt, dann wird er deine Zweifel verstehen und sicher nicht auf dich sauer sein.“

Katie nickte schwach.

„Ja, du hast recht. Ich muss mit ihm reden.“
 

03. November

Hogwarts
 

Sie hatte ihm einen Brief geschrieben, dass er sie heute Abend nach dem Abendessen auf dem Astronomieturm treffen sollte. Er hatte zugesagt.

Es war kalt und sie zog ihre dicke Winterjacke ein wenig fester um sich. In Gedanken versunken stand sie da und starrte den klaren Himmel über sich an, während sie überlegte, wie sie ihm das alles am besten erklären sollte. Sie hörte, wie hinter ihr die Tür zur Plattform aufging. Langsam drehte sie sich um und sah zu, wie er ihr entgegenkam und schließlich vor ihr stehen blieb.

Im schwachen Licht des Mondes konnte sie erkennen, wie sich ein blutverkrusteter Riss über seine linke Wange zog, als ob ihn dort ein Messer getroffen hätte. Er bemerkte ihren Blick und lächelte schräg.

„Ein Zauber ist schiefgegangen. Ich bin manchmal ziemlich schusselig.“

Sie seufzte leise und schüttelte sanft ihren Kopf.

„Warum lügst du mich an, Marcus? Ich weiß, dass das einer von den Slytherins war.“ Er wandte sich ab und sie wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.

Schweigen. Dann:

„So geht das einfach nicht weiter!“, platze es plötzlich aus ihr heraus und er zuckte perplex zusammen. „Ich will mich nicht mehr schuldig fühlen, wenn sie dir keine Ahnung was für Flüche auf den Hals hetzten.“

Er streckte seine Hand nach ihr aus und berührte ihre Wange sachte mit seinen Fingerspitzen. Die Berührung ließ sie erschauern.

„Du bist nicht schuld.“, meinte er ruhig. „Das Ganze war alleine meine Entscheidung. Du musst dir keine Vorwürfe machen.“

Sie unterbrach den Körperkontakt und trat einen Schritt zurück.

„Doch, es ist meine Schuld!“, schrie sie und für einen Moment war es ihr egal, ob sie irgendjemand hören konnte. „Ich hätte mich gar nicht erst auf diese Beziehung einlassen sollen. Ich frag mich wirklich, wie ich nur so naive sein und glauben konnte, dass alles gut werden würde. Das sich jeder für uns freuen würde.“

Sein Gesicht verdunkelte sich und sie merkte, dass er nun wütend war. Und verletzt. Doch das hatte sie erreichen wollen. Es war besser für sie beide, wenn es enden würde.

„Du hast Angst, oder? Vor all den anderen Leuten hier in dieser Schule. Dass dich deine Freunde verlassen, wenn sie alles herausfinden.“

„Ja, verdammt! Ich habe Angst davor, alleine zu sein. Denn war sagt mir bitte schön, dass ich dir vertrauen kann? Woher soll ich wissen, dass das nicht alles ein Scherz von dir ist?“

Sie hatte die Worte ausgesprochen, ohne groß über sie nachzudenken und nun bereute sie es. Soweit hatte sie es nicht kommen lassen wollen. Sie hatte ihn doch nur wütend machen wollen. Sie hatte nur gewollt, dass das ganze für sie leichter werden würde.

„Marcus-“, begann sie und schämte sich selbst dafür, dass ihre Stimme so weinerlich klang. Doch er drehte sich von ihr Weg, als ob er ihren Anblick nicht weiter ertragen konnte.

„Weißt du, was ich nicht verstehe, Bell?“, fragte er sie, mit einer monotonen Stimme, als ob er gar nicht mehr mit ihr zusammen auf diesem Astronomieturm stehen würde. „Wie konnte ich mich bloß in einen Feigling wie dich verlieben?“

Und dann ließ er sie alleine zurück. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, begannen die ersten Tränen über ihre Wangen zu laufen und sie sackte langsam in sich zusammen.
 

