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Der Weg des schwarzen Blutes

von

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Miranda´s Einkaufsbummel

Jin hatte schon eine Weile ungeduldig gewartet bis Darken endlich aufgetaucht war und hatte ihm sogleich von einem ungewöhnlichen Baum erzählt. Zwischendurch hatte Jin sogar geglaubt, dass der Junge den Verstand verloren habe. Er konnte das ganze erst glauben wenn er den seltsamen Baum selbst gesehen hatte. Aus Darken´s Beschreibung konnte er leider nichts Brauchbares herausfiltern was ihm Aufschluss geben konnte und so war es besser wenn sie nächste Nacht gemeinsam diesen Ort aufsuchen würden. Weiter hatten sie sich gefragt was mit dieser Miranda geschehen sollte, da sie noch nicht von allein verschwunden war, mussten sie sich Wohl oder übel mit ihr auseinandersetzen. Vielleicht hatte sie wirklich noch ein paar nützliche Informationen die Jin aus ihr heraus kitzeln konnte. Vorausgesetzt sie hatte Lust mit den Beiden zu reden. Danach würde er sie auf jeden Fall vor die Tür setzen, denn er hatte keine Lust noch weiter für ihr Zimmer zu bezahlen. Darken war gerade dabei an ihr Zimmer zu klopfen und bekam natürlich keine Antwort. Er sah Jin an, Jin zuckte mit den Schulter und Darken öffnete die Tür. Miranda saß auf den Bett und sah aus als ob sie die Beiden schon eine Weile erwartete.

„ Ääähm…“, fing Darken an, doch Jin unterbrach ihn da er ihn dieser Situation wohl der bessere Redner war.

„Wie du vielleicht weißt haben wir beide dich vor dem Zorn von einem Haufen wütender Menschen bewahrt. Da wir gemerkt haben, dass du nicht so gesprächig bist und wahrscheinlich auch eine Menge durchmachen musstest, haben wir dir eine Weile dieses Zimmer überlassen. Damit du dich eine Weile ausruhen konntest, da du dies nun getan hast, wäre es vielleicht eine kleine nette Geste von dir wenn du dich ein letztes Mal mit uns unterhalten würdest und dann deiner Wege gehst. Du kannst diesen Vorschlag natürlich auch ablehnen und sofort gehen, wenn dir das lieber ist.“

Jin hoffte durch die vielen Nettigkeiten die sie ihr erwiesen hatten und die er erwähnt hatte, dass sie das Gebot nicht ausschlagen konnte und so vielleicht etwas interessantes Erfahren würden.

„…. Worüber… unterhalten?“, sagte sie etwas ungeübt, als hätte sie seit Jahren das erste Mal gesprochen.

„Da du anscheinend nicht aus dieser Stadt stammst, haben wir uns überlegt dass du eventuell etwas über das Zeichen auf Darken´s Hand wissen könntest. Wenn du dir das netterweise einmal ansehen würdest?“, damit nickte er Darken zu.

Darken ging langsam und etwas schüchtern auf sie zu und hielt ihr seine rechte Hand entgegen. Die sie sich erst eine Weile ansah und dann in die Hand nahm und mit zunehmender Beunruhigung dem Zeichen mit dem Finger nach fuhr. Plötzlich als wäre sie sich etwas bewusst geworden lächelte sie und es liefen ihr Tränen über die Wange. Jin erschrak und wusste nicht dass ein einziges Lächeln einen Menschen so verändern konnte, der die ganze Zeit nicht lächeln konnte. Er fragte sich ob er das während der ganzen Zeit vergessen hatte.

Darken schien ebenso berührt, wenn auch nicht so erschrocken wie er selbst.

„…Ich kann euch tatsächlich etwas… über das Zeichen sagen…das Zeichen des schwarzen Blutes. Ich erzähl euch meine Geschichte…ich wurde von meinem Volk ausgestoßen …den Wächtern die diejenigen beschützen….die dieses…dieses Zeichen tragen. Es ist schon lange…sehr lange her als das letzte Mal so jemand auftauchte. Eigentlich müssen…die die mit einem besonderen Tattoo im Gesicht…geboren sind, so wie ich, denjenigen mit…dem Zeichen beschützen und als Leibwächter dienen…damit sie ihrem Schicksal entgegen treten können. Da seit…Jahren niemand mehr auftauchte…mit dem Zeichen…sah mein Volk es als schlechtes Omen genau… wie meine roten Augen…deswegen verbannten sie mich. Ich hab…versucht mir ein…neues Leben aufzubauen…doch alle Leute sahen mich als…Monster an…und lassen mich nicht in Frieden leben. Aber jetzt hab…ich neue Hoffnung…du bist der Träger des Zeichen des…schwarzen Blutes. Meine Aufgabe…ist es dich zu beschützen!“

Und sah Darken mit einem so entschlossen Blick an, das klar war das sie in dieser Hinsicht keine Kompromisse eingehen würde. Andererseits sah sie erleichtert aus, wahrscheinlich weil sie seit Jahren das erste Mal die Chance hat irgendwo dazuzugehören. Dieses Gefühl konnte er gut nachvollziehen da er sich selbst für lange Zeit vor der Welt versteckt hatte und seit Darken´s auftauchen selbst ein Gefühl der Zugehörigkeit verspürte. Er gab es nicht unbedingt gern zu aber es machte ihn unheimlich glücklich mit Darken gemeinsam dieses Rätsel zu lösen. Insgeheim hatte er sogar Angst wenn alles vorbei war, da alles nun nicht mehr so hoffnungslos war, wenn sich ihre Wege wieder trennen würden. Dann würde er seine Tage wieder allein im Wald verbringen und alles was ihm dann noch bliebe war die Erinnerung.
 

Miranda konnte es nicht fassen, tatsächlich ist sie dem wahrscheinlich einzigem Menschen über den Weg gelaufen der das Zeichen des schwarzen Blutes trug. Also war es doch kein böses Omen gewesen, wie ihr Stamm geglaubt hatte, sondern ihr Tattoo war ein Zeichen das es doch noch jemandem gab der dieses Zeichen eines Tages tragen würde. Noch nie in ihrem Leben war sie so glücklich. All das Leid, all die Schmerzen die sie hatte ertragen müssen, hatte also doch einen Sinn gehabt. Nämlich um den Träger beschützen zu können, da sie so früh verbannt wurde hatte sie die Ausbildung dafür nicht machen können. Vielleicht gab es doch irgendwo ein Schicksal. Sie würde den Träger beschützen und sich durch nichts aufhalten lassen, selbst wenn die beiden das als Unsinn abtun würden. Dann würde sie ihnen so lange hinterher laufen bis sie ihre Meinung ändern würden. Nachdem die beiden sich wieder im Griff hatten und diese Geschichte einigermaßen verdaut hatten, fing der eine mit dem Namen Darken wieder an zu reden.

„Und was genau ist jetzt meine Aufgabe?“, fragte er ziemlich verunsichert.

„Jeder…Träger hat seinen eigenen…Weg. Gehe dahin…wo dein Herz dich hinführt. Jedem Träger…widerfährt etwas anderes. Aber…ohne ihren Leibwächter hat es noch keiner geschafft. Du…musst mich mitnehmen!“

„Super! Was für eine präzisiere Anleitung. Also bleibt uns nichts anderes zu tun als weiter zu forschen. Bis der Träger seinen Weg gefunden hat.“, sagte der mit dem Namen Jin etwas ärgerlich.

„Also…da es noch keiner ohne seine Leibwache geschafft hat…musst du wohl wirklich mitkommen. Ich hab nämlich vor noch eine Weile weiterzuleben.“, sagte der Träger mit einem leichtem lächeln im Gesicht.

„Oh…großer Träger…teile deine Pläne mit uns.“, verspottete der andere den Träger mit einem grinsen im Gesicht.

„Ich würde sagen wir sehen uns den seltsamen Baum morgen gemeinsam an und entscheiden danach alles Weitere.“

„Der große Träger hat gesprochen!“, sagte der andere immer noch in einem spottenden Tonfall.

„Hör auf!“, sagte der Träger nun langsam etwas verärgert. „Ich geh ins Bett!“

„Ich schließe mich an wir haben morgen Nacht schließlich noch etwas zu erledigen.“

„Herr Träger! Dürfte ich mich draußen…wohl etwas umsehen?“, fragte Miranda zaghaft.

