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Promise

Xigbar/Demyx
von

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Never Say Die

A/N:

Ich möchte gleich warnen Es könnte eklig werden. Ein bisschen. Nicht viel. Gerade genug, um die sehr, sehr Zartbesaiteten nach einem Eimer greifen zu lassen. ;)
 

Chapter 8
 

Demyx folgte den Fußspuren, bis er an einen Wasserfall kam. Er nahm sich die Zeit, das Naturschauspiel zu bewundern. Die Natur auf dieser Welt war einfach zu schön, um wahr zu sein. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte er eine Pause eingelegt und wäre ins kühle Nass gesprungen, um den Schweiß und den Staub von sich abzuwaschen. So jedoch setzte er seinen Weg nur fort.
 

Etwas raschelte im Gebüsch. Der Musiker machte sich zum Kämpfen bereit – die beiden Männer vom Vortag hatten ihn Vorsicht gelehrt. Er hatte mit einem Angreifer oder einem wilden Tier gerechnet und war umso überraschter, als eine junge Frau aus dem Schutz des Waldes trat.
 

Sie war mit Sicherheit eine Eingeborene, das konnte er an ihrer gebräunten Haut und ihrer seltsamen Kleidung erkennen. Ihr schwarzes Haar fiel ihr wallend über die Schultern und ihr Blick war misstrauisch auf ihn gerichtet.
 

Als ihm das Messer in ihrer Hand auffiel, hob er sofort abwehrend die Hände. „Nicht angreifen, ich tu dir nichts!“ Hoffentlich würde sie darauf hören. Für solche Sachen war er wirklich der Falsche!
 

Verwirrt sah sie ihn an. „Du sprichst meine Sprache?“
 

Tat er das? Scheinbar. Möglicherweise lag es daran, dass er aus einer anderen Welt kam und so eine Art „Universalübersetzer“ nutzen konnte. Möglicherweise war es aber auch nur tierisches Glück.
 

Was auch immer es war, die Frau steckte das Messer weg, und das war Demyx nur recht. „Wer bist du?“, fragte sie. „Gehörst du zu den Engländern?“
 

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Mein Freund und ich, wir sind nur gekommen, um etwas zu suchen.“ Er zeichnete einen Kreis in die Luft. „Es geht um runde, graue oder silbrige Steine. Wir hatten sie in einem Rucksack verwahrt, aber der wurde uns gestohlen!“
 

„Was ist ein Rucksack?“
 

Oh. Demyx überlegte kurz und zuckte dann die Schultern. „Ein Behälter könnte man sagen. Ein Beutel. Eine Tasche. Jedenfalls folge ich gerade den Spuren der Diebe.“
 

Sie nickte. „Ich auch. Und ich glaube, ich weiß, wo deine Beutel sind.“
 

„Wirklich?“ Demyx widerstand dem Drang, vor Freude in die Luft zu springen. Hatte sich die Mühe doch gelohnt!
 

Die Frau nickte noch einmal. „Heute Morgen lagen zwei Beutel in unserem Dorf. Wir glaubten, die Engländer hätten darin etwas versteckt, um uns anzugreifen, deshalb haben wir sie nicht angefasst. Wenn du mit mir kommst, kannst du sehen, ob es deine sind.“
 

„Klar doch.“ Lächelnd folgte er der Frau, und freute sich schon darauf, Xigbars Gesicht zu sehen, wenn der erfahren würde, dass sein ‚Schüler’ doch nicht so unnütz war, wie Saïx immer behauptete. „Da fällt mir ein“, meinte er noch, „wie heißt du eigentlich?“
 

„Pocahontas.“
 

Er nickte nur. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Pocahontas. Ich bin Demyx.“
 

Das Dorf der Eingeborenen war recht groß. Es bestand aus dutzenden von seltsam spitzen Zelten, die alle um einen großen Platz herum aufgestellt worden waren. Und da, in der Mitte des Platzes lagen einsam und verlassen die beiden Rucksäcke.
 

Demyx jauchzte vor Freude und ließ sich auf der Erde nieder, um die Inhalte der beiden Rucksäcke zu prüfen. Das Mithril war noch da, und es schien nichts zu fehlen. Er atmete auf.
 

„Sind diese Steine wichtig für euch?“, fragte Pocahontas mit geneigtem Kopf und nahm einen von ihnen in die Hand, betrachtete ihn von allen Seiten. „Für mich sehen sie aus wie ganz normale Steine.“
 

„Sie haben einen verborgenen Wert“, erklärte Demyx grinsend. „Ohne sie könnten wir es nicht wagen, zurück nach Hause zu kommen.“ Es war seltsam, das Schloss als ‚Zuhause’ zu bezeichnen, und doch kam es ihm richtig vor. Als er den anderen Rucksack öffnete, sprang ihm ein Tier entgegen, schwarzgrau und mit viel Fell. Und was es da zwischen den Zähnen hatte, war …
 

Demyx sah das Fellknäuel misstrauisch an. „Was ist das und warum frisst es meine Kekse?“
 

Pocahontas nahm das Tier lächelnd auf die Arme. „Das ist nur Meeko. Er kann einfach nicht anders, mach dir nichts draus.“
 

Wenn Demyx es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass das Tier – dass Meeko in ein Grinsen ausbrach. „Was auch immer.“ Der Musiker nahm den schweren Rucksack mit dem Metall auf die Schulter und den andren in die Hand. „Nochmal vielen Dank“, meinte er an die Frau gerichtet. „Ich hätte sonst noch stundenlang gesucht.“
 

„Keine Ursache.“ Sie faltete die Arme hinter dem Rücken. „Ich hoffe doch, du kommst einmal wieder.“
 

Demyx schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht genau sagen. Aber selbst wenn nicht-“ Er zeigte auf ihr Herz und grinste. „Darin werde ich wohl für immer sein.“ Mit einem letzten Nicken verabschiedete er sich von ihr und wandte sich zum Gehen.
 