11. November

Hogwarts
 

Eine Woche war nun vergangen seit ihrer Auseinandersetzung mit Marcus und in diesen Tagen hatte sie ihn kaum noch zu Gesicht bekommen. Sie hatte nur von Oliver gehört, dass er wohl oft im Unterricht fehlte und wenn er dann kam, sah er nicht gerade gesund aus. Sie wusste, was das bedeutete. Die Slytherins hatten ihm nicht verziehen und behandelten ihn immer noch gleich.

Es war also alles um sonst gewesen, denn auch ihr ging es nicht besser. Alicia und Leanne waren beide sauer auf sie und wollten nicht mit ihr reden. Sie verbrachte ihre Zeit meistens alleine irgendwo auf dem Schlossgelände. Genau das, was sie nie gewollt hatte. Alleine sein. Doch nun, da weder ihre Freundinnen noch Marcus bei ihr waren um sie zu unterstützen hatte sie niemanden mehr.

Doch sie beklagte sich nicht. Sie war selbst schuld. Sie war es gewesen, die ihn so verletzt hatte. Nur aus Angst, sie könnte alleine sein, hatte sie alles verraten, was ihr wichtig gewesen war. Und es wieder zu bekommen schien in ihren Augen unmöglich.
 


 

[Silents Aftertalk]

Hallo!
 

Bitte schlagt mich nicht! Aber ich wollte einfach nicht, dass alles Friede-Freude-Eierkuchen wird und sich alle freuen, dass die beiden zusammen sind. Das wäre mir irgendwie zu platt vorgekommen. Deshalb dieses Kapitel. Ich hoffe, dass wenigstens jemand Katies Gefühle nachvollziehen kann.

Das ist übrigens das zweitletzte Kapitel. Es folgt jetzt noch ein Epilog und dann wird diese Geschichte ihr Ende finden.
 

Danke an Feyane, eva-04, LadyKluck, Melle456 und CoffeeJunkie, die mir zum letzten Kapitel ein Kommentar geschrieben haben! *euch Kekse und Kuchen hinstellt*
 

Bis denne!

Eure Silent ^.^/)

"Ich habe mich verändert."

23. Dezember

Hogwarts
 

Weihnachten stand vor der Tür und nur wenige Schüler blieben in Hogwarts, sondern gingen Heim zu ihren Familien. Normalerweise hätte auch Katie das Schloss verlassen um mit ihren Eltern gemeinsam zu feiern, doch vor einer Woche hatte sie ein Brief von diesen erreicht. Die Scheidung war vollzogen. Es schien noch unklar zu sein, zu wem sie kommen würde, doch eigentlich … eigentlich war es ihr egal. Sie war wütend auf die beiden und hatte auch nicht zurückgeschrieben. Sie spielte die Beleidigte, weil sie es wollte, denn tief in ihrem Inneren konnte sie ihre Eltern verstehen. Sie taten es für sie, damit sie sich nicht mehr ihre Streitereien anhören musste. Und sie taten es für sich selbst. Denn auch sie hatten das Recht zum Glücklich sein, so wie jeder andere. Und deshalb war sie wütend auf sie. Weil sie nichts weiter wollten, als glücklich sein.

Sie war wirklich eine Egoistin.
 

Leise schnaubte sie und ließ ihren Kopf ein wenig zu heftig gegen die Fensterscheibe krachen. Sie saß auf einer Fensterbank im Gemeinschaftsraum und starrte nach draußen auf die Ländereien. Es schneite. Sie war alleine. Die anderen Gryffindors, die über die Ferien ebenfalls dablieben waren unten in der Großen Halle und aßen zu Mittag. Doch sie hatte keinen Hunger, wie in letzter Zeit so oft. Wenn Alicia und Leanne sie nicht immer zum essen gezwungen hätten, wäre sie wohl schon längst verhungert. Die beiden jedoch waren nun nicht da, sondern waren nach Hause gefahren, allerdings nicht ohne sich zu vergewissern, dass es Katie auch wirklich überstehen würde, ein paar Tage ohne sie zu sein.

Erstaunlicherweise ging es ihr eigentlich ganz gut. Die Einsamkeit brachte sie zum nachdenken, über ihre Fehler und all das, was in diesem Halbjahr schon geschehen war und sie konnte nicht verhindern, dass ihre Gedanken oft zum Marcus abdrifteten.

