Zwei Jahre später
So, es hat wieder lange gedauert, ich weiß. Aber ich hab noch auf ein paar mehr Kommis gehofft und ich bin auch eben grad fertig geworden.
Ich muss sagen, das ist das erste mal, dass in den Kommentaren Einzelheiten erwähnt werden, die ganz zu Anfang des kapitel standen. Normalerweise überliest man so was einfach... Aber ich bin natürlich schon stolz das ich eure Anforderungen bei Anis' Nachricht entsrechen konnte.^^
Es kommt jetzt nochmal ein Wechsel-Kapitel, wo immer zwischen den Orten rumgesprungen wird. Ihr kennt das ja schon vom letzten.
XxX
Nomuja schlug die Augen auf. Über sich sah sie die grob zusammengezimmerten Bretter der Decke. Für einen Moment sah sie sich irritiert um. Sie hatte lange nicht mehr geschlafen und daher lag ihr letzter Traum auch schon einige Jahre zurück. Dabei hätte sie schwören können, eben noch auf einer Waldlichtung gestanden zu haben. War wohl nur ein Traum. Doch es war ein sehr schöner Traum gewesen, wenn sie sich recht erinnerte. Ein kleines Mädchen war darin vorgekommen. Obwohl Nomuja es nicht erkannt hatte, schien sie der Kleinen schon mal irgendwo begegnet zu sein. Doch wo nur? Wo hatte sie dieses lachende Gesicht schon einmal gesehen?
Als es ihr schließlich einfiel und sie sich auch an die Person erinnerte, die dieses Mädchen immer begleitete, sank ihre Stimmung in wenigen Hundertstelsekunden auf einen eisgekühlten Tiefpunkt.
Sie hatte lange nicht mehr an Sesshoumaru gedacht. Es waren jetzt schon ganze zwei Jahre her, seit sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Sie legte auch keinerlei Wert darauf, ihm noch einmal zu begegnen. Sie hatte hier, in diesem friedlichen Menschendorf, ein neues Leben angefangen. Sie war nicht mehr Anis, sie trug nun den Namen Nomuja. Sie wohnte in einer kleinen Hütte, nicht weit von Takeos Hof entfernt. Hinter dem kleinem Haus befand sich ein bescheidener Kräutergarten. Viele Sachen aus der Ernte hing getrocknet an der Decke, als Vorrat für den Winter. Schließlich aß sie ja kein Fleisch. Obwohl sie sich selbst sehr gut versorgen konnte, kam Takeo fast jeden Tag zu ihr und brachte ihr irgendwelche Geschenke. Die meisten waren nur unnützer Krempel und wurden dankend von ihr abgelehnt. Wenn sie dennoch etwas von ihm annahm, war er immer hellauf begeistert. Sie fragte sich schon lange nicht mehr, warum er sich so sehr um sie kümmerte. Nomuja hatte ihn auch nie danach gefragt. Sie wusste ganz genau, dass er in sie verliebt war. Immer wenn sie zufällig weniger als zwei Meter voneinander entfernt waren, stammelte er vor sich hin und brachte kaum ein vernünftiges Wort heraus.
Doch Nomuja sagte nichts dazu. Manchmal machte er rätselhafte Andeutungen, doch sie interpretierte diese extra falsch, brachte ihn in Verlegenheit, bis er schließlich aufgab. Denn sie teilte diese Gefühle nicht. Für Nomuja war Takeo ein sehr guter Freund, aber eben auch nicht mehr. Sie mochte ihn sehr - aber sie liebte ihn nicht. Und sie wollte den Tag, an dem er ihr seine Liebe gestand und sie ihn würde abweisen müssen, noch so weit wie möglich herauszögen. Sie wollte seine Gefühle nicht verletzen und ihn als Freund nicht verlieren. So konnte sie vom Glück sagen, dass Takeo in Sachen Liebe so scheu war.
Nomuja stand auf und zog sich an. Draußen zwitscherten bereits die Vögel, als sie die Tür öffnete. Ihr Haus bestand nur aus zwei Zimmern, auch wenn Takeo ihr mehrere Male angeboten hatte, es auszubauen. Doch der enge Raum störte sie nicht.
