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Die Erbinnen der göttlichen Magie Teil 1

(die Gefährten)
von

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Vorwort

Unsere Geschichte spielt in einem Land jenseits von Raum und Zeit. Es ist das Land der Mythen und Phantasien, in dem Träume wahr werden und das Unmögliche nicht unmöglich ist.

Am Anfang der Zeit kämpften große Mächte um die Herrschaft über die Welt. Chronos, der Herr der Titanen hatte alle Macht an sich gerissen und herrschte mit eiserner Hand. Ihm entgegen standen seine Söhne und Töchter, allen voran Zeus und in harten schweren Kämpfen wurde Chronos entmachtet und in die ewige Verbannung geschickt. Zeus selbst wurde zum Göttervater gewählt.

Chronos in seiner Verbannung sann auf Rache und erschuf eine Kosmische Kraft die Jahrtausende ruhen sollte um dann hervorzubrechen, und Götter und Menschen zu vernichten.

Doch die Götter erfuhren von dieser Kraft und suchten nach einer Möglichkeit dieser Kraft zu trotzen.

Dazu schufen sie fünf Kämpferinnen, jede mit anderen Erfahrungen und Wissen, die wenn die Zeit gekommen war, ausgebildet und zum Kampf gegen die Kosmische Kraft gesandt werden sollten.

Nun ist diese Zeit erreicht, die Heldinnen unserer Geschichte sind jetzt 18 Jahre alt.
 

Diese Geschichte verbindet Teile der griechischen Mythologie mit unserer heutigen Denk und Lebensweise, gewürzt mit viel Humor und Spaß.

Der, der es wagt mit Lesen zu beginnen, sollte gewarnt sein;

sie ist etwas anders, als es zunächst scheint und wenn du einmal in dieser Geschichte steckst, wird es dir nur schwer gelingen wieder aufzuhören.

1. Kapitel

Kapitel 1: 1 Kapitel – kurze Vorgeschichte
 

Der Anfang einer Geschichte ist immer etwas schwierig. Genauso schwierig wie der Anfang eines neuen Lebens. Überall tauchen unerwartete Dinge auf, die das Zukünftige verändern. Durch Dürre trocknet das blühende Land aus. Durch eine Überflutung werden ganze Städte überschwemmt. Durch einen Vulkanausbruch wird das Klima in der Umgebung herum verändert. Durch einen Wirbelsturm werden ganze Landschaften zerstört...

Und durch die Geburt von fünf Kindern wird der Welt die Möglichkeit des Friedens in naher Zukunft eingeräumt. All das geschieht zur selben Zeit auf dem Kontinent Ogias. Ein Kontinent, der erblüht, mit reichlich Wasser, Ackerland und Sonnenschein. Aber auch wenn der meiste Teil des Kontinentes den größten Teil des Jahres gedeiht, wo Sonne ist, gibt es immer auch Schatten. Ogias wurde vor Jahrtausenden in 7 Länder eingeteilt.

Im Norden die Region Nooda, mit den meisten grausamen Wirbelstürmen. Im Osten die Region Ossda, in der eine Dürre fast das ganze Jahr anhielt. Im Süden die Region Suuda, in dem eben in diesem Augenblick der größte Vulkan des Landes ausbrach. Im Westen die Region Weeda, in dem ein Sturm eine große Flut bereits ankündigte. Dann gab es in der Mitte des Landes noch die Region Sunlaida, in der das Klima das ganze Jahr über mild und angenehm war. Die letzten beiden Regionen sind der Untergrund und der Himmel. Beide dürfen nur von Auserwählten oder von Toten betreten werden.

Als die Dürre den Menschen das Leben schwer machte, der Wirbelsturm übers Land fegte, der Vulkan seine Glut ausspuckte, die Flut näher rückte und die Kirschblüten reiften, geschah Etwas überall zur gleichen Zeit. Fünf Frauen lagen in ihren Betten und Freunde, Familie oder Bekannte hielten zum Beistand ihre Hand.

In Nooda zogen dunkle Wolken auf und an dem kleinen Holzhaus rüttelte der Wind mächtig. Ein Mann trat zum Fenster und spähte in die sich schon lange ankündigende Dunkelheit hinaus. Er zog die Vorhänge vor das alte Fenster und trat an das Bett seiner leidenden Frau.

"Halt nur noch ein bisschen durch." bat der Mann diese und drückte zum Verstärken seiner Worte ihre Hand.

Das Drücken der Hand, der Beistand des Mannes und die Hoffnung auf neues Leben halfen der Frau ihre letzten Kräfte zu sammeln und sie überstand die Geburt ohne währenddessen in Ohnmacht zu fallen. Der Mann legte das schreiende, weinende Kind in ein schwarzes Laken und strich das Neugeborene vorsichtig und liebevoll sauber. Sie hatten es überstanden. Gemeinsam konnte nun durch sie ein neues Leben seinen Weg in der großen Welt finden.

"Schau, es ist ein Mädchen." meinte der Mann fröhlich, auch wenn ihm die Tränen über die Wangen vor Glück liefen.

Er wollte eben das Kind in die Arme seiner Frau legen, als er es bemerkte. Alle Farbe wich ihm aus dem Gesicht. Sachte bewegte er sich zu dem durchnässten Bett. Seine Frau hatte die Geburt nicht überstanden. Weinend wiegte er sein Kind zur Beruhigung - im Nacken das Toben des Sturmes. Er wusste, er musste sich und das Neugeborene in Sicherheit bringen, doch er brachte es nicht über das Herz die tote Frau hier so liegen zu lassen. Der Wirbelsturm kam näher und näher, das Toben des Sturmes war mittlerweile unerträglich laut. Er hätte sich gern die Ohren zugehalten, doch er wollte seine Tochter nicht aus den Armen legen. Erst als der Wind das Dach des Hauses unter Krachen und Bersten des Holzes hinfort riss, erwachte der Mann aus seinen Gedanken. Jedoch - es war bereits zu spät und der Wirbelsturm drohte beide zu verschlingen. Es herrschte tiefste Nacht um sie herum. Er drückte sich seine Tochter an die Brust, außerstande sich zu bewegen. Das Bett mit samt seiner Frau flog in die Luft und verschwand im Nichts. Er hätte es am liebsten gehalten, doch zu solchen Kräften war er nicht im Stande. Der Vater wusste, seine letzte Stunde hatte bereits geschlagen. Die Kälte, die der Sturm mitbrachte, gefror fast sein Blut in den Adern. Das Haus riss mit einem Mal in zwei, verschwand wortwörtlich spurlos im Nichts. Doch trotz allem er stand immer noch da, entgeistert mit dem Kind an seiner schützenden Brust. Er konnte sich nicht mehr vom Fleck bewegen, selbst wenn er gewollt hätte. Irgendetwas hielt ihn sicher an Ort und Stelle. Alle Dinge, die der Sturm mit sich nehmen wollte, wirbelten um ihn herum. Die Angst war schon längst zu stark geworden, um sie noch beschreiben zu können. Ein Teil der Tür raste im Sturm auf ihn zu. Der Vater hatte keine Gelegenheit sich zu drehen, geschweige denn auszuweichen. Der Schrank knallte gegen etwas Unsichtbares und wurde in die Luft geschleudert. So geschah es mit jedem Gegenstand, der ihnen zu nahe kommen wollte. Der Vater verstand die Welt nicht mehr. In seiner Angst ging er in die Hocke, hütete das Kind und hoffte nur darauf, überleben zu dürfen.

Als der Wirbelsturm verschwand, die Dunkelheit sich von der Erde löste und der Himmel sich klärte, hockte er immer noch mit dem Kind unbeschadet da, ohne jeglichen Kratzer und ohne Schramme. Damit wusste er bereits, dass er das Kind nicht lange behalten durfte. Das Schicksal hatte ihn nicht ohne Grund verschont.

Weinend umarmte er das Mädchen und rief in den Himmel hinein, "Ich danke euch für dieses Geschenk.“

Langsam wandte er sich zu seiner Tochter, die aufgehört hatte zu weinen. Die Kleine schaute ihn mit großen Kulleraugen an und streckte die winzigen Finger nach ihm aus. Sachte, als könnte sie bei jeder kleinsten Berührung verletzt werden, gab er ihr den kleinen Finger.

„Und im Namen der Götter, die mir die Jahre mit dir geschenkt haben, gebe ich dir den Namen deiner Mutter, die für dich ihr Leben lies. Kleine Zucca."
 

In Ossda machte währenddessen eine andauernde Dürre dem Land zu schaffen. Eine gebärende Frau lag im Bett und schwitzte fast all ihre Flüssigkeit aus. Das wenige Wasser, das die Dorfbewohner noch auftreiben konnten, hatte man ihr ans Bett gestellt. Mehrere Frauen umsorgten eilig die Frau und versuchten ihr, so gut es ihre Mittel zuließen, Beistand zu leisten und für Abkühlung zu sorgen.

Die Frau lag nun schon über 10 Stunden in den Wehen und man wusste, es würde sicherlich kein gutes Ende nehmen. Die Kräfte der Frau ließen nach. Der Mann bereits durch die Dürre verstorben. Und nun drohten Mutter und Kind gemeinsam zu sterben. Die Dorfbewohner beteten die Götter an ihnen nicht das ungeborene Leben einfach so zu nehmen. Doch die Götter schienen ihre Bitten nicht erhören zu wollen und ließen die Frau weitere 2 Stunden in den Wehen und die Helfer zweifelten schon an, das Kind jemals zu erblicken. Die Hitze donnerte erbarmungslos auf das Bambushaus, nichts konnte sie davor schützen. Zur höchsten Stunde der Sonne wurde ihr endlich die Kraft verliehen die Geburt zu vollziehen, zeitgleich wie in all den anderen Regionen des Landes, wie es an diesem heiligen Tage bereits vor Jahrtausenden bestimmt worden war. Sie brachte eine magere junge Tochter zur Welt. Eine Hebamme nahm sie behutsam entgegen, säuberte sie und trennte die Nabelschnur durch. Als sie die Kleine in die Arme der Mutter legen wollte, schüttelte eine andere Frau traurig den Kopf. Die Hebamme hielt inne und erkannte, dass die Mutter bei der Geburt ihr Leben gelassen hatte. Das Baby, das dieses Unglück zu spüren schien, fing an mit lautem Weinen. Die Amme versuchte es zu beruhigen, aber das Neugeborene schrie nur um so lauter.

Die Tür stieß so laut auf, wie es der Junge, der hereineilte, nur vermag.

Als die Herumstehenden ihn schon mahnen wollten, stockte ihnen bereits der Atem.

"Es regnet! Es regnet!" rief er erfreut und wie um seine Worte noch einmal zu bestätigen, hörte man ein tiefes Donnergrollen.

Auf der Straße hatten sich bereits fast alle Dorfbewohner versammelt. Sie alle waren zunächst vom plötzlichen Wolkenbruch erschrocken wurden. Doch als ihnen klar wurde, dass es nicht so schnell mit dem Regnen aufhören sollte, fingen sie an zu lachen. Die Dorfbewohner stellten leere Auffangbehälter heraus und sangen sich freudig für ein abendliches Fest ein, dass dem Regen und dem neugeborenen Kind gewidmet wurde.

Das erste Fest seit Monaten in Ossda, was die kleine Lyiana, ganz müde von der Anstrengung geboren worden zu sein, verschlafen würde.
 

Auf der entgegen gesetzten Seite des Landes, in der Region Weeda, verließ ein Mann, seine Frau tragend auf den Armen, das Haus, wissend dass die Geburt bereits bevorstand. Eine Flutwelle war im Anmarsch. So hoch das niemand sie wahrscheinlich überleben würde, der sich jetzt noch in der Stadt befinden sollte. Der Mann hatte gehofft die Geburt würde sich nicht so lange hinziehen und er könnte dann seine geschwächte Frau fort tragen. Leider meinten es die Götter nicht gut mit ihnen. Die Flutwelle donnerte bereits auf die Küste zu, weiter würden sie nicht mehr kommen. Als das Donnergrollen des Wasser hinter ihnen auftauchte, hielt der Mann an. Er konnte nicht anders als sich umzudrehen und dem Wasser entgegen zu blicken. Es war zu spät, wegrennen brachte nichts mehr. Die Frau stöhnte unter den Wehen, die Fruchtblase war schon vor einer ganzen Weile geplatzt. Sie schaute unter tränenverschmierten Augen dem Wasser entgegen. Das Prasseln des Regens, der seit Stunden ununterbrochen auf die Stadt niederregnete, bemerkten sie nicht. Beide waren ohnehin durch die Anstrengungen schon seit längerem durchgeschwitzt. Beide entschieden sich, in stiller Übereinstimmung, dem Tod entgegen zu blicken. Sie sahen einander an, küssten sich ein letztes Mal, ehe das Wasser sie mit sich fortriss. Die Flutwelle kam schneller als gedacht und überschwemmte die Stadt völlig.

Erst Tage später hatte man den Leichnam des Mannes gefunden. Die Überreste der Frau blieben noch Monate nach dem Unglück verschwunden. In den Trümmern der Gebäude fand man, wie zum Abholen hingelegt, einen frischen Säugling. Die Frau die ihn fand, hatte alles in der Flut verloren und nahm das Kind deshalb an sich. Sie dachte an einen Namen für sie, doch ihre Gedanken drehten sich nur um die Flut, die um die Zeit des höchsten Standes der Sonne kam und den Menschen alles nahm. Dann kam ihr eine Idee. Sie nannte ihre neue Tochter Selena. Selena, das Kind, welches sie im Licht des Mondes fand.
 

Im Süden des Landes Ogias brach einige Zeit vorher der Vulkan aus, überschwemmte die Region mit giftigem Rauch und zerstörte ganze Landschaften. Die Menschen versuchten sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen. Leider wurden sie von dem Ausbruch so überrascht, dass es viele nicht schafften und ein Teil der Altstadt von der Lava bereits eingeschlossen war.

Es war unmöglich ihr zu entkommen und es war offensichtlich, dass das Kind, was an diesem Tag geboren worden war, keine weitere Stunde erleben würde. Die Eltern beugten sich über das weinende Kind, das die Angst der Eltern spürte und es in Geschrei umwandelte.

Die Hitze war bereits unerträglich und die Eltern versuchten mit letzter Kraft irgendwie das Kind zu beschützen. Obwohl die Sache aussichtslos war und sie wussten, dass alles bald ein Ende finden würde, gaben sie nicht auf. Die Lava begann sich an das Haus heran zu fressen. Das Holz des Hauses fing durch die Hitze zu schnell Feuer. Bei dem verzweifelten Versuch mit Wasser die Flammen zu löschen, verbrannte sich der Mann an der Hand. Die Wände gaben nach. Es drohte bereits alles einzustürzen. Ängstlich drückten sie sich an einander, setzen sich auf das Bett und beteten zu den Göttern, dass sie aufhören mögen. Die Wände knacksten und die Decke glühte förmlich. Als das Krachen von Holz über ihnen ertönte, dachten sie ihre letzte Stunde hätte geschlagen. Die Decke stürzte auf sie hinab. Sie hielten sich die Augen zu und drücken ein letztes Mal einander die Hände. Doch – es geschah nichts. Irritiert blickten sie auf. Das Dach lag weit neben dem Bett und brannte dort ungeachtet weiter. Um sie herum schimmerte eine goldene Lichtkugel, die das Bett, die Eltern und das Baby vor Hitze und vor der Lava schützen. Sie konnten das Wunder kaum glauben. Auch Stunden später, als alles um sie herum geendet hatte und der Berg sich beruhigte, waren sie immer noch zu verwirrt um das Geschehene zu begreifen.

Sie standen auf einem kleinen Vorsprung, unangetastet von der Lava. Der Vulkan hatte sich wieder beruhigt.

"Sie hat uns gerettet." meinte der Mann erschöpft und schaute auf die tote Landschaft hinab.

"Ja, das hat sie. Nisola bedeutet in unserem Lande „von der Sonne geliebt“. Ich denke, dass ist ein geeigneter Name für unsere Tochter." nickte die Frau zustimmend und lehnte sich müde an ihren Mann.
 

In all diesen Städten gab es zur Zeit der Geburten eine Katastrophe. Nur im Mittelpunkt des Kontinentes, im Lande Sunlaida wurde ein prächtiges kleines Mädchen in den Armen der jungen Königin geboren. Ihr Name war Axana, das jüngste Kind der Königin, die bereits eine Tochter geboren hatte und einen prächtigen Sohn, der einmal Nachfolger des Königs werden sollte. Für Axana, so wussten sie bereits, war eine andere prächtige Zukunft vorherbestimmt.

Die Götter über dem Land beobachteten das Schauspiel mit Besorgnis. Sie wussten, dass die Zeit gekommen war, wo der gesamte Kontinent bald ein Unheil erleben würde. Ein Unheil wie es in den letzten Jahrhunderten nicht mehr der Fall gewesen war. Die Erfüllung der heiligen Schrift, würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Doch davon ahnten die schlummernden Babys jetzt noch nichts, dass sie allein der Vorbote des vor Millionen von Jahren bereits begonnenen Krieges waren. Ein Krieg, der die Welt noch einmal erschüttern sollte und selbst von den Göttern gefürchtet wurde.

2. Kapitel

2 Kapitel
 


 

Fast 18 Jahre später trafen sich die Propheten beim König des Landes. Jedes Jahr zum Frühlingsfest kamen alle 12 Propheten aus dem ganzen Land zusammen, um die jährliche Versammlung abzuhalten. Axana, die jüngste Tochter der Königin, würde in 2 Tagen ihren Geburtstag feiern. Die Stadt war in heller Aufregung, denn alles sollte zur Volljährigkeitszeremonie perfekt sein. Die Bäcker buken doppelt so viel Brot wie üblich, die Gärtner schmückten das Schloss mit allerlei Blumen und die Imker verfeinerten den besten Honig ihrer Bienen mit Leidenschaft. Der einzige Mensch, der sich für all das Trara nicht interessierte war Axana selber. Sie saß auf einer für sie angefertigten Holzschaukel im Garten. Der Schatten der großen Eiche vor ihr lies sie unbemerkt dort sitzen. Ihr war langweilig. Sie mochte die ganzen festlichen Angelegenheiten nicht. Eine ganz normale Geburtstagsfeier, eine kleine Runde, etwas Kuchen und auch mal ein paar Freundinnen... mehr wünschte sie sich nicht wirklich. Jedes Jahr wurde das gleiche Fest veranstaltet. Die ganze Stadt musste ihr Geschenke geben und sie selber saß von früh bis spät nur auf einem Stuhl und nahm sie entgegen. Das alles langweilte sie fast schon zu Tode.

„Prinzessin Axana, Prinzessin Axana.“ rief ein Dienstmädchen nach ihr.

Axana seufzte leise. Sie zog den Haargummi fest und stand auf.

„Ich bin hier.“ antwortete sie deutlich und lief der Bediensteten entgegen.

Ihre orange-braunen, hochgesteckten Haare verfingen sich in einem Strauch und durch den Schmerz fluchte sie leise auf. Das Dienstmädchen kam herbeigeeilt, verbeugte sich entschuldigend und befreite die Haare aus dem Gewächs. Mehrfach entschuldigend und verbeugend trat sie danach vorsichtig zurück und bat um Vergebung. Axana lächelte zaghaft. Sie mochte es nicht wenn die Leute sie so umsorgten und sich für alles tausendmal entschuldigten.

"Prinzessin Axana, eure Schneiderin verlangt nach euch. Ihr sollt euch umziehen." erinnerte die Bedienstete eilig, weil die Zeit drängte.

"Wieso so in Eile? Das Fest der Volljährigkeit soll doch erst in ein paar Tagen beginnen." wunderte sich Axana.

"Ihr müsst vorweg noch vor die heiligen Propheten treten. Sie baten darum euch anzusehen." erklärte das Dienstmädchen rasch.

"Was wollen denn die von mir?" fragt sich die Prinzessin, folgte ihr aber wortlos und gehorsam zurück zum Schloss.

Axana bereitete sich in ihrem Gemach in Ruhe vor. Die Schneiderin zwängte sie mal wieder in ein viel zu enges Korsett. Wenn sie die Luft einatmete schmerzten ihre Rippen. Jedes mal die gleiche Prozedur. Sie hoffte, dass dieser Tag bald ein Ende haben würde.

"Und. Können sie noch atmen?" fragte sie Schneiderin konzentriert und zupfte an ihr herum.

"Nein." schnaubte Axana und verzog dabei vor Schmerzen das Gesicht.

"Dann sitzt es perfekt." lächelte die Schneiderin und wendete sich einem Dienstmädchen zu, "Geh und sag bescheid, dass die Prinzessin nun zu Tisch kommt."

Das Dienstmädchen eilte davon. Axana schaute die verschlossene Tür an. Sie wollte nicht hinunter. Wer wusste denn schon wieso die Propheten sie wirklich sehen wollten?

Ein paar Minuten später wurde sie in Begleitung von 2 Bediensteten nach unten geleitet. Im großen Saal angekommen sahen ihr schon die 12 Propheten entgegen. Alle trugen lange braune Kutten und hatten Barthaare, die bis zum Bauch runter reichten. Axana mochte sie nicht. Als sie kleiner war, fünf oder sechs Jahre alt, hatte sie versucht den Herren „Guten Tag“ zu wünschen. Doch anstatt, dass diese es erwidert hatten schauten sie das kleine Mädchen damals nur mit großen Augen an und redeten lateinische Wörter in ihre Bärte. Das war Axana nicht geheuer gewesen. Seit dem Tag mied sie die alten Männer.

„Da bist du ja.“ strahlte die Königin ihr entgegen.

Der König selber nickte ihr zu und wies seine Tochter an, an dem runden Tisch mit platz zu nehmen, an welchem sich alle bereits versammelt hatten. Axana behagte das Gefühl nicht, sich mit diesen Männern an einem Tisch zu befinden. Doch sie tat wie ihr geheißen und setzte sich.

„Guten Tag ehrenwerte Prinzessin Axana.“ sprach der älteste Mann in der Runde.

Zumindest sah er mit seinem langen weißen Bart, den weißen buschigen Augenbrauen, und den Falten im Gesicht so aus. Sei wunderte sich, dass diese Menschen die normale Sprache zu beherrschen schienen, denn bisher hatte Axana sie nur lateinisch reden hören.

„Guten Tag.“ nickte die Prinzessin ihnen höfflich zu.

„Sie wurden von uns hergebeten, da ihr 18. Geburtstag bevorsteht. Dieser Tag ist in den alten Schriften erwähnt worden und deshalb sind wir hier.“ erklärte er ruhig und langsam.

„Wie erwähnt?“ wundert sich Axana und achtete dabei nicht sehr auf ihre Höfflichkeit.

„Ich muss mich für meine Tochter entschuldigen.“ meint der König höflich mit einer kleinen Kopfverbeugung, „sie ist gerade in ihrer schwierigen Phase.“

Axana errötet leichte. Das klang als wäre sie noch ein Kind, das überhaupt keine Regeln des Benehmens kannte.

„Keineswegs, keineswegs!“ rief der alte Mann, „ihre Tochter ist schon sehr erwachsen und bereit einen ihr vorherbestimmten Weg zu Beschreiten.“

Danach wandte er sich wieder Axana zu, die nun gar nichts mehr verstand. Ein auferlegter Weg? Was hatte das zu bedeuten? Wieso waren die Propheten wirklich gekommen? Scheinbar nicht um ihr, wie sie einst dachte, zur Volljährigkeit zu gratulieren.

„Mein Name ist Listapha. Wir sind heute gekommen um Ihnen, werte Prinzessin, ihr Schicksal zu offenbaren. Und wir müssen sie bitten, heute noch das Land zu verlassen, um sich auf einen bald beginnenden Krieg vorzubereiten.“ erklärte der Prophet fröhlich.

Fast mit solch einer Fröhlichkeit als wäre es normal, das Land zu verlassen, ein unklares Schicksal anzutreten und sich auf einen Krieg sich vorzubereiten, der noch nicht mal ausgebrochen war.

„Ich versteh nicht ganz was sie meinen?“ hinterfragte Axana die Geschichte erneut.

„Ihr, werte Prinzessin, seit eines der 5 Babys aus der Prophezeiung, die am selben Tag, zur selben Stunde, gar zur selben Minute und Sekunde geboren wurdet. Bisher habt ihr vielleicht noch nichts Wundersames an euch bemerkt, aber nur euch ist die Kraft verliehen worden die anderen vier Kinder zu finden und gemeinsam Schüler des silbernen Tempels zu werden.“ meint Listapha, stand auf und macht eine tiefe Verbeugung nach seiner Erklärung.

„Entschuldigen sie mich bitte, aber ich glaube für solche Märchen bin ich etwas zu alt.“ meinte Axana trotzig und stand auf.

Sie war nicht abergläubig. Und wenn da 1000 Leute ihr so eine Prophezeiung vorhersagen würden, sie würde nicht daran glauben. Schon gar nicht, wenn sie sich allein auf die Suche nach vier Mädchens machen soll. Vielleicht noch richtige Bauerntrampel, die keine Manieren hatten.

„Axana!“ rief ihr Vater wütend, als sie zur Tür ging.

„Entschuldige mich bitte Vater, aber so ein Geschwätz muss ich mir nicht anhören.“

Sie wollte eben die Tür öffnen, als die Propheten sich alle zugleich erhoben und sie gemeinsam baten zu warten. Unschlüssig blieb die Prinzessin stehen und drehte sich noch einmal um.

„Es tut mir leid werte Herren, aber ich glaube nicht an eine Prophezeiung in der ich mit vier Kindern allein die Welt retten kann.“ mit diesen Worten verlies sie den Saal und lies ihre Eltern und die alten Männer zurück.

„Entschuldigt unsere Tochter. Sie ist noch ein Kind. Sie hat keine Geduld.“ rechtfertigte sich der König und stand auf.

„Warten Sie bitte eure Majestät.“ bat Listapha, „sie brauchen ihr nicht nachzueilen. Sie selber wird die Macht, die sie an ihr Schicksal bindet heute Nacht entfachen. Wir möchten sie daher bitten, ihrer Tochter nicht böse zu sein, wenn sie am nächsten Morgen bereits ihre Reise angetreten hat.“

Der König setzte sich und hörte den Propheten bis zum Schluss zu. Er selber wurde viele Jahre vor Axanas Geburt bereits mit seiner Gemahlin auf das Schicksal seiner Tochter vorbereitet. Er dachte Axana würde verständnisvoller und erwachsener sein, doch so musste sie wohl nun in ihrem Trotz allein ihren Weg finden. Noch kurz darauf, als die alten Propheten wieder in ihre Regionen zurückkehrten, verfasste er einen Brief an seine Tochter. Einen Brief, den er ihr über ein Dienstmädchen zukommen lies, welches den Auftrag hatte ihn so zu verstauen das er nicht gleich gefunden werden konnte.

3. Kapitel

3 Kapitel
 

Mitten in der Nacht wird Axana von komischen Geräuschen geweckt. Verwirrt und blinzelnd schaute sie sich in ihrem Gemach um. Woher kam der Lärm? Sie stand auf und ging zum Fenster. Draußen, vor dem Fenster, sogar vor dem Schloss spielte sich etwas Beängstigendes ab. Eine riesige Wolke aus schwarzem Rauch kam näher und näher... Direkt auf das Schloss zugestürmt.

Was war das? Ängstlich machte Axana mehrere Schritte zurück und hoffte drauf, dass sie nur träumen würde. Doch ihr wurde rasch bewusst, dass dies hier kein Traum sein konnte. Die Geräusche, die sie wach gemacht hatten, schienen direkt aus der Wolke zu kommen. Konnte das sein? Konnte eine Wolke solche schaurigen Geräusche von sich geben?

"Prinzessin! Prinzessin!" rief es plötzlich an ihrer Tür und jemand hämmerte dagegen.

Etwas Erleichterung machte sich in ihr breit. Die anderen im Schloss waren auch bereits auf den Beinen und man würde sich sicherlich gleich aufklären, was es mit der Wolke auf sich hatte.

"Ja." schrie sie laut den Männern vor ihrer Tür entgegen.

Aber diese schienen sie nicht zu hören. Denn sie donnerten weiter laut gegen die Tür und riefen, "macht die Tür auf Prinzessin. Macht die Tür auf! Wir müssen euch in Sicherheit bringen."

Axana rannte zur Tür und wollte den Riegel öffnen, als sie bemerkte, dass der Riegel gar nicht vorgelegt wurden war. Sie packte die Klinge und versuchte sie aufzuziehen, doch nichts geschah. Die Tür ging nicht auf. Entsetzt begann sie nun auch wild gegen die Tür zu hämmern, denn Panik machte sich in ihr breit.

Das gruslige Geräusch kam immer näher und näher. Um das Schloss herum wurde alles düster. Die Wachen hämmerten immer noch gegen die Tür und Axana tat es ihnen gleich, doch es brachte nichts. Es war fast so, als könnten die Wachen sie nicht hören. Erschöpft vom vielen Rumgeklopfe lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür. Was sollte sie bloß tun? Die Wolken am Himmel waren bereits über dem Schloss angekommen und Axana hielt den Atem an. Blitze zogen über dem Schloss knapp vorbei.

Vorsichtig ging sie zum Fenster und spähte hinauf in den Himmel. Das gab es doch nicht! Dort eben flogen Leute... nein Tiere durch die Luft.

Von ihnen kam das Kampfgeschrei. Axana wich vom Fenster zurück. Diese Wesen waren mittlerweile so nah, dass sie gleich im Schloss einfielen mussten. Aber was suchten sie hier? Was wollte man denn in ihrem Schloss holen?

"Prinzessin!" flüsterte eine Stimme mit einem Mal im Raum und etwas Lichtartiges tauchte auf dem Bett auf.

"Was, was bist du?" stotterte Axana herum und wich nun auch von ihrem Bett zurück.

"Prinzessin ihr müsst mir folgen. Ihr seit in großer Gefahr. Wenn die Untoten euch sehen Prinzessin, dann werden sie euch töten!"

Langsam verschwand das Licht und Axana erkannte einen... Drachen? Sie zog die Augenbraun hoch und sah genauer hin. Auf ihrem Bett saß ein Drache in Miniaturausgabe und dieser konnte auch noch sprechen.

Vielleicht war das alles doch nur ein Traum und sie machte sich umsonst sorgen. Sie kniff sich in die Wange, doch komischerweise tat das dann doch etwas mehr weh als gedacht.

"Was bist du?" fragt Axana nach.

"Wir haben keine Zeit für Fragen Prinzessin. Berührt mich und lasst uns vor den Dongxis fliehen. Die anderen warten bereits nur noch auf euch." bat der kleine Drache sie und flog eilig auf sie zu.

"Welche anderen?" wunderte sich Axana, doch plötzlich waren Geschrei im ganzen Schloss zu hören.

Die Monster, was auch immer sie waren, fielen ins Schloss ein.

"Jetzt beeilt euch doch!" flehte der Drache nervös, denn er schien Angst um ihre Sicherheit zu haben.

"Es ist nur ein Traum. Es ist nur ein Traum." murmelte Axana kopfschüttelnd und wollte sich in Gedanken wieder ins Bett legen, als die Tür gesprengt wurde.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie in das Gesicht eines Wesens, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Dann flog schon der kleine Drache auf sie zu und alles um sie herum verschwand. Der Speer, der auf sie geworfen wurden war steckte nun in der Wand auf der anderen Seite.

Axana schlug mit dem Gesicht auf nassen Boden auf. Leichter Nebel um sie herum verwirrte sie zusätzlich. Sie befand sich nicht mehr im Schloss, soviel war sicher. Aber wo war sie dann gestrandet?

"Steht auf Prinzessin steht auf!" rief der kleine Drache, der ganz in ihrer Nähe zu sein schien, "der Meister kommt. Der Meister kommt."

Axana stand vorsichtig auf. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie schon längst nicht mehr allein war.

4. Kapitel

4. Kapitel
 

In dem Nebel, der diesen feuchten Schauplatz umgab, standen noch vier weitere Gestalten mit einem Mal auf. Axana konnte sie nur schemenhaft erkennen. Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken. Alle Fünf blickten nun auf eine Stelle vor ihnen, wo sich der Nebel wie von selbst teilte.

Ein Mann, nicht älter als 50 würde man meinen, trat zu ihnen.

"Guten Tag Auserwählte." meinte er freundlich und nickte ihnen zu.

"Auserwählte?" fragt eine Stimme rechts von Axana.

Langsam konnte sie nun doch alle Gestalten erkennen, da der Nebel sich aufzulösen schien.

Ein junges Mädchen, es könnte in ihrem Alter sein, sprach zu dem alten Mann.

"Ja Auserwählten. Doch lasset uns erst einmal hineingehen gehen." schlug der alte Mann vor und drehte sich um.

Im Hintergrund tauchte ein Häuschen auf, wenn man es so nennen konnte. Irgendwas wirkte an dem Haus unnormal. Es war nicht aus Stein, es war nicht aus Lehm, es war nicht aus Holz... aus was war es dann?

Die Gestalten traten gemeinsam näher an das Haus und folgten somit dem Mann. Das Haus schien sich von allein zu bewegen. Aber konnte das sein?

Der alte Mann führte sie in einen Raum, in dem ein kleiner viereckiger Tisch stand, nicht mal auf Kniehöhe. Die Wände bestanden aus einer Art Ranken, die sich leicht zu bewegen schienen.

Die anderen Gestalten versammelten sich, nachdem der Mann ihnen ein Handzeichen gegeben hatte, mit um den Tisch. Zugleich setzen sie sich hin. Axana schaute sich um. Es sah alles irgendwie sehr merkwürdig auf, von den anderen Gestalten, die sich alle als Mädchen in ihrem Alter entpuppten, mal ganz abgesehen.

Der Mann nickte in die Runde und begann zu sprechen, „mein Name ist Kouhei und ihr befindet euch aktuell in einer Welt zwischen den Göttern und eurer eigenen.“

„Wie bitte?“ sprach ein Mädchen ihn an und stand auf, „dann sind wir also wirklich in einer anderen Welt?“

Sie hatte grüne Haare und trug eine passende Hose dazu. Ansonsten, wenn man das bei der Haarfarbe meinen konnte, sah sie ganz normal aus.

„Setz dich bitte Lyiana.“ bat der Mann sie höfflich.

Lyiana, die das Mädchen hieß, errötete etwas leicht und setzte sich eilig wieder hin. Sie selber hatte bisher auch nicht auf die anderen Mädchen geachtet. Doch jetzt huschten eilige Blicke kurz über dem Tisch entlang, bevor sie sich wieder Kouhei zuwandten.

„Also ich find das irgendwie cool.“ meinte jetzt ein anderes Mädchen am Tisch und lächelte, „ich wollt schon lange wissen ob es andere Welt als die unsere gibt.“ bei diesen Worten fuhr sie sich durch ihre türkisblauen Haare und nahm die Katzenohren, die sie als Schmuck trug ab.

„Ich weiß nicht was daran cool sein sollte. Meine Eltern machen sich sicherlich schon große Sorgen um mich.“ erwiderte nun das Mädchen gegenüber von Axana.

Sie sah von allem am ausgeflipptesten aus mit ihren pinken, langen Pferdeschwanz und den knalligen Sachen passend dazu.

„Mach dir keine Gedanken Nisola, deine Eltern sind im Moment außer Gefahr. In der Zeit jedoch wo ihr jetzt hier herumdiskutiert, fallen die Untoden über das gesamte Land Ogias her und unterwerfen die Bevölkerung.“ erklärt Kouhei besorgt.

„Was sind das für Wesen?“ will nun eine leise Stimme am Tisch wissen, die düster dreinblickt.

Du ihrer düsteren Miene trägt sie ganz schwarze Sachen und spielt mit einer kleinen Drachenstatur in ihrer rechten Hand herum.

„Zucca und die ihr, “ dabei sah er nun die Runde an, „hört jetzt auf Fragen zu stellen. Ich möchte ohne Unterbrechungen erklären wieso hier her seit und was es mit der Legende auf sich hat?“

„Legende?“ wollte Axana fragen, verkniff es sich jedoch noch eilig.

Kouhei stand auf und holte eine alte, goldene Papierrolle mit einem Schwenker seiner Hand aus dem Nichts hervor. Diese legte er auf dem Tisch aus und begann laut und ruhig vorzulesen:
 

„Vor langer, langer Zeit lebten auf Ogias die verschiedensten Arten von Geschöpfen in friedlicher Natur zueinander. Die Götter beschützen die Reiche der Lebenden und der Toten und sicherten somit den Frieden auf der Welt. Es gab nur das Hier und Jetzt und das Reich der Toten. Man ging davon aus, dass dieser Frieden ewig wären würde. Nur leider kam es 1000 Jahre später dazu, dass ein Gott die Meinung der anderen Götter nicht mehr teilte. Er war der Auffassung das gute und böse Geschöpfe im Tode getrennt von einander weiter leben sollten. Die anderen Götter stritten sich mit ihm und in ihrer heiligen Welt brach ein Kampf aus. Ein Kampf der den Tod des aufsässigen Gottes mit sich zog. Jedoch verfluchte er dafür ihre Welt, teilte sie mit seiner unendlichen Kraft in mehrere Gebiete und erschaffte somit Himmel und Unterwelt. Des weiterem versprach er, dass in 10.000 Jahren die Unterwelt zum Leben erwachen würde und das Leben auf dem Planeten unterwerfen würde. Da die Götter nicht befugt seien in das Leben auf dem Planeten einzugreifen sollten sie zusehen, wie ihre schöne Welt zugrunde ging. Der verfluchte Gott starb durch die Macht aller anderen Götter zusammen, doch den Fluch konnten sie nicht von sich nehmen. So warteten sie stillschweigend darauf, dass ihnen etwas einfiel mit dem sie den Untergang der Welt vermeiden konnten. Mehrere Jahrtausende fiel ihnen kein Rat ein. Sie wurden ratlos, bis die Frau des verstorbenen Gottes diese kommende Katastrophe nicht mehr länger mit ansehen konnte. Um den Fluch eines einzigen Gottes zu brechen, so stand es in den alten Schriften, musste sich eine Macht gegen ihn stellen, die ihm ebenbürtig gewesen war. Nun denn wussten die Götter jedoch, dass eine Göttin nicht dieselbe Macht wie ein Gott hatte. Und daher versuchten sie zu verhindern, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte. Doch niemand war in der Lage ihre Sturheit zu überbieten und zu brechen. Und so opferte sich die Göttin und vermachte ihre mächtige Macht dem Planeten, dem ihr Mann den Tod gewünscht hatte. Da sie aber den Fluch nicht aufheben konnte, da sie zu schwach war, verteilte sie ihre Kraft auf fünf Seelen, die erweckt werden sollten, denn der Kampf bevorstand. Damit war es vorherbestimmt, dass in Ogias fünf Kinder auf die Welt kommen sollten. Fünf Kinder die, die Macht einer gemeinsamen Göttin in sich trugen sollten um den Fluch zu brechen und den Frieden auf dem Planeten wieder herstellen sollten. Fünf Kinder in den unterschiedlichen Region auf der Welt verteilt, alle unter anderen Umständen aufgewachsen und doch nur gemeinsam stark genug den Frieden auf der Welt wieder zu sichern.“
 

Als der Mann geendet hatte schauten sich die fünf Mädchen alle samt an. In all ihren Köpfen stellte sich dieselbe Frage. Sie fünf sollten die Kinder sein, denen es bestimmt war die Welt vor der Vernichtung zu bewahren? Wie sollten sie, die genauso normal wie alle anderen waren die Kraft aufbringen gegen die gesamte Unterwelt zu bestehen?

5. Kapitel

5 Kapitel
 

„Entschuldigung, aber ich glaube man verwechselt mich.“ meinte Axana, „ich bin eine Prinzessin und keine Heldin die gegen irgendwelche Hexen und Zauberer oder gar Drachen kämpfen kann.“

„Das eine kann das andere ergänzen.“ antwortet der alte Mann und rollte die goldene Papierrolle zusammen.

„Ich glaube sie missverstehen mich.“ erwiderte Axana erneut und stand auf.

„Keineswegs. Ich glaube auch, dass die anderen sich momentan genauso missverstanden fühlen wie du, aber komisch, von ihnen hör ich keine Worte der Proteste.“ sagte Kouhei etwas leicht genervt.

„Alter hör mal!“ fuhr Axana ihn jetzt an, „ich bin eine Prinzessin und ich befehle dir augenblicklich mich zurück...“

„KLATSCH!“

Zucca war aufgestanden und hatte Axana eine Ohrfeige verpasst. Axana stand starr vor Schock da. Noch nie hatte es jemand gewagt sie zu ohrfeigen!

„Halt mal die Luft an.“ meinte Zucca genervt, „nur weil du eine Prinzessin bist hast du nicht das Recht die Leute um dich herum voll zugehen. Setz dich und lass den alten Kouhei zu ende erzählen.“

Axana war starr von der Ohrfeige noch, so dass sie sich einfach wortlos setze, dem Befehl folge leistete. Zucca setzte sich ebenfalls wieder auf ihre Knie und alle anderen Mädchen in der Runde starten sie förmlich verdutzt an. Scheinbar bewunderten sie Zucca, weil sie den Mut gehabt hatte und die Prinzessin einfach zum Schweigen gebracht hatte. Nisola würde sogar am Liebsten applaudieren, doch das würde hier blöd kommen. Außerdem hatten ihre Eltern ihr Benehmen beigebracht. Wie es ihnen wohl aktuell ergeht? Nisola wurde wie alle anderen mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und von einem Fabelwesen hierher verschleppt, in Sicherheit gebracht. Zeit zum Fragen stellen war nicht wirklich gewesen.

Lyiana, Zucca und Selena quälten ganz ähnliche Fragen. Sie machen sich auch Sorgen um ihre Familie, jedoch müssen sie auch an die Prophezeiung denken. Gehören sie wirklich an zu diesen fünf Kindern aus der Legende? Hatte man sich in ihnen nicht getäuscht?

Kouhei ergriff wieder das Wort, „wie ich bereits sagte, ich bin Kouhei und der Wächter der Ebenen dazu. Ab jetzt bin ich euer Ansprechpartner in euren Ausbildungen falls ihr Probleme haben solltet oder weitere Fragen aufkommen sollten.“

„Ausbildung?“ zog Selen die Augenbraun hoch, „hören sie ich habe bereits eine gute Ausbildung als Schafhirtin. Ich weiß wie anstrengend diese bereits war. Aber aus ihrem Mund hört sich Ausbildung nicht wie Ausbildung an. Zum Schafhirten wird man hier sicherlich nicht ausgebildet. Als was dann?“

Kouhei lächelte leicht, „ich merke schon, man hat euch bereits gelehrt einwenig mitzudenken.“

Axana schnaubte, aber als sie Zuccas Blick vernahm sagte sie nichts weiter.

„Es ist folgender Maßen: ihr durchschreitet in dem nächsten Jahr drei verschiedenen Etappen. Die Kunst des Gelehrten, die Kunst des Kampfes und die Kunst der göttlichen Führung.“

„Das versteh ich nicht.“ meldete sich Lyiana zu Wort, „was ist mit diesen Künsten gemeint?“ Es hört sich äußerst kompliziert an. Besonders die Kunst des Gelehrten.“

Zucca interessierte etwas anderes, „wie ein Jahr? Wir sollen erst mal in aller Ruhe ein Jahr trainieren und dann in die Trümmer unserer Heimat zurückkehren oder wie haben sie sich das gedacht?“

„Was hast du denn erwartet? Hier her zu kommen, von mir eine Macht verliehen zu kommen alles zu besiegen und dann wäre alles in Ordnung gebracht?“ wollte Kouhei Mundwinkel verzerrend wissen.

„Na ja, jedenfalls so ähnlich.“ meint Axana.

Die anderen stimmen ihr im Stillen zu. Aber wie es scheint wird es doch nicht so einfach, wie am Anfang von jedem einzelnen gedacht, nachdem die Rolle vorgelesen worden war.

Kouhei schloss kurz die Augen um zu verschnaufen. Danach antwortete er wieder ruhiger, doch seine Stimme bebte trotzdem leicht.

„Ich kann euch leider nicht sagen, wie euer Planet in einem Jahr aussieht. Ein Jahr ist eine lange Zeitspanne und doch wurde sie von den Göttern persönlich vorgeschrieben. 1 Jahr Tausend ist die Zeit, die Götter brauchen um ihre Kraft in sich zu entdecken. Und ein ganzes Jahr ist vorgeschriebene Zeit für die Menschen, festgelegt in den alten Schriften. Das Einzige was ich für euch im Moment tun kann, ist euch in eine andere Zeitebene zu bringen, auf einen anderen Planeten. Jedoch, solange wir hier sitzen und ich jedes Mal in meiner Erklärung wegen Zwischenfragen stoppen muss, verrinnt die Zeit weiter auf eurer Welt. Jede Minute ist kostbarer als je zu vor. Daher bitte ich euch, seit etwas geduldiger mit euren Fragen und habt sie euch für euren Sensei Toya auf.“

"Wer ist T..." wollte Axana fragen, jedoch unterbrach sie Kouhei einfach.

"Die Zeit drängt. Euer Lehrer erklärt euch später den ganzen Rest." er drehte sich rasch um und rief, "Justin."

Der kleine Drache, der sie hier her gebracht hatte, eilte herbei. In seinem kleinen Mund befand sich eine alte Schachtel. Er lies sich sanft auf den Tisch gleiten und legte das Kästchen vor den Herrn.

"Danke dir, Justin." nickte Kouhei und öffnete die Schachtel.

In ihr lagen fünf aufeinander gestapelte rote Broschen.

"Was sind das?" fragte diesmal Nisola interessiert nach.

"Jeder von euch nimmt sich eine dieser Broschen und heftet sie sichtbar an seinen Oberkörper an. Diese Brosche dient als Erkennungsmerkmal für Toya, falls ihr euch verlieren solltet oder etwas was anderes geschieht."

Als sich alle Mädchen eine Brosche genommen hatten und sie sichtbar an ihrer Kleidung befestigt hatten, stand Kouhei auf und ging wieder zur Tür zurück. Diese teilte sich ganz von selbst und lies nun gleißendes Sonnenlicht in das Zimmer fluten. Für den Bruchteil einer Sekunde sah es übernatürlich hell aus, aber danach erhoben sich die fünf und folgten ihm hinaus.

Die Umgebung schien sich verwandelt zu haben, seit dem der Nebel verflogen war. Ein großer, gepflegter, grüner Garten breitete sich vor ihnen aus. Schneeglöckchen und Tulpen blühten zu gleich. Ein kleiner Springbrunnen verzierte den Garten zusätzlich und Wege aus weißen Kieselsteinen führten in die verschiedensten Ecken der grünen Fläche.

Jedoch neben dem Springbrunnen stand etwas, was hier in dieses Bild irgendwie nicht reinpasste. Ein rostiges altes Tor, das zu flimmern schien. Und wie es nicht anders kommen konnte führte Kouhei sie genau dorthin.

Als sie näher kamen bemerkten sie, dass sich noch etwas Nebel an dem rostigen Tor befand. Doch als sie vor dem Tor standen wurde ihnen bewusst, das der Nebel eher aus dem Tor heraustrat und nicht um es herum schwebte. Nisola fuhr mit den Fingern durch ihn hindurch und ein eigenartiges Gefühl machte sich in ihr breit. Der Nebel fühlte sich so aufgeladen an, als würden Zitteraale in ihm stecken.

"Geht nicht zu nah ran." warnte sie Zucca vor, die eben dasselbe vorhatte.

Kouhei trat an sie heran und meinte streng, "ich verabschiede mich hiermit von euch. Diesen Weg durch das Tor müsst ihr allein bestreiten. Als Wächter darf ich andere nur leiten aber nicht geleiten."

"Wir müssen allein hier durch?" hakte Axana zittrig nach.

"Ja, das ist der einzige Weg in eine andere Zeit zu gelangen. Wenn das Jahr herum ist wird sich das Tor erneut für euch öffnen. Seit daher erst einmal unbedenklich, was den Rückweg angeht." erklärte Kouhei und trat einen Schritt zurück, damit sie das Tor passieren konnten.

Lyiana wagte sich als Erste vor. Sie schaute die anderen vier Mädels an und glitt dann wortlos durch das Tor hindurch. Sie wurde vom Nebel regelrecht verschluckt. Selene trat an das Tor nun selber heran und zitterte.

"Muss ich wirklich allein hindurchgehen?"

Nisola nahm ihre Hand und stellte sich neben sie, "lass uns gemeinsam gehen."

Selena lächelte dankbar und gemeinsam verschwanden sie ebenfalls im Nebel.

"Willst du auch an die Hand genommen werden?" fragte Axana etwas hoffnungsvoll, denn dann müsste sie auch nicht allein hindurchgehen.

Aber Zucca schien sie nicht einmal für voll zu nehmen. Sie sagte nichts, als sie auf das Tor zuging. Sie nickte nur Kouhei kurz zu und verschwand selbstständig im Nebel.

Axana nahm als Letzte ihren ganzen Mut zusammen, zitterte noch einmal kurz bei dem Gedanken welch schreckliche Dinge am anderen Ende auf sie warten mögen. Danach folgte sie mit zugekniffenen Augen den anderen Mitstreiterinnen durch den Nebel.

6. Kapitel

6. Kapitel
 

Lyiana sah sich um. Sie befand sich mitten in einem Urwald. Hinter ihr hörte sie Geräusche und machte daher für die anderen Platz. Als alle fünf eingetroffen waren, verschwand das Tor einfach so im Nichts.

"Ein Urwald?" echote Nisola verwundert.

"Vielleicht sind wir auf der falschen Seite rausgekommen?" überlegte Lyiana.

"Gibt es in einem Urwald wirklich wilde Tiere?" will Axana ängstlich wissen.

"Löwen, Tiger, Schlangen, Spinnen, Pandas und ab und an sicher auch mal einen Drachen." leierte Zucca herunter, als wäre nichts dabei.

Eine Liane berührte soeben Axanas Schulter und sie schrie angstvoll aus Leibeskräften auf. Sie sprang hinter Selena, als könnte diese sie vor Raubtieren und Schlangen beschützen.

"Das war eine Liane, Axana." schüttelte Lyiana verständnislos den Kopf.

Axana stand zur vollen Größe wieder auf, streckte ihre Brust raus und meinte, "das wusste ich doch! Wollt nur wissen, wie ihr drauf reagiert!"

Lyiana hab die Augenbraun an, öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch der mörderische Schrei einer Kreatur in ihrer Nähe lies sie zusammenfahren.

Irgendetwas sehr, sehr großes war nur ein paar Meter von ihnen entfernt gelandet. Die mächtige Vibration, die es dabei auslöste, war noch deutlich in ihren Beinen zu spüren.

"Was war das gewesen?" flüsterte Selena beängstigend.

"irgendetwas großes." flüsterte Zucca und zog ein Taschenmesser aus ihrer schwarzen Hose hervor.

Leise und langsam tastete sie sich in die Richtung vor, als der der Schrei gekommen war.

"Ich find das keine gute Idee." hauchte Nisola nur noch, "lasst uns lieber in die andere Richtung verschwinden."

"Nicht bevor ich nicht herausgefunden habe, was es gewesen ist. " erwiderte Zucca und ging vorsichtig weiter.

"Vielleicht will es uns ja fressen?" meinte Axana und hielt sich ängstlich an Selenas Arm fest.

"Das finden wir nur heraus, wenn wir herausgefunden haben, was es war." antwortete Zucca und lies sich nicht von ihrem Weg abbringen.

Dafür war ihre Neugier auf etwas neues, unentdecktes viel zu groß. Mit dem Taschenmesser voran in der Hand ging sie immer weiter und weiter. Sie schob die großen Blätter, die ihr die Sicht nahmen, zur Seite. Plötzlich bebte die Erde erneut. Zur selben Zeit war ein zweiter, ähnlich lauter Schrei zu vernehmen.

"Ich hab Angst." murmelte Nisola und wäre am Liebsten umgekehrt.

Sie wusste nicht, dass es Selena, Axana und Lyiana ganz genauso ging. Nur Zucca war die jenige, die eigentlich weiter zu den schrecklichen Schreien wollte und damit die Gruppe antrieb.

Zucca schob eben vorsichtig ein großes Blatt zur Seite und hielt abrupt an.

"was ist los?" will Lyiana ganz hinten in der Reihe wissen.

"Still." zischte Zucca, die sich keinen Millimeter dabei vom Fleck bewegte, "keiner bewegt sich!" Vor ihnen richtete sich mit einem Mal ein riesiger, gigantischer, fleischfressender T-Rex auf, der mit einem eben so großen verletzten Drachen einen Kampf hatte. Und der Grund des Kampfes war ein großer Kadaver, auf dem sich die Mädchen in diesem Moment befanden. Gut sichtbar, ganz oben auf.

"Ganz leise, ganz leise." geht unauffällig zurück." murmelte Zucca so leise wie nur möglich.

Lyiana machte eben zwei, drei Schritte rückwärts, aber der große Kadaver war rutschig und voller Sabber.

