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Die Chroniken der Verlorenen

Sturmvogel
von

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Hogwarts

An dieser Stelle hätte Godric Gryffindors Geschichte enden können.

Das Basiliskengift ist bis in die heutige Zeit eines der tödlichsten Gifte der Welt. Nicht einmal das Gift des Drachenblut übertrumpft die Tötungszeit jenes Giftes. Aber das soll hier nicht Thema sein.

Der nächste Morgen brach fröhlich und heiter über dem kleinen Dörfchen Hogsmeade herein. Die Sonne beleuchtete mit ihrem warmen, hellen Licht die schlammigen Wege, die bereits nach kurzer Zeit begannen, auszutrocknen.

Die Überreste des Brunnens und die Spuren des Kampfes waren bis dahin noch nicht weggeräumt. Sonne durchflutete die vielen Steinbrocken, die auf dem Marktplatz verstreut lagen. Die Spuren, die der Basilisk gemacht hatte, als er durch den Matsch gekrochen war, waren noch immer tiefe Furchen um Gesamtbild und noch immer lag der leblose Körper gefesselt und doppelt geknebelt auf dem Platz.

Neugierige Kinder waren bereits näher herangegangen und hatten den Basilisken beäugt. Immerhin hatte er ganze sieben Jahre lang ihr Dorf terrorisiert. Ein paar Mutige hatten auch schon die ersten Berührungen getätigt mit großen Stöcken, die die Kinder zentnerweise aus dem Wald schleppten.

Noch in der gleichen Nacht hatte Rowena die Fesseln für das Tier verdoppelt und ihm gleich noch den Mund und die Augen verschnürt. Alles eigentlich unerheblich und unwichtig, da Godrics Schockzauber ohnehin die Ohnmacht des Tieres aufrecht erhielt, aber wer konnte das schon genau wissen.

Jetzt saß Rowena mit der genesenen Helga am Tresen und löffelte eine heiße Brühe aus Fleisch und anderen Kochresten, die jedoch vorzüglich schmeckte.

Das Gesicht der Blonden zu ihrer Linken war kalkweiß und ausgemergelt. Ganze acht Tage lang hatte sie nichts festes zu sich genommen und wirkte nun verwittert. Ihre Augen waren blutunterlaufen und von dunklen Schatten umgeben.

In eine einfache Decke gehüllt löffelte sie schweigend ihre Suppe und hörte dem Gespräch einiger Gäste zu.

Denn seit langer Zeit war Toms Schänke mal wieder gut gefüllt.

Gut zwei Dutzend Gäste saßen und standen im Schankraum an Tischen und tranken etwas. Manche aßen auch etwas, das für Rowena aussah, als hätte Tom eine Sau grob gehackt auf einen Teller geklatscht, aber es schien zu schmecken. Vermutlich war das die Art des Hauses, dachte sie.

Sieht schlimmer aus als es ist.

Tom selbst wischte wie immer Gläser und lächelte sie an.

Er schien seit langem einmal richtig glücklich über das volle Haus und die volle Kasse. Vor allem aber darüber, dass es endlich gelungen war, den Basilisken zu fangen und auszuschalten. Er hatte Hoffnung, dass die Zukunft Hogsmeades als rosig beschieden war. Natürlich hatte er seinen Rettern ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt und eigenhändig vier Zimmer hergerichtet, die jetzt seine Pracht- und Vorzeigeexemplare waren. Doch in einem, und das wusste er nur mit Bedauern, lag ein tapferer Mann, der um sein Leben kämpfte.

Als er zu Helga sah bemerkte er dort eben dieselbe Sorge wie Sekunden zuvor bei ihm.

Scheinbar machten sie sich alle Sorgen.

„Hört mal...“, begann er mit leiser Stimme und fuhr sich mit der behaarten hand über das lichte, braune Haar.

„Ich kann verstehen, dass ihr euch Sorgen macht, aber...Ich finde, Ihr solltet etwas essen, Helga.“

Sie sah auf.

„Wie kann ich essen, wenn Godric in Lebensgefahr schwebt?!“

Rowena sah sie mitleidig an, fasste sie dann aber an der Schulter.

