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Verbrannte Erde

Rückkehr
von

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Und auf dieser Straße dringen nur diese gewöhnlichen Worte, die zu weit gehen, zu dir durch.

Er starrte in das Tal hinunter. Was war geschehen? Undeutliche Fetzen zogen an seinem inneren Auge vorbei, aber so sehr er es auch versuchte... Er schaffte es nicht, sich an irgend etwas zu erinnern. Gleißendes Licht... das Gefühl von Schwindel... Schwache Abbilder dieser Eindrücke verschwammen in seinen Gedanken. Was war nur geschehen?

Kopfschüttelnd schloss er kurz die Augen und öffnete sie dann wieder. Es hatte keinen Sinn. So sehr er sich auch zwingen mochte, er würde sich nicht erinnern können. Er hatte es schon zu oft versucht, als dass er nochd aran glauben konnte, irgendwann Erfolg zu haben...

„Takasato.“ Die Stimme des Mädchens ließ ihn zusammenzucken. Ihr als einziger begegnete er nicht mit Abweisung... zumindest nicht mit der üblichen. Sie allein konnte er nicht als Bedrohung sehen... Denn für sie allein empfand er etwas. Er hatte lange darüber nachgedacht, was es sein konnte. Liebe? Schwerlich...

Nein, etwas ganz anderes. Etwas, dass ihn unglaublich verwirrte. Was nur?

Langsam wandte er seinen Kopf und sah zu ihr hinüber. „Was ist?“
 

Seine Stimme war harsch, rüde, abweisend. Wie immer. Noch nie war er ihr auch nur mit der abweisenden Höflichkeit begegnet, die er anderen gegenüber an den Tag legte. Und in letzter Zeit wurde es immer schlimmer. Yuka seufzte und schaute in das Tal hinunter. „Die anderen sind schon fast am nächsten Lift. Wollen wir ihnen nicht langsam mal folgen?“

Die Augen des Jungen verengten sich fast unmerklich. „Warum „wir“? Kannst du nicht alleine gehen?“

Immer diese Feindseligkeit... Warum konnte sie ihn nur nicht einfach lassen? Weil er auch „dort“ gewesen zu sein schien? Vielleicht...

„Nein, kann ich nicht. Die Lehrerin hat mir aufgetragen, die Nachhut zu sein und darauf zu achten, dass keiner verloren geht, schon vergessen?“

Sein Ausdruck änderte sich nicht, aber er nickte und wandte sich von dem Ausblick ab. Nach einigen Schritten drehte er sich zu ihr um. „Was starrst du mich so an?“

Sie riss sich aus ihren Gedanken. „Nichts. Aber... Du erinnerst dich wirklich nicht mehr?“ Das verwirrte sie immer noch. Warum nur konnte er sich gar nicht mehr an die Zeit in den Zwölf Reichen erinnern? Er musste doch eine halbe Ewigkeit dort gewesen sein. Und sie selbst erinnerte sich noch an ihre so kurze Zeit, mehr als gut... warum also der dunkelhaarige Junge nicht?

„Nein. Lass mich in Ruhe.“ Er sah in den Himmel. „Ich will es auch gar nicht mehr wissen.“
 

Was gelogen war. Er wollte es wissen. So sehr. Aber das würde er gegenüber diesem penetranten unangenehmen Mädchen sicher nicht zugeben.

Verärgert beschleunigte er seine Schritte. Und wäre fast über einen ihrer Mitschüler gestolpert, der am Boden saß und heulte. Abrupt blieb er stehen und sah auf den Jungen hinunter. Hilfe hätte der eh nicht angenommen, nicht von ihm. Aber vorbei laufen wollte er auch nicht einfach. Also sah er nur zurück zu Yuka und nickte schräg nach unten zu dem Jungen. „Kato scheint sich weh getan zu haben.“

Das Mädchen beschleunigte ihre Schritte, kniete sich neben ihn und redete leise und ruhig mit ihm. Dann sah sie auf. „Takasato, lauf bitte zur Lehrerin und sag ihr, dass wir hier einen Verletzten haben, der anscheinend nicht mehr laufen kann.“

„Warum sollte ich-“

„Tu's einfach. Oder willst du ihn heim tragen?“

Er schnaubte, drehte sich um und ging los, in Richtung des Lifthäuschens. Hoffentlich wartete die Lehrerin noch und war nicht schon runter gefahren.
 