Ungewollt riss sie Axana und Nisola mit in die Tiefe. Beide schrien erschrocken laut auf. Jetzt war die Aufmerksamkeit der großen Fleischfresser nur noch auf sie gerichtet. Zucca seufzte, packte Selena und sprang den anderen ebenfalls schreiend nach. Da jetzt eh keiner mehr unbemerkt geblieben war, nahmen unsere fünf Mädchen die Beine in die Hand und rannten um ihr Leben. Die beiden Kreaturen setzten ihr mit wenigen schnellen Schritten nach und rannten ihnen sabbernd und hungrig zugleich hinterher. Die Mädchen stürzten sich durch die Büsche und rannten unter großen Ästen hindurch, doch die fleischfressenden Monster waren nicht gerade langsam und walzten beim Rennen alles nieder.

"Wer ist nur auf diese dumme Idee gekommen nachzusehen?" schreit Zucca ängstlich und gehetzt zugleich.

"Na du!" zischte Axana und rannte so schnell wie noch nie in ihrem Leben.

"Bist du dir sicher dass ich das wirklich gesagt habe?" fragte Zucca schreiend, als sie einem zuschnappenden Maul gerade so entging.

"Jetzt reicht es mir aber!" schrie Axana, hielt an und drehte sich auf dem Absatz um.

Sie hielt die Hand ausgestreckt vor sich, als wollte sie den Monstern Einhalt gebieten.

"Ich bin Prinzessin Axana und ich befehle dir augenblicklich kehrt zu machen!" der Dino trat näher an sie heran und begann noch mehr zu sabbern, so das etwas Sabber Axana nur knapp verfehlte.

Auch der Drache kam näher und leckte sich das Maul genüsslich.

"Außerdem befehle ich euch, dass ihr euch die Zähne putzt! Ihr stink ja mächtig nach Scheiße! Sonst werd ich..." weiter kam sie nicht, da der T-Rex zuschnappte.

Lyiana zog sie rasch zur Seite. Das wiederum hatte zur Folge, dass beide in Sauriermist fielen und mit dem ganzen Körper drin verschwanden.

"Ich dir jetzt was Axana! Ich sag dir jetzt was!" fluchte Lyiana und spuckte Scheiße aus, "wenn wir das hier überleben sollten, dann bring ich dich höchstpersönlich um!"

Der T-Rex beugte sich bedrohlich über sie, schnüffelte an ihnen und schnaufte. Axana und Lyiana, die sich kaum rühren konnten in dem Mist, begannen sich fast einzumachen vor Angst. Doch plötzlich, als wäre ein Wunder geschehen, wendeten sich beide Kreaturen von ihnen ab und verschwanden etwas weiter im Wald. Dort begannen sie scheinbar lieber wieder gegeneinander zu kämpfen, als stinkendes Futter zu essen. Auch wenn beide Mädchen erst einmal außer Gefahr waren, fühlten sie sich in dem großen, noch leicht warmen Scheißhaufen nicht gerade zu hause.

Lyiana und Axana befreiten sich aus dem Mist und versuchten die anderen drei ausfindig zu machen. Doch zum Pech derer waren von den Dreien keine Spur mehr zu entdecken. Lyiana funkelte Axana wütend an. Jetzt war sie nicht nur von oben bis unten mit Scheiße beklebt, nein es kam noch schlimmer. Die Gruppe war nicht mehr komplett. Was die beiden nicht wussten war,

dass die anderen in größeren Problemen steckten. Und das diesmal nicht wegen einem Drachen oder einem T-Rex. Nein, wegen einem Flugsaurier.

Selena war von einem Flugsaurier entführt worden und Nisola und Zucca rannten ihm eilig nach und bewarfen ihn mit Steinen.

Doch diesem war dies völlig egal. Er hatte seine Beute im Schnabel und das war alles was ihn interessierte er. Er würde das frisch gefangene Essen zu seinen hungrigen Kindern bringen. Selene schreite aus Leibeskräften, doch in dieser Höhe konnte sie niemand mehr hören. und der Flugvogel selber würde ihr wohl kaum zur Hilfe eilen. Nisola stolperte eben über einen Stock und blieb für einen kurzen Moment schnaufend liegen. Zucca heilt an und half ihr wieder auf die Beine. Auch ihr Körper schwitzte von der Anstrengung Selena nicht aus den Augen zu verlieren.

"Komm wir müssen uns beeilen." hustete sie kurz und streifte sich eine ihrer schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Nisola nickte und gemeinsam, die Hand des Anderen beim Rennen haltend, folgten sie Selena und dem übergroßen Vogel weiter. Dieser war nun nur noch ein schwarzer Punkt am Himmel, dem sie nachjagten.

7. Kapitel

7. Kapitel
 

Lyiana war total schlecht gelaunt und Axana ebenfalls. Sie gifteten sich auf den Weg durch den Urwald durchgehend an. Keiner von beiden wollte so wirklich nachgeben oder gar aufhören.

Es schien so, als könnten sie damit ihren Frust einmal herauslassen, auch wenn dafür ein Mitstreiter herhalten musste. Es war ja aber nichts anderes da.

"Ach hör doch auf zu jammern. Wer hat uns denn in den Misthaufen gezogen?" rief Axana säuerlich.

"Und wer hat damit bitte schön verhindert, dass du Dinofutter geworden bist?" schrie Lyiana wütend zurück.

Man sah fast schon förmlich Blitze in der Luft herumfliegen.

"Sag mal wie redest du eigentlich bitte schön mit mir? Ich bin die Prinzessin von Ogias!" stellte Axana fest.

"Prinzessin hin oder her! Der Dino weiß nicht wer du bist. Er sieht nur einen Appetithappen vor sich." erwidert Lyiana, "und das Prinzessin hilft dir sicherlich hier nicht weiter. Nicht mal ein bisschen! Hier bist du nichts anderes als eine einfache Vorspeise, wenn du nicht aufpasst!"

"und ob das mir helfen wird!" ruft Axana selbstbewusst hervor.

"Na dann eure Hoheit, kommt allein mit eurer Königlichkeit hier hinauf." brummte Lyiana und kletterte zielbewusst auf einen hohen Baum hinauf.

Axana stand mit geöffnetem Mund da und starrte ihr einfach nur nach. Da sie vorher noch nie auf Bäumen herumgeklettert war, geschweige denn es vielleicht gedurft hätte als Tochter der Königin, stellte sie sich total tapsig an. Als sie über 10 Minuten versuchte den ersten Ast zu erglimmen und versagte, kletterte Lyiana stimm wieder nach unten und zeigte ihr langsam wie es ging. Gemeinsam erreichten sie eine Viertelstunde später die Krone des Baumes. Die Abendsonne ging eben unter. Endlich konnten sie das Land zu zweit überblicken. Am Anfang sahen sie nur Bäume über Bäume unter sich. Doch weiter hinten in der Ferne, was eine freie endlose Fläche. Dieses Ziel würden sie morgen ansteuern. Hoffentlich taten das die anderen drei auch und es ist ihnen nichts zugestoßen. Sich aus den Augen zu verlieren war wirklich der größte Fehler, den sie hier begehen konnten.

"Aber es ist eine herrliche Aussicht." stellte Axana strahlend fest, "so eine gibt es bei uns nicht. Danke dass du mir hier hoch geholfen hast."

Lyiana schaute für einen Moment verwundert, lächelte dann aber freundlich und nickte, "war doch selbstverständlich."

Gemeinsam betrachteten sie die Sterne, bis sie einschliefen.

Ein paar hundert Kilometer weiter östlich waren unsere drei anderen Auserwählten immer noch auf und eine von ihnen schrie sich weiter die Seele aus den Hals. Der Flugsaurier hatte sie gerade fast 20 Meter ins Nest fallen gelassen, wo hungriger Nachwuchs wartete. Selena sprang vor den Mäulern davon, doch die Zwerge sprangen ihr nach, schlugen hektisch mit den Flügeln und schnappten mit ihren scharfen Schnäbeln nach ihr.

"So helft mir doch endlich! Irgendwie! Irgendwer! Bitte!" flehte und bettelte sie so laut sie noch konnte auch wenn der Hals bereits vom Schreien brannte.

Sie strampelte mit den Füßen, als ein Junges in ihre Hose zwickte und sie auseinander nehmen wollte.

"Selena! Selena!" riefen zwei laute Stimmen von unten.

Selena rannte zum Rande des Nestes und blickte in über 200 Metern Tiefe auf ihre Kameraden. Dort unten zappelten ein schwarzer und ein pinker Punkt herum und winkten zu ihr hinauf.

"Nisola! Zucca! Helft mir!" schrie sie hinunter und musste bereits den nächsten hungrigen Mäulern ausweichen.

Die Mutter der Kinder oder der Vater, was es war wusste sie nicht, schwang die Flügel und verschwand um neue Nahrung zu suchen. Es sah einfach nicht gut für Selena aus. Diese saß mitten in einem Nest auf einem hohen Baum und damit war die Möglichkeit einer Flucht undenkbar. Sie würde wohl als Vogelfutter enden müssen. "Ich hol dich! Beweg dich nicht vom Fleck!" rief Zucca der schreienden Selena zu.

"Sehr witzig“, dachte diese, "wie soll ich mich bitte hier wegbewegen?"

"Was hast du vor?" wollte Nisola ängstlich von Zucca wissen.

"Was wohl? ich klettere rauf und helfe ihr!" und diese Worte setzte diese bereits in die Tat um.

"das ist viel zu gefährlich! und bis du oben bist ist sie längst gefressen wurden, samt Knochen." rief Nisola panisch und begann auf und ab zu laufen.

Zucca tropfte der Schweiß von der Stirn, als sie den nächsten Ast bereits erglimmte.

"Hast du etwa eine bessere Idee?"

Nisola schaute verwirrt von ihr zum Vogelnest hinauf, "äh, nicht so wirklich... also..."

"Na siehst du! Wir müssen Selena retten! Nur gemeinsam sind wir stark." machte Zucca ihr klar.

"Dann..." murmelte Nisola und schaute nach oben.

So hoch schien es von ihr unten aus gar nicht zu sein. Die Höhe täuschte sicherlich nur.

Daher rief sie aus Leibeskräften zu Selena hoch, "Selena spring!"

Selena die das hörte schaute über den Nestrand und schüttelte den Kopf, "kommt nicht in die Tüte!"

"Keine Angst! Vertrau mir!" schrie Nisola erneut.

"Was hast du vor?" wollte Zucca geschockt wissen, da nahm Selena jedoch schon Anlauf.

"Auf deine Verantwortung!!!" mit diesen letzten Worten und einem nachfolgenden langem entsetzlichen Schrei stützte sie sich in die Tiefe.

Zucca riss die Äugen auf und kletterte so schnell sie konnte wieder hinab. Nisola blickte nur angstvoll nach oben, zu dem fliegenden Punkt der immer näher kam. Im nächsten Moment erkannte sie sogar schon Selenas Haarfarbe und dann war es zu spät. Selena schlug mit einem lauten Krachen auf den Boden auf und riss einen Krater mit sich.

"Was hab ich nur getan!" rief Nisola und rannte auf das Loch im Boden zu.

"Sie ist tot! Du hast sie umgebracht!" meinte Zucca entsetzt, "du bist eine Mörderin!"

"Das wollt ich alles nicht. Ich dachte wir wären göttlich und da könnte uns doch nichts geschehen!" weinte sie jetzt und sah zum Staub im Krater hin, der sich langsam auflöste.

Jeden Moment würden sie Selenas Überreste sehen, breitgematscht in alle Richtungen verteilt und gebrochen.

"Sag mal spinnst du! Das tat weh!" beschwerte jedoch diese sich plötzlich putzmunter, bis auf ein paar Kratzer in den Armen und an der Wange.

"Du lebst?" weinte Nisola noch mehr.

"Na was dachtest du denn?" wunderte sich Selena, "du sagtest ich soll springen, da dacht ich mir würde nichts geschehen, weil du einen Plan hattest."

Nisola schüttelte weinend den Kopf, "es war nur eine Schnapsidee von mir gewesen. Woher sollte ich denn wissen dass du 100% überlebst?"

"Wie bitte?" schrie Selena jetzt "du hattest keine Ahnung das ich überlebe und sagst "spring"?"

Nisola nickte immer noch heulend.

"Sag mal geht’s noch!" verfluchte Selena ihren Sprung und wäre vor Wut sicherlich gern explodiert, aber dies war nicht ihre Art.

"Keine Ahnung warum, aber du lebst." stellte Zucca noch einmal selbstständig für sich verwundert fest.

"Das sehe ich auch." murrte Selena, jetzt aber bedeutend ruhiger auch wenn ihr Nacken schmerzte.

Plötzlich wackelte die Erde erneut um sie herum." Also ich will ja nichts weiter sagen, aber Selena, Nisola... wir sollten uns rasch einen sicheren Ort suchen." schlug Zucca fest.

Die beiden stimmten augenblicklich zu und gemeinsam kletterten sie wie die Weltmeister auf einen anderen großen Baum hinauf. Dort waren sie für diese Nacht erst einmal sicher, doch wie es morgen früh weiterging wussten sie leider noch nicht.

8. Kapitel

8. Kapitel
 

Der nächste Morgen brach herein und die Mädchen blickten auf das vernebelte Land vor ihnen.

"Im Nebel brauchen wir gar nicht erst runter zu klettern." stellte Lyiana fest.

"Aber ich hab Hunger." schniefte Axana.

"Ich auch, aber wir bringen uns nur unnötig in Gefahr, wenn wir jetzt bei dem dichten Nebel etwas Essbares suchen würden." seufzte Lyiana und hielt sich den knurrenden Magen.

Wie lange war es eigentlich mittlerweile her, das sie was gegessen hatten? Sie hatten keine Ahnung. Und wie es den anderen erging? Ob sie was zu essen hatten?

"Warum hat uns Kouhei nur hier her geschickt?" fragte Axana düster und lehnte sich wieder zurück.

"wir sollten Toya finden." erklärte Lyiana ruhig, "auch wenn ich etwas Bedenken habe was eine Suche in einem Urwald bewirken soll."

"Ich find es sinnlos." meinte Axana, "überleg doch mal. Wenn wir diesen Toya wirklich finden sollten, was ich auch schon bezweifle, dann sollen ausgerechnet wir fünf etwas erlernen oder beherrschen können, was wiederum die Welt retten soll? Alles totaler Mist wenn du mich fragst!"

"Wieso bist du dann überhaupt mitgekommen?" zischte Lyiana, die solche Worte einfach nicht hören wollte.

Axana schaute auf ihren Schoß und meinte, "vielleicht war es reine Neugier."

Sie formulierte es extra leise, doch Lyiana hörte sie trotzdem. Sie seufzte leise und gestand, "ja, deswegen bin ich auch hier in diesem blöden Urwald gelandet."

Axana sah auf und wollte eben etwas erwidern, als ein Schrei ihr entwich.

"Was ist passiert?" erschrocken war Lyiana aufgesprungen und sah sich nach allen Richtungen hektisch um, wodurch sie beinah vom Baum gefallen wäre, hätte Axana sie nicht gehalten.

"dort drüben steigt Rauch auf!" stellte sie fest.

Lyiana schaute zu der Stelle, auf die sie wies. Sie lächelte erleichtert. Endlich ein richtiges Ziel vor Augen.

"Dann sollten wir aufbrechen. Es könnte ja von unseren anderen Auserwählten stammen."

"Oder von Toya." erwiderte Axana.

Das erste Mal seitdem sie in diesem Urwald gestrandet waren fühlten sich beide ermutigt.

Bei Selena, Zucca und Nisola spielte sich bereits das nächste Chaos ab. Die drei hatten sich ausgerechnet einen Baum ausgesucht auf dem frühmorgens sich zwei unterschiedliche Affenherden einen Kampf um das Revier liefern mussten.

Ein besonders lustiger Affe mit blauer Haarmatte und ein dicklicher kleiner grauer Affe stoben aus der Masse etwas wilder hervor und schienen zusätzlich noch um das gleiche Affenweibchen zu werben. Und aus diesem Grunde mussten die Mädchen Sicherheit suchen, weil sie mitten drin saßen. Äste flogen über ihren Köpfen hinweg, der Baum wackelte mächtig und Käfer, die vom Baum abgeschüttelt wurden, rieselten auf sie hinab. Es traute sich keiner etwas zu sagen, da jeden Moment sonst einer dieser ekligen Krabbelkäfer in ihren Mündern landen könnte. Daher beschlossen sie durch Handzeichen von dem Baum abzusteigen und sich aus dem Staub zu machen. Selena schien gut im Klettern zu sein, denn sie sprang on einem Ast zum anderen hinunter, ohne die Balance zu verlieren. Nisola fragte sich die ganze Zeit wie sie das machte, denn sie selber war der Tollpatsch in Person. Sie rutschte manchmal so blöd aus, dass sie einmal fast Selena vom Baum gestoßen hätte und Zucca das andere Mal gleich zwei Äste tiefer nach unten schickte, wo sie sich gerade noch so an einem Ast klammern konnte, bevor sie weiter segelte. doch trotz allem passierte ihnen glücklicherweise nichts und sie kamen heil unten auf dem Boden an.

Lyiana und Axana erreichten inzwischen ohne irgendwelche Probleme ein paar Kilometer östlich eines Sees. Dort wuschen sie sich ausgiebig, weil jeder Zentimeter ihres Körpers und ihrer Kleidung nach Scheiße stank und schmeckte.

"Ich frag mich wie ich bei dem Gestank überhaupt einschlafen konnte." murmelte Axana und zog sich eben ihre immer noch leicht lassen Klamotten wieder an.

"Wenn du müde genug bist geht alles." meinte Lyiana und tat es ihr gleich.

Als sie fertig waren wollten sie eben ihren Weg fortsetzen, als Axana ein Nest entdeckte mit Eiern.

"Was sind das?" fragte sie hungrig nach und trat näher heran.

"Fass die besser nicht an. Wer weiß wann die schlüpfen." warnte sie ihre Kameradin vor.

Aber Axana hatte so einen großen Hunger das ihr einfach nicht zuhören wollte. Sie nahm eines der Eier in die Hand und wollte es eben zu Brei verarbeiten, als sie komische Geräusche um sich herum vernahm.

"Oh nein." schluckte sie und hätte beinah das Ei noch fallen gelassen.

"Noch mehr Dinos." schluckte Lyiana ebenfalls und wich zurück.

Sie sahen aus wie der große Dino, dem sie begegnet waren, nur mit langem Maul und Klauen. Archäologen hätten sofort erkannt, dass es Raptoren waren und mit ihnen nicht zu spaßen war.

"Brave Mamis." meinte Axana und legte das Ei vorsichtig an seinen Platz zurück, doch diese Monster schien es nicht zu interessieren.

Sie wollten auch Futter für ihre Nachkömmlinge, die bald schlüpfen würden. Und da kamen die beiden Leckerbissen vor ihren Nasen ihnen gerade gelegen.

"Das sieht diesmal nicht gut aus." murmelte Axana, die keinen Fluchtweg bei der Masse der Monster sah.

Lyiana wollte ihr zustimmen, doch sie bemerkte dass sich die Tiere bereits zum Angriff bereit machten und dabei blieb ihr die Luft weg. Ihre letzte Stunde hatte geschlagen.

Die Saurier sprangen gerade los, als die ganze Erde erneut erbebte. Nur viel schrecklicher und schlimmer als die letzten Male.

"Was passiert hier?" fragte Axana ängstlich, als die Monster eilig in alle Richtungen verschwanden.

Der Himmel über ihnen brach plötzlich auseinander. Mit großen Augen beobachteten sie das Schauspiel, was so unfassbar war, das ihnen das niemand jemals glauben würde.

"Ich wusste es, wir kommen zu spät. Unser Planet geht gerade unter." schrie Axana panisch und wollte eben in eine Richtung rennen, als ein großer Schatten.

Dieser packte sie vorsichtig und auch Lyiana wurde geschnappt. Es wurde alles schwarz um sie herum und ehe sie sich versahen hatte der Spuk ein Ende. Der Schatten, der alles verdunkelt hatte setzte sie ab und die Welt um sie herum nahm neue Gestalt an.

Lyiana und Axana standen weiter mit offenem Mund da, als sie plötzlich anfingen zu wachsen und zu wachsen, bis sie die Welt erst einmal nicht mehr verstanden. Sie waren plötzlich in einer Holzhütte, vor ihnen stand ein junger Mann, der seine Hand eben aus einem Terrarium zog.

In seiner Hand drei winzige kleine Gestalten. Er setzte sie auch auf dem Boden ab und klappte den Deckel des Terrariums zu. Nisola, Zucca und Selena, die eben vor Hunger beinah giftige Beeren gegessen hätten, standen da wie angewurzelt. Die fünf Mädchen starrten sich an. Alle sprachlos was hier geschehen war und wo sie sich jetzt befanden.

9. Kapitel

Kapitel 9
 

Der junge Mann drehte sich nun zu den Vieren um und hob die Augenbrauen, „dürfte ich gern erfahren was ihr in meinem tropischen Terrarium zusuchen hattet?“

Axana klappte der Mund auf. Ihr wird genau wie allen anderen gerade bewusst, wo sie die ganzen letzten Stunden gesteckt hatten und 1000 Tode gestorben waren.

„Das ist ihr Terrarium Alter?“ wollte sie wissen, „sie haben nen Knall weg! Solche Ungeheuer hält man sich doch nicht als Haustiere!“

„Willst du wieder hinein?“ fragte er ruhig, aber ohne die Spur eines Lächelns nach.

Darauf hin verstummte sie und schluckte. Nein, ganz sicher wollte sie da nicht noch mal hin.

„Also dürfte ich jetzt erfahren was ihr da drin zusuchen hattet?“ wiederholte er seine Frage erneut und setzte sich auf einen bequemen, alten Holzstuhl und lehnte sich an.

Er trug einen dunkelgrauen, langen Trainingsanzug mit einem komischen roten Symbol auf der Brust. Seine kurzen, weißen Haare standen ihm etwas zu berge. Und trotz dieses äußeren Erscheinungsbildes wirkte er nicht viel älter als sie selber.

„Also wir wurden von Kouhei hier hergeschickt und sind auf der Suche nach Toya.“ erklärte Lyiana und trat nach vorn mit einer leichten Verbeugung.

„Wieso sucht ihr mich?“ wunderte sich Toya und wirkte noch verdutzter.

„Ähm, weil sie uns ausbilden sollen.“ schluckte Selena, die mit so einer verwunderten Reaktion nicht gerechnet hätte.

„Ich soll euch ausbilden?“ lachte er auf einmal auf, „Sorry, aber ich bilde seit über 200 Jahren niemanden mehr aus.“

„Was?“ Nisolas Augen wurden immer größer.

„Richtig gehört, ich nehme keine Schüler mehr an.“ antwortete er noch einmal ruhig in die Runde.

„Das meinte ich nicht. Wenn sie seit 200 Jahren keine Schüler mehr ausbilden. Wie alt sind sie denn dann schon?“ hakte Nisola nach.

„Nisola, so was fragt man nicht.“ bemerkte Axana, obwohl es sie auch brennt interessierte.

„Ich feiere nächstes Sonnenjahr meinen 2300 Geburtstag.“ lächelte er.

„Sonnenjahr?“ zog Zucca jetzt die Augenbrauen hoch.

„Umgerechnet ist ein Sonnenjahr 101,98 Jahre auf eurem Planeten.“ meinte er und lehnte sich zurück.

„Das heißt sie sind über 230000 Jahre alt.“ staunte Lyiana die nicht schlecht im Kopfrechnen war.

„Kann sein. Hab es nie nachgezählt.“ zuckte er mit den Schultern und erhob sich, „aber noch mal um auf euer Thema zurückzukommen. Ich sagte euch bereits, ich bilde nicht mehr aus. Also geht bitte und verlasst meinen Planeten.“

Er machte dir Tür auf und leicht grünes Sonnenlicht strahlte ihnen entgegen. Erstaunt traten sie vor und sahen sich das Stück Land an, was sich vor der Holzhütte von Toya erstreckte. Ein weites, breites Land. Die Wiese war blau, die Sonne leicht grünlich und die Bäume schimmerten etwas gelblich. Was war das für ein komisches Land.

„Wo sind wir?“ hakte Nisola erstaunt nach und betrachtete gerade einen übergroßen Schmetterling, der die Größe eines menschlichen Kopfes hatte.

Er schwang seine langen, bundbemalten Flügel, die golden schimmerten, an ihren Köpfen vorbei.

„Ihr seit auf meinem Planeten. Auf dem Planeten ohne Namen. Ich habe mir nie Mühe gemacht ihm einen zu verpassen.“ erklärte er und suchte in seiner Hosentasche nach etwas.

Er zog eine Uhr heraus und schaute auf die Zeiger. Selena beugte sich etwas über, um einen besseren Blick auf die Uhr zu erhaschen. Die Uhr hatte zwar 12 Ziffernblätter, aber dafür auch 12 Zeiger, die sich, bis auf Einen rasend schnell drehten.

„Also es ist Zeit für euch zu gehen.“ murmelte er und gähnte, „ich will jetzt mein Mittagsschläfchen halten.“

„Sie wollen einfach schlafen gehen und uns hier stehen lassen?“ vor Axana wütend herum.

„Ich sagte doch, ihr sollt von meinem Planeten verschwinden und euch einen anderen Trainer suchen.“ erwiderte er leicht genervt.

„Dann verraten sie uns bitte, wer so stark ist wie sie und an wen wir uns wenden sollen.“ fragte Lyiana nach.

Toya überlegte kurz und lächelte, „also jemand der so stark ist wie ich? Das tut mir leid, aber es gibt keinen der so stark ist wie ich.“

Zucca trat an ihn heran und zog ihr Taschenmesser, was sie ihm an den Hals hielt, „sie sagen es gibt niemanden der so stark ist wie sie? Dann unterrichten sie uns!“

Toya lächelte und plötzlich, für den Bruchteil einer Sekunde wurde sein Lächeln breiter. Im nächsten Moment fiel Zucca bereits 10 Meter links von ihm in den Rasen. Dabei hatte er sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt.

„Denkst du wirklich, wenn ich sage ich bin der Stärkste, das mir jemand, der noch grün hinter den Ohren ist und noch nicht einmal das Wort Fluidum kennt, irgendetwas anhaben kann?“

Zucca stand murrend auf. Ihr Blick war so finster und düster, das sie mit nur diesem Blick sicherlich jemand ermorden könnte, wäre es nicht Toya.

„Herr Toya ich bitte sie als die Prinzessin von Ogias, bitte helfen sie uns weiter und trainieren sie uns in den Künsten der Kampfkunst, der Gelehrten und der göttlichen Führung.“ dabei verbeugte sie sich sogar sehr tief.

Toya, der bereits den Kopf schüttelte, hielt inne, „wer hat euch erzählt, dass ich diese drei Künste trainiere?“

„Kouhei, von dem wir hier hergeschickt wurden.“ antwortete Nisola, die einen Funken Hoffnung durch seine Frage in sich spürte.

Toya schaute sie jetzt alle fünf nacheinander an. Als würde er sie jetzt das erste Mal vollkommen wahrnehmen und zum ersten Mal in seinem Leben den Namen Kouhei gehört haben. Die fünf schauten sich nacheinander verwundert an. So musternde Blicke sind sie nicht gewohnt. Es fühlte sich so an, als würde er bis zu ihren Organe hineinblicken.

„Du bist also die Bandenanführerin Zucca?“ hakte er an die Kameradin mit schwarzem Haar nach, die sofort nickte.

„Du bist die malende Lyiana?“ will er von dem Mädchen mit grünen Haaren wissen, die auch den Kopf hob und senkte.

„Dann bist du die Gedichte schreibende Nisola?“ auch diese nickte.

„Du die Selena, die immer Freude und Wärme ausstrahlen kann, egal was gerade passiert?“ fragte Toya die Vierte, die ängstlich zustimmte.

„Und du die etwas vorlaute Prinzessin, die ihre Pflichten nicht leiden kann, aber gut kochen kann?“ wollte er zum Schluss von Axana wissen.

Diese will schon wieder protestieren, was das Vorlaut betrifft, doch Toya sprach schon weiter und lies seinen Blick dabei über die fünf roten Broschen wandern, die er gerade erst bemerkt zu scheinen hatte.

„Ihr seit die fünf Babys, die Kizun und seine Kämpfer besiegen wollen? Die Kinder, die das Tor zur Unterwelt danach wieder versiegeln wollen?“ wollte er nun von allen Fünf erfahren.

„Ich glaub schon.“ erwiderte Lyiana zögernd.

„Wer ist Kizun?“ hakte Selena nach.

„Und was für Kämpfer?“ fragte Zucca düster nach.

„Und welches Tor zur Unterwelt?“ wollten Axana und Nisola zugleich in Erfahrung bringen.

Toya strahlte plötzlich bis über beide Ohren. Die Mädchen starten ihn irritiert an.

„Alles zu seiner Zeit Auserwählte! Auf euch habe ich mein halbes Leben gewartet! Macht euch gefasst auf eine anstrengende, schwitzende, brutale, ausdauernde und fordernde Ausbildung!“ mit diesen Worten ging er an ihnen vorbei, stellte sich auf seine Wiese und rief, „danke ihr Götter! Endlich ist es so weit!“

Die Mädchen schluckten, sagten aber nichts. Wie er da stand, die Arme in den Himmel gestreckt und vor Freude strahlend, wollte keine ihn stören.

10. Kapitel

10. Kapitel
 

Als Toya über 10 Minuten da stand, als wäre eben eine neue Welt für ihn aufgegangen und er sich immer och nicht bewegte, räusperte sich Lyiana.

„Ich möchte ja nicht unhöfflich sein Herr Toya, aber...“ sie räusperte sich erneut und sprach etwas lauter damit sie auch wirklich gehört wurde, „aber über was freuen sie sich so sehr?“

„Das fragst du noch?“ wunderte sich Toya und drehte sich prompt um, „na weil ihr endlich da seit! Aber bevor ich weiter herumrede, schlaf ich vor, wir feiern erst einmal euren Geburtstag.“

„Unseren Geburtstag?“ hakte Selena strahlend nach.

Den hatten sie ja alle total in der Aufregung vergessen.

„Ach stimmt ja. Wir haben ja alle am gleichen Tag Geburtstag.“ murmelte Zucca unbegeistert.

„Wirklich?“ stutze Nisola, der das jetzt scheinbar erst klar wurde.

„Scheint so.“ brummte Axana, die ihre königlichen Geburtstage immer hasste.

„Und gibt es auch einen Kuchen?“ wollte Lyiana erfahren.

„Sorry, ich kann nicht backen. Auch wenn ich einen Herd besitze.“ erwiderte Toya kopfschüttelnd.

„Du hast einen Herd?“ riss Axana die Augen auf, „Na dann ist das kein Thema. Wartet es nur ab, ich zaubere uns gleich einen leckeren Kuchen.“

Axana nickte, nahm sie bei der Hand und machte sich mit ihr hinein zur Küche. Toya wollte dies rasch verhindern, aber die Mädchen waren von ihren Vorhaben nicht abzubringen. Nisola uns Lyiana beschäftigten sich mit einer Runde Rome und Zucca saß in einer Ecke, ihre Kopfbedeckung nach unten gezogen und döste etwas vor sich hin. Nachdem Toya es aufgegeben hatte, die Mädchen vom Backen abzuhalten, nahm er sich eines seiner verstauben alten Bücher aus dem großen Wandregal und las etwas darin. Was er las blieb den Mädchen unbegreiflich, denn es war in einer anderen Sprache als ihre eigene verfasst. Somit konnten sie sich aus Punkten, Strichen und Kommas nicht mal ein Wort zusammenreimen. Eine Stunde später saßen sie dann alle beisammen am Tisch und begutachteten den lecker riechenden Schokoladenkuchen, den Selena und Axana gezaubert hatten.

„Der sieht ja total lecker aus.“ stellte Lyiana fest und wollte bereits mit dem Finger kosten, da schlug ihr Axana mit dem Löffel auf die Finger.

„Was dachtest du denn? Ich bring nur leckere Sachen zu Tisch.“ lächelte sie und wollte eben den Kuchen anschneiden, doch Toya hatte andere Pläne mit ihm.

„Na dann.“ lächelte Toya, reichte jedem eine Gabel und ein Messer, „fangt.“

Bei diesem letzten Wort schiss er den Kuchen in die Höhe und schlug mit der Handkante hinein.

„Was machst du da!“ schrie Axana auf und versuchte noch irgendetwas zu retten, in dem sie den Matsch mit ihrem Teller auffangen auf fangen wollte.

Doch wie durch ein Wunder sprang der Matsch auseinander und es tauchten 6 genau gleichgroße Kuchenstücke auf, die sauber und sicher in der Mitte der Teller landeten.

„Wie hast du das gemacht?“ erkundigte sich Selena voll begeistert und klatschte mit Nisola Beifall.

„Hab ihn nur geschnitten.“ lächelte er und griff sich Messer und Gabel.

„Das war ein seitlicher Luftkantenschlag.“ murmelte Zucca und schaute ihn erwartungsvoll an.

„Ein Luftkantenschlag?“ wunderte sich Lyiana, die bei diesem Worten den Kuchen fast vergaß.

„Er hat nicht mit der Handkante zugeschlagen. Er hat nur die Luft genutzt um den Kuchen zu teilen.“ erklärte Zucca und erwarte immer noch einen Kommentar vom Toya.

Dieser lächelte nur und nahm sich ein kleines Stück Kuchen zum Kosten.

„Oder täusche ich mich?“ fragte Zucca ihn, als er das nächste Stück eben nehmen wollte.

„Nun ja, du scheinst etwas belesen zu sein, doch es war nicht vollkommen richtig. Mit einem Luftkantenschlag hätte ich den Kuchen mit mehren Schlägen bearbeiten müssen. Ich benutzte einen Krebskantenschlag, in Verbindung mit dem Luftkantenschlag.“ antwortete er und aß das Stück auf seine Gabel.

„Was für Zeug?“ zog Nisola die Augenbraunen hoch.

Lyiana, Axana und Selena schauten ähnlich verwirrt und etwas sogar verstört in Zucca`s Richtung.

„Das ist die Kunst des Kampfes, die ihr als Erstes von mir lernen werdet.“ meinte Toya und ehe man sich versah war sein Kuchen bereits verputzt und die anderen Fünf hatten noch nicht einem einen Bissen betätigt.

Zucca schaute interessiert auf seine Lippen, als würde vielleicht noch etwas gesagt werden, was sie unter keinen Umständen verpassen wollte.

„Habt ihr denn keinen Hunger?“ fragte Toya in die Runde, „es ist immerhin euer Geburtstagskuchen.“

Lyiana bemerkte ihren Kuchen und verschlang ihn rasch mit zwei Bissen. Axana starte sie an und fragte sich, ob auch ein ganzes Stück Kuchen in einem Mund hineinpasste. Weil sie sich diese Frage theoretisch nicht beantworten konnte, versuchte sie dies praktisch zu testen. Also stopfte sie sich wirklich das ganze Stück Schokoladenkuchen auf einmal in den Mund. Das hatte zur Folge, dass sie einen schönen Schokoladenmund danach hatte. Lyiana lachte los und fiel dabei sogar vom Stuhl. Sie hielt sich selber unten auf dem Boden noch den Bauch vor lachen. Auch die anderen mussten loslachen, versuchten sich aber mit aller Mühe zusammenzureisen. Die Einzige, die das nicht komisch fand war Zucca. Sie seufzte und aß ihr Stück Kuchen in Ruhe auf. Scheinbar interessierte sie das ganze Herumgealbere nicht im Geringsten.

„Nun gut, nachdem ihr gestärkt seit werde ich euch eure Schlafplätze zeigen und dann erklären, was für ein Training euch bei mir erwartet.“ meinte Toya der sich eine Lachträne von den Augen wischte.

Axana wischte sich den Mund ab und sagte, „na endlich geht’s los!“

„Etwas Geduld noch. Erst wird abgewaschen.“ lächelte er und somit wusch jeder seinen Teller ab, bevor es aus der Holzhütte hinaus ging.

Sie umquerten diese Hütte und ereichten eine kleine Scheune, die etwas weiter hinter dem Haus erbaut wurde.

„Wir sollten im Heu bei den Gänsen und Schweinen schlafen?“ ekelte sich Axana.

Lyiana ging mit Selena hinüber zu einer Stute, die aufmerksam alles beobachtete.

„Ihr schlaft da oben.“ meinte Toya und zeigte eine senkrechte, lange Leiter hinauf.

„Da hoch?“ stockte es Nisola der Atmen, denn sie hatte fürchterliche Höhenangst.

„Ja folgt mir. Eure Betten stehen bereit.“ nickte er und kletterte die Leiter zuerst hinauf.

Selena, die freudig aufquiekte, bei dem Gedanken ihr Bett zu sehen, folgte ihr augenblicklich.

Zucca, Axana und Lyiana stiegen ebenfalls wortlos mit hinauf. Nur Nisola tat sich etwas schwer bei dem Gedanken.

„Wieso darf ich nicht hier unten schlafen?“ hakte sie schluckend nach.

„Komm rauf Nisola. Hier oben ist ein Geländer und es ist toll.“ rief Selena ihr begeistert zu.

Nisola gab sich einen Ruck und folgte als letzte Toya hinauf. Als sie oben ankam, ging sie erst einmal fünf Meter von der Leiter weg. Danach blickte sie auf 5 wunderschöne Himmelbetten hinab, die mit einem blauen, durchsichtigen Samtvorgang abtrennt waren.

Ein weitere Vorgang, ein dickere schwarzer war zusammengebunden wurden und hang ebenfalls da.

„Als wenn ihr einfach mal schlafen wollte, dann könnte ihr den vorziehen.“ lächelte Toya und zeigte es an einem der Betten, „dann habt ihr eure Ruhe und das Sonnenlicht stört euch nicht.“

Dabei deutete er auf das runde große Fenster rechts in der Holzhütte. Lyiana ging näher heran und Selena tat es ihr gleich. Als sie neben der Kameradin stand quiekte sie erneut freudig auf.

„Was für eine geile Aussicht.“ meinte sie strahlend und hüpfte aufgeregt herum.

„Wirklich?“ erkundigte sich Nisola und vergaß dabei gleich ihre Höhenangst.

Sie blickte mit den andren Beiden auf den blühenden Feld hinab. Weiter hinten begann bereits die Sonne etwas am Horizont zu verschwinden.

„Nun gut, lasst uns hinunter und nach draußen gehen. Ich zeige und erkläre euch, was ich euch lehren werde.“ lächelte Toya und sprang die Leiter hinab.

Nisola wollte nach unten rufen, ob er sich was gebrochen hatte, doch bei dem Blick nach unten wurde ihr schon wieder ganz schwummrig. Mit der Hilfe von Lyiana und Selena schaffte jedoch auch sie den heilen Weg nach unten.

11. Kapitel

11. Kapitel
 

Als sie wieder draußen vor der Scheune standen, sah sich Toya um, als erwartete er noch jemanden.

Doch da niemand kam, nickte er ihnen nur zu und lief mit ihnen über wie Wiese.

"Wo geht es hin?" wollte Axana neugierig wissen, die die fröhliche Selena an ihrer rechten Hand hielt und die pfeifende Nisola an der anderen.

"Ich möchte euch verschiedene Orte zeigen und euch über diesen Planeten und eure Mission aufklären." lächelte er und ging weiter.

Nach dem sie 10 Minuten gelaufen waren erreichten sie endlich ein Stück Wiese, in dem das Gras anfing größer zu wirken. Auch ein paar Büsche waren zu erkennen und weiter hinten tauchte bereits eine Waldfläche auf. Toya führte sie zu dem Wald hin. Dabei murrte Lyiana herum, dass ihre Füße vom vielen Laufen bereits wehtaten.

Zucca schaute sich während des Spazierganges die ganze Zeit nach hinten um, als fühlte sie sich beobachtet.

"Hast du was?" wunderte sich Nisola, die das als Einzige zu bemerken schien.

"Nun ja, ich fühl mich auf diesem Planeten eigenartig. Irgendwie als würden wir von überall her beobachtet werden." murmelte sie eher zu sich selber als zu Nisola.

"Das bildest du dir sicherlich nur ein." versuchte Nisola sie lächelnd aufzumuntern und an etwas anderes zu denken.

"Kann sein." meinte Zucca und schaute sich jedoch trotzallem weiterhin ständig aller 100 Meter um.

Toya und die Mädchen erreichten endlich den Wald. Als sie da waren, lehnte sich Lydiana an einen Baum. Sie war zwar Arbeit gewohnt, aber sie saß eher mal in ihrer Tätigkeit als gelernte Skizzenzeichnerin.

"Wir sind da. Das ist der Wald des Nichts." lächelte Toya und streichelte die weiße, leicht feuchte Rinde eines Baumes.

"Wald des Nichts?" wunderte sich Zucca, die nicht freiwilig so ohne weiteres einen Fuß in diesen Wald setzen wollte.

"Nun ja, in diesem Wald gibt es kein Tiere, keine Pflanzen, keine Insekten und nur wenig Luft. Dieser Wald wird allein zum Meditieren genutzt." erklärte der Lehrer geduldig.

"Das heißt aber auch, wir könnten da ein Lagerfeuer machen und würden nicht mal von Mücken gestochen werden, oder?" hakte Axana freudig nach.

Plötzlich blies ein starker Wind durch die Bäume und ein Apfel fiel ihr genau auf den Kopf.

"Autsch." rief sie und rieb ich die Stelle.

Sie hob den Apfel auf und schaute ihn an. Er sah zwar lecker aus, aber er hatte ihr wehgetan. Aus diesem Grund schmiss sie ihn so weit sie konnte in den Wald zurück hinein.

"So." lächelte sie, wendete sich wieder Toya zu, aber der Apfel kam wieder mit voller Wucht aus dem Wald zurückgeflogen und knallte erneut gegen ihren Kopf.

"Autsch was soll das du Mistvieh!" schrie sie den Apfel an und kickte ihn mit voller Wucht mit ihrem Fuß zurück in den Wald.

Wie gut das Toya die Hand ausstreckte und den Apfel in seiner Hand fing. Denn dieser Apfel kam so schnell zurück angeschossen, dass es Axana sicherlich von den Füßen gehoben hätte, wenn dieser sie getroffen hätte.

"Ähm, das solltest du besser nicht tun. Der Wald hat auch Gefühle." meinte Toya und biss in den Apfel hinein, "schmeckt gut."

"Das war der Wald?" zuckte Axana zusammen, als wieder ein starker Wind durch die Bäume fegte.

"Ich glaube du solltest dich entschuldigen, sonst wirft er noch ganz andere Dinge nach dir." riet ihr Lehrer.

"Was soll denn ein blöder Wald machen?"

"Wie es in den Wald hineinschalt, so schalt es wieder heraus." murrte Lyiana, die wie alle anderen eben von Nüssen beinah erschlagen wurden währen.

Axana wolte gerade etwas wütend protestieren, doch ein Apfel steckte mitten in ihrem Mund fest.

"Entschuldige dich endlich. Wenn der Wald wütend auf uns ist, lässt er kein Training in ihm zu." erklärte Toya und fing ein paar Bananen auf, die ihn sonst voll getroffen hätten.

Plötzlich kam ein riesiger Baumstamm auf Axana zugeflogen und Nisola musste sie wegreisen, bevor dieser sie erschlug.

"ENTSCHULDIGUNG!" rief sie mit einem Mal so laut, dass der Wald scheinbar erschrocken erbebte.

Doch zur gleichen Zeit fielen alle Äste, die eben auf sie zuflogen vor ihren Füßen zu Boden. Axana wischte sich den Schweiß von der Stirn. So etwas hatte sie wirklich noch nie erlebt.

"Gutes Mädchen." lächelte Toya und aß den Apfel auf, "und nun gehen wir zu einem Ort, der der Grund für die Erschaffung des Planetens war."

Er wickelte den Apfelgrieps in ein Taschentuch ein und steckte ihn weg. Danach zeigte er in eine Richtung, die weit und breit nur Wiese zeigte.

12. Kapitel

12. Kapitel
 

"Tzt. Schon wieder Wandern." murrte Lyiana, die keine Lust hatte noch mal so weit zu laufen.

Doch Toya störte dies nicht im geringsten. Er ging schnurstracks weiter und unterhielt sich mit der audgeweckten Selena, die ihn wegen dem Wald löscherte.

"Und da sind schon echt große Steine geflogen gekommen?" hörte man sie fragen und Toya kurz darauf bejaen.

"Irgendwie hab ich keine Lust den ganzen Tag herumzulaufen. Erst von Rieseneidechsen gejagt und dann noch einen Tag zusätzlich herumrennen." meinte Axana, der die Füße schmerzten.

"Reis dich etwas zusammen. Wir schaffen das gemeinsam ... irgendwie." versuchte Lyiana ihr Mut zu machen, doch ihr ging es ja genauso.

Zucca schüttelte nur mti dem Kopf und ging an ihnen vorbei. Sie konnte es nicht leiden, wenn man sich lauthals beklagte. Ihr taten die Füße genauso weh, doch sie jammerte nicht herum.

"Hat einer Nisola gesehen?" fiel es Toya eben auf und er blieb stehen.

Die anderen Mädchen hielte inne und drehten sich nach hinten um. Nisola hatte sich einen Stock gekrallt und benutzte ihn als Wanderstock."Was machst du denn da? Wir wollen heute noch ankommen!" rief Axana ihr zu, die nicht stundenlang warten wollte.

"Komm ja schon." erwiderte Nisola, die sich zu ihnen schleppte.

Kaum war sie da ging es in geschlossener Gesellschaft noch 10 Minuten weiter. Irgendwann danach erreichten sie eine steinige Umgebung. Nun ja, es sah jedenfalls steinig aus. Die Steine schimmerten in blauen und violeten Farben wieder.

"Was sind das für Steine?" wollte Selena neugierig wissen und berührte ihre kalte, glatte Oberfläche.

"das sind Steine die entstanden sind bei einem mächtigen Kampf um das Universum. Und die Unruhestifter werdet ihr gleich kennenlernen. Sie sind hier hinten unter der Erde in ihren Gefängnissen. Sie schlafen seit über 2.000 Jahren bereits ihren Schönheitsschlaf. Und der wird bis in alle Ewigkeit noch andauern." erklärte Toya und ging nun langsamer.

Die Steine wurden größer und sie erreichten einen Weg, links und rechts eine solche Steinmauer entlangziehend.

"Gehen wir wirklich dahinein?" fragte Axana ängstlich nach, als sie vor sich ein großes, dunkeles tiefes Loch sah.

Und in dieses dunkle, tiefe Loch führte eine lange Treppe hinunter, was sie noch mehr erschauern lies.

"Ja, gehen wir." meinte Toya, der nichts von ihrer Angst merkte.

Axana griff sich Nisola und Selena. Bei diesen beiden harkte sie sich ein und sie gingen zu dritt hinter den anderen her. Toya entfachte eine Fackel, die am Tunneleingang an der Wand gehangen hatte. Mit der Fackel in der Hand ging er voran, die langen Stufen hinunter.

"Hier unten werdet ihr die Halbblutsöhne des Hades treffen." meinte Toya und erreichte mit ihnen einen langen, schmalen Gang.

"Von wem?" wollte Axana verwundert wissen.

"Die Söhne des Hades?" zog Nisola die Augenbrauen hoch, "ich dachte das wäre nur eine Legende, das sie existiert hätten."

"Existieren!" verbesserte Toya und ging weiter.

"Was meint ihr damit?" lies Axana nicht locker, die mit dem Wort "Harden" nichts in Verbindung bringen konnte.

"Hades, der Gott der Unterwelt. Das lernt man doch in der Unterwelt." murmelte Lyiana unbehaglich.Sie fühlte sich hier nicht wohl. Besonders wenn Toya von den Söhnen von Hades sprach und das dies kein Mythos sei.

"Der Gott der Unterwelt?" lachte Axana auf, "so wen gibt es?"

Lyiana wollte eben etwas giftig erwidern, als Zucca ihr zuvor kam, "Ich dachte du bist unsere Prinzessin? Werden heutzutage unsere Prinzessinnen wirklich so schlecht ausgebildet? Ich frag mich wie du mit dieser Bildung unser Land regieren willst!"

"Was kann ich dafür, dass der Unterricht so langweilig ist und ich immer einschlafe." murrte Axana leise.

"Es gibt die verschiedensten Götter. Da wäre Hades der Gott der Unterwelt, Aphrodite die Göttin der Liebe, Apollon der Gott des Lichtes, Chronos der Gott der Zeit, Eris die Göttin der Zwietracht und des Streites, Hera die Gattin des Zeus, Hüterin der Ehe und der Niederkunft, Selene die Göttin des Mondes und nicht zu vergessen Zeus der oberste der Götter. All diese Götter beschützen verschiedene Bereiche. Sie unterstehen zwar Zeus aber dieser kann auch nicht immer alles bewachen. Die Götter existieren bereits mehr als 3000Jahre und wurden zudem noch in verschieden Statuse eingeordnet. Zum Beispiel "Muse", "Olympier" oder "Titan". Und manchmal ist es über die Jahre vorgekommen, dass ein Gott sich in eine Sterbliche oder einen Sterblichen verliebt hat und mit diesem Menschen ein Kind zeugte. Das sind Halbblüter oder einfacher ausgedrückt halbe Götter. Zur einer Seite menschlich, zur anderen Seite göttlich. Wenn Toya also von den Halbblutsöhnen des Hades spricht heißt das, Hades der Gott der Unterwelt hatte mit einer menschlichen Frau ein Kind gezeugt. Ist das so weit richtig erklärt?" fragt Selena nun Toya.

Dieser lächelte und meinte, "ich glaub ihr braucht alle noch Nachhilfe in Latein. Aber den groben Überblick hast du uns verschafft."

"Das heißt es gibt noch mehr was man wissen muss?" schluckte Axana, die jetzt schon Probleme hatte das alles in ihrem Kopf zu speichern.

"Nerv nicht rum. Natürlich gibt es noch viel mehr zu lernen. Oder dachtest du, die paar Götter die hier genannt wurden wären alle? Und wenn Toya uns die Halbgötter des Hades zeigen will, dann heißt das wir sollten uns mit der Thematik besser auseinander setzen." murrte Zucca, die das nervige Fragenstellen leit war.

"Tschuldigung das ich gefragt hab." brummte Axana und sah verlegen zur Seite.

Naja sie hatte nicht groß im Unterricht aufgepasst. Aber sie hatte auch wirklich einen sehr langweiligen Lehrer was Geschichte betraf.

Sie betraten nun eine Kammer. Toya hielt seine Fackel an eine Ausgebung im Boden. Was es genau war konnten sie nicht erkennen.

Klar war nur, dass mit einem Mal eine Feuerkette ausgelöst wurde die ihre Bahnen durch den ganzen Raum zog. In der Mitte des Raumes umkreiste das wandernde Feuer einen großen kristallenen Stein. Sie traten langsam näher heran und erkannten, dass sich in ihm Gesichter wiederspiegelten.

"Sind das die Halbgötter?" hakte Nisola unbehaglich nach.

"Ja das sind sie." Toya ging an ihnen vorbei und umrundete das Kristallgefängnis.

Es hatte fünf Seiten und jedes Mal, wenn eines der Mädchen näher herantrat tauchte ein silbernes, unheimliches Gesicht in ihnen auf.

"Ist das eklig." meinte Nisola angewiedert und trat ein paar Schritte zurück.

Sie mochte es gar nicht Leichen zu beschauen.

"Nisola die fünf sind noch am Leben." lächelte Toya, der wohl ihre Gedanken erahnte.

Er trat neben sie und ging auf das erste Gesicht zu. Das unheimlich dazu war, man sah nur die Gesichter in einer Flüssigkeit schweben, kein Körper der dazu gehörte. Die Haare wirkten alt und grau. Sie hingen nur so an den Köpfen schlapp herunter.

"Dies hier," und er trat an das erste Gesicht heran, "dies hier ist Georgios."

Axana wollte eben den Behälter berühren, als Toya schrie, "nicht anfassen."Axana zuckte zurück und tat wie ihr geheißen. Gemeinsam traten sie vorsichtig näher und begutachteten ein Gesicht, das schlief. Die Haare fielen leicht lockig in sein Gesicht hinein. Keine Ahnung wieso, aber Selena kam es die ganze Zeit so vor, als würde er Typ trotzallem wach sein und nur so tun als schliefe er.

"Das hier ist Dimitrios." wieder ging Toya ein Stück zur Seite, so das die Mädchen einen Kopf mit sehr dunklen Haaren erkennen konnten.

Es schien sogar fast etwas bläulich, was aber auch nur durch die komische Flüssigkeit so erscheinen konnte. Und Dimitrios trug etwas komisches auf den Kopf, nur konnten unsere Freundinnen nicht ausmachen, was es genau darstellen sollte.

Selena trat noch einmal näher heran, während die anderen bereits weitergingen. Irgendwie erinnerte das Gesicht sie an etwas. Nur leider wusste sie nicht an was. Seufzend ging sie weiter zu den Anderen, die bereits den nächsten genannt bekamen.

"Das hier ist Loannis, sehr intelligent für sein junges Alter." lächelte Toya und machte Platz, damit man ihn begutachten konnte.

