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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
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„Ayashi, ich muss dich direkt fragen, da ich denke, dass dein Vater und somit mein Bruder das genauso tun würde.“ begann Katsumoto nach einer Weile wieder.

Ayashi spürte, wie ihre Anspannung wuchs. Wusste er etwa von Sesshoumaru und…? Nein, woher sollte er es denn wissen, beantwortete sich Ayashi ihre ungestellte Frage selbst.

„Du kennst ihn nun schon eine längere Zeit und ich sehe, dass ihr sehr gut miteinander auskommt.“

„Wen?“ fragte Ayashi dazwischen, da sie noch zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, und ihm nicht ganz folgen konnte. „Ishiki?“ fragte sie nach einer Weile, in der Katsumoto nicht erklärt hatte, von wem er sprach.

„Ishiki.“ stimmte er ihr zu und sprach unter einem prüfenden Blick in Ayashis Richtung weiter: „Ishiki ist in der Tat ein angesehener Youkai, Ayashi, doch ich fürchte, dass dein Vater deiner Wahl nicht zustimmen wird. Er ist…“

„Einen Moment! Bitte…. Versuchst du, mir gerade zu sagen… Denkst du, ich…“ unterbrach Ayashi ihn und schüttelte verwirrt den Kopf. „Nein. Noch einmal von vorne. Du denkst, dass ich Gefühle für Ishiki entwickelt haben könnte?“

„Ihr verbringt viel Zeit miteinander.“

„Nun, ja. Wir verbringen viel Zeit miteinander, wenn wir bewaffnet sind und miteinander beziehungsweise gegeneinander kämpfen. Ich will nicht abstreiten, dass man sich dabei auch über die Grenzen der Freundschaft hinaus kennen lernen kann, aber bei uns ist das nicht so. Glaub’ mir.“

Katsumotos Miene schien sich zu erhellen und Ayashi glaubte, den Grund dafür zu kennen: Er musste seinem Bruder nicht erklären, warum sich Ayashi unter seiner Obhut in jemanden verliebt hatte, den sie nicht so einfach zum Gefährten nehmen konnte. Doch gleichzeitig stellte sie fest, dass ihm immer noch die Sorgen in die Stirn geschrieben standen.

„Was ist mit dir, Katsumoto?“ fragte sie deshalb. „Ich dachte, diese Antwort würde dich beruhigen.“

„Einerseits tut sie das, Ayashi, aber andererseits... beunruhigt es mich auch ein bisschen, dass du noch niemals Interesse an einem Youkai bekundet hast.“

„Ich…“ Ayashi rollte innerlich die Augen, weil sie nicht wusste, was sie darauf erwidern sollte. Sie konnte wirklich schlecht sagen, wie es wirklich war: Dass sie kein Interesse an einem Youkai hatte, der eben nicht Sesshoumaru war. „Ich denke nicht, dass du beunruhigt sein musst. Vater ist es auch nicht.“ meinte sie schnell und ließ Katsumoto nicht mehr zu Wort kommen, sondern verabschiedete sich schnell unter dem wahren Vorwand, dass Ayame, Taido und Ishiki auf sie warteten.
 

Ayashi beobachtete die Wandlung der Natur um sich herum und erfreute sich jeden Tag an der Sonne, dem warmen Wind, den Vögeln und den Schmetterlingen, denn sie berichteten ihr, dass nun endlich der Sommer gekommen war. Sie verbrachte immer noch ihre Zeit mit Ayame – weit weg vom Schloss in der freien Natur, obwohl Inu-no-taishou und Sesshoumaru noch an diesem Tag erwartet wurden, doch Satori ging beiden auf die Nerven, weil sie sich nun doch Hilfe bei den Vorbereitungen der Festlichkeiten gewünscht hatte. „Vielleicht sollten wir es noch einmal versuchen und ihre Bitte erfüllen.“ hatte Ayashi anfänglich noch gesagt, doch Ayame hatte widerwillig den Kopf geschüttelt.

„Niemals… Du kannst ja gerne ihren Befehl ausführen, aber ich werde das mit Sicherheit nicht machen.“ hatte Ayame gemeint, worauf Ayashi es einmal mit Satori versucht hatte, jedoch schnell wieder aufgegeben hatte.

Nun lagen sie im hohen Gras, hatten die Augen geschlossen und lauschten in die Stille, die nur das leise Rauschen des Windes durchbrach.

„Ninshiki tut mir richtig leid.“ bemerkte Ayame plötzlich in die Stille, da Satoris Schwester im Schloss bleiben musste, um Satori zu helfen.

„Ja, mir auch.“ antwortete Ayashi und blinzelte in die Sonne.