„Hallo Nomuja! Du bist aber heute spät aufgestanden”, ertönte eine Stimme hinter ihr.
Nomuja hatte den jungen Mann schon längst bemerkt, tat aber so, als würde sie sich über sein plötzliches Auftauchen erschrecken.
„Wo kommst du denn auf einmal her, Takeo? Warum bist du nicht auf deinem Hof?”, fragte sie mit überrascht klingender Stimme.
„Ich hatte einfach mal Lust, dich zu besuchen...”, antworte er und ein Hauch ro
Rsa legte sich über sein Gesicht. Der lügt wie gedruckt..., dachte sie zynisch.
Nomuja lächelte. „Das ist aber lieb von dir.”
„Du freust dich?” Sein Gesicht strahlte.
Sie zuckte mit den Schultern. „Sicher, ich freue mich immer über deinen Besuch.”
Takeo wurde knallrot und tippte seine Finger nervös aneinander. Nomuja beäugte das misstrauisch. Er sah aus, als würde er irgendetwas aushecken...
„Ist etwas nicht in Ordnung?”, erkundigte sie sich möglichst besorgt, während sie innerlich entnervt aufstöhnte. Gleich würde er wieder versuchen, ihr eine Liebeserklärung zu machen. Es wurde immer schwerer, das zu verhindern. Das letzte Mal war er wirklich kurz davor gewesen und es war letztendlich ein Wolf gewesen, der ihn mit seinem nächtlichem Geheule aus dem Konzept gebracht hatte.
„Doch, schon, es ist alles in Ordnung... Ähm... Sag mal, ich wollte dich heute Abend zum Essen einladen... Hast du Zeit?”, stotterte er nervös.
Naja, ich würd ja schon kommen, wenn ich nicht ahnen würde, dass das vermutlich kein rein freundschaftliches Essen wird. Also nein, ich komme nicht!, waren ihre Gedanken.
„Ja klar, natürlich komme ich!”
Moment mal, WAS hab ich grade gesagt?!
Takeo strahlte. „Gut, dann kommst du so gegen Sonnenuntergang zu mir, ja?”
Nein, ich weder ganz bestimmt nicht kommen, das kannst du dir abschminken!
„Ja, ist gut.”
Verdammt, jetzt sitz ich in der Scheiße.
Verzweifelt sah Nomuja Takeo nach, der sich jetzt fröhlich pfeifend entfernte. Sie hatte einfach nicht nein sagen können. Er wäre sonst furchtbar traurig gewesen und das wollte sie nicht.
*
„Oh, Jaken guck mal! Da wachsen ganz viele, wunderschöne Blumen!”, rief Rin aufgeregt.
Jaken stöhnte. „Rin, bist du nicht schon etwas zu alt zum Blumenpflücken?”
„Unsinn, dazu ist man nie zu alt. Außerdem macht es so viel Spaß!”, protestierte Rin.
Seit fast drei Jahren zog sie jetzt mit Sesshoumaru durch die Gegend und sie war mittlerweile etwa acht Jahre alt, doch ihre Lieblingsbeschäftigung war noch immer das Blumenpflücken. Sie war inzwischen richtig gut darin und ihre Sträuße waren nicht mehr nur bunt zusammengewürfelt. Fast alle ihre Kunstwerke landeten irgendwann bei Sesshoumaru. Meistens ignorierte der die ihm angebotenen Blumen, doch wenn er sie tatsächlich annahm, dann schien die Welt für Rin immer viel schöner zu sein.
„Sesshoumaru mag meine Blumen auch. Ich weiß sogar, welche seine Lieblingsblume ist!”, erzählte sie stolz.
„Was redest du da für einen Quatsch, Rin! Sesshoumaru hat keine Lieblingsblume, so etwas interessiert ihn doch überhaupt nicht!”, rief Jaken empört.
„Aber natürlich hat er eine! Sieh mal, es ist DIE HIER!”, sagte Rin fröhlich und hielt dem Krötendämon eine kleine Blume hin. Jaken beäugte sie misstrauisch. Was sollte an diesem langstieligem Kraut mit den winzigen Blüten schon so besonders sein, außer vielleicht, dass sie sehr stark roch?
„Willst du mich auf den Arm nehmen?! Was sollte der edle Meister an solch einem Unkraut finden?!”, fuhr er sie an.
