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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Karasu, die sich bis zu ihrer Niederkunft bemüht hatte, in Ayashi eine Gesellschafterin zu finden, brachte nach drei Monaten ein gesundes Mädchen zur Welt, welches Ayame genannt wurde. Kataga war glücklich über die Geburt seiner zweiten Tochter, doch Karasu sehr verstimmt darüber, dass sie keinen Sohn geboren hatte. Dabei hatte sie doch Kataga darum bitten wollen, ihren gemeinsamen Sohn als Erben einzusetzen und Ayashi mit einem der Fürstensöhne zu verheiraten, die eh alle ein Auge auf die ältere Schwester geworfen hatten.

„Es bleibt bei meinem Entschluss, Karasu. Ayashi bleibt meine Erbin und wird meinen Platz einnehmen, sobald ich aus dieser Welt scheide. Ayame, die ich nicht weniger liebe, aber nun einmal die Zweitgeborene ist, wird in ein paar Jahren zu Katsumoto geschickt, um dort erzogen zu werden. Mein Bruder hat weder eine Gemahlin noch einen Nachfolger. Er hat bereits freudig zugesagt, sie als seine Erbin aufzunehmen und zu erziehen.“

„Und wenn ich dir einen Sohn geboren hätte?“ fragte Karasu. „Wenn ich dir noch einen Sohn gebäre?“

„So müssten wir uns Gedanken um einen anderen Namen machen, doch an meiner Entscheidung änderte sich nichts.“

„Du bist undankbar!“ rief Karasu aufgebracht, doch noch geschwächt von der Geburt.

„Ich verzeihe dir deinen Ton, Karasu. Der Zustand nach einer Geburt mag sicher nicht einfach sein. Du sollest dich noch schonen, doch rede nie wieder auf diese Art und Weise mit mir!“ herrschte Kataga sie an und verließ ihre Gemächer.

Karasu blieb mit der kleinen Ayame allein zurück, die bald begann zu weinen, ohne dass es ihre Mutter kümmerte. Sie ließ sie schreien und kreiste nur um ihre eigene Enttäuschung.
 

Karasu wies ab jenem Tag ihre eigene Tochter vehement von sich, sodass Ayashi noch am selben Abend ihren Vater aufsuchte.

„Die Dienerinnen haben mich davon unterrichtet, dass Karasu Ayame von sich weist. Ich habe versucht, mit ihr zu sprechen, doch ohne Erfolg.“ meinte sie und trat um den Schreibtisch herum, an dem Kataga einige Unterlagen durchsah.

„Was tut sie?“ fragte Kataga und sah erschrocken auf.

„Sie weigert sich Ayame zu stillen oder auch nur auf den Arm zu nehmen, wenn sie weint. Die Dienerinnen kümmern sich dann um die Kleine. Ich fürchte fast, dass Karasu Ayame in ihrer Sturheit sogar verhungern lassen könnte.“ antwortete Ayashi mit bebender Stimme.

Kataga schlug mit der Hand auf den Tisch, dass die Teeschale klirrte und einige Schreibutensilien von ihrem Platz rutschten, und eilte aus dem Raum.

„Das darf doch nicht wahr sein!“ hörte Ayashi ihren Vater noch schimpfen, als er zu Karasus Gemächern eilte.

Wenig später ertönte Katagas laute und verärgerte Stimme, die mit scharfen Worten auf Karasu einprasselte. Ayashi fiel auf, dass ihr Vater niemals mit ihr geschimpft hatte. Kurze Zeit später hörte sie einen Säugling weinen und eilte ihrem Vater in das Zimmer hinterher. Ayame musste das nicht hautnah miterleben, wie sie fand.

„Wer glaubst du, wer du bist? Es war von Anfang an klar, dass du niemals den Platz meiner Frau einnehmen würdest! Ich habe dich nicht geheiratet, wie du wohl bemerkt hast! Jetzt biete ich deinem Kind mehr als ihm eigentlich zusteht – die sichere Nachfolge über die Südlichen Berge – und es ist dir nicht genug!“ tobte Kataga und packte Karasu, die inzwischen in einem Stuhl saß, an den Schultern.

Ayame brüllte aus vollen Kräften, sodass Ayashi sofort zur Wiege eilte, als sie das Zimmer lautlos betrat. Sie sah die Diener draußen vorbeihuschen und angsterfüllte Blicke durch die aufgeschobene Tür werfen. Ihr Vater wurde respektiert und auch gefürchtet, aber niemals hatte er dazu seine Stimme erheben müssen. Seine Autorität begründete sich in seiner Ausstrahlung und seiner ruhigen Kraft, seiner Besonnenheit und der Gerechtigkeit, mit der er allen begegnete. Nun lieferte er ihnen ein Bild, das sie nicht von ihm kannten.

„Vater…“ begann Ayashi sanft und hatte damit sofort die Aufmerksamkeit ihres Vaters erlangt, der verstummte und zu ihr blickte. „Ich nehme Ayame mit mir nach draußen.“ fuhr sie fort, wickelte die kleine Ayame in eine weiche Decke und nahm sie auf den Arm, um das Zimmer zum Garten hin zu verlassen.

Sie schob die Türe auf und blickte beim Schließen der Tür noch einmal zu ihrem Vater, der ihren versteckten Hinweis verstanden hatte, denn gleich danach hörte sie nur noch seine ruhige und sachliche Stimme, die deshalb aber nicht weniger erbost war.

Ayashi machte sich mit Ayame auf den Weg in der Garten, wiegte sie sachte auf ihrem Arm und hielt die Neugeborenene nahe an ihren Körper, um sie zusätzlich zu der Decke noch zu wärmen.
 