"Was meinst du mit sehr intelligent für sein Alter? Wie alt war er denn?" möchte Lyiana wissen, die irgendwie fastziniert auf das Gesicht starrte, was grünliche Haare umspielten.

"Sie sind mit dem heutigen Tage 2018 Jahre jung." erklärte Toya ruhig.

"Und da nennst du sie jung?" wunderte sich Axana.

Lyiana interessierte jedoch etwas anderes, "was meinst du mit dem heutigen Tage? Hat das irgendeine Bedeutung?"

"Du bist sehr schlau Lyiana. Sehr schlau." nickte Toya, ging aber ohne die Frage zu beantworten weiter.

Lyiana wusste, sie musste sich jetzt in Geduld üben, doch auch die Neugier der anderen Mädchen wurde damit geweckt.

"Das hier ist Alexandros." er trat extra noch etwas näher an das Gesicht heran, als würde er ihm mehr Aufmerksamkeit zuwenden, als den anderen Vieren.

Zucca musste unweigerlich lächeln. Der Typ würde ihr, wenn er kein verurteilter Junge wäre, der für immer hier zu schlafen hatte, gefallen. Ihm fielen irgendwie elegant die schwarzen Haare ins Gesicht, was ihn ihr sympatisch machte.

"Und der Letzte hier, ds ist Vasileios. Ein sehr kreativer Kopf." lächelte Toya und schaute dabei zu Nisola hinüber.

Diese trat verwirrt näher und schaute den Typen ins Gesicht. Naja schlecht sah er ja nicht aus, aber ihr Geschmack war er auch nicht wirklich.

"Und wieso sind die Jungs hier?" fragte Selena nach und trat noch einmal an den einen Typen näher heran, der ihr so komisch vorkam.

"Naja, als sie im Alter von 18 Jahren ihre Kraft endlich entfaltet hatten, hatten die fünf nichts besseres zutun, als die Welt ins Chaos zu stürzen. Sie wüsteten über den Planeten und nahmen auf nichts Rücksicht. Die Götter hatten nicht die Macht sie im Zaum zu halten und der eigene Vater wurde nicht beachtet. Daher wurden die Fünf mit einem Plan auseinander gebracht und einzeln eingefangen und in die Verbannung geschickt. Seit dem schlafen sie nun in seeliger Ruhe. Der Planet wurde extra für sie erschaffen, damit ich auf ihren Schlaf ein Auge haben kann." meinte Toya und drehte sich von dem Gesicht weg, was in dem Behälter hinter ihm schwamm.

"Aber mir kommt es nicht so vor als würde der hier schlafen!" meinte Selena und berührte mit ihrer Hand den kristallenen Behälter.

"Nicht anfassen!" schrie Toya entsetzt, doch es war bereits zu spät.

Selena wollte ihre Hand noch wegreisen, doch sie wurde von dem Behälter aufgesaugt und im ganzen Saal begann plötzlich ein Lichtermeer zu erstrahlen. Selena schrie auf, doch etwas zog sie immer weiter in den Behälter hinein. Als ihr Arm völlig in ihm verschwunden war, berührte sie den Körper des Jungen. Nein das war nicht richtig ausgedrückt. Der Junge berührte mit seiner Hand ihre Hand und hielt sie fest. Im nächsten Moment ging alles viel zu schnell. Der gesamte Kristallbehälter brach auseinander und nach einander wurden unsere Mädchen geblendet und zurück an die Wand geschleudert, wo sie sich Schrammen zufügten. Nur Toya stand noch da, hielt sich eine Hand schützend vor das Gesicht. Doch auch so konnte er durch das helle Lichts nicht erkennen. Er hörte Selena erneut aufschreien, dann ein lauter Knall und mit einem Mal erlosch das Licht in der Hölle und es wurde stocken duster... und totstill...

13. Kapitel

13. Kapitel
 

Toya blinzelte und sah zum Kristallgefängnis. Doch von diesem war einfach nichts mehr übrig gewesen.

"Ist das meine Schuld." schluckte Selena, die sich zitternd aufrichtete.

Sie war durch die Energiewelle gleich neben Toya gelandet und sah ganz verdreckt aus. Auch Nisola, Zucca, Lyiana und Axana standen wankelnd auf und stellten sich neben Toya auf. Sie waren von dem was eben geschehen war, immer noch total überrascht.

Ein Husten war zu vernehmen und die Sechs blickten auf. An der Höhlendecke entdeckten sie eine Rauchwolke, die sich langsam verzog. Zurück blieben fünf junge Männer, die scheinbar genauso überrascht wirkten, wie die Mädchen.

"Ist das jetzt gut oder schlecht?" fragte Axana nach und zitterte leicht.

"Das wird sich gleich herausstellen." murmelte Toya und drückte die fünf Mädchen etwas hinter sich.

"Wo sind wir?" wunderte sich ein Typ mit grünen Haaren.

Es musste somit Loannis sein. Er knackste kurz mit seinen Halswirbeln, ehe er sich gähnend streckte und reckte.

"He Lou, scheinbar sind wir frei?" stellte ein anderer Typ fest und zippte etwas ungeduldig in der luftschwebend herum.

"Das seh ich auch Vallen." murrte Loannis alias Lou.

Danach entdeckte er die Mädchen und Toya, "ach sie mal einer an. Wen haben wir denn da." lachte er und flog auf sie zu.

Er landete sanft auf dem Boden vor ihnen und die anderen vier Jungs folgten wortlos seinem Beispiel.

"Ist das nicht der alte Toya, der über unseren Schlaf wachen sollte?" hakte Dimitrios nach und begann einen Luftsalto zu machen, "ich glaub nicht, dass die Götter dich nach dieser Aktion noch als guten Wächter bezeichnen."

Toya schluckte etwas. Er sah kurz hinter sich und bemerkte, dass die Mädchen unruhig und nervös waren.

Nicht ohne Grund. Toya hatte zwar die Macht die fünf Brüder wieder einzufangen und einzusperren, doch wenn er hier seine Kraft auspacken würde, dann wären die Mädchen automatisch mit in Gefahr.

"Wollen wir nicht in Ruhe draußen reden und es ausfechten?" schlug Toya daher ruhig und gelassenklingend vor, obwohl er im Inneren keineswegs ruhig oder geschweigedenn gelassen war.

"Draußen? Du meinst außerhalb von diesem Kristalldach?" wollte der Schwarzhaarige aus der Truppe wissen.

Sein Name war Alexandros.

Er wirkte bei diesen Worten etwas ungehalten und herausfordernd, als erwarte er jeden Moment angegriffen zu werden.

"Ja wieso nicht. Da ist mehr Platz." antwortete Toya lächelnd.

Georgios, der Junge mit den zotteligen, blonden Haaren, legte den Kopf leicht schräck und fragte, "wieso erst nach draußen gehen? Wir wissen, dass du die Macht hast uns einzusperren, egal ob hier unten oder da oben. Wieso zögerst du also?"

Toya warf einen raschen Blick hinter sich. Er würde den Mädchen gerne zurufen, dass sie weglaufen sollten, aber die Jungs würden das nicht zulassen. Seine einzige Chance war es die Kerle an die frische Luft zu locken und sofort sie wieder zu versiegeln, bevor sie ihre volle Kraft zurückerlangen würden.

"Ich zöger doch nicht. Ich find es nur etwas blöd in einer Höhle zu kämpfen, die unseren Kräften nicht mal standhalten würde." lächelte er und wieß zur Treppe, "also wie wäre es? Dann atmet ihr auch endlich mal wieder frische Luft." benutzte Toya weiter als Lockmittel.

"Von mir aus." murmelte Georgios und wollte schon zur Treppe gehen, als Lou ihn zurückpfiff.

"Keiner verlässt diese Höhle Toya. Du wirst uns nicht angreifen solange du jemanden zu beschützen hast." lächelte Lou und schaute nun in die Gesichter der fünf Mädchen.

Doch bevor er weitersprach, bemerkte er etwas, was ihn stutzen lies. Irgendetwas an diesen Mädchen schien ganz und gar unnormal zu sein.

"Toya..." fing er ernst an und schaute den Mann dabei nicht einmal an, sein Blick war immer noch auf eine von den Mädchen gerichtet, "welches Jahr haben wir?"

Toya schluckte merklich, das konnte niemand übersehen oder gar überhören. Scheinbar hatte Lou damit genau ins Schwarze getroffen. Toya versuchte abzuwinken und behauptete, das dies nicht weiter von Belangen sei, aber Lous Augen huschten merkwürdig neugierig von einer Ecke des Raumes zur anderen. Er hatte das ungemein gute Gefühl einen Trumpf in der Hand zu haben. Vielleicht sogar die Karte zur ewigen Freiheit. Fragte sich nur noch, ob er richtig lag. Wenn ja, war sein Sieg gewiss. Er versuchte die Dinge langsam anzugehen und räusperte sich zunächst nur leise. Da eh schon alle Augen auf ihn gerichtet waren, hätte er das nicht einmal machen müssen.

"Sag mir Toya, sag es mir... . Liege ich richtig in der Annahme, das wir 2000 Jahre geschlafen haben und nun den Auserwählten gegenüberstehen?" wollte er ruhig wissen, doch in seinen Augen spiegelte sich bereits Siegessicherheit wieder.

"Nun ja Lou, ich will hier nicht rumlügen." versuchte Toya vorsichtig anzufangen, aber er wusste so gut wie Lou bereits, dass er einen Diel eingehen musste um die unerfahrenen Auserwählten nicht zu gewährten.

Fragte sich nur was Lou wünschte und ob Toya das zulassen konnte. Immerhin war er der Wächter der fünf und gleichzeitig noch der Trainer der Auserwählten, von deren Ausbildung immerhin ein ganzer Planet abhängte.

"Das sind doch mal gute Neuigkeiten." echote plötzlich Georgios und sprang aufgeregt herum, "komm Lou machen wir die fünf fertig und dann hauen wir ab.""Wagt es ja nicht den Mädchen nur ein Haar zu krümmen." knurrte Toya jetzt.

Seine Augen begannen rot zu schimmern und die fünf Gegner merkten, dass Toya vor keinem Angriff zurückschrecken würde, wenn es um die Verteidung der Auserwählten gängte. Georgios schluckte und wartete auf ein Zeichen von seinem Anführer.

"Wie wärs wenn du uns einfach gehen lässt." mischte sich Alex mit ein und gähnte etwas, "wenn du uns einfach abhauen lässt, dann krümmen wir den fünf kein Haar."

"Falsch!" fuhr Lou dazwischen, "Alex erinnerst du dich noch an die Legende und aus was wir erschaffen wurden?"

Alex rollte mit den Augen, "glaubst du immer noch an den Kram? Das würde ja heißen, wenn die komische Kuh," dabei zeigte er auf das Mädchen mit den schwarzen Haaren, "wenn diese komische Kuh nur einen Kratzer abgekommt, dass es einen von uns ähnlich ergehen müsste. Das ich nicht lache."

Er lächelte und plötzlich stieß aus seinem Zeigefinger ein kleiner, dünner Strahl hervor. Toya wollte reagieren, doch er war etwas zu langsam. Der Strahl traf Zucca an der Wange und eine dünne, feine Wunde wurde sichtbar.

Im selben Moment zuckte Alex zusammen und griff sich irritiert an die Wange. Als er die Hand wegnahm tauchte an der Stelle ebenfalls die selbe Wunde auf, die Nisola eben mit einem Taschentuch bei Zucca wegtupfen wollte.

"Lass das." knurrte Zucca und warf das Taschentuch in die nächste Ecke.

Das störte sie dieser kleine Kratzer? Wenn der Typ ernsthaft gewollt hätte, dann wäre sie jetzt tot!

"Siehst du." murmelte Lou nachdenklich.

Toya wiederum wurde mit einem Mal so wütend, das Funken um ihn herumstoben.

"Wart mal Alter, war nicht so gemeint." entschuldigte sich Georgios für seinen Kameraden und gab ihm ein Taschentuch.

Toya jedoch war weiterhin wütend und es schien so, als würde er jeden Moment losstürmen und Alex in Stücke reisen.

14. Kapitel

14. Kapitel
 

„Beruhige dich mal Toya.“ meinte Lou lächelnd, „du weißt, wenn du jetzt versuchst zu kämpfen, dass mindestens eine deiner neuen Schützlinge ums Leben kommt.“

Toya hielt in seiner Bewegung inne und erstarrte. Er durfte sich nicht so gehen lassen. Da hatte Lou recht und eh die besseren Karten in der Hand. Er war sehr intelligent und vorausschauend was das Handeln von seinen Gegner betraf. Toya wusste, er konnte mit Lou auch nicht groß verhandeln und ihn vielleicht einen Deal anbieten, der nur zu seinen Gunsten ausfallen würde. Es würde wirklich ein Geben und Nehmen geben.

„Was verlangst du Lou?“ hakte Toya nach und schaute ihm direkt in seine grünen Augen hinein.

„Ich möchte weder den Auserwählten doch dir etwas tun. Und um ehrlich zu sein hab ich es satt noch weiter zu schlafen und meinen Freunden geht es ähnlich.“ meinte Lou lächelnd.

„Was schlägst du vor?“ wiederholte Toya seine Frage erneut und seine Augen blitzten vor Wut.

„Ich möchte mit dir ein göttliches Versprechen eingehen.“ meinte der Anführer der Jungen.

„Wieso sollte ich das tun?“ hakte der Lehrer neugierig nach.

Es kam sogar so herüber, als hielt er Lou für übergeschnappt.

„Ich möchte das du uns unter deinen göttlichen Schutz stellst, uns die Möglichkeit gibst unsere Fehler vom letzten Mal zu bereuen und damit uns die Chance gibst sterben zu dürfen.“ machte Lou den Vorschlag.

„Lou.“ stutzte Alex, „das ist eine gigantische Idee.“

Auch seine Kameraden waren von dem Vorschlag begeistert, nur Toya selber war es nicht.

„Ihr wurdet in die ewige Verbannung geschickt. Ihr wisst was das bedeutet. Diese Regel kann man nicht einfach umgehen.“ erklärte Toya und atmete so ruhig wie möglich.

Er war wütend auf die Jungs und er fand den Vorschlag total dreist von ihnen. Nur hatte er wirklich eine andere Wahl?

„Du weißt genau wie wir, dass wir die Chance bekommen sollten uns zu beweisen. Ich finde die Art der Verbannung 2000 Jahre jede Sekunde seines Daseins in Albträumen zu verbringen nicht gerade ansehnlich. Und wie es aussieht wäre es den Göttern sicherlich lieber, wir würden bis in alle Ewigkeit diese Qualen durchmachen.“ bei den Gedanken an seine Albträume während des Schlafens erschauderte Lou etwas.

„Wieso sollte ich der jenige sein, der euch die Möglichkeit einräumt euch zu beweisen und mir damit den Zorn der Götter einhandeln?“ hakte Toya ungehalten nach.

„Du weißt genau wie wir Toya, die Götter würden dich niemals in die Verbannung schicken. Jedenfalls nicht bevor du die Auserwählten auf den rechten Weg geführt hast und sie ausgebildet hast. Und du musst doch zugeben, wir wären sicherlich eine große Hilfe im Kampf gegen die Unterwelt.“ lächelte Lou auf irgendeine Art und Weise nachdenklich.

„Ihr und der Kampf gegen die Unterwelt? Gegen euren eigenen Vater Hades?“ lachte Toya auf, der das alles für einen Witz hielt, „woher soll ich wissen, ob ich gerade euch vertrauen kann.“

„Wir haben nicht darum gebeten von ihm gezeugt zu werden.“ knurrte Alex wütend, woraufhin ihn Vallen und Dimitri festhalten mussten damit er nicht losstürmte.

Toya starrte ihn dabei nicht weiter an, seine Augen blieben auf Lou gerichtet, der Gefährlichste der Truppe.

„Wie Alex bereits richtig erwähnt hat, erkennen wir Hades nicht als unseren leiblichen Vater an. Wir wurden von einer Frau geborgen, die wir nicht einmal kennen lernen durften weil die Geburt von Fünflingen sie umgebracht hatte. Wir waren Kinder der Straße und wir sehen es nicht ein jemanden Anerkennung zu vermitteln, der sich einen Dreck um uns scherte.“

Toya nickte vorsichtig, als würde er ähnlich denken oder zumindest in gewisser Art und Weise ihr Denken nachvollziehen können.

„Ihr wollt mir damit also sagen, wir wollt eure dreckige Weste reinwaschen indem ihr euren Vater hintergeht?“ fragt Toya leicht lächelnd bei der Vorstellung nach.

„Wir schwören es mit einem göttlichen Versprechen, wenn ihr uns unsere Wünsche dafür einräumt.“ meinte Lou und schaute seine vier Brüder an, die erwartungsvoll zu ihm blickten.

„Halt mal!“ mischte sich Selena sich protestierend ein, „wenn ihr die Söhne des Hades seit und euch doch im Kampf auf seine Seite schlagen würdest, dann hätten wir ein Problem!“

„Kleine törichte Göre.“ knurrte Dimitri und trat neben Lou, „du hast keine Ahnung was es bedeuten würde ein göttliches Versprechen zu brechen!“ die letzten Wörter brüllte er fast.

Selena schluckte, blieb aber standhaft, „was denn?“

„Sie würden in eine Verbannung geschickt, aus der sie niemand befreien oder retten könnte. Schlimmer als durchweg Albträume zu durchleben. Sie würden für alle Zeit jede Minute tausend qualvolle Tode sterben.“ murmelte Zucca, die davon gelesen hatte.

„Spiel dich hier nicht so auf, dumme Kuh.“ knurrte jetzt Dimitri sie an, „du hast ja gar keine wirklich Ahnung von was du da sprichst! Ich würde dich am liebsten verwünschen und...“

„Halt die Klappe.“ schrie Lou ihn an und ein Blitz umflog seinen Körper.

Dieser raste auf Dimitri zu und durchfuhr seinen Körper. Er zitterte und fiel auf die Knie. Doch er verstummte dafür auch.

„Dimitri du solltest keine Verwünschungen aussprechen. Du weißt welche Wirkung sie haben, besonders wenn sie von den Söhnen des Hades ausgesprochen werden.“ Lou wand sich danach wieder Toya zu, „was ist nun? Willst du eine Auserwählte gefährden oder diesen Deal eingehen?“

Toya’s Augenbraunen hoben sich mürrisch. Er wusste das er keine andere Wahl hatte. Aber auch die Gewissheit in einem Jahr eine schreckliche Bestrafung zu erhalten minderte das Gefühl nicht, einen Fehler begehen zu müssen.

„Ich willige ein.“ nickte er trocken und trat vor.

Er holte aus dem Nichts ein Schwert hervor und schnitt sich damit in den Arm. Das Schwert warf er Lou zu, der es find und es ihm gleichtat. Danach reichte er es Alex, der es Dimitri reichte. Dimitri schnitt sich und reichte es Vallen. Und dieser reichte es dem letzten von fünften Bruder Georg. Alle schnitten sich in die Arme und traten dann mit ihrem ausgestreckten Arm vor. Ein Licht umgab sie, eine Macht die es den Mädchen die Sprache verschlug und ihnen das Atmen erschwerte. Danach durchzogen sechs Blitze den Raum. Aus jedem von ihnen trat einer heraus. Ein silberner aus Toya, ein weißer aus Georg, ein schwarzer aus Alex, ein grüner aus Lou, ein pinker aus Vallen und auch ein blauer aus Dimitri. Sie vereinten sich zu einem großen Blitz. Dieser umspielte die Körper der sechs. Danach verschwand er mit einem Krachen im Nichts. Das Versprechen war besiegelt wurden.

15. Kapitel

15.Kapitel
 

Die Mädchen standen da wie begossene Pudel. Sollte das jetzt etwa heißen, dass diese fünf Jungs mit ihnen trainieren würden?

Als das ganze Schauspiel ein Ende gefunden hatte drehte sich Toya zu den Mädchen um : „Also das sind nun wie bereits gesagt Georg, Vallen, Alex, Dimitri und Lou. Sie werden ab dem heutigen Tag mit euch gemeinsam trainieren und euch beim Kampf gegen die Unterwelt beistehen. Dabei muss ich erwähnen; besser hättet ihr es wirklich nicht haben können, denn immerhin könnt ihr jede Hand gebrauchen.“ Toya versuchte zu lächeln.

„ He Toya, wann gibt es was zu Essen?“ fragte Georg und hielt sich den knurrenden Magen.

„Reiß dich etwas zusammen.“ Zischte Lou ihm zu.

„Könnten wir erst einmal über gewisse Sachen aufgeklärt werden, bevor ich für die Fünf schon wieder Köchin spielen muss?“ hakte Axana nach und hob die Augenbrauen.

Ihr passte es ganz und gar nicht einfach vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

„Alles zu seiner Zeit.“ Murmelte Toya mehr zu sich selbst, als zu ihr. Er drehte sich zu den Jungen um und meinte : „Nun gut, dann werdet ihr wohl die zweite Scheune belegen, was anderes hab ich für euch nicht zur Verfügung.“

„Es gibt noch eine Scheune?“ staunte Selena, die diese gern mal bewundern würde.

„Na ja, sie hat keine zweite Etage, aber was soll’s ich hatte nicht mit noch mehr Schülern gerechnet:“ erwiderte Toya und musste dabei daran denken, das er von diesem Augenblick an eigentlich seine Feinde trainieren würde.

Er wollte sich gar nicht ausmalen was geschehen würde wenn sie plötzlich die Seiten wechseln würden. Hoffentlich behielten auch die Götter sie etwas im Auge.

„Also was ist nun? Wann gibt es was zu futtern?“ wollte Georg wissen, dem schon wieder der Magen knurrte, nur noch viel lauter „Ich hab seit 2000 Jahren nichts mehr gegessen!“

Lyiana seufzte : „Axana und Selena werden dir gleich was kochen. Hauptsache wir bekommen dafür Antworten auf unsere Fragen.“

„HE!“ Axana protestierte sofort. „Seit wann bestimmst du was ich zu tun habe?“

„Halt die Luft an, Axana. Du bist vielleicht eine Prinzessin, aber wie ich dir schon sagte, du musst noch einiges lernen bevor ich dich freiwillig unser Land regieren lasse. Wenn die fünf die ganze Zeit mit knurrendem Magen neben uns sitzen während Toya erklärt würde das nur stören. Daher kochst du was und es ist Ruhe.“

Axana wollte noch etwas erwidern doch Selena packte sie schon hüpfend an der Hand.

„Komm lass uns loslegen, ich freu mich schon auf was Warmes zum Essen.“

„Du hast doch grad erst gegessen?“ fragte Zucca verwundert.

„Aber Axana kocht so lecker, da kann man nicht nein sagen.“ Selena lächelte und zog die verwirrte Axana mit sich.

Hüpfend verließen sie die Höhle.

„Ist das normal bei der?“ wollte Zucca kopfschüttelnd wissen.

„Sei doch froh wenn wenigstens einer fröhlich ist.“, meinte Nisola, „Wenn sie das nicht wäre und mich nicht mit ihrer Fröhlichkeit ablenken würde, müsste ich nur an mein Zuhause denken und was da mittlerweile alles passieren könnte.“

„Auch wieder wahr:“ murmelte Zucca und folgte Nisola, die bereits den anderen Mädchen nacheilte, hinaus.

Lyiana drehte sich zu Toya um. Ihr ließ eine Sache einfach keine Ruhe, aber es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt um danach zu fragen. Sie schluckte ihre Frage hinunter und ging schweigend nach oben.

Die Jungs wollten Toya den Vortritt lassen, doch diese hielt es für besser als Letzter zu gehen, um alle im Auge behalten zu können.

Als sie wieder draußen im Licht standen mussten sie erstmal die Augen zukneifen, das Sonnenlicht blendete, aber s war auch angenehm warm.

„Cool“ rief Lou und stieß sich vom Boden ab. Er flog leichten Herzens durch die Luft und drehte ein paar Saltos. Er war wieder frei und das genoss er in vollen Zügen. Auch Georg und Dimitri stießen sich ab und flogen ein paar Runden. Vallen schaute ihnen vom Boden aus zu während Alex etwas in seiner Jackentasche suchte. Als er schließlich eine Schachtel gefunden hatte holte er sie heraus und zündete sich einen schmalen, dünnen, grünen Ständel an, der ganz komisch roch.

„Mach das stinkende Ding aus!“ murrte Zucca und ging ein paar Schritte von ihm weg.

„Was hast du? Das ist normaler Grünständel. Der schmeckt hervorragend und entspannt die Seele.“ Erklärte er ihr und zog genussvoll an dem Ständel.

„Wirklich. Kann ich mir nicht vorstellen.“ Meinte Nisola, die näher heran trat.

Als sie den Rauch einatmete, musste sie erst einmal husten. Zucca nahm Alex den Ständel aus der Hand und zog daran, ein komisches, warmes Gefühl machte sich in ihr breit. Sie fühlte sich tatsächlich besser. Sie reichte Alex den Ständel zurück und sah zu Toya, der kopfschüttelnd da stand.

„Alex, hat man dir nicht erklärt, dass diese Ständel süchtig machen?“ fragte Toya

„Dafür sind sie aber in keiner weise schädigend.“ Antwortete Alex und zog erneut an dem Ständel.

„Mach was du willst, es ist dein Gras was du rauchst, aber verführ bitte nicht auch die anderen Mädchen zum Rauchen.“ mahnte Toya und marschierte über die Wiese.

Die Jungs, die in der Luft umhersausten, folgten ihnen schweigend.

„He, du da.“ meinte Vallen zu Nisola.

„Was is?“ Nisola wunderte sich und sah ihn irritiert an.

„Ist das deine natürliche Haarfarbe?“

Sie zog die Augenbraue hoch und meinte: „Ist heut ein besonderer Tag oder bist du immer so blöd? Natürlich ist das meine natürliche Haarfarbe. Wäre mir neu wenn man die ändern könnte!

„Kann man!“ warf Vallen ein als wäre nichts gewesen.

„Schön für dich. Dann mach deine Haare grau.“ murrte Nisola und ging neben Lyiana her, die mit den Augen ein Buch verschlang.

„Was liest du da?“

„Das ist ein Buch aus meiner Schule. Es handelt von unseren Göttern und ihren Mythen.“ erklärte Lyiana und vertiefte sich wieder in ihr Buch. Plötzlich tippte sie auf eine Stelle im Buch und rief: „Ich habs gefunden!“

„Was denn?“ fragte Lou und sauste zu ihr herunter um dann ganz gemütlich neben ihr herzuschweben.

„Hier sind die Flügelschuhe abgebildet mit denen man fliegen kann. Aber IHR tragt ja gar keine? Sie starrte auf seine Schuhe.

„Nein, wofür auch? Das wir Flügelschuhe als Stütze verwendet haben ist schon über 2000 Jahre her.“ Lou lächelte und wies auf einen Absatz im Buch.
 

Flügelschuhe werden von den Göttern meist für besondere Leistungen verliehen. Anderen Geschöpfen jedoch dienen sie nur dazu um richtig fliegen zu lernen. Sie sind darauf ausgerichtet im Notfall aktiv zu werden und einem fallenden Flugschüler unter die Arme zu greifen.
 

„Heißt das, IHR könnt richtig fliegen? Ich meine, so wirklich RICHTIG?“ Nisola sah ihn verblüfft und staunend an.

„Natürlich können wir das. Warte, ich zeig es dir.“ Lou lachte. Plötzlich packte er Lyiana unter den Armen und zog sie mit hinauf in die Luft.. Sie schrie kurz auf. Nicht wegen der Höhe, sondern weil sie von Lou einfach gepackt worden war. Sie hatte ihr Buch fallen lassen und war dabei leicht rot angelaufen. Das ein Mann sie einfach hochnahm als wäre sie leicht wie eine Feder kam nicht häufig vor.

„Na, was sagst du? Gefällt dir die Aussicht?“ wollte Lou wissen und drehte eine Runde über den Köpfen der Laufenden.

„Ja“ brachte Nisola leise und vorsichtig hervor.

„Das ist ja geil.“ Nisola staunte und sah den beiden dabei zu, wie sie Schleife über ihren Köpfen drehten.

„Magst du auch eine Runde fliegen?“ bot Vallen an.

„NEIN, DANKE! Von dir lass ich mich sicher nicht freiwillig auch nur berühren.“ knurrte sie ihn an und ging zu Zucca. Sie wollte ihre Ruhe vor diesem Typen haben. Seit er aus seinem Gefängnis entstiegen war, wirkte er irgendwie nicht mehr so toll. Er ging ihr einfach nur auf die Nerven. Na ja, schlecht sah er ja nicht aus…., aber sie wollte irgendwie nichts mit ihm zu tun haben.

Lyiana wurde wieder achte auf dem Boden abgesetzt und Lou landete neben ihr. Sie gingen quatschend weiter zur Hütte, wobei Lou ihre Fragen beantwortete und ihr einiges über das Fliegen erklärte.

Nisola drückte sich an Zuccas Seite, die genüsslich einen Ständel rauchte. Sie wäre gern weggegangen, aber dann würde sie Vallen wieder anquatschen und das wollte sie nicht. Axana und Selena schauten den anderen zu. Als die Jungs in der Luft anfingen sie zu ärgern, sie ständig an den Klamotten etwas in die Luft hoben, riss bei Axana schnell der Geduldsfaden und sie versuchte den ganzen Weg bis zur Hütte Georg und Dimitri mit Steinen zu bewerfen. Die Jungs fanden es eher komisch und wichen lachend ihren Steinwürfen aus. Axana musste hinnehmen das sie wohl keinen von beiden treffen würde und als sich ihre Arme wie Gummi anfühlten gab sie es auf.

Als sie an der Hütte waren öffnete Toya die Tür und ließ sie um den großen Tisch herum Platz nehmen. Axana und Selena begannen einen riesigen Eintopf mit viel Fleisch und Gemüse zu kochen. Schön nahrhaft sollte er werden. Währenddessen versorgte Toya seine Schützlinge mit Getränken und suchte alte, goldene Karten hervor die er auf einen Stapel legte. So waren sie bereit um nach dem Essen endlich mit den Erklärungen zu beginnen und wichtige Fragen zu beantworten.

Wenig später stellte Axana den Eintopf auf den Tisch. Während sie aßen versuchten Lou und Georg die ganze Zeit Blumenkohl, Erbsen und Möhren aus ihrem Eintop zu entfernen.

„Was soll DAS? Es wird ALLES aufgegessen! Ist alles gesund.“ Axanas Stimme duldete keine Widerrede.

„Aber das Zeug ist eklig.“ verteidigte sich Lou und wollte eben eine Erbse über den Tisch schnipsen.

„Ihr seid gemein!“ warf Selena ein „Wir haben uns so viel Arbeit mit dem Essen gemacht und ihr spielt einfach damit herum. Wenn ihr nicht aufesst kochen wir nicht mehr für euch und es wird dann nur noch rohes Gemüse geben!“

„Also, hört auf die Mädchen und esst auf!“ rief Toya streng. Er hatte keine Lust, wenn schon mal eine gute Köchin da war, wieder nur rohes Gemüse zu essen.

Murrend aßen die Jungs ihr Gemüse auf , auch wenn sie dabei nicht grad lächelnde Gesichter machten. Aber gegen soviel Autorität wollten sie sich nicht erheben.

Axana und Selena lächelten siegessicher und flüsterten sich zu, vielleicht am nächsten Abend einen Erbseneintopf zu kochen, nur für die drei Jungs. Damit sie lernten das es gut für sie sei und endlich Respekt vor dem Gemüse bekommen würden.

16. Kapitel

16. Kapitel
 

Toya räusperte sich. Mittlerweile hatten alle längst aufgegessen, nur Georg löffelte sein letztes Grün langsam vom Teller. Doch Toya hatte sich entschlossen nicht weiter darauf zu warten.

„Ich würde dann gern anfangen.“ meinte er und sah zugleich zum Fenster.

Die Sonne begann langsam hinter dem Horizont zu verschwinden und tauchte die Welt dabei in ein wunderschönes Farbenmeer, was einem Regenbogen glich.

„Gut mit was wollen wir beginnen?“ hakte Axana nach, die das Warten leid war.

„Sei still und lass ihn ausreden.“ murrte Zucca, woraufhin diese wirklich verstummte.

„Ich möchte gerne wissen was euch bisher erzählt wurde.“ lächelte Toya und starrte auf seine goldenen Karten, die sich auf dem gesamten Tisch ausgebreitet hatten.

„Wie was wir wissen? Ich dachte du würdest uns endlich alles weitere erklären, wie es weitergehen soll?“ wunderte sich Axana.

„Halt die Luft an.“ knurrte Zucca jetzt etwas deutlicher.

„Es geht mir darum eure Wissenslücken zu füllen, bevor ich mit meinem Training beginne. Das setzt voraus, dass ihr schon ein gewisses Wissen besitzt.“ meinte Toya und breitete eine goldene Rolle Pergament aus.

„Naja wir haben von der Legende gehört. Das die Götter sich gestritten haben. Einer war dagegen. Es gab Streit und...“ Toya unterbrach Axana rasch.

„Hat man euch Namen genannt?“ wollte er wissen.

„Was für Namen?“ wunderte sich Lyiana neugierig, die aber schon eine Vermutung hatte in welche Richtung alles gehen könnte.

„Es geht um die Namen der Götter von denen ihr erschaffen worden.“ erwiderte Toya fragend.

„Ich hatte also doch recht.“ rief Lyiana erleichtert auf, „ich wusste das an der Legende etwas fehlte die uns Kouhei erzählte.“

„Was meinst du?“ zog Selena die Augenbrauen hoch.

„Kouhei erzählte etwas von dem Krieg der Götter und das eine Göttin sich für uns angeblich geopfert hatte. Was wiederum eigentlich nicht möglich war, da Götter doch unsterblich sind.“ erwiderte Lyiana und sah dabei Toya an.

Dieser nickte nur langsam mit dem Kopf und sah dann auf sein goldenes Pergament, „man hat euch einen totalen Stumpfsinn erzählt. Das hatte ich bereits schon befürchtet.“

„Was meinst du?“ hängte sich jetzt auch Nisola neugierig hinein.

Zucca stand bei diesem Satz auf und ging zum Fenster.

„Was ist los?“ wunderte sich Axana fragend an diese gewannt.

Zucca sagte im ersten Moment nichts. Sie schien tief in Gedanken versunken zu sein. Einige Sekunden schwieg jeder am Tisch, bis Axana die Stille nicht mehr aushielt.

„Was ist los? Du machst mich nervös.“ sagte Axana, die daraufhin auch etwas erschauderte.

Zucca antwortete immer noch nicht und das machte die Sache auch nicht gerade besser. Lyiana stand jetzt ebenfalls auf und wollte eben an ihre Seite treten, als Zucca endlich begann zu sprechen.

„Toya erzähl mir endlich die Wahrheit über alles. Kouhei konnte ich in der kurzen Zeit nicht darauf ansprechen. Ich habe nur noch einen Vater und weiß genau, dass ich Schuld an dem Tod mehrerer tausend Leute bin. Klär mich endlich mit der wahren Geschichte auf. In meinen Augen hält man uns nur hin. Ich habe die alten Schriften seit meiner Kindheit gelehrt bekommen. Aber von fünf Kindern die die Welt retten steht nichts drin.“ bei dem letzten Satz drehte sie sich zu Toya um und starrte ihn fast schon hasserfühlt in die Augen.

Alle im Raum versteinerten augenblicklich bei diesem Blick. Nisola wollte Luft holen, hielt aber in der Bewegung inne. Ihr schien die Sache keinen Sinn mehr zu ergeben.

Selena drückte sich nur um ein paar Zentimeter näher an Axana heran, als hoffte sie etwas mehr Schutz in ihrer Nähe zu finden. Lyiana wollte schlucken, aber es kam ihr so vor, als würde ihr die Kraft dazu fehlen. Toya lies den Blick leicht nach unten wandern und versuchte seine Gedanken zu zähmen. Die Jungs saßen ganz still da und warteten auf eine Reaktion von ihm, doch es kam keine. Mehrere Sekunden vergingen, doch keiner bewegte sich oder sagte etwas. Bis Alex sich plötzlich erhob und kurz seinen Nacken knacken lies.

„Ich verschwinde nach draußen.“ Lou wollte an sich etwas erwidern, doch er verpasste den Moment.

Alex war bereits schon nach draußen gegangen und hatte die Tür ins Schloss fallen lassen. Bei diesem Geräusch schien Toya aus seiner Starre zu erwachen und nickte langsam.

„Du hast recht Zucca. Du hast vollkommen recht. Man hat euch Lügen aufgetischt und es ist an mir euch über alles aufzuklären.“

„Dann fang endlich an!“ meinte Axana selber jetzt wieder aufbrausend.

Toya schaute auf die goldene Karte und dann zu Zucca, „bitte setz dich. Ich werde euch die wahre Legende erzählen und auch den wahren Grund eurer Erschaffung erklären.“

Zucca drehte sich wieder zum Fenster um und meinte, „ich bleibe stehen.“

„Zucca.“ zischte Lyiana warnend, aber Toya nickte bereits ab.

„Es ist ihr Recht bei all den Lügen keinem mehr zu vertrauen. Würde ich wohl ähnlich machen. Nun gut...“ dabei wendete er sich nun seiner goldenen Karte zu, „ich werde euch alles erklären und beginne damit euch erst einmal alles vorzulesen.“

„Dann fang endlich an.“ murrte Axana ungeduldig.

Toya nickte. Unter normalen Umständen hätte er ihr einen Rüffel erteilt, aber in diesem Moment hatte sie einfach mal Recht.
 

„Am Anfang war das Chaos. Aus dem Chaos entstanden die ersten Götter und somit unsere Welt mit vielen, vielen Mächten. Diese Mächte kämpfen in den Jahrtausenden immer wieder um die Herrschaft unserer Welt, alle in der Annahme eine bessere zu erschaffen oder einfach nur die Macht über alles und jeden haben zu wollen. Gaia, Uranos, Chronos, Zeus, alles große Mächte die eine Bedeutung spielten. Die Vorgeschichte ist lang und von großer Bedeutung für das Kommende. Wer sich etwas bildete wusste das der Titanenkönig Chronos vor langer Zeit entmachtet wurde und danach Zeus der Göttervater wurde. Während Zeus seinen eigenen Vater mit Hilfe seiner Brüder erschlug, schwor Chronos ewige Rache. Er schwor die totale Vernichtung des Olymp und würde mit der Weltbevölkerung anfangen. Aus seinem Hass materialisierte sich eine kosmische Kraft die er vor seiner Zerstückelung ins All schoss. Sie verschwand und war für die Götter unauffindbar. Themis, Göttin der Gerechtigkeit und der Ordnung, Gattin und Schwester des Iapetos kam auf die Idee dieser Macht entgegen zu wirken. Die sprach mit Zeus, Poseidon und Hades über das kommende Unglück. Doch zu ihrem Bedauern wollte der starköpfige Zeus davon nichts wissen und lehnte ihre Hilfe ab. Hades selber glaubte ihr und tat so als würde er ihr helfen wollen. Poseidon selber war auf der Seite von Themis und schwor noch ein paar Götter zu finden, die ihr helfen mögen. Ein paar Tage später tauchte Poseidon mit vier weiteren Göttern auf, die sich diesem Kampf angeschlossen hatten. Themis erschaffte eine heilige Schale und bat jeden einzelnen Gott ein Haar von sich in die heilige Schale zu tunken. Poseidon und die anderen vier Götter taten es ohne zu Zögern. Als Hades an der Reihe war nahm er die Schale an sich und verschwand mit ihr. Er hatte sie ausgetrickst. Er wollte selber aus dieser Macht in seinen Händen etwas gegen die Macht seines Vaters unternehmen und als alleinige Sieger dastehen. Themis und die anderen fünf Götter konnten diesen Verrat nicht glauben und waren der festen Überzeugung Hades würde diese Macht falsch einsetzen, doch sie warteten ab. Hades erschaffte aus der heiligen Schale einen Trank den er fünf sterblichen Frauen nacheinander verabreichte und mit ihnen Kinder zeugte. Er hatte den Plan fünf Kinder für seine Zwecke zu erschaffen, die gegen die Macht seines Vaters allein ankämpfen könnten. Leider geschah ein paar Jahre später etwas Unvorhersehbares und die Kinder wanden sich gegen seinen Vater und kosteten ihre Macht aus. Sie wollten nicht das Handwerk von irgendwelchen Göttern sein. Da sie die Erde fast komplett verwüsteten verbannte Hades sie selber in ewigen Schlaf und Albträume.“
 

Axana unterbrach Toya, „heißt das die fünf sind das Werk dieser Sache?“ dabei sah sie Georg, Lou, Vallen und Dimitri an.

„Richtig, aber das Ganze geht doch noch weiter liebe Axana.“ beschwichtigte Toya und begann weiter zu lesen.
 

„Als Poseidon von dem Missgeschick erfuhr berichtete er es den anderen Göttern und versammelte sie erneut mit Themis. Sie schlug noch einen Versuch, jedoch ohne Hades, vor. Sie wollte die Macht etwas verstärken fertigte wieder eine Schale an. In diese sollte jeder Gott diesmal kein Haar sondern ein Tropfen seines göttlichen Blutes lassen. Nicht mehr und nicht weniger. Die Fünf taten ihr diesen Gefallen und Themis behütete die Schale. Sie bedankte sich bei den Göttern für ihr Vertrauen und eilte hinunter auf die Erde. Dort suchte sie in jeder Region des Landes eine Frau heraus, der sie einen Schluck des heiligen Wassers gab. Das Wasser mit der Blutmischung war so ausgelegt wurden, dass das Blut erst dann aktiv werden würde, wenn die Zeit zu einem Kampf gekommen sei. So trugen die fünf Frauen das Blut über Jahrtausende immer weiter an ihre Nachfolger. Das einzig Gute was das heilige Wasser ihnen brachte, ihnen konnte nichts geschehen. Sie konnten nicht sterben, bis der nächste Nachfolger das Blut in sich trug. So sollte der Sieg gegen Chronos Hass gesichert sein.“
 

„Und das heißt jetzt für uns?“ wollte Axana neugierig wissen.

„Na was wohl. Wir sind Werkzeug der Götter. Wir wurden erschaffen um gegen Chronos zu kämpfen, jedoch nicht um unsere Familien zu retten und zu beschützen.“ schnaubte Zucca wütend.

Lyiana wollte eben etwas erwidern, doch sie schloss ihren Mund wieder wortlos. Selena und Nisola schauten sich an, als erwarteten sie in den Augen des Anderen irgendetwas zu finden, was ihnen wieder Mut machen würde.

„Ist das wahr was Zucca sagt?“ fragte Selena ganz leise und schüchtern nach.

Toya seufzte und nickte langsam, „leider ja. Ihr werdet von mir ausgebildet eure Macht zu kontrollieren und damit die Welt zu retten. Dabei kommt es jedoch nicht auf das Leben einzelner Menschen an.“

„Wir sollen also hier rumsitzen und abwarten bis unsere Familie gestorben ist?“ fuhr Nisola jetzt selber wütend hoch, „ich bleibe nicht hier! Ich will zurück nach Ogias! Meine Mutter und mein Vater brauchen mich! Ich werde nicht zu lassen, dass sie sterben!“

„Das befinden des Einzelnen hat hier keinen Vorrang, so leid es mir tut. Ihr könnt nicht zurück nach Ogias. Erst wenn sich das Zeittor wieder für euch öffnet. Solange sitzt ihr in dieser Welt und in dieser Zeit fest.“ erklärte Toya ruhig, „jedoch gibt es Hoffnung. Da ihr in einer anderen Zeit trainiert werdet ihr nur wenige Stunden später, als ihr von eurer Welt hier her geführt wurdet, wieder in eure Zeit eintauchen.“

„Auf deutsch?“ hakte Axana Augenbraunhebend nach.

„Das heißt, wir werden an den Tag zurück geschickt, an dem wir von dem Drachen zu Kouhei geführt wurden. Das heißt uns stehen alle Mittel und Wege offen unsere Welt und unsere Familie zu retten.“ meinte Lyiana etwas trocken, aber hoffnungsvoller.

„Ist das war?“ machte Selena leuchtend große Augen.

„Ja so ist es.“ nickte Toya zustimmend.

„Dann ist noch nicht alles verloren.“ lächelte Selena erleichtert.

„Nun ja es kommt auf eure Kräfte drauf an und wie sehr ihr euch bei eurem Training anstrengt. Ein Jahr klingt viel. Aber es ist schnell vorbei.“ erklärte Toya den Mädchen.

17. Kapitel

17. Kapitel
 

Die Mädchen schauten sich nacheinander an. Jede Einzelne von ihnen fragte sich eben das Gleiche. Es war keine Frage des Wollens, jeder von ihnen wusste das sie gar keine andere Wahl hatten, als ihrer Bestimmung folgen zu müssen. Man hatte sie nicht mal gefragt, aber so etwas schien auch nicht nötig zu sein. Jedenfalls hatten sich die Götter damit nicht gerade beliebt bei ihnen gemacht.

„Ich hätte da noch eine Frage.“ murmelte Selena, weil ihr das Erklärte noch Sachen offen ließ.

„Immer frag.“ meinte Toya offen.

„Wieso ist Alex vorhin verletzt wurden. Du erzähltest das Hades sich fünf Frauen gesucht hatte und mit ihnen Kinder zeugte. Wir wurden aber durch Vererbung erschaffen. Wieso wurde Alex dann verletzt, als er Zucca an der Wange traf?“ hake Selena neugierig nach.

„Eine sehr gute Frage.“ mischte sich Axana ein, „das wüsste ich auch gern.“

Toya lächelte, „ja das ist wohl die Sache, dass ihr miteinander verwandt seit und zur selben Zeit auch wieder nicht. So etwas wie Halbgeschwister und doch wieder nicht. Die Haare der Götter würden eingetaucht, also haben dem heiligen Wasser einen gewissen Hauch verpasst. Jedoch ist der Rest von Hades persönlich gekommen. Bei euch ist es so, dass ihr direktes Blut von den Göttern über die Jahr Hunderte in euch tragt. Daher seit ihr irgendwie miteinander verbunden und auch wieder nicht. Es ist nicht einfach so einen Fall zu erklären. Jedenfalls, wenn einer von euch verletzt wird, wird das Gegenstück von euch auch verletzt. Leider wissen wir noch nicht ob es bis in den Tod führen könnte oder nicht, aber wir vermuten da Hades der Herr der Unterwelt ist, sind seine Söhne vor solch einem starken Eingriff geschützt. Wir hoffen natürlich auch, dass es umgekehrt genauso funktioniert. Also ihr seit normale Menschen, mit göttlichen Fähigkeiten und die Jungs sind halt gleich mal Halbgötter mit etwas göttlichen Fähigkeiten ihres Vaters.“ beendete Toya die Erklärung.

„Aber ihr seit euch nicht sicher?“ wollte Lyiana erfahren.

„Nicht so ganz, aber wir hoffen es innig. Ansonsten, wenn es zu so einem Zwischenfall kommen sollte, dann würde das göttliche Blut euch von der gemeinsamen Verbindung trennen.“ überlegte Toya laut, doch es kam nicht wirklich so herüber, als wäre das alles was man zu diesem Thema sagen müsste.

„Was für göttliches Blut eigentlich? Du redest nur von Poseidon! Wer waren die anderen vier Götter?“ hakte Zucca nach und schlug laut mit der Hand auf den Tisch.

„Zucca du machst mir Angst.“ murmelte Selena etwas ängstlich.

„Jetzt beruhige dich erst einmal etwas.“ mischte sich jetzt Lou ein und stand vom Tisch auf.

Er ging um den Tisch herum und zur Tür, die er öffnete. Das Licht der Sonne war fast ganz verschwunden und die Nacht schlich sich draußen ein.

„Ich suche Alex und dann sollten wir uns bettfertig machen. Die anderen vier Götter die du suchst sind leider in den alten Schriften nicht verzeichnet. Das heißt jeder von euch muss selber herausfinden welcher Gott ihm etwas seiner Kraft schenkte. Uns geht das nichts an. Wir haben keine Macht von den Göttern, außer von unserem Vater erhalten. Nur eine unsichtbare Verbindung, die mehr Schaden als Nutzen bringt.“ meinte er und ging hinaus.

Dimitri, Vallen und Georg erhoben sich, winkten kurz und folgten ihm wortlos. Scheinbar brauchte Lou keine großen Worte zu benutzen, um seine Kameraden wissen zu lassen, was sie tun sollten.

„Meint er das wirklich ernst?“ stotterte Nisola verwirrt.

„Leider ja. Das ist wirklich alles was ich euch auch dazu sagen könnte. Lou hat Recht mit dem was er sagte. Auch wenn man es anders hätte ausdrücken könnten, etwas feinfühliger vielleicht.“ murmelte Toya entschuldigend.

„Nicht mal die Götter selber?“ fragte Selena fast schon verzweifelt nach.

Über Toyas Gesicht huschte ein kleines Lächeln, „nun ja die wissen sicherlich wer von euch welche Kraft geerbt hat.“

„Aber?“ hakte Selena weiter nach und richtete sich dabei etwas auf dem Stuhl auf.

Toyas Lächeln blieb zwar, wurde doch zugleich etwas schwächer, „na ja ein „Aber“ ist hier etwas falsch. Ihr dürft mich jetzt nicht falsch verstehen... um den Willen der Götter bloß nicht!“ er hielt inne und kratzte sich etwas nervös am Nacken, „aber auch wenn die Götter wissen wer von euch welche Kräfte hat, werden sie es euch nicht einfach verraten. Sie sind, drücken wir es so aus, zu sehr mit ihren eigenen Pflichten beschäftigt um sich noch dazu mit euch zu beschäftigten. Es ist eure Aufgabe eure Kräfte zu entdecken und dabei kann euch keiner der Götter helfen.“

Eine Weile sagte niemand etwas, dann erhob sich Lyiana und richtete sich an die Mädchen, „Lasst uns schlafen gehen. Morgen schauen wir was der neue Tag bringen wird.“

Die Nacht brach über ihnen herein, während die fünf in ihrem Betten lagen und zur Decke starrten. Keiner von ihnen hatte seit vorhin ein Wort gesprochen. Sich anzuschweigen war leichter als einen Dialog zu führen. Draußen vor der Scheune hörten sie die Grillen zirpen, die Frösche in der Ferne quaken und die Eulen in der Nacht leise rufen.

Nisola würde am Liebsten die Götter verfluchen, aber das würde auch nichts bringen.

Selena liefen still Tränen über die Wangen, weil sie es so ungerecht von den Leuten da oben fand. Lyiana suchte Trost in einem Gedicht, was sie sich immer wieder in Gedanken aufsagte um besser einschlafen zu können. Axana tobte innerlich und würde am Liebsten mit Kissen nach Zeus Dickkopf werfen und Zucca lag mit offenen Augen im Bett und höre auf die Geräusche in ihrer Umgebung. Um es kurz zusammen zu fassen, von den 8 Stunden Schlaf die die Mädchen eigentlich hatten, schliefen die wenigsten mehr als 4 Stunden.

Und die paar Stunden die sie schliefen träumten sie auch noch von ihrer Heimat und ihrer Familie, die jeder von ihnen auf seine Art und Weise vermisste.
 

„Aufstehen!“ rief Nisola und schmiss ihr Kissen nach Zucca.

Diese rollte sich so schnell weg, dass Nisola der Mund offen stand.

„Was soll das Geschrei?“ murmelte Axana verschlafen.

Lyiana regelte sich noch im Bett und versteckte sich unter dem Kopfkissen, um noch etwas Ruhe zu haben. Selena wiederum begann bereits sich ebenfalls anzuziehen, was Nisola längst getan hatte.

„Die Sonne ist aufgegangen. Ich glaub wir können rüber zur Hütte marschieren.“ meinte Nisola und fing ihr Kopfkissen auf, was Zucca ihr achtlos zurückwarf.

„Das ist nicht nötig, Essen kommt ans Bett.“ sagte plötzlich eine Stimme neben ihr und hielt ihr einen Teller vor die Nase.

Nisola erschrak sich so sehr, das sie gleich neben das Bett fiel und ihr Kopfkissen dabei einen hohen Bogen flog, genau gegen Zuccas Hinterkopf. Diese drehte sich etwas genervt um und knetete das Kissen bedrohlich in ihren Händen.

„Tut mir leid.“ stotterte Nisola sofort Händehebend.

„Will ich hoffen. Jetzt leg es endlich wieder hin.“ meinte Zucca ganz ruhig, auch wenn es in ihr sicherlich ganz aufgewühlt aussah.

„Magst du jetzt?“ fragte Vallen nach und hielt Nisola erneut den Teller vor die Nase.

„Was ist das?“ wollte diese wissen und starrte erst Vallen an, dann den komischen Haufen auf dem Teller, der kunterbunt wie Regenwürmer aussah, sich jedoch nicht rührte.

„Für euch hab ich auch Essen.“ lächelte Vallen und man konnte auf seinem anderen Arm noch vier Teller balancieren sehen.

Er reichte jedem einen Teller, selbst Lyiana, die sich mittlerweile aufgesetzt hatte und verschlafen aussah. Axana griff sofort zu und schlang einen großen Wurm hinunter.

„Hm schmeckt irgendwie nach Käsekuchen, was ist das?“ fragte sie kauend nach.

„Das sind nahrhafte Regenwürmer.“ meinte Georg lächelnd und stahl ihr eben einen Wurm vom Teller, den er selber verspeiste.

„Wie bitte?“ Axana spuckte sofort das Essen ins Heu und würgte.

Georg begann zu lachen und fiel fast rücklings hinunter in die Scheune, wenn er nicht fliegen hätte können, „das sind keine Regenwürmer. Das sind Wurzeln aus dem Baum der Tausendsachen. Da lebt nichts mehr.“

„Wirklich?“ stockte Axana in der Bewegung den Teller aus dem Fenster zu werfen.

„Wirklich. Toya hat uns selbst gebeten euch die Teller rüber zu bringen, damit wir so bald wie möglich mit dem Training anfangen können. Scheinbar ist er schon ganz heiß drauf.“ mischte sich Vallen wieder ein und sprang einen Salto, einfach so aus Langeweile.

„Sag Toya wir kommen gleich runter.“ mischte sich Lyiana ein, die sich auch in Ruhe noch umziehen wollte und das ohne Männer im Raum.

„OK.“ nickte Georg und flog mit Vallen aus der Scheune.

Lyiana zog sich eben ihr Nachthemd aus, als Lou ertönte, „oh ein schöner Rücken.“

Lyiana erstarrte in der Bewegung und vergrub sich im Bettzeug, „ich sagte doch wir kommen gleich runter was suchst du hier?“

Lou landete leichtfüßig auf einem Holzbalken, der da so rumstand und gähnte, „ich wollte eigentlich nur die Lehrbücher bringen.“

„Lehrbücher?“ echoten Axana und Selena zugleich.

„Jup, Toya will das Lehrprogramm spalten. Ihr sollt in euren freien Minuten selbstständig vorlernen und euer Wissen über die Götter aufbessern. Wenn wir Glück haben entdeckt ihr beim Lernen etwas, was euch auf eure göttliche Ader aufmerksam macht.“ lächelte Lou und schaute zu Lyiana, die krampfhaft versuchte jedes Stück Haut zu verbergen so gut es ging.

„Was starrst du so?“ zischte sie ihn an.

Lou lächelte erneut, sprang auf und flog zum Fenster, „trotzdem hast einen schönen Körper.“

Mit diesen Worten schoss er nach draußen und lies die verwirrte Lyiana zurück, die sich jetzt endlich erst einmal anziehen konnte.

„Hast du Fieber?“ wollte Nisola besorgt wissen und trat näher.

Sie legte ihrer Kameradin die Hand auf die Stirn und fühlte, doch Lyiana schlug ihre Hand weg, „Ich hab kein Fieber.“

„Wieso bist du denn dann so rot?“ hakte Selena mit großen Augen nach.

„Frag nicht so blöd. Die hat sich verknallt.“ zischte Zucca ihr zu, „und nun lasst uns endlich runtergehen. Ich will loslegen und was lernen. Ich hab Lust auf einen Trainingskampf.“

In ihren Augen schienen richtig Flammen aufzuglühen, was Axana gut beobachten konnte. Sie schluckte als Zucca die Treppe hinunterkletterte und voran hinausging.

„Die scheint ja richtig Feuer gefangen zu haben.“ murmelte sie den anderen zu.

„Hoffen wir, dass das Feuer auf uns etwas übergeht, was das Training betrifft.“ meinte Nisola etwas ängstlich.

„Und das von Lyiana etwas Wärme abgeht.“ sagte Selena und betrachtete Lyiana besorgt.

„Ich sagte doch es ist nichts. Zucca täuscht sich.“ zischte Lyiana wütend, weil sie solche Blicke nicht leiden konnte.

„Hoffen wir es.“ murmelte Axana bedenklich.

Zu Viert gingen sie nun hinaus aus der Scheuen und suchten Toya bei seiner Hütte auf. Das Essen hatten sie nur mager verzerrt, da sie zu aufgeregt waren vor dem ersten Training.

Dieser stand tatsächlich bereits draußen vor der Hütte und unterhielt sich mit den Jungs und Zucca angeregt über einen Trainingsplan, den er den anderen vier Mädchen auch gleich erklären würde.

18. Kapitel

18. Kapitel
 

Toja erwartete die Mädchen bereits ungeduldig und schien sogar etwas hibbelig zu sein.

„Und hat euch das Essen geschmeckt? Ist eine Leibspeise von mir?“ fragte er eher desinteressiert und schaute sie nach einander hastig an, als wollte er lieber etwas ganz anderes loswerden.

„Ging schon.“ Murmelte Lyiana.

„Gut, gut.“ Erwiderte Toya und drehte sich nun auf dem Absatz um, „dann los folgt mir. Ich will anfangen mit dem Training.“

Axana machte eben den Mund auf um etwas darauf zu antworten, doch Selena bedeutete er beschwichtigend, dass sie lieber erst einmal nichts sagen sollte.

Toya führte sie nach einem längeren Marsch zu einem eigenartigen Platz. Sie mussten weiße Stufen erglimmen um hinauf zu kommen. Die Plattform auf der sie sich befanden wirkte irgendwie mystisch. Der gläserne Boden auf dem sie standen, spiegelte nur ihren Körper, aber nicht ihren Kopf wieder und er schien auch noch etwas anderes wiederzuspiegeln. Selena bückte sich um ihr Spiegelbild näher zu betrachten. Um ihr Spiegelbild bildete sich blauer Rauch, der unruhig hin und her schwebte.

„Was ist das hier?“ hakte Zucca neugierig nach, die sehr angespannt wirkte.

Nisola konnte gut beobachten, dass Zucca ihr Messer in der Hosentasche umklammert hielt.

„Das ist ein ruhender, heiliger Ort. Ich hoffe durch ihn eure göttliche Kraft freisetzen zu können, damit wir dann einfacher haben die Kraft zu deuten und wer sie euch verliehen hat.“ Erklärte Toya strahlend.

„Aja,“ brummte Nisola, „und was sollen wir jetzt hier machen?“

„Ihr macht gar nichts. Ihr steht nur herum.“ Lächelte Toya und zeigte mit dem Finger auf die Mitte der Plattform.

Zucca und Lyiana traten auf die Mitte zu und begutachteten die Plattform misstraurig. Was würde wohl geschehen?

„Ihr müsst euch auch noch mit hinstellen.“ Wies Toya die anderen drei Mädchen an, die sich nur wiederwillig mit zu den anderen Beiden gesellten.

„Na das kann ja was werden.“ Murmelte Axana unbegeistert.

„Gut, gut.“ Meinte Toya wieder strahlend und trat nun mit den Jungs von den Fünf weg.

Er ging bis zu der ersten Stufe der Treppe und bat die Jungs es ihm gleich zutun. Danach legte er seine Handfläche auf die Plattform und murmelte irgendwelche griechischen oder lateinischen Begriffe, die keiner von den Mädchen verstand. Was danach geschah lies sie den Atem anhalten. Die Plattform begann so grell zu leuchten, dass die Mädchen unweigerlich ihre Augen zukneifen mussten, um sie vor dem hellen Licht zu schützen.

Dann bewegte sich der Boden unter ihnen.

„Was geschieht hier? Ich hab Angst!“ rief Selena, die ihre Augen immer noch nicht öffnen konnte, weil das Licht zu grell war.

Doch keiner schien sie zu hören. Das Licht verschwand und sie befand sich im Nebel. Ganz allein... ohne irgendwen. Was geschah hier nur? Zur selben Zeit passierte das den anderen vier Mädchen ebenfalls und sie kamen sich allein vor. Zucca zog ihr Messer und stach auf den Nebel ein, doch dieser wich dadurch auch nicht vor ihr zurück. Axana beleidigte den Nebel, dass er verschwinden sollte, aber auch das tat er dadurch nicht. Lyiana hockte sich hin und tastete ruhig nach dem Boden, obwohl sie kein gutes Gefühl im Bauch hatte. Aber wenigstens war der Boden noch da und beim näheren Hinsehen sah sie ihr Spiegelbild von vorhin erneut.

Nisola schluckte und bewegte sich nicht von der Stelle. Das alles war ihr einfach zu unheimlich und sie mochte es nicht sich beim Herumlaufen vielleicht noch zu verirren.

„Wer ist da?“ schluckte sie, als sich ein Schatten vor ihr bewegte, „bist du das Selena?“

Doch der Schatten antwortete nicht und schwebte nur weiter vor ihr hin und her.

Sie konnte nicht ausmachen was es war. Er kam näher auf sie zu und sie wich vorsichtig zurück. Was wollte er nur von ihr? Als der Schatten direkt vor ihr schwebte, bewegte sie sich vor Angst keinen Zentimeter mehr. Der Schatten begann etwas schärfer zu werden und nahm Umrisse einer Frau an, die ihr irgendwie vertraut vorkamen. Sie trug Sachen, die irgendwie unheimlich wirkten.

„Wer sind sie?“ fragte Nisola höfflich nach, doch der Schatten antwortete nicht.

Er schwebte viel lieber weiter auf sie zu, bis Nisola ein kalter Schauer durchlief. Der Schatten taucht mit einem Ruck in ihren Körper ein. Im ersten Moment erschauderte sie, doch dann breitete sich eine angenehme Wärme in ihr aus. Sie schloss die Augen und genoss das Gefühl. Als sie die Augen wieder öffnete war der Nebel um sie herum verschwunden.

Vor Zucca tauchte ebenfalls ein Schatten auf. Nur war es eine stattliche Gestalt von einem Mann, sicherlich 2 Meter groß und er wirkte gefährlich. Zucca schluckte und hielt ihm das Messer vor die Brust.

„Einen Schritt weiter und ich erstehe dich!“ warnte sie ihn.

Doch dieser lächelte nur leicht gemein und tauchte ebenfalls mit einem Ruck in sie hinein.

Selena zitterte und rief immer noch nach den anderen, doch es antwortete niemand.

Als sich ein Schatten hinter ihr bildete und er die Gestalt eines Mannes annahm, flog sie gleich mal nach hinten. Doch sie landete komischer weise sehr weich, auch wenn der Boden mit einem Mal nass war. Als sie sich wieder hinstellte merkte sie, dass sie selber sofort wieder trocken war.

„Wer sind sie?“ doch der Mann schien sie nicht zu hören, er verschwamm etwas vor ihr und ehe sie sich versah tauchte auch er in ihr hinein und Selena hörte ein Rauschen in ihren Ohren.

Als würde sie eine Muschel an ihr Ohr halten. Als sie die Augen wieder öffnete hatte sie das Gefühl zu wissen, wer ihr die göttliche Kraft verliehen hatte.

Lyiana stellte sich hin, als etwas vom Himmel fiel. Sie wich aus, merkte aber das es nicht gefährlich war. Es schien Puzzelstücken vom Himmel zu regnen. Sie find ein Stück in ihren Händen und betrachtete es näher. Es war leer, doch irgendwie magisch. Sie schloss die Hand um das Puzzelstück, als sich ein Schatten auf sie zu bewegte.

Eine Frau bildete sich aus ihm und ging auf sie zu. Lyiana kam es so vor, als würde diese Frau ihr bekannt vorkommen. Sicherlich hatte sie diese in einem Geschichtsbuch schon mal erblickt. Die Frau nickte ihr zu, als sie mit einem Schritt in sie überging und Lyiana ein Gefühl der Geborgenheit vermittelte.

Axana murmelte fluchende Worte vor sich hin. Sie würde Toya dann einige Töne erzählen, sie einfach hier im Nichts auszusetzen. Das kann ja wohl nicht angehen! Plötzlich schoss ein Pfeil aus dem Nichts auf sie zu. Axana schmiss sich zur Seite und der Pfeil verschwand im Nichts.

„Wer war das? Welcher Idiot schießt hier herum? Wenn ich dich in die Finger bekomm dann kannst du was erleben!“ brüllte sie im Nebel umher.

Eine ganz alte Musik drang an ihr Ohr heran. Was auch immer es war, es kam ihr bekannt vor. Ein Schatten tauchte vor ihren Augen auf und ein Mann, der sie schmunzelnd ansah, trat auf sie zu.

„Alter ein Schritt näher oder es passiert was!“ warnte Axana ihn ängstlich und machte ein paar Schritte zurück.

Doch den Mann schien das nicht zu interessieren. Er ging einfach schnurstracks auf sie zu und tauchte in ihr ein. Als sich auch dieses warme Gefühl in ihr ausbreitete verschwand auch hier der Nebel und die fünf Mädchen erwachten aus ihrer Trance.

Toya lächelte ihnen glücklich entgegen, als sie sich verwirrt umsahen und wieder bemerkten wo sie doch eigentlich waren.

19. Kapitel

19. Kapitel
 

Zucca richtete sich langsam auf und steckte ihr Messer weg, Selena blickte sich von oben bis unten an und richtete dann ihren Blick auf ihre Handflächen. Lyiana streckte sich kurz und sah etwas nachdenklich aus. Axana zog eine Schnute, sagte aber nichts. Nisola schaute in alle Richtungen als erwartete sie noch einen Schatten zu erblicken.

„Und wie war’s?“ fragte Toya freundlich nach.

„Ging schon, komisches Gefühl.“ Murmelte Zucca.

„Naja ich würde gern etwas in den Büchern stöbern, ich hab eine Vermutung welche Göttin mir ihre Kraft gegeben hat.“ Meinte Lyiana nachdenklich.

„Ich glaub ich weiß auch wer es ist.“ Erwiderte Selena und schaute dabei Toya offen ins Gesicht, „natürlich kann ich mich auch irren, aber es gibt sicher eine Möglichkeit es zu überprüfen oder?“

Toya schaute sie zuerst verdutzt, doch dann lächelnd an, „es kommt drauf an wen du in Vermutung hast. Bei Zeus wäre es zum Beispiel ganz einfach dich von einer Klippe zu stürzen und zu schauen ob du unten weich landest oder aufschlägst. Oder ob du einen Blitz überlebst. Aber wenn wir falsch mit der Vermutung liegen, dann könnte es auch dein Tod bedeuten.“

„Ich denke eher an eine ungefährliche Variante.“ Antwortete Selena und ging zur Treppe.

Von oben sah sie hinunter auf das Land und dann nickte sie ruhig.

„Wo geht’s hin?“ fragte Axana neugierig, als Selena mit ihnen unten angekommen ist und ohne weiteres eine nördliche Richtung einschlug.

„Wirst du gleich sehen.“ Nachdenklich ging Selena voran, bis sie ans Wasser kamen.

„Was hast du vor?“ hakte Nisola besorgt nach, als Selena auf das Wasser mit großen Schritten zuging und nicht anhielt.

„Ich will meine Vermutung überprüfen.“ Selena drehte ihnen nun den Rücken zu und trat in die Fluten, ohne sich ihre Schuhe auszuziehen.

Die Wellen umspielten ihre Füße und ihre wurde dabei richtig warm ums Herz. Wenn sie Recht hatte, dann würde sich sicherlich gleich etwas zeigen. Sie ging weiter ins Wasser hinein, bis sie bis zu den Schultern in ihm stand und sich nur noch schwer halten konnte. Wenn sie weitergehen würde, müsste sie schon anfangen zu schwimmen. Der See, in dem sie befand, war ruhig und warm. Axana trat in die Brandung und stellte ihren nackten Fuß ins Wasser. Doch für sie war es eisig kalt und daher streckte sie sofort zurück.

„Komm raus Selena! Du erkältest dich noch!“ rief sie ihr frierend zu.

Selena hörte sie nicht mehr. In ihrem Kopf breitete sich ein Rauschen auf, wie vorhin im Nebel. Es war so angenehm und der Geruch das Wasser tat ihr gut.

„Was geschieht da?“ hakte Nisola verwundert nach, als das Wasser um Selena plötzlich anfing sich in einen Wirbel zu verwandeln.

„Das Wasser... es...“ doch Toya vollendete diesen Satz nicht, dafür schrie er was anderes, „Selena komm aus dem Wasser heraus! Komm sofort raus!“

Selena schien ihn immer noch nicht zu hören, sie war in diesem warmen Gefühl versunken und genoss es im Wasser zu stehen. Das Wasser um sie herum wirbelte nun heftiger umher uns plötzlich riss der Wirbel sie von den Füßen und sie wurde vom Wasser verschluckt. Sie wollte sich mit aller Macht gegen die Kraft währen, aber es ging einfach alles zu schnell. Der Wirbel zog sie immer weiter in die Tiefe hinunter und somit ging ihr zu schnell die Luft aus. Sie versuchte sie noch anzuhalten, doch sie hielt es nicht lange aus. Sie schluckte Wasser hinunter und dachte das wäre ihr Ende. Aber da bemerkte sie, dass sie unter Wasser atmen konnte. Nun richtete sie den verwirrten Blick nach unten und sah ein komisches Meereswesen, was sie mit einem langen Tentakel in die Tiefe zog, weit hinunter zu einem geöffneten Maul, was sie gleich verspeisen würde. Sie strampelte wild um sich, doch der Griff des Monsters war einfach zu fest. Sie schrie aus Leibeskräften nach Hilfe, doch es würde sie hier eh niemand hören können. Unter Wasser war sie dem Monster schutzlos ausgeliefert. Sie schwamm so gut sie konnte mit aller Kraft gegen das Wesen an, aber es reichte nicht aus.

Toya taucht plötzlich neben ihr auf. Er versuchte so schnell er konnte zu ihr zu tauchen, doch auch wenn er schnell war, er konnte unter Wasser nicht atmen und der starke Druck im Wasser machte es ihm nicht leicht. Als er bei Selena angekommen war, die nur noch wenige Meter von dem Maul des Ungeheuers entfernt war, hakte er auf den Tentakel im einem Messer ein. Seine Bewegungen waren zu langsam im Wasser und weniger wirkungsvoll als an Land, doch er schaffte es das Tier so stark zu verletzen, dass es unweigerlich loslassen musste.

„Verflucht seit ihr!“ hörte Selena das Ungeheuer fluchen und sah wie zwei neue Tentakel auf sie zu kamen.

Sie reagierte blitzschnell, packte Toya am Arm und stieß sich mit einem kräftigen Tritt ins Wasser ab. Sie hatte unter Wasser so viel Kraft in den Beinen, das sie mit einem Schwung sich von dem Wesen 15 Meter entfernten. Die Meeresoberfläche war deutlich schon zu erkennen. Die Tentakel kamen ihnen hinterher. Selena merkte das Toya die Luft ausging. Sie musste rasch handeln. Sie hielt inne, lies Toya los und bedeutete ihn, dass er nach oben schwimmen sollte und aus dem See verschwinden müsste. Sie wiederum wendete sich dem Ungeheuer zu. Toya wollte sie ungern allein lassen, doch ihm ging die Luft aus. Er tat wie sie ihm gesagt hatte, auch wenn nur um kurz neu Luft zu schnappen und erneut unterzutauchen.

Doch da sah er schon, dass Selena alles im Griff hatte. Sie bewegte sich unter Wasser so schnell und elegant, dass eindeutig klar war, wer ihr Vater sein musste. Sie beleidigte das Ungeheuer, was in seiner Wut all seine Tentakel zugleich ausstreckte. Sie drehte eine Schlaufe um das Wesen herum und es verknotete sich seine Arme, weil es ihr ja unbedingt folgen wollte.

„Sei verflucht du Menschenmädchen! Irgendwann bekomm ich dich!“ fluchte das Ungeheuer, was sich versuchte zu entknoten, doch allein dazu nicht in der Lage schien.

„Das würde ich mir gut überlegen. Ich bin die Tochter von Poseidon und mit dem willst du sicherlich keinen Ärger haben.“ Meinte Selena und richtete sich zur vollen Größe auf.

„Verfluchte Schande! Wieder so ein Fehltritt von den Göttern. Solche Missgeburten wie ihr sollten nicht auf die Welt gesetzt werden!“ fluchte das Wesen weiter, trat aber zugleich den Rücktritt an.

„Überleg dir was du sagst.“ Knurrte jetzt Selena und um sie herum wirbelte das Wasser bedrohlich.

Das Wesen schien zu erschrecken und sagte nichts mehr, während es sich in die Tiefe es Sees zurückzog.

„Wenn du nur einem von meinen Freundinnen ein Haar krümmst dann wirst du mal meine Wut kennen lernen!“ rief sie dem Monster nach, was sich jedoch schon verdrückt hatte.

Selena stieß sich wieder aus dem Wasser hinauf. Toya schwebte über den See und reichte ihr die Hand, doch sie winkte ab. Sie schwamm allein auf das Ufer zu und als sie aus dem See trat, war sie zugleich total trockenen, als wäre sie nie getaucht.

„Was ist denn passiert?“ hakten die Mädchen ängstlich und besorgt nach.

Toya landete leichtfüßig neben ihr, doch er tropfte die ganze Wiese voll, „Selena hat eben bewiesen das sie die Tochter von Poseidon ist.“

„Poseidon? Wirklich?“ staunte Axana nicht schlecht und schlug ihr freundschaftlich auf die Schulter, „dann wissen wir doch schon mal, dass wir eine Göttlichkeit gefunden haben.“

„Du passt echt nicht auf, was?“ knurrte Zucca, „Poseidon stand von Anfang an fest.“

„Wieso das bitte?“ hakte Axana verwundert nach.

„Weil Selena als Einzige für Poseidon in Frage kam. Schon von ihrem Aussehen her und das sie sich beim Kochen nicht verbrannt hatte, als Wasser herumspritzte. Das scheinst du alles nicht wirklich bemerkt zu haben was, Axana? Naja jedenfalls bist du nicht die Tochter von Athene, dafür bist du zu blöd.“ Antwortete Lyiana etwas abwertend.

„Wie bitte? Ich bin überhaupt nicht blöd!“ knurrte Axana Lyiana an.

Lyiana schüttelte den Kopf und wand sich nun Selena zu, „also da wir nun den Beweis haben das Selena die Tochter des Meeresgottes ist, sollten wir uns damit beschäftigen, welchem Gefühl wir als nächstes nachgehen.“

„Was meinst du denn jetzt damit schon wieder?“ murrte Axana.

Lyiana seufzte und schaute Axana nicht mal dabei an, als sie antwortete, „ich frag mich echt wer dir was göttliches verpasst haben soll. Ich glaub der Gott würde sich niemals freiwillig zu dir bekennen.“

„Also jetzt reicht es mir echt du giftige, arrogante...“ brüllte Axana, doch Lou unterbrach sie.

„Ich würde vorschlagen wir gehen jetzt was essen. Ich glaub da können wir alle weiteren Schritte überlegen.“

Axana knurrte etwas in ihren nicht vorhandenen Bart, doch Selena beschwichtigte sie ruhig zu bleiben.

„Essen ist immer eine gute Idee.“ Grinste Georg vor sich hin.

Und so schlossen sie sich Georg an, der als Erster vorne weg ging, um als Erster am Tisch sitzen zu können.

Selena fühlte sich erleichtert, da sie herausgefunden hatte wem sie angehörte. Doch sie wusste auch, dass dies nur der erste Schritt war und sie noch viel lernen musste.

Toya schien zufrieden. Es reichte ihm erst einmal, dass wenigstens eine der Fünf entdeckt hatte wer ihr die Kräfte gegeben hatte. Der Rest würde sich zeigen. Er war sich auch schon ziemlich sicher, dass es nicht mehr ewig dauern konnte und eine von den anderen Vieren bald ihre Kräfte entdecken würde. Er hatte auch schon die Vermutung wer das sein würde und wenn er Glück hatte standen heute Abend zwei Götter fest und morgen könnte er ansonsten etwas nachhelfen, damit es schneller ging.

20. Kapitel

20. Kapitel
 

Als die 11 ihr Mittagessen beendet hatten, schlug Toya theoretischen Unterricht vor. Axana seufzte schwer. Sie war eigentlich nicht in der Stimmung sich wie in der Schule fühlen zu müssen.

„Ihr werdet sehen, es wird euch Spaß machen, wenn ihr einmal in der Materie seit. Wir fangen ganz von Vorn an.“ Dabei sprang Toya auf und holte aus einem Regel einen Stapel Bücher und einen Haufen leerer Blätter hervor.

Das alles breitete er auf dem gesamten Tisch aus.

Selena nahm sich eines der Bücher und las den Buchrand laut vor, „vom Chaos bis zum abendländlichen Zivilisation.“

Axana fasste ein kleines, dünnes Buch und nahm es näher in Augenschein. Sie wollte gern den Buchrücken vorlesen, doch sie konnte die Sprache nicht lesen.

„Was heißt das?“ hakte sie bei Toya nach.

„Griechisch für Analphabeten.“ Erwiderte Lyiana über beide Ohren grinsend.

„Und warum müssen wir so was lernen?“ wunderte sich Axana.

„Lesen können ist wichtig, Axana. Das bildet nämlich.“ Mischte sich Lou ebenfalls lächelnd ein.

„Das weiß ich selber, wieso man lesen muss.“ Knurrte sie, „ich wollt wissen wieso wir griechisch lernen sollen!“

„Weil das die Sprache der Götter ist.“ Meinte Toya und schlug ein anderes Buch auf, „das hier,“ dabei wendete er sich an Lyiana, „das könnte dir gefallen.“

Lyiana nahm das Buch entgegen und sah es sich näher an. Es war ein Buch über altertümliche Architektur.

„Das ist wirklich klasse! Cool danke!“ strahlte sie.

Danach wandte sich Toya zu Selena und gab ihr ein dickes Buch über Poseidon.

„Ich glaub dadurch kannst du noch viel lernen und wirst bald herausfinden welche Kräfte vielleicht noch alles in dir schlummern, von denen du nichts gewusst hast.“

„Vielen lieben Dank.“ Nickte Selena und schlug es auf, um gleich darauf in ihm zu lesen.

„Und das ist etwas für dich Zucca.“ Meinte Toya und gab ihr ein Buch über Waffen aller Art, „natürlich ist dies keine Lektüre die du lernen sollst, aber mir scheint es so, als würde es dich etwas interessieren.“

„Kann schon sein.“ Murmelte sie und nahm das Buch entgegen.

„Und was ist mit mir?“ hakte Axana nach, die auch endlich ein Buch erhalten wollte.

„Gleich, erst hab ich hier noch eines für Nisola.“ Erwiderte Toya und gab Nisola ein sehr altes, ein bisschen verstaubtes Buch.

Sie las den Titel und stutzte, „wie soll mir ein Buch über Kräuterkunde weiterhelfen?“

„Ich dachte du hast schon Erfahrungen mit solchen Sachen und wollte dir helfen dein Wissen zu erweitern.“ Antwortete ihr Lehrer ruhig.

„Alles gut und schön, aber ich würde viel lieber in Erfahrung bringen welche Göttin mir ihre Kraft verliehen hat.“ Zog Nisola die Augenbrauen hoch und legte das Buch wieder ab.

„Das werden wir auch bald herausfinden, doch...“ Toya wurde plötzlich unterbrochen, als es an der Tür klopfte.

Irritiert nickte er Vallen zu, der am nächsten an der Tür stand. Dieser öffnete sie und ein gutaussehender Mann stand vor ihnen. Er hatte eine eigenartige Mütze auf, die kleine weiße Flügel besaß. Er trug helle Reisekleidung und eine lederne Umhängetasche. Irgendetwas an ihm lies unsere Freundinnen stutzen. Er sah irgendwie nicht normal aus und doch nicht unnormaler als sie selber.

„Bin ich hier richtig bei Toya?“ wollte der Mann wissen und lehnte lässig im Türrahmen, „ich hab ein Packet abzugeben.“

Toya stand auf und ging auf den Mann zu, „sicherlich, von wem ist es?“

Der Mann griff in seine Umhängetasche und lächelte freundlich. Er holte ein großes, gelbes Paketchen hervor, was mit weißen, dünnen Band umwickelt wurde. Das Paket selber war, nachdem es einmal aus der Umhängetasche herausgenommen war, deutlich größer als gedacht. Sogar größer als die Umhängetasche. Selena fragte sich, wie dieses Paket nur da hineingepasst hatte.

„Der Göttervater persönlich bat mich dieses Präsent überbringen. Ich brauche allerdings noch eine Unterschrift, das du es erhalten hast.“ Dabei holte der Mann einen Stift heraus, den Axana sofort fallen gelassen hätte an Toyas Stelle.

Um den Stift wanden sich zwei Schlangen, die sich auch noch zu bewegen schienen und leise vor sich hinzischten. Die Eine schien sogar ganz deutlich etwas gesagt zu haben, doch die Mädchen konnten nicht genau verstehen, was es war.

Toya unterzeichnete auf einem weißen Blatt Papier und nahm das Paket entgegen.

„Danke dir und übermittle Zeus meinen untertänigsten Dank.“ Dabei verbeugte sich Toya sehr tief vor dem Mann.

„Geht klar mach ich.“ Der Mann wandte sich noch einmal an die Mädchen und musterte sie belustigend.

Dann drehte er den Stift etwas in seinen Händen und er verwandelte sich in einen Stab, den zwei Schlangen umwoben. Er richtete sich noch kurz seine Mütze, die auf seinem goldenen Haar saß und klatschte daraufhin nur noch in die Hände. Die Flügel, die die Mütze besaß, begannen wild zu flattern und der Mann flog direkt auf die Sonne zu und verschwand.

„Wow!“ staunte Axana nicht schlecht und sah noch ein paar Sekunden länger auf die Stelle, wo er verschwunden war, „wer war das?“

„Habt ihr das nicht erraten können?“ wunderte sich Toya und schloss die Tür.

„Ich würde gern meine Vermutung dazu äußern.“ Meldete sich Lyiana zu Wort.

„Immer raus damit.“ Lächelte Toya neugierig.

„Kann das sein, dass dies gerade er Gott Hermes war, der Götterbote?“ fragte sie langsam.

Toyas Lächeln wurde noch breiter. Er setzte sich wortlos an den Tisch und stellte das Paket ruhig vor sich ab.

„Stimmt das wirklich?“ hakte Nisola jetzt aufgeregt nach, die nicht fassen konnte eben einen Gott kennen gelernt zu haben.

„Ja das war Hermes der Götterbote.“ Nickte Toya nun doch zustimmend.

„Wow, ich habe wahrhaft einen Gott getroffen.“ Staunte Nisola und ihre Augen strahlten.

„Du wirst sicherlich noch viele kennen lernen. Immerhin ist euer Schicksaal mit den Göttern verbunden.“ Meinte Toya und bat nun alle ihren Blick auf das Paket zu richten.

Als er das weiße Band wegzog, begann das Paket langsam vom Tisch abzuheben.

„Was ist das?“ wunderte sich Selena.

„Ich glaub das sind eure Flügelschuhe für den Flugunterricht.“ Und ehe Toya diesen Satz beendet hatte, brachen aus dem Paket selbständig zehn Schuhe heraus und flatternden wild im Zimmer herum.

Wieder kaum ein „Wow“ aus Nisola heraus, nur diesmal sagten es die anderen vier Mädchen zur selben Zeit.

21. Kapitel

21. Kapitel
 

Eine Stunde später, als die Schuhe wieder eingefangen waren und nach der Größe wieder paarweise sortiert worden waren, zogen die Mädchen die Schuhe an und machten sich bereit zum Flugtraining. Nisola fühlte sich bei den Gedanken nicht ganz wohl und dachte schon an ihre Höhenangst. Zucca betrachtete die Schuhe grimmig, als würden diese ihr jeden Moment die Zehen abbeißen wollen. Axana tapste mit den Schuhen umher, um sie gleich ein bisschen einzulaufen. Lyiana freute sich schon darauf endlich das Fliegen erlernen zu dürfen und Selena... ja Selena zitterte ängstlich bei den Gedanken an das Kommende.

„Warum bist du denn so angespannt? Das ist man von dir gar nicht gewohnt!“ wollte Axana neugierig wissen.

„Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie gefällt mir der Gedanke nicht herumzufliegen.“

Murmelte Selena leise.

„Ach was! Das wird schon.“ Lächelte Axana und klopfte ihr aufmunternd auf den Rücken.

„Axana, Selena hat ganz Recht was ihre natürliche Angst zum Fliegen betrifft. Selena gehört dem Meer an. Es gehört zu ihrer Natur Respekt vor der Luft zu haben. Aber in dem Sinne möchte ich dich gleich mal ein bisschen beruhigen.“ Meinte Toya und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter, „Zeus selber wusste genau, dass eine von euch von Poseidon abstammen würde und trotzdem hat er fünf paar Schuhe und nicht vier paar Schuhe geschickt. Er ist somit einverstanden, dass selbst Poseidons Nachkömmling in seinem Reich fliegen darf, um des Zukunftswillen. Daher beruhige dich und mach dir keine Gedanken darum.“

Selena nickte zaghaft. Nisola bemerkte, dass etwas Angst von ihr gewichen war, doch leider noch nicht alles. Sie lächelte sie aufmunternd an und dann folgten sie Toya auf das Feld.

Die Jungs verdrückten sich gähnend in eine schattige Ecke und beobachteten alles aus der Ferne etwas. Sie konnten fliegen und sie interessierten sich nicht dafür dort mitzumischen.

„Also eigentlich ist das alles ganz einfach.“ Meinte Toya strahlend, als würde er ihnen gerade ein Wunder offenbaren, dabei ging es nur ums Fliegen, „ihr konzentriert euch auf euer Fluidum. Das ist eine innere Energie. Diese sammelt ihr dann in eurem Körper, breitet sie in euch aus und dann stellt ihr euch vor, wie es ist zu schweben oder zu fliegen. Das ist ein inneres Bauchgefühl was sicherlich jeder schon einmal empfunden hat. Wenn ihr das gemacht habt, dann schwebt ihr vom Boden ab und der Rest kommt später. Falls ihr das Gefühl haben sollten zu fallen oder euch die Kraft schwindet, dann ruft einfach den Schuhen zu, „flieg!“. Soweit alles verstanden?“

Axana meldete sich förmlich, „ähm ich will ja nichts sagen, aber ich kenne das Gefühl vom Fliegen nicht. Außer sie meinen das Gefühl beim Hinfallen?“

Toya legte den Kopf etwas schief, „ich meinte das Gefühl vom freien Fall. Wenn ihr baden gewesen seit, euch von einem Stein abgestoßen habt und ins Wasser hinuntersprangt. Oder als ihr vielleicht vom Dachboden in einen Heuhaufen sprangt. Dieses Gefühl mein ich. Kennst du das wirklich nicht?“ hakte er nach.

Axana schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf, „tut mir leid, aber das durfte ich nie.“

Toya drehte sich um und pfiff nach den Jungs, die aufsprangen und herüber kamen.

„Was gibt’s Chef?“ wollte Alex wissen und knackte mit den Halswirbeln.

„Ich möchte das ihr nacheinander mit einer der Mädchen in die Luft steigt und sie fallen lasst. Ich werde sie dann unten auffangen, dass ihnen nichts geschieht.“ Wies er die Jungs an.

„Wie bitte was?“ schrie Nisola empört auf, die tierischste Höhenangst hatte und das nicht freiwillig mit sich lassen machen würde, „ich bin schon von einem Dach heruntergefallen! Ich weiß wie das ist! Das muss ich nicht noch einmal nachempfinden!“

„OK, dann nur die anderen vier wenn es euch Recht ist?“ nickte er den anderen Mädchen zu, die zustimmten.

Lou packte Lyiana unter den Armen, Georg das Axana, Dimitri das Selena und Alex die liebe Zucca. Nur Vallen stand blöd in der Gegend rum und gesellte sich zu Nisola.

„Du magst wirklich nicht? Das ist ein cooles Gefühl.“ Meinte er zu ihr.

„Auf dieses coole Gefühl kann ich verzichten.“ Zischte sie ihn warnend zu.

„Schade.“ Murmelte Vallen entschuldigend und blickte nach oben.

Lou lies Lyiana zuerst fallen. Sie schrie kurz auf, wurde aber weich von Toya aufgefangen.

Auch Selena und Zucca überstanden den Flug ohne Probleme. Da es für Axana das erste Mal war, schrie sie sogar noch aus Leibeskräften auf, als sie schon längst in den sicheren Armen von Toya lag und sein Trommelfell lädierte.

„Nachdem wir jetzt alle das überstanden haben fangen wir an.“ Murmelte Toya, der einen Riesenschädel zu haben schien, nach dem Geschrei.

Die Mädchen setzen sich ordnungsgemäß in den Schneidersitz, wie sie angewiesen wurden und Toya saß ihnen gegenüber. Er streckte die rechte Handfläche vor sich aus, als würde er einen Ball halten.

„So jetzt passt auf!“ meinte er und konzentrierte sich kurz.

Kurz darauf begann die Hand zu leuchten und eine Energiemasse nahm die Form einer weißen Kugel an.

„Das ist eine Energiekugel. Jetzt zu euch. Konzentriert euch auf eure Handfläche und versucht die Energie eures Körpers zu materialisieren. Wenn alles richtig läuft wird eure Energie auch die passende Farbe dazu annehmen und wenn wir Glück haben vielleicht auch das Element.“

„Was meinst du denn jetzt damit schon wieder?“ hakte Axana murrend nach.

„Lasst euch überraschen und konzentriert euch jetzt.“ Lächelte Toya und beobachtete ihre Versuche.

Er kommentierte immer wieder ihre Anstrengungen und zeigte es ihnen des öfteren, wie sie die Energie bündeln sollten, doch die ersten zwei Stunden geschah fast gar nichts. Ein kurzer Blitz war mal kurz in Nisolas Handflächen aufgetaucht, aber mehr auch nicht.

Als es Zeit fürs Abendbrot war kamen die Jungs wieder zu ihnen herüber und sahen sich die Fortschritte an, die nicht vorhanden waren.

„Das geht doch eigentlich ganz einfach.“ Murmelte Georg zu Axana und setzte sich neben sie.

Er packte ihre Hand und legte seine Hand unter die ihre zur Stütze.

Danach konzentrierte er sich und eine kleine, grau, braune Kugel, nicht größer als eine Murmel, tauchte in ihrer Handfläche auf.

„Hast du mitbekommen wie es ging? Hast du es gespürt?“ hakte er nach.

Axana sah ihn etwas verwundert an und nickte. Er zog seine Hand weg und die Kugel verschwand. Sie richtete ihren ganzen Willen darauf aus so etwas noch mal hinzubekommen und Schweißtropfen perlten sich von ihrer Stirn bereits ab.

Dann zeigte auch Lou es Lyiana, Dimitri Selena und Alex Zucca. Als Vallen Nisola ebenfalls helfen wollte, wehrte sie seine Hilfe ab.

„Ich schaff das allein!“ meinte sie sturköpfig.

„Aber wenn ich es dir kurz zeige geht es sicherlich schneller.“ Erwiderte er beschwichtigend und wollte ihr Hand nehmen.

„Ich sagte nein!“ donnerte sie ihm an den Kopf, stand auf und drückte ihn mit ausgestreckten Händen von sich weg. Ein Energiewall brach zugleich aus ihren Händen aus und Vallen musste mit einem Hechtsprung in die Luft entfliehen.

„Wie hab ich das gemacht?“ staunte Nisola nicht schlecht und betrachtete ihre immer noch blühenden, hellroten Hände.

„Siehst du, du hast es geschafft!“ freute sich Vallen für sie und kam wieder auf sie zugeflogen.

„Dein Pech.“ Meinte sie genervt, richtete wieder ihre Handfläche in seine Richtungen und konzentrierte sich diesmal nur mäßig.

Eine hellrote Energiekugel brach aus ihren Händen hervor und direkt auf Vallen zu. Dieser wich eilends erneut aus, kam ihr aber danach nicht mehr zu nah.

„Wie machst du das nur?“ wollte Selena wissen.

„Keine Ahnung, einfach so.“ zuckte Nisola mit den Schultern, hielt die Hand vor ihren Körper und erschaffte eine große, hellrote Energiekugel, die sie mit einer raschen Drehung hinter sich warf, wo Vallen gerade wieder neben ihr landen wollte.

Er wich erneut erschrocken aus und landete danach 20 Meter von ihr entfernt, hinter Lou, bei dem er scheinbar Schutz suchte.

Axana konzentrierte sich verbissen auf ihre Hand und plötzlich blitze es leicht. Jubeln sprang sie auf und wollte es den Anderen zeigen, doch da war es schon weg.

„Mist verdammt.“ Genervt setzte sie sich wieder hin und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nisola scheint ein Talent für so etwas zu haben.“ Meinte Toya und trat an sie heran, „kannst du es mir noch mal zeigen?“

Nisola zuckte mit den Schultern und erschuf erneut eine Energiekugel in ihrer Hand.

„Kannst du auch die Gestalt der Energie ändern? In irgendetwas anderes?“ hakte er interessiert nach.

Nisola überlegte kurz und konzentrierte sich auf ihre Vorstellung. Sofort nahm die rote Energiekugel die Gestalt eines Hundes an, der lautlos auf ihrer Handfläche hin und her sprang und seinem eigenen Schwanz nachjagte. Sie ging sogar noch einen Schritt weiter. Sie lies den Hund immer größer und größer werden und ihn in der Luft aufsteigen. Jetzt war er so groß wie ein echter Hund, der durch die Luft jagte. Sie hielt dieses Bild für ein paar Sekunden aufrecht, dann verschwand es wieder.

„Sehr interessant. Sehr interessant.“ Murmelte Toya und zupfte sich am Kinn herum.

„Was meinst du mit sehr interessant? Hast du schon eine Idee wem sie angehört?“ hakte Lyiana neugierig nach und stand auf.

Sie gab es für heute auf weiter zu üben. Ihre Hand schmerzte und etwas Ruhe würde ihr gut tun.

„Hast du denn eine Vermutung?“ fragte Toya Lyiana sehr neugierig und schaute sie fast erwartungsvoll an.

„Ich bin mir nicht ganz sicher. Auch wenn Nisola scheinbar eine natürliche Begabung für Energiekugeln hat, heißt das nicht gleich, dass man es einem Gott zuschreiben kann. Es gibt verschiedene Götter die so etwas beherrschen. Zum Beispiel Ares der Kriegsgott. Er ist stark und hat damit sicherlich keine großen Schwierigkeiten. Oder der Gott der Diebe, der zugleich Götterbote ist. Hermes hat sicherlich auch kein Problem mit Taschenspielertricks.“ Erwiderte Lyiana nachdenklich.

Toya nickte und sah Nisola an, „im Moment ist wirklich noch alles offen. Es liegt nahe, dass einer der beiden ihr diese Kraft verliehen hat. Es könnte natürlich auch der Gott des Feuers, und der Schmiedekunst, der Mann der Aphrodite eine Rolle spielen.“ Überlegte Toya.

„Oder die Göttin des Mondes. Selene, die hatte auch die Macht die Energie ohne Probleme zu bündeln. Es gibt viele die dafür in Frage kommen. Nur weil Nisola damit kein Problem hat, kann man es nicht auf einen einzigen Gott beziehen. Interessant wäre jedoch zu wissen, ob vielleicht eine andere Eigenschaft dieser Götter ihr noch liegt.“ Meinte Lyiana und betrachtete Nisola einschätzend.

Diese schaute wütend zurück, weil sie solche Blicke nicht leiden konnte, „ich würd meinen ihr sollten euch nicht die ganze Zeit über mich unterhalten. Wie wäre es wenn ihr erst mal deinen Gott findet, Lyiana? Oder hast du den etwa schon gefunden?“

Lyiana wachte aus ihren Gedankentief auf, „was?“ stutzte sie verwundert.

„Ich fragte ob du dich nicht erst mal mit der Suche nach deinem Gott beschäftigen könntest?“ murmelte Nisola zwar noch klar und deutlich, doch leicht genervt.

„Ach bei mir ist das nicht so ein Thema. Ich hab bereits eine arge Vermutung, aber das kann natürlich auch ein Irrtum sein. Ich werde es später mal genauer überprüfen und schauen ob meine Vermutung sich verhärtet.“ Meinte sie ruhig.

„Ach was?“ stutzte jetzt Axana interessiert, „du hast schon eine Idee, sagst es uns aber nicht?“

„Wieso sollt ich eine Vermutung äußern? Ich will erst gewiss sein und dazu werde ich mit Bedacht überlegen, wie ich das Ganze überprüfe.“

Axana murmelte etwas in ihren nicht vorhandenen Bart und wendete sich erneut dieser Übung zu. Es nervte sie, dass es ihr nicht so gut gelang wie Nisola. Sie würde auch gern endlich eine Begabung für sich entdecken, doch sie hatte etwas wenig Geduld solange zu warten.

Selena quiekte kurz freudig auf und sprang mit einer kleinen, aber stabilen Energiekugel auf.

Sie schimmerte wie das Wasser und die Mädchen waren sich nicht ganz sicher, ob es nicht eine reine Wasserkugel war, die nur aufrecht erhalten wurde. Aber zweifelsohne war es eine Energiekugel eines Poseidons sicherlich würdig.

Zucca knurrte vor sich hin. In ihren Händen tauchten ständig feierrote und schwarze Blitze auf, doch sie wollten sich noch nicht materialisieren. Wütend stand sie auf und wandte sich Alex dann zu.

„Hast du was zu rauchen da? Ich muss mich etwas entspannen.“ Alex nickte, holte einen Ständel und Feuer hervor.

Axana machte sich den Ständel an und winkte kurz ab, als jemand ihr folgen wollte. Sie ging von der Gruppe weg, um sich etwas zu beruhigen und zu sammeln.

„Sie hat ihr Temperament gut im Griff.“ Meinte Selena erstaunt.

„Ja, aber dazu musste sie auch bereits hart an sich arbeiten. Ich frag mich was passiert, wenn Zucca ihre Wut mal nicht mehr unter Kontrolle halten kann.“ Murmelte Lyiana nachdenklich.

„Denkt nicht darüber nach. Ich würd meinen wir machen Abendbrot und der Hunger wird sie schon wieder zu uns treiben. Morgen früh machen wir dann weiter und wenn wir Glück haben wird dann bereits eine von euch fliegen können.“ Lächelte Toya aufmunternd.

22. Kapitel

22. Kapitel
 

Der nächste Tag brach langsam und gemütlich an. Erst aßen sie gemeinsam Frühstück, danach stellte Toya die Mädchen die wichtigsten 12 Götter vor. Axana war ganz hin und weg die Geschichte von Aphrodite zu hören.

„Vielleicht ist das ja meine Göttin!“ meinte sie strahlend und fast schon prophetisch, „ihr werdet sehen, sicherlich ist sie das!“

Zucca knurrte etwas als Kommentar, was an dieser Stelle besser nicht niedergeschrieben werden sollte. Jedenfalls war Axana danach gleich wieder auf 180. Sie wollte gerade anfangen Zucca alle Beleidigungen die sie kannte an den Kopf zu werfen, als Georg Dimitri sich einmischte.

„Also wenn ich das hier alles so mitverfolge, glaub ich machen wir keine Fortschritte. Könnte ich vielleicht mit Selena ein paar Übungen am See machen?“ hakte er freundlich und sehr höfflich mit einer kleinen Verbeugung nach.

Toya kratze sich am Hals und meinte, „hm an den See? Find ich nicht so gut. Ich würde euch bitten nur den kleinen Bach aufzusuchen für heute. Ich find es zu gefährlich ohne Aufsicht am See zu üben. Ich muss mich erst einmal um die anderen Vier kümmern.“

Dimitri nickte und reichte der verdutzten Selena die Hand, „komm ich zeig dir wo das ist. Du wirst sehen, das Training wird dir gut tun.“

Selena blickte Axana mit großen Augen an, als Dimitri sie fröhlich nach draußen führte.

Ihr Blick sprach bände. Sie wollte ungern mit einem Jungen allein sein ohne eines der Mädchen. Doch da konnte ihr wohl keiner helfen und Dimitri würde sicherlich nicht gleich bei der erstbesten Gelegenheit über sie herfallen. Zumindest hofften sie das.

„Und was ist nun mit uns?“ wollte Axana neugierig wissen.

„Euch werde ich nun mit dem Trainingsplatz nehmen. Dort liegen die sieben Elemente an.“ Erwiderte er freundlich und stand auf.

„Sie sieben Elemente? Welche Sieben?“ wunderte sich Nisola.

„Feuer, Wasser, Eis, Luft, Erde, Holz und Metall. Es ist ein Übungsplatz den ich in meiner Kindheit immer aufgesucht habe um meine Sinne und Fähigkeiten zu verstärken.“ Lächelte er und ging nun zur Tür.

„In seiner Kindheit? Das der sich an so etwas noch erinnern kann?“ stutzte Axana.

„Sei nicht so frech, Axana. Götter vergessen nie etwas.“ Erwiderte Lyiana zischend.

„Toya ist aber kein richtiger Gott.“ Brummte sie mürrisch.

„Würd ich nicht sagen.“ Sagte Lyiana nachdenklich, aber auf eine erneute Frage von Axana antwortete sie nicht mehr.

Toya führte sie nach längerem Fußmarsch auf einen Hügel, der eingezäunt wurden war. In dem eingezäunten Bereich begrüßte sie erst einmal ein eigenartiges wesen. Es war eigenartig, weil sie nicht ganz ausmachten konnten ob es ein Mensch oder ein Tier war. Das Wesen hatte den muskulösen Körper eines Pferdes bis hin zum Hals. Dieser jedoch bestand aus dem Oberkörper und Kopf eines Mannes. Er verbeugte sich höfflich vor den Mädchen und Toya. Die Jungs wiederum sah er eher verächtlich an.

„Hat der was gegen uns?“ hakte Alex knirschend nach.

„Kein Wunder, wir haben seine Wälder vor paar Jahren total zerstört.“ Meinte Lou schwach lächelnd.

„Was wünscht ihr Herr?“ fragte der Zentaur Toya.

„Ich würde gern auf den Trainingsplatz mit den Mädchen. Sie sollen ihre Fähigkeiten erkennen, damit wir bald mit dem richtigen Training anfangen können.“ Lächelte er höfflich und wies auf die Vier.

„Wie ihr wünscht Herr.“ Nickt der Zentaur und verbeugte sich noch einmal bis auf den Boden, danach gab er den Weg frei und öffnete ein großes, hölzernes Tor.

„Wow!“ kam es von Nisola, die damit auf keinen Fall gerechnet hätte.

Ein gewaltiger Hindernispackuhr erschreckte sich vor ihnen. Du aller erst stand eine riesige, sehr, sehr hohe und gefährlichaussehende, hölzerne Wand vor ihnen, hinter dieser, sie gingen am Rand entlang um es sehen zu können, hinter dieser erstreckte sich ein kleiner See, der komisch grün und blau schimmerte. Nach dem See kam ein Lavabeet, in dem in kleinen und größer werden Abständen Felsen eingebrannt waren, auf denen man herüberspringen musste um zum nächsten Hindernis zu gelangen. Dies war dann eine rutschige Landschaft. Als sie näher herantraten erkannten sie, dass er Bereich allein aus Metall bestand, welches sehr glatt geschliffen wurden war. Hinter diesem rutschigen Gebiet befand ich nun eine Landschaft aus Schlamm und Dreck, in dem man sicherlich bis zum Bauch einsinken würde. Danach ging es zu einer Hängebrücke, die ihnen nicht so ganz geheuer aussah. Und hinter der Hängebrücke kam ein Gebiet aus Schnee, wo es die ganze Zeit zu hageln schien.

„Das geht doch nicht mit rechten Dingen hier zu.“ Knurrte Zucca angriffslustig.

„Nein, etwas Magie ist schon dabei, womit wir schon wenn man es so wollte beim achten Element wären.“ Grinste Toya.

„Wir sollen nicht wirklich da rüber klettern, uns den Arsch verbrennen, in Schlamm baden und dann auch noch uns tot frieren, oder?“ hakte Axana missmutig nach.

„Sieht wohl ganz so aus.“ Meinte Toya weiter grinsend, „wer will anfangen?“

Doch niemand rührte sich vom Fleck. Sie waren doch nichts lebensmüde und würden sich freiwillig in den Tod begeben! Nach mehreren Sekunden Schweigen brach es jemand.

„Ach was soll’s, ich mach den Anfang.“ Lächelte Lyiana leicht nervös, doch sie trat vor.

Sie ging auf die Wand zu, atmete noch einmal tief durch und fing an zu klettern.

Sie merkte deutlich, wo die Wand leicht bröselte und wo sie stabil genug war, dass sie sich an ihr heraufziehen konnte. Ein oder gar zweimal wäre sie beinah abgerutscht, aber sie fand schnell wieder halt. Sie überwand die Wand, sprang in den See hinein, der ihr sehr kalt vorkam und gelangte zu dem Lavabeet. Tropfnass wischte sie sich das Wasser von der Stirn, damit nichts ihre Sicht behinderte. Sie sah die Felsen genauer an und bemerkte, dass sie äußerst glatt waren. Sie funkelten richtig in der Sonne. Einen falschen Schritt und sie würde unweigerlich sich etwas verbrennen, wenn nicht gar sterben. Das Einzig Gute an der Lava war, dass ihre Sachen begannen zu trocknen und sie nicht mehr fror. Vorsichtig setzte sie den ersten Fuß auf den Stein. Er hielt, auch wenn sie etwas wankte. Sie konzentrierte sich nur darauf keine falsche, voreilige Bewegung zu machen und nahm den Rest ihrer Umgebung nicht mehr war. So lustig es klingen mag, aber als sie auf dem zweiten Stein bereits stand, konnte sie die Entfernung zum nächsten Stein einfach so im Kopf berechnen. Das war ihr jedoch nicht genug. Sie bewegte sich erst wieder, als sie auch die ganzen anderen Strecken zwischen den Steinen berechnet hatte. Als sie fertig war und alles genau durchdacht hatte, machte sie nur fünf große, rasche Sprünge und war am anderen Ende des Lavabeetes wieder auf sicherem Boden gelandet.