Rin zuckte bei seinem harschen Ton zusammen.
„Aber... Aber wenn ich die mit in den Strauß nehme, dann nimmt ihn Sesshoumaru an. Sonst macht er das nicht...”, nuschelte sie.
„Blödsinn, das bildest du dir nur ein!”, schimpfte Jaken.
„Nein, das tu ich NICHT! Und ich werd’s dir beweisen! SESSHOUMARU!”, schrie sie laut.
Jaken hielt sich die Ohren zu und meckerte los, Rin solle seinen Meister doch nicht immer so belästigen.
Sesshoumaru hatte den Streit seiner beiden Begleiter sehr wohl mitbekommen, ihn jedoch bis jetzt ignoriert. Als Rin jedoch dann lauthals seinen Namen schrie, konnte er wohl nicht länger den Schwerhörigen spielen. Dennoch zeigte er keinerlei Reaktion, bis Rin an seinem Hosenbein zupfte.
„Duhuu, Sesshoumaru? Guck mal, ich hab einen ganz schönen Blumenstrauß für euch gepflückt”, sagte sie lächelnd und hielt ihm den Strauß hin.
Sofort strömte ihm wieder dieser altbekannte Geruch in die Nase. Anis’ Geruch. Etwas in ihm schien plötzlich zu zerreißen. Mit spitzen Fingern fischte er das kleine Kraut aus dem Strauß, das für diesen Duft verantwortlich war. Während Rin die restlichen Blumen sinken ließ, konnte Sesshoumaru den Blick nicht von den winzigen Blüten abwenden. Er bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen und setzte seinen Weg fort. Doch den kleinen Stängel behielt er in der Hand. Der Youkai achtete überhaupt nicht auf Jakens verblüfftes Gesicht, das von Rin mit fröhlichem Gelächter quittiert wurde.
Seine Gedanken waren bei Anis. Es war bereits zwei Jahre her, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Nichts erinnerte mehr an sie. Doch jedes mal, wenn er diesen altbekannten Geruch wahrnahm, änderte er seine Richtung. Jedes mal kam er auf eine Wiese. Jedes mal fand er dort nicht Anis, sondern diese Blumen vor. Alles wäre so viel einfacher gewesen, wenn er doch ihren wahren Geruch gekannt hätte! Aber den kannte er nun mal nicht.
Und jedes Mal, wenn Rin ihm eine solche Blume gab, konnte er nicht umhin, kurz an ihr zu riechen.
Er vermisste Anis. Und wie er sie vermisste! Seine Suche war lange erfolglos geblieben, aber er hatte nicht aufgegeben.
Immer, wenn er sich an ihre gemeinsame Zeit erinnerte, kam etwas in ihm hoch. Es waren diese so tief vergrabenen Gefühle.
Nachdem Anis verschwunden war, war er nach außen hin noch undurchdringlicher geworden. Er hatte seine Feinde mit noch größerer Grausamkeit niedergemäht. Nur bei Rin und manchmal auch bei Jaken war er nicht ganz so kalt. Das jedoch auch nur, wenn Rin ihm wieder so eine Blume gab. Dann versank er für den Rest des Tages in seinen Gedanken und sprach kein Wort mehr.
Immer, wenn seine Gedanken zu der Frau abschweiften, dessen Gegenwart er nur so kurz genießen durfte, dann schien er von mehreren Messern durchbohrt zu werden. Ein unerträglicher Schmerz machte sich dann in ihm breit. Es war, als würde er innerlich zerrissen werden. Dennoch dachte er immer wieder an sie. Er wollte sie auch nicht vergessen, denn die Zeit mit ihr war doch größtenteils sehr schön gewesen.
In ihm war keine Wut über ihren Abgang. Nur eine unendlich große Trauer. Er war gebrochen, sein Herz lag in Scherben. Er hatte nichts von seiner Kampfkraft eingebüßt, im Gegenteil. Er war sogar noch stärker geworden. Nie ließ er Gnade walten, seine Opfer waren ihm gleichgültig. Doch selbst die Suche nach Naraku, der seine Ehre verletzt hatte, war gleichgültig geworden. Er suchte nicht mehr nach ihm. Sicher, wenn er ihm zufällig über den Weg laufen sollte, oder aus einer ernstzunehmenden Quelle einen sicheren Hinweis bekäme, dann würde er ihn schon umbringen.