„Ganz einfach. Mund auf, Löffel rein und runter damit! Das Leben geht weiter, Helga...Auch wenn Godric...wenn er...“

„Sag es nicht!“, rief sie und schlug ihre Hand beiseite.

In dem Moment betrat Salazar den Schankraum.

Sein Haar war gekämmt, aber immer noch strähnig. Sein Gesicht wirkte fahl und eingefallen. Der rote Striemen auf seiner Wange leuchtete richtig im Kontrast zu seinem Konterfei. Der normalerweise gepflegte Bart wirkte struppig und zerzaust und der rechte Arm hing in einer Schlinge aus Bettlaken.

Im ganzen Lokal war es schlagartig still, als der Doktor die Treppen herunter stieg, die bei jedem Schritt rhythmisch knarrten.

Er genoss den Ruhm und die Verehrung, die in den vielen Blicken lag. Auch die Blicke seiner besorgten Mitreisenden, die ihn erreichten, sobald er in Sichtweite war.

„Und?!“, fragte Helga und brach damit die Stille.

Er blickte ernst, aber nickte.

Godric würde durch kommen.

Und jetzt brandete eine Welle der Erleichterung durch den Raum, als sich alle Gesichter so langsam zu einem schmalen, verschmitzten Grinsen verzogen. Viele wollten es nicht wahrhaben, aber ihre Helden waren wohlauf.

Einige Frauen weinten hinter vorgehaltener Hand vor Freude und die wenigen Kinder, ein Junge und ein Mädchen, zelebrierten Godrics Namen und tanzten ausgelassen im Kreise.

Dem Wirt jedoch ging die meiste Sympathie zu, denn er weinte einfach stumm vor Glück vor sich hin.

„Ich bin...Ich bin froh...“, schniefte er und putzte sich mit dem dreckigen Spültuch die Nase.

Nur um dann gemächlich an ebenjenem Glas weiter zu wischen.

„Wie geht’s ihm?!“, fragte Rowena.

„Den Umständen entsprechend.“

Slytherin setzte sich rechts neben Ravenclaw und zog sich einen Krug Butterbier und eine Schale Suppe heran.

„Obwohl ich aus ärztlicher Sicht objektiv sagen muss, dass nicht mehr sehr viel gefehlt hätte. Godric lag halb im Sterben als ich ihn endlich behandeln konnte.“

„Was ist denn eigentlich passiert?!“, fragte Tom.

„Der Basilisk hat sein tödliches Gift gespuckt, als meine Versuche, mit ihm zu verhandeln, gescheitert waren. Er hatte es auf den kleinen Thermofilius Black abgesehen, der zufällig zu uns gestoßen war.“

Helgas Gesicht wurde leichenblass.

„Ist er...“

„Nein. Keine Angst. Unser heldenhafter und leider auch ziemlich unvorsichtiger Freund dort oben hat sich dazwischen geworfen und mitsamt seinem Schwert die Ladung abgefangen. Leider jedoch hatte er vergessen, dass ein solches Gift schon bei bloßem Hautkontakt wirkt.“

Er machte eine Pause und trank einen Schluck.

„Jedenfalls...Als ich ihn untersuchen wollte, zeigte sein Körper bereits die ersten Begleiterscheinungen des Giftes.“

Tom zog die Brauen hoch, während Helga die Frage stellte, die sie alle dachten.

„Was meinst du damit?!“

„Na ja...Das Basiliskengift ist normalerweise binnen Minuten tödlich. Godric muss es geschafft haben einen Gegenzauber zu sprechen, noch bevor er seinen Schockfluch ausgesprochen hat, der das Tier ja bekanntermaßen kampfunfähig gemacht hat. Das Gift jedenfalls hat sich leider in seiner Lunge gesammelt und ist dort eingeschlossen worden. Und hier ergibt sich auch unser erstes Problem...“

„Das Gift war in der Lunge!“, konstatierte Tom.

Salazar nickte.