Es war leicht, den Fußspuren zurück zur Höhle zu folgen, nur leider dauerte es recht lange. Demyx wischte sich den Schweiß von der Stirn und verfluchte sich selbst. Es wäre so viel schneller, schnell ein Portal zu erschaffen, aber das Risiko, sich zu verirren, war zu groß. Und momentan wäre Xigbar wohl nicht in der Lage, ihm zu folgen und ihn zu suchen. Apropos Xigbar. Ob es ihm wohl besser ging? Demyx hoffte es zumindest.
 

Die Stille des Waldes wurde durchbrochen. Dieses Mal nicht durch einen Schuss, sondern durch einen Schrei. Demyx blieb wie angewurzelt stehen, der Schreck fuhr ihm durch alle Glieder. War das nicht Xigbars Stimme? Unbewusst ließ er den Rucksack in seiner Hand fallen und rannte so schnell er konnte.
 

Zwei Männer. Einer in weißer, der andere in dunkelblauer Rüstung. Der Weiße hielt ein Schlüsselschwert in den Händen und holte gerade zu einem vernichtenden Stoß aus, um der Gestalt, die vor ihm am Boden lag, endgültig den Gar aus zu machen.
 

Demyx schrie auf, als er in der zusammengesackten Gestalt seinen Mentor erkannte. Wut flammte in ihm auf, und als die beiden Männer sich zu ihm umwandten und auf ihn zustürmten, wusste er, dass er nicht eher ruhen würde, ehe sie als Leichen vor ihm lagen. Sie würden bezahlen, das schwor er sich.

Er spürte, wie seine Kräfte in ihm strömten, und als die beiden angriffen, erschien eine Wasserwand, die ihn vor den Attacken schützte.
 

Eine weitere Wassersäule schoss aus dem Boden und erwischte den Mann in der weißen Rüstung, der nach hinten geschleudert wurde und mit dem Kopf gegen einen Baum prallte. Besinnungslos landete er auf der Erde.
 

Der andere war ausgewichen. Er verstärkte den Griff um seine Lanze und startete einen weiteren Angriff. „Stirb, verdammter Diener der Dunkelheit“, schrie er dabei.
 

Demyx lachte nur bitter. Er vollführte eine Handbewegung und der Mann wurde von Wassermarionetten gepackt und festgehalten. „Und du hältst dich wohl für einen Diener des Lichts?“ Ein finsteres Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Die Dunkelheit hat uns nicht aufgenommen, als das Licht uns verstoßen hat. Wir haben keinen Herren.“
 

Der Mann spuckte ihm hasserfüllt ins Gesicht. „Eines Tages werdet ihr Monster alle ausgerottet sein, verlass dich darauf!“
 

„Das mag sein.“ Demyx zuckte die Schultern. „Aber du wirst diesen Tag nicht mehr erleben.“ Er legte seine Hand auf den Halbhelm des Dragoons, rief das Wasser aus jeder einzelnen Zelle des Körpers zu sich und sah mit einer gewissen Genugtuung, wie der Mann sich vor Schmerzen krümmte und zu schreien versuchte. Doch es war schon zu spät. Die Zellen seines Körpers platzten auf. Seine Augen schwollen an und traten aus den Höhlen. Demyx sah emotionslos zu, wie der Dragoon an seinem eigenen Blut erstickte, das aus seinem Mund und den Nasenlöchern lief. Es rann aus seinen Augenhöhlen herab, sodass es schien als weinte er blutige Tränen.
 

Das Schauspiel dauerte nur wenige Sekunden, dann gab der Dragoon ein letztes Röcheln von sich und sackte zusammen.
 

Als Demyx dachte, dass alles vorbei war, bäumte sich der tote Körper noch einmal auf. Der Musiker hielt schützend einen Arm vors Gesicht, er wollte nicht sehen, wie die letzte Stufe seines Rufes befolgt würde. Der Schwall warmen Blutes und die Eingeweide trafen ihn unvorbereitet, verklebten seine Haare und legten sich stinkend auf seinen Mantel. Würgend ließ er die Marionetten verschwinden und trat zu dem zweiten Mann, dem mit dem Schlüsselschwert. Normalerweise war es nicht seine Art zu kämpfen. Es war erst recht nicht seine Art, wehrlose Gegner anzugreifen, aber er machte in diesem Falle gern eine Ausnahme.
 

Eine Wasserblase materialisierte sich und umschloss den Ritter. Schnell füllte sie sich mit Wasser. Der Mann ertrank, ohne vorher noch einmal zu sich zu kommen.
 

Demyx stieß zitternd den Atem aus, als alles vorbei war. Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, was er gerade getan hatte, auch wenn eine kleine, nagende Stimme in seinem Kopf anklagend rief: „Du hast gemordet! Du bist wirklich nur ein Monster!“ Er verscheuchte die Stimme, die möglicherweise sein Gewissen darstellen sollte, und fiel neben seinem Mentor auf die Knie, legte ihm zwei Finger an die Halsschlagader. Das kalte, hässliche Gefühl unendlicher Verzweiflung kroch in ihm empor und ließ ihn in Tränen ausbrechen, als er keinen Herzschlag spüren konnte – dann jedoch fiel ihm ein, dass sie keine Herzen und dementsprechend auch keinen Puls besaßen.

Erst jetzt fiel ihm auf, wie sich Xigbars Brustkorb schwach hob und senkte und er atmete erleichtert auf. Es war noch nicht zu spät! Aber er musste sich beeilen. Es blieb nicht die Zeit, den Gumi-Jet zu rufen, realisierte er schluckend. Ihm blieb keine Wahl – er musste ein Portal erschaffen!
 

Bisher war er noch nie in der Situation gewesen, ein Portal erscheinen zu lassen, das stark genug für zwei Personen war, und er flehte jede höhere Macht an, von der er jemals gehört hatte, während er sich Xigbars Arm um die Schultern legte. Dann konzentrierte er all seine Kräfte und spürte, wie die Schwärze der Dunkelheit sie beide umhüllte.
 