Aber seine Aufmerksamkeit galt noch immer der Suche nach Anis. Sie war am wichtigsten geworden. Ein Jammer, das man das Wichtigste im Leben immer erst erkannte, wenn man es bereits verloren hatte.
Manchmal zog er es natürlich auch in Betracht, dass Anis vielleicht gar nicht mehr am Leben war. Doch daran dachte er nicht oft. Es tat zu sehr weh und er wollte es auch nicht wahr haben.
Inzwischen schämte er sich nicht mehr vor sich selbst, wegen diesen Gefühlen. Es wusste ohnehin niemand etwas davon.
Und sie machten ihn stark. Er hatte etwas, wofür er kämpfen konnte. Er hatte ein Ziel und das verteidigte er gegen jede Bedrohung.
Noch immer wusste er nicht, was dies überhaupt für Gefühle waren, oder wo sie herkamen. Doch er stellte sich ihnen. Er hielt den Schmerz aus. Nie hätte er gedacht, dass Gefühle so sehr schmerzen könnten. Das der Kampf mit sich selbst so viel Kraft einforderte. Aber er kämpfte, er gab nicht auf. Sesshoumaru stellte sich diesen starken Gefühlen, ignorierte sie nicht mehr. Genau so, wie es sein Vater von ihm erwartet hätte. Er wusste nun, was innere Stärke war und wie scher sie zu erreichen war.
Das einzige Lebewesen, das so lebensmüde gewesen war und ihn angegriffen hatte, dies jedoch überlebt hatte, war Inuyasha. Ihn hatte er verschont, obwohl er ihn reichlich oft getroffen hatte und es auch sehr schnell immer wieder zum Kampf gekommen war. Immer wieder war er bei ihm aufgetaucht. Immer wieder hatte er sich versichert, dass Anis nicht doch bei ihm war. Und immer wieder war er enttäuscht worden. Wie tief mochte er schon gesunken sein, wenn er seinen verhassten Halbbruder aufsuchte? Dennoch hatte er ihn jedes mal verschont. Warum? Weil die Hoffnung bestand, dass er Anis vielleicht doch eines Tages bei ihm finden würde. Deshalb hatte er es auch nie bereut.
Bisher jedoch, hatte sich diese Hoffnung nicht bestätigt.
Wo war sie nur?
Wie ging es ihr?
Was machte sie gerade?
Was hätte er alles für die Beantwortung dieser Fragen gegeben...
*
Nomuja beeilte sich mit dem Essen. Sie wollte so schnell wie möglich wieder von hier verschwinden. Takeo, der ihr gegenübersaß, rührte seine Mahlzeit nicht an, sondern hielt seinen Blick starr auf sie gerichtet. Wahrscheinlich bekam er das nicht einmal mit.
Nomuja stellte bald fest, dass ihr Freund das Essen wahrscheinlich selbst zubereitet hatte. Denn obwohl man bei Reis und Gemüse ja eigentlich nichts falsch machen konnte, schmeckte das Zeug widerlich. Aus Höflichkeit verzehrte sie jedoch trotzdem alles. Was hätte sie jetzt alles für eine Pizza gegeben! Ohne Salami, versteht sich.
Als sie es endlich geschafft hatte, das fiese Zeug runterzuwürgen, ohne ihr Mittagessen dabei über den Tisch zu gießen - Männer und kochen sind die Verkörperung von Feuer und Wasser, wobei die Männer allesamt Wasserköpfe sind - stand sie schließlich auf.
„Das Essen mit dir war sehr schön”, ...aber der Geschmack miserabel...,”Doch ich werde jetzt wohl besser nach Hause gehen. Ich falle dir sonst nur zur Last.” ...eher umgekehrt..., sagte sie, dachte jedoch gleichzeitig etwas ganz anderes.
„Oh...äh... Bleib doch bitte noch ein wenig. Du machst mir gar keine Umstände!”, stotterte er nicht sehr intelligent.
Nomuja seufzte innerlich. Eigentlich war er ja ganz süß, aber sein ewiges Getue war einfach zu viel des Guten.