„Und genau das ist das Problem, verehrter Tom! Gift im Körper ist sehr gefährlich. Vor allem Basiliskengift. Aber das schlimmste, was man machen kann ist, es in einem Organ einzuschließen. Zwar wird dadurch die Zirkulation durch den Körper größtenteils verhindert, aber man schädigt das betroffene Organ dauerhaft.“

Rowena wandte sich an ihn.

„Heißt das, Godric trägt schwere Schäden davon?!“

Slytherin grinste.

„Nein. Ich habe es geschafft, das Gift vollends aus seinem Körper zu entfernen. Jedoch dort, wo es sich eingebrannt hat, nämlich seinem linken Handgelenk und Unterarm, werden Narben zurückbleiben.

Leider Narben von der Sorte, die selten gut verheilen und verblassen. Er wird also sein Leben lang sehen, was das Gift ihm antat.“

„Hauptsache, er lebt.“, flüsterte Helga und begann nun endlich zu essen.

„Und was ist mit Euch, Doktor?!“, fragte Tom und wies auf die Schlinge um den Arm des Magiers.

„Ach...“, Salazar winkte grinsend ab. „Ein kleiner Stein, der meinte, mir den Arm zertrümmern zu müssen. Nichts weiter...“

„Aber wieso hast du ihn nicht geheilt?!“

Rowena hatte bereits ihren Zauberstab gezückt, aber er warf ihr einen vernichtenden Blick zu.

„Das habe ich bereits. Ich habe die Knochen nachwachsen lassen müssen, damit der Arm sich vollends regeneriert. Und ich wünsche keine weitere Einmischung.“

„Ähm...“

Sie zog resignierend und verängstigt den Zauberstab zurück und verstaute ihn sicher in der Innentasche ihres Umhangs.

„Wie lange wird Mr. Gryffindor ruhen müssen?!“, rief einer der Schankgäste.

Es war ein untersetzter, kleiner Mann mit Rauschebart, der genauso grau war wie seine langen Haare. Sein Gesicht war kreisrund und die Wangen leicht gerötet vom Alkohol der durch seine Venen pulsierte.

Er hielt demonstrativ einen Krug Butterbier in der Hand und nahm einen tiefen Zug, während sich der Doktor seine Antwort überlegte.

„Ich denke, er wird heute Abend aufstehen können. Spätestens in drei Tagen sollte er wieder komplett auf dem Damm sein.“

Ein Lachen ging durch die Runde und viele Krüge Bier wechselten Besitzer und Inhaltsmenge. Fröhlich und jauchzend feierte das Dorf Hogsmeade seine vier Helden und behandelte sie wie Könige.

Überall wo sie hinkamen, wurden sie ausgelassen begrüßt und bekamen Geschenke, ob der Rettung des Dorfes. Und wenige dachte noch an die Gefahr, die von dem leblosen Stück Schlange ausgehen konnte.
 

Erneut sind wir an einem Punkt angelangt, wo man die Geschichte getrost beenden könnte. Die vier Zauberer hatten das Dörfchen Hogsmeade befreit, die Kunde vom Sieg machte sehr schnell die Runde. Bald wusste der gesamte Norden Englands und beinahe ganz Schottland um ihre Heldentat und auch dort zelebrierte man die Namen der tapferen Recken, die ihr Leben riskiert hatten, ein kleines Dörfchen zu retten.

Bewunderung und Neid gaben sich jedoch die Klinke in die Hand. Und bald schon war es für Tom an der Tagesordnung, mindestens einen Hausierer aus seiner Schänke zu werfen, da sie immer wieder zu Godric und Salazar wollten, um diese herauszufordern.

Schwerverletzte herausfordern, dachte er und schnaubte, während er den Krug wischte. Niemand griff Schwerverletzte an. Nur Feiglinge.

Rowena hatte es sich derweil zur Angewohnheit gemacht, mit dem Leiter der Bibliothek vor Ort zu korrespondieren und sich dessen Wissen anzueignen. Ihr schmales Büchlein, das sie stets mit sich trug, wurde, je länger sie in Hogsmeade blieben, immer dicker und dicker. Ihre Schrift war jedoch immer ordentlich und leicht schräg, weshalb man die Sprüche und Bewegungen sehr gut lesen konnte.

Ein Vorteil, wie es sich später herausstellen sollte.