~*~
 

Betwixt und Between erkennend, stemmte sich Demyx auf die Beine, verstärkte dabei seinen Griff um Xigbars Hüfte. Er wandelte in den dunklen Korridoren entlang und rief sich so viele Einzelheiten des Schlosses ins Gedächtnis, wie es ihm nur möglich war: die kalte Atmosphäre, die tristen Farben, die hohen Wände und vielen Treppen … Es musste funktionieren, es musste einfach!
 

Vor ihm tat sich violetter, wabernder Nebel auf.
 

Inzwischen stand Demyx der Schweiß auf der Stirn. Sowohl das Gewicht Xigbars, als auch das des Rucksacks lasteten schwer auf seinen Schultern. Mit zusammengebissenen Zähnen schleppte er sich durch das Portal – und jauchzte innerlich auf, als er die vertraute Umgebung der Halle der leeren Melodien erkannte. So vorsichtig wie möglich bettete er Xigbars leblosen Körper auf den kalten Stein, ehe er selbst nach Luft schnappend auf die Knie sackte und dann den Rucksack von seinen Schultern schnallte. Der prallte mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden.

Hilfe. Sie brauchten Hilfe. Er ließ Xigbar jetzt nur ungern allein, doch es war nicht so, als hätte er eine andere Wahl. „Ich bin gleich wieder da“, versprach er dem besinnungslosen Schützen noch, ehe er aus dem Raum stürmte.

Er eilte die vielen Treppen auf dem Weg zum Aufzug hinab, als er in einiger Entfernung einen seiner ‚Kollegen’ entdeckte. „Xaldin!“, rief er laut, woraufhin jener glücklicherweise stehen blieb und fragend den Kopf in Demyx’ Richtung neigte.
 

„Wie siehst du denn aus?“, wollte der Dragoon mit hochgezogener Augenbraue wissen, als Demyx atemlos vor ihm zum Halten kam.
 

„Keine Zeit!“ Der Musiker zog an Xaldins Ärmel und setzte sich schon wieder in Bewegung. „Xigbar braucht Hilfe!“
 

~*~
 

Mit gesenktem Kopf trottete er hinter Xaldin, der Demyx’ Mentor auf die Arme genommen hatte, als wäre er leicht wie eine Feder, durch die Korridore. Sie hatten kein Wort miteinander gewechselt, doch Demyx wusste auch so, dass sie beide das Gleiche dachten: Was, wenn sie zu spät kamen? Was, wenn Xigbar nicht überlebte?
 

Demyx versuchte, diese Gedanken zu verscheuchen, ehe er wieder in Tränen ausbrach; denn damit wäre niemandem geholfen. Dennoch machte er sich Vorwürfe. Er hätte sich nicht um diesen vermaledeiten Rucksack scheren, sondern Xigbar – zur Not auch gegen dessen Willen – zurückbringen sollen. Aber so … so war er mitschuldig an dem ganzen Dilemma. Er seufzte laut.
 

Xaldin warf ihm einen Blick zu. „Mach dir keine Sorgen! Unsere Nervensäge hier ist hart im Nehmen“, meinte er, doch das Lächeln auf seinen Lippen kam Demyx gezwungen vor.
 

Endlich erreichten sie Vexens Labor. Auf Demyx’ Klopfen hin hörte man etwas, das wie zu Bruch gehendes Glas klang, dann steckte Vexen mit einem zornigen Funkeln in den Augen den Kopf zur Tür heraus. „Was wollt ihr? Ich hab zu tun, verflucht noch-“ Er verstummte, musterte mit hochgezogenen Augebrauen Demyx’ blutbeschmierten Mantel. Dann erst fiel sein Blick auf Xigbar und er stieß einen solch heftigen Fluch aus, wie man es einem Mann von seiner Bildung überhaupt nicht zutrauen würde.
 

Die Tür wurde ganz geöffnet und Vexen verlor keine Zeit. Er gab Anweisungen und zeigte auf diverse Utensilien, die noch von dem großen Labortisch geräumt werden mussten, ehe Xaldin den Schützen darauf legen konnte. „Was hat euch angegriffen?“, fragte er, während er Xigbars Mantel öffnete. Ihm schien ein Kommentar bezüglich Xigbars fehlendem Hemd auf Lippen gelegen zu haben, doch der erledigte sich von selbst, als sein Blick auf die provisorische Schiene fiel und er eins und eins zusammenzählte.
 

Demyx bemerkte gar nicht, dass er angesprochen wurde. Er konnte nur entsetzt auf die Wunden seines Mentors starren. Einige davon waren alt und hatten nur Narben zurückgelassen, doch aus der auf seiner Brust sickerte noch immer ein schwacher Blutsrom. Erst als Vexen ihn an den Schultern packte und schüttelte, kam er wieder zu sich. „Ein Schlüsselschwertträger“, sagte er knapp. „Und ein“, er schielte zu Xaldin, „ein Dragoon.“
 

Der Akademiker nickte verstehend. „Eines nach dem anderen“, murmelte er mehr zu sich selbst, als er einen Heiltrank aus einem der vielen Regale nahm, und ihn Xigbar einflößte, dabei zwei Finger auf dessen Adamsapfel legte, um den Schluckreflex auszulösen.
 

Ein wenig beruhigt sah Demyx, wie sich die Wunde zusammenzog und wie sie schließlich verschwand, ohne auch nur eine Narbe zurückzulassen. Jetzt würde alles gut werden … oder?
 

Die Mienen der anderen beiden verfinsterten sich jedoch. „Demyx“, begann Vexen, „such eine Schüssel und füll sie mit Wasser. Bring Nadel und Faden mit. Xaldin, weißt du, wie Xigbar auf Morphin reagiert?“
 

Demyx konnte die gemurmelte Antwort nicht klar verstehen, da er selbst nicht gerade leise in den Schränken wühlte. Was musste Vexen auch so ein Chaos in seinem Labor haben? Na also, dachte er, als er ein passendes Gefäß auftrieb, das sich nach einem Fingerschnippen mit Wasser füllte. Er griff noch schnell nach dem Nähzeug, das er in einer der Schubladen gefunden hatte, und reichte beides an Vexen weiter.
 