Dieser Jin versuchte mühsam ein lautes Lachen zu vermeiden. Es war Miranda egal, der Träger verdiente den gebührenden Respekt, er hatte schließlich noch einige schwere Aufgaben vor sich, soweit sie wusste. Der Träger nickte nur und ging mit diesem Jin in sein Zimmer zurück. Langsam stand sie auf und sah in ihren persönlichen Sachen nach ob sie noch etwas Geld hatte oder ob die wütende Meute ihr alles abgenommen hatte. Als sie sah das noch alles vorhanden war was sie sich zusammen gespart hatte ging sie nach draußen als sie sicher war das keiner auf sie acht gab. Sie konnte unmöglich in diesen Kleidern durch die Gegend wandern. Sie waren ziemlich unvorteilhaft und sie konnte nur schlecht ihre Silberklingen verstecken. Genauso wie ihre roten Augen und ihr Tattoo wenn erst alle Wunden richtig verheilt waren. Deshalb machte sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Laden. Da der Morgen schon etwas fortgeschritten war waren schon einige Bewohner auf den Beinen, manche starrten sie ungeniert an. Ohne ihre sonstige Kleidung fühlte sich nackt und ausgeliefert und achtete deshalb besonders darauf nur im Schatten zu wandern. Endlich hatte sie einen Laden gefunden der ihren Ansprüchen genügte. Langsam öffnete sie die Tür und trat behutsam ein. Der Ladenbesitzer begrüßte sie mit einem überfreundlichen „Hallo!“ und ließ sie dann in Ruhe da sie nicht antwortete. Als sie sich alles angesehen hatte, hatte sie sich bereits entschieden. Sie nahm alle Sachen die sie brauchte und ging zu dem Ladenbesitzer und bezahlte alles. Danach ging sie schnell noch einmal in ihr Zimmer und zog sich um und entsorgte auch gleich die alten Sachen. Sie besah sich im Spiegel und fühlte sich sogleich wieder etwas wohler in ihrer Haut. Sie hatte einen normalen schwarzen Pullover an, der nicht zu dünn und auch nicht zu dick war. Er hatte zwei Taschen, die eine oberhalb des linken Armes und die andere an der rechten Seite ihres Bauches, wo sie auch gleich ihren Geldbeutel aufbewahren wollte. Zudem trug sie einen braunen Schal als Gürtel um ihre Hüften, um den sie einen länglichen Lederbeutel mit ihren Silberklingen aufbewahrte. Als Hose hatte sie sich eine ausgesucht die ihre Beine zu Dreivierteln bedeckte und etwas enger anlag, damit sie sie nicht behinderte. Da sie hohe Stiefel trug war die Länge perfekt. Natürlich war die Hose auch schwarz, schließlich sollte es als Tarnung in der Nacht dienen. Um den Hals trug sie einen grünen Schal, der später ihr Tattoo verdecken sollte, wenn sie in eine nächste Stadt gehen sollten. Zusätzlich hatte sie sich einen braunen Umhang gekauft der sich nach belieben, mit Lederriemen, öffnen und schließen ließ. Außerdem hatte er eine Kapuze was natürlich am wichtigsten war. Wenn sie ihr Gesicht mit dem Schal verdeckte, wollte sie schließlich nicht als merkwürdiger Freak auffallen. Aber da ihr Gesicht im Moment so entstellt aussah konnte sie für eine Weile auf den Schal verzichten. Sie setzte die Kapuze auf und ließ den Umhang geöffnet und machte sich nun wieder auf den Weg. Nun ging sie etwas langsamer, jetzt fühlte sie sich nicht mehr so entsetzlich nackt. Nun konnte sie die Stadt etwas genauer betrachten und hoffte irgendetwas Nützliches an den Ständen zu finden, die nun plötzlich an den Seiten links und rechts auftauchten. Sie wollte mehr als nur eine Auskunft sein und deshalb hatte sie sich auf den Markt begeben. Sie wollte Hilfreich sein und sie wusste genau das die beiden dachten sie sei nur eine schwache Frau, die nicht zum kämpfen geeignet sei. Bis sie die Beiden vom Gegenteil überzeugen konnte, musste sie sich solange auf andere Weise nützlich machen. Da sie seit Jahren nicht mehr in die menschliche Gemeinschaft integriert war, wusste sie leider nicht wie so was aussah. Deshalb sah sie sich nach beiden Seiten um, um vielleicht auf irgendetwas Nützliches zu stoßen. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde sie mit anderen Menschen zusammen durch die Gegend streifen und das nicht als Gefangene. Endlich konnte sie den Umgang mit anderen Menschen lernen, sie hoffte bloß, dass die anderen sie nicht als allzu Merkwürdig einstufen würden. Noch nie hatte sie jemandem gegenüber über ihre Verbannung gesprochen. Sie hatte das komische Gefühl gehabt das sie diesen Menschen trauen konnte, sie waren schließlich die ersten gewesen die sich um sie gekümmert hatten. Sonst schauten alle weg. Diese Leute wollten blind sein, einfach nicht hinsehen. Selbst jene denen sie leid tat. Letztendlich waren sie alle gleich. Zu schwach um sich gegen etwas aufzulehnen. Zu blind um zu sehen das sie von den großen Mächten ausgenutzt wurden. Jene die sich auflehnen gegen die Ungerechtigkeit, werden gehängt oder furchtbar gefoltert. Dabei wollten sie nur das Beste für ihre Mitmenschen. Wieso erkannten die Leute das nicht, wieso verschließen sie sich davor? Das musste sie erkennen als sie in die weite große Welt hinausgeschoben wurde, als sie alt genug war um für sich selbst zu sorgen. Sie erkannte dass die meisten Menschen dumm und blind waren. Genau wie ihr eigenes Volk, die sich vor einem kleinem Mädchen mit roten Augen fürchteten. Damals wollte sie noch die Welt verändern und allen Menschen die Augen öffnen, doch es war vergebens. Danach wollte sie nur irgendwo allein für sich leben, weg von den anderen. Da entfernte sie sich schon von den anderen und trotzdem schafften es diese dummen Wesen nicht sie in Ruhe zu lassen. Letztlich brachte es nichts sich zu viele Gedanken darüber machen. Egal wie oft sie darüber nachdachte es gab keine Lösung, weder für die Dummheit noch wie man ihnen die Augen öffnete. Deshalb wendete sie sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe zu. Und als hätte jemand ihre Gedanken gehört sah sie plötzlich einen Stand mit vielen seltsamen Gegenständen. Die meisten Gegenstände kannte sie nicht und konnte auch ihren Sinn und Zweck nicht erraten. Doch ein Gegenstand zog ihre Aufmerksamkeit magisch an, ein kleines, in Leder gebundenes, schwarzes Buch. Es trug weder eine Aufschrift, die verraten könnte was sich in diesem kleinem Büchlein verbergen könnte, noch irgendein Zeichen, das zur Verzierung beitragen könnte. Und doch wusste sie was sich darin verbarg. Sie hatte so ein Buch schon einmal gesehen, damals hatte ihr ein alter Mann aus ihrem Dorf erklärt das das eine Aufzeichnung über alle gefährlichen Monster, die jemals existiert hatten, war. Unter anderem gab es Aufschluss über die Schwachstellen, welche Teile essbar waren, die noch nie von einem Menschen besiegt worden waren, welche Teile man für was verwendete, detaillierte Bilder, wo sie zu finden waren, wie sie sich versteckten, worauf man achten sollte und wie man sie zähmte, wenn es möglich war. Wenn das nicht nützlich war dann wusste sie auch nicht. Sie nahm es in die Hand und sah es sich genauer an. Als sie sich sicher war das keine Seite fehlte und auch sonst keine Beschädigungen aufwies, gab sie den Händler zu verstehen dass sie es kaufen wollte. Sie gab fast ihr ganzes Erspartes dafür her. Dennoch war sie stolz auf sich, sie steckte das Buch sogleich in die Tasche an ihrem Arm, die sich an ihrem Pullover befand. Langsam kam sie der Dorfmitte immer näher. Meistens gab es dort immer die Möglichkeit sein Geld durch Spiele oder Kämpfe zu vermehren. Als sie sich einen großen Springbrunnen näherte, der einen hässlichen König mit einem schiefen Gesicht darstellte, hörte sie das Rufen und Jubeln einer großen Menschenmenge. Das bedeutete entweder dass Jemand gehängt wurde oder eine große Menge Geld. Sie beschloss sich das Ganze aus der Nähe anzusehen, auch wenn es ihr widerstrebte sich so einer großen Menschenmenge zu nähern. Es war eine riesige Bühne aufgebaut worden, die an den Seiten mit Seilen gesichert war. Gerade wurde ein schmächtiger Mann mit einem Schwert in der Hand von einem Muskelbepacktem Riesen mit einer Axt fertig gemacht. Der Riese schlug mit seiner Axt wild um sich, ohne eine erkennbare Eleganz oder Technik. Der andere hatte leider nicht die nötige Erfahrung um gegen den Riesen mit seiner großen Kraft anzukommen und gab schon bald auf. Während der Riese sein Siegesgeschrei erklingen ließ, stieg ein kleiner, dicklicher Mann auf die Bühne.