„WOW!“ hörte sie Nisola rufen und in die Hände klatschen.

Lyiana atmete tief durch und wand sich dann der rutschigen, Metallbahn zu. Sie wusste, es würde eigentlich sehr einfach werden diese zu überqueren, nur musste sie die richtige Lage dafür finden um nicht zu fallen. Diese Peinlichkeit wollte sie sich nicht antun. Sie hockte sich nachdenklich vor die Bahn, nahm einen kleinen Kieselstein und beobachtete wie er hinunterrutschte und im Schlamm landete. Wenn sie sich einfach draufsetzen würde ohne Nachzudenken würde sie auch im Schlamm landen. Das wollte sie gern vermeiden. Wenn sie die Bahn und die Schanze richtig berechnete, konnte sie gleich bei der Hängebrücke landen. Natürlich war es doch sehr gefährlich dies zu wagen. Eine kleine falsche Berechnung und sie würde entweder im Schlamm landen oder neben der Hängebrücke, die in einen Abgrund führte, wo sie den Boden nicht erblicken konnten. Zudem sah die Brücke auch noch sehr wacklig aus. Wenn sie mit zu viel Kraft landen würde befürchtete sie bereits, dass eines der Bretter durchbrechen könnte.

„Wasn hast du Angst?“ rief ihr Axana lauthals zu, „dann lass uns ran und gebe den Weg frei.“

Lyiana achtete nicht auf sie. Sie holte tief los und setzte sich in die Bahn. Danach stieß sie sich mit aller Kraft ab und rutschte mit einem affenzahn in die Tiefe. Sie vergaß zu Atmen als sie die Schanze erreichte und in die Luft flog. Als sie auf die Brücke zusteuerte, merkte sie das ihre Richtung nicht ganz stimmte. Sie lehnte sich leicht zur Seite und hoffte, dass diese Idee aufgehen würde. Leichtfüßig landete sie in der Mitte der Brücke, die bedrohlich anfing zu wanken und die Geräusche machten ihr Angst.

„Wow! Das hat sie toll gemacht!“ hörte sie Lou erstaunt sagen.

Bei seinen Worten errötete sie leicht, was auch nur durch die eben bewältigte Aufregung sein könnte. Aber ein Lob von einem intelligenten Mann war immer etwas wert. Sie versuchte sich jetzt auf das letzte Stück zu konzentrieren. Die Brück war wieder ruhig geworden und dies konnte sie auch ohne große Probleme überqueren. Im Notfall hätte sie eh ihre Schuhe dazu noch gehabt. Sie kam zur Schnee und Eislandschaft und fragte sich, was für einen Sinn dieser Bereich eigentlich haben sollte. Sie müsste ihn nur durchqueren und das schien wirklich nicht weiter schwierig. Doch sie ahnte innerlich, dass sicherlich noch eine Aufgabe auf sie warten würde, sobald sie das Gebiet betrat. Mit klopfenden Herzen ging sie auf das Wagnis ein. Sie betrat die Eislandschaft. Nichts geschah. Noch ein Schritt... immer noch nichts. Sie atmete tief durch und ging fünf zügige Schritte auf einmal, blieb dann aber sofort wieder stehen. Aus dem Schnee brachen 3 Eismonster hervor. Lyiana schluckte. Sie war unbewaffnet gegen diese Wesen. Wie sollte sie sich jetzt verhalten? Sie musste genau auf die andere Seite und das wäre mitten durch sie hindurch. Schwer vorstellbar, dass sie Lyiana einfach passieren lassen würden. Sie sah sich um, als erhoffte sie irgendwo eine Waffe zu entdecken, aber das war nicht der Fall. Sie atmete tief durch und rannte auf die Monster zu. Diese fuhren ihre langen, eisernen Krallen aus und versuchten auf Lyiana einzuhaken. Sie wich so rasch wie möglich auf und konnte damit ohne weiteres 5 Angriffen entgehen. Doch dabei stieß sie ausversehen gegen eines der Monster und würde zurück in den Schnee geworfen. Sie öffnete die Augen und sah die drei auf sie zu steuern, ihre Krallen erhoben. Das Herz schlug ihr nun bis zum Hals. Sie hatte keine Möglichkeit aufzustehen, ihre Beine waren wie Gummi. Sie hob den Arm zum Schutze, doch der würde einen so gigantischen Schlag niemals aushalten. Die Monster stießen zu und trafen ihren Arm. Doch wie durch ein Wunder spürte sie zwar den Schlag, aber irgendetwas hatte den Angriff zurückgeworfen. Verwirrt öffnete sie die Augen und starrte die Monster an, die vor ihr lagen, sich doch bereits wieder aufrichteten. Lyiana sah zu ihrem Arm und ein Schwert lag ihr in den Händen. Verwirrt betrachtete sie den hellgrünen Griff und stand auf. Das gab es doch nicht! Verwundert über das eingeritzte im Schwert, bemerkte sie erst die Monster wieder, als sie erneut angriffen. Lyiana wich aus und stieß einem nach dem anderen das Schwert in den Bauch. Sie lösten sich in Schnee auf und sie rannte zum Ausgang. Hinter ihr hörte sie schon das Grummeln der Wesen, die sich wieder aufbauten. Erleichtert sprang sie zum Ausgang hinaus und atmete erst einmal erleichtert auf. Sie lehnte sich an den Zaun und merkte deutlich wie ihr Herz hämmerte.

„Alles in Ordnung?“ wollte plötzlich Lou wissen, der sich neben sie beugte.

„Alles bestens.“ Quiekte sie erschrocken auf und ihr Herz schlug noch schneller, als vorher.

„Dann ist ja gut, ich dacht schon ich müsste eingreifen.“ Lächelte er und packte sie plötzlich unter.

Er nahm sie hoch und trug sie in seinen Händen zu den Anderen, in dem er den Packuhr fliegend überquerte.

„Und alles klar?“ wollten auch die anderen wissen.

„Es könnte nicht besser sein.“ Grinste sie und zeigte ihnen ihr Schwert und damit die Inschrift: „Für Lyiana von Athene.“

„Athene? Wieso schenkt die gerade dir ein Schwert?“ stieß Axana protestierend aus.

„Weil Lyiana die Kraft von Athene erhalten hat. Die Göttin der Weisheit und der Weisenkampfführung.“ Lächelte Toya und klopfte Lyiana leicht väterlich auf die Schulter.

Somit stand nun die zweite Kriegerin von Fünfen fest.

23. Kapitel

23. Kapitel
 

Nachdem Lyiana so bejubelt wurde, wollte Toya gern wieder zurück zur Hütte gehen und mit ihr einiges Neues durchgehen, was für Lyiana wichtig wäre. Doch Axana hatte keine Lust, dass Lyiana die ganze Aufmerksam nur auf sich bezieht.

„Ich will auch durch den Packuhr rennen! Eher gehe ich hier nicht weg!“ rief sie Toya zu und stellte sich mit verschränkten Armen an den Start.

„Axana du solltest nichts überstürzen.“ Wollte Nisola sie beschwichtigen.

„Was hängst du dich da eigentlich hinein? Du weißt das du Energie ohne Probleme bündeln kannst, du kennst schon eine deiner Eigenschaften die dich weiterbringen wird. Ich hingegen habe absolut keine Ahnung wem ich angehöre. Ihr denkt alle immer, weil ich die Prinzessin des Landes bin, dass ich mich nur für die Angelegenheiten interessieren würde immer ein perfektes Leben hatte. Aber das ist nicht wahr! Das erste Mal in meinem Leben darf ich etwas eigenständig herausfinden, darf mich in Gefahr begeben und mich richtigen Prüfungen unterziehen. Dieses Abenteuer lass ich mir nicht entgehen! Wenn ich nach unserem Kampf, falls es für uns ein Sieg werden sollte, wieder eine Prinzessin sein muss habe ich keine Möglichkeiten mehr dazu. Ihr hingegen könnt tun und lassen was ihr wollt. Ihr habt nicht ständige Begleiter neben euch und seit keinen Moment unbeobachtet. Jetzt lasst mich verdammt noch mal diesen Packuhr laufen!“ schrie sie die Leute voll, die sie mit großen Augen anstarrten.

Toya schüttelte leicht den Kopf und kam auf sie zu. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und meinte, „dieser Packuhr wird dein ganzes Können abfordern. Jedoch kann es auch passieren, dass du nach diesem Packuhr nicht schlauer bist als jetzt. Damit musst du rechnen.“

„Das weißt ich selber. Also darf ich?“ fragte sie wieder etwas ruhiger nach.

„Versuch dein Glück, aber bitte gib auf, wenn du nicht mehr kannst. Wir sind hier und würden dir jederzeit helfen. Du musst unsere Hilfe nur annehmen und es sagen.“ Nickte er.

„Ich werde sie annehmen, wenn ich sie brauche. Eher nicht!“ mit diesen Worten machte sie sich bereit zum Lauf.

Toya gab das Startsignal und alle Augen verfolgten Axana, wie sie die Wand erklomm. Das ging erstaunlich zügig, damit hätten sie nicht gerechnet. Sie stellte sich geschickter an, als gedacht. Axana konzentrierte sich ganz allein auf ihr Tun und Machen. Sie hatte keine Lust wie ein Idiot da zustehen, sie wollte wirklich alles geben was sie hatte. Wie gut, dass sie ab und an sich Nachts herausgeschlichen hatte um den Mond zu beobachten oder die Igel zu zählen, die unter ihrem Baum entlang schlichen. Sie erinnerte sich gern an die Momente, auch wenn es sehr wenige waren. Eben rutschte sie über die Lavasteine und wäre beinah hineingefallen. Sie hatte keine andere Wahl als den größten Sprung ihres Lebens zu wagen. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und sprang über die letzten beiden Steine hinweg. Erleichtert landete sie auf ein Stückchen Erde, bevor es in die Rutschbahn gehen sollte. Schluckend betrachtete sie das Ende und das dort Schlamm auf sie wartete oder die Brücke, die wirklich schwer einzuschätzen war. Sollte sie den Sprung wagen bis zur Brücke? Wenn Lyiana das konnte, dann konnte sie das schon lange! Sie setzte sich in die Fläche hin und wollte sich eben abstoßen, als ihr eine Vision vor Augen kam:

Sie stieß sich in dieser Vision ab. Alles lief glatt. Sie nutzte die Geschwindigkeit zu einem Sprung. Doch da raste in ihrer Vision etwas schnelles durch die Luft. Sie versuchte dem Etwas auszuweichen und kam dabei ins Rudern. Sie kam vom Kurs ab und flog genau schreiend auf den Abgrund zu.

Sie erwachte aus dieser Vision und schauderte. Was war das eben gewesen? Hatte sie so eine große Angst, dass sie bereits fantasierte? Sie schüttelte demonstrativ den Kopf. So ein Irrsinn! Sie stieß sich ab und rutschte die Bahn hinunter. So schnell sie konnte flutschte sie hinab und auf den Abhang und die Brücke zu. Sie sprang unten ab und flog durch die Luft. Die Schanze war optimal ausgerichtet wurden. Glücklich sah sie der Brücke entgegen, als plötzlich etwas auf sie zusteuerte. Was war das? Es kam mit einem Affenzahn auf sie zu und würde sie aus der Bahn werfen, wenn sie sich nicht versuchen würde aus der Bahn zu lenken. Im selben Moment wusste sie, was geschehen würde, wenn sie auswich. Jedoch hatte sie ja leider keine andere Möglichkeit. Sie schrie auf, als das Etwas sie nur knapp verfehlte und sie jetzt auf den Abgrund zusteuerte. Sie riss die Augen auf und schrie um Hilfe! Sie verfehlte die Brücke und stürzte unaufhaltsam in den Abgrund. Jetzt konnte ihr niemand mehr helfen. Sie würde sterben und nur weil sie auf so einen Tagtraum nicht gehört hatte. Sie schloss die Augen und war kurz davor ihr Bewusstsein zu verlieren, als sie jemand an der Hand packte und sie unterfasste. Erschrocken und zugleich erleichtert riss sie die Augen auf und starte in tiefblaue Augen. Der Gott Hermes lächelte ihr mit einem gemischten Lächeln entgegen. Axana war so verwundert von ihrer Rettung, dass sie kein Wort herausbekam.

Georg tauschte neben Hermes auf und dieser nahm Axana in seine Arme. Er hatte Tränen in den Augen, die leise an den Wagen herunterliefen. Er umarmte Axana in der Luft, gab aber keinerlei Geräusch von sich.

„Was, was ist denn los?“ wollte Axana erschrocken wissen, die nicht verstand wieso er weinte.

„Du bist ein dummes, dummes Huhn! Mach so etwas gefährliches nie nie wieder! Hörst du?“ meinte er und drückte sie noch fester an sich.

Axana blieb vor Verwunderung die Luft weg und nun umarmte sie ihn ebenfalls, „keine Sorge, ich werde ab jetzt besser auf mich aufpassen.“

Hermes lächelte und stieß zu den Anderen. Er landete leichtfüßig auf dem Boden und starrte sie einer nach dem Anderen an.

„Hallo Hermes.“ Meinte Toya und verbeugte sich leicht.

Die Mädchen taten es ihm höfflich gleich, wobei Nisola ihren Blick nicht wirklich von ihm abbringen konnte. Er faszinierte sie. Schüchtern blickte sie zu ihm hin und bemerkte vor Aufregung ihr wildes Herzklopfen. Sie war sich sicher, er würde es hören können, wenn er sie ansah, doch das tat er nur flüchtig.

„Ich hab ein weiteres Packet für dich Toya. Ich glaube ich werde in nächster Zeit öfters zu euch stoßen.“ Lächelte er sein schönstes Lächeln und übergab Toya ein grünes Päckchen.

„Von wem das wohl ist?“ wunderte sich Lyiana neugierig.

„Dieses Packet ist eigentlich mehr für Selena bestimmt. Ihr Vater bat mich darum ihr diese Waffe zu bringen, damit sie gegen den Kampf gewaffnet sei.“ Hermes wendete sich nun den anderen zu und schmunzelte, „ich glaub ihr müsst euch noch etwas Gedulden, was Geschenke überbringen angeht. Aber ich bin sicher ihr bekommt auch noch welche.“

„He errrr rrmes.“ Stotterte Nisola und trat hervor.

„Ja bitte?“ wunderte er sich und sah ihr aufrichtig und lächeln in die Augen.

„Ich ... ich wollte gern wissen, ob ihr mir nicht eure Kräfte verliehen habt?“ brach es zögernd aus ihr heraus.

Hermes lächeln wurde noch eine Spur tiefer und Nisola hatte zutun sich nicht an die Brust zu fassen, um die Laute ihres Herzschlages zu unterbinden.

Er beugte sich etwas vor und fasste lächelnd mit seinen langen, geschmeidigen Fingern unter ihr Kinn und hob es langsam und vorsichtig an.

„Ich wäre Stolz darauf so eine Tochter auf die Welt gebracht zu haben, aber leider bin ich es nicht gewesen. Dafür legt uns das Schicksaal aber andere Wege offen eine Bindung zu einander eingehen zu können.“ Lächelte er und beugte sich noch etwas weiter vor.

Er betrachtete Nisolas pinkfarbene, leuchtende Augen. Nisola war sich zugleich bewusst, als sie in die seinen sah und seinen Blick spürte, dass er sie durchschaut hatte. Sie empfand etwas für ihn, so unglaublich dies auch klingen mag. Und Hermes wusste das bereits. Sie bewegte sich keinen Zentimeter. Sie hatte Angst, dass er seine warme, weich Hand zurückziehen könnte. Doch er hat es nicht. Es war so als würde er sie mit seinem offenherzigen Blick verschlingen.

Toya räusperte sich streng und laut, „Hermes ich glaube du solltest jetzt gehen. Du hast sicherlich noch viel zutun.“

Hermes richtete sich langsam wieder auf und lies von Nisola ab. Er nickte und lächelte in die Runde. Zum Schluss blickte er noch einmal intensiver zu Nisola und zwinkerte..

„Ich habe zutun, aber wenn ich Urlaub haben sollte komm ich mal vorbei euch besuchen. Ansonsten sieht man sich beim nächsten Überbringen der Post.“ Mit einem Lächelnd stieß er sich vom Boden ab und verschwand mit seinen Flügelschuhen und seiner Flügelmütze in der Luft.

Axana und Georg, immer noch eng an einander geschmiegt landeten und sahen ihm nach.

„Was wollte er?“ wollte Axana wissen.

„Er hat ein Packet von dem Herrscher der Meere gebracht.“ Erklärte Toya und sah aus den Augenwinkeln zu Nisola, die immer noch mit glänzenden Augen in den Himmel starrte.

Er würde sie wohl am Abend zu Seite ziehen müssen und mit ihr ein ernstes Wort reden. Es wäre wirklich nicht gut, wenn sie sich in einen Gott verlieben sollte und besonders nicht in Hermes, dem Gott der Diebe, der alles stahl was er wollte... auch die Herzen.

„Nisola alles in Ordnung?“ fragte Axana besorgt nach, da Nisola glühte.

Diese sah zu ihr hin und danach sofort wieder in die Luft. Sie war nicht mehr richtig anwesend.

„Wir sollten uns auf den Rückweg machen und dann reden wir über alles weitere. Ich würde gern euer Flugtraining fortsetzen und auf paar Kleinigkeiten hinweisen, die wichtig sind.“ Meinte Toya streng und bedeutend lauter, damit auch Nisola ihn hörte.

Doch diese sah weiter in die Luft, als erwartete sie ihn wieder zutreffen.

„Nisola hörst du mir überhaupt zu?“ fragte Toya leicht gereizt.

Nisola sah zu ihm hin, in ihrem Blick war immer noch ein verträumter Ausdruck, aber sie nickte langsam. Toya seufzte und wandte sich nun den Anderen zu, „lasst uns aufbrechen.“

„Stopp!“ knurrte Zucca jetzt.

Sie hatte sich die ganze Zeit zurückgehalten und jetzt kochte sie aber innerlich.

„Was ist los?“ wunderte sich Lyiana.

„Ich will auch trainieren! Ich habe keine Lust nur noch zuzusehen! Ich brauch mal wieder eine ernste Herausforderung!“ meinte sie knurrend.

Toya schmunzelte und meinte, „ich werde dir gleich an dem Essen Schwerttraining beibringen. Ist das ein Deal?“

Zucca murrte etwas, nickte dann aber wieder etwas besonnen. Sie gingen gemeinsam zurück zur Hütte und machten das Mittagessen fertig. Währenddessen trainieren Selena und Dimitri immer noch am See. Vallen bekam den Auftrag zu gehen und sie zum Essen zu holen.

Doch dieser war von dieser Aufgabe nicht ganz angetan. Irgendetwas schien ihn mächtig zu stören, aber er sprach nicht darüber.

Toya brachte Axana alle möglichen Sachen, die sie haben wollte und so ging der Vormittag auch sehr rasch zuende.

24. Kapitel

24. Kapitel
 

Am Nachmittag behielt Toya Wort. Gleich nach dem Mittagessen und als er von Selena’s Fortschritten gehört hatte, was die Beherrschung des Wassers anging und die Kontrolle über die Meerestiere, begann er mit dem Schwerttraining. Nisola, Axana und Zucca erhielten jeweils ein Schwert aus seiner Waffenkammer. Selena sollte den Umgang mit einer blau Klinge lernen, das Schwert welches Poseidon ihr zugesandt hatte. Und Lyiana übte mit dem Schwert von Athene, welches ihr sehr leicht in der Hand lag.

Toya zeigte den Mädchen ein paar Griffe und bemerkte sofort, wer Ahnung vom Kampf hatte und wer nicht. Selena bewegte sich auf Boden bedeuten langsamer und nicht gerade fließend.

Lyiana führte das Schwert leichtfüßig, doch sie hatte noch keine Ahnung von der richtigen Handhabung und was für eine Macht in diesem Schwert steckte, wenn man es nur ordentlich führen konnte. Axana tat sich etwas schwer, was die Anwendung mit dem Schwert anging. Sie schien für so eine Waffe nicht wirklich geeignet zu sein. Genauso ähnlich sah es mit Nisola aus. Sie wusste zwar wie man ein Schwert schwang, doch wie sie auch sagte, sie fühlte sich dabei nicht sonderlich wohl. Sie hatte zwar wie jedes kleine Kind von Anfang an den Umgang mit der Waffe gelehrt bekommen, wie es in Orgias so üblich war, doch ihr war diese Handhabung unbehaglich. Axana wiederum musste noch viel lernen. Als Prinzessin war es ihr verboten wurden auch nur Waffen anzusehen oder in die Hand zu nehmen. Vielleicht lag es auch daran, dass sie nicht so geschickt mit dem Schwert war und brauchte auch nur noch etwas mehr Übung. Zucca hingegen führte das Schwert so, als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes getan. Dabei war das Schwert bedeutend schwerer als die Anderen, aber sie führte es perfekt.

„Wann darf ich endlich richtig kämpfen?“ hakte Zucca ungeduldig nach und wieder sah man Flammen in ihren Augen aufleuchten.

Sie wollte unbedingt endlich Kämpfen und gefordert werden. Toya schmunzelte und rief Alex herbei. Dieser war von allen fünf der beste Schwertkämpfer, wie Toya bereits am eigenen Leib damals erfahren durfte. Er schmiss Alex im Flug ein Schwert zu und erklärte ihm, dass er nun gegen Zucca zum Training antreten sollte.

Alex hob etwas die Augenbraun. Er fand es nicht gut eine Waffe gegen eine Frau einzusetzen und das wusste Toya auch. Das ist eine Grundregel bei ihm, was Frauen anging.

„Ich weiß nicht recht. Ich habe keine Lust Zucca zu verletzen.“ Meinte er widerspenstig.

„Mach dir mal um mich keine Sorgen. Ich will endlich einen ernstzunehmenden Gegner.“ Lächelte Zucca total angriffslustig und schwang ihr Schwert.

Sie stellte sich in ordentlicher Position zu ihm auf und wartete darauf, dass er es ihr gleichtun würde.

„Kann sie nicht wenigstens Schutzkleidung tragen, wie es sich für eine Frau gehörte?“ fragte er unruhig nach.

„Scheiß auf die Schutzkleidung! Entweder du greifst jetzt an oder ich tu es!“ rief Zucca ihm zu.

Toya machte aus Sicherheitsgründen ein paar Schritte zurück, weil er Zucca noch nicht recht einschätzen konnte.

„Dann mach.“ Murmelte Alex und verdrehte die Augen.

Zucca lies sich dies nicht zweimal sagen. Sie stürmte auf ihn zu und attackierte ihn ohne Rücksicht zu nehmen. Die Umstehenden wichen zur Sicherheit zurück und ließen Alex und Zucca damit mehr Bewegungsfreiraum. Zucca stach so schnell zu, dass Alex die Augen aufriss und beinah zu spät parierte. Er bemerkte welch ernstzunehmender Gegner ihn gegenüberstand und blockte erst einmal alle Angriffe ab. Er wusste nicht, ob er Zucca wirklich selber angreifen sollte. Er fand das nicht richtig. Er musste eine Möglichkeit finden sie auszuschalten, ohne sie zu verletzen. Doch zunächst strengte er sich so erst einmal an und blockte ab. Er hätte nie gedacht, dass Zucca so stark sein würde und so viel Pfeffer unter dem Hintern hatte. Sie stieß plötzlich so rasch zu, dass er nach hinten fiel und ihm Gras landete. Zucca holte aus, schlug ihm das Schwert aus der Hand und richtete die Klinge auf seinen Hals. Alex atmete hastig und schaute zu ihr ängstlich hinauf. Sie war wirklich ein ernstzunehmender Gegner. Zucca lächelte leicht und die Flammen in ihren Augen verschwanden. Sie lies das Schwert sinken und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Noch eine Runde?“ fragte sie ihn höfflich und reichte ihm sein Schwert, was neben ihr gelandet war.

Alex nickte, nahm es entgegen und stellte sich ihr erneut entgegen. Er wusste jetzt wie geschickt sie war und auch das er sie nicht unterschätzen sollte. Er würde sie jetzt angreifen müssen, um nicht wie ein Idiot dazustehen. Er stellte sich bereit hin und wieder griff Zucca zuerst an. Alex parierte ohne größere Probleme, trat einen Schritt zur Seite und schlitze ihr etwas ihr schwarzes T-Shirt hinten auf. Sie wandte sich wütend zu ihm um und attackierte ihn erneut. Als sie merkte, dass Alex sie jetzt endlich ernstnahm, war es bereits zu spät. Das Schwert flog weite Bögen und landete in einem Baum. Alex richtete die Klinge auf sie und Zucca schaute aufrichtig und geschlagen zu ihm auf. Er war ein guter Kämpfer und endlich eine ernste Herausforderung für sie. Lächelnd richtete sie sich auf und klopfte sich den Dreck von der Hose. Sie verbeugte sich vor ihm, wandte ihm den Rücken zu und holte ihr Schwert. Sie fühlte sich das erste Mal richtig ausgelassen, was einen Kampf anging. Das freute sie und die Lust nach mehr kam in ihr auf. Bis zum Abend kämpften die beiden miteinander und verbesserten sehr zügig Zucca’s Schwerttechnik. Sie war sehr lernfähig und gewissenhaft, was ihr Training anging. Alex musste das ein oder andere Mal schon bedächtig schlucken, wie schnell sie doch begriff. Toya wendete sich den anderen vier Mädchen zu und lehrte sie die Kampfkunst, so gut es eben möglich war.

Am Abend lagen alle erschöpft in ihren Betten und fühlten sich richtig ausgelaucht. Es war kein einfacher Tag gewesen, doch ein sehr schöner. Als die Mädchen eingeschlafen waren und Stille eingekehrt war, richtete sich Nisola langsam wieder auf und sah sich um. Sie hörte das alle ruhig atmeten und somit schliefen. Leise schlüpfte sie aus dem Bett und zog sich an. Sie kletterte so lautlos wie noch nie die Treppe hinunter und ging aus der Scheune hinaus.

Die Schuhe hatte sie bei diesen Temperaturen nicht extra angezogen, denn es war eine angenehm, milde, jedoch nicht kalte Nacht. Sie wanderte zum See hin und setzte sich dort auf einen Stein und betrachtete das Wasser und den Himmel. Ihre Gedanken kreisten in ihrem Kopf herum. Sie konnte irgendwie nur daran denken, wie es ihren Eltern wohl ging und wann sie Hermes wiedersehen würde. Sie wusste, es war ein falscher Gedanke, aber sie konnte sich davon irgendwie nicht abbringen lassen an ihn zu denken. Ein Gott würde sich niemals für sie interessieren, dass war ihr von Anfang an bewusst gewesen. Sie war nur das Werkzeug für die Götter und ihre Bestimmung lag darin die Welt mit den anderen zu retten. Doch sie fühlte sich nicht wirklich stark genug. Sie erschaffte in ihren Händen eine Energiekugel und lies sie in die Luft aufsteigen. Ein Hund sprang um sie herum. Nisola konzentrierte sich so stark darauf, den Hund zu erblicken, dass sie nichts um sich herum wahrnahm. Daher war es nur normal, als sie plötzlich erschrak, als ein Schatten neben dem ihrem auftauchte. Der Hund löste sich in Luft auf und sie blickte sich um. Im ersten Moment hatte sie erhofft Hermes vielleicht wieder zu treffen, doch es war nur Toya, der ihr Gesellschaft leisten wollte.

„Guten Abend.“ Meinte sie förmlich und schaute ihn verwundert an, „was suchst du hier?“

„Das selbe könnte ich dich auch fragen.“ Meinte er nur sehr leicht lächelnd.

Er trat mit Bedacht an sie heran und blieb, mit dem Blick auf den See, neben ihr stehen.

„Ich konnte nicht richtig schlafen.“ Erklärte Nisola wahrheitsgemäß.

„Ging mir ähnlich.“ Erwiderte er und schaute sie bei seinen nachfolgenden Worten nicht an, „kann es mit Hermes zutun haben?“

„Wie... wie kommst du denn auf so was?“ stotterte sie leicht herum, fing sich aber eilends wieder.

„Ich habe bemerkt, was heute zwischen dir und ihm geschehen ist. Ich habe die Veränderung deiner Gefühle wahrgenommen.“ Meinte er ruhig und leise.

Nisola schluckte. War es echt so offensichtlich gewesen, dass selbst Toya es bemerkt hatte? Hatten die anderen Mädchen auch etwas mitbekommen und sagten nur nichts?

„Na ja ich war etwas überrascht, als er plötzlich aufgetaucht war. Er ist immerhin ein Gott.“ Berichtete sie ebenfalls langsam, mit Blick aufs Wasser.

Toya sagte eine ganze Weile gar nichts. Mehrere Minuten vergingen und sie schwiegen sich nur an. Nisola schaute kurz zu Toya auf und folgte dann seinem Blick. Er schaute zu einem Schilfrohr hin, an dem leuchtende Punkte schwebten. Wahrscheinlich Glühwürmchen.

„Nisola,“ begann er mit Sorgfalt, „ich möchte dir jetzt nichts unterstellen, aber ich glaube du hast dich in Hermes verliebt.“ Wieder machte er eine längere Pause, in dem Nisola ihr Herz wieder ganz laut schlagen hörte, „ich will dir nicht sagen, dass diese Gefühle für einen Gott Irrsinn sind, nein das sicherlich nicht. Immerhin sind durch solche Beziehungen viele gute Kämpfer und Helden entstanden, doch du solltest genau abwägen, was du tust. Hermes ist nicht umsonst der Gott der Diebe. Er kann alles stehlen, was er zu haben vermag...“ Toya drehte sich um, ohne sie anzusehen, „Ich gehe jetzt wieder schlafen. Mach nicht zu lange.“

Toya verschwand in der Dunkelheit. Nisola schaute ihm noch lange nach und ihr wurde mit jeder Minute schwerer ums Herz. Als wüsste sie selber nicht bereits, das es Schwachsinn war einen Gott zu lieben. Da könnte sie genauso einen verheirateten Mann anschmachten. Doch sie konnte nichts für ihre Gefühle, als ihnen standhalten und sich selber immer wieder bewusst machen, dass all diese Gefühle Irrsinn sein. Sie saß noch lange an diesem Fleck und dachte über Toya’s Worte nach. Erst als es begann zu Dämmern, ging sie zurück und legte sich noch für eine Stunde aufs Ohr.

25. Kapitel

25. Kapitel
 

Danach verstrichen zwei Tage in denen nur Kampftraining ausgeübt wurde und etwas Flugtraining mit den Schuhen. Mittlerweile konnte Zucca ihre Energie genauso gut bündeln, wie Selena und Nisola. Auch Lyiana und Axana machten gleichermaßen Fortschritte. Am Abend des zweiten Tages gelang es ihnen sogar leicht vom Boden abzuschweben. Nisola selber konnte bereits ohne die Schuhe fliegen, jedoch mochte sie die Höhe nicht wirklich. Ihr lag das Fliegen im Blut, wie Toya ihr erklären wollte, doch davon wollte sie selber nichts hören. Sie mochte die Höhe nicht sonderlich und nur weil es ihr vielleicht im Blut lag, musste sie nichts überstürzen. Aber immer noch war es für alle Beteiligte ein Rätsel, wem sie angehören sollte. Zucca selber stand bereits am ersten Abend fest.

Toya war der festen Überzeugung Zucca war die Tochter des Ares, doch wenn dies so sein sollte, würde sich Ares sicherlich noch zu ihr bekennen und ihr etwas von sich schicken. Zumindest hoffte er darauf, um Gewissheit zu erhalten. Nisola selber hoffte jeden Abend darauf, dass Zucca ihr Packet erhalten würde, wenn auch aus anderen unaussprechlichen Gründen die sie allen verschwieg. Vallen schien Interesse an ihr zu finden. Jedenfalls war er immer als Erster bei ihr, wenn sie irgendwelche Fragen hatte oder eine neue Übung durchführen wollte. Sie fand das ja wirklich alles ganz süß von ihm, aber sie hatte kein Interesse an ihm. Alex hingegen trainierte meist mit Zucca noch bis spät in die Nacht hinein, während die anderen schon längst schliefen. Am dritten Abend war es wieder einmal so.

Zucca wollte unbedingt einen bestimmten Handgriff beherrschen und trainierte mit Alex auf den Feldern, während alles um sie herum schlief. Sie hatten ein paar Fackeln aufgestellt, obwohl es im Licht des Vollmondes bereits hell genug war.

„Du musst die Bewegung ruhiger ausführen. Wenn du so hastest, dann wirst du immer schräg kommen.“ Wies Alex sie an und zeigte ihr erneut, wie es ging.

Er legte einen Apfel auf einen Baumstamm und schwang sein Schwert mit einem kurzen, geraten Hieb von der Seite. Jedoch hielt er vor dem Apfel an, welcher in die Luft flog und in vier Teilen auf dem Baumstamm landete.

„Du musst die Kraft der Luft dafür nutzen, nicht die des Schwertes. Damit die Luft genau das macht, was du ihr sagst, musst du viel Geduld haben.“ Meinte er und reichte ihr ein Stück Apfel.

„Ich glaub an dieser Übung wird ich irgendwann verzweifeln. Ich gebe mir alle Mühe, doch jedes Mal zerteile ich den Apfel so sehr, dass er danach Apfelmus ist.“ Murrte sie unglücklich und nahm das Stück Apfel entgegen.

Sie aß es langsam auf und schaute hinauf zum Mond, der so rund war und angenehm. Sie mochte die Nacht mehr als den Tag. Die Nacht war viel angenehmer und nicht so unerträglich warm.

„Ich weiß es ist nicht einfach, aber du wirst sie sicherlich bald beherrschen. Ich glaub einfach an dich.“ Antwortete Alex und schaute ihr dabei offen ins Gesicht.

Zucca errötete leicht und wandte den Blick ab. Sie wusste nicht was sie darauf sagen sollte. Doch das musste sie auch nicht. Alex übernahm für sie den Rest und lies sie ihr Training für eine Nacht vollkommen vergessen. Zucca lies sich im Gegenüber fallen und genoss alles was geschah. Aber bei Tag war alles beim Alten, nur in der Nacht lies sie diese Berührungen zu.
 

Axana bereitete eben das Frühstück zu, als Zucca in die Hütte mit Alex kam und sich setze. Georg saß bereits da und hielt sich den hungrigen Magen. Er mochte alles was Axana kochte und war immer der Erste am Tisch. An diesem Tag hatte sich Toya nach dem Essen etwas ganz besonderes ausgedacht. Er wollte von dem Schwertkampf wegtreten und andere Übung durchführen. Er erhoffte sich dabei eine passende Waffe für Nisola und Axana zu finden, denn mittlerweile waren nur noch die beiden ein Rätsel für ihn. Das Zucca von Ares war, wurde zwar noch nicht bestätigt, aber es konnte nicht mehr all zu lange dauern.

„Heute möchte ich mit euch ein paar Laufübungen durchführen und danach ins Bogenschießen übergehen.“ Erklärte Toya und ging mit den Mädchen zu einem Wald, den sie noch nicht kennen gelernt hatten.

„Was ist das hier für ein Wald?“ fragte Lyiana ängstlich nach.

„Ach das ist der Wald der Nacht. Er ist nicht weiter gefährlich, nur wenn es dämmert sollte man nicht mehr hineingehen. Aber bei Tag ist hier Ruhe, also keine Angst.“ Grinste er.

„Na dann.“ Murmelte Lyiana nicht ganz überzeugt.

„Ihr lauft jetzt den markierten Pfad entlang. Er endet an einem geschützten Denkmal, wo für jeden eine Trinkflasche und eine Holzfigur bereitsteht. Ihr trinkt was, macht eine kurze Pause und eilt wieder mit einer der Figuren zurück. Wer als Erster zurückkehrt erhält dieses hier.“ Toya holte ein Packet aus seiner Hosentasche hervor.

„Was ist das?“ wunderten sich auch die Jungs, die näher traten.

„Das ist eine Mütze die Unsichtbar macht, sobald man sie aufsetzt.“ Toya holte sie heraus und setzte sie selber auf.

Augenblicklich löste er sich in Luft auf und verschwand vor aller Augen, „seht ihr?“

„Was sollen wir sehen? DU bist verschwunden!“ wies Axana ihn darauf hin.

Er setzte wieder die Mütze ab und packte sie ein, „also wer sie haben will sollte sich beeilen und als Erster zurückkehren.“

Das brauchte er den Mädchen nicht noch einmal sagen. Sie stellten sich auf und warteten gespannt auf das Startsignal. Toya gab es und sie rannten gemeinsam in den Wald hinein. Lyiana stach sich mit Zucca ein Kopf an Kopfrennen an der Spitze. Selena hetzte sich hinter Axana und Nisola ab. Sie war wirklich für das Meer geschaffen und nicht für das Land. Nisola fiel etwas zurück um sie nicht ganz allein zurückzulassen.

„Du solltest dich beeilen! Die Mütze ist sicherlich viel wert!“ meinte Selena keuchend und hielt an.

Sie stützte sich an einem Baumstamm ab und sah Axana hinterher, die um eine Ecke rannte. Lyiana und Zucca waren nicht mehr zu sehen.

„Scheiß auf die Mütze.“ Lächelte Nisola und hielt auch mit an, „ich brauch so etwas nicht.“

„Aber so etwas könnte nützlich sein. Du hast noch keine deiner Fähigkeiten entdeckt.“ Meinte Selena verdutzt.

„Mag schon sein, aber deswegen muss ich mich nicht abhetzen. Wenn Zucca, Axana und Lyiana die Mütze haben wollen, dann soll der Beste von ihnen gewinnen.“ Erklärte Nisola und half Selena weiterzugehen, „komm lass uns gehen. Wir können das auch alles ruhig angehen.“

Zucca und Lyiana versuchten sich gegenseitig immer wieder vom Weg zu schupsen, damit der andere keinen Vorsprung gewinnen konnte. Doch es half nichts, sie waren gleichschnell und Lyiana zwar kräftemäßig unterlegen, doch geschickter, was Strategie anging. Axana hatte sie mittlerweile längst aus den Augen verloren. Sie hielt keuchend an und drehte sich um. Nisola und Selena waren auch nicht mehr in Sicht. Sie begutachtete die Wegmarkierungen und war sich sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Sie wollte unbedingt gewinnen. Nicht wegen der Mütze, sondern um zu beweisen, dass sie auch dazugehörte. Sie rannte wieder los und achtete dabei wenig auf ihr Seitenstechen. Als sie an eine Wegkreuzung kam musste sie sich neu orientieren. Sie entdeckte Toya’s Markierungen und eilte weiter. Als sie eben unter einem Ast hindurchtauchte, hielt sie inne. Eine Vision, so wie vor ein paar Tagen bereits, kam wieder in ihr auf. Sie sah sich den Weg hin lang rennen und in ein Loch stützen. Dann beugten sich Schatten über sie und schworen sie jetzt hier auf der Stelle zu töten. Angst kam in ihr auf.

Sie wachte aus der Vision auf und es schüttelte sie. War das nur ein dummer Tagtraum oder Real gewesen? Wie wichtig war ihr die Mütze? Und was war mit Lyiana und Zucca geschehen? Sie drehte sich um und sah in alle Richtungen. Sie fühlte sich mit einem Mal beobachtet. Was war mit den Anderen geschehen? Axana schluckte. Sie sollte besser Hilfe holen. Doch der Reiz weiterzugehen und zu sehen, ob es nur ein Traum war, war auch sehr groß. Sie stand ein paar Minuten an Ort und Stelle, bevor sie den Weg weiterging. Jedoch rannte sie nicht. Sie achtete auf den Boden, der so unebenmäßig war, wie überall in diesem Wald. Plötzlich hörte sie ein Rascheln neben sich. All ihre Muskeln spannten sich an und sie begann vor Angst zu schwitzen. Würde man sie wirklich gleich angreifen und umbringen?

Ängstlich hielt sie inne. Nein sie konnte nicht weitergehen. Wenn sie starb fehlte einer von ihnen und sie musste auch an die Zukunft des Landes denken. Sie drehte sich um und wollte eben zurückeilen, als eine Kreatur vor ihr auftauchte. Eine ganz zottelige Gestalt, mit Zähnen und Klauen. War das etwas wirklich ein Werwolf? Gab es solche Wesen wirklich?

Zucca und Lyiana erreichten eben zeitgleich das Denkmal und schnappten sich wirklich nur die Figuren. Zeitverlieren wollte keine von Beiden. Nisola und Selena erreichten eben die Kreuzung.

Axana schrie erschrocken auf und wich von der Kreatur zurück, „Mach sitz!“

Doch dieses Ungeheuer dachte ganz sicher nicht daran auf so etwas zu hören. Es kam Zähneflechtend näher und leckte mit der Zunge schon über sein Maul. Axana wich weiter zurück und flog dabei über einen Baumstamm. Sie purzelte und der Boden unter ihr gab nach. Sie stützte in ein Loch. Ängstlich setzte sie sich auf und wollte hinaufklettern, aber das Loch war einfach zu tief. Die Schatten aus ihrer Vision tauchten auf und sie erkannte, dass es nicht nur ein Wolf war, sondern gleich drei, die hungrig auf sie lauerten.

26. Kapitel

26. Kapitel
 

Axana schluckte und wich so gut sie konnte zurück. Sie saß in der Falle. Sie hätte es wissen müssen. Letztes Mal war die Vision auch wahr geworden. Sie würde hier an Ort und Stelle sterben, wenn ihr niemand zur Hilfe kam. Ängstlich griff sie sich in die Tasche und zog ein kleines Messer hervor. Sie wusste, dass dieses sicherlich nichts gegen die Monster ausrichten würde, aber sie war zumindest nicht unbewaffnet und würde um ihr Leben mit allen Mitteln kämpfen. Schweiß rann ihr von der Stirn. Die Ungeheuer fuhren ihre Krallen aus und wollten eben ausholen, als jemand laut schrie.

Verwirrt sahen sie sich um und schnüffelten nach dem Wesen, dass sie ablenkte. Axana war leichter ums Herz als sie Lyiana und Zucca hörte.

„He ihr fetten Viecher, lasst gefälligst unsere Freundin in Ruhe!“ schrie Lyiana sie so laut sie konnte an.

Axana beobachtete wie die Wesen sich ihr abwandten und sich nun den anderen Beiden zuwand. Zucca zog ihr Schwert aus der Hosentasche. Natürlich klingt dies ziemlich verwunderlich, aber es war ein magisches Schwert, was als Stift in ihrer Hosentasche lag. Sobald sie jedoch die Kappe von dem Stift abdrehte verwandelte es sich in ihr mächtiges Schwert zurück, was Toya ihr geliehen hatte. Auch Lyiana tat es ihr gleich mit dem Schwert von Athene, das die selbe Eigenschaft hatte. Die Ungeheuer knurrten und fletschten die Zähne, doch die Mädchen stellten sich ihnen. Als eines der Ungeheuer auf Zucca sprang wich sie ohne Zögern auf und rang bereits mit ihm. Sie stutzte ihm dabei regelrecht die Krallen mit dem Schwert. Lyiana schwang ihr Schwert und ging auf eines der Werwölfe zu. Diese knurrten und sabberten, schienen aber Angst vor dem Schwert aufzuweisen. Sie wichen leicht zurück, was nicht gut für Axana war. Lyiana drängte sie unbemerkt wieder zur Fallgrube, woraufhin einer der Wölfe abrutschte und genau hinunterfiel. Axana riss die Augen auf und hielt ihm das kleine Messer vor die Nase. Als der Wolf realisiert hatte was geschehen ist und Axana zugleich erblickte, knurrte er noch bösartiger und Sabber lief ihm das Maul entlang. Er ging auf sie zu und schnappte mit seinem Maul nach ihr. Axana wich so gut es ging aus, doch er zerkratzte ihr Kleid an der Seite. Ängstlich wich sie zurück. Sie hätte sich doch Trainingskleider besorgen sollen. Mit ihren Kleidern war sie schon oft im Nachteil gewesen. Das Monster beugte sich über sie und wollte ihr eben in den Hals beißen, als wieder eine weitere Stimme ertöne und es verwundert inne hielt und die Ohren spitzte.

„Was ist denn hier los?“ fragte Selena ängstlich und zog ihr Schwert.

Nisola die ebenfalls nur ein Taschenmesser besaß zuckte zurück, als sie Lyiana beobachtete, die nur ganz knapp einer Kralle entkommen konnte. Zucca unterdessen hatte das Maul des einen Wolfes geschnappt und drückte es so weit sie konnte auseinander. Doch es war stark und versuchte sein Maul aus ihrer Umklammerung zu befreien, damit es ihr den Hals durchbeißen konnte. Selena, die Axana um Hilfe rufen hörte ging auf das Loch im Boden zu und schwang ihr Schwert. Lyiana wehrte eben eine Kralle ab, die sie am liebsten zerhackt hätte. Das Monster in der Grube sprang mit einem Satz hinaus, doch als es oben ankam fiel es auf die Knie. Ein Pfeil hatte sein Herz von hinten durchbohrt. Das Wesen knurrte und fauchte, löste sich dann aber in schwarzen Rauch auf. Verwundert schauten sie Mädchen auf die Stelle, wo es sich aufgelöst hatte und dann auf Axana die einen Bogen in der Hand hielt. Sie schaute mit todernster Miene auf die Stelle, wo das Vieh verschwunden war und nahm dann den Bogen nach unten.

„Könnt ihr mir raushelfen?“ fragte sie, da sie allein nicht dazu in der Lage war.

„Sicherlich, aber du brauchst eigentlich nur „flieg“ zu rufen.“ Meinte Nisola verwundert, die zugleich vom Boden etwas abhob und auf sie zukam.

Sie schwebte in das Loch hinein und zog sie nach oben. Axana atmete kurz durch und sah dann zu Lyiana, die eben gegen einen Baum gestoßen wurde. Sie drehte sich eilends zu ihr um und holte aus der Luft einen Pfeil hervor. Den spannte sie im Bogen und zielte auf das Ungeheuer, was eben in Lyianas Bein beißen wollte. Es hielt in diesem Vorhaben gerade noch rechtzeitig inne und löste sich auf. Zucca hingegen knurrte die Bestie eben an, als sie ihr das Maul mit einem Ruck brach und dann den Hals. Das Wesen löste sich ebenfalls auf. Zucca wischte sich den Schweiß von der Stirn und verschmierte somit etwas Blut der Kreatur auf ihrem Gesicht.

„Was waren das?“ hakte Axana irritiert nach, die ihren Bogen immer noch in der Hand hielt.

„Ich würd mal meinen nichts Gutes. Sagte Toya nicht, dass nur Nachts Gefahr im Wald drohte?“ hakte Lyiana neugierig und geschafft nach.

„Er muss sich geirrt haben.“ Murmelte Selena und steckte ihr Schwert wieder weg.

Auch die anderen Waffen wurden verstaut und Axana band sich den Bogen auf dem Rücken fest.

„Wo hast du den denn so schnell her?“ wollte Zucca mit strengen Blick wissen.

„Der ist plötzlich einfach so aufgetaucht.“ Meinte sie stolz und zeigte ihr noch einmal den Bogen.

„Ach so, Apollon, jetzt wissen wir bescheid.“ Murmelte Zucca desinteressiert und ging den Weg zurück.

„Wie was?“ stutzte Axana und betrachtete den Bogen nun genauer.

Eine kleine, goldene Inschrift befand sich am Griff, „für Axana von Apollon. Befolge die Weisheiten des Herzens.“

„Was bedeutet das denn schon wieder?“ hakte sie etwas irritiert nach.

„Das du ab und an mal nachdenken solltest bevor du handelst.“ Meinte Lyiana mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht.

„Na schönen Dank auch!“ knurrte Axana genervt und drehte sich von ihr weg.

Da rettete sie ihr das Leben und zum Dank machte diese dumme Kuh sie weiter runter.

Lyiana schloss kurz die Augen, danach ging sie an Axana vorbei und flüsterte, so das nur Axana es hören konnte, „danke.“

Axana starrte ihr verwundert nach. Hatte sie sich nur verhört oder war das Echt gewesen?

Jedenfalls hatte sie keine Zeit noch einmal nachzufragen. Lyiana wandte sich Zucca zu und meinte, „und noch stark genug um den Rest der Strecke zu rennen?“

Zucca lächelte leicht fies und stellte sich neben sie. Sie zählten gemeinsam runter und rannten dann wie von Hummeln geschossen los.

„Ich hab keine Lust mehr zu rennen.“ Meinte Selena schon total erschöpft.

„Musst du auch nicht. Wir gehen in Ruhe zurück.“ Lächelte Nisola freundlich.

„Ich schließ mich euch an.“ Mischte sich Axana ein.

Als die Drei den Wald wieder verließen wartete Toya bereits ungeduldig auf sie.

„Was ist los gewesen? Hattet ihr keine Lust mehr?“ wollte er forsch wissen.

„Du hast es erfasst. Nach so einem Kopf hatte ich keine Lust mehr mich abzuhetzen.“ Offenbarte Axana grimmig.

„Ich weiß, ich hab das alles schon von Lyiana und Zucca gehört.“ Nickte er und sah zu Zucca hin, die eben eine Wasserflasche austrank, „jedenfalls kann ich keine Rücksicht darauf nehmen. Lyiana hat die „Mütze der Unsichtbarkeit“ sich verdient.“

„Ich erhebe auch kein Anrecht darauf. Mir ist sie egal.“ Erklärte Axana und setzte sich auf einen kühlen Stein.

Sie betrachtete in Ruhe ihren Bogen und strahlte innerlich. Sie gehörte also Apollon an. Das war ein gutes Gefühl. Sie würde sich vornehmen alles über ihn in erfahren zu bringen, um optimal für den Kampf vorbereitet zu sein. Jetzt war nur noch Nisola übrig, die immer noch Rätsel aufwies. Selena war die Tochter von Poseidon, Lyiana die Tochter von Athene, Zucca die Tochter von Ares, der sich noch nicht zu ihr bekannt hatte, Axana die Tochter von Apollon und was aus Nisola werden sollte war noch offen.

27. Kapitel

27. Kapitel
 

Toya konzentrierte sich die nächsten Tage darauf das Flugtraining zu verschärfen, damit auch endlich alle richtig fliegen konnten. Damit dies auch gelang standen alle 2 Stunden eher auf und trainieren das Fliegen fast bis zum Abendbrot. Sie machten nur eine kleine Pause um zu trinken oder etwas kleines zu Essen. Am Abend kochten Selena und Axana immer eine ordentliche Mahlzeit, weil Tagsüber einfach nie die Zeit dazu war. So verstrichen ganz schnell fünf weitere Tage. Lyiana beherrschte ihr Schwert mittlerweile ohne weitere Probleme. Zucca trainierte wie eine verrückte mit Alex, um wirklich aus jeder Richtung jeden Angriff richtig parieren zu können. Selena schaffte es sogar schon ohne Probleme aus ihrem Schwert ein Energiewall an Wasser herausströmen zu lassen, Axana hatte ihr Bogenschießen so gut geübt, dass sie jedes Ziel in 50 Meter Entfernung traf. Im aktuellen Moment trainierte sie ihre Augen auf die Ferne, damit sie auch weitere Ziele nicht verfehlen konnte. Nisola beschäftigte sich in freien Minuten mit den 12 Göttern und studierte alles mögliche, nur kam sie mit ihrer Studie nicht sehr weit. Sie hatte stark zutun sich all die Sachen zu merken, die sie las und ohne Lyiana’s und Lou’s Hilfe würde sie wirklich alt aussehen. Beide erklärten ihr so einiges und sie stieß immer mehr auf den Gedanken, dass keiner der 12 Götter ihr seine Macht verliehen haben konnte. Da es aber zigtausend von Göttern gab, wusste sie einfach nicht mehr wo sie anfangen sollte.

„Mach doch mal eine Pause mit dem Lernen, Nisola und trainier lieber etwas mit mir.“ Schlug Selena freundlich vor.

„Wo sollte ich dir denn eine Hilfe sein?“ wunderte sich Nisola und hob den Blick aus einem Buch.

„Wir könnten doch etwas Schwertkampftraining machen.“ Lächelte Selena vorschlagend.

Nisola stand auf und lies sich darauf ein. Etwas Abwechslung tat ihr sicherlich gut und so würde sie vielleicht neue Eigenschaften an sich entdecken. Vallen hatte übrigens ihre Worte deutlich verstanden. Er zeigte sich nicht mehr in ihrer Nähe, ging meist bei den Jungs ab und setzt sich immer an das andere Ende des Tisches, weit weg von Nisola.