Nun, das Ende vom Lied war, dass der Bus nicht hatte warten können, und die Lehrerin ihre Schüler nicht hatte alleine fahren lassen können... Und dass Kaname und Yuka mit dem Verlezten zurückblieben und auf den Krankenwagen warteten. Und dann feststellten, dass der nächste öffentliche Bus erst in zwei Stunden fahren würde. Betreten standen sie nebeneinander vor dem Fahrplan und starrten auf die Schriftzeichen.

„Verdammt.“

„Das kannst du laut sagen. Warum mussten ausgerechnet wir warten?“ Yuka schritt mit wütenden energischen Schritten ein Stück von der Tafel weg, drehte dann um, und dann nach ein paar Schritten wieder.

Kaname sah ihr bei dem gereizt sinnlosen im Kreis rennen zu. „Weil du die Letzte warst und es der Lehrerin versprochen hattest.“

Immer diese entnervende Ausdruckslosigkeit. Sie blieb stehen und trat dicht vor ihm. „Ja, ja. Schon klar. Warum bist du überhaupt geblieben, wenn du mich nur disst?!“

„Weil doch ein Mädchen nicht alleine bleiben kann. Es braucht doch einen Beschützer.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Und da hat sie mich abgestellt, um darauf zu achten, dass dich kein böser schwarzer Mann klaut.“

„Als ob ich das bräuchte oder du das könntest.“ Sie trat noch ein Stückchen dichter vor ihn. Ihre Stimme wurde immer lauter und ärgerlicher. „Nein, es ist doch nur so, dass dich niemand dabei haben wollte und sie alle um jede Ausflucht froh waren, mit der sie die Zeit, die sie in deiner Nähe sein müssen, verkürzen konnten!“

„Ach?“ Langsam wurde auch seine Stimme lauter, und eine ärgerliche Falte zog sich über seine sonst ausdruckslose Stirn. „Als ob sich irgendjemand wirklich Sorgen um dich machen würde, bei dir ist das doch der Fall, dass es ihnen egal ist ob du da bist und lieber nicht! Da haben sie doch nur zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, dass der Junge nicht alleine blieb und sie dich nicht mit zurück nehmen mussten! Sei doch froh, dass sie dich nicht vergessen und ganz allein zurückgelassen haben!“

„Als ob ich deswegen deine Gesellschaft nötig hätte, Herr „Ach-ich-bin-ja-so-toll-Emo-und-du-kommst-ja-doch-nie-an-mich-ran“! Du kannst mir gestohlen bleiben, weißt du das? Sei doch lieber selber froh, dass man dich nicht einfach in die nächste Schlucht gestoßen hat! Weißt du, dass sich das mehrere von den anderen überlegt haben? Aber das macht dir ja nichts aus, du bringst ja gerne Leute um!“ Sie wurde gemein, und sie merkte es. Aber im Augenblick war sie so wütend, dass ihr das nichts ausmachte. Sie wollte ihn verletzen. Er tat es immerhin auch. Und er ignorierte sie ständig. Sie konnte ihn langsam einfach wirklich nicht mehr ausstehen. „Und mich würdest du vermutlich auch gerne loswerden, was? Irgendeinen interessanten Unfall? Hast du dir schon was tolles ausgedacht? Dann werd mich doch gleich los, du Mörder!“

„Vielleicht werde ich das auch gleich tun!“ Er hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass sich seine Fingernägel in die Innenflächen bohrten. „Vielleicht bringe ich dich wirklich gleich um, und dann weißt du, was du davon hast! Dann weißt du, wie es dir ergeht, weil du dich ja unbedingt mit mir abgeben musstest! Renn bloß weg! Ich krieg dich ja doch!“ Kaname schrie jetzt fast.