Der wusch vorsichtig das getrocknete Blut von Xigbars Oberkörper und wandte sich dann der Verletzung an seiner Flanke zu. „Sieh genau hin“, bedeutete er Demyx. „Irgendwann sind wir vielleicht nicht mehr da, um zu helfen. Dann musst du dich selbst verarzten können.“
 

Demyx ging nicht darauf ein. Er wusste genau, was Vexen meinte. Sie alle waren sterblich. Sie alle waren – wie ihm mit einem Blick auf Xigbar schmerzlich bewusst wurde – verletzlich. Er prägte sich genau ein, wie der Akademiker sorgfältig die Naht setzte. Es fiel ihm nicht schwer, es sich zu merken – schließlich war er kein Idiot.
 

„Bleibt nur noch eine Sache“, bemerkte Xaldin und sah Vexen ernst an. „Ich fürchte, wir haben keine andere Möglichkeit.“
 

„Ich weiß. Exenteration.“
 

„Brauchst du Hilfe?“
 

Vexen schnaubte missmutig. „Hältst du mich für einen Anfänger?“ Mit einem Seitenblick auf Demyx setzte er hinzu: „Bring ihn lieber in sein Zimmer. Das ist kein Anblick für Kinder.“
 

Das ‚Kind’ versuchte, Xaldins Hand von seiner Schulter zu schieben, gab aber schnell auf und sah nur vom einen zum anderen. „Worum geht es denn überhaupt? Exen – was?!“, verlangte er zu wissen.
 

Vexen seufzte. „Das Auge ist nicht mehr zu retten.“
 

„Was?!“ Entsetzen machte sich in Demyx breit. Das konnte doch nicht sein! Xigbar konnte doch nicht einfach blind werden … oder?
 

„Wir müssen die gesamte Masse entfernen, sonst -“
 

„Das könnt ihr doch nicht machen!“ Demyx schrie. Er spürte, wie ihm wieder Tränen in die Augen stiegen. Sie konnten ihn doch nicht einfach … ausweiden … so etwas machte man mit Tieren, aber doch nicht mit Menschen!
 

Xaldin verstärkte den Griff um seine Schulter. „Hör zu, Kurzer, ich erkläre es nur einmal. Wenn wir das nicht tun, entzündet sich die Wunde und Xigbar wird vor Schmerzen verrückt. Willst du das?“
 

Was für eine Frage! Natürlich nicht, aber … Demyx senkte den Kopf und unterdrückte ein Schluchzen. Er hoffte immer noch, dass das alles nur ein Alptraum war. Als Xaldin ihn zur Tür bringen wollte, schüttelte er den Kopf. „Nein, ich … ich will hier bleiben.“
 

Vexen warf ihm einen abschätzenden Blick zu. „Du kannst nicht helfen, falls du das wissen willst. Oder ist es eine Art Sensationslust, die dich antreibt? Ein Überbleibsel aus deiner menschlichen Vergangenheit?“
 

„Ich halte es einfach für meine Pflicht.“ Was genau er damit meinte, ob er Xigbar zur Seite stehen oder sich selbst bestrafen wollte, wusste er selbst nicht genau. Aber als Vexen nur die Schultern zuckte und „Mach doch, was du willst“, murmelte, fragte er sich, ob das so eine gute Idee war.
 

Er zwang sich, mit anzusehen, wie Vexen zu zwei Klammern griff und damit Xigbars Augenlider festmachte. Unbewusste fiel sein Blick auf die blutigen Überreste, die einst Xigbars rechtes Auge gewesen war. Er schauderte. Dieses Bild würde sich wohl für immer in seine Alpträume brennen. Seine Finger krallten sich in Xaldins Mantel und dieses eine Mal war er froh um den Tränenschleier, der ihm die klare Sicht nahm, als der Akademiker nach einer Art Spachtel griff und damit die weiße Masse herausschabte und in einem Reagenzglas verstaute. Was Vexen damit anstellen würde, wollte er gar nicht wissen. Er wusste nur, dass ihm durch das schmatzende Geräusch, das der Spachtel verursachte, schlecht wurde, und er befürchtete, sich übergeben zu müssen.
 

Beinahe mitfühlend strich ihm Xaldin übers Haar. „Du solltest wirklich gehen, Kurzer. Hier gibt es nichts mehr für dich zu tun.“
 

~*~
 

Xigbar setzte sich auf. Und im nächsten Moment wünschte er sich, er hätte es nicht getan. Vor seinen Augen war alles verschwommen, die Welt drehte sich um ihn. Noch dazu schien sein Magen gerade Salti zu schlagen. Er hielt sich den brummenden Schädel und spürte dabei den Verband über seinem rechten Auge. Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück. Cecil, der Dragoon … „Demyx!“ Was war mit dem Jungen passiert? War er in Sicherheit?
 

„Dem geht es gut“, hörte er Vexens Stimme sagen. Der andere stand mit verschränkten Armen zu seiner Rechten und studierte ihn aufmerksam. „Wie fühlst du dich?“
 

Xigbar grinste breit. „Als hätt ich gleichzeitig die schlimmste Migräne und den höllischsten Kater.“
 

„Schön, dass du deinen Humor noch hast“, kommentierte der Akademiker trocken. „Dann wirst du die schlechten Nachrichten besser aufnehmen können.“
 

„Ist doch etwas mit Demyx? Oder hat er das Mithril verloren?“ Xigbar legte die Stirn in Falten – was mit diesem nervigen Verband nicht so gut funktionierte, wie er es gerne gehabt hätte. Außerdem … „Sag mal, wann kann ich das Ding abnehmen? Mein Auge juckt wie verrückt.“
 

„Siehst du, genau das ist die schlechte Nachricht. Wir haben dich zwar wieder zusammengeflickt, aber -“
 

„Was ‚aber’?“ Xigbar mochte diesen Tonfall nicht. Ihm war klar, dass jetzt irgendein Hammer folgen musste, der ihn von den Socken reißen würde.
 