„Vorsicht!“ schrie Lyiana eben Axana zu.

Diese duckte sich unter einem Wurfstern hinweg der sie sonst tödlich am Kopf getroffen hätte.

„Was sollte das du Nuss?“ hakte Axana wütend nach.

„Dafür kann ich doch nichts!“ rief Lyiana und wich selber eben einen Wurfstern aus.

Axana folgte ihrem Blick und sah einen kleinen Gartenzwerg dastehen und nach ihnen werfen.

„Was soll das du Idiot! Diese Dinger sind gefährlich!“ schrie Axana ihn wütend voll.

„Ich mach das schon.“ Meinte Zucca, sprang mit einem Satz hinter ihm und drehte ihn die Arme auf den Rücken mit einer Hand.

„Lass mich los du dumme Pude! Lass mich los!“ schnauzte der Zwerg sie wütend an.

Toya kam herbei, der eben Selena und Nisola zugeschaut hatte und trat auf den Zwerg zu, „was ist denn geschehen, dass du uns angreifst?“

„Was wohl diese schrecklichen Menschwesen! Sie haben die Nacht unsere ganzen Schafe getötet!“ fauchte er ihn voll und wies mit einem Blick auf die Mädchen.

„Was sollen wir gemacht haben?“ prustete Axana los, „ich würde nie einem Tier was zu leide tun.“

Sie kam näher und musterte den Zwerg neugierig, „aber bei dir würd ich sicherlich eine Ausnahme machen können.“

„Unwürdiges Menschwesen! Diese Frechheit wirst du büßen!“ fauchte er Axana an und spuckte nach ihr.

Axana konnte gerade noch rechtzeitig ihren Fuß wegziehen und wollte eben ausholen, als Lou ihre Hand packte und sie aufhielt. Er wandte sich neugierig dem Zwerg zu und kniete nieder.

„Wie kommst du darauf, dass es gerade diese Mädchen hier waren, die euch das antaten?“ fragte er freundlich nach.

„Weil ich sie mit eigenen Augen gesehen habe! Sie stachen gestern 10 unserer Schafe nieder und ließen sie vor unserer Tür liegen! Eine barbarische Attacke auf unser Vieh! Das verzeihen wir ihnen niemals!“ zischte der Zwerg.

„Wir haben überhaupt keine Rinder niedergestochen! So etwas grausames würden wir niemals tun.“ Protestierte Selena und steckte ihr Schwert in die Hosentasche.

Axana band sich den Bogen wieder um die Schulter und steckte die Hände in die Hosentasche. Ihr habt richtig gehört, in die Hosentaschen. Toya hatte, als der Brief von Zeus kam, ihnen auch offenbart, dass sie ordentliche Kampfkleidung tragen müssten. Somit hatte er ihnen Trainingsanzüge besorgt, die sich nur im Zeichen auf dem Rücken unterschieden und in der Farbe. Sie sahen aus wie Karateanzüge. Alle wurden mit einem schwarzen Gürtel festgebunden. Auf dem Rücken befand sich bei jedem ein Symbol. Bei Selena war es ein Fisch, bei Axana ein Bogen, bei Lyiana ein Buch und bei Zucca ein Schwert. Nur Nisola’s Rücken wies noch kein Symbol auf, was sie leicht störte, doch sie sagte dazu nichts. Die Kampfanzüge wurden in dunklen Farben gehalten. Axana hatte einen orange, braunen Anzug, Lyiana einen dunkelgrünen, Selena einen dunkelblauen, Zucca einen ganz schwarzen und Nisola einen roten Anzug. Sie hatten sich nach wenigen Tagen bereits an diese Uniform gewöhnt gehabt, auch wenn es besonders für Axana, die nur Kleider gewohnt gewesen war, schwer war. Doch auch sie konnte sich jetzt ganz geschmeidig in den Sachen bewegen.

Der Zwerg strampelte plötzlich los, doch Zucca hielt ihn weiterhin fest.

„Bitte hör auf dich zu wehren, wir wollen dich nicht verletzen.“ Wies Lyiana ihn darauf hin, als er ein schmerzverzehrtes Gesicht machte.

„Von Tiermördern lass ich mir nichts sagen.“ Zischte er und wollte auch Lyiana voll spucken,

doch Zucca schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht.

Er schrie erschrocken durch den Schlag auf und begann wieder zu fluchen.

„Zucca!“ wies Lyiana sie zurecht, „das kannst du doch nicht machen.“

„Besser als vollgerotzt zu werden.“ Knurrte sie erzürnt über das Verhalten des Zwerges.

„Wie wäre es, wenn du uns den Ort zeigst, an dem die Schafe abgestochen wurden?“ fragte Toya rasch nach, bevor das Fluchen weitergehen würde.

„Damit ihr noch mehr von unseren Tieren umbringt?“ hakte der Zwerg wütend nach.

„Wir sagen bereits, dass wir es nicht gewesen waren. Wieso glaubst du uns das nicht?“ erklärte Selena verzweifelt.

„Ich hab euch mit eigenen Augen gesehen!“ zischte er ihr zu.

„Wir waren es aber nicht!“ protestierte Selena weiter.

„Das kann jeder behaupten!“ schrie der Zwerg sie an.

„So das reicht, so kommen wir nicht weiter.“ Mischte sich Toya wieder beschwichtigend ein.

„Wer ich bin, weißt du doch Zwerg oder?“

„Ja.“ Knurrte er etwas leiser.

„Das hier sind die Auserwählten, die die Welt vor dem Untergang bewahren sollen. Sie haben keinen Grund eure Tiere zu töten. Und weil sie es nicht waren, wollen wir der Sache auf den Grund gehen und den waren Täter finden.“ Erklärte er ruhig, „wir lassen dich jetzt los. Du kannst wegrennen, aber dann können wir dir nicht helfen. Überleg es dir in Ruhe.“

Toya nickte Zucca zu, die nur wiederwillig los ließ, aber gehorchte. Der Zwerg schien etwas verwundert, dass er nicht gleich danach geköpft wurde, doch er wich zugleich dann auch vor ihnen zurück. Die Mädchen bewegten sich nicht vom Fleck. Der Zwerg sah aus, als wollte er gleich losrennen, tat es aber nicht. Er schien über alles langsam nachzudenken. Dann sah er zu Toya und dann zu den Mädchen. Er knurrte etwas in seinen Bart und wandte sich dem Wald zu. Toya nickte und sie folgten ihm wortlos. Er brachte sie nach längerem Fußmarsch in den Wald hinein und durch enge Massagen hindurch. Sie mussten ein Stück klettern, was ihnen nicht viel ausmachte. Scheinbar führte der Zwerg sie mit Absicht über Umwege. Er schien sich noch nicht sicher, ob er sie wirklich zu sich bringen sollte. Er hatte Angst vor einem Hinterhalt. Doch Toya schüttelte den Kopf, als Lyiana den Zwerg etwas fragen wollte. Sie folgten ihm weiter wortlos. Wenn sie ihn unter Druck setzen würden, dann würde er fliehen und vielleicht nachts mit seinem Gefolge irgendwelche Streiche spielen kommen. Sie durchquerten das Unterholz und sahen von weiten Lichter. Als sie näher kamen erkannten sie auch kleine Hütten, die im Wald gebaut wurden waren, passend zu den Größen er Zwerge.

Toya durchquerte als Erster den Durchgang, dann die Mädchen und zum Schluss die Jungen, die sich gekonnt zurückhielten. Der Zwerg eilte zu einer Hütte und klopfte an. Die wenigen Zwerge, die nicht in ihren Hütten waren wichen zurück und versuchten sich im Schatten der Häuser und Bäume zu verstecken. Die Tür des Häuschen wurde geöffnet und ein altere Zwerg mit Stock komm heraus. Er musterte die Mädchen und seine Augen, die nur noch schlecht sehen konnten, schauten zu Toya auf. Dieser verbeugte sich höfflich. Der alte Zwerg tat es ihm gleich.

„Was für eine Ehre Sie hier anzutreffen, werter Toya. Sind sie uns zur Hilfe geeilt?“ fragte der Alte nach.

Toya lächelte leicht, „nun so kann man es sagen. Mir wurde berichtet, dass angeblich meine Schülerinnen gestern Nacht beim Ermorden der Schaffe gesehen wurden waren. Doch ich kann mit ruhigen Gewissen sagen, dass sie unschuldig sind. Wenn sich einer aus der Hütte schleichen sollte, erhalte ich einen Vermerk, wie lang er weg war. Und gestern nacht ist keiner hinausgegangen.“ Erklärte Toya.

Nisola schluckte. War das war was Toya erzählte? Wenn ja, wieso hatte er sie noch nie darauf angesprochen, dass sie Nächtelang weggeblieben war? Toya sah ihren ängstlichen Blick, sagte aber nichts. Er richtete seine volle Aufmerksamkeit auf den alten Zwerg.

„Gewiss, gewiss glaub ich euch das werter Toya. Nur gestern Nacht kamen 10 Schafe um. Wir wollen die Schuldigen finden, damit man sie uns ersetzt. Wir finden so eine Strafe für so ein Verhalten nur richtig.“ Meinte der Alte bedächtig.

„Das ist auch richtig. Wir sind hier um uns ein Bild von dem Anschlag zu machen und euch zu helfen, die Täter zu finden. Ich bin sicher gemeinsam finden wir eher die Antwort.“ Lächelte Toya ruhig.

„Sicherlich, sicherlich. Ich danke euch im Voraus für eure Unterstützung.“ Nickte der Alte langsam, dann wandte er sich dem jungen Zwerg zu, „Gagara zeig ihnen die Schafe.“

Gagara schien nicht begeistert, tat aber wie ihm geheißen. Er führte sie zu dem Gehege und sie machten sich ein Bild. Es waren nur noch 5 Schafe übrig, doch die Blutspuren und die toten Schafe waren bereits entfernt wurden.

„Hier ist es geschehen?“ hakte Toya nach.

„Ja, hier am Tor fanden wir sie aufgestapelt.“ Nickte Gagara düster.

Toya betrachtete das Tor näher. Nach ein paar Minuten meinte er dann mit ruhiger Stimme, „wir werden uns heute Nacht auf die Lauer legen und schauen, ob die restlichen Schafe auch noch angegriffen werden. Es kann ja sein, dass dies vorgesehen war und nur jemand dazwischen kam, der den Täter verschreckt hat.“

„Wenn ihr meint, tut es.“ Murrte der Zwerg unbefriedigt.

„Ich danke für das Entgegenkommen.“ Nickte Toya und richtete nun die Worte an seine Schützlinge, „heute Abend werden Lyiana, Selena und Nisola hier Wache halten. Der Rest durchsucht den restlichen Wald nach Auffälligkeiten. Wir kommen bei Sonnenuntergang hier her zurück.“

Die Mädchen nickten zustimmend, wenn auch nicht ganz begeistert. Sie gingen zurück zur Hütte und bereiteten alles für die Nacht in Ruhe vor.

28. Kapitel

Kapitel 28
 

Gagara hatte den Auftrag erhalten die Truppe kurz vor der Dämmerung abzuholen und sie in den Wald zu begleiten. Ein ruhiges, kleines Zwergenmädchen begleitete ihn. Sie war scheinbar seine Tochter, auch wenn es ihnen niemand bestätigte und sie keine große Lust hatten nachzufragen. Gagara war mürrisch wie eh und je, doch er brachte sie zielsicher bei seinem Dorf an. Der Älteste erwartete sie am Tor des Dorfes und dankte ihnen noch einmal ausführlich für ihre Bemühungen.

Toya wandte sich nun Lyiana, Selena und Nisola zu, „ihr wisst was ihr zutun habt. Wenn irgendetwas sein sollte, dann schießt einen roten Energiestrahl in die Luft. Wir alle werden dann sofort zu euch stoßen.“

Die Mädchen nickten zustimmend, auch wenn etwas nervös. Die Jungs mit Zucca und Axana hörten Toya aufmerksam zu, wie er ihnen erklärte welche Wege sie gehen sollten und welche nicht. Axana war froh nicht allein durch den Wald streifen zu müssen, denn Georg sollte sie begleiten. Der beschwerte sich leise immer wieder bei ihr, dass er schon wieder Hunger hatte.

Die Kämpfer verteilten sich in vier Gruppen im Wald, in der Nähe des Dorfes. Axana und Georg nahmen den Süden ein, Alex und Zucca nahmen den Westen ein, Vallen und Lou nahmen den Osten ein und Dimitri und Toya den Norden.

Die Dämmerung zog leichten Nebel mit sich und es begann im Wald etwas zu frösteln. Lyiana legte sich auf die Lauer, während Selena und Nisola sich leise flüsternd unterhielten. Keine der beiden wollte nur stumm da sitzen, weil dies bedeuten würde nur noch die Waldgeräusche zu hören und die waren unheimlich. Selbst auf der Bitte hin von Lyiana hielten sie nicht den Mund, was ihnen wohl auch ein paar Stunden später zum Verhängnis werden sollte. Es war bereits weit nach Mitternacht und immer noch war nichts geschehen. Nisola seufzte schwer. Sie fror und hatte keine Lust nur dumm da zusitzen. Sie sehnte sich noch ihrem Bett und wurde langsam auch zunehmend müde. Selena nickte bereits an ihrer Schulter lehnend ein und Lyiana versuchte ständig ein lautes Gähnen zu unterdrücken.

„Also Toya müsste doch langsam verstehen, dass das hier nichts bringt. Er hat sich geirrt. Da kommt niemand mehr.“ Zischte Nisola genervt zu Lyiana.

„Ich bin mir nicht sicher, ob er unrecht hatte. Merkst du nicht das es plötzlich total still geworden ist.“ Murmelte Lyiana so leise wie möglich.

„Das ist ja wohl auch kein Wunder! Die Tiere schlafen bereits und das sollten wir auch tun!“ meinte Nisola etwas lauter zischend.

„Selbst die Frösche, Grillen und Eulen?“ fragte Lyiana Augenbrauen hebend nach.

„Naja...“ murmelte Nisola nachdenkend, als sie zusammenzuckte.

Ein Ast hatte nur knapp hinter ihr laut geknackt. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie ein entferntes Knurren hörte. Sie drehte sich vorsichtig um und hielt den Atem an.

Selena erwachte durch diese Bewegung und wollte etwas fragen, als Nisola ihr rasch den Mund zuhielt und bedeutete still zu sein. Etwas schweres und großes kam auf sie zu, dass war nicht zu leugnen.

„Wir sollten Hilfe holen.“ Flüsterte Lyiana und wollte eben den Arm ausstrecken, als Nisola sie zurückhielt.

„Damit würdest du doch unsere Position verraten! Ich habe keine Lust als Leibspeise für ein Monster herzuhalten.“ Hauchte Nisola wütend.

Der nächste Ast knackte nur wenige Meter vor ihnen. Was auch immer es war, es musste riesig sein. Ein Schatten war ein paar Bäume weiter hinten zu erkennen und Hörner leuchteten in der Dunkelheit.

„Das ist doch nicht etwa der Minotaurus?“ hakte Selena schluckend nach und wich zurück.

Das Wesen schnüffelte in der Luft herum. Ihre Herzen schlugen so laut, dass sie angst hatten der Herzschlag würde sie schon verraten.

„Das dürfte nicht sein. Der Minotaurus ist eingesperrt im Labyrinth und wenn dieses wirklich der Minotaurus wäre hätte man ihn freigelassen. Doch wer würde so etwas verrücktes tun?“ konnte sich Lyiana das Ganze nicht erklären.

„Ich glaube darüber sollten wir erst nachdenken, wenn wir uns in Sicherheit gebracht haben. Wir sollten in die Luft entfliehen.“ Schlug Nisola vor und stand so leise wie möglich auf.

Der Stier kam immer näher auf sie zu. Er schnaufte wütend und kleine Rauchwolken stießen aus seiner Nase auf.

„Beeilung.“ Murmelte Nisola und zog Selena hoch, mit sich hinauf.

Selena schnappte hörbar erschrocken nach Luft, als sie hochgezogen wurde und dabei aus versehen auf einen kleinen Zweig trat. Das Knacken schien im ganzen Wald wiederzuschallen. Sie hielten in der Bewegung inne und hofften, dass sie nicht gehört wurden, doch der Stier drehte sich nun in ihre Richtung und schnüffelte wütend in ihrer Richtung herum. Als hätte er in diesem Moment ein rotes Tuch vor Augen, rannte er wie von einer Biene gestochen auf sie los, die Hörner auf sie gerichtet.

„Beeilung! Schick ein Hilfesignal!“ schrie Nisola und zog Selena noch gerade so rechtzeitig in die Luft. Lyiana konnte nur ausweichen und erst dann entfliehen. Der Stier riss einen Baum bei seiner Jagt mit um und er traf Selena. Sie stürzte wieder nach unten, der Baum mit einem schweren Ast auf ihr landend.

„Selena!“ rief Lyiana verzweifelt, schickte einen roten Strahl in den Himmel und wollte auf sie zustürzen, doch der Stier wendete und jagte auf sie zu. Lyiana musste selbst in der Luft ausweichen, weil ein Feuerwirbel sie sonst verbrannt hätte. Selena hustete und piepste danach ängstlich. Sie versuchte unter dem schweren Ast hervorzukriechen, doch er war zu schwer für sie. Nisola schluckte, als der Stier seinen Blick auf die wehrlose Selena richtete. Sie konnte nicht mal ihr Schwert ziehen, geschweige denn angreifen. Lyiana zog ihr Schwert und stürmte auf den Stier zu, doch dieser stürmte bereits auf die verletzte Selena zu. Nisola riss die Augen auf und richtete ihre Handflächen nach unten, in der Hoffnung ihr Energiestrahl würde den Stier noch vorher treffen und aufhalten. Es geschah alles so schnell, dass man es nicht nachvollziehen konnte. Als sich der Rauch legte, sah jeder das Ergebnis. Der Baumstamm war aus dem Weg gestoßen wurden, Selena lag etwas weiterer Rechts auf dem Boden und der Stier wütete aggressiv auf der Stelle. Er attackierte die Bäume um sich herum und stieß alles in seiner Umgebung nieder.

„Selena!“ riefen die Mädchen zu gleich.

Lyiana erreichte sie als Erste. Selena lag bewusstlos, scheinbar aber nicht schwer verletzt auf dem Boden. Der Stier musste sie verfehlt haben. Nisola sah wie der Stier nun Lyiana und Selena ins Visier nahm. Er scharte kurz auf dem Boden herum und dann begann er erneut loszustürmen.

„Ihr müsst ausweichen!“ schrie sie beiden zu, doch es war bereits zu spät um noch groß zur Seite zu springen.

Nisola starrte entsetzt zu, schrie aus Leibeskräften ihre Namen und sah sie schon sterben, dann ein Aufschlag, Nebel, ein lauter Krach, ein Baum der umstürzte und der Schmerzensschrei eines Tieres. Als Nisola wieder die Augen öffnete, blinzelte sie durch den vielen Staub und den Nebel. Sie stand vor Lyiana und Selena, die sich so klein wie möglich hinter ihr gemacht hatte. Sie hatte die Arme vor ihren Körper ausgestreckt und hielt ein kleines magisches Zepter in der Hand. Vor ihnen türmte sich eine durchsichtige, jedoch schimmernde Schutzwand auf. Nisola sackte auf dem Boden zusammen, als sie den Stier sah, der gegen einen Baum gekracht war und sich nun in Rauch auflöste. Jemand fing ihren Körper auf, doch sie konnte nicht mehr sehen wer. Lyiana starrte ängstlich zu Selena, die nur schwach atmete und dann zu dem Mann auf. Toya rief aus der Ferne ihnen etwas zu.

Als er landete zappelten ein paar Kobolde in einem großen Käfig. Er starrte zu den Mädchen hin und wurde dann weiß im Gesicht.

„Was im Himmelswillen ist denn nur geschehen?“ wollte er von den Anwesenden wissen.

29. Kapitel

29. Kapitel
 

Der nächste Morgen brach an, Selena und Nisola schliefen immer noch tief und fest.

Axana kochte eine dünne, nahrhafte Suppe für alle. Großen Hunger hatte keiner von ihnen. Axana stellte die Suppe auf den Tisch und reichte allen eine kleine Schüssel, doch niemand wagte etwas zu Essen. Nicht weil das Essen nicht schmeckte, sondern weil der Schock der Nacht noch in ihren Gliedern saß. Selbst Georg konnte nichts anrühren und das musste schon etwas heißen.

Hermes saß ihnen gegenüber und wartete höfflich darauf, dass Axana sich auch hinsetzte, danach begann er ein ernstes Gespräch mit ihnen.

„Nachdem der Minotaurus nun wieder dort hin zurückgekehrt ist, wo er hingehört können wir etwas aufatmen. Jedoch bin ich gestern Nacht gerade noch rechtzeitig eingetroffen. Ich will mir nicht ausmalen was geschehen wäre, wenn Nisola nicht mehr rechtzeitig das rote Zepter erhalten hätte.“ Meinte er seufzend.

„Ist dieses Zepter etwa von Hekate versandt wurden?“ fragte Lyiana unruhig nach.

„Ich war gestern Nacht bei ihr. Sie gab es mir damit Nisola einen Hinweis erhalten sollte auf ihre Abstammung. Zwischenzeitlich erhielt ich per Regenbogen eine Nachricht von Apollo. Er sagte mir voraus, ich müsste sofort aufbrechen, sonst würden drei Kämpferinnen sterben.“ Nickte Hermes.

„Mein Vater hat dich zu uns geschickt?“ staunte Axana, verhielt sich aber durch die bedrückte Stimmung leise.

Hermes sah sie an und nickte für sie erneut, „ja Axana, dein Vater hatte mich geschickt. Er hatte eine Vision, in der ich gerade so noch rechtzeitig kam um sie zu retten. Im Nachhinein habe ich sie nicht wirklich gerettet. Es war Nisola, die ihre Macht unterbewusst eingesetzt hatte. Ich wüsste gern was geschehen wäre, wenn das Zepter nicht rechtzeitig angekommen wäre. Hätte Nisola trotzdem die beiden und sich selber retten können? Oder wären sie sonst zum Tode verurteilt wurden?“ fragte Hermes in die Runde.

Lyiana und Axana senkten den Blick, Zucca wandte den Kopf zum Fenster und meinte, „ich glaube nicht das es Zufall war. Der Minotaurus kann nicht einfach ausbrechen.“

Toya stand auf und ging um den Tisch herum. Die Augen der Anwesenden folgten ihn. Er ging zum Topfen mit dem Tee und goss sich etwas in eine Tasse ein, bevor er sich ihnen wieder zuwand.

„Ich glaube auch nicht, dass es Zufall war. Der Minotaurus wäre zufällig befreit wurden und wäre ganz zufällig in der Nacht aufgetaucht, in der wir die Kobolde fangen sollten.“ Erklärte er sein Gedanken langsam.

„Und was ist wenn die Zwerge damit zutun hatten und dies geplant haben?“ fragte Vallen unruhig nach.

„Das die Zwerge etwas damit zutun haben könnten, glaub ich nicht. Ihre Schafe sind ihnen heilig und die würden sie niemals einfach so opfern.“ Meinte Toya nachdenklich und setzte sich wieder an den Tisch.

„Wenn es die Zwerge nicht waren, wer könnte es sonst gewesen sein?“ fragte Zucca nach.

„Das wissen wir leider nicht.“ Mischte sich Hermes besorgt ein, „aber wir wissen, dass es jemand auf euch abgesehen hat, der euch vor dem großen Kampf noch beseitigen will. Leider ist uns unklar wer davon seinen Nutzen tragen könnte euch auszulöschen. Es könnte jeder sein. Die Götter selber sollte man nicht ausschließen.“

Axana riss entsetzt die Augen auf, „die Götter? Wieso sollten uns die Götter töten wollen?“

„Ich sagte, man darf die Götter nicht ausschließen, nicht das es einer von ihnen wäre.“ Meinte Hermes ruhig, „momentan haben wir leider keine Hinweise wer den Minotaurus ausbrechen lassen hat und ihn euch genau dann vor die Nase gesetzte, als ihr getrennt wart. Wir können nur eines mit Gewissheit sagen, es wären dumme und äußerst viele Zufälle, wenn ihr gerade dann im Wald getrennt seit, wenn ihr Kobolde, die nicht ganz bei Sinnen waren, jagen solltet.“ Dabei wandte sein Blick zu Seite, wo ein Korb mit toten Kobolden lag.

Es waren fünf Stück gewesen, die menschliche Sachen trugen, die der Kampfkleidung der Mädchen ähnelte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und Schaum hatte sich vor ihrem Mund gebildet. Doch dieser war mittlerweile getrocknet und verschwunden.

Die Mädchen waren sich sicher, dass es aussah als wären sie vergiftet gewesen, doch keiner wusste von wem und wieso.

Toya warf ein Tuch über den Korb und wand sich wieder den Sitzenden zu, „jedenfalls sollten wir in nächster Zeit besser auf uns aufpassen. Es ist möglich, dass noch mehr Anschläge auf euch vorgesehen sind, da der Erste gescheitert ist.“

Zucca, Axana und Lyiana nickten stumm. In diesem Moment konnte keiner seine Gedanken wirklich zähmen. Alles wirbelte in ihnen durcheinander und sie konnten die Geschehnisse der Nacht nicht klar begreifen. Sie hofften das Toya und Hermes sich irrten und es wirklich nur ein reiner Zufall gewesen war, doch in ein paar Wochen würde ihnen bewusst werden wie ernst die Sache wirklich werden sollte und wie sehr sich jemand ihren Tod wünschte.

Hermes stand auf und ging zur Tür, „ich werde mich dann langsam auf den Weg machen. Grüßt Nisola von mir und richtet ihr eine gute Besserung aus.“

Mit diesen Worten ging er aus der Tür und verschwand in der Luft. Vallen blickte ihm bitterböse schauend nach. Er stand auf und murmelte etwas, von frischer Luft schnappen eher er ging. Als er hinausgegangen war meldete sich Lou zu Wort.

„Wir sollten die beiden Mädchen in die heißen Quellen bringen. Ich vermute das sie sich von ein paar Minuten in ihnen rascher erholen werden.“

Toya nickte zustimmend und somit beauftragte er Lou und Dimitri mit den Mädchen in die Scheune zu gehen und die Mädchen zu holen.

In der Scheune angekommen saß Nisola bereits wach und starrte auf den Stab in ihrer Hand, den sie nicht losgelassen hatte. Sie lass immer wieder die lateinischen Buchstaben auf dem Stab, konnte sie aber immer noch nicht begreifen. Das einzige Wort was sie verstand war Hekate. Seufzend blickte sie die Mädchen und Jungen ein, die eintraten.

„Wie geht es dir?“ fragte Lou besorgt nach.

„Mir geht es wieder gut. War wohl ein Schwächeanfall. Doch Selena schläft immer noch tief und fest.“ Sagte sie und schaute zu Selena hin, auf deren Stirn sich Schweißtropfen gebildet hatten.

„Sie wird schon wieder. Sie hat nur ein paar Prellungen. Zum größten Teil hatte der Schock sie geschwächt.“ Lächelte Dimitri und nahm sie auf die Arme.

„Brauchst du Hilfe? Ich würd dich auch tragen.“ Schlug Lou freundschaftlich vor und bot sich an.

„Nein, lass gut sein. Mir geht es wieder besser. Ich geh allein.“ Lächelte sie leicht und bemerkte Lyiana, die etwas erleichtert dabei aussah.

Lou nickte, stützte sie jedoch etwas , als sie aufstand. Gemeinsam gingen sie zu Toya und machten sich dann auf den Weg zu den heilenden, heißen Quellen. Es war ein weiter Weg und Nisola bereute nach einer Weile das Angebot nicht angenommen zu haben, doch sie wollte jetzt nicht wieder darum bitten. In ihren Gedanken war sie die ganze Zeit bei Hekate. Man erklärte ihr was gestern Nacht geschehen war. Als der Name Hermes fiel, riss sie erschrocken die Augen auf.

„Er hat mich aufgefangen und dann?“ hakte sie mit großen Augen nach.

„Er hat dich in die Scheune gebracht und ist dann heute früh wieder gegangen. Er wollte dir nur deinen Stab bringen.“ Lächelte Axana aufmunternd, die wusste was in ihr vorging.

Nisola schaute auf den kleinen Stab, der zu der Größe eines Kugelschreibers zusammengeschrumpft war. Sie steckte ihn in die Hosentasche, hielt ihn aber die ganze Zeit fest zwischen den Fingern, als würde er eine bedeutsame Verbindung zu Hermes herstellen.
 

Sie erreichten die heißen Quellen ein paar Minuten später. Vorsichtig legte Toya Selena im Wasser ab. Nur ein paar Sekunden später glühte sie kurz auf, bevor sie die Augen aufschlug und hastig nach Luft schnappte.

„Geht es dir besser?“ fragte Dimitri besorgt nach.

„Es ging mir nie besser.“ Antwortete sie und streckte sich.

Sie war in ihrem Element und erholte sich rasend schnell.

„Jetzt setz du dich mit hinein.“ Meinte Toya zu Nisola.

Sie nickte und ging ebenfalls mit ihren Sachen in das warme Wasser hinein. Es tat gut auf ihrer Haut, auch wenn ihre Wunden nicht so zügig wie die von Selena heilten. Der Rest der Truppe, bis auf Vallen der nicht dabei war, ging ebenfalls mit Sachen ins Wasser. Toya erklärte ihnen, dass dieses Wasser magisch war und für jeden gut sei. Die Sachen würden auf der Stelle trocknen, sobald man ganz aus dem Wasser heraussteigen würde, wie es für Selena der normalste Fall der Welt bereits bei jedem Gewässer war.

Der Tag diente heute einzig und allein der Erholung und morgen Vormittag würden sie zum großen Olymp aufbrechen. Somit ging dieser Tag ruhig zu ende, wenn auch etwas traurig für den ein oder anderen. Die Stimmung war den ganzen Tag etwas bedrückend gewesen für alle Beteiligten, doch die Nacht sollte Erholung bringen.

30. Kapitel

Kapitel 30
 

Endlich war der große Tag da. Viele von ihnen würden ihre Gottheit kennen lernen. Toya lies die Jungs nur ungern zurück auf dem Planeten, doch sie waren zu unerwünscht auf dem Olymp, als das er sie hätte mitnehmen können. Er öffnete mit einem Schlüssel eine Tür in seiner Scheune, die sie nie betreten durften. Toya hatte selbst einen Schuhschrank davor gestellt, damit dies noch deutlicher wurde. Doch jetzt, nach den langen Tagen, durften sie endlich mit ihm gemeinsam die Tür durchschreiten.

„Bitte denkt an eure Manieren.“ Dabei sah er Axana noch einmal warnend an, „ihr betretet das Reich der Götter. Auch wenn ihr für Frieden auf der Welt sorgen sollt, würde kein Gott zögern euch zu töten, wenn ihr ihm frech kommen würdet.“

Axana nickte murrend. Selena stieß sie aufmunternd und fröhlich an. Lyiana schaute noch einmal fiebrig in einem Buch nach, damit sie auch wirklich nichts über Athene vergessen hatte. Zucca betrachtete lächelnd ihr Schwert. Wenn man sie so gesehen hätte, würde man glatt denken, sie würde gern einen der Götter mit der Waffe abstechen, aber Toya ging von ihrem guten Willen aus, das dies nur täuschte. Nisola war eher gelassen. Sie war sich sicher Hekate im Olymp nicht antreffen zu würden, weil nur die Zwölf auf den Olymp durften und nur die Leute mit einer offiziellen Erlaubnis des Zeus. Als ihr aber bewusst wurde Hermes vielleicht anzutreffen, wurde sie doch sehr nervös, nervöser als die vier Mädchen zusammen.

„Nun gut lasst uns aufbrechen und das ihr mir nicht das Haus abfackelt!“ wendete sich Toya noch einmal den Jungs zu, die eilig mit den Köpfen beschwichtigend nickten.

Toya öffnete die Tür und ging vor, „der Letzte macht die Tür zu!“ wies er die Mädchen an.

Selena schloss die Tür hinter sich und sie durchschritten einen weißen Pfad. Links und Rechts des Weges war weit und breit nur Nebel zu sehen.

„Bleibt bitte auf dem Weg und achtet auf eure Füße sonst stürzt ihr weit hinunter.“ Lächelte Toya, der Selenas Blick auffing.

Sie starrte hinunter in die Tiefe und erkannte ganz weit unten noch nicht einmal den Boden. Schluckend klammerte sie sich an Axana, die sie festhielt und ihr Mut machte.

Der Nebel verzog sich langsam und sie erkannten in der Ferne eine weiße Treppe mit goldenen Rändern, die nach oben ins Nichts führte. Jedenfalls sah man dort oben nichts als Wolken.

„Da oben ist der Olymp?“ fragte Lyiana begeistert nach.

„Ja, da oben erwartet man uns bereits.“ Lächelte er und ging weiter.

Die Mädchen schwiegen von da an den ganzen Weg die steilen Treppen hinauf. Links und Rechts waren nur Wolken, aber keine war sich sicher, ob diese sie auch wirklich halten würden, falls sie auf eine hinunterfallen sollten. Nach mehreren Wegeminuten erreichten sie langsam das Ende der Treppe. Oben standen zwei Männer in griechischer Kleidung und Sperren. Sie versperrten mit ihren Sperren das Tor. Toya trat auf sie zu und holte den Brief hervor, den Nisola ihn damals auf den Tisch gelegt hatte.

„Wir haben eine Einladung von Zeus persönlich erhalten. Wir würden euch bitten den Weg freizugeben und uns passieren zu lassen.“ Bat er sie höfflich mit einer kleinen Verbeugung.

Die Mädchen taten es ihm nach und warteten auf die Freigabe des Weges.

Die Wachen zogen zeitgleich ihre Sperre zurück, ohne sich gegenseitig einen Blick zuzuwerfen. Das Tor vor ihren Augen öffnete sich und eine Wolkenlandschaft breitete sich vor ihnen aus. Es waren riesige Balken aus Wolken, die Wolkendächer trugen. Es sah aus wie eine kleine Stadt, die sie durchliefen. Als sie die Stadt hinter sich ließen und sich einfach nicht satt sehen konnten, kamen sie zu einem großen Wall Wolken und einem weiteren Tor. Es war riesengroß. Das Tor konnte nicht einmal von einem Riesen ausgeschöpft werden, da waren sie sich sicher. Als die Sechs näher traten öffnete das riesige Tor wie von Zauberhand.

Ein Lichtstrahl blendete sie und sie kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Vor ihnen ragten 12 riesige Wolkenstühle in den Himmel. Leider waren nur wenige besetzt, anders als sie es eigentlich erwartet hatten. Genau vor ihnen saß ein Riese auf einem seiner Stühle. Sie stürzten sich sofort auf die Knie und damit auf den Boden. Sie hielten den Atmen an, während sie es nicht wagten nach oben zu schauen. Niemand anderes als der Gott Zeus saß direkt vor ihnen. Toya kniete vor ihnen und hatte sich ebenfalls in den Dreck geworden. Axana sah aus den Augenwinkeln auf ein weiteres Fußpaar, mit Schuhen aus Flügeln. Weiter wagte sie den Kopf nicht zu drehen, weil dies unhöfflich gewesen wäre.

„Toya erheb dich. Steh auf. Und ihr anderen setzt euch auf uns lasst mich euch ansehen.“ Schalte eine dunkle Männerstimme in ihr Ohr.

Sie waren sich sicher das sie von Zeus stammte und knieten sich hin, während Toya sich erhob und vortrat.

„Ich habe eure Einladung erhalten und wir haben sie dankend angenommen.“ Meinte er erneut mit einer sehr tiefen Verbeugung.

„Wir danken euch für euer Erscheinen.“ Nickte Zeus und bedeutete mit der Hand, dass Toya sich wieder aufrichten sollte.

Er hatte einen langen schwarzen Bart, genau so wie man ihn aus den Geschichtsbüchern kannte. Einen Blitz neben seinem Stuhl lehnend und trug festliche, griechische Kleidung. Er wirkte in jeder Phase seines Körpers mächtig. Neben ihm rührte sich eine weitere riesige Gestalt. Es war unverkennbar Poseidon, der die Mädchen mit seinen blau, grünen Augen musterte. Er hatte keine Fischflosse, so wie man ihn sich vorstellen würde, doch er trug blaugrüne Kleidung und seinen mächtigen Dreizack in seiner linken Hand. Etwas weiter links von Zeus saß Hermes, der in seiner vollen Größe noch göttlicher aussah, als schon im Kleinformat. Nisola schaute ihn nur ganz kurz und flüchtig an, sah danach wieder auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß geknetet hatte. Lyiana blickte auf eine Frau zur Rechten von Poseidon. Sie wollte Nisola etwas zuzischen, traute sich aber nicht. Die Frau die da saß hatte schwarze lange Haare, ein mehrschichtiges schwarzes, gefranstes Kleid an und Lyiana war sich ziemlich sicher, dass dies dort Hekate sein musste. Hekate war keine der zwölf Gottheiten, doch sie musste von Zeus die ausdrückliche Erlaubnis erhalten haben hier aufzutauchen. Sicherlich wollte sie ihre Tochter bewundern, die nur zu Boden starrte.

Bevor Lyiana die anderen Gottheiten mustern konnte, sprach Zeus weiter.

„Nun ihr seit dann also die mageren Kämpferinnen, die die Welt retten wollen?“ fragte Zeus und beugte sich etwas vor, um die fünf Mädchen näher zu betrachten.

Selena schluckte und wollte sich gern an Axana randrücken, doch sie durfte keine Angst zeigen. Zucca saß kerzengerade auf ihren Füßen und bewegte sich keinen Millimeter, sie würde ihm zeigen das sie ihn nicht fürchtete. Axana zuckte leicht zurück, versuchte sich aber jeden Kommentar zu dem blöden Gesichtsausdruck den Zeus machte zu verkneifen. Nisola blickte auf, sah zwar in sein Gesicht, aber nur zum Schein. Sie war wieder einmal nicht ganz bei der Sache.

Toya nickte ihnen aufmunternd zu, doch keiner der Fünf wollte sich als Erste vorstellen. Daher übernahm das Toya für sie, „das hier in grün ist Lyiana, die Tochter der Athene. Zu ihrer Linken sitzt die Tochter des Ares, Zucca. Zur Rechten von Lyiana sitzt Selena die Tochter des Poseidon, wie man erkennen kann. Hinter ihr befindet sich die Tochter des Apollon, Axana und neben Axana sitzt Nisola die Tochter der Hekate.“ Stellte Toya die Mädchen vor und verbeugte sich erneut tief vor Zeus.

„So, so.“ meinte Zeus und richtete sich wieder zur vollen Größe auf, „und diese Winzlinge sollen gegen die Macht des Chronos ankommen? Gegen eine Macht, die selbst ich nicht mal alleine bezwingen konnte? Wie genau stellst ihr euch das eigentlich vor?“ fragte Zeus nun aufbrausend in die Runde.

Die anderen Götter rührten sich kein bisschen, als er sie so anfuhr, doch die Mädchen zuckten unweigerlich zusammen. Sie wollten niemals seine Macht zu spüren bekommen.

Poseidon begann zusprechen und Selena ertappte sich dabei jedes seiner Worte genau zu studieren um sich seine Stimme sofort einzuprägen, „ich würde meinen, wir sollte ihnen eine Chance einräumen. Sie haben eben erst ihre Ausbildung angefangen. Noch weiß keiner was wirklich in ihnen steckt.“

„Was wirklich in ihnen steckt?“ brauste Zeus noch mehr auf und die Wolken hinter ihm zogen sich bedrohlich zusammen, „diese Kinder sollen gegen die Wut unseres Vaters bestehen? Das ich nicht lache! Ich könnte sie mit einem Schlag in tausend Einzelteile zerlegen. Anstatt irgendwelche Kinder gegen so eine mächtige Macht auszubilden, hättet ihr euch etwas gescheiteres einfallen lassen sollen als das da!“ wallte er auf und wies auf die Fünf.

Selena war bereits den Tränen nahe und Axana hatte zutun diesen Oberschwachkopf nicht zu beleidigen. Lyiana schluckte bei dieser Art von Beleidigung und Zucca war schon bei dem Gedanken ihr Schwert zu ziehen und ihm zu zeigen, was sie drauf hatte. Nisola selber nahm die Worte nicht wirklich war und war in ihren eigenen Gedanken versunken.

„Zeus!“ meinte jemand neben ihm und versuchte ihn zu beschwichtigen, „ihr habt sicherlich Recht, das dies hier nicht die Beste aller Ideen gewesen war, doch sollten wir ihnen eine Chance einräumen. Ich würde vorschlagen sie in der Halbzeit ihrer Ausbildung einen Test zu unterziehen und zu sehen, wie mächtig sie sind.“ Schlug eine Frau vor.

Sie war hübsch, wenn auch nicht wunderhübsch, doch ihr blondes Haar war zusammengesteckt wurden und neben ihrem Stuhl lehnte ein Speer und ein Schild. Es war zweifelsohne Athene die Göttin der Weisheit.

„Du hast leicht reden Athene! Ich habe keine Lust meine Zeit mit so etwas zu verschwenden!“ meinte Zeus weiterhin wütend.

„Du wolltest damals nicht dazu beitragen.“ Mischte sich Poseidon ein.

„Bei so etwas Schwachsinnigen solltet ihr auch keinerlei Unterstützung erhalten. Die werden niemals stark genug sein um Chronos Macht zu besiegen.“ Brodelte Zeus vor Wut.

„Wir sollten nicht voreilig handeln.“ Versuchte Athene ihn wieder zu beschwichtigen, „ich würde ihnen eine Chance lassen und wenn sie uns enttäuschen sollten, dann werden wir diesen Versuch aufgeben. Danach kannst du sie immer noch grillen Zeus. Aber jeder erhält das Recht auf eine Chance, egal wie verzweifelt dies erscheinen mag.“

Zeus starrte die fünf Mädchen an und beugte sich vor. Er starrte sie weitere Sekunden an, bevor er grimmig fragte, „und traut ihr euch eine Prüfung zu, die ich höchstpersönlich für euch vorbereiten werde? Oder wollt ihr euch gleich zurückziehen? Ich ziehe es vor euch hier auf der Stelle zu töten, doch ich bin so gütig und höre mir an was ihr zusagen habt.“

Zucca biss sich jetzt wütend auf die Lippen, Axana hielt die Luft an, Selena unterdrückte ihre Tränen mit aller Gewalt, Nisola dachte daran hier und jetzt zu sterben und Lyiana, ja Lyiana erhob sich langsam und verbeugte sich noch einmal vor Zeus, bevor sie zu sprechen begann.

„Eure Hoheit ich bin Lyiana, die Tochter der Athene und ich stimme meiner Mutter zu. Ich würde Sie bitten uns diese Chance einräumen in der wir uns vor ihren Augen beweisen dürfen. Ich bin sicher wir werden Sie nicht enttäuschen. Ich bürge für uns alle. Sollte auch nur einer von uns Fünf seine Prüfung nicht bestehen verpflichte ich mich bis zum Ende meines Lebens ihnen zu dienen oder eine angemessene Strafe auf mich zuziehen. Nur bitte Herr Zeus, bitte geben sie uns diese Chance.“ Lyiana verbeugte sich erneut.

Die Mädchen rissen die Augen auf und hätten am Liebsten protestiert, doch sie wussten, dass sie Lyianas Wort damit in Frage stellen würden und damit zeigen würden, dass sie nicht vollkommen von dem Bestehen der Prüfung überzeugt wären.

„So, so.“ lachte Zeus jetzt auf und richtete sich wieder auf, bevor er sich erneut etwas hinunter beugte und Lyiana neugierig musterte, „ganz die Mutter was?“

Dabei sah er kurz zu Athene hin, die nichts erwiderte und schwieg. Er lacht erneut auf und zeigte nun mit seinem Blitz direkt auf Lyiana.

„Nun gut ich wiege deine Worte in Gold. Wenn einer von euch, egal wer seine Prüfung nicht bestehen sollte, würdest du bis zum Rest deines Leben in meinem Hause dienen und nach deinem Leben deine Strafe im Reiche des Hades entgegennehmen, was auch immer er dann für dich bereit halten sollte. Dafür gebe ich dir mein Wort deinen Freundinnen kein Haar zu krümmen. Ich werde dem, der die Prüfung nicht besteht, auf eine einsame Insel für den Rest seiner Tage verbannen, doch dafür erwartet sie keine ewige Strafe nach dem Tod.“ Zeus lies seinen Blitz kurz aufblitzen, womit sein Wort besiegelt war.

Lyiana richtete sich wieder auf und danke ihm noch einmal, bevor sie wieder zu den anderen Mädchen trat.

„Ihr könnt nun gehen. Wir sehen uns beim sechsten Vollmond diesen Jahres wieder. Wenn der Mond am Höchsten steht.“ Meinte Zeus und stellte den Blitz wieder ab.

Die Mädchen erhoben sich wortlos, verbeugten sich noch einmal und kehrten ihnen den Rücken zu. Den ganzen Weg zurück die Treppe hinunter sagte keiner von ihnen ein Wort. Doch Selena liefen lautlos die Tränen über die Wangen. Auch den anderen war nicht ganz wohl bei der bevorstehenden Prüfung. Doch noch viel unwohler war ihnen bei dem Gedanken, was Lyiana erwarten musste, wenn eine von ihnen versagen sollte. Sie hatte mit ihrem Leben für sie alle gebürgt. Von diesem Schwor konnte sie niemand mehr befreien. Die Jungs würden sicherlich nicht begeistert sein, wenn sie das alles hören würden.

31. Kapitel

Kapitel 31
 

Die Mädchen kehrten sehr still und zugleich niedergeschlagen zurück. Sie hatten sich das Treffen anders vorgestellt und nicht so! Die Jungs saßen draußen vor dem Haus herum und spielten ein Kartenspiel, als sie zur selben Zeit zur die Tür zurückkehrten.

Immer noch sagte keiner ein Wort und auch Toya wirkte nicht gerade fröhlich über den Besuch bei den Gottheiten. Zeus schien absolut gar kein Vertrauen in seine Fähigkeiten zu stecken, sie zu richtigen Helden ausbilden zu können.

Die Jungs bemerkten ihr Auftauchen und traten in die Hütte ein.

„Was zieht ihr denn für Gesichter?“ wunderte sich Lou und wagte sich gar nicht näher zu treten.

Die Mädchen schauten sich untereinander ein. Keiner wollte wirklich das Schweigen brechen.

„Der Göttervater ist über unsere Erscheinung erzürnt. Er glaubt nicht, dass wir irgendetwas ausrichten können.“ Murmelte Selena und starrte dabei zum Boden.

„Wie bitte was?“ stieß Alex erzürnt aus und trat vor, „der Alte hat sie doch nicht alle! Ihr habt gerade erst mit eurer Ausbildung angefangen und euch eben erst alle entdeckt! Erwartet der etwa, dass ihr sofort alles bringt?“

„Alex,“ unterbrach Toya ihn in seiner Wut, „daran liegt es nicht. Zeus ist sich bewusst, dass die Mädchen erst angefangen haben.“

„Woran liegt es dann?“ wollte Alex nicht zur Ruhe kommen und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Er scheint eher an dem Vorhaben zu zweifeln. Damals hatte er sich der Göttin Themsis abgewandt, weil er bereits kein Vertrauen in diesen Plan hatte. Er war überzeugt, dass nur Götter gegen die Macht des Chronos bestehen könnten.“ Erklärte Toya ruhig und zog sich einen Stuhl ran, auf den er sich langsam niederließ.

Die Runde schwieg eine Weile. Als eben Alex wieder aufbrausen wollte, warf Lyiana etwas ein.

„Ich kann ihn verstehen. Ich bin selber auch nicht überzeugt von der Sache.“

Die Runde sah sie erstaunt und verständnislos zugleich an.

Lyiana sah aus dem Fenster, als sie weitersprach, „er hat Recht. Was sollen wir „Kinder“ denn gegen den König der Titanen ausrichten können? Selbst wenn wir unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten richtig unter Kontrolle bekommen sollten und sie beherrschen, selbst wenn wir es sogar schaffen sollten die Prüfungen zu bestehen, die Zeus uns auferlegt hat, selbst dann gehe ich von einer Niederlage aus.“

„Wie bitte?“ entrüstete sich jetzt Zucca und packte Lyiana am Kragen, „das sagst gerade du? Du die ihr Leben verwirkt hätte und ihre Seele dann dem Teufel schenkt?“

Lyiana starrte zur Seite, auf die Wand hinter Zucca, „genau das meine ich.“

Zucca packte fester zu, drückte sie dann mit einem Ruck von sich weg und verpasste ihr eine Ohrfeige, „wieso dann das Ganze? Wieso hast du dann einen Vertrag mit Zeus abgeschlossen?“

Zucca wollte eben wieder ausholen, als Lou ihre Hand davon abhielt, „was soll das?“ zischte sie ihn voll.

Lou wartete bis Zucca sich etwas beruhigt hatte, dann lies er ihre Hand los und trat an Lyiana heran, deren rechte Wange feuerrot glühte. Sie sah leer in Richtung Boden und schien den Schmerz nicht wirklich zu bemerken.

„Lyiana,“ sprach er sie ruhig an und trat auf sie zu, er hob ihr Kinn an, „wieso hast du so etwas Dummes gemacht? Was steckt dahinter?“

Er zwang sie in seine Augen zu blicken und lies ihr keine Möglichkeit, den Blick von ihm zu wenden.

„Ich, ich wollte nicht, dass die Mädchen da oben starben. Zeus war kurz davor ihr Leben auszulöschen, ohne uns wirklich für voll zu nehmen.“ Murmelte sie leise.

„Muss man das jetzt verstehen?“ knurrte Zucca und war schon fast wieder am explodieren.

Lou ließ Lyiana los und drehte sich zu ihr um. Er schien etwas sagen zu wollen, fand aber nicht die richtigen Worte für seine Erklärung.

Toya stand in dem Moment von seinem Stuhl auf und ging zum Fenster, was er öffnete. Eine kleine, feine Briese wehte in die Hütte hinein und schaffte ein paar Sekunden der Stille. Alle Blicke richteten sich auf ihn, nur Lyiana traute sich nicht ihn direkt anzusehen. Er drehte sich langsam um und lächelte in ihre Gesichter, was für allgemeine Verwirrung sorgte.

„Was hast du?“ zischte Zucca ihn unhöfflich an.

Toya’s Lächeln wurde noch etwas breiter, dann begann er aufzulachen. Nicht aufdringlich, nicht laut, es war so als wäre ein schwacher Witz gemacht wurden, den nur er verstand.

„Er wird verrückt.“ Murmelte Alex fast schon geschockt.

Toya hörte nach ein paar Sekunden wieder auf mit lachen und starrte hinaus auf die fruchtbare, grüne Wiese vor seiner Hütte.

„Nun sprich schon was du denkst!“ knurrte Zucca genervt.

Toya sah kurz zu Lyiana und dann zu allen anderen, „ist das nicht offensichtlich?“

„Nein ist es nicht!“ brüllte Zucca nun fast schon.

Sie war kurz davor diesen Verrückten zu schlagen, nur zur Eigenbefriedung.

Toya lächelte und begann endlich zu erklären, „Lyiana hat euch Zeit verschafft euch selber zu beweisen. Sie wollte nicht, dass euer Leben heute geendet hätte. Sie wusste, dass viele von euch wenigstens ihre Chance haben wollen. Wenn Lyiana vorhin nicht für euch gebürgt hätte, während ihr mit sehr großer Wahrscheinlichkeit umgekommen. Lyiana wollte euch die Chance verschaffen für euer Leben zu arbeiten und selbst entscheiden zu können, ob aufgeben und sterben wollt oder lieber für eure Zukunft kämpfen wollt.“

Die Runde starrte ihn erst verständnislos, dann fragend und dann erstaunt an. Lou drückte Lyiana unauffällig die Hand, um ihr etwas Mut zu machen, selbst etwas dazu zusagen.

„Stimmt das?“ fragte Axana jetzt, die sich das nicht vorstellen konnte.

Lyiana nickte zaghaft, dann holte sie tief Luft und sprach, „ich habe in dem Moment nicht lange überlegt. Ich wusste, dass Zeus nicht zögern würde uns auf der Stelle dort oben zu töten. Ich bin selber auch der Meinung, dass wir den Kampf verlieren werden, doch dann hätten wir es wenigstens versucht. Es wäre einfacher sich auf einen Kampf vorzubereiten, wenn man den Gegner genau kennen würde und wüsste wem oder was wir eigentlich entgegen treten. Doch egal was es sein wird, ich glaube nicht wirklich an einen Sieg, jedoch will ich es nicht unversucht lassen.“

Axana begann plötzlich in einem lauten Lachanfall auszubrechen und kugelte sich auf dem Boden. Unverständlich schauten sie Axana an, wie sie sich den Bauch hielt und sich nicht mehr einzukriegen schien.

„Ich glaub die ist übergeschnappt.“ Murmelte Georg sehr besorgt.

Axana beruhigte sich langsam wieder und wischte sich die Lachtränen aus den Augen, doch als sie Lyiana ansah, brach sie sofort wieder in ein Gekicher aus.