Takeo stand ebenfalls auf und führte sie nach draußen. Dort angekommen setzten sie sich zusammen auf eine Bank.
Nomuja wartete. Doch Takeo sagte kein Wort und starrte nur stur zum Himmel empor. Also wartete sie weiter. Nach einer halben Stunde wurde es ihr zu bunt und sie sagte:
„So, nachdem ich mir jetzt den Nachthimmel so lange angeschaut habe, dass ich alle Sternbilder auswendig kenne: Was willst du mir sagen?”
Ihr Gegenüber wurde immer nervöser.
„Nunja...also...” Jetzt sah er sie tatsächlich an. „Ich... Ich wollte dir sagen... Das ich dich... Das ich dich liebe!”, brach es aus ihm heraus.
Jetzt war es Nomuja, die ihn nicht ansah. Doch Takeo schien zu befürchten, dass er sich nie trauen würde ,noch einen Schritt weiter zu gehen, wenn er es jetzt nicht tat. Und so legte er noch einen drauf...
„Nomuja, ich möchte dich zur Frau nehmen.”
Stille. Keiner wagte zu sprechen.
Mist, sie hatte gehofft, dass er sich nicht traut...
Nomuja senkte den Blick noch weiter.
„Du... Du brauchst noch nicht jetzt sofort zu antworten...”s murmelte Takeo und senkte den Blick.
Das hatte ich auch gar nicht vor...s dachte sie sich.
„Ich weiß, das kommt etwas überraschend. Sicher brauchst du erstmal ein wenig Zeit um dir deine Entscheidung zu überlegen. Sag mir einfach Bescheid, wenn du so weit bist.” Er klang ungewöhnlich ernst, wie Nomuja fand.
Also ZEIT ist das letzte, was ich jetzt brauche. Aber gegen ein Aspirin hätte ich nichts einzuwenden, überlegte Nomuja.
Takeo, der nichts von den Gedanken seiner Angebeteten ahnte, zog sich jetzt ins Haus zurück, was Nomuja als Erlaubnis nahm, sich ebenfalls zu entfernen.
Als sie in ihrer kleinen Hütte angekommen war, legte sie sich gleich mal auf ihre Schlafstatt und schloss die Augen. Nicht etwa um zu schlafen, sondern um nachzudenken.
Sie hatte wohl mit einer Liebeserklärung gerechnet, nicht aber mit einem Heiratsantrag . Da soll einer die Männer verstehen...
*
Sesshoumaru rümpfte die Nase. Schon wieder so ein elendiges Menschendorf. Diese niederen Geschöpfe machten sich aber wirklich überall breit. Wie er sie doch verabscheute! So unfähig, so schwach. Zu nichts zu gebrauchen. Sie waren es einfach nicht wert, zu leben. Ihre einzige, mögliche Stärke bestand in ihrer Menge. Sie waren einfach überall. Wie Ungeziefer, das man ausrotten musste. Aber er, Lord der westlichen Länder der Inuyoukai, brauchte sich nicht mit Ungeziefer abzugeben.
Darum machte er immer um alle Dörfer dieser schändlichen Rasse einen weiten Bogen. Genau das hatte er auch diesmal vor.
„Du Jaken, mir ist langweilig”, quengelte Rin, die auf Ah-Uhns Rücken saß.
„Meckre gefälligst nicht so rum, Rin! Du gehst Meister Sesshoumaru nur auf die Nerven!”, fauchte Jaken, der damit in Sesshoumarus Augen noch viel nerviger war als Rin.
„Tut mir, Leid, das wollte ich nicht. Aber es passiert ja nichts. Kannst du mir nicht irgendwas erzählen, Jaken?”, fragte Rin mit einem Unschuldsblick.
„Ich soll dir was erzählen?! Du bist wohl verrückt geworden, ich bin doch nicht dein Kindermädchen!”, fuhr der Krötendämon sie an.
Sesshoumaru hätte jetzt fast geschmunzelt, hätte er nicht so verdammt schlechte Laune. Eigentlich war Jaken sehr wohl Rins Kindermädchen, seit Anis nicht mehr da war. Seine einzige Aufgabe bestand darin, auf Rin aufzupassen und sie gelegentlich zu beschäftigen. Für sehr viel mehr war er eigentlich nicht zu gebrauchen...