Helga verbrachte den Großteil ihrer Freizeit damit zu genesen und die Pflanzenwelt des Dorfes zu genießen. Jede Blume, jeder Strauch, bekam einen Namen zugeteilt und erhielt die uneingeschränkte Liebe dieser Frau, deren Seele einen so dunklen Schatten beherbergte. Sie dachte noch oft an ihren Vater und ihre Mutter.

Wie es ihr wohl gehen mochte?!

Immerhin hatte Ambrosia Hufflepuff sie im Hass verstoßen und seither hatte sie nichts gehört. Insgeheim, so dachte sie noch heute, hatte sie doch gehofft, dass ihre Mutter wenigstens versuchte, sie zu finden oder in Erfahrung zu bringen, ob sie alleine reiste oder mit anderen. Aber wie sollte sie das können?!

Sie wusste ja nicht, wo sie überall gewesen war.

Vielleicht würde sie jedoch durch die Rettung des Dorfes von ihr erfahren und ihr endlich schreiben. Sie sehnte sich danach, wusste aber auch, dass ihre Mutter wahrscheinlich noch voll der Trauer und des Hasses ihr gegenüber war. Schließlich war Vatermord eines der schlimmsten Verbrechen Englands.

So streifte sie einsam durch die Wälder und Lichtungen, auf der Suche nach Tieren und unbekannten Pflanzen, als sie schließlich eine Entdeckung machte, die man durchaus als folgenschwer bezeichnen könnte:

Sie war gut eine halbe Stunde lang einem dicht bewachsenen Wanderweg gefolgt, der sich quer durch den gigantischen Wald und dessen Lichtungen zog. Die Luft war feucht und stickig und durch die Sonne, die jetzt von ihrem Zenit hinab brannte, verschlimmerte sich der Zustand ihrer Wunde zusehends.

Zwar war sie schon fast wieder verheilt, aber hin und wieder geschah es, dass das vergiftete Fleisch unter der neuen Haut begann zu faulen und eiterte. So auch jetzt. Normalerweise hätte Slytherin das nun mit einem Schneidefluch aufgeschnitten, den Eiter herauslaufen lassen und wieder neu vernäht. Aber hier in der Wildnis blieb ihr nichts als weiterzugehen und einen schattigen Platz zu suchen.

Sie ging durch hüfthohes Gras und leicht strichen die Spitzen der Halme ihre Handfläche entlang, als sie an einer gigantische Trauerweide vorbeikam. Deren Blätter waren vollends abgefallen und ein kahles Monument aus Zweigen und starken Ästen begrüßte sie, als sie endlich das Tal sah.

Das Tal, wo Godric seine Schule bauen konnte!

Der Wald hörte gut zweihundert Meter hinter ihr auf und gab den Blick frei auf ein flaches Tal mit kurzem Gras und einem riesigen See. Auf der Oberfläche spiegelte sich fröhlich die goldene Sonne und ein kleiner Berg erhob sich vor ihrem Auge. Dicht bewachsen mit unzähligen Kräutern stand er da und wartete regelrecht, dass man ihn bebaute.

Der ideale Ort für eine Schule, die nicht gefunden werden darf, dachte sie und wandte sich sogleich um. Das musste sie Godric erzählen.
 

Als Godric die Neuigkeit um diesen Ort hörte, sprang er übermütig von seinem Krankenlager und begann begeistert seine Pläne wieder aufzunehmen, die er in jener Nacht am Feuer in die zweite Reihe verbannt hatte. Wie ein Berserker schienen seine Gedanken umherzufahren und er versuchte so genau wie möglich in seinen Vorstellungen zu sein. Unterstützung und begeisterten Anklang fand er jedoch bei Tom und einem Stammgast, den sie schlicht den „stillen“ Jacob nannten.

Doch Jacob war alles andere als sein Spitzname. Er quasselte für sein Leben gerne mit allem und jedem, sodass er selbst so tat, als hätte er vom Hausbau eine Ahnung und beriet Godric in aller Form.

Zumindest bis sein Bier alle war oder seine Frau ihn am Schlafittchen aus dem Lokal zerrte.