„Fangen wir mit dem weniger gravierenden Teil an: Deine Tiefenwahrnehmung wird in nächster Zeit nicht richtig funktionieren.“ Er hob eine Augenbraue. „Dir ist klar, weshalb?“
 

„Weil ich diesen bescheuerten Verband trage?“ Xigbar zupfte an selbigem, um seiner Frage Gewicht zu verleihen.
 

„Weil wir eine Exenteration durchführen mussten.“
 

Es traf Xigbar wie ein Schlag. „Du verarschst mich!“, brachte er nur hervor, unfähig, Vexen zu glauben.
 

„Ich hab die Reste noch. Willst du sie sehen?“
 

„Ich verzichte dankend“, zischte der Schütze und stemmte sich in die Höhe, den Schwindel ignorierend. Er weigerte sich, Vexen zuzuhören. Das konnten sie nicht getan haben – nicht bei ihm! Verdammt, sie wussten doch, dass er beide Augen brauchte!
 

Vexen reichte ihm wortlos einen Spiegel. „Du kannst den Verband kurz abnehmen. Aber dann solltest du ihn für die nächsten drei Tage nicht anfassen, wenn du willst, das alles richtig verheilt.“
 

Xigbar riss sich die Binde vom Gesicht und erstarrte. Er konnte kaum fassen, was er da sehen musste: Die Haut um das Auge herum war gerötet und angeschwollen, als hätte er einige harte Schläge einstecken müssen. Das Auge selbst … nun ja … es war nicht mehr vorhanden. Eine leere Augenhöhle starrte in all ihrer Schwärze auf ihn zurück. „Das kann nicht sein.“
 

„Glaub es lieber.“ Vexen nahm ihm den Spiegel aus der Hand und legte den Verband wieder an. „Du weißt hoffentlich, dass du selbst an all dem Schuld bist. Hättest du besser aufgepasst, wäre das nicht passiert.“
 

„Tu mir den Gefallen und halt dein Schandmaul.“
 

„Mit Vergnügen. Nächstes Mal lasse ich dich einfach verbluten, dann muss ich deine Undankbarkeit nicht mehr ertragen.“
 

„Leck mich doch!“, zischte Xigbar noch, ehe er schwankend das Labor verließ und durch die Gänge des Schlosses wandelte.
 

Kurz vor seinem Quartier wurde er abgefangen. Sein Blick verhärtete sich und er verschränkte die Arme vor der Brust. „Bist du gekommen, um dich über mich lustig zu machen?“
 

Saïx bedachte ihn mit einem betont unschuldigen Blick und einem falschen Lächeln. „Aber nicht doch. Ich wollte nur sehen, wie es um dich steht.“ Er schüttelte scheinbar bedauernd den Kopf. „Also ist es wahr. ‚Unser‘ Schütze wird seinen Tätigkeiten in nächster Zeit nicht mehr nachkommen können.“
 

„Was zum Teufel geht dich das an?“, knurrte Xigbar ungeduldig. Von Saïx‘ geheuchelter Anteilnahme wurde ihm beinahe schlecht.
 

„Nun, es ist doch ganz einfach ... “ Inzwischen war das unschuldige Lächeln von den Lippen des Berserkers verschwunden, hatte sich in ein wölfisches Grinsen verwandelt. „Du bist zu nichts mehr zu gebrauchen. Die Organisation kann auf dich verzichten. Dieses Mal-“, er trat näher zu Xigbar heran, flüsterte ihm ins Ohr, „wirst du deinem Schicksal als Dusk nicht entgehen. Auf Nimmerwiedersehen.“
 

Das also hatte der Bastard im Sinn! Außer sich vor Zorn packte Xigbar den Berserker am Kragen und pinnte ihn gegen die nächste Wand. Dass Saïx sich dabei den Kopf anstieß und das Gesicht verzog, kümmerte den Schützen herzlich wenig. „Ich warne dich, Saïx ...“
 

„Was willst du denn tun?“, unterbrach der ihn lachend. „Im Moment würdest du nicht einmal ein Scheunentor treffen!“
 

Ehe Xigbar darauf reagieren konnte, war Saïx schon in einem Portal verschwunden. Der Schütze starrte nachdenklich auf die kahle Wand. Was, wenn Saïx Recht hatte? Wenn wirklich alles vorbei war?

Er vertrieb diesen Gedanken schnell – das würde er nicht zulassen! Er würde es diesem Bastard schon noch zeigen! Wortlos beschwor Xigbar ein Portal. Er musste sich dringend abreagieren und irgendetwas umbringen.
 

~*~
 

Er landete auf einem der vielen hohen Dächer der Dunklen Stadt. Hier tummelten sich genügend Herzlose, um Xigbars zugegebenermaßen etwas tierischen Trieb zu befriedigen. Aber wen kümmerte das schon? Er wollte einfach nur irgendwas tot sehen und sich vorstellen, es sei Saïx.
 

Mit geschickten Fingern legte er seine beiden Waffen aneinander, die sich nach einem kurzen Lichtblitz in ein graues Scharfschützengewehr verwandelten.

Es war ein seltsames Gefühl, links anlegen und mit dem linken Auge durch das Fadenkreuz sehen zu müssen, doch daran würde er sich gewöhnen. Xigbar nahm einen Herzlosen ins Visier, der ein wenig abseits stand und sich verwundert umblickte -–fast so, als merkte er, dass etwas geschehen würde – und betätigte den Abzug.
 

Der Rückstoß presste das Gewehr fest gegen seine Schulter, die Kugel zischte durch die Nacht – und verfehlte. Der Herzlose verschmolz erschrocken mit dem Boden.
 