Sie vermisste ihn. Sie vermisste die Stunden, in denen sie einfach nur zusammengesessen hatten, manchmal schweigend und dann wiederrum hatten sie sich über vollkommen absurde Themen kaputtlachen können. Auch wenn sie lange gebraucht hatte, um es zu begreifen, aber sie hatte sich selten so wohl bei einem Menschen gefühlt, wie bei Marcus.

Sie hatte sich noch nie nach der Nähe eines Menschen gesehnt wie nach seiner. Und sie wusste, dass sie sich verliebt hatte. Ganz langsam, ohne dass sie es selbst gemerkt hatte, hatte sie sich in ihn verliebt. Doch diese Erkenntnis half ihr nun auch nicht mehr viel. Sie hatte alles zerstört, ihn verraten und sie war sich sicher, dass er ihr das nie verzeihen würde.
 

Katie schüttelte den Kopf. Jetzt drifteten ihre Gedanken schon wieder in dieses deprimierende Thema ab, dass sie einfach nicht vergessen konnte, so sehr sie es auch wollte. Rasch warf sie einen Blick aus dem Fenster. Das Schneetreiben draußen hatte nachgelassen und nur noch vereinzelt fielen ein paar Flocken vom Himmel. Vielleicht würde ein kleiner Spaziergang sie auf andere Gedanken bringen.
 

Keine zehn Minuten später hatte sie das Schloss durch das riesige Portal verlassen und stampfte nun durch den Schnee, der ihre fast bis zu den Knien reichte. Der Wind blies ihr kalt ins Gesicht und sie zog ihren Winterumhang ein wenig enger um ihren Körper. Nach kurzer Zeit waren ihre Socken schon total durchweicht und sie begann leicht zu frieren, doch sie wollte nicht umkehren. Zielstrebig ging sie, so gut es ging, zum Rand des Verbotenen Waldes hinauf. Der Wind ließ nach, sobald sie diesen erreicht hatte und der Schnee war unter dem verflochtenen Astwerk der Bäume nicht so hoch. Sie lehnte sich erschöpft an einen dicken Baumstamm und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie war müde, obwohl sie erst seit zwei Stunden wach war und ihr Magen knurrte, da sie nicht nur das Frühstück sondern nun auch das Mittagessen verpasst hatte. Vielleicht hätte sie doch in die Große Halle gehen sollen…

Doch sie verwarf den Gedanken sogleich wieder, als sie eine Person erkannte, die nur ein paar wenige Meter von ihr entfernt stand. Marcus.

Sie spürte sofort, wie sie nervös würde. Was machte er denn hier? Es waren schließlich Ferien und so wie sie es immer mitbekommen hatte, war der Slytherin in diesen immer nach Hause gegangen. Die Schule schien nie ein Ort gewesen zu sein, an dem er sich gerne aufhielt, was wohl damit zusammenhing, dass er in Sachen wie Lernen eine ungewöhnliche Faulheit an den Tag legte.

Auch er schien sie bemerkt zu haben, denn er blickte sie ein paar Sekunden lang direkt an und … drehte sich um.

Katies Herzschlag stockte für einen Moment. Das ganze erinnerte sie wieder an die Szene auf dem Astronomieturm. Damals hatte er sich ebenfalls einfach von ihr abgewandt und war gegangen. Seit dem Vorfall hatte sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen. Das durfte nicht noch einmal passieren.

„Marcus!“, rief sie, wobei ihre Stimme so schwächlich klang, dass sie Angst hatte, er würde sie nicht hören. Doch das hatte er offensichtlich, denn sie sah, wie er kurz zögerte und schließlich ganz stehen blieb. Sie rannte auf ihn zu und hielt ein paar Zentimeter von ihm entfernt an, wobei sie versuchte, ihren schnell gehenden Atem etwas zu beruhigen. Er hatte ihr immer noch den Rücken zugewandt und schien nicht gewillt zu sein, sie anzusehen, geschweige denn mit ihr zu sprechen. Doch Katie konnte ihn verstehen. Sie würde nicht anderes reagieren.