Rin fing jetzt an zu schmollen: „Mir dir macht es gar keinen Spaß! Es war viel lustiger, als Anis noch da war. Da hatte auch Sesshoumaru bessere Laune...”, murmelte sie vor sich hin.
„Hör auf über dieses nutzlose Weib zu reden! Sie hat den Meister schändlich hintergangen und ausgetrickst!”, kreischte Jaken wütend.
Die Tatsache, dass Sesshoumaru genau vor ihm war, schien er erfolgreich verdrängt zu haben. Folglich lief er genau in denselben hinein, das der Inuyoukai plötzlich stehen geblieben war. Jaken bekam einen so eisigen Blick abkassiert, dass er sofort um die Hälfte seiner Körpergröße schrumpfte.
„I...i....ich wollte damit keineswegs andeuten, dass diese Frau klüger wäre als ihr, weil sie euch gelinkt hat...”, brabbelte Jaken vor sich hin, während er auf den Knien vor seinem Meister rumrutschte.
Diese Aussage nahm der Daiyoukai natürlich nicht ohne weiteres hin und so schmückten Jakens Kopf bald einige schöne, große Beulen.
Sesshoumaru setzte seinen Weg ungerührt fort, doch er dachte dabei über Rins Bemerkung nach: ‘Es war viel lustiger, als Anis noch da war. Da hatte auch Sesshoumaru bessere Laune...’
Bessere Laune... Hatte er tatsächlich bessere Laune gehabt? Seltsam, solche Kleinigkeiten bemerkte Rin immer, auch wenn das das einzige zu sein schien, was sie konnte. Hatte sie etwa mitbekommen, was in ihm vorging? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen.
„Du bist gemein! Anis war doch so nett!”, hörte er die Stimme des kleinen Mädchens hinter sich.
Stritten die beiden sich etwas immer noch?! Sie sollten endlich damit aufhören.
„Sie war ein unwürdiges Wesen, ein einfacher Mensch! Wenn sie wenigstens so gehorsam wie du gewesen wäre... Aber nein, sie musste ja unbedingt abhauen!”, schimpfte der Krötenyoukai.
Sesshoumaru roch Tränen. Rin weinte!
„Du bist so geimeiiiin! Anis ist bestimmt nur wegen dir wieder nach Hause gegangen!” An ihrer Stimmlage konnte der Inuyoukai erkennen, dass sie kurz vor einem Weinkrampf stand. Nicht das auch noch!
„Ja, sicher hockt sie jetzt in einem dieser schrecklichen Menschendörfer. Geschieht ihr ganz recht, das sie sich so verstecken muss!”, rief Jaken genüsslich.
„Es reicht, Jaken! Sei still”, knurrte Sesshoumaru gefährlich.
Jaken gab keinen Ton mehr von sich und auch Rin hörte auf zu schniefen. Endlich Ruhe, Ruhe zum Nachdenken.
Jakens Idee ließ sich nicht vollkommen von der Hand weisen, das musste er zugeben. Anis war ein Mensch, oder gab sich zumindest für einen aus. Und wo sollte sich ein Mensch besser verstecken, als zwischen anderen Menschen?
Vielleicht sollte er diesem Menschendorf, das er eben in der Nähe gerochen hatte, doch mal einen Besuch abstatten...
*
Nomuja verließ an diesem Morgen schon sehr früh ihre Hütte und ging runter an den Fluss, um ihre Kleidung zu waschen. Diese Arbeit war sehr mühselig, denn hier war ‘Seife’ ein Fremdwort und das Wasser war zum Erbrechen kalt. Aber die Arbeit musste nun einmal getan werden.
Das einzig Gute daran war, dads sie so erfuhr, was so alles in der Welt geschah. Denn sie war keineswegs die Einzige, die hier ihre Wäsche wusch. Alles Klatschweiber des gesamten Dorfes kamen hierher und plauderten miteinander. Einige waren sogar Freundinnen von ihr.
Obwohl noch nicht einmal die Sonne wirklich aufgegangen war, herrschte hier schon voller Betrieb.