Xigbar verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte er, der ‚Schütze der magischen Kugeln’ daneben schießen? Natürlich! Vexen hatte es doch klar gesagt – seine Tiefenwahrnehmung war gestört, daher der Schwindel und die Übelkeit. Und ... Der Schütze ballte die Hände zu Fäusten. Das würde bedeuten, dass Saïx doch Recht gehabt hatte. Alles war vorbei. Er würde den Rest seiner Tage als Dusk verbringen, ohne Erinnerungen an sein früheres Leben, ohne das Wissen, einmal ein Mensch, einmal komplett gewesen zu sein.
 

„Hier bist du also“, meinte in diesem Moment jemand hinter ihm.
 

Xigbar hob verwundert den Kopf. „Luxord?“
 

Der Spieler setzte sich neben ihn, penibel darauf achtend, seinen Mantel nicht schmutzig zu machen. „Ich hab' nach dir gesucht.“
 

„Schön, dass ich heute so beliebt bin“, kommentierte Xigbar mit einem bitteren Lächeln. „Was ist los?“
 

„Xemnas will dich sehen.“
 

Er starrte Luxord einen Augenblick lang an und brach dann in irres Gelächter aus. „Also hat Saïx es geschafft. Ich bin so gut wie tot!“ Verzweifelt krallte er die Finger in Luxords Mantel. „Was soll ich tun, verdammt noch mal?! Ich will nicht sterben, nicht so, nicht jetzt! Ich ... “
 

Sein Redeschwall wurde jäh unterbrochen, als Luxord ihm eine schallende Ohrfeige versetzte.
 

Xigbar rieb sich die schmerzende Wange und verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. Der Schlag hatte ihn wieder beruhigt, ihn wieder dazu gebracht, klare Gedanken zu fassen. „Danke. Das hab ich gebraucht.“
 

„Jederzeit wieder.“ Der Spieler schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Hör zu, ich bezweifle, dass irgendetwas passiert. Saïx blufft. Und das noch nicht einmal gut. Ein guter Spieler legt seine Karten niemals offen auf den Tisch.“
 

„Aber er ist mir gegenüber im Vorteil. Er weiß, dass mit mir momentan nichts anzufangen ist, und Xemnas wird sicher eher auf seinen Bettvorleger hören als auf mich.“
 

„Das beste Blatt kann sich noch wenden“, erklärte Luxord geheimnisvoll lächelnd. „Die Glücksgöttin stellt sich auf die Seite der Wagemutigen.“
 

Xigbar hob verwirrt eine Augenbraue. „Das wären aber weder Saïx noch ich ...?“
 

„Korrekt. Ich spreche ja auch von Demyx. Wie würde er es wohl verkraften, dich zu verlieren?“
 

Woher bitte schön sollte er das wissen? Nun ja, zugegeben ... Freudentänze würde der Kleine wohl nicht veranstalten. „Wie geht es dem Kurzen eigentlich?“
 

Luxord seufzte. „Er heult sich deinetwegen die Augen aus, gibt sich für alles die Schuld und hat Angst vor der Zukunft. Ihr beide seid euch recht ähnlich.“
 

„Kann man so sagen“, stimmte Xigbar lächelnd zu und erhob sich. „Ich werd‘ mal nach ihm sehen, wenn Xemnas mit mir fertig ist.“
 

„Viel Glück.“
 

Das würde er brauchen …
 

~*~
 

Xemnas saß wie immer hinter dem Mahagonischreibtisch, die Hände gefaltet, mit stechendem Blick.
 

Der Berserker stand neben ihm und grinste unverhohlen.
 

„Saïx hat mir von deiner Verletzung erzählt“, begann der Superior. „Er hat mir auch seine Bedenken mitgeteilt, ob du durch diese Benachteiligung als Mitglied der Organisation weiterhin tragbar bist.“
 

„Saïx kann sich seine Bedenken sonstwohin schieben“, meinte Xigbar trocken und fügte auf Xemnas‘ tadelnden Blick schnell hinzu: „Ich hab‘ keine Probleme. Alles ist wie immer.“
 

„Das ist eine dreiste Lüge“, zischte der Berserker. „Du kannst nicht einmal richtig gehen, wie willst du da zielen können?“ Er richtete anklagend den Zeigefinger auf Xigbar. „Dur versucht nur, deine Haut zu retten, du Mistkerl!“
 

„Das genügt!“
 

Obwohl – oder gerade weil – die Stimme des Superiors so kalt wie immer geblieben war, zuckte Saïx zusammen wie ein geprügelter Hund. Xigbar erlaubte sich ob dieses Vergleichs ein Lächeln.
 

„Du behauptest also“, wandte sich Xemnas an den Schützen, „dass die Verletzung keine Auswirkungen hat. Bist du auch gewillt, das zu beweisen?“
 

Xigbar schluckte unwillkürlich und dachte an Luxords Worte. „Jederzeit“, meinte er dann nach einer kurzen Pause.
 

Xemnas nickte nur. „Du hast drei Tage. Dann nehme ich mir die Zeit, diese Behauptung zu verifizieren. Du kannst gehen.“
 

Der Schütze verneigte sich und warf Saïx einen spöttischen Blick zu. Er genoss es, wie der Berserker vor Wut kochte und die Finger zu Fäusten ballte.
 

Luxord hatte Recht gehabt: Das Glück war mit den Wagemutigen – oder in Xigbars Falle mit den Waghalsigen.
 

~*~
 

Er musste nicht lange suchen, schließlich wusste er, dass der Junge sich immer aufs Dach begab und Kingdom Hearts anstarrte, wenn er ungestört sein wollte. So auch dieses Mal.
 

„Ich hab gehört, du hast geflennt“, begann Xigbar, während er sich neben Demyx niederließ und dabei das Gesicht verzog, als sich die Wunde an seiner Flanke bemerkbar machte.
 

„Ich hatte Angst", gestand Demyx leise, sah jedoch nicht von seiner Sitar auf, der er mit geschickten Fingern eine melancholische Melodie entlockte.
 

