Zum Inhalt der Seite

Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Zeit verging, ohne dass sich für Ayashi irgendetwas geändert hätte, doch irgendwann war der Augenblick gekommen.

Sie fühlte es. Sie fühlte, dass die Welten ruhig und friedlich wurden. Sie wusste intuitiv, dass die Grenzen zwischen den Welten nun nicht mehr aufreißen würden. Sie wusste, dass sie die Grenze nicht mehr bewachen musste. Das Juwel hatte seine Hüterin gefunden.

Doch wie konnte sie sich so sicher sein? Woher nahm sie diese Gewissheit?

Kodachi blickte ihre Tochter fragend an, doch stellte ihr keine Fragen.

Spürte sie es auch? Konnte das denn wirklich sein?, fragte sich Ayashi.

„Kann es… möglich sein, dass ich gehen darf?“ brachte Ayashi schließlich leise und ungläubig hervor.

Es war nicht so, dass sie gerade den letzten Dämon zurückgedrängt hatte. Es war nicht so, dass sie sich ein letztes Mal bewiesen hatte. Sie hatte keinen Endkampf bestritten. Nichts hatte das Ende ihrer Aufgabe eingeläutet. Es war einfach gekommen. Leise. Still. Unvorhergesehen.

„Ich denke, du weißt, was du fühlst.“ entgegnete Kodachi und lächelte ihre Tochter an.

Sie freute sich für sie, doch sie war auch ein wenig traurig. In den letzten Jahren und Jahrzehnten… vielleicht sogar Jahrhunderten … hatte sie jedoch ihre geliebte Tochter für sich gehabt. Es war nur gerecht, dass sie jetzt zu ihren Lieben zurückkehrte. Zu Kataga. Zu ihrer Schwester. Und letztendlich auch zu Sesshoumaru, ihrem Gefährten.

„Es macht dich traurig, nicht wahr?“ wollte Ayashi wissen.

Kodachi nickte, doch lächelte weiter.

„Ich gönne dir von Herzen, dass du jetzt wieder glücklich werden kannst. Ich freue mich sehr für dich.“

„Es macht mich auch traurig zu gehen, aber ich… werde dich doch wahrnehmen können, oder?“ fragte Ayashi.

„Ich weiß es nicht, aber das ist doch auch nicht wichtig. Wir haben uns kennen gelernt – und das war in gewisser Hinsicht mehr als ich je erwartet hatte.“ erwiderte Kodachi, während sie Ayashi sanft über die Wange strich.

„Ja, ich hätte es auch niemals für möglich gehalten, Mutter.“ stimmte Ayashi zu.

Es stimmte. Sie hatte ihre Mutter wirklich kennen gelernt, auch wenn es spät in ihrem Leben und nicht als Kind gewesen war. Es bedeutete ihr etwas – und sie wusste, dass sie das niemals verlieren würde.

Trotzdem traten ihr die Tränen in die Augen, denn ein Abschied war und blieb es dennoch. Sie redete sich ein, dass sie nicht traurig sein musste. Sie versuchte, sich davon zu überzeugen, dass doch jetzt endlich der Augenblick gekommen war, den sie so sehr und lange ersehnt hatte.

„Ich wollte immer von hier weg und in mein altes Leben zurück. Und jetzt, wo der Moment gekommen ist, fühlt es sich dennoch nicht richtig an.“ flüsterte Ayashi, doch Kodachi schüttelte den Kopf.

„Es wird sich richtig anfühlen, wenn Sesshoumaru dich in seine Arme schließt. Du wirst keine Zweifel mehr haben, wenn Kataga und Ayame außer sich vor Freude sind.“ entgegnete Kodachi.

Ayashi nickte. Ihre Mutter hatte bestimmt Recht. Wie sollte es anders sein? Sie musste einfach Recht haben.

„Aber was, wenn… Sesshoumaru mich nicht mehr…“

„Ayashi, bitte rede keinen Unsinn! Sesshoumaru? Dich nicht mehr lieben? Das glaubst du doch selbst nicht!“ unterbrach Kodachi ihre zweifelnde Tochter, die daraufhin den Kopf schüttelte.

Nein, das glaubte sie wirklich selbst nicht. Egal wie lange sie voneinander getrennt gewesen waren, war das, was sie mit Sesshoumaru geteilt hatte, größer und stärker als die Zeit. Wenn er auch nur noch einen Bruchteil des Gefühls empfand, das Ayashi immer noch für ihn hegte, so war das bereits genug, sie wieder in die Arme zu schließen und unendlich froh zu sein, sie nicht mehr entbehren zu müssen.
 

Eine Weile sagten Ayashi und Kodachi nichts, sondern sahen sich nur an. Ayashi ließ die vielen Kämpfe noch einmal durch ihre Erinnerung durchlaufen und lächelte flüchtig, als sie sich daran erinnerte, dass sie Ajisai hatte gehen lassen. Nun würde sie selbst wieder an Sesshoumarus Seite sein. Bald zumindest, korrigierte sie sich in Gedanken.

„Ihr solltet Euch voneinander verabschieden.“ drang Heiwa-Sens tiefe Stimme ohne Vorwarnung aus dem Nichts hervor, weshalb Ayashi und Kodachi zusammenzuckten.

Kodachi schloss Ayashi sofort in ihre Arme und flüsterte an ihr Ohr:

„Ich wünsche dir alles Gute.“

„Ich danke dir. Ich werde dich vermissen.“ entgegnete Ayashi und ließ sich widerwillig von ihrer Mutter ein Stückchen zurückschieben, damit diese sie ansehen konnte.

„Das musst du nicht. Du wirst einen Teil von mir immer in dir tragen, jetzt da du mich kennst.“ versicherte sie.