„Die meisten Gäste sind schon angekommen. Wer fehlt eigentlich noch?“

„Vater.“ entgegnete Ayashi und Ayame lachte:

„Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Ich meinte außer ihm, Inu-no-taishou und dessen Sohn.“

„Hm… soweit ich weiß, fehlt sonst niemand mehr. Soba kam ja gestern mit ihren Leuten und war schon die ziemlich spät. Damit dürften aber alle außer den drei da sein.“

„Ich bin froh, dass heute Abend erst dieses erste offizielle Treffen ist… Gut, du musstest schon öfter die Nichte spielen, die man vorzeigen kann, aber für mich war es bisher recht entspannt.“

„Es war nicht so schlimm.“

„Du bist diese Art von Unterhaltungen auch gewöhnt… Höflichkeit. Zurückhaltung. Tugendhaftigkeit.“

„Ich habe zwei Gesichter, Ayame.“ rutschte es Ayashi heraus, worauf Ayame sich schnell aufrichtete, damit sie ihre Schwester prüfend anblicken konnte.

„Wie meinst du das?“ fragte sie entsetzt und Ayashi lächelte.

„Du kennst mich. Ich gehe auch gerne nach draußen. Ich laufe mit dir um die Wette. Ich lache. Ich kämpfe. In der Hinsicht sind wir uns ähnlich, Schwester. Ich genieße die Zeit sehr, die ich hier verbringen kann.“ Ayashi dachte an ihren Vater und an ihr Leben in Fukuoka. „Ab und zu… nun, ab und zu ist es für mich eine große Überwindung, meiner Rolle als Katagas Tochter gerecht zu werden. Es musste seit meiner Kindheit sein, weshalb ich gelernt habe, zu tun, was von mir erwartet wurde. Der Unterschied zwischen uns ist vielleicht nur, dass meine ruhige, zurückhaltende und vernünftige Maske ausgeprägter ist. Ich möchte mich nicht beklagen, versteh’ mich nicht falsch…“

„Nein, mach’ dir keine Sorgen. Ich verstehe dich schon.“

„Vater lässt mir andere Freiheiten… Und nun sollten wir ins Schloss zurückkehren.“ meinte Ayashi und erhob sich schnell.

Ayame folgte ihr und langsam traten sie den Rückweg zum Schloss an. Sie durchquerten den Wald, ließen ihre Finger durch das hohe Farn streichen, an Baumstämmen entlang gleiten. Das Sonnenlicht stand schon schräg und beleuchtete das Moos und die Felsen, den Waldboden und die beiden Youkai.

Es war später Nachmittag, als sie den Wald verließen. Kataga würde bald ankommen und Inu-no-taishou und auch… Sesshoumaru. Wie es wohl war, ihn jetzt wieder zu sehen? Immerhin waren sie beinahe niemals allein – und durften es auch nicht sein, weil sich das nicht gehörte. Noch dazu mussten sie so tun, sich nicht zu kennen, obwohl sie ihn ja gesund gepflegt hatte, doch das hieß nicht, dass sie sich kennen durften.

Ayashi blickte zum Schloss, sobald es in Sicht kam, und erblickte Sesshoumaru mit seinem Vater, der gerade Katsumoto begrüßte.
 

Sesshoumaru blickte sich unauffällig um, während er Katsumoto mit einer höflichen Verbeugung begrüßte, die Katsumoto erwiderte, nachdem er auch den älteren Inu-no-taishou begrüßt hatte.

„Willkommen. Tretet ein!“ meinte Katsumoto und wies mit einem Arm in Richtung des ersten Hofes.

Inu-no-taishou trat neben Katsumoto in den Hof und Sesshoumaru nutzte die Gelegenheit, sich zu den Hügeln umzudrehen. Endlich – nach langen Monaten – konnte er beinahe wieder in ihrer Nähe sein.

Dann erblickte er sie. Sie rannte mit einer anderen Youkai, die rotbraunes Haar hatte und zweifellos Ayame sein musste, durch das Gras und blieb schließlich an einem Vorsprung stehen, da sie ihn erblickt hatte. Ayame bemerkte erst etwas später, dass Ayashi stehen geblieben war, drehte um und rannte zurück, worauf sie etwas sagte. Ayashi nickte, strich ihr Haar zurück und folgte dann ihrer Schwester, ohne den Blick von Sesshoumaru zu wenden, bis sie wieder hinter einer Erhöhung verschwanden.

„Hast du etwas gesehen?“ fragte Inu-no-taishou, der sich zu seinem Sohn umgewandt hatte.

„Nein.“ entgegnete Sesshoumaru wahrheitsgetreu und folgte dann den zwei Youkai in den Hof, wo Diener seinem Vater und ihm selbst die Gemächer zeigten, die ihnen zugewiesen waren.

Er hatte nicht etwas gesehen, sondern jemanden. Und er konnte es nicht erwarten, sie wieder zu sehen, ihre Stimme zu hören, ihr Haar zu riechen, ihre Haut zu schmecken und ihren Körper an seinen zu pressen.



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