Er wusste, er sollte ihn rügen. Ihm sagen, dass sie keine Angst haben konnten. Aber da er selbst vor ein paar Minuten das beklemmende Gefühl erdrückender Panik erfahren hatte, war er der Letzte, der etwas zu dem Thema sagen sollte.

In einer – wie er hoffte – beruhigenden Geste legte Xigbar seinen Arm und die Schultern des Jungen. „Die haben wir alle von Zeit zu Zeit, kein Grund, sich zu schämen.“
 

„Wirklich?" Jetzt sah Demyx auf und die rotgeweinten Augen brachten Xigbar zum Schlucken.
 

Hatte der Junge sich wirklich solche Sorgen um ihn gemacht? „Wirklich“, bestätigte er und lächelte, als Demyx näher zu ihm rückte und den Kopf gegen seine Schulter lehnte.
 

„Du bist mir also nicht böse?“
 

„Warum sollte ich das sein?“, fragte der Schütze ehrlich verwirrt.
 

Demyx betrachtete ihn mit ernstem Blick und gestikulierte wild. „Wenn ich nicht gegangen wäre, wärst du nicht verletzt worden.“
 

Ein belustigter Laut entkam Xigbars Lippen. Er zerzauste Demyx die Haare und schüttelte den Kopf. „Ich kann gar nicht sauer sein. Wärst du schließlich nicht gewesen, wär‘ ich nicht mehr am Leben.“

Und was ihm zugestoßen war ... er würde nicht den Kopf verlieren wie ein aufgescheuchtes Huhn – das Stadium hatte er bereits hinter sich. Nein, er würde damit zurechtkommen. Irgendwie.
 

Das schien den Jungen glücklicherweise zu beruhigen. Sie schwiegen eine kurze Weile, bis Demyx fragend den Kopf neigte. „Xigbar?“
 

„Hmm?“
 

Statt einer Antwort legten sich behandschuhte Finger auf Xigbars Wange, zwangen ihn, Demyx anzusehen. Im nächsten Augenblick spürte er dessen Lippen auf seinen eigenen. Die Berührung war so sacht, so flüchtig, dass der Schütze für einen Moment glaubte, sie sich eingebildet zu haben.
 

Der nächste Kuss war fordernder, forscher. Instinktiv und animalisch. Und als Demyx sich an ihn presste und sie sich aneinander klammerten wie Ertrinkende an den rettenden Strohhalm, als sich Demyx‘ Zähne in Xigbars Lippen bohrten, so fest, dass sie beide das Blut schmecken konnten, als sich ihre Zungen trafen und als sich Demyx‘ Finger – die die Handschuhe irgendwann abgestreift haben mussten – in Xigbars Nacken krallten, da verstand der Schütze endlich:
 

Sie brauchten sich. Sie brauchten sich, um sich zu beweisen, dass sie fühlten und existierten, auch wenn sie wussten, dass es sich bei diesen Gefühlen einzig um Illusionen handelte.
 

Dennoch waren sie beide mehr als bereit, sich diesen Illusionen hinzugeben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Xaris
2011-03-11T17:06:49+00:00 11.03.2011 18:06
Es könnte "bisschen" eklig werden? xD *Eimer hol* XD
x,x Fazit nach den ersten paar Seiten? Ich gehöre wohl auch zu den zartbeseiteten, auch wenn die Eimersache nicht ernst gemeint war. >D

Xigbars armes Auge. >< Dennoch muss ich sagen, das mir die Erklärung aus BbS besser gefällt und weniger äh, eklig ist? xD'

XD jetzt geht es wohl erst los mit den beiden >D
Von:  Flaire
2008-09-30T18:23:06+00:00 30.09.2008 20:23
So mein herzallerliebstes Ange (es endlich aussprechen kann *.*) Da ja heute dein Geburtseltag ist und ich gestern Abend 'Promise' durch hatte, dachte ich mir ich schreib dir direkt ein Kommi.
Ich hoffe ich bekomme noch was zusammen, da ich gleich alle 10 Kapitel kommentieren möchte. Da ich aber in ein paar Etappen gelesen habe wird es wahrscheinlich nicht so intensiv, wie du es sonst von mir kennst.

Aber ich versuch es jetzt einfach mal:

Mit Myde und Barig fing ja alles an. Die beiden konnte ich dann ja recht schnell zuordenen, doch bei den anderen muss ich immer grübeln, welcher Orga das nun ist. ^.^ Der Anfang war im Vergleich zu der folgenden Geschichte etwas eigen. Das mein ich jetzt nur im positiven Sinne, denn man hatte den Eindruck man befindet sich in einer Piraten-Abenteuer-Geschichte und nicht mehr in KH.
Man war ein Bestandteil von Port Royal, weil du auch so schöne Details und Hintergrundwissen zu dieser 'Welt' mit eingebracht hast. Das hat mich wirklich sehr beeindruckt, denn die Leute aus Port Royal hatten ja auch keine Ahnung von Niemanden, Herzlosen und usw. Du hast es geschafft mit deinen Beschreibungen einen völlig in diese 'Welt' eintauchen zu lassen. <- was ein Satz V.V

Dann allerdings war Barig wieder Xigbar und mit ihm kamen dann die Herzlosen wieder. Die Geschichte machte so wieder eine Kehrtwende und kehrte zurück zu KH. Was dem armen Myde übel aufgestoßen ist. Erst schockt ihn sein neuer 'Freund' indem er sich als rücksichtsloser Mörder zeigt und dann wird er wegen diesem auch noch zum Niemand.
Kein Wunder dass er wie ein Häufchen Elend sich zusammengekauert und nur gehofft hat der Alptraum würde enden. Dann wird der Mann, der dafür verantwortlich ist auch noch zu seinem Mentor.