So entstand das ehrwürdige Schloss Hogwarts in binnen drei Stunden gestaltlicht in dem Kopf von Godric Gryffindors.

Eine Vision, so real sie auch wahr, es blieb eine Vision, dachte Slytherin und trank sein Butterbier aus.

Noch am selben Nachmittag brach die Gruppe der vier Reisenden wieder aus Hogsmeade auf. Eingehüllt in saubere und warme Reiseumhänge standen sie am Ortsausgang und blickten gemeinsam wehmütig und fröhlich auf das Dorf zurück.

Tom hatte sie bis zu diesem Wege begleitet und jedem von ihnen die Hand eifrig geschüttelt, ehe sie sich umgedreht hatten.

Und jetzt, obgleich der Mann ungemein massig war und sein Blick so unbarmherzig wie der eines Folterknechts, so sahen sie doch dicke Krokodilstränen seine Wangen hinunterlaufen. Er hatte nicht verstehen wollen, dass sie nur ein paar Tage fort sein würden und er schon einmal die nächsten Stews aufsetzen sollte.

Tomas Duncan sah seinen neu gewonnen Freunden hinterher und vermisste sie schlichtweg. Dennoch schien auch in seinem Gehirn ein Kampf zu toben. Die eine Seite sagte, er sollte sie aufhalten, er sollte verhindern, dass sie dieses Schloss bauten. Es konnte nur zu Unheil führen. Unheil für die Welt und für die Welt der Zauberer, die noch im Verborgenen geblieben war.

Godric würde mit dieser Schule sehr bald schon ein nicht geringes Maß an Aufmerksamkeit erlangen und schon bald würden die Menschen wieder Jagd auf die Magier und Hexen machen, deren Kinder an der neuen Schule für Hexerei und Zauberei brillierten.

Die andere Seite in Tom fand diese Schule eine gar wunderbare Erfindung. Endlich musste sich niemand mehr Ausreden einfallen lassen, weshalb seine Söhne nicht zur Schule gingen und die Töchter nicht nähen mussten.

Du machst dir zu viele Gedanken, schalt er sich und wandte sich um.

Er hatte ein Geschäft weiterzuführen.

Und ein Schicksal zu erfüllen. Jedoch wusste er das zu diesem Zeitpunkt nicht. Doch war es elementar wichtig, die Gründer nicht zu warnen.
 

Die Reise zu der Anhöhe, die Helga gesehen hatte, erwies sich als einfacher als sie gedacht hatten. Godric ging voran, seinen Zauberstab gezückt und wachsam wie immer, während ihm die beiden Damen nebeneinander folgten.

Slytherin ging als Nachhut und versuchte sich bildlich vorzustellen, wie diese Schule beschaffen sein sollte.

Sie brauchten so viel zum bauen und nichts fand sich hier. Sie würden ihre gesammelten Kräfte bis zur Grenze brauchen, um so viele Materialien heranzuschaffen und zu verarbeiten. Auch wenn ihm noch ein Rätsel war, wie das gehen sollte.

Als sie alle auf dem Hügel standen und auf das Tal hinunter blickten, bemerkte er, dass in Godrics Blick wieder ein Feuer lag. Diesmal jedoch ein wohliges Feuer, ausgelöst durch das Glück und die tiefe Freude, die er empfand.

„Es ist perfekt...“, flüsterte er und schwang seinen Zauberstab.

Die drei Übrigen zuckten zusammen, als sie die Magie spürten, die sich plötzlich surrend bemerkbar machte. Slytherins Augen wurden groß, als er feststellte, dass es Gryffindor war, der eine solche Masse an Magie ausströmte.

„Lasst uns beginnen. Bauen wir eine Schule!“, rief er und seine Stimme hallte über das Tal.

Und die Arbeiten begannen.

Drei geschäftige Tage und Nächte lang zauberten sie wie die Besessenen und bewegten schweren Steingrund aus dem nahegelegenen Gebirge, gruben Höhlenmassive aus und rührten mit dem Wasser des Sees und dem Sand aus den Gruben schweren Mörtel an, der die festen Steine verband.

Es dauerte nicht lange, da stand das Haupthaus des heutigen Hogwarts. Natürlich noch grau und farblos und kalt, aber es stand. Gryffindor betrachtete das Werk der Vier und lächelte.

„Wir haben es geschafft, meine Freunde. Da vorne steht die Basis für unser Streben. Der Weg...Das Ziel...“

Er sinnierte noch gut zwanzig Minuten so weiter, während Salazar die Außenseite der Steine in ein dunkles Schwarz tauchte und den Türmen ihre Spitzen aufsetzte. Die Innenarbeiten hatten die beiden Damen übernommen und schufen gewaltige Torbogen in vollendeter Pracht und unzählige Treppen, die auf Belieben der Gründer ihre Richtung änderten.

Gerade Slytherin, der sich für die Einrichtung der Schule nicht wirklich interessierte, stellte sich als Meister des starken Willens heraus und konnte den Treppen am besten eine Richtung aufzwingen.

Godric hatte sich derweil auch am Ausbau beteiligt und schuf nun in zwei der Türmen große saalähnliche Räume mit Sitzgelegenheiten und einer Feuerstelle. Die Schlafräume hatte Rowena, weise wie sie wahr, bereits gebaut, da sie den Herren der Schöpfung nicht über den Weg traute, was die Schlafplätze der Schüler anging.

Die Klassenzimmer, so beschlossen sie, sollten im Haupthaus auf fünf Stockwerke aufgeteilt werden. Das höchste stellte ein Klassenzimmer in Nordturm des Schlosses da, wo Salazar plante, ein paar Stunden das Wahrsagen zu unterrichten.

Allerdings, so riet ihm seine innere Stimme, sollten es nur die talentiertesten Reinblüter lernen, damit man nicht in die Verlegenheit kam, zuzugeben, dass Muggelstämmige besser waren im Unterricht und auch in der Praxis.

Die Klassenzimmer wurden alle gleich schlicht eingerichtet. Schwere Holzstühle und Tische sollten den Kern bilden. Godric setzte sich mit den Zwergen und Kobolden in Verbindung, zu denen er ein besonders enges freundschaftliches Verhältnis hatte und überredete sie, ihnen Tafeln zu bauen. Es dauerte nicht lange und jeder Klassenraum besaß eine solche.

Rowena lieh sich Bücher aus den umliegenden Dörfern und fertigte magische Kopien davon an, ehe die Äbte beschlossen, sie gleich im Schloss zu verwahren, da sie dort ohnehin geschützter wären als in den Klöstern und Dorfbibliotheken.

Und das waren sie.

Drei Tage hatten die Magier geschuftet und als nun der Tag nahte, wo die Fertigstellung des riesigen Schlosses nahe war, da kamen sie noch einmal zusammen und machten ein Feuer.

Ihre Gesichter waren bleich und ausgezehrt. Helgas Wunde war zwar verheilt wie die von Godric, aber sie schien zu schwächeln und schlief recht schnell ein, als der Mond wieder sein helles Licht auf ihre Schlafstätte warf.

Rowena wollte sie hinein bringen und so blieben Godric und Salazar im Grase liegen und lauschten den Grillen, die vor sich hin zirpten. Weit in der Ferne hörte man ein leises Hufgetrappel und leise heulte ein Wolf in der Nacht.

„Ist unser Schloss nicht wunderbar?“, seufzte Godric und lächelte vor sich hin.

„Wohl wahr...“

„Rowena sagte, du hättest Keller eingerichtet...Gedacht als Kerker...Stimmt das?“

Salazar nickte.

„Ich wollte ein eigenes Domizil haben. Ihr solltet euch vielleicht auch eines besorgen, du und die Damen.“

„Warum wolltest du das?!

„Ich brauche einen Raum ganz für mich alleine. Wo ich studieren und forschen kann, aber auch ruhen, wenn mir danach ist. Eine Art Büro, wenn du es so willst.“

Einen Moment lang schien Godric nicht wirklich begeistert. Er fand den Gedanken komisch, sich ein eigenes Büro zu schaffen, wenn er doch am liebsten rund um die Uhr die Zeit mit seinen Schülern verbringen würde. So vieles gab es zu lehren und nur so wenig Zeit.