Zu jeder anderen Zeit wäre das Mädchen über diesen Ausbruch überrascht gewesen, aber so zornig, wie sie gerade war, glitt es einfach an ihr ab. „Du bringst ja auch einfach alle um, die dir irgendwie was wollen! Das ist eine ganz feige Art, vor Problemen davon zu laufen, weißt du das? Du bist mit Abstand der größte Feigling, den ich kenne! Sogar vor deiner eigenen Erinnerung läufst du davon!“
 

Ihr Gegenüber starrte sie stumm an, zu wütend, um noch antworten zu können. Gerade als er dazu ansetzen wollte, merkte er, dass etwas Warmes über seine Wange rann. Überrascht hob er die Hand, wischte es weg und wollte dann darauf hinunter schauen, um zu sehen, was es war. Aber er konnte es nicht richtig sehen, seine Sicht war verschwommen. Warum... Warum weinte er jetzt?

Überrascht sah er zu der Dunkelhaarigen vor ihm. Auch sie war verschwommen. Warum weinte er jetzt? Er erinnerte sich nicht mehr an das letzte Mal. Es musste sehr lange her sein... All die Jahre, von dem Punkt an, an dem er sich wieder erinnern konnte, hatte er das nie getan. Egal, was ihm die Leute an den Kopf geworfen hatten. Egal, wie man ihn gemieden hatte. Dass dieser eine Streit mit diesem einen Mädchen ihn so aus der Fassung brachte, verwirrte ihn. Er wich ein paar Schritte zurück. Yuka verschwamm mit der sich verdichtenden Dunkelheit um sie herum. Er schüttelte nur heftig, verzweifelt den Kopf, dann drehte er sich um und rannte schräg den Hang hinauf, durch den Wald, der sich zu beiden Seiten der Straße erstreckte.

Schwach hörte er ihr Rufen hinter sich, aber er wurde nicht langsamer, drehte sich nicht um.

Bis er über eine Wurzel fiel und der Länge nach hinschlug. Immer noch weinend lag er dort in der Dunkelheit, horchte angespannt auf Yukas sich nähernde Schritte. Aber er hörte nichts. Sollte sie nicht kommen? Immerhin war sie ihm doch hinterhergekommen. Zumindest war er sich da recht sicher.

Nach einiger Zeit setzte sich der in der vom Waldboden aufsteigenden Kühle zitternde Schüler auf, zog die Knie ans Kinn und vergrub den Kopf in den Armen. Was nur sollte er tun?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Thuja
2008-07-01T11:15:11+00:00 01.07.2008 13:15
Hi
Sehr interressanter Anfang
Macht wahnsinnig Lust auf mehr
Und dein Schreibstil gefällt mir auch

Kaname ist nicht unbedingt mein Lieblingscharakter der Serie, aber seine Geschichte war sehr spannend und ich wüsste zu gerne wie sie weitergegangen wär.
Ob er wohl zurück in die andere Welt findet und dort seine Aufgabe als Taiki wieder antritt. Immerhin hat er eine hohe Verantwortung dort

Du hast das Verhältnis zwischen ihm Yuka toll hingekriegt.
Sie gibt sich echt Mühe mit ihm-
Schade, dass er keinen an sich ranlässt
Aber vllt. schafft es Yuka noch zu ihm durch zu dringen. Möglicherweise verliebt er sich sogar in sie. Wären doch zumindest ein tolles Paar

Der Streit war ja auch heftig. Die beiden hab sich gegenseitig üble Dinge an den Kopf geworfen.
Hoffe sie vertragen sich wieder.

Nur was ich albern fand. Der eine Verletzte hat geheult. Also ich hab auch schon erlebt, dass sich jemand vor mir den arm gebrochen hat und da ist nicht eine Träne geflosse. In dem Alter heult man nicht. So ein Weichei.

Trotzdem freu mich schon auf mehr.
Schön das noch ein Kapitel da ist
Vor allen kann ich es kaum erwarten, dass Enki auftaucht. Er ist der Beste von allen „fg“

glg blackheart_


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