„Und wieder ein Sieg für den unbesiegbaren Bezwinger. Wer traut sich gegen ihn anzutreten? Vergesst nicht es gibt 1000 Goldstücke dafür! Wenn ihr verliert müsst ihr 10 Goldstücke zahlen. Wer traut sich?“, schrie der kleine Mann voller Inbrunst in die Runde.

Nicht schlecht, für 1000 Goldstücke traute sie sich sogar auf die Bühne. Langsam stieg sie auf die Bühne und sogleich erklang das verächtliche Lachen des Riesen, das sie erwartet hatte.

„Oh-ho! Eine junge Dame! Das wird sicherlich ein kurzer Kampf.“, kommentierte der Mann ihr kommen mit einem lauten Lachen. Währenddessen hatte sie ihre Silberklingen an ihrem Handrücken befestigt und machte sich bereit. Endlich kletterte der Mann von der Bühne. Der Riese begann schon seine Axt zu schwingen. Er ließ einen Kampfschrei erklingen und stürmte mit hoch erhobener Axt auf sie zu. Wahrscheinlich um ihr Angst zu machen, damit sie floh und den Kampf aufgab. Doch sie ballte die rechte Hand zur Faust und stürmte mit angewinkeltem Arm gleichermaßen auf ihn zu. Er war überrascht, ließ aber von seinem Vorhaben nicht ab. Als sie in Reichweite war ließ er seine Axt auf sie niedersausen. Mit ihrer Silberklinge an der linken Hand ließ sie die Axt daran entlang gleiten und beugte sich gleichzeitig etwas vor. Währenddessen stieß sie ihre rechte Silberklinge zweimal schnell in seine Knie. Sie trat einen Schritt beiseite und ließ ihn stolpern. Mit einem Schmerzensschrei landete er zusammen gekrümmt auf den Boden. Miranda stand still da. Sobald alle sich aus ihrer Starre gelöst hatten, kletterte der kleine Mann wieder auf die Bühne, verkündete ihren Sieg und gab ihr endlich die 1000 Goldstücke, die sie sofort wegsteckte. Sie versuchte so schnell wie möglich zu verschwinden, sobald die Menschenmenge außer Sicht war atmete sie erleichtert auf. Es war alles ruhiger verlaufen wie sie gedacht hatte. Sie sah sich noch den Rest des Marktes an bevor sie beschloss sich auch die Stadt etwas näher anzusehen. Miranda entfernte sich ein paar Gassen vom Markt und war endlich allein. Keine nervigen Passanten mehr. Nun ging sie etwas entspannter und langsamer und betrachtete dabei die schmutzigen Straßen und Häuser. Je weiter sie ging, umso schmutziger wurden die Straßen. Bald stand sie vor einem Haus das gepflegt und hübsch aussah. Es war nicht wie die anderen Häuser, denn es erweckte den Eindruck von Reichtum. Nahezu eine Verspottung für die hier lebenden Menschen. Aber etwas anderes erregte ihre Aufmerksamkeit. Auf dem Reichverzierten Balkon des gepflegten Hauses stand eine junge Frau von etwa 25 Jahren mit, dem Himmel entgegenstreckenden Händen und geschlossen Augen. Sie hatte kastanienbraunes Haar das ihr bis zur Hüfte ging. Als Miranda die Kleidung genauer betrachtete weiteten sich ihre Augen. Zwar war die Kleidung voller Blut, doch war sie sich sicher das dass die Tracht ihres alten Stammes war. Die nur den Oberhäuptern und Stammesweisen vorbehalten war. Normalerweise waren die uralt und sahen aus als würden sie beim kleinsten Windhauch zusammenklappen. Die Tracht bestand aus einem Art langem weißen Rock und einer weißen Hose die grün gerendert waren. Plötzlich nahm sie beide Hände runter und starrte Miranda ohne jede Emotion an und sagte nur leise flüsternd ihren Namen. Die Frau verschwand gerade in ihr