Nach einer kurzen Weile hatte sich die Kleine wieder beruhigt und von ihrem Schreck erholt. Sie schlief nun wieder friedlich auf Ayashis Armen und atmete ruhig und regelmäßig. Ayashi fragte sich, was ihr Vater nun zu Karasu sagen würde, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass es angenehm für sie war. Was war das für ein Verhältnis, das er zu dieser Frau unterhielt? War es überhaupt eines? Ayashi zweifelte daran. Ihr Blick fiel auf ihre kleine Halbschwester und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie war wirklich zu niedlich, wenn sie schlief! Wie konnte eine Mutter nur ihr Kind behandeln als sei es ihr völlig gleichgültig? Hatte sie vielleicht versucht, mit Hilfe dieses Kindes ihre Position bei Kataga zu stärken? Ging es ihr um Macht? Ayashi schüttelte den Kopf und sog die kühle Nachtluft in sich ein. Die arme kleine Ayame würde es wohl schwer haben mit so einer Mutter, vermutete Ayashi.

„Ayashi-Hime?“

Ayashi wandte sich um und erblickte Yaken, der ihr scheinbar in den Garten gefolgt war.

„Was machst du hier, Yaken? Inu-no-taishou war schon längere Zeit nicht mehr hier.“ entgegnete Ayashi und blickte zum Rand des Gartens, ob sie irgendwo Sesshoumaru erblickte.

„Sesshoumaru-Sama, mein erhabener Herr, hat mich beteten, eine Audienz bei Eurem ehrenwerten Vater, Kataga-Sama zu erbitten.“ meinte er Krötendämon, der wieder völlig gesund zu sein schien.

„Das ist im Moment eher schlecht, Yaken.“ gab Ayashi Auskunft und setzte ihren Weg langsam fort, damit er ihr folgen konnte.

„Ich muss sagen, es hat Nachteile, mit Sesshoumaru-Sama immer auf Reisen zu sein.“

„Ja?“ fragte Ayashi und blickte Yaken wieder an, der sie ungläubig anstarrte. „Was ist denn?“ fragte sie ihn und schüttelte verständnislos den Kopf.

„Ihr habt ein Kind auf dem Arm, Ayashi-Hime.“ brachte der Krötendämon heraus und machte sich bereits auf eine Maßregelung gefasst, dass ihn das nichts anginge.

Stattdessen lächelte die Prinzessin vor ihm und beugte sich zu ihm hinunter, dass er das Kind sehen konnte.

„Ist sie nicht bezaubernd?“ fragte sie und strich ihrer kleinen Schwester über das kleine Köpfchen.

„Ja, wirklich bezaubernd.“ stimmte Yaken zu und betrachtete das kleine Kind, das im Schlaf an seinem Daumen nuckelte. „Äußerst liebreizend.“ fügte er hinzu.

Ayashi nickte und richtete sich wieder auf.

„Was sind die Nachteile, von denen du gesprochen hast, Yaken? Behandelt dich Sesshoumaru-Sama schlecht?“ wollte Ayashi wissen, da sie sich an diesen einen Abend vor einigen Monaten nur allzu gut erinnerte.

„Oh, nein, Hime-Sama! Das würde ich mir niemals erlauben zu sagen. Es ist nur… Wenn ich mit Sesshoumaru-Sama, meinem guten Herrn, unterwegs bin, erfahre ich so selten die wirklich wichtigen Neuigkeiten.“ erklärte er.

Ayashi nickte und blickte zurück auf die erleuchteten Türen, hinter denen sich Karasus Gemächer befanden.

„Yaken, wie geht es ihm?“

„Wem, Hime-Sama?“

„Sesshoumaru-Sama.“ hauchte Ayashi seinen Namen.

Sie hatte ihn so lange nicht mehr ausgesprochen – an jenem Tag im Herbst zum letzten Mal. Wie ihr Vater versprochen hatte, war es zu keinen Auseinandersetzungen gekommen. Sesshoumaru hatte nichts unternehmen können, da sein Vater Inu-no-taishou ihm mit einem gestärkten Vertrag mit den Katzenyoukai zuvorgekommen war. War Sesshoumaru so um seine gerechte Rache gebracht worden? Wusste Inu-no-taishou selbst von der Schuld der Katzenyoukai und meinte nur, es sei klüger, ein direktes Kräftemessen zu vermeiden? „Ich hörte mit Bedauern, dass Ajisai-Sama verstorben ist.“ fügte Ayashi hinzu und Yaken seufzte.

„Ja, das ist wahr… Die gute Herrin Ajisai-Sama. Sesshoumaru-Sama lässt sich seinen Schmerz nicht mehr anmerken, doch ich bemerke natürlich, dass seine Trauer sehr groß ist und sehr tief sitzt.“

„Natürlich.“

„Verzeiht, Hime-Sama, doch ich muss nun den Auftrag meines Herrn erfüllen und Kataga-Sama um eine Audienz ersuchen. Es ist sehr wichtig.“

Ayashi nickte. Sie konnte sich denken, dass es wichtig war, wenn Sesshoumaru sich an ihren Vater wandte. Vielleicht wusste nicht einmal Inu-no-taishou davon, denn sonst hätte er wohl ein mögliches Zusammentreffen zwischen seinem Sohn und Ayashi bereits verhindert.

„Wie gesagt: es ist nicht der beste Moment, doch lasse dich zu ihm bringen. Ich bin mir sicher, er gewährt dir eine kurze Unterredung.“ entgegnete Ayashi, als sie Zhu-Lien und Zhang unter dem Vordach erblickte, die scheinbar auf sie warteten.



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