Wenn man die Wahl zwischen zwei Übeln hat sucht man sich immer das Kleinere und ich denke Demyx hat sich gut damit getan sich für das Leben eines Orgamitgliedes zu entscheiden. Auch wenn die Lehrmethoden von Xigbar sehr eigen sein können. ^,^

Xigbar hat es aber auch nicht immer leicht mit seinen Aufträgen, die er für Zexion und Vexen erledigen muss. Erst die Sache mit der Fee und dann die mit dem Mithril. Gerade letzters hat ja dafür gesorgt, dass er diesen Auftrag nie wieder vergessen wird. Armes Xigbar.

Okay du hattest ja gewarnt und im Grunde weiß ich auch, dass mir solche Doktorszenen gar nicht gut bekommen, aber ich wollte die FF schließlich komplett lesen. Ich hab einfach eine zu gute bildlich Vorstellungskraft. v.v Kein Wunder, dass Demyx fast zusammengebrochen ist. Er muss sich schlimme Vorwürfe gemacht haben, Xigbar nach der Schusswunde nicht direkt zurückgebracht zu haben. Gegen den Stolz ist nun mal kaum ein Kraut gewachsen. Der gute Xigbar muss wirklich sehr hart im nehmen sein, doch gegen gleich zwei unverletzte Gegner konnte er keine Chance haben.

Als Demyx zum Glück noch mehr oder weniger rechtzeitig hinzukommt verändert er sich. Er wollte kein Mörder wie Xigbar sein, doch wird er es um seinen Mentor und Freund zu retten. Ich glaub das war der Moment, indem er bemerkt hat, dass ihm der Schütze noch um einiges wichtiger ist, als bisher geglaubt.

Was Zexion und Vexen angeht ... ich glaube die brauchen Xigbar fürs erste keinen Auftrag mehr zu erteilen. Was ich auch voll und ganz verstehen kann. Schließlich hat er sein Auge fast wegen nichts und wieder nichts verloren.

Allerdings hat mich diese Vergangenheitsszene irritiert. Er war in eine Künstlerin verliebt? Wird das noch genauer erläutert? Man weiß ja noch immer nicht wie genau Xigbar zum Niemand wurde und wenn er vorher verliebt in eine Frau war, wie sich dann alles geändert hat. Das wäre dann sehr interessant zu erfahren.

Apropos ist zwar jetzt völlig aus dem Zusammenhang, aber es gab da noch ne Szene in der ich breit vor mich hingrinsen musste. Als Xigbar darüber nachdenkt, wie sehr Zexion gelitten haben muss, als dieser Axel einweihen musste. Die Vorstellung war einfach nur genial. Das wäre auch wert näher beschrieben zu werden. XD

Was mich dann hat schlucken lassen, war die Tatsache, dass Xigbar fast für/wegen der Orga gestorben ist und dennoch fast ausgeschlossen worden wäre. Da hab ich wirklich fassungslos aufs Blatt geschaut. Gelobt sei Marluxia, dass er im richtigen Moment aufgetaucht ist. Das wäre ebenso ein harter Schlag für Xigbar gewesen, wie den Verlust seines Auges. An sich bin ich mir aber sicher, dass Demyx ihm früher oder später gefolgt wäre... Anbei so schnell kann man die Orga gar nicht verlassen, oder wie war das? Oh, das wäre sehr bitter gewesen. Demyx steigt wegen Xigbar in der Orga ein und Xigbar wird aufgrund eines Fehler ausgeschlossen! Himmel noch mal. Zum Glück ist ja noch mal alles gut gegangen.

*.* Das letzte Kapitel. *zufrieden schnurrt* Das war richtig goldig. Wie sie so beide über das Frühlingsfest spazieren und die ganze Aufregung mal für ein paar Stunden hinter sich lassen können. Ich fand die Szene einfach nur lustig, als Demyx sich darüber amüsiert, dass Xigbar für seinen Vater gehalten wurde. Xigbar fand das wiederum gar nicht witzig.
Die Rache von Xigbar war wirklich fies, gemein, hinterhältig und so, so, Xigbar eben. Aber die beiden haben recht schnell verstanden, dass sie zusammen gehören. Vielleicht kapiert man das ohne Herz einfach schneller als mit.

Sag mal bleibt es bei 12 Kapitel oder kommt noch mehr?

Was gibt es noch zu sagen?
Ach ja Demyx hat Saîx ja einmal als Wolf beschrieben, der seine Beute in die Enge treibt und dann zuschnappt. Du hast es nicht nur so beschrieben, sondern hast Saîx auch so agieren lassen. Ihm wollte ich weder im hellen noch im Dunklen begegnen. Er kam sehr glaubwürdig rüber.

Axel kam zu selten vor, aber die eine Szene hat mir recht gut gefallen. Ich mag es wenn er und Xigbar aneinander geraten. *Diese Wortgefechte anfangirlt*

Xemnas kam auch bedrohlicher und nicht so harmlos rüber, wie es sonst oft der Fall ist. Also bei dir war er echt der 'Chef' der kein Versagen duldet.

Die Auseinandersetzungen zwischen Xigbar und Demyx/Vexen waren auch grandios. Ich mag deinen Xigbar inzwischen richtig gerne. So herrlich garstig und zynisch.

Deine FF hat die höchste Ehrung bei mir bekommen. Ist ausgedruckt und in Glassichthüllen geordnet worden, jetzt fehlt mir nur noch ein Deckblatt dann kann ich nen Hefter drummachen. ^.^ Unter meine Favos wird die FF auch gleich noch gespeichert.

*nach oben schaut*
Ein bisschen hab ich ja noch zusammenbekommen. -^.^-
Ich freu mich jetzt schon riesig auf Kapitel 11.
*Ange Fähnchen schwenkt*

*lieb hat*
*knuddel*

Taja-chan
Von:  Imp
2008-09-30T12:43:30+00:00 30.09.2008 14:43
Dieses Kap. ist phänomenal... *schluck* so dramatisch...

>>> „Was ist das und warum frisst es meine Kekse?“ <<<
Ich liebe diesen Satz...

... und leide mit Xiggy ^^.

Einfach toll.



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