„Nomuja, stimmt es, dass du und Takeo jetzt verlobt seit?”, kam sofort die erste Frage von Hirata, eine ihrer Freundinnen. Sie kam auf Nomuja zugelaufen.
„Kein Kommentar!”, blockte sie rasch ab, davon musste ja nicht jeder wissen.
Es war jetzt schon einige Tage her, seit Takeo ihr den Heiratsantrag gemacht hatte und sie hatte ihm noch nicht geantwortet. Der Tatsache, dass sich private Nachrichten hier wie ein Lauffeuer verbreiteten, hatte sie noch nie besonders viel abgewinnen können.
Sie ging zusammen mit Hirata zum Fluss hinunter und wurde dabei ununterbrochen von ihren Fragen gelöchert. Dennoch weigerte sie sich weiterhin, etwas zu dem Thema zu sagen, was ihre Freundin schließlich zu dem Schluss brachte, dass die Gerüchte tatsächlich wahr waren.
„Er hat dich also wirklich gefragt! Und? Was hast du geantwortet?”, erkundigte sie sich mit unerschöpflicher Neugierde.
„Gar nichts hab ich geantwortet!”, sagte sie genervt und tappte damit genau in ihre Falle.
„AHA! Er hat dich wirklich gefragt! Und du hast nichts geantwortet?! Du musst doch irgendwas gesagt haben, oder hast du ihn etwa abserviert?”, fragte sie geschockt.
Man, das war ja genauso schlimm wie ein Kreuzverhör bei der Polizei!
„Oder hast du etwas schon einen anderen?!”
Sie korrigierte sich: Es war schlimmer als ein Kreuzverhör bei der Polizei!
„Wie bitte?! Nein, natürlich nicht! Wie kommst du denn auf die Idee?!”, fuhr sie sie gespielt zornig an. Innerlich lachte sie sich schlapp...
„Naja, du bist ja erst vor zwei Jahren hierher gekommen. Du hast doch sicher auch davor schon ein paar gute Männer getroffen, oder?”, hakte sie nach.
„Nö”, antwortete sie wortkarg.
„Sag bloß, du hast noch nie einen Mann getroffen! Das nehm ich dir nicht ab.”
„Klar hab ich schon Männer getroffen! Nur keine guten. Abgesehen von denen bei mir zu Hause, die allesamt Hohlköpfe waren, hab ich eigentlich auf meiner Reise nur drei kennengelernt...”, murmelte sie vor sich hin.
Sie hätte es lieber gelassen.
„Und? Erzähl schon! Wie waren die?”, fragte Hirata.
„Der eine war ein notgeiler Mönch, der Andere lief dauernd im Karnevalskostüm rum und der Letzte hatte Kriegsbemalung im Gesicht...”, sagte Nomuja und zählte die Personen an den Fingern ab, als fiele es ihr schwer, sich an sie zu erinnern. „Ach ja, und zwei Drittel davon waren bereits besetzt...”, sie musste an Inuyasha und Kikyo denken, „Der eine sogar zweimal, das zählt doppelt...”
„Und was ist mit dem Dritten? Der nicht besetzt ist?”
„Was soll mit dem sein?” Nomuja verstand nur Bahnhof.
„Na, bist du mit dem zusammen gewesen?”
Nomuja konnte nicht anders. Sie brach in schallendes Gelächter aus.
„Ich?! Mit dem!? ”, lachte sie los.
„Was ist daran so komisch?”, fragte Hirata beleidigt.
„Entschuldige...hihihi... Du kennst den Kerl ja schließlich nicht...ich und DER...Hahahahaha!”, kicherte sie.
„Nagut, aber du hast es bisher nicht abgestritten!”, sagte ihre Freundin triumphierend.
„Hä? Was redest du da für einen Quatsch? Ich war nie mit dem Kerl zusammen und ich werde es gewiss auch nie sein. Eher sterbe ich! Abgesehen davon, dass er mich schon öfters umbringen wollte...”
Für Nomuja war das Thema damit beendet. Das traf sich auch ganz gut, denn in diesem Moment waren sie am Fluss angekommen und packten ihre Wäsche aus, die sie bisher in großen Weidenkörben getragen hatten. Es waren bereits fünf andere Frauen aus dem Dorf hier, die alle fröhlich miteinander plauderten.