„Kannst du uns bitte sagen, was so lustig an der ganzen Sache ist?“ hakte Zucca nach und knallte ihr eine auf den Hinterkopf.

„Autsch!“ stieß sie kichernd hervor, wurde aber dann wieder ernst.

Sie stand auf, klopfte sich den Dreck von der Kampfkleidung und lächelte Lyiana an, „ich dachte die ganze Zeit du bist eine arrogante Pude, die sich immer wichtig tun will und bestimmen, dabei bist du einfach nur bescheuert.“

Lyiana seufzte und verdrehte die Augen. Das Mädel schien einfach nichts begriffen zu haben, und so was sollte später einmal ein großes Land regieren. Total aussichtslos!

Axana ging auf Lyiana zu. Als sie neben ihr stand, mit Gesicht zur Tür, schloss sie kurz die Augen und lächelte erneut.

Sie legte ihr die Hand auf die Schulter und meinte, „du bist echt bescheuert dein Leben für uns zu geben, wenn du nicht einmal an uns glaubt. Du solltest dringend über deine Prioritäten nachdenken und die klären, bevor du wieder so etwas Verrücktes machst. Egal, ob du an uns glaubst oder nicht, ich werde jedenfalls nicht rumsitzen und nichts tun. Ich will später einmal über Orgias regieren und dich vielleicht als meine königliche Architektin einstellen. Also hör auf so blöd herumzureden und überleg dir lieber, wie du uns zu einem Sieg verhelfen kannst. Training allein bringt es nicht. Und auch wenn ich nicht so schlau bin wie du und ich dich in Wirklichkeit absolut nicht riechen kann, so haben wir doch das selbe Ziel vor Augen.“ Axana schwieg kurz, klopfte ihr auf die Schulter und ging zur Tür.

Dort öffnete sie diese und sprach, ohne sich noch einmal umzudrehen, „wir wollen alle unsere Familien und Freunde wiedersehen und eine Zukunft haben.“

Mit diesen Worten verließ sie die Hütte und ließ die Tür ins Schloss fallen. Die Anderen starrten ihr nur mit offenen Mund nach. Irgendwie kam es ihnen so vor, als wären sie eben in einem falschen Film gelandet. Als wären sie eigentlich aufgebrochen, um sich ein Drama anzusehen und stattdessen in einem Trickfilm gelandet. Selena fasste sich als Erste wieder. Sie musste unweigerlich kichern, als sie die verwirrten, erstaunten Gesichter der Umstehenden betrachtete. Hatte sie selber eben genauso bescheuert ausgesehen?

„Was gibt es da zu kichern?“ wollte Vallen verwundert erfahren.

„Die Aussicht, dass Axana vielleicht doch erwachsen werden könnte, hat uns wohl alle umgehauen.“ Kicherte sie und stieß einen leichten Seufzer aus, „vielleicht sollten wir auch anfangen das alles hier ernst zu nehmen und es nicht als Urlaub zu betrachten.“

„Was willst du denn damit sagen?“ stutzte Nisola und schaute sie mit ihren pinken Augen groß an.

„Das wir das hier alles nicht so ernst genommen haben, als wir es hätten nehmen sollen. Wir sollten anfangen alles etwas ernsthafter zu nehmen und das so bald wie möglich. Wir haben fast einen Monat bereits verschenkt und fast nichts erreicht.“ Meinte Selena wieder ruhig und ihre Augen strahlten mit einmal eine Ruhe aus, als würde man auf das ruhige Meer schauen, was nach einem Sturm sich beruhigt hat.

Zucca schien das alles sofort wieder etwas zu übertrieben zu sehen. Sie zog eifrig ihr Schwert und hielt es strahlend und kampfeslustig in die Höhe. Ihre Augen schienen in Flammen aufzugehen.

„Na dann lasst uns sofort anfangen und alles ernster nehmen! Ich brenne bereits darauf endlich ernsthaft kämpfen zu dürfen! Alex mir nach!“ rief sie ihm zu und stürmte nach draußen.

Dieser konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, folgte ihr aber sofort auf dem Schritt.

„Also ich glaub mit deiner Ansprache hast du ihren Kampfgeist etwas zu ernst geweckt.“ Murmelte Dimitri zu Selena und schüttelte den Kopf.

Auf diesen Kommentar bekam er nur ein Kichern ihrerseits zurück.

Toya beobachtete wie alle nach draußen gingen. Als sie draußen waren schüttelte er nur leicht ungläubig den Kopf. Na mal sehen wie lang dieser Ergeiz anhalten sollte und ob das alles nicht doch nur ein sinnloses Unterfangen werden sollte.

32. Kapitel

Kapitel 32
 

Toya staunte selber über den aktivierten Kampfgeist der Mädchen und über das Wissen, was sie sich plötzlich alle aneignen wollten. Selbst Selena und Axana lernten jetzt freiwillig am Abend noch eine halbe Stunde griechische Geschichte.

Als Axana zwei Tage nach ihrer Rede das erste Mal ankam und eine Frage zu den 12. Olympier und ihre Vergangenheit stellte, hätte er fast vor Freude losgeweint, so glücklich war er, dass sie von allein zu ihm gekommen ist und etwas hinterfragte. Die darauffolgenden Tage wurde es dann als Selbstverständlichkeit hingenommen, dass sie jeden Tag zwei, drei Mal kam und etwas wissen wollte. Sie bat ihn auch ihr etwas mehr Geschichte über Kriegsführung beizubringen. Wissen, was die anderen Mädchen längst hatten. Sie alle wurden von klein auf in der Schule über Lesen, Schreiben, Rechnen, Geschichte und Geografie ihres Landes unterrichtet. Eigentlich wurde das Axana auch, doch sie hatte sich nichts von alledem behalten. Sie hatte sich Spickzettel für die Arbeiten angefertigt und nachdem die Test geschrieben wurden waren, hatte sie diese alle vernichtet und dieses unnütze Wissen wieder schleunigst aus ihrem Gedächtnis verband. Doch jetzt merkte sie, wie wichtig es doch gewesen wäre ordentlich zu lernen und das ganze Lernen ernst zunehmen. Sie wollte so schnell wie möglich ihr verlorenes Wissen aufholen, damit sie mit den Anderen mithalten konnte. Sie wollte, dass sie niemals auf den Wissenstand kommen würde, welches Zucca über Waffen, Kriege und Kriegsführung besaß. Oder auf das Wissen was Nisola über Pflanzen, Kräuter und Heilkunde, oder gar Selenas Wissen über Tiere und die Ozeane. Und Axana war bewusst, dass sie niemals geschweige denn auf das Wissen von Lyiana kommen würde, welches aus Strategie, Geografie, Geschichte und Wissenschaft bestand. Doch sie wollte sich Mühe geben ihr Wissen so aufzustocken, dass es einer Königin gerecht werden würde. Und als sie einmal beim Lernen die Freude daran entdeckt hatte, wie viel Spaß das doch eigentlich machen konnte und wie viele neuen Welten sie dadurch entdeckte, wollte sie gar nicht mehr aufhören. Eines Nachmittags, als sie mit Selena am See war lernte sie eben was der Unterschied zwischen einer Monarchie und einer Demokratie war, als Georg ihnen Gesellschaft leisten wollte.

Selena trieb sich eben mit für ihres Achtens harmlosen Meerestieren rum. Darunter ein Haifisch mit scharfen Zähnen und einer Riesenkrake. Axana hatte sich geschworen den See nie wieder zu betreten, seit dem sie von diesen Tieren wusste. Selena konnte sich vielleicht mit ihnen verständigen und sie hörten scheinbar auch auf die Tochter des Poseidons, aber mit der Tochter des Apollos hatten sie nichts am Hut.

„Was lernst du da gerade?“ fragte Georg und setzte sich neben sie auf einen umgefallen Baumstamm, der am Strand lag.

„Ach nichts weiter interessantes. Toya hat mir ein Buch geben über Vergangenheiten anderer Länder und wie die Könige und Herrscher dort regiert hatten. Es ist sehr interessant das alles miteinander zu vergleichen.“ Lächelte sie ihn an.

Georg schmunzelte, „vor ein paar Wochen hättest du so ein Buch nicht mal von Weiten angestarrt. Ich bin froh, dass deine Kochkunst unter der ganzen Lernerei nicht leidet.“

„Du denkst auch wirklich immer noch ans Essen oder?“ lachte sie auf und sah zu, wie Selena eben mit dem Hai um die Wette schwamm.

„Na ja ohne richtiges Essen würde der Körper schnell schlapp machen.“ Erwiderte er und folgte ihrem Blick, „sie kann wirklich gut mit ihnen umgehen.“

„Ja das stimmt.“ Nickte sie zustimmend und war für ein paar Sekunden in Gedanken versunken.

Das Einzige was sie gut konnte war mit dem Bogen umgehen und sich mit den Vögeln unterhalten. Würde das viel in einem Kampf bringen, in dem sie ihren Gegner noch nicht kannten?

„Weißt du, ich bewundere dich irgendwie.“ Murmelte Georg leise.

„Wofür?“ stutzte Axana und sah nun zu ihm auf.

„Na ja du triffst jedes Ziel, was du vor Augen siehst, du kannst mit den Waldtieren umgehen...“

„Nur solang sie Federn tragen.“ Lachte Axana auf.

„Aber das ist doch egal!“ warf er ein und verstummte kurz, bevor er weitersprach, „ganz ehrlich Axana, du hast sicherlich viele Anwerber die dich heiraten wollten. Die Prinzessin des Landes! Es liegen dir sicher viele zu Füßen.“

Axana lachte erneut auf, „ja Georg so ist es. Irgendwelche Lords und andere Adlige. Gut aussehnende Schönlinge, die viel in der Rübe haben und gern ihre Macht auf das Land weiter ausbauen würden.“

Sie merkte damit nicht, dass sie Georg verletzte. Georg überspielte seine Gefühle und zwang sich zu einem freundlichen Lächeln.

„Ja, na siehst du. Du hast eine große Zukunft vor dir und das Land wird irgendwann unter deiner Führung stehen. Jeder wird dich bewundern, besonders wenn erst einmal feststeht das ihr euer Land mit eigenen Händen und Füßen gerettet habt.“ Lächelte er und sah dabei auf das Wasser hinaus.

„Was du da sagst mag ja alles stimmen und sicherlich so kommen, aber auch die anderen Mädchen werden ihren Ruhm erhalten. Und wenn nicht durch ihre Familie, dann werde ich sie für ihre Heldentaten und den Kampf danach königlich entlohnen.“ Meinte sie und sah wieder zu Selena hin, die eben mit einem Wal schmuste.

„Nun gut, ich werde mal nach den anderen Jungs sehen.“ Entschuldigte sich Georg und stand auf.

„Mach das und grüß sie von mir.“ Bat sie ihn freundlich.

Georg nickte und ging. Als er aus ihrer Reichweite war hörte er auf zu lächeln und musste an ihre Worte noch lange nachdenken. Er zog sich in die Wälder zurück und tauchte erst beim Abendbrot wieder auf, wo er gute Laune wieder vorgab.

Toya verkündete am Abend, dass sie morgen den ganzen Tag im Wald hinter dem Tal verbringen würden. Axana schluckte merklich. Sie erinnerte sich an die Äpfel und Steine die damals geflogen kamen und hoffte sich im Wald zusammenreisen zu können.

„Was für ein Nutzen soll das Ganze haben?“ knurrte Zucca, die lieber ihrem Kampftraining folgen wollte.

„Der Wald hat die Eigenschaft verborgene Talente noch zu wecken oder eingeschlossene Kräfte freizusetzen. Das werden wir jetzt einmal im Monat machen, damit ihr eure Fähigkeiten schneller entwickeln könnt.“ Erklärte er freundlich und nahm sich einen Brotkanten, den er zur Kartoffelsuppe genoss.

Nach dieser Aussage stimmten alle unweigerlich zu. Sie gingen dann alle gemeinsam zu Bett und schliefen nach einem anstrengenden Tag ein. Nisola lauschte auf die Atmengeräusche der Mädchen. Als sie sich deutlich sicher war das alle schliefen stand sie aus dem Bett auf. Sie hatte schon lange keine nächtlichen Streifzüge mehr gemacht, doch heute war eine lauwarme Nacht und sie hoffte Toya würde nicht all zu sauer auf sie sein, wenn sie dieser einfach nicht wiederstehen konnte. Sie schlüpfte aus dem Bett und lautlos aus der Scheune, in dem sie diese durchflog. Seit dem sie ihre Angst vor dem Fliegen überwunden hatte, machte es ihr sogar richtig Spaß kurze Strecken zu fliegen und mit den Anderen Flugtraining zu absolvieren.

Sie flog aus der Scheune hinaus und landete sachte auf der saftigen Wiese. Obwohl es seit Wochen nicht gerechnet hatte, war die Wiese weiterhin so grün und saftig wie eh und je. Das musste an den kleinen unterirdischen Flüssen liegen, von denen Toya ihnen mal erzählt hatte.

Sie streifte durch die Nacht und vernahm plötzlich hinter sich Schritte. Sie blieb augenblicklich stehen und drehte sich auf dem Absatz um. Nur ein paar Meter hinter ihr stand jemand in einem Mantel eingehüllt und starrte sie geradewegs an. Ihr Herz sank ihr für einen Augenblick in die Hose, dann zog sie ihren Stab und hielt ihn vor ihren Körper.

„Gib dich zu erkennen oder ich greife an!“ warnte sie die Gestalt vor sich.

Diese machte keine Anstalten ihrer Aufforderung folge zu leisten. Nisola wusste, dass sie nach ihren Worten Taten folgen lassen musste, sonst würde man sie nicht ernstnehmen. Sie holte tief Luft und konzentrierte sich auf ihren Energiestrom. Danach erschuf sie eine Energiekugel an der Spitze ihres Zepters. Sie schleuderte die Kugel auf die Gestalt und der Energiewall ging einfach hindurch. Erschrocken sah sie sich nach allen Seiten um, als der Schatten sich einfach so in Luft auflöste.

„Nicht gerade schlau von dir so lange zu zögern.“ Hörte sie eine vertraute Stimme hinter sich, eine Gestalt, die nun Rücken an Rücken mit ihr stand und ihr eine Gänsehaut machte.

Sie war wie erstarrt, als sie die Person erkannte und wusste nicht was sie sagen sollte. Sie wollte etwas sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Mittlerweile war so viel Zeit vergangen und sie hatte immer seltener an ihn denken müssen und er war nicht mehr zu Besuch gekommen, doch da stand er nun, Rücken an Rücken mit ihr.

„Entschuldigt.“ Brachte sie endlich heraus und stürzte sich auf die Knie und warf sich ihm zu Füßen.

Eine Weile sprach niemand ein Wort, dann als Nisola vor Anspannung den Atmen bereits mehrere Sekunden anhielt und es nicht wagte den Blick zu heben, bat er sie aufzustehen.

Nisola sah nicht in das göttliche Gesicht, doch schon allein den Oberkörper zu betrachten, versetzte ihrem Herzen einen Aussetzer.

„Können wir irgendwo ungestört reden?“ fragte Hermes freundlich nach und wies auf ein Wolfsrudel, was in der Nähe des Waldes stehen geblieben war und anscheinend lauschte.

Nisola wusste nur zu gut, dass die Wölfe gute Ohren hatten und ihre Sprache verstanden. Sie selber konnte mit ihnen Kommunizieren, wie mit ein paar anderen Tieren auch, die in Hekates Bereich fielen.

Sie nickte zum Hügel hin, wo ringsum eine Bäume waren und nur ein kleiner Bach entlang führte. Am liebsten wäre sie gegangen, hätte ihn weggeschickt und wäre ihm nie wieder begegnet. Zumindest sagte das ihr Verstand, ihr Herz sprach eine ganz andere Sprache. Es sehnte sich nach dem gutaussehendem Gott, der in seinem Aussehen Mitte Zwanzig sein musste. Natürlich war ihr klar, dass er schon uralt war und sein Aussehen belieb anpassen konnte, immerhin war er unsterblich. Doch das war für sie nicht von Bedeutung.

Hermes lächelte und ging ein paar Meter voraus, jedoch sehr langsam, denn er wollte das Nisola ihm ruhig folgen konnte. Er wollte mit ihr über etwas reden, etwas was er endlich aussprechen konnte. Nisola hatte zutun ihren Puls ruhig zu halten und nicht unter ihren Puddingbeinen zusammenzubrechen, als sie ihm folgte. Die Sterne funkelten in der Nacht und faszinierten sie zusätzlich. Als sie oben auf den Hügel angekommen waren, setzte er sich auf einen abgestorbenen Baumstamm und sah hinauf in den Himmel. Nisola wagte es sich nicht, sich neben ihn zu setzen, kniete daher mit etwas Abstand neben ihm nieder und sah auf ihren Schoß. Er war gekommen um ihr etwas zu sagen. Sie war sich bewusst, dass er von ihren Gefühlen für ihn wusste, auch wenn er es noch nicht ausgesprochen hatte. Immerhin war er ein Gott und es hatten sich in der Vergangenheit bereits aber Hunderte von Leuten in ihn verliebt und ihn angebetet. Es war für ihn also nichts Neues so etwas zu bemerken. Hermes schwieg eine Weile, bevor er sein Gesicht ihr zuwand.

„Schau mich an Nisola.“ Meinte er ruhig und wartete darauf, dass ihre pinkfarbenen Augen zu ihm starrten, erst dann sprach er weiter, „ich bin mir sicher, du weißt wieso ich hier bin, oder?“

Nisola schluckte und schaute in die blauen Augen, die sie so in den Bann zogen. Zaghaft nickte sie und murmelte, „Ich kann es mir vorstellen.“

Sie wartete darauf, dass er den nächsten Satz sagte und versuchte seinem Blick stand zu halten, doch sie konnte es nicht. Sie senkte den Blick leicht, so das es nicht gleich unhöfflich erschien und versuchte sich und ihr Herz zu beruhigen.

„Deine Mutter, Hekate ist eine sehr bemerkenswerte Frau, die viele Männer mit einem einzigen Blick in ihren Bann gezogen hat. Ähnlich der Schönheit der Aphrodite.“

Nisola versuchte den Blick gesenkt zu halten, doch Hermes sagte die Worte so bedächtig, als wäre er selber etwas verunsichert. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er wieder in den Himmel blickte. Hatte sie sich getäuscht? Wollte er ihr jetzt nicht vorhalten, dass es falsch war ihn zu lieben? Das Gespräch schien in eine ganz andere Richtung auszuarten.

„Ich erzählte dir, dass ich ihre Augen in deinem Blick sehe. Das du mich dadurch faszinierst.“ Meinte er und sah wieder auf sie herab, „ich sehe dich gern an und wusste bereits bei unserer ersten Begegnung das nur Hekate deine Mutter sein konnte.“

„Wieso habt ihr es mir nicht erzählt und mich unwissenden gelassen?“ fragte sie leicht verwirrt nach und sah ihn nun doch direkt an, was ein Fehler war, weil sie sofort wieder in seinen Augen versank.

„Wir Götter dürfen uns in so etwas nicht einmischen. Nur der rechtmäßige Gott hat das Recht darauf sich zu erkennen zu geben.“ Antwortete er ruhig und gelassen.

Nisola nickte nur und versuchte ihren Blick wieder etwas höfflich abzuwenden. Hermes schwieg eine Weile, danach sagte er etwas, mit dem Nisola zum Einen schon gerechnet hatte.

„Auch ich war deiner Mutter bereits einmal verfallen. Wahrscheinlich hat sie mich so stark verzaubert, dass ich sie sogar wirklich kurzzeitig geliebt habe.“ Er streckte die Hand aus fasste ihr unters Kinn, was er leicht anhob, „den selben Glanz den ich damals in ihr gesehen habe, sehe ich nun in deinen Augen. Das selbe Kribbeln, was ich damals verspürt habe, verspüre ich in dir, dabei bist du nur ein Mensch.“

Nisola war bei dieser Aussage etwas verletzt. Sie wusste, dass sie nur ein Mensch war und kein Gott und doch, schmeichelten ihr seine Worte. Dafür stockte ihr bei den nächsten Worten der Atem.

„Kannst du dir vorstellen mich lieben zu lernen?“ fragte er und sah ihr direkt in die Augen.

Nisola vergaß dabei zu Atmen. Lieben lernen? Bei jedem anderen hätte sie losgelacht und gesagt, dass man Lieben nicht lernen kann, aber bei ihm brachte sie kein Wort heraus. Außerdem war es bereits doch schon zu spät. Sie liebte ihn doch bereits. Wusste er das etwa nicht? Nisola ist fest davon ausgegangen, dass dieses Gespräch etwas ganz anderes bezwecken sollte und nicht, dass er sich wünschte, sie solle ihn lieben!

Zaghaft brachte sie nur ein Nicken zustande, zu schwach um selbst Worte herauszubringen.

Hermes beugte sich vor, zog sie an sich heran und küsste sie. Diesmal nicht auf die Stirn, wie sie es zuerst erwartet hatte, nein ganz sachte auf dem Mund, das es fast nur ein Hauch war.

Während dies alles geschah bemerkten sie nicht, dass sie von einem Augenpaar beobachtet wurden. Nachdem die Person zugesehen hatte, ging sie wortlos und still zurück zur Scheune der Jungen und ließ sich nichts anmerken.

Auch Nisola versprach Hermes nichts von der nächtlichen Leidenschaft, die mit ihnen durchgebrannt war, zu verraten und sich nichts anmerken zu lassen. Sie versuchte sich ganz normal zu geben und sich nach dem Frühstück ihrem eigenen Training zu widmen, damit sie sich nicht doch von einem glücklichen Gefühlswall übertrumpfen ließ.

Und so blieb die nächtliche Angelegenheit geheim für alle anderen.

32. Kapitel

33. Kapitel
 

Toya behielt Wort. Am nächsten Morgen brachen sie gemeinsam zum Wald auf, der sie am ersten Tag ihrer Ankunft so freundlich begrüßt hatte.

„Wie lang müssen wir dort drin bleiben?“ knurrte Zucca, die das alles als sehr langweilig empfand.

„Bis zur abendlichen Dämmerung. Danach hol ich euch wieder ab. Die Jungs werden euch als Teampartner Gesellschaft leisten.“ Erklärte er ihnen ruhig.

„Wie bitte was?“ kam es von allen fünf Mädchen zur selben Zeit.

Jeder mit einem anderen Grund im Hinterkopf. Zucca kotzte es an hier drin einen ganzen Tag zu versauern, Axana hatte Angst das wieder Steine geflogen kommen könnten, Lyiana scheute sich davor mit Lou den Tag allein verbringen zu müssen und vielleicht herumzustottern. Selena lief knallrot an, bei dem Gedanken das Dimitri vielleicht über sie herfallen könnte und Nisola..., ja die Gute hatte keine Lust mit Vallen den ganzen Tag verbringen zu müssen und hoffte, dass sie vielleicht einen anderen Partner zur Verfügung gestellt bekommen würde.

„Damit das diesmal nichts ist, was ich euch auferlege zieht ihr Lose.“ Toya holte fünf Lose hervor, „auf jedem davon steht der Name eines Jungen, der heute euer Partner sein wird.“

Ein paar der Mädchen atmeten auf, ein paar davon nicht. Selena stellte sich vor, wie es wäre mit einem der anderen Jungs alleine zu sein und hoffte dabei inständig sie würde Dimitri ziehen, den sie ja von Gesprächen her schon besser kannte. Zucca hatte ebenfalls keine Lust mit wem anderes als Alex in den Wald zu gehen, weil alle anderen sie langweilen würden.

(Kleiner Nebenbemerk; der Autor zog wirklich Lose!)

Lyiana trat vor und zog das erste Los. Sie atmete tief durch und öffnete den kleinen Zettel. Es sollte also Georg ihr Partner werden. Sie zeigte den Zettel den anderen und nickte Georg zu, der sich neben sie stellte. Als nächstes zog Zucca ihr Los. Sie riss es fast schon wütend aus Toyas Hand und blickte nur kurz auf den Namen bevor sie den Zettel Toya wieder in die Hand drückte und der den Namen vorlas. Es sollte Lou sein, der sie begleitete. Danach war Selena an der Reihe, die schon ganz feuchte Hände hatte. Immer noch was Dimitri im Rennen. Doch auch Vallen und Alex. Während sie überlegte, was wohl das Schlimmste Ergebnis für sie sein konnte, las sie bereits den Namen vor. Es sollte Alex sein. Axana trat vor und nahm das vorletzte Los. Sie hoffte innig das es dann wohl Dimitri werden würde. Als sie auf das Blatt schaute musste sie unweigerlich in sich hineinlächeln. Es war wirklich Dimitri. Also blieb für Nisola nur noch Vallen übrig, über den sie sich wirklich ärgerte. Sie wollte Toya bitten mit jemanden zu tauchen, aber er sagte die Lose seien gefallen.

Toya begleitete die Mädchen in den Wald, doch bevor sie eintreten durften, mussten sich alle fast zehn Minuten still hinknien und auf ein Zeichen es Waldes warten, dass er ihnen erlaube einzutreten. Die Mädchen fanden das alles sehr ermüdend und glaubten nicht wirklich daran, dass sie eine Einladung erhalten würden. Doch lustiger weise, eben als Nisola glücklich aufspringen wollte und verkünden will, dass der Wald wohl keine Lust auf sie hätte, landete ein Apfel direkt vor ihr. Toya nahm dies als Zeichen auf und begleitete sie nun hinein. Zuerst lies er Axana mit Dimitri an einem Ort zurück und erklärte dabei allen, was zutun war. Er zog einen kleinen Kreis, gerade so groß das zwei Menschen gemeinsam in ihm Platz nehmen konnten und sagte ihnen, sie dürften sich den ganzen Tag nicht aus dem Kreis bewegen, bevor er sie wieder abhole. Das Ganze machte er auch mit den anderen vier Gruppen, die genauso wenig wirklich verstanden, welch einen Sinn das alles haben sollte. Doch sie gehorchten auf ihn. Die Jungs hielten sich die ganze Zeit mit jeglichen Worten zurück und meinten, sie müssten alle selber auf die Lösung kommen, was geschehen würde.

Lyiana versuchte sich einen Reim aus dem Ganzen zu machen. Sie hatte noch nie über so eine Art von Training gehört und wusste auch nicht, was das alles bringen sollte. Doch sie war fest entschlossen herauszufinden, was Toya damit bezweckte. Georg war ihr dabei keine große Hilfe. Sie wäre lieber mit Lou hier gewesen, weil dieser einfach ihr Wissen ergänzt hätte. Doch von Georg konnte sie so etwas nicht erwarten. Daher verwunderte es sie deutlich, als Georg ihr nach zwei Stunden Anweisungen hab, als wüsste er was zutun wäre.

„Wieso sollte ich auf dich hören?“ fragte sie und zog die Augenbrauen hoch.

„Naja, du kannst natürlich auch die ganze Zeit weiter vor dich hingrübeln oder es wenigstens mal ausprobieren.“ Lächelte er ruhig und streckte sich.

Danach setzte er sich in gerade Haltung hin, Beine unter dem Po gekreuzt und die Arme vor seinem Körper haltend, als würde er einen Ball in den Händen halten. Lyiana versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie es albern und nutzlos fand dies auszuprobieren, doch sie wollte dem Jungen eine Chance geben. Sie setzte sich also gleich auf und tat als würde sie einen Ball in den Händen halten. Georg schloss die Augen und sie amte ihn nach. Wieder geschah rein gar nichts. Lyiana wollte eben seufzend ein Wort mit Georg wechseln, als sie die Augen aufschlug und eine Aura sah, die Georg umgab. Georg war so vertieft und frei, dass seine Aura sich zeigte. Er schien zu meditieren. In seinen Händen bildete sich eine kleine Flamme, im gleichen bläulichen Licht seiner Aura. Sie war noch recht klein, schien aber um Millimeter für Millimeter zu wachsen. Lyiana riss sich zusammen, schloss die Augen erneut und konzentrierte sich darauf sich frei zu machen.

Zucca saß in dem Kreis und schnitzte die ganze Zeit mit ihrem Messer an einem Baumstamm herum, den sie mit der Zeit in einen Speer verwandeln wollte. Damit würde sie Lou und sein dummes Grinsen durchbohren und dann hatte sie Ruhe vor seiner Nörgelei.

„Du musst dich auf deine innere Energie konzentrieren. Auch Ares hat noch mehr Kraft, als nur mit Waffen zu kämpfen!“ meinte Lou geduldig und redete schon 2 Stunden auf sie ein.

„Ja die Macht der körperlichen Kraft mit der ich gleich deine Kehle durchschneiden werde, wenn du nicht deine Klappe hältst!“ zischte sie ihn voll.

Lou verstummte, nicht weil er angst vor ihr hatte, sondern weil er sich in Ruhe überlegen wollte, wie er Zucca dazu bringen konnte die Übung so durchzuführen, wie es im Wald gemacht werden musste. Außerdem war er sich nicht sicher, dass der Wald über das Schnitzen von Zucca erfreut ist, denn sie hatte nicht um Erlaubnis gefragt. Daher wollte er keine weitere Aufmerksamkeit durch laute Gespräche auf sich ziehen.

Der Wald schien jedoch schon verstimmt zu sein, denn der Wind fegte mal laut und mal leise durch die Bäume, als wollte er seine Besucher warnen.

Axana hingegen stritt sich mit Dimitri, „das ist doch alles Schwachsinn! So ein dummer W...“ Dimitri stützte auf sie zu und hielt ihr den Mund eilig zu. Dabei lag er genau auf ihr drauf, was sie rot werden lies.

„Geh von mir runter!“ zischte sie ihn an.

„Nur wenn du dafür nicht mehr rumschreist und auf deine Wortwahl achtest. Der Wald würde dich sofort herauswerfen, solltest du ihn namentlich beleidigen!“ erwiderte er und schaute sie dabei ernst an.

Axana wollte eben Proteste einwenden, als sie in Dimitris dunkelblaue Augen starrte und verwunderter weise feststellte, dass sie sich in diesen nicht sehen konnte. Das faszinierte sie so sehr, dass sie gleich mal schwieg. Dimitri nahm dies als Zeichen dafür, dass sie ihn verstanden hatte und stand auf.

„Wieso sehe ich mich in deinen Augen nicht?“ fragte Axana vorsichtig heraus, doch die Neugier war deutlich in ihrer Stimme zu entziffern.

Dimitris Blick wurde etwas trüb und als er sie ansah, kam es ihr erst recht so vor, als würde er durch sie hindurchsehen.

„Dimitri!“ sagte sie jetzt etwas strenger und starrte ihn forsch an.

Dimitri erwachte aus seinem Tagtraum und schrak zugleich hoch.

„Was ist los?“ wunderte sich Axana.

Dimitri behielt ihr mit der Hand Einhalt zu gebieten und sich stumm zu verhalten. Das Verhalten von ihm machte ihr zugleich etwas Angst.

Sie blieb wie ihr geheißen sitzen und horchte auf die Umgebung, so wie Dimitri es tat. Er legte die Hand etwas an Ohr, danach als er etwas zu hören vermutete, legte er das Ohr an den Boden und schloss die Augen für einen kurzen Augenblick.

„Was ist los?“ flüsterte Axana und hielt den Atem an.

„Irgendetwas bewegt sich im Wald. Doch es bewegt sich nicht über den Boden. Hörst du das Geräusch nicht?“ fragte er und sah sie erwartungsvoll an.

Axana lauschte erneut, doch sie nahm wirklich nur Waldgeräusche war. Da war nichts.

Dimitri schien die Antwort von ihrem Gesicht abgelesen zu haben, „Axana, du musst dein Gehör besser schulen. Es ist äußerst wichtig das ein guter Schütze nicht nur gute Augen, sondern auch Ohren hat. Schließ die Ohren und lausche erneut!“ befahl er ihr auf eine Art und Weise, der sie sich fügte.

Sie schloss die Augen und versuchte auszumachen, was Dimitri meinte, doch wieder konnte sie nur das Rascheln des Windes hören, wenn er über die Blätter am Boden fegte, das Knacksen der Äste, die sich im Wind mitbewegten und das Pfeifen des Windes selber. Was sollte da noch sein? Doch da plötzlich hörte sie ein eigenartiges Geräusch. Es war so komisch, das sie es nicht zuordnen konnte. Was sollte das bitte schön sein?

„Was ist das?“ fragte sie Dimitri und riss die Augen weit auf.

„Hör genau hin, was für ein Geräusch erkennst du?“ fragte er ruhig, doch in seinem Gesicht spiegelte sich Unruhe wieder.

Axana schluckte, schloss erneut die Augen und versuchte das Geräusch auszumachen. Es klang wie Metall, was aufeinander schlug. In einem Wald? Vielleicht eine Säge? Nein, das war es nicht. Es waren wie Metallstangen, die aufeinander einschlugen. Das Geräusch wurde langsam lauter, das bedeutete, was auch immer es war, es kam näher.

„Was hört sich so komisch an? Es ist wie Metall, dass...“ murmelte Axana ängstlich.

„Das aufeinander schlägt. Das sind eiserne Flügel.“ Nickte er zustimmend.

„Eiserne Flügel? Was meinst du damit?“ wunderte sie sich nur noch mehr.

„Das sind Stahlvögel und wie es klingt, eine ganze Menge davon.“ Murmelte er unruhig.

„Stahlvögel? Was meinst du damit nun schon wieder?“ fragte sie, doch ihre Unruhe wuchs stetig mit jeder Minute, die sie hier weiter herumstanden.

„Das sind Vögel aus Stahl oder Metall, Vögel die geschickt wurden um euch zu vernichten.“ Beendete er die Erklärung, packte sie an der Hand und zog sie einfach mit sich.

„Wo willst du jetzt hin? Und was hat das zu bedeuten?“ wollte Axana wissen, die sich nicht gegen das hinterher Geziehe scherte und es in ihrer Angst einfach mit sich machen lies.

„Das heißt wir müssen sofort Schutz suchen, zu Toya zurück, die Anderen warnen und sie mit uns in Sicherheit nehmen.“ Meinte Dimitri und begann durch den Wald zu rennen.

Selena wurde langsam unruhig. Irgendetwas behagte ihr hier nicht. Sie fühlte sich mit jeder Minute unsicherer. Alex starrte sie ganze Welt hinter sich und schien zu lauschen. Selena versuchte sich zu beruhigen und sich auf ihre Meditation zu konzentrieren, aber es gelang ihr einfach nicht. Alex sprang eben auf und zog sein Schwert.

„Was ist los?“ fragte Selena ängstlich und stand nun auch auf.

„Etwas kommt auf uns zu und das hört sich nicht gut an.“ Zischte er und wisch ein paar Schritte zurück, in ihre Richtung, doch das Schwert wollte er nicht mehr einstecken, „wir müssen sofort verschwinden. Es hält sich etwas im Wald auf, was hier nicht hergehört.“

Selena nickte und hörte auf seinen Rat. Gemeinsam gingen sie eilends zurück zum Waldrand, in der Hoffnung, die Anderen haben auch schon etwas mitbekommen.

Nisola diskutierte unterdessen mit Vallen, „du solltest dich wo anders hin verdrücken! Lass mich in Ruhe! Ich mach das allein!“

„Ich bin aber hier um auf dich aufzupassen und dich zu unterstützen. Wieso nimmst du meine Hilfe denn nicht an?“ fragte er hitzig nach und stand auf.

Nisola sprang ebenfalls auf die Beine und drehte sich weg, „ich will nichts mit dir am Hut machen. Du machst mich mit deiner bloßen Anwesenheit krank.“

Der Wald um sie herum blies kalte Luft durch die Bäume und die Blätter tanzten auf dem Boden herum. Nisola schaute Dimitri dabei nicht an, doch sie wusste, dass sie ihn sehr verletzt haben musste, weil er schwieg. Eine ganze Weile sagte niemand ein Wort. Die Stille war fast schon erdrückend, doch Nisola wollte sich nicht umdrehen. Wenn sie Glück hatte war Vallen gegangen und hatte sie wirklich in Ruhe gelassen.

„Liegt das an Hermes?“ fragte Vallen leise nach, so leise das sie die Worte kaum verstand.

Das Herz rutschte ihr in die Hose. Sie musste Fassung bewahren. Sie holte kurz Luft, versuchte sich zu beruhigen und drehte sich mit einem fragenden Gesicht um.

„Was meinst du?“

Vallen verzog das Gesicht und murmelte, „das was gestern Nacht zwischen euch passiert ist.“

Nisola wurde weiß im Gesicht, dann grün und danach nahm die Farbe purpurrot an.

„Du hast uns zugesehen!“ zischte sie wütend und verlor dabei ihre Fassung vollkommen.

Sie zog sogar ihren Stab und richtete ihn auf Vallen, der nicht mit der Wimper zuckte.

„Ja hab ich und?“ fragte er und schaute ihr deutlich gelassen ins Gesicht, gelassener, als er sich fühlte.

„Das geht dich absolut nichts an! Und ich warne dich! Erzählst du nur einem von dem, was du gesehen hast, werde ich dich töten!“ zischte sie und Blitze tobten um ihren Stab umher.

Vallen trat auf sie zu und schaute ihr ernst, doch auch aufrichtig in die pinkfarbenen Augen.

Nisola betrachtete seine lilafarbenen Augen und musste unwillkürlich daran denken, dass auch Hekate ihm etwas von ihrer Kraft verliehen haben muss. Wahrscheinlich eine Art Macht, die er in sich tief verborgen hat, damit es keiner erfuhr. Vallen stand nun so nah vor ihr, dass sie Blitze an seinem Oberkörper herumzischten und seine Kleidung etwas verbrannten, worauf er nicht achtete. Nisola hielt den Stab aufrecht, als wäre er ihr Schutzschild.

„Ich werde nichts erzählen.“ Fing er plötzlich ruhig an zu sprechen und ein leichtes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, „aber ich werde auch nicht aufgeben zu hoffen, dass du von ihm loskommst, denn auch ich habe großes Interesse an dir. Und daher werde ich nichts tun, was dich von mir nochweiter entfernen würde.“

Nisola schaute nun etwas verdutzter, als sie eigentlich sein wollte. War das eben eine Liebeserklärung gewesen oder was meinte er damit?

„Was meinst du?“ konnte sie sich die Frage nicht verkneifen und kniff die Augen etwas zusammen.

„Das ich dich liebe und auf dich warten werde. Und wenn es nichts mehr werden sollte weiß ich zumindest, dass ich es wenigstens versucht habe.“ Als Vallen das sagte, wischte er den Stab beiseite und stand mit einem großen Schritt nun direkt vor ihr und schaute zu ihren Augen hinunter, da er fast einen Kopf größer war als sie.

Nisola riss die Augen auf und ihr Herz setzte aus. Was hatte er jetzt vor? Er wusste doch, dass sie mit Hermes zusammen war und ihr Herz auch ihm gehörte. Wollte er etwa? Ja er wollte! Er beugte sich eben zu ihr hinunter und hielt sie an den Armen fest, als etwas durch die Bäume angeschossen kam und ihn von ihr wegriss. Erschrocken doch auch etwas erleichtert schrie sie auf. Sie wusste nicht was ihr mehr Angst gemacht hatte. Der plötzliche Angriff oder Vallen, der sie küssen wollte. Nisola wisch etwas zu den Bäumen zurück und starrte sich nervös um. Vallen lag mit einer offenen Wunde an der rechten Schulter auf dem Boden, richtete sich aber erstaunlich schnell wieder auf. Er verzog das Gesicht schmerzverzehrt, als er neben ihr auftauchte, doch er sagte kein Wort zu seinen Schmerzen.

„Wir müssen verschwinden.“ Murmelte er und zog sie an der Hand zur Seite.

Jetzt endlich konnte Nisola die Gefahr erkennen. Etwas blitzte zwischen den Bäumen silbern auf und ein metallenes Geräusch war zu vernehmen.

„Was sind das?“ fragte sie hastig und wich mit ihm gemeinsam zurück.

Die Vögel, ganz und gar metallen schlugen lauthals mit ihren Flügeln und als sie die beiden ausgemacht hatten, fixierten sie diese. Mit einer blitzschnellen Bewegung schossen sie auf Nisola und Vallen zu, die sich nur noch auf den Boden stürzen konnten.

34. Kapitel

Kapitel 34
 

Lyiana und Georg saßen da und bündelten gemeinsam ihre inneren Energien. Dadurch schirmten sie sich von ihrer Umgebung ab und bauten ungewollt ein großes, starkes Schutzbild um sich auf, was sie unsichtbar werden lies für ihre Umgebung.

Selbst als Zucca und Lou nur knapp an ihnen vorbeirannten merkte keiner der Vier etwas von der Anwesenheit des Anderen. Das einzig wirklich Gute daran war, dass auch die Metallvögel sie nicht sehen konnten und damit nicht angriffen. Zucca und Lou stürzten durch die Bäume, hinter ihnen flog ein ganzer Schwarm Vögel her, der versuchte auf sie einzuhacken.

„Wir können da Thema niemals halten bis wir in Sicherheit sind!“ rief Lou und sprang über einen Baumstamm und zog Zucca mit sich.

„Dann müssen wir kämpfen, solange wir noch die Kraft dazu haben!“ lächelte Zucca plötzlich total ruhig, hielt an und drehte sich um.

Sie zog ihr Schwert genussvoll hervor und rief zu den Vögeln hinauf, „na kommt schon ihr Aasgeier. Ich warte.“ Dabei lies sie ihr Schwert durch die Luft sausen und es schimmerte dabei erwartungsvoll im Sonnenlicht, der durch die Bäume brach.

Die Vögel hielten nicht lange an. Sie versammelten sich und stürmten auf die beiden zu. Lou seufzte, zog sein Schwert und kämpfte mit Zucca nun Seite an Seite gegen die Gegner.

Selena und Alex versteckten sich unter ein paar Zweigen, als sie die Geräusche näher kommen hörten. Es war eigentlich nicht Alex seine Art sich zu verstecken, doch er erhoffte sich somit erst einmal herauszufinden, was sein Gegner war bevor er kämpfen musste.

Selena zitterte ängstlich. Sie war sich nicht sicher, dass ihr Versteck sicher genug war unter ein paar Zweigen und Blättern und wenn man nur knapp neben ihnen stehen sollte, würde man sie sofort erkennen. Sie konnte nur hoffen der Gegner eine Sehschwäche hatte.

Axana und Dimitri erreichten eben den Waldrand und sprangen hinaus. Doch kaum wieder das Feld vor ihnen, hielten sie nicht an. Sie stießen sich jetzt endlich vom Boden ab und wollten eben zu Toyas Hütte fliegen, als Axana innehielt.

„Was ist? Wir müssen Hilfe holen!“ rief Dimitri ihr zu und wollte sie weiterziehen, doch Axana riss sich los.

„Hol du Hilfe ich mache zurück. Ich bin die Prinzessin des Landes und kann nicht dauernd fliegen und Andere die Arbeit machen lassen. Ich sollte an ihrer Seite sein und ebenfalls kämpfen.“ Erklärte sie ihm und drehte sich um.

„Axana, wenn du allein auf sie triffst, dann bist du in Lebensgefahr! Das kann ich nicht zulassen!“ rief er empört aus.

„Mach dir um mich mal keine Sorgen. Ich bin sicher, dass mir nichts passieren wird. Immerhin bin ich doch die Tochter eines Gottes, oder?“ lächelte sie und machte kehrt, Richtung Wald.

„Dann komm ich mit dir!“ rief Dimitri und eilte ihr hinterher.

„Nein, du musst Toya holen. Allein schaffen wir das niemals. Aber wir können sie sicherlich in Schach halten, bis ihr dann da seit.“ Erklärte sie Dimitri, winkte ab und sauste zurück zum Wald.

Ihr war bewusst, dass das Überfliegen des Waldes eigentlich verboten war, doch sie musste sich beeilen. Von Oben konnte sie besser ausmachen, wo die Gefahr steckte, selbst wenn der Wald dann sauer auf sie sein sollte.

Nisola und Vallen versuchten den Attacken der Angreifer irgendwie zu entkommen. Vallen war verletzt, doch er lies es sich nicht anmerken. Er führte sogar sein Schwert mit dem gleichen Arm, als wäre nichts. Nisola versuchte sich aus dem Kopf zu schlagen, das er verwundet war. Sie musste sich auf den Kampf konzentrieren und nicht auch noch darauf. Die Vögel griffen erneut an und attackierten die beiden. Sie hackten auf sie ein, rissen an ihren Kleidern und versetzten ihnen mächtige Hiebe. Vallen versuchte mit seinem Schwert auf sie einzuschlagen, doch die Angreifer waren einfach zu schnell für ihn. Sie weichten jeden seiner Hiebe aus und es schien, als würden immer mehr Vögel zu ihnen stoßen und sich an dem Kampf beteiligen. Nisola wusste keinen Rat. Als Vallen von 10 Vögeln auf einmal umgehauen wurde und dann auf seine schon offene Wunde einhackten, um sie zu verschlimmern, musste sie irgendwie handeln. Sie begannen ihm Fleischbrocken aus der Schulter zu reisen. Sie richtete den Stab auf Vallen und hoffte, dass er ihn retten würde. Sie feuerte einen rosafarbenen Strahl auf die Angreifer ab und sie wichen glücklicher weise zurück. Nisola wollte sich neben Vallen knien und die Wunde anschauen, doch dazu war keine Zeit. Wieder attackierten sie die Vögel und hackten nun noch intensiver auf sie ein. Sie hatte überall schon kleine Blutergüsse von dem Gehacke und hier und da auch eine offene Wunde, die von Krallen verursacht wurden war. Nisola stellte sich vor Vallen hin, hielt den Stab in die Höhe und bat den Stab flehendlich an ihr zu helfen. Der Stab reagierte nicht. Verzweifelt rief sie ihn lauthals an, ihr zu helfen, während die Vögel von allen Seiten auf sie einhackten, dafür aber Vallen in Ruhe lies, der kaum noch bei Bewusstsein zu sein schien. Als ein Vogel auf den Stab selber einhackte, um ihn ihr zu entreisen, reagierte er endlich. Er schickte einen großen Strahl aus sich heraus und vertrieb die Vögel von Nisola und Vallen. Dann erschuf er einen großen, leicht durchsichtigen, pinkfarbenen Schutzwall, der sie für eine Weile beschützen sollte. Nisola konzentrierte sich darauf ihre Kraft stabil zu halten, damit der Stab sein Schutzschild nicht wieder auflöste. Vallen hinter ihr begann zu stöhnen und sich an die blutenden, offene Wunde zu fassen, was ihn nur schmerzlich aufschrieen lies. Sie wollte ihm gern helfen, doch sie konnte den Stab nicht senken. Er musste irgendwie durchschalten. Während Nisola so dastand, bemerkte sie erst nach und nach, dass ihre rechte Schulter ebenfalls blutete. Nicht so stark wie die von Vallen, doch ihre Kampfuniform war schon vollkommen durchnässt. Die Schmerzen waren kaum zu ertragen und sie erinnerte sich daran, dass wenn jemand Vallen schmerzen zufügte, auch sie davon betroffen war. Noch ein Grund mehr den Schutzwall aufrecht zu erhalten, weil sie sonst womöglich an Vallens Verletzungen sterben würde. Sie hoffte darauf, dass es den anderen vier Mädchen besser ging und einer davon Toya holen konnte. Sie würde nicht lange standhalten können, wenn keine Hilfe kam.

Lyiana und Georg bemerkten immer noch nichts von der ganzen Sache. Sie waren zu sehr in ihrer Meditation vertieft, was sie zugleich weiterhin schützte. Doch ein ungutes Gefühl machte sich in Georg breit, als sein Ohr zu rauschen begann. Axana musste angst haben, dass spürte er. Doch wenn er sich jetzt von Lyiana wegbewegen würde, würde sie ebenfalls nervös werden. Das wollte er vermeiden, solange das Gefühl noch auszuhalten ging. Er hoffte, dass es nichts ernstes war.

Selena zuckte eben neben Alex zusammen, als ein Schwarm metallener Vögel an ihnen vorbeistob. Diese Wesen hatten also diese nervigen, lauten Geräusche von sich gegeben.

„Was sind was?“ flüsterte sie, weil sie angst hatte es könnte noch einer in der Umgebung sein und sie hören.

„Das sind Metallvögel, sie sind gekommen um euch zu töten.“ Erwiderte Alex und zog nun langsam sein Schwert.

Er würde ihnen entgegen treten und damit Selena verteidigen. Er hoffte innig, dass es Zucca gut ging. Mir ihr an seiner Seite hätte er sicherer kämpfen können. Somit konnte er nur daran festhalten, dass ihr nichts Unerwartendes passierte, weil sonst arge Zwischenfälle ihn bei seinem Kampf behinderten könnten.

„Was hast du vor?“ zischte Selena ängstlich, als er aus dem Versteck heraustrat.

„Bleib du hier. Ich werde ihnen etwas nacheilen und dann ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken. Versuch du in Sicherheit zu gelangen und die Anderen zu finden.“ Erklärte Alex und rannte bereits los, bevor sie etwas sagen konnte.

Sie wollte sich eben aus dem Versteck herheben, als sie wieder dieses laute Geräusch hörte. Ein weiterer Schwarm schoss über ihren Kopf vorbei. Sie riss die Augen auf. Das waren eindeutig zu viele für Alex. Wenn er von beiden Seiten attackiert werden würde, würde er vermutlich nicht lebend herauskommen. Selena zog ihr Schwert und beobachtete die Vögel, die eigenartig rot schimmerten und tropften. Als sie weitergeflogen waren, ging Selena vorsichtig ihren Weg nach und sah auf den Boden. Sie beugte sich hinunter, als sie die roten Kleckse sah und erschrak. Das war Blut. Etwa Blut ihrer Freunde? Das durfte nicht wahr sein!

Ängstlich wollte sie zuerst wieder zurück in ihr Versteck, als sie sich zusammenraffte und die Schultern straffte. Nein, sie war eine Kriegerin und wenn sie sich verstecken würde, würde sie niemanden damit helfen können. Vielleicht waren ihre Freunde auch in Gefahr und brauchten irgendwie ihre Hilfe!

Axana flog eben über den Wald hinweg, als sie etwas weiter hinunter glitt. Sie erkannte in der Ferne neue silberne Punkte, die von der Sonne reflektiert wurden. Diese silbernen Punkte waren eben am Waldrand der anderen Seite hinuntergegangen. Sie erschrak, als sie noch einen weiteren Schwarm sah, der genau auf der anderen Seite niederging und ebenfalls im Wald eintauchte. Wer hatte diese nur geschickt? Wollte jemand so deutlich ihren Tod herbeiführen? Und wenn ja, wer mochte das nur sein der so sehr ihren Tod wünschte? Vielleicht Zeus selber? Axana schüttelte den Kopf. Wieso sollte er ihnen Steine in den Weg räumen, wenn er sie doch persönlich in ein paar Wochen prüfen würde? Ein metallenes Geräusch tauchte plötzlich hinter ihr auf. Sie drehte sich erschrocken um, als ein Vogel nur knapp an ihr vorbeisauste. Er schien es auf ihren Kopf abgesehen zu haben. Dem Angreifer folgten 10 oder 12 weitere. Axana wollte ihren Bogen am liebsten spannen, doch der würde hier nichts ausrichten. Sie zog ihr kleines Messer und stach auf die Vögel ein, doch sie hatten zu messerscharfe Krallen und hackten einfach auf sie selber ein. Axana bliebt nichts anderes übrig als im Wald Deckung zu suchen und dann einen Angriff ausführen zu können. Sie tauchte in die Baumkronen hinab und versuchte etwas zu finden, was ihr Schutz bot, was bei Attacken von Vögeln doch schwer zu finden war. Georg zuckte eben zusammen. Seine Hand blutete und das riss ihn aus der Meditation heraus. Lyiana meditierte weiter und war anscheinend voll in ihr drin. Georg stand auf und sah sich um. Sie hatten ein Schutzschild um sich gebildet, es wurde langsam schwächer, doch Lyiana hielt es durch ihre Meditation weiterhin aufrecht. Er musste versuchen auf Geräusche zu lauschen, doch im inneren des Schutzschildes war das für ihn unmöglich. Er berührte Lyiana vorsichtig an der Schulter. Sie schrak aus ihren Gedanken auf und sah auf seine blutende Hand.

„Was ist passiert?“ wollte sie wissen und stand auf.

Sie holte aus ihrer Tasche ein sauberes Taschentuch und band es ihm um die blutende Hand.

„Lass gut sein. Das wird nicht viel helfen. Axana scheint angriffen worden zu sein.“ Warnte er sie vor und hörte jetzt, da der Schutzwall verschwand, auf seine Umgebung.

„Meinst du wirklich? Aber von was? Wir sollten sie suchen gehen.“ Überlegte Lyiana, hielt aber eben inne.

Ihr Arm begann zu brennen und ein Prickeln setzte ein. Es war nicht stark, aber es tat weh. Auch Lou schien in Gefahr zu sein. Was war nur geschehen? Und wie es den anderen 8 wohl erging? Wieso hatten sie nichts gemerkt? Diese Frage stellte sie auch laut.