Ayashi wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, also nickte sie nur. Sie sah, dass Kodachi einige Schritte von ihr zurücktrat und ihr aufmunternd zulächelte.

„Was geschieht nun?“ fragte Ayashi Heiwa-Sen, an dessen gestaltlose Anwesenheit sie sich wohl niemals so richtig gewöhnen konnte.

„Ich werde dich in deine Zeit zurückschicken. Dein Leben, aus dem du so jäh gerissen wurdest, wird genau zu dem Zeitpunkt für dich wieder beginnen.“

„Wie?“ wollte Ayashi wissen, doch Heiwa-Sen lachte nur leise.

Ayashi verstand nicht. Er würde sie in die Ebene zurückschicken? Zum Augenblick des Kampfes? Sollte sie ihren damals letzten Kampf noch einmal bestreiten, und nun siegen, da er ihre Kräfte nicht blockierte?

„Ich bin der Herr der Zeit. Lass’ das meine Sorge sein.“ entgegnete er.
 

Im nächsten Moment fühlte Ayashi, wie ein warmer Windhauch aufkam, der immer stärker wurde, bis seine Energie sie gänzlich einhüllte. Sie spürte sie Macht und Kraft um sich und auch in sich.

„Das Juwel ist in dem auserwählten Mädchen aktiviert worden. Du kannst nach Hause zurückkehren.“ sagte er.

Ayashi wunderte sich darüber, dass er das sagte. Warum sprach er, der so wenige Worte machte, und schon gar nicht oft etwas erklärte, Worte aus, die ihr einen Sachverhalt erläuterten, den sie längst begriffen hatte. Sie verstand nicht. Unsicher blickte sie zu ihrer Mutter – und in deren entsetztes Gesicht.

„Nein!“ rief Kodachi. „Nein, das kannst du nicht tun!“

Ayashi wurde panisch. Wieso reagierte ihre Mutter so? Was konnte Heiwa-Sen nicht tun? Was? Was geschah mit ihr? Was tat er mit ihr?

Die Sicht vor ihren Augen verschwamm. Sie verlor das Gefühl für jegliche Richtungen und wusste nicht einmal, wo oben und unten war. Die Energie riss an ihr und ließ sie das Gleichgewicht verlieren.

„Was ist? Was tut er? Was tut er mit mir? Mutter!“ rief Ayashi laut, doch Kodachi antwortete ihr nicht.

Konnte sie sie nicht mehr hören? Ayashi kämpfte gegen Heiwa-Sens Macht an, doch es war zwecklos. Der Sog war zu stark und sie fühlte, wie sie fiel und von der Energie gnadenlos mitgerissen wurde.

„Kodachi! Was macht er?!“ rief sie noch einmal verzweifelt, doch nicht Kodachi, sondern Heiwa-Sen antwortete ihr.

„Du hast meine Befehle missachtet.“ donnerte er.

„Das stimmt nicht!“ widersprach Ayashi wütend.

„Ist dein Gedächtnis so schlecht? Ajisai hast du nicht daran gehindert, in die Welt der Lebenden zurückzukehren.“

„Das war…“ begann sie, doch kam nicht weit.

„Es war gegen meine Anweisungen und es ist nicht entschuldbar!“ fuhr Heiwa-Sen sie an.

Ayashi sagte nichts, da ihre Stimme versagte. Sie wollte schreien. Sie wollte ihn anschreien und verwünschen, doch sie fand nicht die Kraft dazu.

„Nun brauche ich dich nicht mehr, Ayashi, doch hab’ keine Angst: Töten werde ich dich nicht. Ich habe mir eine andere Strafe ausgedacht. Eine Strafe, die ich dir noch zukommen lasse, da es nur gerecht ist, dass du für deine Unvorsicht und Eigenmächtigkeit zahlst.“

„Bist du so rachsüchtig? Eine ziemlich niedere Charaktereigenschaft!“ warf ihm Ayashi mit letzter Kraft vor.

„Es geht mir um das Gleichgewicht, Ayashi, aber du hast nichts begriffen! Wie solltest du auch? Eine Youkai wie du?“ erwiderte er.

Ayashi kochte vor Wut. Hatte sie nicht sonst alle seine Befehle ausgeführt?

„Ich verabscheue dich!“ presste sie zwischen den Zähnen hindurch.

„Du bist bald von mir erlöst. Ich kenne dich von nun an nicht mehr. Und ich entlasse dich aus jeder Pflicht mir gegenüber. In dein Leben mische ich mich nie wieder ein. Das ist doch, was du wolltest.“

Ayashi schloss die Augen. Sie wusste nicht, was sie zu erwarten hatte, doch sie wusste, dass sie nicht mehr die Kraft hatte, sich der Energie länger zu widersetzen. Sie gab auf. Und ließ sich davontragen. Von weiter Ferne hörte sie noch die Stimme ihrer Mutter nach ihr rufen.

„Nein! Ayashi! Such’ die Brücke… zwischen dir und Sesshoumaru. Hörst du? Es gibt eine Verbindung zwischen euch! Ein Ort, an dem ihr beide…“

Dann hörte sie nicht nichts mehr, doch es schien nicht wichtig zu sein. Der Strudel riss sie endgültig mit sich fort. Selbst die Worte, die sie gehört hatte, verstand sie nicht, da sie keinen Sinn für Ayashi ergaben.
 

________

So, ihr Lieben!

Die Geschichte Ayashi neigt sich dem Ende zu. Insgesamt werden es wohl 140 Kapitel, d.h. euch erwarten nun noch vier Kapitel, dann habt ihr es geschafft. *g*
 

Liebe Grüße!

Elena/Laurea.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück