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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayashi folgte Ayame nach einer Weile hinab zum Schloss und suchte ihre Gemächer auf. Sie wusste, dass ihr Vater demnächst ankommen würde, doch sie wusste auch, dass am Abend ein Empfang stattfinden würde, weshalb sie schon sehr spät dran war, wenn sie sich noch rechtzeitig zurecht machen wollte.

Wie in Trance sah sie den Dienerinnen zu, die ihr das Bad einließen, entkleidete sich und legte sich schließlich in die Wanne, aus der sie sich nach einiger Zeit wieder erhob, um sich abzutrocknen und anzuziehen.

„Ayashi-Sama? Sollen wir Euer Haar…“ begann eine Dienerin, als sich Ayashi eine Zeit lang selbst das Haar kämmte, während sie vor einem Spiegel auf einem Hocker saß.

Ayashi legte die Bürste nieder und winkte die Dienerinnen heran, um ihnen zu zeigen, dass sie machen sollten, was sie wollten. Ihre Gedanken waren bei Sesshoumaru. Alles andere war nebensächlich und unwichtig. Die Dienerinnen kämmten ihr Haar und steckten es kunstvoll nach oben, ehe sie Ayashi wieder allein ließen.
 

Sie waren schon lange Zeit gegangen, als es an die Tür klopfte, und Ayashi den Kopf wandte, als jemand die Tür aufschob.

„Ich hatte gehofft, du würdest mich draußen empfangen.“ meinte Kataga, worauf Ayashi langsam nickte.

„Ich wusste nicht genau, wann du kommst, und wollte auf keinen Fall versäumen, zu spät zum offiziellen Empfang zu kommen.“ rechtfertigte sie sich matt und erhob sich, um ihren Vater zu begrüßen.

„Was ist mit dir?“ fragte er besorgt, als er Ayashi betrachtete, während sie sich verbeugte.

Ayashi richtete sich wieder auf und schüttelte den Kopf, um ihm zu sagen, dass nichts Besonderes war, sah jedoch, dass er ihr das nicht abnahm, weshalb sie sich schnell etwas überlegte.

„Ich mache mir Sorgen um Inu-no-taishou.“ meinte sie schließlich.

„Warum das?“ fragte Kataga und ließ sich auf Ayashis Bett nieder, was sie etwas befremdlich fand.

„Ich mache mir Sorgen um ihn und seine Zukunft…“

„Das musst du nicht.“ versicherte er schnell.

„Nicht?“ fragte Ayashi nach und blickte ihn prüfend an.

„Die ehrenwerte Izayoi…“

„Wie du das sagst! Ehrenwerte Izayoi! Als würdest du von einer angesehenen Youkai sprechen!“ entgegnete Ayashi heftig, was Kataga überhaupt nicht gefiel.

„Ayashi, ich habe dich nicht so erzogen, dass du ein Wesen nach seiner Herkunft beurteilt… beziehungsweise verurteilst.“

„Nein, natürlich nicht.“

„Was hast du gegen Izayoi? Du kennst sie nicht. Wer hat dich gegen sie aufgebracht?“

„Das musste niemand tun. Die Situation selbst hat ihren Beitrag geleistet. Vater, Inu-no-taishou begibt sich wegen dieser Frau in Gefahr… Er riskiert alles, für dessen Erhaltung er in den letzten Jahrhunderten gekämpft hat!“

„Das kannst du nicht wissen. Es ist durchaus möglich, dass sich aller Unmut auflöst, wenn Inu-no-taishou sie zu seiner rechtmäßigen Gefährtin nimmt.“

„Will er sein Schicksal herausfordern?“ fragte Ayashi, obwohl sie wusste, dass das ein schlechtes Argument war.

„Ich dachte, du glaubst nicht an Schicksal?“ antwortete er mit einer Gegenfrage, worauf Ayashi unwillig schnaufte. „Ayashi, Kind, genieße dein Leben…“

„Ich bin kein Kind mehr.“ unterbrach Ayashi ihren Vater und schüttelte wütend den Kopf.

„Gut, du bist kein Kind mehr. Trotzdem solltest du dir nicht Inu-no-taishous Kopf zerbrechen.“

„Irgendjemand muss es tun, wenn er oder seine treuen Verbündeten es schon selbst nicht tun.“ murmelte Ayashi.

„Glaubst du im Ernst, dass Inu-no-taishou nicht weiß, was er tut?“ fragte Kataga ungeduldig.

„Ja. Er ist blind. Er sieht nur noch diese Frau!“

„Ayashi, es reicht!“ rief Kataga und ergriff Ayashi am Arm. „Es ist seine Entscheidung!“

Ayashi machte sich von ihrem Vater los und ordnete ihre Gedanken. Sie war wütend, doch ihr Vater war der falsche, um ihre Wut auszuleben. Wenn sie ehrlich war, war sie nicht nur wütend, sondern auch verwirrt – von was sie verwirrt war, wusste sie nicht so genau.

„Er wird diese Entscheidung nicht nur für sich alleine treffen.“ brach Ayashi schließlich das unangenehme Schweigen, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte. „Es geht auch um seine Familie und um seine Verbündeten, die trotz all dem zu ihm halten wollen.“

„Wir können uns wehren, Ayashi. Deshalb brauchst du dir keine Sorgen machen.“

„Ich hoffe, dass du Recht hast. Ich hoffe es.“ entgegnete Ayashi, da sie einsah, dass jede weitere Diskussion sinnlos war.

„Ayashi, ich habe Recht.“ meinte Kataga und erhob sich.

Ayashi blickte ihm nach, wie er sich zum Gehen wandte, sich aber noch einmal zu ihr umdrehte und sie bat:

„Halte dich in Zukunft aus Dingen heraus, von denen du nichts verstehst.“

Ayashi erwiderte nichts, sondern senkte den Blick. Sie hörte, wie er ihr Gemach verließ, und kämpfte ihren Zorn zurück. Zorn brachte sie nicht weiter. Sie wusste, dass sie die drohende Gefahr sehr gut verstand. Sesshoumaru wusste es auch. Sie musste unbedingt mit ihm sprechen…
 

Sesshoumaru hatte sich für das Fest ebenfalls umgezogen. Er trug nun einen schwarzen Hakama, einen weißen, dünnen Haori und darüber noch einen schwarzen Haori. Seine Waffen legte er nicht an, da es üblich war, bei einem solchen Anlass – einem friedlichen Fest – keine Waffen bei sich zu tragen.

Gemeinsam mit seinem Vater betrat er den Raum, in dem sich schon fast alle anderen versammelt hatten. Unauffällig suchte er nach Ayashi, doch fand sie nicht unter den Gästen, während er die Verbündeten seines Vaters begrüßte. Inu-no-taishou legte Kataga seine Hand auf die Schulter und beteuerte ihm, dass er sich sehr freute, ihn unter diesen freudigen Umständen zu sehen, was Kataga erwiderte. Sesshoumaru verneigte sich höflich vor ihm und folgte dem Gespräch der beiden Youkai aufmerksam.

„Wo sind deine beiden Töchter?“ fragte Inu-no-taishou und Kataga winkte ab.

„Sie kommen wahrscheinlich wieder so knapp wie möglich.“ entgegnete er und sah zu Sesshoumaru, was ihn sich fragen ließ, ob er etwas ahnte, den Gedanken jedoch schnell wieder beiseite schob.

„Entschuldigt mich bitte, dort drüben ist jemand, den ich begrüßen möchte.“ sagte Sesshoumaru und entfernte sich von seinem Vater und Kataga, um Ban und Yoru zu begrüßen.

Inu-no-taishou sah ihm nach und wandte dann wieder den Blick zu Kataga, der Sesshoumaru ebenfalls musterte.

„Sesshoumaru ist immer noch nicht einverstanden?“ fragte Kataga, worauf Inu-no-taishou den Kopf schüttelte.

„Er wird sich mit meiner Entscheidung abfinden müssen.“ fügte er hinzu und Kataga nickte.

„Er hält sich gut.“ bemerkte Kataga und fuhr fort: „Es ist schwierig, euch beiden euren Zwist anzusehen. Ich bin davon überzeugt, dass das so bleiben muss. Wenn unsere Feinde von eurem Zerwürfnis erfahren…“

„Früher oder später werden sie von unserer Uneinigkeit erfahren, Kataga.“

„Was glaubst du, was dann geschieht?“

„Ich weiß es nicht. Das wird die Zeit lehren. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass sie versuchen werden, Sesshoumaru für sich zu gewinnen.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich verraten würde.“ widersprach Kataga, doch Inu-no-taishou nickte.

„Ja, es fällt mir auch schwer, doch ich muss diese Möglichkeit immer bedenken. Er könnte sich als mein Feind gegen mich und Izayoi wenden.“

„Du vertraust ihm nicht mehr… Bemerkt er das?“

„Natürlich bemerkt er es. Sesshoumaru ist nicht dumm.“ entgegnete Inu-no-taishou und betrachtete seinen Sohn aus der Entfernung.

Sollte Sesshoumaru sich von ihm abwenden und mit seinen Feinden kooperieren, würde er einen wichtigen und starken Partner verlieren, was durchaus schmerzhaft für ihn selbst werden würde, doch er war nicht bereit, Izayoi aufzugeben – nicht einmal für das Wohl seines Sohnes.



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