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Fr!ends T!ll The End

Because ! Really Love You
von

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Chapter Eleven

~*Isi’s POV*~
 

Ich sah nur stumm in Sams Gesicht. Dann drehte ich mich komplett um und vergrub mein Gesicht in ihrem Hals. Ich ließ die Tränen einfach weiterkommen. Ich wusste, dass Sam mich festhalten würde, bis ich mich beruhigt hatte. Das tat sie immer. Sie war immer für mich da. Sie wirkte so stark auf mich. Ob sie nur so tat? Ob sie dachte, dass sie für mich stark sein musste? Dankbar wäre ich ihr dafür auf alle Fälle gewesen, auch wenn das eigentlich egoistisch war. Sie fing nur selten an zu weinen. Ich konnte sie nur selten in meinen Armen halten und warten bis ihre Tränen versiegten. Während es mir so gut wie jeden Tag schlecht ging. Sie tröstete mich dauernd.
 

Wir saßen da eine ganze Weile. Vielleicht zehn Minuten. Oder auch 15. Ich wusste es nicht genau. Das war ja im Moment eigentlich auch egal. Wichtig war, dass sie da war. Wichtig waren gerade nur wir beide. Sam hielt mich die ganze Zeit ganz nah bei sich. Sie strich mir sanft über den Rücken und sagte kein Wort. Sie wusste was ich brauchte. Sie wusste, dass ich in solchen Moment nichts hören wollte wie „Alles wird gut…“ oder ähnliches. Denn nichts konnte gut werden. Zumindest nicht, was Jon anging. Er war tot, was sollte da noch gut werden? Am Tod war nichts gut, außer, wenn man wirklich gelitten hat und der Tod einen erlöste. Aber Jon hatte nicht gelitten. Wenn er nicht so sehr zugerichtet worden wäre, dann wäre er vielleicht noch bei mir. Aber das war nicht der Fall. Diese Schweine mussten auch noch auf ihn eintreten während er schon fast bewusstlos am Boden lag. Ich hasste sie. Wie konnten sie mein Leben so zerstören?
 

Dann hatte ich mich irgendwann beruhigt. Man konnte nur noch meinen stockenden Atem wahrnehmen. Aber Sam ließ mich trotzdem nicht los. Sie beugte sich nur leicht zurück und sah mich an.
 

„Geht’s wieder?“, fragte sie mich leise und sah mir dabei besorgt in die Augen. Ich nickte leicht und atmete noch einmal tief durch.
 

„Ja…danke…“, kam es nur schwach von mir zurück. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich hatte noch nie viel Kraft gehabt. Dann wandte Sam ihren Blick ab und ich folgte diesem. Sie sah auf das Grab. Sie sah nachdenklich aus.
 

„Ist das….das Grab…von deinem besten Freund?“, wollte sie sich vorsichtig erkundigen. Sie sah mich nicht an. Sie sah einfach nur auf das Grab. Auf die Blumen, auf den Stein. Auf den Schriftzug.
 

„Ja…“, war alles, was ich an aufklärendem Material hervorstoßen konnte. Irgendwie wollte ich gerade nicht darüber reden. Es war schwer für mich über Jons Tod zu reden. Auch wenn ich es Sam schon kurz und knapp erzählt hatte, aber es war für mich gerade nicht der richtige Zeitpunkt.
 

Sam sah mich an und überlegte ob sie noch etwas sagen sollte, aber scheinbar merkte sie, dass ich das nicht wollte. Ich wollte nicht ausgefragt werden. Ich wollte in dem Moment auch nicht bemitleidet werden. Ich wollte einfach nur trauern. Ich wollte einfach nur vermissen.
 

Langsam ließ ich Sam los und setzte mich neben ihr auf den Rasen. Ich sah auf das Grab. Dann kurz zu ihr. Dann wieder auf das Grab.
 

„Wenn du willst, dann können wir das alles auch auf morgen verschieben…“, entwich es dann leise ihren Lippen. Ich sah sie an. Sie sah auf den Grabstein und hatte wahrscheinlich den Todestag bemerkt. Ich nickte nur leicht.
 

„Ja, das wäre mir lieber…“, seufzte ich leise und schloss die Augen. Wir hatten es endlich geschafft vielleicht mal über ihren Geburtstag zu reden und dann machte ich alles wieder kaputt. Aber ich konnte nicht so tun, als wäre ich glücklich, wenn ich trauern wollte. Ich hatte gedacht, dass ich es schaffen würde, aber ich hatte mich geirrt. Mal wieder hatte ich mich geirrt. Ich hatte es bisher noch kein einziges Mal geschafft nicht in Tränen auszubrechen wie eine Verrückte.
 

„Okay…“
 

Ich sagte nichts mehr. Ich ließ mich nur rücklings ins Gras fallen uns sah in den Himmel. Ob Jon gerade auf mich hinab sah? Vielleicht saß er gerade auf dieser einen Wolke direkt über mir und beobachtete mich. Vielleicht freute er sich, dass ich an ihn dachte. Oder, dass Sam für mich da war. Vielleicht war er aber auch traurig, weil ich so am Ende war. Aber dann hätte er es sicherlich regnen lassen. Aber es sah kein bisschen nach Regen aus. Die Sonne knallte und es waren nur wenige Wolken am Himmel. Dieses Mal passte das Wetter ausnahmsweise mal nicht zu meiner Stimmung. Vielleicht wollte mir der klare Himmel etwas mitteilen. Vielleicht wollte mir Jon damit etwas mitteilen. Vielleicht sollte ich nicht zu viel trauern. Immerhin wollte ich, dass es Sam gut ging und das konnte ich sicherlich nicht erreichen, wenn ich den ganzen Tag Trübsal blasen würde. Vielleicht sollte ich versuchen mich abzulenken. Es würde mir sicherlich gut tun.
 

Langsam richtete ich mich wieder auf und sah Sam an. „Wollen wir vielleicht was unternehmen?“, fragte ich sie.
 

Sie sah mich leicht verwundert an. Sie fragte sich sicherlich, woher der plötzliche Sinneswandel kam.
 

„Ich meine…wenn du willst. Vielleicht…komme ich so auf andere Gedanken…“, setzte ich noch hinzu und sah auf meine Hände.
 

„Ja, klar. Wenn es dir hilft…“, erwiderte sie und lächelte mich leicht an. Ich sah wieder zu ihr auf und ihr Lächeln ließ mein Herz höher schlagen. Es war so ein schönes Lächeln.
 

„Okay…danke…“
 

Und dann standen wir auf. Wir überlegten kurz, aber bevor wir irgendetwas entschlossen, gingen wir zielgerichtet zum Ausgang des Friedhofes. Man konnte sicherlich nicht auf andere Gedanken kommen, wenn man an solch einem Ort war.
 

~*Sam’s POV*~
 

Es war hart für mich Isi so zu sehen. Ich merkte, dass sie Jon wirklich vermisste. Ich hatte einen Menschen noch nie so trauern gesehen. Das war so heftig. Wie sie dort lag und sich die Augen ausweinte. Sie weinte wie verrückt und es schien als würde sie nie aufhören damit. Es war erstaunlich, wie viel ein Mensch weinen konnte. Wie viel ein so junger Mensch weinen konnte.
 

Ich sagte nichts. Bedrängte sie nicht. Nervte sie nicht. Ich wartete einfach bis sie etwas sagte. Wollte sie den ersten Schritt machen lassen. Das war alles nicht leicht für sie, da war ich mir sicher. Da wollte ich sie nicht noch zu etwas „zwingen“, was sie vielleicht gar nicht wollte. Sie sollte mit mir reden, wenn sie zu irgendetwas bereit war. Und das tat sie ja dann auch.
 

Wir liefen zuerst Eis kaufen. Eis und Schokolade. Das half immer bei strapazierten Nerven. Wenn man traurig war. Das waren zwei Wunderwaffen. Dann führte uns der Weg zu unserem Lieblingsplatz – der Spielplatz hinter dem Stadtpark. Wir mochten es dort nicht, weil es ein Spielplatz war. Nein, wir mochten es dort, weil keiner mehr hinging. Eigentlich war der Zutritt dort verboten und wir wussten auch genau warum, so runtergekommen wie alles war. Es war nur ein kleiner Spielplatz. Zwei Schaukeln, ein altes Klettergerüst und eine halb zerfallene Rutsche. Aber uns interessieren immer nur die Schaukeln. Wir wussten nicht genau wieso, aber sie sprachen uns einfach an. Vielleicht weil man sich auf ihnen so frei fühlte, wenn man in der Luft „schwebte“. Wir mochten sie einfach, weil sie da waren.
 

Eigentlich war dieser Ort hässlich. Er hatte nichts Schönes. Vielleicht hier und da mal ein paar hübsche kleine Blumen oder Eichhörnchen, die über den Rasen auf die Bäume flitzten. Aber ansonsten war der Ort trostlos. Vielleicht mochten wir ihn gerade deswegen. Weil wir auch oft trostlos waren. Einfach nur kaputte Menschen, die keiner mehr brauchte. Mit ein paar Ausnahmen vielleicht. Isi brauchte mich, ich brauchte Isi. Und der alte Spielplatz brauchte wahrscheinlich uns, damit er sich nicht wie der letzte Dreck fühlen musste, den keiner mehr mit dem Arsch anguckte. Was ja auch stimmte, abgesehen von Isi und mir.
 

„Ich muss mich bei dir bedanken…“, kam es irgendwann von Isi, die auf der Schaukel neben mir saß und ihr Eis aß.
 

„Wofür denn?“, fragte ich sie. Ich sah zu ihr rüber und steckte gerade ein Stück Schokolade in meinen Mund.
 

„Für alles einfach…dass du immer für mich da bist, wenn’s mir scheiße geht. Was ja nun nicht so selten vorkommt…“ Sie sah mich mit einem Blick in den Augen an, den ich noch nie gesehen hatte. Ich konnte ihn nicht deuten. Es war ein gemischter Blick. Es schien wie Traurigkeit, Dankbarkeit und Hilflosigkeit auf einmal. Ich wusste es nicht genau, aber keiner konnte solche Gefühle gemischt besser zeigen als Isi. Wenn es darin eine Weltmeisterschaft geben würde, dann würde sie sicherlich gewinnen.
 

„Ist doch kein Problem. Dafür sind Freunde doch da, oder nicht?!“
 

„Ja…Freunde…ich weiß leider nicht mehr so recht was wahre Freundschaft ist, da ich zu oft ausgenutzt wurde. Für mich waren auch immer viele da…und dann haben sie alles herumerzählt. Einem Menschen vollkommenes Vertrauen zu schenken ist schwer für mich…“
 

Ich nickte leicht. Das stimmte allerdings, das war nicht leicht. Weder für sie, noch für mich. Ich glaube, dass viele Menschen heutzutage kaum noch wissen, was Vertrauen eigentlich bedeutet.
 

„Aber du vertraust mir, oder?“
 

„Natürlich…bei dir ist das alles irgendwie anders, als bei den anderen…“
 

Sie redete mit vielen Pausen. Als wenn sie immer nachdenken würde, wie sie alles ausdrücken soll, damit es nicht falsch ankommt. Aber immerhin vertraute sie mir. Ich musste plötzlich lächeln und konnte nichts dagegen tun. Ich weiß nicht mehr, wann das letzte Mal ein Mensch zu mir sagte, dass er mir vertraut. Das musste schon eine ganze Weile her sein.
 

„Das freut mich…“, nun musste auch ich eine kurze Denkpause machen. Warum wusste ich nicht genau, aber irgendwie war sie halt plötzlich da. „…ich schätze das wirklich sehr und du musst wissen, dass ich dir ebenfalls vertraue. Ich muss dazu sagen, dass ich noch nie jemandem so vertraut habe, den ich erst seit einem Monat kenne…so wie bei dir…“ Ich wurde leicht rot. Das stimmte allerdings. Sonst dauerte es immer sechs Monate. Ein Jahr. Zwei Jahre. Aber ich hatte noch nie jemandem so sehr vertraut. Nicht nach sechs Monaten, nicht nach einem Jahr. Geschweige denn nach einem Monat. Das war etwas total Neues für mich. Aber es gefiel mir irgendwie. Ich vertraute nicht einmal Dennis so sehr wie ihr und ihn kannte ich schon seit Jahren.
 

Isi sah verlegen auf den Boden. Sie aß langsam ihr Eis weiter und dachte nach, aber ich konnte ein kleines Lächeln wahrnehmen, auch wenn ich sie nur von der Seite sehen konnte. Ihr Mundwinkel zeigte es eindeutig. Dann kam ein kleiner Windstoß und ihr fiel das blonde Haar ins Gesicht. Sie strich es nicht wieder nach hinten oder ähnliches. Sie ließ es dort und ich konnte nichts mehr von ihrem Gesichtsausdruck wahrnehmen.
 

Alles was ich vernahm, war ein kleiner Schluchzer. Weinte sie etwa? Ich wollte sie nicht zum Weinen bringen. Das hatte ich keineswegs vorgehabt. Bevor ich etwas sagen konnte, da klang es als würde sie kichern. Sie hob den Kopf und sah mich an. Sie lächelte unter Tränen. Ich mochte diesen Anblick nicht. Man konnte nicht unter Tränen lächeln. Außer man war glücklich. War sie denn glücklich?
 

„Dankeschön…“, lächelte sie mich an, stand auf und umarmte mich. Ich war vollkommen überrascht. Ich wusste im ersten Moment gar nicht, was ich tun sollte, aber dann umarmte ich sie auch.
 

„Du brauchst dich für nichts zu bedanken…“
 

Ich hielt sie einfach nur fest, drückte sie an mich. Einfach nur fest an mich. Ich hätte sie ewig so festhalten können, aber dann löste sie sich schon aus der Umarmung und sah mich an. Sie wusste nicht mehr was sie sagen sollte, das konnte ich an ihrem Blick erkennen. Ich kannte diesen Blick. Er war ratlos. Er drückte manchmal auch Unsicherheit aus, aber sie war vielleicht auch einfach nur verlegen. Fand vielleicht die richtigen Worte nicht. Ich wusste es nicht. Aber sie sah mich einfach an. Mit einem so süßen Lächeln auf den Lippen und dem ratlosen Ausdruck in den Augen. Ich erwiderte ihr Lächeln, sagte aber ebenfalls nichts. Vielleicht wollten wir beide den Moment nicht zerstören. Wir wollten wohl einfach nur die Worte des anderen immer und immer wieder in unseren Köpfen abspielen lassen. Diese so verdammt schwere Sache genießen – Vertrauen.



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