„Nun gut...“, sagte Godric schließlich doch. „Ich lege mir auch so ein Büro an.“

Lächelnd schloss Slytherin die Augen.

Noch ehe der nächste Tag angebrochen war, hatte das Schloss vier weitere Räume hinzugewonnen.

Jeder der vier hatte sich seinen eigenen Raum gestaltet. Gryffindor in einem Turm nahe dem Gemeinschaftsraum des Hauses Gryffindor, wie sie am Abend festgelegt hatten.

Jeder war der Hauslehrer seines eigenen, nach ihm benannten Hauses und hatten sein Büro dementsprechend in der Nähe.

Und bis heute ist diese Tradition ungebrochen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mara_Black
2009-01-21T22:07:18+00:00 21.01.2009 23:07
Deine kapitel kommen immer grundsätzlich 12 Stunden früher on als angekündigt =)
Find ich gut - so bin ich immer erste beim kommentieren XD

Diesmal überlasse ich das Meckern über Rechtschreibfehlerchen wieder anderen. Steht mir bei meinen Tippfehlern eh nicht zu, zu motzen. ^.~

Toms Art des Hauses klingt lecker! Ich will auch ein Stück grob gehackte Sau... *Hunger*
Und du bist ganz sicher, dass es nicht Hogs-Meat - "Wildschwein-Fleisch" heißt? ;-)
Obwohl, ich hab's mir anders überlegt: Falls das Schwein mit dem Spültuch in Berührung gekommen ist, würd ich's nicht mehr essen wollen!!!

Wie niedlich, Helga macht sich Sorgen. *_*
Und Rowenas Sarkasmus ist wirklich herzallerliebst. XD
Aber Goderic geht's wieder besser. *erleichtert ausatmet*
Gott sei Dank! Nicht noch mehr Tote...
Btw: Wie viele Bettlaken waren den für eine Armschlinge von Nöten? O.o

Die Hausierer sind mir unsympathisch. Schwerverletzte heraus zufordern ist wirklich nicht die feine Englische... aber Feige würde ich es auch nicht nennen. Eher hinterhältig? Skrupellos? Ô.ô Mies auf jeden Fall!

Helga ist wirklich eine arme Socke. Mir tut es furchtbar Leid für sie, dass ihre Mutter sich so wenig für sie einsetzt oder sich kümmert. Wenigstens einen Elternteil, der sich um einen sorgt sollte doch jeder haben. Hoffe, ehrlich gesagt, Ambrosia Hufflepuff bekommt auch noch ihr Fett weg!

Mh... das Tal klingt irgendwie zu schön um es mit einem Bau zu verunstalten. So *überleg* unberührt, ursprünglich. Gut, man merkt, ich habe den Tag mit Wiederholung von Romantik, Empfindsamkeit und Sturm & Drang verbracht... >.<

Jacob ist lustig! Spielt der noch eine größere Rolle? Gute Nebencharas sind wie Salz in der Suppe - und eben so schwierig synthetisch herzustellen.

Der Bau von Hogwarts dagegen erinnert mich an die eine Geschcihte aus "Schwert & Harfe", wo der Baumeister das riesige Monument aus Monoliten baut. Nur ist deine Bauschilderung wesentlich kompakter. =)

Aber in nur 3 Tagen ganz Hogwarts! WOW!
*beeindruckt desu*
Und die Idee mit den Arbeitszimmern gefällt mir sehr. Auch wenn Salazars Kerker zur Spekulation verleiten, dass sie auch als solche in seinem Plan noch eine Rolle spielen mögen - eben so wie der betäubte Basilisk...

Ah, so. Noch ein letzter Tipp fürs Layout. Was würdest du davon halten, die Überleitungen des Chronisten fett-kursiv zu setzen? Mich bringen die Zwischeneinwürfe, weil ich sie in einem mit der restlichen Story lese immer aus der Handlung heraus, weil der Stil der Grammatik dann immer schlagartig wechselt. Soll aber auch nur ein Vorschlag sein^^

So, ich geh jetzt auch mal schlafen. Gute Nacht!
Hdl


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