Haus als Miranda sich überlegte ob sie diese Person vielleicht weiter beobachten sollte. Den es wunderte sie das ausgerechnet Jemand aus ihrem alten Stamm genau hier in dieser Stadt auftauchte wo gerade sie zu gegen war. Ohne weiter nachzudenken folgte Miranda der Frau ins Haus. Die Tür war nicht abgeschlossen und sie gelangte ohne weitere Probleme nach oben. Sie rannte weiter auf den Balkon zu und die Frau stand einfach da und wartete bereit auf sie. Die Fremde sah sie nur an und drehte sich plötzlich um und sprang mit einem Satz über die Brüstung. Miranda wusste nicht warum sie gerade jetzt so eine Verzweiflung tief in sich spürte und sprang ihr einfach nach, ohne weiter darüber nachzudenken. Sowohl Miranda als auch die Fremde gelangten ohne weitere Verletzungen auf den Boden, obwohl Miranda etwas geschickter ankam. Immer noch voller Verzweiflung rannte sie der Frau blindlings durch enge und dunkle Gassen nach. Irgendwann verlor sie die Orientierung, trotzdem schaffte sie es nicht anzuhalten, sie konnte keinen Grund benennen warum. Plötzlich drehte sich die Frau einfach um. Miranda konnte nicht mehr anhalten und prallte mit voller Geschwindigkeit gegen sie. Sie fand sich auf den Boden einer völlig verdreckten Gasse wieder. Die Frau dagegen ist nur leicht gestrauchelt und rannte nun wieder davon. Miranda versuchte so schnell wie möglich wieder auf die Beine zukommen, doch es war zu spät, sie war fort. Plötzlich standen ihr Tränen in den Augen und immer noch spürte sie diese Verzweiflung. Doch noch ein anderes Gefühl schlich sich ein. Ein Gefühl das sie schon lange nicht mehr gespürt hatte und von dem sie dachte das es schon lange nicht mehr in ihrem Inneren existierte, ein Gefühl das eigentlich schön war. Aufgrund dieses Gefühles wusste sie auch wer die Frau war. Als sie sich wieder einigermaßen im Griff hatte ging sie auf einen der Hauptwege zurück, raus aus der Gasse. Sie versuchte die ungefähre Richtung zu schätzen aus der sie gekommen war und die sie zum Zentrum zurückführen würde. Bald hatte sie die Orientierung wiedergefunden und steuerte auf ihre Unterkunft zu. Nach diesen Ereignissen war sie geschafft und müde. Sie wollte sich noch etwas hinlegen bevor der Träger und der andere aufbrachen. Als sie sich ins Bett gelegt hatte viel es ihr schwer einfach die Augen zuzumachen und alles zu vergessen. Alles kam wieder, Bilder die sie vergessen wollte. Wie sie als Kind gemieden wurde. Wie sie sie alle anstarrten, als wäre sie eine völlig neue Art von Menschen. Wie nie jemand mit ihr spielen oder sprechen wollte. Und wie sie schließlich einfach auf sich allein gestellt ausgesetzt wurde. Voller Angst und ohne Hoffnung auf ein normales Leben. Niemand hatte etwas getan, alle haben weg geschaut. Alle waren gleich, alle ignorant, alle Blind, alle Dumm. Warum war sie bloß so anders. Nein! Sie wollte sich nicht schon wieder verlieren. Es gab einen Grund warum es sie gab: Der Träger brauchte sie. Da war sie sicher. Endlich zwang sie sich an etwas anderes zu denken. Sie wollte nicht mehr über die Vergangenheit nachdenken. Es würde alles besser werden. Wenn sie dem Träger folgen wird und ihre Aufgabe erfüllt war, welche das auch immer sein mag, würde alles besser werden. Alles!



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