„Ich bin so froh, dich hier zu treffen.“, meinte sie, richtete sich ganz auf und strich sich nervös eine ihrer blonden Haarsträhnen hinters Ohr, die ihr störend ins Gesicht hing.

„Was willst du?“, fragte er schroff.

„Mit dir reden.“

Er schnaubt unwirsch, sah sie jedoch immer noch nicht an.

„Was hat sich verändert, dass du jetzt plötzlich mit mir reden willst, Bell?“

Katie schluckte leer und ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust. Es war so laut, dass sie Angst hatte, dass er es hören würde.

„Ich habe mich verändert.“

Gott, das hörte sich so komisch an!

Sie hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Dachte sie etwa wirklich, ihn so wieder für sich gewinnen zu können? Doch zu ihrer großen Überraschung drehte er sich zu ihr um, sein Gesicht zu einer mürrischen Grimasse verzogen.

„Gut, ich höre.“

„Es tut mir leid, wegen dem, was ich damals auf dem Astronomieturm zu dir gesagt habe. Ich wollte doch einfach nur, dass dich die anderen Slytherins in Ruhe lassen. Auf jeden Fall habe ich mir das eingeredet. Eigentlich…“, sie stockte, zwang sich dann jedoch weiterzureden, „eigentlich hab ich das alles nur wegen mir gemacht. Ich hatte Angst, plötzlich ebenfalls Probleme zu kriegen, alle meine Freunde zu verlieren und dann alleine dazustehen. Das war furchtbar egoistisch, ich weiß. Mir ist bewusst, dass ich nicht von dir verlangen kann, dass du mir das alles verzeihst oder mich verstehst. Ich meine, ich versteh mich ja selbst nicht einmal!“

Marcus Miene hatte sich nicht verändert und Katie wusste, dass sie versagt hatte. Sie hatte alles hingeschmissen, nur aus Angst um sich selbst. Dann begann ihr Gegenüber zu sprechen.

„Du hast recht, ich versteh dich nicht.“, meinte er ruhig, hob eine Hand und stupste ihr leicht mit einem Finger gegen die Stirn, allerdings nicht so fest, dass es ihr wehtat. „Denk ja nicht, dass damit alles aus der Welt geschaffen ist, nur weil du endlich begriffen hast, was für einen Blödsinn du gemacht hast.“

Er lächelte und Katie hatte das Gefühl, dass plötzlich eine riesige Last von ihren Schultern gerutscht war. Sie wäre ihm gerne um den Hals gefallen, wagte das jedoch nicht. Es war noch nicht alles aus der Welt geschafft, was sich zwischen ihnen befand, doch ein kleiner Schritt war gemacht. Vielleicht würde sich dieses Jahr doch noch in eines der schönsten verwandeln, das sie jemals erlebt hatte.
 


 

[Silents Aftertalk]

Hallo!
 

Es ist vollbracht. Ich habe diese Geschichte tatsächlich fertiggeschrieben! Samt Happy End! Eigentlich wollte ich Katie ja leer ausgehen lassen, aber durch Liebeslieder-Dauerbeschallung habe ich das dann doch nicht über mich gebracht. Ein bisschen Kitsch braucht jeder in seinem Leben!
 

Und nun, noch einmal einen ganz fetten Dank an meine lieben Kommentarschreiber - Feyane, eva-04, LadyKluck, Melle456, CoffeeJunkie, Rose-Tyler, -Yuna- und Alex-Andra - die mich dazu gebracht haben, diese Geschichte tatsächliche abzuschließen. Ohne euch wäre sie sicher irgendwo auf meiner Festplatte verstaubt und ich hätte sie bald abgebrochen oder sogar gelöscht.
 

*euch alle einmal ganz fest drückt*
 

Bis denne!