Georg lächelte, „unsere Meditation hat uns beschützt. Sie hat ein Schutzwall errichtet und uns von der Welt abgeschirmt. So wie Toya es sich erhofft hatte. Doch scheinbar waren die Anderen nicht schnell genug damit gewesen.“ Er lauschte auf die Umgebung und wies in eine Richtung, „von da aus kommt ein komisches Geräusch. Ich würde meinen, dort stecken auch die Anderen.“

Lyiana nickte und gemeinsam setzten sie sich in Bewegung Richtung Waldrand, mit gezogenen Schwertern.

Zucca und Lou kämpfen eben eisern gegen die Angreifer und hielten sie auch gut zurück, auch wenn sie ein oder zwei Angriffe zurückstecken mussten. Da die Schnäbel so messerscharf waren, konnten sie Wunden nicht vermeiden, doch sie waren zum Glück nicht weiter tief. Als Lou eben zwei Vögel auf einmal in der Luft teilte, stießen Georg und Lyiana zu ihnen. Sie attackierten die Vögel von hinten und zu Viert konnten sie der Überzahl der Angreifer Einhalt gebieten.

„Was ist hier bitte schön los?“ fragte Lyiana Lou, die endlich wieder an seiner Seite kämpfen konnte.

„Es scheint als wollte man euch unbedingt loswerden. Sie wurden extra in den Wald geschickt, wo ihr keinen Schutz hattet. Toya hätte hier bleiben sollen.“ Murrte Lou angestrengt und versuchte die Vögel zu verjagen.

„Was sollen wir tun?“ hakte Georg nach, als er eben zwei Vögel niederstreckte, aber ein neuer Schwarm bereits in Anmarsch war.

„Wie wäre es, wenn wir aus dem Wald rennen würden? Der Waldrand ist keine 2 Minuten entfernt.“ Fragte Lyiana nach.

„Es wären jedenfalls bessere Verhältnisse als im Wald zu kämpfen.“ Murmelte Lou und wich mit den anderen Drein etwas zurück.

Langsam und bedächtig, damit den Vögeln nicht auffiel, was sie vorhatten.

Selena eilte Alex hinterher, der bereits gegen die Vögel kämpfte und sich gut hielt. Er hatte kaum Schrammen abgekommen. Selena zog ihr Wasserschwert und griff mit ein.

„Was machst du denn hier?“ schrie er sie an und zerstörte einen Vogel, der eben auf ihre Augen einhacken wollte.

„Ich konnte nicht einfach so verschwinden! Das wäre nicht richtig gewesen.“ Erklärte sie ihm und versuchte die Vögel zu treffen.

Alex knurrte eine Antwort, die sie in der allgemeinen Hektik glücklicher weise nicht verstanden hatte. Alex schnitt mit seinem Schwert förmlich durch die Luft. Mit einem Zug erledigte er 2 oder gar 3 Vögel auf einmal. Selena versuchte ebenfalls ihr Schwert erfolgreich zu führen, doch ihr gelang es nicht wirklich. Die Vögel waren einfach zu schnell.

„Konzentrier dich auf die Geräusche. Nicht darauf wo du sie siehst. Die Vögel weichen immer zu einer Seite aus, da hin wo der Wind ihnen den Vorteil der Geschwindigkeit verschafft. Hör also nur darauf, wo sie sind und versuch nicht auf sie zu zielen.“ Wies Alex sie an und schnitt wieder drei Vögel in zwei Teile.

Selena versuchte zu nicken, wofür keine Zeit blieb. Sie versuchte die Vögel mit dem Schwert abzuwähren und zur gleichen Zeit seinen Rat zu befolgen. Doch sie wusste nicht wirklich, wie sie es anstellen sollte. Sie hackte daher wahllos in der Luft herum, als wollte sie ein Stück Käse durchlöchern.

„Ruhig! Atme tief durch und dann schließ die Augen. Keine Sorge, ich pass auf dich auf. Hör nur auf die Geräusche!“ meinte Alex und schnitt wieder 2 Vögel durch.

Selena war das nicht ganz geheuer, doch sie gehorchte und versuchte ihm zu vertrauen.

„Entspann dich!“ wies er sie an, was gar nicht so leicht war, wenn eben ein Schwert nur ein paar Zentimeter vor ihrem Gesicht entlang wischte und ein paar Vögel mit einem unangenehmen Geräusch zerschnitt.

Selena atmete durch und versuchte auf die klappernden Geräusche zu achten und ihre Augen geschlossen zu halten.

„Jetzt führe dein Schwert.“ Meinte er und wartete darauf, das Selena ihr Schwert führte.

Sie lies die Augen geschlossen, als sie ausholte und auf die Geräusche einstach. Als ihr Schwert gegen etwas metallenes schlug öffnete sie verwirrt die Augen und betrachtete den Vogel, der zu ihren Füßen zweigeteilt lag.

Sie hatte es geschafft! Am Liebsten hätte sie jetzt einen Jubelschrei von sich gestoßen, doch dafür hatten sie keine Zeit. Alex nickte ihr anerkennend zu und zerschnitt wieder zwei Vögel auf einmal. Er bewegte sich nun noch schneller und wies Selena an zu kämpfen. Sie hob ihr Schwert und schloss für einen kurzen Moment die Augen, bevor sie zustach. Nach nur zwei, drei Versuchen konnte sie ihr Schwert auch mit wachen Augen führen, als würde sie die Geräusche vor sich sehen und nicht die Vögel, die sie aber damit traf.

35. Kapitel

Kapitel 35
 

Axana tauchte zwischen den Bäumen hindurch, aber die Vögel verfolgten sie im selben Tempo, in dem sie zwischen den Bäumen umherflog. Es sah alles sehr aussichtslos aus. Sie konnte nicht ewig davon fliegen. Je mehr sie in den Wald hereinflog, je mehr verlor sie unter den dicken Bäumen die Orientierung. Der Wald wurde immer dichter und dichter, je weiter sie floh. Ein lautes Geräusch, was sie nicht zuordnen konnte, brach durch die Bäume vor ihr. Sie wäre gerne langsamer geflogen, doch die Vögel waren nah an ihr dran. Sie durchbrach das Dickicht vor ihr und hielt mit einem Schlag an. Vor ihr ragte ein gigantischer Wasserfall empor. Sie hörte das Sausen hinter sich und zog ihren Bogen. Sie spannte ihn und hoffte bei den Göttern, dass sie wenigstens ein paar erledigen konnte. Da ihr Bogen magisch war, musste sie keine Pfeile haben. Durch das Dickicht brach ein Vogel nach dem Anderen. Sie schoss mit einem Schuss zwei Vögel zugleich ab und mehrere Vögel nacheinander fielen in den See unter ihr. Nach ein paar Sekunden waren es jedoch einfach zu viele und sie war eingekreist wurden. Die Vögel klapperten um sie herum und die Geräusche jagten ihr ein Schauer über den Rücken. Sie saß in der Falle. Selbst über ihr flogen ein paar Vögel angriffslustig hin und her, damit sie nicht nach oben hin durchbrechen konnte.

Alex und Selena kämpfen unermüdlich gegen die Vögel an und warteten sehnsüchtig darauf, dass es weniger werden würden. Doch es schien so, als wenn sie 10 Vögel besiegten, 20 neue aus allen Himmelsrichtungen dazustießen. Es war eine aussichtslose Situation.

„Wir sollten fliehen! Das bringt nichts. Es sind zu viele.“ Meinte Selena ängstlich und hackte eben 2 Vögel mit einmal durch.

„Wenn wir fliehen, können wir gleich aufgeben. Sie würden uns getötet haben, bevor wir den Waldrand auch nur erreichten.“ Warnte Alex vor und schnitt weiter mit dem Schwert durch die Luft.

Jeder Schlag von ihm saß, aber es waren immer noch viel zu viele. Die Vögel gaben nicht nach und ihnen ging langsam die Kraft und Puste aus. Sie schwitzten bereits am ganzen Körper und Schweiß rann ihnen die Stirn herab. Ihre Haare klebten förmlich an ihrer Stirn fest. Selena fuhr eben mit ihrem Schwert durch einen Vogel hindurch, als sie ein schwaches Beben unter ihren Füßen wahrnahm.

„Spürst du das?“ hakte sie zu Alex gewandt nach.

„Was?“ wollte dieser schreiend wissen, weil er eben drei Vögel niederstreckte.

„Der Boden bebt.“ Erwiderte Selena und versuchte das Beben genauer zu definieren.

„Das bildest du dir sicherlich nur ein!“ rief er und wich einer Massenattacke der Vögel aus, die ihn sonst den Arm abgehackt hätten.

Selena spürte es erneut, „nein, das bilde ich mir nicht ein!“

Sie wich einem Vogel aus und versuchte das Gefühl der Erde noch einmal zu fühlen. Als es das Dritte mal bebte, wurde ihr klar was es war.

„Alex komm mit!“ rief sie und zog ihn am Arm.

Alex wusste gar nicht wie ihr geschieht, eilte ihr aber nach, weil er aus seinem Kampf gerissen wurden war, „ich sagte doch fliehen bringt nichts!“

„Das tu ich auch gar nicht!“ antwortete Selena und sprintete durch den Wald und sprang über einen gefallenen Baum drüber weg.

Alex hatte keine große Schwierigkeiten ihr zu folgen und zur gleichen Zeit noch Vögel abzuwehren, doch er wusste nicht wo sie ihn hinführte.

Sie durchbrach einen dichten Busch und hielt inne. Als sie den See vor sich sah und Alex, der neben ihr erschien, packte sie ihn an der Hand und sprang mit ihm den Wasserfall hinunter. Die Vögel sirrten hinter ihnen her, doch als sie in den Wassermassen verschwanden, wussten sie nicht mehr nach was sie suchen sollten oder wem sie folgen sollten. Sie breiteten sich über dem ganzen See aus und trafen auf ihre Kameraden, die wild auf etwas im Wasser einhakten. Axana war abgetaucht und versuchte so lang wie möglich unter Wasser zu bleiben, doch sie war keine ausgezeichnete Schwimmerin und besonders nicht Taucherin. Sie mochte das Wasser, doch sie konnte nicht lange die Luft anhalten. Jedes Mal wenn sie auftauchen musste, hakten mehr Vögel auf sie ein, da sie scheinbar wussten wo sie auftauchen würde. Ihr blieb keine Zeit länger Luft zu holen und so schwand auch die Hoffnung langsam dahin noch etwas ausrichten zu können. Vor allem packte sie langsam die Angst der Erschöpfung, die sie bereits überkam. Neben ihr tauchte plötzlich etwas großes auf. Erschrocken wollte sie eben nach oben stoßen und aus dem Wasser verflüchten, da packte das etwas sie am Fuß und zog sie mit. Sie wollte schreien, doch damit verschluckte sie Wasser und die Luftblasen traten an die Wasseroberfläche, wo gleich wieder Vögel einhackten. Ihr wurde schwarz vor Augen und als sie aufgeben wollte, brach sie durch die Wasseroberfläche und schnappte hörbar nach Luft. Sie befand sich am Ufer des Sees. Hustend richtete sie sich neben Alex auf, dem es ähnlich ging. Selena war die Einzigeste, die unter Wasser atmen konnte. Sie musste beide mit sich an Land gezogen haben. Tropfnass richtete sich Axana keuchend auf und sah den Vögeln schreiend entgegen. Gerade als sie nur noch einen Meter von ihnen entfernt waren, stieß eine gewaltige Wassermauer aus dem See auf und beschützte sie. Die Vögel wurden mit der Welle nach unten gerissen, die die Wassermauer auslöste, als sie zusammenbrach. Selena stellte sich mit den Füßen ins Wasser und sah den Vögeln entgegen, die ein paar Augenblicke zögerten. Die Vögel im Wasser strampelten und versanken dann in der Tiefe. Sie waren zu schwer zum Schwimmen. Selena richtete ihr magisches Wasserschwert auf die Vögel und rief ihnen zu, sie sollten verschwinden, oder ihnen würde das Selbe wie ihren Kameraden drohen. Doch sie ließen sich nicht beeindrucken. Sie sirrten durch die Luft und genau auf sie zu. Selena stieg mit einer Wasserwelle in die Luft auf und verschlang alle Vögel vor ihr mit einem Ruck. Als sie aus dem See entstieg, keuchte sie geschafft und musste sich erst setzen. Sie war zwar trocken, aber doch sehr geschafft.

„Was war spitze, Selena.“ Lobte sie Axana, die versuchte sich kraftlos aufzurichten.

„Wollen wir nur hoffen, dass sie wirklich im See bleiben.“ Knurrte Alex und sah in die Tiefe hinab.

„Sie werden da nicht sterben oder vernichtet.“ Meinte Selena und schaute auf das Wasser hinaus, „ich werde sie wieder nach oben schießen müssen, denn sie gehören nicht in den See.“

„Wie bitte? Du willst die wieder freilassen?“ konnte es Axana nicht fassen.

„Der See hat mich darum gebeten. Er möchte keine Eindringlinge in seinem Reich haben.“ Erklärte Selena ruhig und gelassen.

„Das heißt wir dürfen gleich wieder weiter kämpfen?“ fragte Axana nach, die sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.

„Nein, keine Sorge. Ich bat den See sie kurz zu beherbergen bis Toya da ist und ich sie dann wieder freilassen kann.“ Antwortete Selena und streckte sich geschafft.

„Eine gute Idee.“ Nickte Alex und steckte sein Schwert ein, „wir sollten nicht ruhen. Die anderen sind auch in Gefahr und brauchen sicherlich unsere Hilfe.“

Selena und Axana nickten und standen auf. Selena verbeugte sich noch einmal vor dem See, bevor sie mit den anderen Beiden weiterging um den Freunden zur Hilfe zu eilen.
 

Zur selben Zeit begann Nisola bereits auf die Knie zu gehen. Die Vögel rasten mit einer Affengeschwindigkeit auf ihren Schutzwall zu, der dabei nur noch sperrlicht dicht hielt.

Vallen atmete schwer und war nicht mehr ansprechbar. In Nisola machte sich auch eine Müdigkeit breit. Sie wusste, falls Vallen einschlafen würde, würde sie das ebenfalls. Sie versuchte ihn voll zuschreien und ihm eine Antwort zu entlocken, doch es kam nur ab und an ein Stöhnen oder Seufzten. Er schien sie weder zu hören noch wahrnehmen zu können.

Nisola betete zu den Göttern ihnen Hilfe zu senden, doch keiner würde ihren Ruf hören. Keiner der Götter durfte direkt ins Geschehen eingreifen, das war ihnen verboten. So blieb Nisola nur die Hoffnung einer ihrer Freunde würde kommen und helfen.

36. Kapitel

Kapitel 36
 

Nisola zuckte zusammen als ein Vogel auf den Schild zusteuerte und begann einzuhaken. Sein Schnabel war so scharf, dass er mit dem Schnabel den Schild durchbohrte, jedoch zum Glück noch nicht weiter kam. Jetzt begriffen die anderen Vögel wie sie den Schild instabiler machen könnten. Sie schossen auf den Schildwall zu und bohrten ihre spitzen Schnäbel hinein, solange bis ihr Schnabel den Wiederstand durchbrach.

"Vallen! Was soll ich nur machen?" schrie Nisola, die ihre ganze Willenskraft mittlerweile für den Schild verwenden musste.

"Du musst zurückschlagen. Greif sie an!" erwiderte er keuchend und konnte sich nur einen Müh aufrichten.

"Ich weiß nicht wie ich das anstellen soll! Wenn ich angreife, dann verwende ich zu viel meiner Kraft dafür, die ich dem Schild abziehen muss." antwortete sie und zuckte zusammen, als die Vögel mit einem Ruck vom Schild abliesen, eine Runde drehten und den Schildwall jetzt von Hinten attackierten.

Nisola badete mittlerweile im Schweiß und die Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie merkte, dass ihr die Kraft ausging und ihr Körper mit jeder Minute müder wurde. Vallen der verletzt am Boden lag war nicht gerade eine große Hilfe für sie. Wieso konnte ihr auch niemand zeigen, wie man magische Kraft richtig lenkt und beherrscht! Toya war einfach nicht der richtige Trainer für sie in dem Bereich. Er konnte ihnen vielleicht die Kampfkunst lehren, aber nicht wie man mit dem Wasser umging oder Magie richtig einsetzte. Nisola war fast soweit zu verzweifeln, als durch das Dickicht vier Gestalten brachen.

"Vorsicht!" war das Erste, was sie schreien musste, bevor Lyiana, Zucca, Lou und Georg von den Vögeln zerhakt wurden.

"Kommt rein!" rief sie den Vieren zu, die verwirrt zu ihr herüberstarrten.

Die Vögel wendeten sich nun vollständig den Neuankömmligen zu und zu Nisolas Entsetzen brachten diese einen weiteren Schwarm dieser Vögel mit.

Georg, Zucca und Lou zogen ihre Waffen, nur Lyiana rannte auf Nisola zu, als sie Vallen auf dem Boden liegen sah. Nisola lies den Schild für den Bruchteil einer Sekunde sinken, so das Lyiana ohne weiteres hindurchrennen konnte.

"Was ist geschehen?" fragte sie Nisola, die nur mit dem Kopf schütteln konnte und sich wieder dem Schild zuwenden musste.

"Was sind das für Dinger?" hakte sie jetzt an Lyiana gewannt nach.

"Scheinbar hat man es auf uns abgesehen. Wir kämpfen schon ne ganze Weile gegen sie, aber es scheint als würde die Herde kein Ende nehmen." murmelte Lyiana nachdenklich und betrachtete einen Metallvogel, der genau vor ihrer Nase die ganze Zeit auf das Schild einhakte.

Sie sah zu Georg, Zucca und Lou hin, die mit den Schwerten versuchen so viel wie möglich von den Vögeln zu Boden zu strecken. Doch sie wusste, dass irgendwann ihnen die Kräfte ausgehen würde. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Als ihr Blick auf Nisola fiel, merkte sie deutlich den Grad von Erschöpfung, den sie bald erreichen würde. Wusste Toya was hier vorging und war er bereits auf den Weg um sie zu retten? Sicherlich war er das! Aber was wenn nicht? Lyiana stutzte bei dem Gedanken, dass Toya vielleicht nicht kommen könnte. Und wo waren Selena, Alex und Axana? Ob ihnen etwas zugestoßen war? Sie sah zu Zucca hin, die mit voller Wucht drei Vögel in der Mitte teilte und lächelte. Jedenfalls schien es Alex gut zu gehen. Was mit Selena war konnte sie ohne Dimitri nicht sagen und was mit Axana war wusste sie durch Georg, der etwas schnaufte, aber scheinbar unverletzt war.

"Achtung!" platzte Vallen heraus und Lyiana sprang zur Seite.

Einer der Vögel hatte sich ein Loch durch den Schutzwall geborgt. Nisola bemerkte es und verwendete ihre Konzentration darauf das Loch wieder zu schließen, was einiges an Energie verbrauchte. Das Schild begann zu flackern und Nisola sah zu, wie Lyiana den Vogel vernichtete.

"Ich halte das keine 5 Minuten mehr aus, Lyiana. Ich kann nicht mehr." erklärte sie ihr schwitzend, doch etwas ruhiger.

Vielleicht auch deswegen, weil ihr die Kraft zur Panik ausging und sie sich nur noch auf den Schildwall konzentieren musste. Sie blickte kurz hinter ihre Schulter um die Vögel zu beobachten, die nur darauf warten hier einzudringen und eine Schwachstelle zu finden. Nur eines war klar; diese Tiere hatten eindeutig die besseren Chancen als sie. Sie waren einfach in der Überzahl.

"Wo stecken die Anderen?" rief Zucca zu ihnen hinüber.

"Wir haben keine Ahnung. Wir dachten, sie wären vielleicht bei euch gewesen." murmelte Nisola, die immer leiser wurde, weil sie sich auf den Schutzschild konzentrieren musste.

Lyiana sah besorgt drein. Sie musste die Ruhe bewahren, wenn sie das nicht tat wer dann?

37. Kapitel

Kapitel 37
 

ALex führte beide Mädchen durch den Wald. Sie hatten sich gemeinsam dafür entschieden den Anderen zur HIlfe zu kommen. Faglich war nur, ob sie noch rechtzeitig auftauchen würden. Alex konnte es kaum erwarten in den Kampf zu ziehen und hielt auch nicht inne um mal kurz zu verschnaufen oder zu rasten. Die Mädchen mussten seines Achtens einfach mal Schritt halten und die Zähne zusammenbeißen. Axana schnaupfte hörbar, zeigte aber keine Anzeichen von Schwäche. Sie hatte sich von ihrer Tauchaktion weitesgehends gut erholt. Selena lauschte auf die Umgebung und hoffte in keinen unerwartenden Gegenangriff hineinzugeraten.

"Scht!" lies Alex sie vernehmen und anhalten.

Er kniff die Augen etwas zusammen, "dort vorn sind sie. Zieht eure Waffen!"

Selena und Axana taten wie ihnen geheißen und folgten Alex weiter durch den Wald. Jetzt konnten sie auch Kampfgeschrei wahrnehmen und nur wenige Schritte danach stießen sie bereits zu den Anderen. Als sie sich in den Kampf mit einschmischten, hatte keiner von ihnen die Zeit auf die Umgebung näher zu achten. Die Vögel attackierten die Neuankömmlinge augenblicklich und Lyiana vernichtete jeden Vogel, der es wagte durch Nisolas Schutzwall zu dringen. Diese hielt sich wiederum kaum noch auf den Beinen. Vallen war schon nicht mehr bei Bewusstsein und was die anderen mutigen Kämpfer und Kämpferinnen anging, ihnen ging ebenfalls langsam die Puste aus. Das einzig Gute an der Sache war, sie waren wenigstens alle zusammen, eine Truppe die bis zum Ende um jedes Leben kämpfen würde. Wind zog auf und brauste durch die Bäume, doch die Vögel liesen trotzdem nicht von ihnen ab. Der Wald selber war machtlos gegen die Feinde, auch wenn er deutlich vernehmen lies, dass er von den Eindringlingen nicht begeistert war. Lyiana erschauderte. Gegen diese Übermacht hatten sie allein einfach keine Chance. Sie sah dem Kampf mit wachsender Mutlosigkeit entgegen. Plötzlich wendete sich Nisola ihr zu, die scheinbar die Angst der Kameradin gespürt hatte.

"Sag ihnen sie sollen in den Schild kommen." hauchte Nisola kaum hörbar und ihr Gesicht hatte mittlerweile fast alle Farbe verloren.

"Wie soll das ge..?" wollte Lyiana nachfragen, doch Nisola schrie sie jetzt an.

"Ich sagtte du sollst sie in den Schild holen!"

lyiana zuckte spürbar zusammen, sah zu den Anderen hin, die sie schon eigenartig musterten. Sie holte tief Luft und wiederhlte die Anweisung jetzt spürbar lauter, damit jeder von ihnen es hören konnte.

Ein paar wollten noch ihr Widerwollen ausdrücken, doch der Rest zig sie bestimmend mit in den Kreis. Nisola atmete hörbar ein und aus. Als der Letzte von ihnen den Kreis endlich durchschritten hatte, schloss sie die Augen, minimierte den Schutzkreis auf das Nötigste und stabilisierte ihn. Jetzt konnten sie die eisernen Vögel bewundern, die nur Zentimeter von ihnen entfernt auf den Schild einhakten. Es waren so viele, dass man den Wald hinter ihnen nicht mehr erkennen konnte, nur Vogelkörper weit und breit.

"Nisola was hast du vor?" wollte Axana besorgt wissen.

Diese atmete noch einmal kurz durch, bevor sie zu sprechen begann, "ich werde ihnen gleich Klangwellen entgegenschleudern. Da ihr im Kreis seit dürfte euch normaler weise nichts wiederfahren. Trotzdem bitte ich euch euer Trommelfell zu schützen. Wenn es schief geht müsst ihr weiterkämpfen."

"Klangwellen?" wunderte sich Selena fragend.

"Nisola hat recht, es ist vielleicht unsere einzigste Chance sie zu verjagen, auch wenn wir sie dadurch nicht besiegen." überlegte Lyiana nicht lange.

Sie segnete Nisolas Plan sofort ab und die Truppe wünschte ihr viel Glück. Das Einzige was sie jetzt tun konnten war abwarten und zu hoffen, dass es gelingen würde. Wenn Nisola diese Welle erschaffen hatte, war auch klar, dass ihr Schutzschild sie nicht länger beschützen würde können. Doch das Risiko war einen verzweifelten Versuch währt. Nisola nickte zu den Anderen und schloss dann ihre Augen. Sie konzentrierte sich auf ihre Energie.

Das Kraftfeld begann zu schwanken und löste sich in eine Luftwelle auf, die in allen Richtungen ausströmte. Die Vögel wurden von der Welle erfasst, erzitterten und begannen danach wild mit den Flügeln zu schlagen. Die Truppe hielt sich immer noch die Ohren zu, was sicherlich dazu beitrug ihr Trommelfell zu retten. Die Vögel flatterten aufgebracht herum und wurden agressiv und nervös. Nisola hebte die Arme über den Körper, lies eine zweite Welle auftauchen und auf die Vögel zuströmen, dann sackte sie zusammen. Lou und ALex fingen sie mit jeweils einer Hand auf, damit sie wenigstens ein Ohr weiter schonten. Der Lärm verklang, die Vögel erstarrten in der Luft und als hätte eine Hummel sie gestochen flohen sie in alle Richtungen davon. Die Truppe lies die Finger sinken. Die Jungs legten Nisola vorsichtig ab und zogen ihre Schwerter. Vielleicht würden sie gleich erneut angegriffen werden, sie waren noch nicht außer Gefahr.

"He, was treibt ihr da?" rief eine männliche Stimme von oben und Toya kam im Sturzflug mit Dimitri in ihre Mitte geschoßen.

Er fing sich leichtfüßig ab und schaute leicht verstört in die Runde. Ein kleiner Vogel flatterte eben aus den Bäumen davon, der sich scheinbar dort noch aufgehalten hatte. Toya musterte den eisernen Vogel und blickte nun besorgt in ihre Gesichter. Das war kein gutes Zeichen.

Er wusste, dass er jetzt, wenn solche Kreaturen sie bereits angriffen, etwas unternehmen musste. Nachdenklich und etwas traurig bügte er sich zu Nisola und untersuchte sie.

"Wir kehren zurück zur Hütte." erklärte er kurz, hob sie auf und flog mit ihr in die Luft.

Alex nahm den bewusstlosen Vallen in seine Arme und gemeinsam stießen sie sich vom Boden ab, um mit Toya umzukehren.

38. Kapitel + Danksagung

Kapitel 38
 

Es dauerte zwei Tage bis sowohl Vallen als auch Nisola wieder bei Bewusstsein waren. Toya selber hatte sich zwar riesig über ihr Erwachen gefreut, aber nicht wirklich zum Ausdruck gebracht. Das Erste was er daher tat war, ihnen einen langen Vortrag über Sicherheit und Vernunft halten und das Fliehen manchmal eine bessere Lösung sei als ein direkter Kampf. An dem Abend, als sie beide das Bewusstsein wieder erlangt hatten, zog sich Toya nach dem Abendbrot in seine Räume zurück und dachte viel über alles nach. Er wusste, dass er morgen seine Entscheidung treffen musste, das den weiteren Verlauf ihrer Ausbildung anging, doch er konnte sich nicht wirklich ermutigen es ihnen beizubringen. Ob sie so eine Entscheidung einfach hinnehmen würden war fraglich. Klar, sie mussten sich wohl oder übel fügen, doch hatte Toya nicht die Absicht sie zu zwingen. Er hatte kaum die Gelegenheit gehabt in Ruhe nachzudenken, ob er auch richtig handeln würde und sie mit seinem Vorhaben nicht in noch größerer Gefahr bringen würde, als es bereits schon dämmerte. Es hatte eigenartiger weise, was sehr selten auf diesem Planeten war, die ganze Nacht durchgeregnet und der Boden war leicht gefroren. Toya musste am Morgen erst einmal ein Feuer im Kamin entfachen, damit auch keiner seiner Schüler fror. Axana und Selena waren die ersten Mädchen, die an seine Tür klopften, um das Essen wie jeden Morgen vorzubereiten. Georg folgte nur wenige Minuten später, mit der Absicht der Erste bei Tisch sein zu können und um sicherlich Axana bei ihrer Arbeit zu begutachten, was Toya in letzter Zeit immer mehr aufgefallen war. Eigentlich waren ihm die Beziehungen die seine Schüler untereinander hegten ziemlich egal, solange es harmonisch war. Doch das ein oder andere Mal konnte er sich bei verschiedenen Situationen ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er wusste auch, dass die Situation zwischen Vallen und Nisola immer noch sehr angespannt war und nicht wirklich Sympathie von beiden Seiten ausging. Daher hatte er die Nacht wirklich stark an seinem Vorhaben gezweifelt, gerade diese Beiden zu einem Team zu vereinen, doch die Verbindungen der Götter liesen es aus verschiedenen Gründen einfach nicht anders zu. Die Beiden taten ihm dabei schon irgendwie leid, aber das Schicksal wollte es manchmal anders, als man es selber wünscht. Heute morgen gab es Spiegelei, Speck und frisches Weißbrot. Eine Zusammenstellung, die bei den Jungs sehr beliebt war und Axana freute sich jedes Mal aufs Neue, wenn ihr Kochtalent so sehr gelobt wurde. Normalerweise quatschte sie mit Selena ausgelassen, während sie das Essen zubereiteten, jedoch war es heute morgen eigenartig still gewesen, als wussten sie bereits, dass Toya ihnen eine wichtige Mitteilung zukommen lassen musste. Eine Entscheidung, die alles bisherige etwas verändern würde. Oder vielleicht verströmte er eine Art negative Energie, die die Mädchen beunruhigte, weshalb sie nur ab und an sich flüsternd über Sachen austauschten, wie Gewürze. Georg duselte in seinem Stuhl etwas vor sich hin, was auch sehr ungewöhnlich war, denn was Essen anging war er immer hell wach. Toya betrachtete den Jungen näher und stellte zu seiner Verwunderung Augenringe bei ihm fest, die darauf hindeuteten, dass Georg nicht viel geschlafen hatte die letzte Nacht. Ob er auch so lange über alles gegrübelt hatte? Toya schüttelte den Kopf und seufzte so leise wie möglich. Er musste es ihnen dann gleich sagen und es graute ihm einfach unsetzlich davor, sie zur eigenen Sicherheit fortschicken zu müssen. Weg von ihm, damit sie eine bessere und vorallem sichere Ausbildung erhalten können. Er seufzte erneut, sah zum Fenster hin und bemerkte Bewegungen vor seinem Haus. Der Rest der Truppe war im Anmarsch. Er lies den Blick zur Tür wandern, wo es eben klopfte und die restlichen 4 Jungs, in Begleitung der Mädchen eintraten. Sie sahen alle ausgelassen aus, auch wenn etwas müde. Als sie Toyas Blick erwiderten, nickten sie ihm höfflich zu und ließen sich an dem Tisch fallen, wo sie ihre Stammplätze einnahmen. Nisola sah immer noch etwas weiß im Gesicht aus, doch deutlich besser als gestern Abend. Toya war erleichtert, dass sich seine Schützlinge so schnell erholten und scheinbar keinen bleibenden Schaden von dem Kampf davon getragen hatten. Axana und Selena tischten großzügig auf und stellten frische, aufgewärmte Milch in großen Kannen auf dem Tisch ab. Lou nahm die zwei Kannen in die Hände, umrunde einmal den Tisch und goß jedem eine Tasse voll Milch ein. Alex nahm sich seine Tasse und nippte an ihr. Er war kein Milchtrinker, doch er fügte sich jeden Morgen seinem Schicksal, weil Toya ihm erklärte hatte wie wichtig Milch für die Knochen eines guten Kämpfers sein. Daher genehmigte er sich auch immer noch eine zweite Tasse Milch, wobei er sich nach dem letzten Schluck erst einmal richtig schüttelte. Zucca die ab und an schon gern Milch trank tat es ihm gleich. Auch nur deshalb, weil sie eine starke Kämpferin werden wollte und dabei keine Zeit hatte um auf Kalorien näher zu achten. Lyiana nahm sich eine Scheibe Brot und löffelte sich Eier und Speck auf ihren Teller. Ihr war es egal was die anderen davon hielten, dass sie gerne viel aß, denn sie musste nicht wirklich auf ihre Linie achten. Sie verschwendete, wenn sie auch ganz ehrlich war, keine Sekunde daran, dass sie dick sein könnte bei ihrem Körper. Sie konnte einfach alles essen und das ein oder andere Mal sah sie auch den neidigen Blick eines der Mädchen, wenn sie aufhören mussten mit essen, weil sie ja unbedingt auf ihre Figur achten wollten. Lyiana schüttelte den Kopf als sie Axanas Blick aufnahm, der etwas unglaubwürdig auf ihren vollen Teller starrte. Die anderen waren genauso schlank wie sie. Sie mussten nur essen wollen, das war alles. Dann würden sie schon merken, dass sie nicht zunehmen würden. Sie aß in Ruhe ihre erste Scheibe auf, genehmigte sich dann eine Zweite und wenige Minuten später sogar in aller Seelenruhe die Dritte. Toya selber hatte sich eine Scheibe hinuntergewürgt. Nicht weil es nicht gut schmeckte, nein ganz im Gegenteil, Axana war eine gute Köchin und Selena eine sehr gute Assistentin, doch seine Gedanken ließen ihn an diesem Morgen einfach nicht in Ruhe, weshalb ihm der Hunger rasch vergangen war.

Er räusperte sich leise. Obwohl er wetten könnte, das dies niemand so wirklich hätte hören können, wendete jeder am Tisch sein Gesicht in seine Richtung. Es war an der Zeit ihnen zu offenbaren, was jetzt geschehen wurde nach all den schrecklichen Ereignissen der letzten Wochen.

"Ich muss mit euch reden." meinte er erneut räuspernd, doch mit fester Stimme als erwartet.

Er musste sich wirklich zusammen nehmen nicht plötzlich mit seiner Stimme zusammenzusacken, doch dies hier war ein zu ernstes Thema und keinen seiner Schützlinge würe entgehen, dass es so wahr.

"Was ist denn geschehen?" wunderte sich Axana, die Toya selten so ernst reden gehört hatte.

Toya sah sie an, strafte seine Schultern, damit er die Worte deutlich herüberbringen konnte, die ihm so schwer fielen, "ich muss euch trennen."

"WAS?" schrie die versammelte Mannschaft entsetzt.

Toya schloss für einen Augenblick die Augen, sah zum Fenster, holte tief Luft und begann mit seiner Eröterung, "es ist folgender Maßen; in letzter Zeit sind sehr viele Angriffe auf euch geschehen. Der Stier und die stymphalische Vögel waren dabei eines der größten Probleme der letzten Wochen. Ich habe mich mit den Göttern beraten müssen und sie befahlen, dass jeder von euch seine eigene Ausbildung antreten soll. Das war schon vor ein paar Tagen beschlossen wurden, auch ohne den letzten Angriff auf euch. Ich sollte mir den Zeitpunkt selbst aussuchen, an dem ich euch dazu bereit befinde diese Ausbildung anzufangen."

"Wie bitte? Du meinst das ernst? Du schickst uns weg?" wollte Selena fast erstickt wissen.

Toya nickte ernst und erklärte weiter, "ich hatte dieses Vorhaben etwas hinausgezögert, weil ich dachte, es würde euch gut tun noch etwas zusammenzusein. Doch der letztere Vorfall hat mir gezeigt, dass ich euch schon längst hätte wegschicken müssen. Es ist auch nicht für immer und ihr werdet auch nicht allein gehen. Jeweils ein Junge wird euch begleiten bei eurer Ausbildung und ich hoffe, dass ihr dadurch eure Fähigkeiten weiterentwickeln werdet."

"Wie lang soll diese Ausbildung gehen?" fragte Lyiana ganz ruhig nach, während sie weiter aß.

"Wie kannst du in so einer Situation eigentlich essen?" fauchte Axana sie an.

Lyiana zuckte mit den Schultern, "vielleicht kommen wir bis heute Abend nicht mehr dazu. Außerdem schmeckt es mir."

Toya lächelte in sich hinein. Wie gut das Axana und Lyiana kein Team würden bilden müssen. Das würde in einem Hahnenkampf nur ausarten. Er lächelte in die Runde, um ihnen damit Mut zu machen.

"Die Ausbildungszeit beträgt in etwa vier Monate. Es kommt auf jedes Team selber an, in welche Zeit und an welchen Ort ihr geschickt werdet. Bei dem einen können es auch nur drei Monate sein, bei dem anderen gar ganze sechs. Ich habe mich mit mehreren Großmeistern beraten und davon fünf gefunden, die euch ausbilden würden. Natürlich ist es kein leichtes Unterfangen, aber wenn ihr wiederkommt, könnt ihr euch sicherlich gegen diese Angriffe ohne große Probleme zur Wehr setzen und Zeus Prüfung bestehen." bei den letzten Worten sah er Lyiana noch einmal etwas tiefer an, die dann nur ihren Blick auf die Tischplatte senkte.

Axana und Selena warfen sich einen Blick zu und fragten dann zugleich, "wieso muss jeder von uns allein gehen? Können wir nicht zusammen das Training absolvieren?"

Toya lächelte schwach und schüttelte erneut mit dem Kopf, "leider nicht. Jeder von euch hat andere Stärken und Schwächen. In der bevorstehenden Ausbildung geht es darum eure Stärken zu entdecken und auszubauen und eure Schwächen zu erkennen und zu lernen mit ihnen umzugehen. Daher werden wir in zwei Stunden aufbrechen. Ich werde euch zu den Zeittoren bringen, die für euch aktiviert wurden. Die Teams gehen aus den Verbindungen der Götter hervor." beendete er seine Erklärung.

Nisola sprang auf, "das ist nicht euer ernst? Ich soll vier Monate allein mit Vallen eine Ausbildung absolvieren? Das könnt ihr mir nicht antun!" der letzte Satz kam fast schon flehend herüber. Toya seufzte, sah sie dann ruhig an und nickte, "ich verstehe deine Angst Nisola, aber es ist wichtig das du mit Vallen genauso umgehen kannst wie mit den anderen Jungs. Du sollst ihn nicht lieben lernen, aber ihr sollt euch akzeptieren können. Im Endkampf gegen Chronos macht werdet ihr alle 10 zu einer Einheit verschmelzen müssen. Jeder wird sich auf jeden verlassen müssen können und da dürfen keine negativen Gefühle das Ganze zusätzlich erschweren. Ich möchte das du die Ausbildung beginnst und ihr eure Streitigkeiten bald möglich ablegt. Es geht hier nicht nur um eure Zukunft, sondern um die der gesamten Bevölkerung von Ogias." Toya stand auf, wies auf die Tür und seine Schützlinge verließen wortlos und nachdenklich seine Hütte.

Toya schaute ihnen nachdenklich hinterher. Er war froh, dass es zu keinem größeren Streit deswegen gekommen ist und selbst Nisola sich seinem Willen gebeugt hatte, auch wenn nicht gerade mit einem Lächeln. Doch nur so konnten sie zu einer Einheit werden und ihre Fähigkeiten optimal ausbauen.
 

Zwie Stunden später wie vereinbart versammelten sich seine Schützlinge wieder vor seinem Haus. Jeder trug eine kleine Reisetasche bei sich, die Wechselsachen und etwas Essbares beinhalteten. Die Mädchen waren alle sehr still und Selena, dass konnte Toya deutlich erkennen, hatte geweint. Toya würde sie gern aufmuntern, doch was sollte er ihr auch groß sagen? Das alles nur halb so schlimm ist und vier Monate schnell vergehen würden? Nun ja für Selena sogar nur drei Monate. Vielleicht würde sie das aufmuntern. Schweigend führte er seine Truppe über die Felder. Es nieselte leicht, störte aber nicht weiter. Dafür flogen keine Insekten herum und lenkten sie von ihrem Marsch ab. Toya hatte es gewiss nicht wirklich eilig hinauf auf den Berg zu kommen, doch leider musste der Berg nur eine halbe Stunde Fußmarsch von seinem Haus entfernt sein. Immer noch schweigend stiegen sie den Berg hinauf. Ihr Lehrer miet es den anderen ins Gesicht zu sehen. Vielleicht wollte er Selena nicht auch noch weinen sehen, wenn er ihr Schlurzen schon hören musste. Er wusste jedoch, dass es Zucca nicht das Geringste ausmachte zu gehen. Sie hatte nicht so eine enge Bindung zu den anderen Mädchen. Sie fühlte sich in Gesellschaft der Jungen deutlich wohler, das wusste Toya bereits. Zucca würde unbeschwert durch das Tor treten und Alex würde sie auch noch begleiten. Manchmal fragte er sich, ob die beiden nicht ein Liebespaar waren und er es nur nicht mitbekommen hatte. Doch auch wenn es so sein sollte, hatte er nichts dagegen. Sollten sie doch das gemeinsame erkämpfte Jahr genießen, wenn sie es unbedingt wollten. Toya richtete wieder seinen Blick nach vorn. Die Tore standen bereit auf dem Hügel. Seine Schüler blickten zu ihnen hinauf. Jedes Tor hatte eine andere Farbe. Lyiana musste schmunzeln. Sie konnte sich denken, dass jede Farbe zum jeweiligen Kämpfer gehörte und sie sicherlich durch das grüne Tor gehen musste. Als sie oben angekommen sind wendete Toya sich ihnen zu, holte noch einmal ruhig tief Luft und erklärte den Rest, den sie für ihre Reise wissen mussten. Aus seiner Hosentasche holte er fünf Briefumschläge hervor, alle mit einem Namen versehen.

"Wenn ihr durch diese Tore schreitet, werdet ihr erst wieder zurück kommen können, wenn eure Zeit abgelaufen ist. Jedes Paar von euch erhält eine Uhr, die die Zeit, die noch vor euch liegt anzeigt. Ich hoffe das wird etwas helfen alles etwas im Auge zu behalten." er griff mit seiner rechten Hand nun ebenfalls in seine andere Hosentasche und holte 5 weiße Armbanduhren hervor.

Danach richtete er den Blick auf das ihm nächststehenste Tor. Es trug die Farbe schwarz.

"Zucca, dies ist dein Tor. Du wirst für 4 Monate in die Welt hinter diesem Tor eintreten, gemeinsam mit Alex versteht sich. Dein Ansprechpartner ist Großmeister Otaro. Er wird auf der anderen Seite auf dich warten. Behandle ihm mit dem nötigen Respekt, auch wenn er etwas eigenwillig aussieht." lächelte Toya, reichte ihr Brief und Uhr, "den Brief übergibst du ihm bitte."

Zucca nickte und trat auf das Tor zu. Sie wollte scheinbar keine Zeit verlieren und ehe Toya sich versah, war sie mit Alex hindurchgegangen.

Etwas enttäuscht, das sie sich nicht mal nach ihrem Lehrer umgesehen hatte, wandte er sich nun dem nächsten Tor zu. Einem gelben.

"Axana das ist dein Tor. Du wirst für 5 Monate durch dieses Tor gehen und Meister Karumaru deine Aufmerksamkeit und Gehör schenken." meinte Toya und reichte Brief und Uhr ihr.

Axana schluckte, trat auf das Tor zu, packte Georgs Hand und ging hindurch. Toya schaute ihr ruhig nach, lächelte leicht und wendete sich nun dem blauen Tor zu. Selena, die seinen Blick auf sich ruhen sah machte einen Schritt auf ihn zu, nahm Brief und Uhr ab und wartete auf seine Anweisungen.

"Du Selena wirst für nur 3 Monate durch das Tor gehen." lächelte Toya und sah wie Selena hörbar aufatmete, "dafür wirst du Meisterin Vii unterstellt sein. Du wirst sie vielleicht nicht gleich als Meisterin erkennen, aber unterschätze sie nicht."

Selena nickte langsam bei seinen Worten, packte ebenfalls die Hand ihres Partners und ging gemeinsam mit Dimitri hindurch. Jetzt waren nur noch zwei übrig. Er wendete sich dem rosafarbenen Tor zu, woraufhin Nisola auf ihn zutrat. Vallen traute sich nicht an ihre Seite zu treten. Sie nahm Uhr und Brief entgegen und wartete auf seine letzten Worte, bevor sie ging

"Du Nisola wirst die längste Ausbildung genießen. Eine sechs Monate lange Ausbildung in Magie und Disziplin. Ich hoffe du wirst dich gut eingliedern können. Dein Lehrmeister wird Atarin sein. Du solltest von der ersten Minute an auf ihn hören, ich warn dich nur vor." meinte Toya etwas strenger, "und pass auf dich auf die 6 Monate, ja?"

Nisola schaute ihn etwas verwundert an, weil sie etwas in seiner Stimme bemerkte, was sie nicht wirklich deuten konnte. Sie nickte ihm zu, winkte Vallen heran und schritt durch das Tor, nur wenige Meter entfernt von Vallen. Toya seufzte und wendete sich nun der letzten Schülerin zu. Lyiana, die das grüne Tor bekommen würde.

"Lyiana, deine Ausbildung wird etwas anders für dich sein als erwartet. Aber ich weiß das du damit gut umgehen lernen wirst. Sie wird 4 Monate dauern und ich hoff Lou wird dir eine gute Hilfe sein, deine Hürden zu meistern." Liyana nahm Uhr und Brief entgegen.

Sie drehte sich auf dem Absatz um, nahm Lous Hand und ging mit ihm hindurch, in das Ungewisse hinein. Was auch immer sie erwarten würde, sie würde durchhalten müssen. Das wusste sie und sie wollte es auch schaffen.

Toya sah nun auch der Letzten hinterher, blickte auf seine Uhr und stellte sie punkt genau darauf ein, in 90 Tagen zu klingeln. Egal in welcher Welt die anderen Schülerinnen von ihm waren. Die Zeitverschiebung erlaubte manchen mehr zu lernen als Anderen, doch es war ordnungsgemäß zugeteilt wurden und er erhoffte sich große Erfolge davon. Wie dem auch sei, in 3 Monaten würden sie alle wieder durch das Tor zurückkommen und sicherlich um einiges reifer und erfahrener als jetzt.
 


 

Danksagung:
 

Jetzt da ich den ersten Teil von „die Erbinnen der göttlichen Magie“ muss ich unbedingt noch etwas loswerden! Und zwar DANKE DANKE DANKE an alle Leser die meine Geschichte gelesen haben. Danke an die Leute, die Kommis da gelassen haben und ein Danke an die, die Bilder zur der Geschichte malen. Ich danke euch für diese Unterstützung.

Ein besonderer Dank gilt vor allem meinem lieben Movie, der sich ganze Wochenenden für mich frei nehmen musste um mir all meine Fragen über die griechische Mythologie zu beantworten und der Nächte lang da saß, meinen Vorschlägen für die Weiterführung der Geschichte zuhörte und stets mich auf verschiedene Dinge hinwies, die ich beachten müsse. Ich danke dir ganz herzlich dafür, dass du dir so viel Zeit für mich genommen hast *verbeug*

Ein weiterer Dank geht an Max_Gooroo und Biggie die sich die Mühe machen die Geschichte in ihrer Freizeit nach und nach Korrektur zu lesen, so dass wenn alles fertig ist ich auch noch eine überarbeitete Version online stellen werde.

Ein weiterer lieber, recht herzlicher Dank geht an Franzi die wirkliche Selena, an Mandy die wirkliche Axana, an Susi die wirkliche Zucca und an Lydia die wirkliche Lyiana.

Danke für eure Unterstützung und Lesebereitschaft.
 

Ich freue mich schon darauf euch nach der langen Pause endlich Teil 2 präsentieren zu können ;) schaut einfach in meine Fanfics rein, müsste unübersehbar sein.



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Von:  Skycrusher-X7
2009-02-01T10:34:29+00:00 01.02.2009 11:34
Also ich habs endlich mal geschafft den Rechner wieder hinzubekommen und wie verprochen hab ich gelesen ^-^
Ich find das wirklich klasse und werde auch sicher noch die anderen Kapitel durchlesen ^-^
Weiter so! ^-^
Von: abgemeldet
2009-01-29T18:20:11+00:00 29.01.2009 19:20
also, ich finde deine geschichte echt genial. Die ist echt super geworden... hab zwar bis jetzt nur den ersten teil gelesen, (weil zeitmangel und keine richtige lust^^') aber zur zeit kann ich mich ni losreisen^^
am besten gefällt mir dei zucca (warum nur^^)...
Also, mach weiter so, den nächsten kommi gib es im zweiten teil, und der wird vielleicht etwas länger^^

HDL de Alex
Von:  Freell42
2009-01-11T00:10:25+00:00 11.01.2009 01:10
@ [[Lady_Angel]]:
Also ne Regel, wie lange ein Kapitel gehen soll, wird es nie geben. ;P
Von daher ist diese Kritik nichtig.

im Prinzip schreib man sowas klein.
Hingegen In Briefen, E-Mails usw. kann das Anredepronomen "ihr, euch" usw. auch großgeschrieben werden.

Doch da dies hier eine Fantasygeschichte ist, und es um mittelalterliche Rangformen wie "König, Prinzessin" usw. geht, gibt es in der Deutschen Rechtschreibung eine Sonderregel:
Solche Anreden werden immer groß geschrieben.
Der sogenanten "Großschreibung bei veralteter Anredeform".
Von:  Crimson_Shades
2009-01-09T22:05:49+00:00 09.01.2009 23:05
Auch wenn sie wütend ist, würde eine Prinzessin soetwas nicht sagen.
Und warum wird „KLATSCH!“ in Anführungsstriche geschrieben?
Sagt das jemand?

Nya, ansonsten finde ich es gut, dass Zucca Axana mal in ihre Schranken weisst. ^^
Von:  Crimson_Shades
2009-01-09T21:39:07+00:00 09.01.2009 22:39
>>„Setz dich bitte Lyiana.“ bat der Mann sie höfflich.>>
Höflich?

>>Lyiana, die das Mädchen hieß, errötete etwas leicht und setzte sich eilig wieder hin.>>
Ich finde dieses "die das Mädchen hieß", irritierend, sollte es "wie" heißen?

Naja, ansonsten wurden die anderen Punkte eigentlich schon genannt.
Aber ansonsten gefällt es mir gut. ^^
Von:  Crimson_Shades
2009-01-09T21:12:29+00:00 09.01.2009 22:12
Erst einmal ist das Kapitel wirklich arg kurz.
Dann hast du gleich in den ersten zwei Sätzen die Zeit gewechselt, wenn ich dass richtig sehe.
Ja, ansonsten wieder Zeichensetzung und ein bisschen mehr Beschreibung.
Oh und noch eine Frage:
>>"Prinzessin ihr müsst mir folgen. Ihr seit in großer Gefahr. Wenn die Untoten euch sehen Prinzessin, dann werden sie euch töten!">>

Müsste man nicht "Ihr" und "Euch" groß schreiben?
Also: "Prinzessin, Ihr müsst mir folgen. Ihr seid in großer Gefahr. Wenn die Untoten Euch sehen, Prinzessin, dann werden sie Euch töten!"
Von:  Crimson_Shades
2009-01-09T20:47:33+00:00 09.01.2009 21:47
Mit der Prinzessin kann es ja wirklich lustig werden. ^^
Die Zeitsprünge sind manchmal schon einwenig verwirrend, da stimme ich [[Congaemon]] zu.
Ansonsten kann ich mich auch weiterhin anschließen, dass du viel mehr hättest beschreiben können.
Und auf Wortwiederholungen musst du achten.
Ansonsten ist mir die Prinzessin wirklich sympathisch. ^^

Von:  Crimson_Shades
2009-01-09T20:27:55+00:00 09.01.2009 21:27
Die Erzählperspektive gefällt mir gut, es hat etwas...
Ich weiß nicht, es wirkt irgendwie, als ob der Märchenonkel etwas aus seinem großen Märchenbuch vorliest. XD
Ansonsten musst du wirklich auf die Zeichensetzung achten. Natürlich kann es vorkommen, dass man mal ein Komma vergisst, da muss man eben aufpassen.
Ja, ansonsten gut. ^^
Von:  Crimson_Shades
2009-01-09T20:13:03+00:00 09.01.2009 21:13
Also, auch ich finde den Prolog nicht schlecht, klingt sehr interessant.
Das mit der Zeichensätzung ist mir allerdings auch aufgefallen, am besten schaust du da noch einmal drüber.
Ansonsten lese ich mal gleich weiter ^^
Von: abgemeldet
2009-01-08T19:28:46+00:00 08.01.2009 20:28
Zunächst habe ich das Gefühl das du viele Zeitsprünge hast, das hat mich ein bisschen verwirrt.
Sie denkt, oder sie dachte. Für eines solltest du dich entscheiden. ^^
Wie schon gesagt, die Zeichensetzung muss überarbeitet werden.
Ich denke auch, dass ich nicht ganz in die Zielgruppe passe.
Allerdings mag ich die Idee der Geschichte. Die Prinzessin ist recht eigenwillig. ^^ Könnte interessant werden, wenn sie auf die vier anderen trifft.
Allerdings würden einige Beschreibungen mehr der Geschichte auch ganz gut tun. Sie ist mir persönlich auch etwas zu schnell.


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