Nachdem Hirata jetzt wohl endlich genug von Nomujas nicht vorhandenem Liebesleben hatte, konnte sie ihre Freundin endlich ohne schlechtes Gewissen über die neusten Infos ausquetschen.
„Was ist denn in der Umgebung in letzter Zeit so alles passiert? Ich lebe ja so ziemlich am Arsch der Welt und kriege nicht viele Nachrichten aus den anderen Dörfern”, fing sie an.
„Es ist tatsächlich eine Menge passiert. Alle Dörfer südlich von hier, in etwas zwanzig Meilen Entfernung, sind vollkommen zerstört”, berichtete sie ernst.
Nomuja zog scharf die Luft ein.
„Dämonen?” Die Frage war überflüssig, was sonst konnte so viele Siedlungen dem Erdboden gleich machen?
„Wahrscheinlich. Die Dörfer sind fast komplett entvölkert. Aber vor kurzem kam ein Flüchtling hier an, der uns genaueres erzählen konnte”, antwortete Hirata.
„Nun mach es doch nicht so spannend. Was hat er gesagt?”, hakte Nomuja leicht angenervt nach.
„Naja, er behauptete, dass es nur ein einziger Dämon gewesen war, der aber eigentlich wie ein normaler Mensch aussah”, erzählte sie.
Ein einzelner Dämon der ganze Dörfer entvölkerte? Das machte doch keinen Sinn! Sicher, Dämonen in Menschengestalt waren weitaus mächtiger als normale Exemplare. Doch das war es nicht, was Nomuja stutzig machte. Hieß es nicht immer, das Dämonen die Menschen verachteten? Wieso sollten sie in Menschendörfer gehen?
„Wurden die Leichen aufgefressen?”, fragte sie nach.
Hirata schaute sie verblüfft an.
„Nein, aber warum willst du das wissen?”
„Na sieh es doch mal von der logischen Seite: Die mächtigen Dämonen verachten doch die Menschen, richtig?”
„Richtig.” Sie kapierte nicht, stellte Nomuja fest.
„Aber plötzlich taucht ein mächtiger Dämon auf und zerstört scheinbar wahllos jedes Dorf, was ihm begegnet und tötet dessen Einwohner. Aber anstatt sich an ihnen vollzufressen, geht er einfach immer weiter. Dabei könnte er doch einen Bogen um die Dörfer machen, müsste sich nicht die Finger schmutzig machen und würde keine Zeit verlieren.” Nomuja kam sich vor, als würde sie einem kleinen Mädchen erklären, das eins plus eins, zwei ergab.
„Vielleicht macht ihm das Töten einfach nur Spaß?”, sagte Hitara schulternzuckend.
„Aber dann hätte diese Mordserie nicht so plötzlich angefangen!”, erwiderte Nomuja.
Langsam schien ihrer Freundin dann doch ein Licht aufzugehen.
„Meinst... Meinst du dieser Dämon sucht etwas?”,schlussfolgerte sie sofort.
Nomuja dachte kurz nach. Welcher Dämon suchte schon etwas, was sich in einem Menschendorf befand?! Ihr fiel keiner ein. Naja, aber sie kannte ja auch nicht gerade sehr viele (lebendige) Dämonen in dieser Epoche.
Schlagartig wanderten ihre Gedanken zu Sesshoumaru. Konnte es etwa sein, das er diese Dörfer...?
Oh mein Gott! Ich bin es! Er sucht nach MIR!, wurde ihr plötzlich klar.
In genau diesem Moment ertönte vom Dorf her ein markerschütternder Schrei.
XxX
So, ab jetzt ist alles offen, ich hab noch keinen eizigen Satz geschrieben, der das ganze weiterführt. Ich bin auch für Vorschläge eurerseits offen! ich hab zwar schon eine ungefähre Ahnung wie es weiter geht, aber ihr könnt natürlich auch mit entscheiden.
Ich denke das Sesshoumaru nicht mit dem töten aufhört und Anis zuliebe ein Engel wird, das war ja wohl klar. Dementsprechend geht es dann auch weiter, da fließt eine Menge Blut...
Ich hoffe ich hab euch jetzt nicht vergrault^^
freu ich auf kommis, wer einen schreibt kriegt eine ENS wenn es weiter geht.