Eure Silent ^.^/)



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Kommentare zu dieser Fanfic (30)
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Von:  vampirgirl
2014-01-08T20:03:30+00:00 08.01.2014 21:03
ich mag das pairing. ich finde deine geschichte toll, aber die beziehung zwischen den beiden würde mir mehr gefallen wenn sie mehr ausgeschrieben wäre. man merkt den aufbau oder die entwicklung der gefühle von den beiden nicht so. und das ende find ich etwas aprupt. ich habe es gerne wenn sie über die probleme ihrer beziehung hinweg kommen...aber auf die beiden brechen die probleme ein die vor der "Bezeihungspause" schon da waren...sie haben sich nicht den problemen entgegen gestellt und sie gemeistert. ich will dich nicht runter machen...wollte dir nur konstruktive kritik geben.
lg vampi
Von: abgemeldet
2009-04-28T10:11:06+00:00 28.04.2009 12:11
ach ist das toll^^ ich find die ebeiden einfach klasse!!! und deine ff ist wirklich klasse!!!
ich liebe die beiden

lg emmett
Von: abgemeldet
2009-04-28T10:04:13+00:00 28.04.2009 12:04
...*eingeschnappt sei* die gehören doch aber zusammen!!! menno...hoffe, im nächsten kap wird es wieder anders!!!
Von: abgemeldet
2009-04-28T09:59:23+00:00 28.04.2009 11:59
*muhaha* sie stehen zueinander!!! Ja ja ja
tolles kapitel. ich find die beiden so süß zusammen!!
Von: abgemeldet
2009-04-28T09:51:30+00:00 28.04.2009 11:51
JAAAAAAAAAAAAAAA!!!! endlich!! so soll es sein, die beiden gehören einfach zusammen!!
jetzt muss nur noch oliver weg^^

sehr schönes kap^^
Von: abgemeldet
2009-04-28T09:38:57+00:00 28.04.2009 11:38
...na toll, kaum ist ein problem ein bisschen gelöst, kommt da schon das nächste. das hat katie nun echt nicht verdient...ach mensch, oliver ist nicht der richtige!!
Von: abgemeldet
2009-04-28T09:32:45+00:00 28.04.2009 11:32
yeah, so muss das sein. die beiden sollen sich endlich näher kommen!!!
oliver is zwar in der regel ein ganz lieber, aber diesmal soll er bitte die finger von ihr lassen.
mir tut katie leid. sie sollte langsam mal jemandem davon erzählen!!
Von: abgemeldet
2009-04-28T09:21:53+00:00 28.04.2009 11:21
....wow...jetzt bin ich verwirrt..er gibt ihr ein taschentuch und beleidigt sie dann??...ah! slytherin, ich vergaß..
freu mich schon aufs nächste kap^^
Von: abgemeldet
2009-04-28T09:11:24+00:00 28.04.2009 11:11
arme katie. ich mag sie sehr. sie ist einer meiner lieblingscharas. vor allem in kombination mit marcus -^___^-
ich finds toll, dass du zu ihr eine ff geschrieben hast!!
werd fleißig weiter lesen. bis jetzt find ich es nämlich echt toll, was du geschrieben hast. schde nur, dass sie ihrer freundin nichts erzählt hat, das hätte ihr sicher ein wenig geholfen...

lg emmett
Von: abgemeldet
2008-10-17T19:06:23+00:00 17.10.2008 21:06
Tja, das war's dann wohl.
Schluss, Aus, Ende.
Ach herrje, was mach ich jetzt bloß mit meiner Freizeit. *seufz*

Nein, Spaß beiseite. Das war mal ein wirklich schönes Ende. Romantisch und süß, wie ich es liebe. x3 Besonders der Schnee hat es mir angetan. Es ist toll, dass es letztendlich doch ein Happy End gab. Zumal ich das nicht unbedingt vermutet hätte. ;)

Wie ich bereits in einem meiner vorherigen Kommentare erwähnt hatte, ist mir diese Story eine der liebsten überhaupt. Ich weiß auch nicht, sie strahlt einen gewissen Flair aus, welcher bis zum Schluss bestehen bleibt und ich hoffe solche Atmosphären werden auch in deinen zukünftigen Geschichten präsent sein. Ich kann nur sagen: Deine kleine FF hat mir an so manchen Tagen die Zeit versüßt und ich hoffe sehr das weitere folgen werden.

Ganz liebe Grüße
~|Fey



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